Susan konnte kaum glauben, was sie da hörte. Sagte er das wirklich? Und glaubte er tatsächlich, dass sie – oder sonst jemand – es glauben würde?
Das Lächeln, das in seinen Augen aufblitzte, beantwortete ihre Frage.
„Werfen Sie mich raus?“
„Nein.“ Er streckte die Hand aus und griff nach einem Mont-Blanc-Füller, den er dann zwischen den Fingern umdrehte. „Ich bin ein netter Kerl, Susan. Ich werde Ihnen noch eine Chance geben.“
„Was soll das heißen?“
„Das heißt, ich setze Sie auf Bewährung.“
„Auf Bewährung?“
„Ich denke, Sie brauchen jetzt ein wenig Zeit, sich das Ganze zu überlegen, zu entscheiden, wie viel Ihnen Ihr Job wirklich bedeutet, ob Sie ihm mit voller Konzentration nachgehen und sozusagen teamfähiger werden können.“
Sozusagen, wiederholte Susan stumm. „Das können Sie nicht machen“, sagte sie laut.
„Und ob ich das kann“, sagte er und entließ sie mit einem frischen, fröhlichen Zwitschern. „Das wäre dann alles, Susan. Und machen Sie die Tür hinter sich zu.“
Das passiert nicht wirklich, dachte Susan, als sie zu ihrem Schreibtisch marschierte. „Wie kannst du es wagen!“, murmelte sie leise. „Wie kannst du es wagen, du Schwein!“
Was zum Teufel mache ich jetzt?, fragte sie sich, als sie, weder links noch rechts blickend, an der langen Reihe der abgeteilten Büros entlangschritt und auch Carries fragenden Blick ignorierte.
Sie ließ sich laut auf ihren Stuhl fallen, wobei sie aus Versehen die Papiere neben ihrem Computer anstieß und zusah, wie sie durch die Luft segelten und auf den Boden fielen, als suchten sie Deckung. „Verflucht seist du, Peter Bassett.“ Was sollte sie jetzt tun? Ihre Arbeit war in Ordnung, das wussten sie beide. Es ging nicht um ihre Arbeit, ihre Arbeit war nebensächlich. Es ging darum, dass sie seine Avancen zurückgewiesen hatte. Seine Avancen zurückgewiesen! Wer war sie – eine schöne junge Heldin in einem altmodischen Mantel- und Degenfilm? Nein, sie war eine jämmerliche, übergewichtige Frau mittleren Alters, die sich von den Aufmerksamkeiten eines Bürocasanovas derart hatte einwickeln lassen, dass sie beinahe etwas unglaublich Dummes getan hätte, und jetzt Gefahr lief, deshalb ihren Job zu verlieren.
Vicki hatte völlig Recht gehabt. In jeder Beziehung.
Susan nahm den Hörer zur Hand und tippte ihre Nummer. „Ich muss Mrs. Latimer sprechen“, erklärte sie Vickis Sekretärin.
„Die ist im Moment in einer Besprechung. Kann ich ihr etwas ausrichten?“
„Es ist dringend. Können Sie ihr sagen, dass ihre Freundin Susan Norman sie sofort sprechen muss? Ich warte so lange, wie es sein muss.“
Eine halbe Minute später war Vicki in der Leitung. „Susan, wo bist du? Was ist los?“
„Ich bin bei der Arbeit. Erinnerst du dich noch daran, worüber wir im vergangenen Monat gesprochen haben?“
„Verdammt“, sagte Vicki langsam. „Du hast doch da geschissen, wo du isst.“
Das nächste Mal gehts mit Barbara weiter. Ich hoffe, ihr könnt euch noch an sie erinnern
Liebste Grüße
Eure Nikita