[Fotostory] Avengers

Avengers

Jetzt war es schon 2 Tage her, seit Raku das Haus verlassen hatte und Meister Daichi wusste auch nicht, warum... und Saiori würde wohl ohne ihn nie wieder aufwachen aus diesem Giftschlaf, denn nur er wusste, welches Gift ihr eingeflösst wurde. Verdammt! Warum kann ich ihr ausgerechnet jetzt nicht helfen, wo sie es doch wohl am dringensten nötig hatte? Und jetzt gab ich mir auch noch selber die Schuld daran, dass Raku weg war. Ich bin so ein Idiot!

Sie lag da, als würde sie mich nicht bemerken. Ihr leerer Ausdruck war nur eines der Symptome des Giftschlafes, welches man kannte. Wie man einen Giftschlaf beseitigen konnte, wusste keiner, noch nicht mal Aiko und wenn sie es nicht weiß, wusste es wirklich so gut wie keiner. Dass sie nur sehr flach atmete, machte mir wirklich Angst und dass ihr Blick in der Ferne lag, konnte nichts gutes bedeuten. Wie sollte ich ihr beibringen, wenn sie aufwacht, dass ihr Bruder spurlos verschwunden war? ...Falls sie jemals wieder aufwacht...

3 Jahre zuvor...

"Meister?" Mir gefiel dieser Ort gar nicht...und ich wusste auch nicht, warum Raku auf diesen Friedhof zulief, schließlich sind alle unsere Verwandten damals während des Kagegakure-Aufstandes ins Ausland verschwunden, jedenfalls hat er mir dies immer wieder gesagt und ich glaube ihm das auch, schließlich ist er mein großer Bruder! "Ähm...Meister?!" Langsam wurde ich ungeduldig und das heißt nichts gutes. "Geh schon..." Er nickte nur in Richtung des kleinen Friedhofes. Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Raku zu folgen, wenn ich wissen will, was das alles hier soll.

Es waren doch mehr Grabmäler, als ich dachte, doch warum weinte mein Bruder? Er war doch sonst nicht so...und was auch verwunderlich war, war die Tatsache, dass an diesen 2 Gräbern frische Blumen standen und auch sonst alles gepflegt aussah...Wirklich seltsam...

"Raku? Was ist denn los, warum sind wir überhaupt hierher gekommen?"
Er weinte immer noch, so als wären diese Gräber die von unseren Eltern...doch das konnte doch gar nicht sein! Oder etwa doch? Sollte er mich wirklich die ganzen Jahre über angelogen haben? Nein... Ich wollte nicht auf die Gravierungen der Gräber schauen, mir wurde auch so schon bewusst, dass das der Friedhof unseres Clans ist, des Clans Kurotsuka. Ich wusste nicht warum, aber auf einmal wurde mir alles klar: Die Tatsache, dass sich nie jemand bei uns gemeldet hat, nachdem Daichi uns bei sich aufgenommen hatte; dass Raku nie gerne über unsere Eltern sprach und dass er immer wieder nach der Schule verschwand, ohne uns Bescheid zu sagen...Das konnte doch nicht wahr sein!

Das war doch völlig unmöglich! Wie konnten mir bloß alle diesen Friedhof hier verschweigen? Es wäre doch besser gewesen, wenn ich die Wahrheit direkt erfahren hätte...oder hielt mich Raku dafür noch zu klein, zu jung und sensibel?
„Ich wollte es dir schon früher sagen...“ ,Daichi wies auf eine naheliegende Bank.
„Es wäre besser, wenn wir uns dort darüber unterhalten würden, auch für deinen Bruder.“ Immer noch unter Schock stehend folgte ich ihm.

„Weißt du...es war nicht immer leicht für deinen Bruder gewesen, in all der langen Zeit sich um dich zu kümmern und auch diesen Friedhof zu pflegen. Wahrscheinlich wollte er dir diese Last nur ersparen...“ Daichi’s Stimme klang mitfühlend, als er dies erzählte.
„Also habe ich Recht damit, dass diese kleine Lichtung zum Besitz meines Clans gehörte?“ Ich deutete auf die kleine Lichtung und den Wald, der sich dahinter erstreckte.
„Ja; aber nicht nur dies gehörte eurem Clan. Die Kurotsukas bestanden zum größten Teil aus Händlern, denen auch einige Bauern angehörten. Der Handel in Kagegakure florierte wieder für eine lange Zeit, als sich euer Clan vor 30 Jahren hier niederließ, doch dann...“
Er stockte.

Tränen liefen mir die Wangen herunter, als ich fragte, was denn passiert sei.
Er holte noch mal kurz tief Luft, bevor er fortfuhr: „Vor fast 9 Jahren, als der Aufstand in Kagegakure gerade seinen Anfang nahm, hörten die Bauern, die sich außerhalb des Dorfes niedergelassen hatten, Schreie aus der Richtung dieser Lichtung und sahen kurz darauf Rauch aufsteigen. Diejenigen, die nicht Hilfe aus dem Dorf holen wollten, kamen sofort hierher, doch...“ Ich schüttelte den Kopf. Ich ahnte schon, was als nächstes kam, als Daichi wieder zu Sprechen begann. „...doch fanden sie nur eure schwerverletzte Mutter vor und die ermordeten Mitglieder eures Clans, darunter auch euren Vater...“

Saiori hatte sich in den Schlaf geweint, allerdings hatte sie sich vorher nochmals die Worte von Daichi ins Gedächtnis gerufen: Deine Mutter sagte diesen Bauern, wo ihr beiden euch versteckt gehalten habt. Doch nachdem sie euch nach 2 Tagen in einem Erdloch gefunden hatten, verstarb eure Mutter, nachdem sie eine letzte Bitte äußerte...
Diese Bitte sollte Raku ihr erzählen, wenn er meinte, dass sie bereit dafür war.

Verbrannte Erde...hier hatte einst unser Haus gestanden...doch jetzt wuchsen hier nur noch wilde Sträucher und Bambus...dieses Bild wird wohl für immer in meinem Gedächtnis bleiben...

Und wie Raku mich kurz vor unserer Heimkehr anschaute...etwas unendlich trauriges lag in seinem Blick, nachdem er ein letztes Mal die Grabmäler anschaute und dann seinen Blick wieder nach vorne richtete...vielleicht ein zuversichtlicher und hoffender Blick in die nahe Zukunft...ich wusste es nicht...

Ich wollte...einfach nur schlafen, so wie ich es sonst auch getan habe...nur hatte ich jetzt das nagende Gefühl der Ungewissheit in mir, was wirklich damals passiert ist...Schlafen...
Sie drehte sich mit der leider wahr gewordenen Gewissheit, dass sie und ihr Bruder die einzigen Überlebenden eines Anschlages auf ihre Familie waren, auf die linke Seite ihres Bettes und schon kurz danach fiel sie in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

Jetzt war es schon fast 2 ganze Jahre her, seitdem Saiori in den Giftschlaf gefallen war und es hatte sich noch immer nichts an ihrem Zustand geändert. Takeo saß gedankenverloren auf einem Stuhl, der auch dieselbe Härte hatte wie der schon seit langem eingetretene Alltag. Wäre Raku doch bloß hier...er könnte ihr sicher helfen, wäre er damals nur nicht so ein Sturkopf gewesen und einfach so abgehauen! Das Mädchen lag immer noch mit dem für den Giftschlaf typischen starren Blick auf dem provisorischem Krankenbett, da der Meister des Teams, Daichi, und auch Aiko nicht wollten, dass Saiori in ein Krankenhaus kam, da sich dort und in der nahen Umgebung des Dorfes seit einiger Zeit vieles zum Schlechten geändert hatte.

Der Junge schaute erstaunt auf; war es Wirklichkeit und keine Sinnestäuschung? Tatsächlich! Aber wie...? Das vor ihm liegende Mädchen hatte sich bewegt und nicht nur das, sie weinte! Richtige Tränenbäche bildeten sich auf ihren Wangen aus einem für Takeo unverständlichen Grund. Was soll das bedeuten? Jahrelang keine Regung und jetzt...? Doch da versiegten auch schon die Tränen, so plötzlich, wie sie gekommen waren. „Saiori? ...Saiori!“

Es klopfte an der Tür, denn es war schon Nachmittag und da kam meistens Aiko mit Ryu vorbei, die sich um Saiori kümmerten. Als die Meisterin von Ryu jedoch sah, dass etwas mit Saiori nicht stimmte,...

...schickte sie Takeo und Ryu unverzüglich vor die Tür, denn etwas Unvorhergesehenes war eingetreten, dass höchstens Daichi erklären konnte. Wenn überhaupt!

Es war nun Anfang September und die laue Sommerluft ging langsam ins frischere Herbstwetter über, als Daichi sich seinem Haus auf der Lichtung näherte. Der Tau lag noch auf den Grashalmen und Rosenbüschen, obwohl die Sonne schon mit aller Kraft schien. Daichi blickte an der Hauswand empor, als er aus dem Wäldchen trat.

Mal sehen, was die beiden dazu sagen werden. Ein wissendes Lächeln spielte um seine Lippen, als er in das Zimmer seiner Schüler blickte. Es ist zwar noch recht früh, Saiori auf diese Schule zu schicken, aber vielleicht haben die beiden ja nichts dagegen einzuwenden und sind einverstanden damit. Während er noch darüber nachdachte, was er genau den beiden sagen sollte, schrillte ein Wecker, der kurz darauf jedoch aus dem Fenster flog. Mal wieder...das nächste Mal reicht wohl ein Eimer Wasser... Lachend trat Daichi ins Haus.

"Warum muss Raku mir jedesmal den wecker stellen, obwohl er doch selbst nie aus dem Bett kommt?!" Leicht wütend stand Saiori dennoch auf, denn ihr Magen knurrte schon wie ein hungriger Wolf. Außerdem ist heute Samstag, also kein Grund zur Eile...

Grummelnd zog das Mädchen eine Grimasse, während es sein Bett zurecht machte. Ich wette, der olle Faulpelz schläft immer noch, so wie ich ihn kenne... Nach wenigen Handgriffen lag die Bettdecke ordentlich auf dem Bett und auch das Kissen war nicht mehr von der Nacht verknautscht.

Während Saiori leise zum Kleiderschrank tapste, gewahrte sie den lautstark schnarchenden Bruder. Wie immer, ich hatte also doch Recht...aber ich lasse ihn wohl doch besser schlafen, schleißlich kann er ein ganz schöner Morgenmuffel sein! Leise kichernd ging das Mädchen zum Kleiderschrank und zog die Schublade leise auf. Währenddessen drehte sich der noch immer schlafende Junge auf die Seite, doch das bemerkte Saiori gar nicht mehr, denn die geöffnete Kleiderschranktür versperrte ihr die Sicht.

Nachdem das schwarzhaarige Mädchen im Badezimmer fertig war und den Kleiderschrank wieder schließen wollte, mit Bedacht darauf, diesen so leise wie möglich zu schließen, fiel ihr der Türgriff aus der Hand und die Kleiderschranktür fiel mit einem ohrenbetäubenden Rattern zu. Sie erschrak.

Mist, verdammter...! Doch ein schneller Seitenblick zeigte ihr, dass ihr Bruder noch immer friedlich vor sich hinschlummerte. Entweder... er hat einen Traum, der ihn überhaupt nicht loslässt...oder...er ist einfach nur taub...

Obwohl Saiori ihn schon mit durchdringenden Blicken durchlöcherte, da er immer noch im Bett lag, machte ihm das anscheinend überhaupt nichts aus und drehte sich erneut mit einem lauten Schnarcher auf die Seite. Ich glaube, ich möchte wirklich nicht wissen, was er gerade träumt...obwohl er ja ständig wie betäubt weiterschläft...
Kopfschüttelnd aufgrund dieser Tatsache machte das Mädchen kehrt und wollte in ihren Teil des Zimmers gehen, als es plötzlich...

...ein polterndes Geräusch auf der Treppe wahrnahm. Anscheinend ist Daichi Sensei ebenfalls der Meinung, das Raku aufstehen sollte. Denn es war der Sensei von beiden, Daichi, der die Treppe hochpolterte in enormer Eile, als wäre etwas passiert.

Oje, anscheinend ist mit ihm wohl gerade nicht gut Kirschen essen...
Der Meister baute sich vor dem Bett des schlafenden Raku auf und fing auch schon an, eine Predigt zu halten. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du gefälligst selber auch mal pünktlich aufstehen sollst?! Ich denke, so an die 1000mal kämen schon hin, oder?“

Saiori wusste zwar, dass es nicht nett war so über ihren Bruder zu lachen, denn schließlich hätte sie ihn ja auch wecken können, doch wer hätte denn ahnen können, dass Daichi Sensei heute so drauf sein könnte, zumal er auch nichts wichtiges geplant hatte...oder etwa doch?

Come on!

Noch mit halb geschlossenen Augen und total verträumt machte sich Raku jedoch dann doch die Mühe, sich aus seinem Bett zu erheben. Die Matratze ächzte, ein Zeichen dafür, endlich eine neue zu besorgen, sonst würde Raku noch irgendwann auf dem Lattenrost schlafen oder aber gezwungenermaßen auf dem oberen Bett schlafen müssen, was er aber schon immer tunlichst vermied. „Aha, der Herr hat mich also doch gehört und bequemt sich endlich, aufzustehen.“

Der ältere Bruder gähnte herzhaft, bevor er das Wort an seinen Meister richtete: „Gab es irgendeinen Grund dafür, dass sie mich so früh aus dem Bett schmeißen müssen, Sensei?“ Immer noch leicht vor sich hinträumend drehte er sich zu seinem Meister um, der jedoch schon auf den Schreibtisch zustrebte. „Allerdings, den gibt es. Und nein, ich werde dir nicht jetzt sofort sagen, warum.“ Als hätte er die Worte seines Schützlings erahnt, denn Raku blieb der Mund offen stehen, da er gerade fragen wollte, doch dies hatte sich ja jetzt erledigt.