Am Nachmittag kam wie versprochen Lucy und bestaunte die Wohnung der beiden. Überall standen frische Blumen, die sie zur Einweihung erhalten hatten. Nachdem Lucy ein Weilchen mir Dario redete und ihn fragte, wie es Fay jetzt so ging, kamen auch Miri und Tom.
Fay hatte am Vormittag die Kindergärtnerin kennengelernt und sie gleich eingeladen. Auch sie ist gekommen. Doch Fay war noch an der Uni um einige Unterlagen abzugeben. Miri verstand sich auf Anhieb mit der Kindergärtnerin, die Doris Riss hieß. Doris erzählte viel von ihrer Arbeit mit den kleinen Kindern und Miri hörte interessant zu. Kleine Kinder kannte sie so gar nicht. Lucys kleine Lea war das einzige Kleinkind das Miri kannte. Dario war der letzte geborene Vampir. Da Miri und ihre Schwester ja die jüngsten im Tal der Vampire waren, hatte Miri nie die Gelegenheit gehabt, Vampirkinder kennenzulernen.
Doris hatte aus dem Gespräch was geführt wurde heraushören können, das Miriam noch nicht wusste, was sie mal werden wollte. Doris erging es da nicht viel anders.
„Das kenne ich.“ ergriff Doris das Wort. „Ich wollte auch nie studieren. Das war eher ein Wunschdenken meiner Eltern. So hatte ich ihnen zuliebe sogar ein Studium angefangen. Doch schon nach einem Semester war ich mir sicher, das es nichts bringen würde. So brach ich mein Studium ab und machte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin.“ „Man braucht gar nicht studieren, sondern kann auch anderwärtig einen Beruf erlernen?“ fragte Miri etwas verwundert. Doris schaute etwas irritiert über diese Frage. Tom, Dario und auch Lucy schauten Doris an. Was eine Ausbildung ist, sollte jeder in Miris alter wissen. Es gab so viele Dinge die Miri in ihrem kleinem Tal nicht gelernt hatte. Dinge die für Tom selbstverständlich waren. Nun begriff er, wie schwer es für Miri sein musste, sich in der Menschenwelt einzuleben. Doris holte ihn wieder aus seinen Gedanken. Sie schaute Miriam an und meinte; „Hier in Bergen können Sie fast jeden Beruf erlernen. Wenn Sie noch nicht wissen, was Ihnen so liegt, dann machen Sie doch einige Praktikums. Praktikanten werden gerne genommen. Allerdings verdienen Sie dann noch nicht, aber um ins Berufsleben so ein bisschen reinzuschnuppern, ist es eine gute Lösung. Übrigens bieten wir auch einen Praktikumsplatz an. Falls es Sie interessieren sollte, dann kommen Sie einfach mal rüber.“
„Hört sich gut an. Ich werde mir es überlegen.“ erwiderte Miri. „Mögen Sie Kinder?“ bekam nun Tom die Frage gestellte. Darüber hatte sich Tom noch nie Gedanken gemacht. Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet. Er wusste nicht so recht, wie er antworten sollte. Er dachte an Lea und sagte; „Ja ich mag Kinder.“
Lucy hatte Tom in letzter Zeit nicht viel gesehen und sie merkte, dass aus ihrem großen Jungen ein Mann geworden war. Die Zeiten als Tom kaum zu bändigen war und jegliche Anweisung missachtete, hatte sie schon vergessen und auch die Vorwürfe, die sie sich selbst gemacht hatte, an seiner Erziehung versagt zu haben. Sie wusste, dass sie sich über Tom nun keine Sorgen mehr machen musste und er seinen Weg gehen würde. Nun hoffte sie, dass auch Dario und Fay glücklich werden und dass die Prophezeiung nur eine Sage aus ganz vergangenen Tagen war.
Etwas zur selben Zeit auf der Insel des Grauens, hatte Larius besuch von einem schwarzen Engel.
„Haste alles vorbereitet? Es wird endlich Zeit, das ich diese Hölle hier verlassen kann. Fast viertausend Jahre war das mein Gefängnis und mir durstet es sehr nach Rache.
Damit Garius seine Aufgabe auch gewachsen ist, muss er sich an die Welt da draußen noch gewöhnen. Schau ihn dir doch Mal an, der führt sich auf wie ein kleiner Junge und nicht wie ein Kämpfer. Er muss etwas Aura von anderen Vampiren aufnehmen, damit er merkt, dass ich nicht der Einzige bin, der auf Rache aus ist. Er hasst mich, so wie ich meinen Vater hasse. Aber das ist auch gut so, denn nur so wird er meinen Plan durchsetzen können und dieses Mädchen erobern, verwandeln oder töten. Es ist egal, Hauptsache sie verschwindet und nimmt den anderen dadurch die Kraft. Also wann werden wir geholt?“
„Du weißt, dass es nicht einfach ist und du bei den anderen so etwas wie ein Mythos bist.
Keiner weiß, dass du wirklich existierst und selbst dein Vater hält dich für tot.
Unsere einzige Verbindung zu den anderen Vampiren, die dir zur Seite stehen, ist eine alte Seherin. Dieses alte Menschenweib kann uns verstehen und gibt die Anweisung an die anderen weiter. Wir haben oft versucht uns bemerkbar zu machen, und da deine Anhänger sehr viel Böses in sich haben, sollte es auch möglich sein. Doch es gelang uns nicht, obwohl wir sie etwas steuern konnten, merkten sie aber nicht unsere Anwesenheit. Also haben wir diese Seherin gefunden und konnten sie auf unsere Seite ziehen. Da sie auch die anderen Engel spüren kann, wissen wir genau, wann sich welche in der Nähe aufhalten. Denn deine Anhänger dürfen nur über deinen Plan reden, wenn die Alte anwesend ist.
In vier Wochen werdet ihr geholt und ich hoffe es kommt nichts dazwischen. Überall sind Wachvampire unterwegs und jeder der Reisen will wird gründlich untersucht. Wir haben einen deiner Männer beim Militär eingeschleust, der brav schon jahrelang dort seinen Dienst macht. In vier Wochen sind sie mit einem Flugzeugträger nicht all zu Weit von der Insel entfernt. Ihr werdet von einem Helikopter abgeholt und müsst euch dann in einem der Rettungsbote verstecken. Dort liegen lichtundurchlässige Säcke. Die müsst ihr euch überziehen und einen Tag lang in diesem Boot ausharren. Wenn ihr dann ein Zeichen bekommt, springt ihr ins Wasser und schwimmt zum Ufer. Ein Licht wird euch den Weg zeigen, wo man euch erwartet. Das ist die einzige Möglichkeit wie ihr unbemerkt das Festland erreichen könnt. Danach müsst ihr eine recht unangenehm reichende Kutte anziehen. Die ist notwendig, damit man eure Aura nicht spüren kann. Denn du weißt ja selbst, wie starke deine Aura ist. Wenn sie euch entdecken oder bloß spüren, können wir unseren Plan vergessen.
Danach werdet ihr ins Versteck gebracht und könnt dann euren Untergebenen Anweisung erteilen.“ erklärte der schwarze Engel.
„Und du bist sicher, dass niemand etwas ahnt? Warum weiß mein Vater überhaupt schon von dem Mädchen? Wieso ist sie überhaupt noch ein Mensch? Wenn sie die Auserwählte ist und dieser Junge da, sie schon eine Weile kennt, warum hat er sie noch nicht verwandelt. Ihr habt mir doch erzählt, dass sie ihn liebt. Also wo liegt da sein Problem? Vielleicht ist das Ganze ja eine Falle und man weiß von meiner Existenz.“ So wenig die schwarzen Engel Larius vertrauten, so wenig traute er die schwarzen Engel. Der schwarze Engel wusste, warum die Prophezeiung noch nicht erfüllt war, könnte es aber Larius nicht sagen. Da sie schon anderwärtig versucht haben Fay auf die dunkle Seite zu ziehen und bisher gescheitert waren, lag nun ihre Hoffnung in Larius. Garius konnte die schwarzen Engel nicht verstehen und spürte bloß ihre Anwesenheit. Zuviel Menschliches hatte er in sich, um ganz genau so zu sein, wie sein Vater. Schon wenn Larius seinen Sohn ansah, würde er wütend. Er hatte keinerlei Vatergefühle. Garius existierte nur aus einem Grund, nämlich Fay zu beseitigen und somit könnte sich Larius dann ganz und gar auf seinem Vater konzentrieren.
Das Quietschen der Hängematte in der Garius lag, ging Larius tierisch auf die Nerven und aus voller Kehle brüllte er seinen Sohn an; „Hör sofort mit dem scheiß Geschaukel auf!“
*geht noch weiter*