Were you the girl in „Run Lola Run“? -- Der erste Amerikaner, der sie erkannte. Peinlich nur, dass das Treffen ausgerechnet in einem „Adult Store“ stattfinden musste, wo Franka Potente mit knallrotem Kopf gerade einen Dildo von Unterarmgröße in der Hand wog. Eine der lustigeren Episoden aus LA. Denn merkwürdig, inmitten gutgelaunter „shiny happy people“ und unter ewig gleißender Sonne, wurde es der Schauspielerin aus Deutschland zunehmend kühler ums Herz. Tröstlich nur, dass auf der anderen Seite der Welt ein guter Freund sehnlich auf ihre Briefe wartete, um sie sogleich mit seinen Berlin-Impressionen zu versorgen. Um nichts anderes geht es in diesem schönen und melancholischen Auslandsjournal.
Im Herbst 2002 begab sich Franka Potente für ein Jahr ins Tropengebiet der Filmindustrie. Wer nun allerdings einen Aufmarsch der Celebrities erwartet, wird enttäuscht sein. In ihren Briefen an den Schauspielerfreund Max Urlacher ins ferne Berlin ist von Filmen nicht die Rede. Vielmehr geht es um winzige, überteuerte Appartments, um den Straßenköter „Pelle“, den die Potente zur Überwindung ihrer Einsamkeit aus seinem Tierheim erlöst, um Amy, die einzige wirkliche Freundin unter lauter Ausgeflippten -- und um eine Leichtigkeit des Seins, die selbst bleischwer macht. Stimmungsbilder aus einem etwas anderen Los Angeles!
Max berichtet Düsteres aus einem froststarrenden Berliner Winter: „Sachertörtchen“, seine österreichische Freundin, hat sich am Silvesterabend von ihm getrennt; der Kanzler droht stärkere Einschnitte ins Sozialsystem an. Franka findet es traurig, in Julistimmung einen Weihnachtsbaum zu schmücken. Ein Trost, die Eltern reisen an. Dann sind die Koffer weg! Alles scheint irgendwie aus den Fugen geraten. Das Wörtchen „Heimat“ rückt plötzlich ganz nahe. In Berlin demonstrieren Tausende gegen den Irak-Krieg -- und was erlebt Franka in God’s Own Country? Ihr frischgebackener Lover Cole zeigt nichts als Indifferenz, Desinteresse und das Rechtsempfinden des Selbstgerechten! Mehr und mehr macht sich Fremdheit breit.
Buletten und Nudelsalat! Nach einem Jahr endete der kalifornische Traum. Geblieben ist dieses traumschöne Brieftagebuch, angereichert mit Fotos aus beiden Städten, die den Seelenzustand ihrer Bewohner perfekt widerspiegeln - Franka Potente, Max Urlacher - Los Angeles-Berlin. Ein Jahr Quelle:www.amazon.de
Ein äußerst geniales Buch, welches ich wirklich nur empfehlen kann. Leider hat es gerade mal 190 Seiten.