Teil 7.3.
Die Kleine guckte mich ganz geschockt an.
„ Fall mir jetzt nicht um. Das macht aus mir noch keinen schlechten Menschen, wenn ich weiß, wie ich mich verteidigen kann.“, nickte ich ihr nur zu. Deswegen war ich vielleicht kein schlechter Mensch, aber wegen dem anderen Mist um so mehr. Genauso war ich ein Alptraum für den hauseigenen Wachmeister, der die Anweisung und das Verbot von Andréi bekommen hatte, mich auch nicht im Ansatz zu belästigen, obwohl er doch auf seinem Scanner genau sehen konnte, dass der Macker seines Schützling nie unbewaffnet war. Meine bloße Anwesenheit machte ihm schon zu schaffen und wohl erst recht die Tatsache, dass ich ihm ständig irgendwelche Wanzen und Kameras unbrauchbar machte. Das alles aus dem einfachen Grund, weil ich in Ruhe duschen wollte ohne dabei gefilmt zu werden, genauso wenig, wie ich darauf stand im Bett gefilmt zu werden. Der arme Andréi ahnte natürlich nicht, dass ich der Grund war, dass er ständig verwanzt war. Ihm war das schon manchmal richtig peinlich, wenn ich ihn von dem Spionageungeziefer befreite und dabei kam ich mir, nicht selten, wie eine Art Kammerjäger vor.
„So meinte ich das nicht. Natürlich macht dich das nicht zu einem schlechten Menschen. Ich dachte nur, dass du trainierst, im Studio oder so.“ Aber ein Miststück war ich, das ihren Bruder schon unzählige Male betrogen hatte. Der sich für Geld von anderen durchvö**** ließ, aber sich nicht traute mit seinem eigenen Freund in die Kiste zu springen. Normalerweise hatte er das alleinige Recht auf mich und auf die Dinge, die ich mit mir anstellen oder mir gefallen ließ. So einen Fang wie mich, hatte Andréi mit Sicherheit nicht verdient, egal wie man es auch drehen und wenden mochte. „ Ich hab früher mal Karate gemacht, das gefiel mir aber nicht so und dann hab ich zig Kampfstile mal ausprobiert. Es war bis jetzt noch keiner dabei, der mir wirklich gefiel, darum trainiere ich manchmal einfach nur so ein wenig oder nehme an verschiedenen Kursen teil. Ich würd wohl mal gerne an einem Kurs, in so einen Kloster, teilnehmen. Aber regelmäßig mach ich eigentlich nichts, außer Laufen.“ Charlize hörte gespannt zu.
„Sag mal, interessierst du dich für sowas?“ „Ja, ich würd auch mal gern so was machen. Das ist auch eine ganz andere Lebensphilosophie, die die haben und das finde ich total spannend. Vom Thai Chi weiß ich darüber ein wenig was und ich würde so gern mehr darüber erfahren. Körper und Geist und das alles. Beim Kampfsport soll man ja auch seine innere Ruhe finden können.“ Ich staunte nicht schlecht: „Ähmm ja, das stimmt schon im Großen und Ganzen. Ich wunder mich jetzt grad nur ein wenig, dass dir das gefällt.“ Von dieser Seite seiner kleinen Schwester hatte Andréi aber noch nichts erzählt.
Wir hörten wie sich im Haus langsam Hektik breit machte und auch das erste Gezeter von Fabién war schon zu hören. Amüsiert über die Panik, die da ausbrach, ließen wir es uns erst recht gut schmecken. Andrea wurde ständig von seiner Frau wieder weggeschickt, weil sie mit seinem Outfit nicht zufrieden war. Das wiederholte sich sieben Mal, bis sie dann doch mitging und er danach dann, genauso von der Farbe und seinem Muster, zu ihrem Outfit passte. Mindestens
genauso oft rannte Fabién wieder in ihr Zimmer zurück, um sich dem Outfit der Eltern anzupassen und leider passten ihre neuen Schuhe nicht zu dem Gruppenoutfit. Darum auch das laute Gemecker.
„Verstehst du jetzt, warum ich mir den Sch*** da nicht freiwillig antue?“ Ich nickte nur: „Ja, das wäre auch nichts für mich.“ Wir fingen wieder an zu lachen und genossen weiterhin das Schauspiel. Hätten wir Popcorn gehabt, wäre es fast wie eine Kinovorstellung gewesen. „Wenn die da mit ihrem Kostümfest fertig sind, sollten wir uns auch auf den Weg machen. Nicht, dass Andréi dann schon wieder da ist und auf den Trichter kommt, dass er mithelfen könnte.“ Charlize stimmte mir zu. „ Ich brauch auch noch ne Weile bis ich das Auto geholt hab.“ „ Dann wäre es vielleicht besser, wenn du das jetzt schon machst. Ich kümmere mich um das Geschirr und den anderen Kram hier.“ „ Keine schlechte Idee, wenn es dir nichts ausmacht. Sonst helfe ich dir lieber.“, meinte ich nur, aber sie fand das in Ordnung und schob mich förmlich raus, als ich Anstalten machte, den Tisch abdecken zu wollen. Also machte ich mich dann lieber auf den Weg nach Hause, denn ich hatte noch ein ganz schönes Stück zu laufen, um meinen Wagen zu holen.