So, ich komme relativ frisch aus dem Kino.
Film: Die Dolmetscherin
Genre: Thriller
Kino: mittelgroßer Saal, sehr gut gefüllt
Nun, was lässt sich zu diesem Film sagen. Ich bemühe mich, nicht allzu sehr zu spoilern.
Das Thema: ein geplanter Mord. Afrika. Eine Frau, die etwas mitgehört hat, was nicht für ihre Ohren bestimmt war. Eine Menge Dunkelmänner (was für ein Wortspiel, uh).
Positiv ist, dass dieser Film vielleicht wieder den vergessenen kontinent in den Kopf der breiten Masse rückt. Auch wenn er nicht die Moralkeule schwingt und eher zu seichter Unterhaltung zu zählen ist. gewiss nicht zu Gesellschaftskritik.
Ein Thema, das etwas aus dem Rahmen fällt, Schauspieler, die etwas aus dem Rahmen fallen, da Schwarzafrikaner nun nicht gerade die Vorzeigestars der hollywoodschen Filmschmiede sind. Schade eigentlich.
Hier verbucht der Film auch Pluspunkte, weil er meiner Meinung nach auch damit spielt, das der Westeuropäer oftmals noch größere Probleme damit hat, schwarze Gesichter zu speichern, aus dem Gedächtnis heraus zu unterscheiden. Aber an dieser Stelle wurde meiner Meinung nach auch viel verschenkt.
Die Hauptdarsteller hingegen, wenn man damit Nicole Kidman bezeichnet und Sean Penn, sind natürlich (-_-) weiß.
Kidman hat meiner Meinung nach Ausstrahlung, keine Frage. Aber dieser Film hat irgendwie keine schauspielerischen Höchstleistungen von ihr gefordert. Sie spielt solide und gegen Ende des Films sicher auch in einem guten Oberfeld, sie wirkt durchgehend authentisch, nie lächerlich, kurz: sie macht ihre Sache gut.
Bei Penn hingegen bin ich irgendwie zwispältig. Er ist keine Fehlbesetzung, aber ich frage mich, wie ein Hauptdarsteller die volle Länge des Films hindurch so unendlich blass bleiben kann. Seine Mimik ist beschränkt, ja manchmal sogar deplaciert. Bisweilen wirkt er in völlig ernsten Gesprächen so, als risse er einen Witz. Und das geht nicht mehr als verzweifelte Komik durch, das wirkt einfach nicht. So bleibt seine Mimik streckenweise hölzern, insgesamt spielt er nicht schlecht und mangels richtig guter Schauspielleistung anderer wird er auch nicht an die Wand gespielt. Sein Glück vielleicht.
Mag sein, dass er auch durch die Synchronisation sehr verliert, denn ich finde, dass der Film - noch dazu bei dem Titel - miserabel synchronisiert ist. Gerade bei Penn ist mir das besonders aufgefallen, da passt allzu oft Bild und Ton einfach nicht zusammen.
Insgesamt ist der Film technisch in Ordnung, am Anfang stört die Überblendung, die einfach unnötig scheint, später kommt sie nicht mehr vor, oder man gewöhnt sich daran, ich weiß nicht. Schnörkellos, ohne viel Schnickschnack, der Zeitablauf wirkt logisch, funktioniert. Man kann sich problemlos in den Film vertiefen. Positiv.
Es ist, wie oben genannt, ein Thriller. Ich hab mir sagen lassen, Otto betitelte Thriller einmal als "Spannungsfilm". Ist das hier gerechtfertigt? Es gibt ein paar spannungsgeladene Szenen, einige davon sind handwerklich auch sehr schön bis zum Höhepunkt aufgebaut, selten wird der Bogen überreizt. Dazwischen plätschert der Film nicht sehr thrillermäßig vor sich hin. Wie ein Kriminalfilm, was aber nichts schlechtes heißt. Nur wer action pur erwartet, wird enttäuscht werden.
Der Film hat eine in sich geschlossene Rahmenhandlung, wie schon gesagt, hat er eher kein moralisches Ende, was ich als positiv bewerte, denn Hollywoods pseudogesellschaftskritik kommt doch meist eher seicht daher. Dann lieber gar keine und bei Unterhaltungskino bleiben. Und Unterhaltung ist dieser Film auf jeden Fall. Kein Filmknaller, kein Blockbuster, kein Geniestreich, aber solide. Und wenn man danach sucht, findet man auch sicher auch eine abendfüllende Diskussionsgrundlage...