Nachdem Larius ausreichend geruht hatte und sein Körper sich von den Strapazen der Reise erholte, stillte er seinen Blutdurst und forderte alle auf zu einer Versammlung zu erscheinen.
Garius kannte mittlerweile die fünf Neulinge und tat so als habe er dieselben Interessen wie sein Vater. Durch die Angst die er um Hella hatte, veränderte er sich so sehr, das selbst Thoma sich manchmal vor ihm fürchtete. Er rief Hella nicht mehr an und versuchte auch nicht an sie zu denken. Vielmehr konzentrierte er sich jetzt auf seine Aufgabe und suchte einen Weg, wie und wann er seinem Vater gegenübertreten konnte. So wie ihn es gelehrt wurde, glaubte er fest daran dass seine Kräfte um einiges stärker werden wenn die Pforten der Unterwelt geöffnet waren. Larius erkannte seinen Sohn kaum wieder und war sehr überrascht von der positiven, so wie er glaubte, Einstellung seines Planes gegenüber. Garius hörte auf die Worte von Thoma und versuchte seinen Vater mit List zu hintergehen. „Wenn man seine Feinde nicht besiegen kann, dann sollte man sie mit Liebe erdrücken.“ Diese Worte gingen ihn durch den Kopf die er bei einem Film im Fernseher aufgeschnappt hatte.
Nun wurde diskutiert und geplant was nach der Verwandlung der Auserwählten zu tun wäre.
Larius sowie auch sein Sohn verschwiegen, wer und wo die besagte Person zu finden ist. Seine Begleiter erhielten nur den Auftrag Larius zu folgen und seinen Sohn den Rücken frei zu halten. Alles andere brauchten sie nicht zu wissen.
Thoma erzählte mit Stolz, jedenfalls tat er so, das er Garius nun nichts mehr beibringen kann und er ein guter Schüler war. Larius war sehr zufrieden und ein leichtes lächeln glitt über sein Gesicht. Er war zum ersten Mal Stolz auf seinen Sohn und es schien fast so, als habe er doch verborgene Gefühle für ihn. Doch nie würde er sich das anmerken lassen.
Nach der Versammlung redete Larius noch mit Askan um ihn näher kennen zu lernen.
Vampire konnten sich zwar am Tage nicht draußen aufhalten, das hieß aber nicht dass sie schliefen. In einer großen Halle trainierten die Jungs was Garius ihnen beibrachte. Jeden Abend nach Sonnenuntergang, hatten sie für drei Stunden frei und konnten machen was sie wollten.
Eine festliche Musik die sie aus der Ferne hörten, erweckte ihre Aufmerksamkeit. Sie kannten die Art von Musik und wussten dass irgendwo ein menschliches Fest sein musste. Als sie denn noch in der Ferne ein buntes Leuchten am Himmel sahen, waren sie sich ganz sicher dass dieses Licht von einem Feuerwerk kam. „Kommt last uns dahin fliegen, mal sehen was da los ist. Vielleicht gibt es da hübsche Mädchen zu sehen.“ Schlug einer der Jungs vor. Askan hielt dies für keine gute Idee und erwiderte; „Das sollten wir nicht tun, wir sind hier um die Rebellion vorzubereiten und nicht um uns zu amüsieren. Das wir aus Hunderten ausgewählt wurden, ist schon eine Ehre für mich. Auf keinen Fall werde ich das wegen irgendwelcher Albernheiten riskieren.“ „Wie du meinst du Spielverderber. Wir haben jetzt unsere Freizeit in der wir machen können was wir wollen. Es ist total öde hier, wir wollen doch nur ein bisschen gucken.“ meinte ein anderer.
Im Dorf war am diesem Tage das alljährliche Sommerfest und nachdem die Bauern ihre Tiere und Gartenerzeugnisse präsentiert hatten, wurde gefeiert. Hella hatte erst gar keine Lust, viel zu traurig war sie das sich Garius nicht mehr bei ihr meldete. Doch da es Luises Ehrentag war und sie als älteste Bürgerin der Gemeine gefeiert wurde, ging Hella schon anstandshalber mit ihrem Vater zum Fest. Viele Kinder und Enkelkinder der meist sehr alten Bewohnern waren auch gekommen und so hatte Hella doch einige mit denen sie sich amüsieren konnte.
Nachdem ihre alten Schulkameraden ihr das neuste berichtet hatten, wurde sehr viel gelacht bei einigen Spielen.
So ein Kraftakt wie man ihm beim Hammerwerfen brauchte, benötigte auch eine leibliche Stärkung und dem Duft nach frisch Gerillten, konnte man nicht widerstehen.
Hella bereute es nicht mitgegangen zu sein und hatte ziemlich viel Spaß. Die Ablenkung tat er sehr gut, denn die ganzen Tage zuvor grübelte sie nur über Garius.
Liese versuchte Heinrich zu überreden, bis zum Schluss des Festes zu bleiben, oder es zumindest Hella zu erlauben. „Liese, du weißt doch das geht nicht.“ meinte Heinrich. „Ja, ja dein Versprechen. Hella wird in vier Monaten zwanzig, was soll jetzt noch passieren? Schau mal es sind so viele junge Leute da und alle werden auf sie acht geben. Ihr könnt bei mir in der Pension schlafen.“ Liese und Heinrich diskutierten noch fast eine Stunde und auch die anderen älteren Damen redeten auf ihn ein. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und gab nach.
Es war mittlerweile schon fast Mitternacht und die meisten Gäste verließen, nachdem Luise ein kleines Feuerwerk gewidmet wurde, das Fest. Die jungen Leute waren mit Tanzen beschäftigt und Heinrich ließ seine Tochter keinen Moment aus den Augen.
Kurze Zeit später landeten vier von den fünf Vampiren auf einem Felsvorsprung des Festplatzes und beobachteten die Dorfbewohner. Askan war auf Larius Anwesen geblieben und konnte seine Kameraden nicht verstehen.
„Mann, hier ist ja so gut wie gar nichts los. Nur ein paar sehr junge Weibsen. Aber irgendwie hat dieser Ort was an sich, spürt ihr das auch?“ bemerkte einer der Jungs. „Ja…, aber was kann das sein?“ wurde ihn geantwortet.
Das was sie spürten war Hella, die sich gerade mit ihrer Freundin in der Pension etwas frisch machte.
*geht noch weiter*