Dario wollte sich gerade umdrehen und gehen, als sein Bruder schrie; „Du, du hast mir gar nichts zu sagen. Ich mache immer was ich will und werde auch immer machen was ich will und wehe es steht mir einer im Weg, den mache ich fertig.“ Tom wurde immer wütender, seine Hände ballten sich zu Fäusten zusammen, sein Blick starr und leer. Seine Wut stieg immer weiter, weil er das nicht haben konnte, was er wollte. Nicht wissend, was mit ihm geschah, wurde das Aktiv, was in ihm schlummerte. Dario merkte, wie Tom sich veränderte und rief: „Tom, hörst du? Tom deine Augen werden ganz Rot, was ist los mit dir?“
Doch Tom war zu keiner Antwort mehr fähig. Er krümmte sich vor Schmerzen und Dario rief immer: „Tom was ist los mit dir? Wie kann ich dir helfen?“ Er hatte richtig Angst um seinen Bruder. Dario sah, wie sich sein Bruder verwandelte, wie seine Augen sich mit Blut fühlten und seine Haut immer heller wurde als wäre dort kein Blut mehr drin. Tom brachte kein Wort raus, Dario hörte nur ein leises stöhnen. Ängstlich schaute er seinen Bruder an und überlegte, ob es nicht besser wäre, einfach abzuhauen. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter, seine Körperhaare standen ihm zu berge und sein Mund wurde ganz trocken. Aber er wollte seinen Bruder auch nicht in stich lassen.
Toms fing an zu fauchen und sein Fauchen wurde immer lauter. Er sah Dario mit großen Augen an, der immer wieder rief; „Tom …! Hey Tom, hörst du mich? Du wirst mich doch nicht beißen, oder?“ Aber Tom reagierte noch nicht. Ihm war noch nicht bewusst, was gerade passierte. Er war noch nicht fähig irgendein Wort raus zubringen und konnte auch nicht erkennen, wer da vor ihm stand.
Instinktiv ging Tom in Angriffsstellung um sich zu schützen, obwohl er gar keine Gefahr ausgesetzt war. Dario wich gleich ein Stück zurück und war sehr erschrocken über das, was er sah. Nach einer Weile wurde Tom etwas ruhiger und war wieder Herr über seine Sinne. Die schmerzen ließen auch nach und ihn wurde bewusst, dass er jetzt ein Vampir war.
Dario wurde nun auch wieder so richtig bewusst, was sie waren und immer noch mit einen kleinen Fünkchen Hoffnung, wünsche er sich so sehr, dass dieser Tag bei ihm nie kommen würde. Er sah traurig zu seinem Bruder und es tat ihm richtig weh, ihn so sehen zu müssen. Auch wenn Tom es immer gar nicht erwarten konnte, ein Vampir zu werden, wünschte er sich doch insgeheim, der Tag wäre nie gekommen.
„Warum siehst du mich so an, sehe ich so schlimm aus?“ entwisch Tom ganz leise und versuchte sein Gesicht zu verstecken. „Es geht so, ein wenig Angst habe ich schon gehabt. Wie geht es dir? War es sehr schlimm für dich? Jedenfalls sah es danach aus.“ Meinte Dario und dachte; „Vielleicht war er deshalb vorhin so komisch, weil sein Körper sich veränderte, nur er nicht wusste, was passiert. Aber woher denn auch, nie durften wir dabei sein, wenn Papa und Mama sich nach dem Elixier wieder verwandelt haben. Ich frag mich bloß, was noch auf uns zukommen mag.“
„Ich will das nicht, ich kann das nicht, außerdem darf mich so keiner sehen. Was soll ich denn nur tun?“ sagte Tom und seine Blicke richteten sich fragend auf Dario. „Ich weiß auch nicht. Was hatte Papa zu dir gesagt?“ „Nur dass ich das blöde Elixier immer bei mir haben muss und noch anderen Schrott, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich werde jetzt das Elixier nehmen und dann ist alles wieder in Ordnung.“ Tom wusste nicht mehr, als sein Vater ihn gesagt hatte. In diesem Raum waren viele Bücher über Vampire und Tom war auch oft genug in dem alten Gebäude. Doch waren seine Interessen andere, als etwas über seine Rasse zu lernen. „Das solltest du nicht tun. Es wäre besser für dich, wenn du ein paar Stunden wartest, bis du das Elixier nimmst.“ Schlug Dario vor und Tom erwiderte gleich; „Woher willst du denn das wissen?“ „Das habe ich gelesen. Es braut ein paar Stunden bis deine ganzen Zellen umgewandelt sind. Nimmst du zu früh das Elixier, dann könnte es dir schaden.“ Erklärte ihm Dario, denn anders als Tom, hatte er so einiges über Vampire gelesen. „Papperlapapp, wenn mir das draußen am Tage passiert wäre, dann hätte ich das Mittel auch gleich nehmen müssen.“ Und damit hatte Tom sogar recht. „Ja schon, da würde dein Leben von Abhängen. Aber du hast die Möglichkeit zu warten und für deinen Körper ist es besser. Ich bringe Fay nach Hause, dann komme ich wieder und dann sehen wir weiter.“ Belehrte er seinen Bruder, doch so stur, wie Tom nun mal war, erwiderte er ziemlich laut;
„Bist du bekloppt, ich bleibe doch nicht in diesem stinkendem Keller und schon gar nicht alleine.“
Nur der Gedanke daran, dass er wohlmöglich so ganz alleine, die ersten Stunden als Vampir verbringen müsste, machte ihm Angst. Also zögerte er nicht lange und nahm das Umwandlungselixier. Dario ging sicherheitshalber ein Stück zurück.
Wieder krümmte sich Tom vor Schmerzen und schrie: „Dario hilf mir bitte, es tut so weh!“ „Was soll ich denn machen, ich kann dir nicht helfen.“ sagte Dario nervös und war ganz besorgt um seinen Bruder. „Ich hätte das nicht tun sollen, ich werde bestimmt sterben, diese Schmerzen, das kann ja keiner aushalten.“ „Ach, du wirst nicht sterben, wirst sehen, es wird schon wieder alles gut werden.“ Doch auch Dario hatte Angst. Er konnte zwar die Schmerzen von seinem Bruder nicht fühlen, aber er spürte die Panik und Angst, die er hatte. „Man das ist ja furchtbar, hoffentlich werde ich mich nie verwandeln.“ Dachte sich Dario und nach ein paar Minuten, die Tom wie eine Ewigkeit vorkam, war der Spuk dann zu Ende. Mit zittrigen Knien, ein leicht taubes Gefühl in den Gliedern und einen widerlichen Geschmack im Mund, stand er vor seinem Bruder.
Sie setzten sich auf Stühle, die an einem kleinen runden Tisch standen. „Und …, wie fühlst du dich?“ wollte Dario wissen. „Außer großen Schmerzen habe ich nicht viel gefühlt. Mir war kalt, es wurde kurzzeitig ganz dunkel und für einen kleinen Moment fühlte ich Macht und Stärke. Also besonders schön fand ich es nicht ein Vampir zu sein, naja vielleicht ist das ja nur beim ersten Mal so blöd.“
„Du warst ja auch nur ein paar Minuten ein Vampir, da kannst du gar nicht mehr fühlen, du hättest das Elixier nicht gleich nehmen sollen.“ Meinte Dario, doch Tom war mit seinen Gedanken schon ganz woanders.
„Hey Dario …! Das bleibt aber unser Geheimnis, ja? Erzähle bitte niemanden davon, dass ich mich verwandelt habe, ok?“ Tom hatte große Angst, dass er jetzt zu Hause ausziehen muss. „Tom, ist das nicht besser du erzählst es Lucy, ich halte es für besser, wenn sie bescheid weiß.“ hielt Dario für richtig. „Ich möchte ihr keine unnötigen Sorgen machen, du weißt doch sie muss sich jetzt schonen.“ erwiderte Tom. „Aber ruf wenigstens Papa an, er kann dir bestimmt noch etwas zum Thema Vampir sagen und es würde dir nicht schaden, wenn du hier das eine oder andere Buch liest.“ erwiderte Dario. „Ok werde ich machen, versprochen.“ sagte Tom, doch was man von Tom versprechen halten kann, weiß Lucy am besten.
Fay wartete in der Zwischenzeit, schon ganz ungeduldig auf die beiden. „Was dauert denn da so lange, ob ich mal nachschauen gehe? Lieber nicht, sonst wird Dario böse, er hat ausdrücklich gesagt, ich soll warten.“ Nach einer Stunde kamen die beiden Brüder wieder nach oben. „Na endlich! Ich habe schon gedacht ihr kommt gar nicht mehr hoch und habt euch die Köpfe eingehauen. Hey, was ist passiert? Tom wirkt so anders, ich hoffe du hast ihn nicht so hart ran genommen, er hat es nicht so leicht, er muss jeden Tag aufs Neue gegen sich kämpfen. Dario ich bin so froh, dass du diese Eigenschaft nicht besitzt.“ Aber die beiden Brüder sagten nichts und Fay wunderte sich, was mit ihnen los war, wollte aber nicht weiter nachfragen. Sie war ja bis vor Kurzen noch ein Einzelkind, aber sie wusste von Klassenkameraden, dass es unter Geschwister sehr heftigen Streit geben kann. Dario dachte sich auch nichts dabei, dass Fay annahm, sein Bruder hatte einen inneren Kampf zu führen. Schließlich hat Tom bei ihr den Hypnoseblick versucht und Fay da bemerkte, das er böse Augen hat.
„Komm lass uns jetzt nach Hause fahren!“ sagte Dario. Sie brachten Fay nach Hause, fuhren noch ein wenig durch die Straßen von Torin und plauderten über die Sachen, was sie noch so erwarten könnte.
Fortsetzung folgt …