Die Wahrheit ist schwarzweiß
1.
Gebannt schaute ich auf die Uhr. Der Sekundenzeiger quälte sich Stück für Stück vorwärts. Heute kommt sie, ich werde sie endlich wiedersehen. Tick Tack musst nur noch ein kleines Stück. „Kunami, kannst du mir den Namen des Flusses nennen? Peng die Realität hatte mich wieder, welcher Fluss? Ach ja Erdkundestunde Thema Afrika und keine Peilung was der Lehrer nun wissen wollte. „Bitte?“ „ Du solltest besser aufpassen, Kunami.“ Die Schulglocke kam mir heute wie Musik vor. Erlöst jetzt nix wie hin zum Bus. Ich rannte fast, weil ich den Bus nicht verpassen wollte und Karina und Jonas Mühe hatten mit mir Schritt zu halten. „Was hat die denn? Hey Kunami es läuft dir nix weg!“ schnaufte Jonas dick bepackt mit seiner Schultasche und Tennistrainingstasche. Die blonden Haare wild durcheinander und stets mit einem breiten Grinsen. „Laufen nicht aber fahren, muss unbedingt den Bus kriegen, wenn’s geht noch einen früher!“
„Wow, was ist denn so wichtig, den früher kriegst du eh nicht mehr!“ Karina legte noch einen Schritt zu um mich einzuholen. „Gleich an der Bushaltestelle erzähle ich’s.“ Blitzschnell fegte ich um die Straßenecke und blieb erst stehen als ich die Haltestelle erreicht hatte.
„Nun aber mal raus damit“ bohrte Karina „was ist los?“ „Na heute kommt meine Tante von ihrer Australientour zurück. Sie war 2 Monate dort um Fotos für ein Fotobuch zu machen. Bin irre gespannt was sie zu erzählen hat."„Ach so, und deshalb der ganze Stress!“ stöhnte Jonas. Der konnte mich wahnsinnig machen mit seiner coolen Ader, aber noch mehr nervte er mich mit seinem „Mathe ist ja so easy“ Mist. Ich schaute ständig auf meine Uhr und konnte es kaum erwarten bis endlich der Bus um die Ecke bog. Während der Fahrt erzählte Jonas von seinem letzten Tennisturnier am Wochenende. Meine Gedanken waren aber schon wieder ganz woanders. Das ist meine Haltestelle, kurz verabschiedet stürmte ich aus dem Bus. Zielstrebig an der Kleingartenkolonie vorbei und in die Sackgasse rein. Vorbei an Frau Schusters Trauerweide und Herrn Wallers englischen Vorgarten. Papas Auto stand noch nicht in der Auffahrt sie war also noch nicht da.
Ich schloss die Tür auf. “Sie ist noch nicht da!“ meine Mutter stand im Flur und wartete ebenfalls gebannt auf Shanice Ankunft. Ich rannte die Treppe hinauf um meine Schultasche in meinem Zimmer zu verstauen. Die Tür von Opas Zimmer stand weit auf und Opa guckte gebannt aus seinem Fenster. „Ertappt“ rief ich und Opa grinste breit, drehte sich kurz um und schaute wieder gebannt aus dem Fenster. „Beeil dich!“ sagte er "sie sind gerade um die Ecke gebogen, gleich sind sie hier!“ Ich schmiss die Tasche in mein Zimmer die Tasche in mein Zimmer und raste die Treppe herunter als ich auch schon Papas Auto auf der Einfahrt hörte. „Langsam...“ meiner Mutter wurde bei dem Tempo wie ich die Treppe runtersauste ganz blas um die Nase. Opa folgte mir langsam.
Da die Autotüren, ich war ja so gespannt was Shanice alles zu berichten hatte. Ich hielt es nicht mehr aus und riss die Haustür auf und lief den Beiden entgegen. „Shanice...“ rief ich laut und flog ihr gleich um den Hals. „Siehst du, du warst zu lange unterwegs.“ lachte mein Vater. „Bin ja wieder da!“ grinste Shanice. Sie nahm mich ganz fest in die Arme und begrüßte dann Opa und meine Mutter, die im Türrahmen stehen geblieben waren. „Herzlich willkommen, hattest du einen guten Flug mein Schatz?“ sagte Opa und schenkte ihr sein süßestes Lächeln. Meine Mutter fügte hinzu „Komme doch erst mal rein und ruh dich aus“ „Ausruhen...“ lachte Shanice „ich bin wacher als wach habe den Flug fast nur geschlafen und verpasst was zu Essen“ „Na dann mal hinein Essen ist bald fertig.“ meine Mutter drückte sie noch mal ganz fest. „Dann mal auf ins Wohnzimmer und erzähl uns ein bisschen von Australien“ sagte Papa. Mama verschwand in der Küche und der Rest gesellte sich ins Wohnzimmer. Mama hatte dort schon Gläser und Saft bereitgestellt.
„Sag mal Kunami, hast doch bald Geburtstag, was wünscht du dir?“ wollte Shanice wissen. „Na eine neue Jahreskarte für den Zoo“ platzte ich schnell heraus. „Och nö...“ stöhnte sie „das kannste dir von den beiden ideenlosen Männern wünschen“ und zeigte links und rechts auf Papa und Opa „Da muss sich deine Tante mal raus klinken dieses Jahr, dann lass dich überraschen.“. Aber meine Zookarte bekomme ich doch?“ lachte ich und guckte zu Papa. „Lässt sich machen Schatz“ beruhigte er mich. Ja es beruhigte mich wirklich denn ich wollt auf meine Besuche im Zoo wirklich nicht verzichten. Ich wollte nach der Schule unbedingt eine Ausbildung zur Tierpflegerin machen.
Mama guckte um die Ecke „Kommt ihr bitte?“. Shanice erzählte während des Essens über ihre Australienreise. Land, Leute und für mich am interessantesten über die Tiere.
Nach dem Essen zogen sich Shanice und Mama in die Küche zurück, spülten Geschirr und freuten sich mit lautem Gelächter das sie mal einen Moment für sich hatten. Die beiden waren echt die besten Freundinnen. Meine Mutter lachte viele öfter, wenn Shanice da war. Sonst war sie eher nachdenklich und still. Nun hörte man das Gelächter im halben Haus. Ich hörte meine Mutter sehr gerne lachen, nu passierte das meiner Meinung nach zu selten. Ich machte in der Zeit meine Hausaufgaben und beeilte mich um unten ja nichts zu verpassen. Als ich wieder runterkam saßen Opa und Papa immer noch auf der Couch und meine Tante und meine Mutter immer noch in der Küche. Ich setzte mich zu den beiden auf die Couch und gönnte mir einen Saft. Mein Vater schmökerte in der Zeitung und mein Opa rauchte seine Pfeife. Ich mochte den süßen Duft seines Tabaks. Es war richtig gemütlich der Pfeifenrauch und Papas leises rascheln mit der Zeitung und im Hintergrund das ein oder andere Lachen meiner Mutter.
„Rick und Janet kommen nach Deutschland für 14 Tage.“ Sagte Opa und zog an seiner Pfeife blies den Rauch in einem langen Zug aus „Sie wollen und hier für eine Woche besuchen. Fuhr er fort. Rick war Papas großer Bruder und wohnte schon ewig auf einer Farm in Nigeria. Seine Frau Janet hatte er dort kennen gelernt und geheiratet. „Ich habe zugesagt das sie in der Zeit unser Gästezimmer nutzen können.“ Papas lächeln verschwand schlagartig „Na Bravo, hättest du nicht eher mal etwas davon sagen können, bevor du zusagst?“ „Wieso das? Es ist mein Sohn und noch mein Haus.“ „Ach und ich bin nicht dein Sohn oder wie?“ sagte Papa zickig „Kunami geh doch bitte in die Küche und fülle den Saft auf.“ Ich nahm die Kanne und ging leicht verwirrt in Richtung Küche. Ich hörte nur noch wie Papa sauer Opa anfauchte „Wie soll ich das denn jetzt Hadiya erklären?“
Ich öffnete die Küchentür und Shanice und meine Mutter guckten sofort von ihren Cappuccino Tassen hoch. „Was ist Süße?“ fragte Shanice „Papa möchte das ich den Saft auffülle.“ „Hmm, ist doch noch halb voll.“ stellte Shanice fest. „Na ja,“ druckste ich rum und Shanice guckte mich erwartungsvoll an, nahm mir aber gleich den Satz aus dem Mund „Streiten die beiden wieder?“ Ich nickte „Rick und Janet wollen für eine 1 Woche kommen.“ Bei dem Namen Janet kniff meine Mutter die Augen zusammen so dass sie ganz klein wurden und mir wurde langsam noch unwohler als es mir eh schon war. „A-ha und weiter?“ fragte Shanice „Opa hat ihnen zugesagt das sie die Woche über hier verbringen können.“ “Oh nein.“ Meine Mutter stand mit einem Ruck auf das ihre Tasse wackelte und ging mit festen Schritt ins Wohnzimmer, wo augenblicklich ein Streit vom Zaun brach. Shanice bot mir einen Stuhl neben sich an „Deine Mutter versteht sich nicht gut mit Janet und Rick und dein Vater hat auch eher einfrostiges Verhältnis zu den beiden. Wir können froh sein, wenn sie es 24 Stunden ohne Zank in einem Haus aushalten. Aber eine ganze Woche...?“ „Warum?“ „Süße das erklären die beiden dir lieber selbst. Und nun lass uns ein paar von den köstlichen Keksen deiner Mutter mopsten.“ Ich nickte.
Der Nachmittag war gelaufen. Meine Mutter verschwand wutsprühend ins Schlafzimmer und ließ noch nicht mal Shanice hinein. Opa hockte stur auf dem Sofa und qualmte seine Pfeife und blickte stur aus dem Fenster in den Garten. Vater ignorierte ihn vollständig und grummelte hinter seiner Zeitung. Shanice und ich saßen zwischen den Stühlen und spielten aus lauter Frust „Mensch – ärger – dich – nicht“. „So es wird Zeit...“ sagte meine Tante plötzlich „es ist Zeit in meine vier Wände zurückzukehren. „Fährst du mich Bryan?“ Sie umarmte mich ganz fest und ließ sich dann von meinem Vater in die Jacke helfen.
Ich ging in mein Zimmer und öffnete mein Fenster einen Spalt. Ich hörte Shanice „Und was ist nun dabei rausgekommen?“ „Was schon unser Herr Papa hat wieder seinen Dickschädel durchgesetzt, die kommen.“ „Ihr solltet es Kunami erklären, sie ist alt genug.“ „Aber Hadiya...“ dann klappten die Autotüren zu. Was sollten sie mir erklären? Wofür war ich alt genug? Warum meine Eltern so einen Hass auf Rick und Janet hatten? Warum reagierten sie so allergisch? Das verstand ich nun echt nicht.
Ich setzte mich an den PC und surfte ein wenig. Im Hamburger Zoo hatten sie eine Webcam in der Kinderstube vom neusten Elefanten Nachwuchs. Einfach süß. Es dauerte nicht lange bis mein ICQ Alarm schlug. Pling SuperJo war da. Hinter diesem geistreichen Nick verbarg sich kein geringerer als mein bester Kumpel Jonas.
SuperJo:
na wie war die familienzusammenkunft?
Blackgirl:
Gut... na ja ... gut
SuperJo:
dafür das du in der penne nen riesen wind gemacht hast klingt das aber komisch. Also, Maus was ist los?
Blackgirl:
bin keine Maus
SuperJo:
was los ist?
Blackgirl:
War alles so schön bis Opa ankündigte das mein Onkel und seine Frau aus Afrika für 1 Woche zu Besuch kommen und unser Gästezimmer belagern werden. Keine Ahnung warum meine Eltern da so ausgeflippt sind.
SuperJo:
boah voll der thriller da! sorry, so haste dir den tag nicht vorgestellt, oder?
Blackgirl:
Nee Mr Cool hab ich nicht. Und wie war Dein Tag?
SuperJo:
im gegensatz zu deinem ganz normalo würd ich sagen. Tennistraining, hausaufgaben und surfen hihi
Blackgirl:
Na dann ist ja gut
SuperJo:
war das schon morgen mit der musikgruppenarbeit?
Blackgirl:
Ja klang jedenfalls spannend
SuperJo:
Jo wär ja nett wenns dreiergruppen gibt. muss jetzt happa machen.
Blackgirl:
Ja wär nett (Gruppen). Vergiss deinen Schnuller nicht
SuperJo:
Logo immer dabei bis morgen logout & ciao
Jonas war ein Clown durch und durch. Manchmal taten seine coolen Sprüche richtig weh. Aber er ist superlieb und einer meiner allerbesten Freunde.
Ich ging heute früh zu Bett und hoffte das sich über Nacht die Wogen wieder etwas glätten würden.