[Fotostory] Jaqueline - Ein Mädchen will hoch hinaus

  • Oh, ich frage mich, was das stockkatholische, bayrische Mami mehr schocken wird, die Tatsache, dass ihr Töchterchen einen Freund hat, oder die Model-Fotomappe! Ich könnte mir vorstellen, Letzteres!


    Ist ja gerade etwas viel auf einmal für die armen Eltern!


    Kevin hat sich ja innert kürzester Zeit vom jungen Burschen zum Mann gemausert, mit einem Verantwortungsbewusstsein, das tatsächlich bewundernswert ist in seinem jungen Alter von 18 Jahren!


    Aber ob es wirklich zur Heirat kommt, sei dahin gestellt. Ich kanns noch nicht recht glauben und hoffe auf Jacqueline!


    Zu viel Moral? Ist das wohl nicht, wenn man bedenkt, dass das ganze in einem kleinen bayrischen katholischen Dorf passiert!


    Hihi, ist jedenfalls wieder witzig zu lesen gewesen, mir gefällt dein leicht ironischer Schreibstil!
    lg
    Lizzie


    p.s. während ich meinen Kommi schrieb, hast du ja bereits weiter geschrieben!

  • Erstmal danke für die Kommis, die ihr liebenswerterweise immer so schnell für meine Fortsetzungen parat habt! :applaus


    Dann nochmals danke, dass ihr immer so ausführlich schreibt und die Teile immer so interessant kommentiert - ist echt eine Freude für mich, die Kommis zu lesen.


    Zum weiteren Verlauf der Geschichte möchte ich noch nicht viel sagen, außer dass Jaquelines Eltern noch viel Stress mit ihren Nachkömmlingen bevorsteht.
    ;) Wie ihr vielleicht schon gemerkt hat, ist Jaqui insgeheim der Modelsache doch nicht ganz so abgeneigt, wie sie vielleicht den Anschein erwecken möchte...


    Und damit: AUS!!!

    Liebe Grüße und noch'n schönen Abend!

  • Hey... weiter geht's. Ist diesmal wahrscheinlich nicht so spannend - eher nur innerer Monolog bzw. Gewissenskonflikte seitens Jaqui, aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem.



    Eine Frage habe ich aber noch, bevor Mami meine Räumlichkeiten wieder verlässt. „Denkst du echt, dass das mit Kevin und Babsi hinhauen wird?“

    Dafür, dass sie gestern bei der Verlobungsfeier so hingerissen glücklich ausgesehen hat, zögert Mami heute morgen ganz schön lange mit ihrer Antwort.

    „Ich weiß, dass dir das stinkt, Jaqui, aber ich glaube doch, dass die beiden sich ganz gut verstehen werden. Wenn Babsi erst mal Mutter ist, wird sie auch ein bisschen reifer werden. Und Kevin? Er ist jetzt schon ein so verantwortungsbewusster Mann, er wird gut für seine kleine Familie sorgen. Leid tut mir nur, dass er jetzt nicht studieren kann, so wie er das eigentlich wollte. Aber Vati und ich können uns das nicht leisten: Den verheirateten Sohn auf die Uni schicken und seine Frau und sein Kind miternähren. Der Gasthof wirft grade genug ab, damit wir vier halbwegs angenehm leben können, zwei zusätzliche Personen in der Familie würden ein ganz schönes Loch in unsere Finanzen reißen. Und Babsis Eltern sind ja auch nicht gerade begütert – da ist auch nicht mit viel Unterstützung zu rechnen.“

    Mami streichelt mir zärtlich über die Wange.


    „Und du wirst ja schließlich nach dem Abi auch zur Uni gehen. Es ist schon gut so, wie wir es gestern besprochen haben: Nach der Hochzeit werden Kevin und Babsi in das kleine Häuschen ziehen, das Opa uns hinterlassen hat und ihr eigenes Leben führen. Kevin sucht sich gleich nach dem Abi einen Job und wenn das Kind erst mal größer ist, kann Babsi auch arbeiten gehen.“


    Richtig flau wird mir aber erst im Magen, als ich erfahre, dass Babsi nicht zum Abi antreten wird, sondern die Schule noch vor den Weihnachtsferien schmeißt, um sich auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter vorzubereiten.

    Wie kann man mit 18 Jahren bloß so sein Leben wegwerfen?


    Sie könnte ja noch ein paar Monate länger zur Schule gehen und die Prüfungen nach der Geburt des Babys nachmachen! Aber was ich von Ulli so weiß, ist deren große Schwester ohnehin keine Leuchte gewesen und hat sich beim Lernen immer schon schwer getan: Der Welt geht also keine Wissenschafterin verloren, weil Babsi die Schule abbricht.

    Bei Kevin ist das was anderes!
    Na ja, ein Genie ist er auch nicht gerade, aber bei allem was mit Computern zu tun hat, ist mein Bruder ein wahres Ass!
    Ein Informatik-Studium wäre also genau das Richtige für ihn. Wenn er damit fertig ist, würde er bestimmt einen hochbezahlten Job in der EDV-Welt finden und könnte seiner Familie ein viel besseres Leben bieten als wenn er gleich nach dem Abi irgendeinen minderen Job in irgendeinem mickrigen Büro oder so annimmt.

    Claudines Worte fallen mir plötzlich wieder ein.


    „Ich denke, ihr seid ohnehin nicht sehr begütert, was glaubst du, wie dankbar dir deine Eltern sind, dass du ihnen nicht weiter auf der Tasche liegst, sondern sie im Gegenteil sogar finanziell unterstützen kannst?!“

    Zugegeben: Ich habe mir nie großartig Gedanken darüber gemacht, wie hart meine Eltern dafür schuften müssen, um uns ein angenehmes Dasein bieten zu können, doch jetzt, wo sozusagen das Lebensglück meines Bruders vom Familieneinkommen abhängt, werde ich ziemlich nachdenklich.

    „DU, Jaqueline, DU könntest viel dazu beitragen, damit es deinen Eltern und deinem Bruder besser geht, damit Kevin seinen Lebenstraum nicht aufgeben muss!“


    Da! Schon wieder diese verdammte innere Stimme!

    Langsam beginne ich, sie zu hassen.


    ... geht gleich noch weiter...

  • Dessen ungeachtet plappert sie unentwegt weiter.
    „Du müsstest nur ein bisschen vor ein paar Kameras herumhampeln und dich von allen möglichen Leuten begaffen lassen. Was bedeutet das schon? Für ein paar Mal Hüften schwingen und vor dich hin grinsen kassierst du ´ne Menge Kohle und kannst damit deinem Bruder aus der Patsche helfen!“

    „Die er sich selber eingebrockt hat!“ schreit meine äußere die innere Stimme boshaft an.


    Zum Glück ist Mami schon längst aus dem Zimmer, sonst müsste sie an meinem Geisteszustand ernsthaft zweifeln.

    Die innere Stimme ist wohl nie um eine Antwort verlegen!
    „Ja, natürlich ist Kevin selbst schuld, aber ist es nicht der Sinn von ‚Familie’, dass einer dem anderen hilft und unterstützt? Denk’ mal dran, was deine Eltern schon alles für dich getan haben! Immer haben sie zurückgesteckt, damit ihr Kinder auf nichts verzichten müsst! Und jetzt hast du ein Mal die Chance, ein bisschen was davon zurückzugeben! Wie kannst du in dieser Situation nur zögern?“

    Drei Tage später hält Claudine mir einen fertig aufgesetzten Vertrag unter die Nase, auf den nur noch einer meiner Erziehungsberechtigten seine Unterschrift setzen muss.


    Und dazu drückt sie mir ein paar Geldscheine in die Hand.
    „Dein Anteil, Jaqueline! Ich hab’ deine Probeaufnahmen einem Teenager-Magazin gezeigt und die waren so begeistert davon, dass sie gleich ein paar Fotos in ihren Modeteil aufgenommen haben.“


    SCHLUCK!
    In der Ausgabe, die kommende Woche erscheint, werde ich auf einer Doppelseite abgelichtet zu sehen sein!


    Für alle Welt! Oder zumindest für den Teil der Welt, der sich dieses Heftchen kauft.

    Wie konnte Claudine das nur veranlassen, ohne mich zu fragen?


    Gerade will ich erbost Einwand erheben, als mein Blick verstohlen auf die glatten, neuen Scheinchen in meiner Hand fällt.


    1.500 EURO!
    Das ist bestimmt mehr, als mein Bruderherz in einem ganzen Monat bei einer 40-Stunden-Woche verdienen würde – vorausgesetzt, er fände nach dem Abi überhaupt einen Job, was in unseren heutigen Zeiten ja nicht gerade eine sichere Sache ist!

  • Finger spreitz....warmtrainiern zum tippseln - und los gehts!! :zudienst


    Du meine Güte, da hat sich ja ganz schön was getan in den paar Tagen!
    Den inneren Kampf unserer Titelheldin hast du wirklich sehr gut rübergebracht. Insgeheim hab ich ja befürchtet, daß Sie sich doch für die Model-Kariere entscheidet, aber unter diesen Umständen finde ich das mehr als nur OK. Hier merkt man, wie vernüftig sie für ihr Alter von 16 denkt. Vor allem denke ich, daß es zum Großteil der Erziehung ihrer Eltern zu verdanken ist. Die sind ja gottseidank sehr aufgeschlossen. Meiner Meinung nach, vergessen viele Eltern leider allzuoft, daß sie mal selber Kinder bzw. Teenies waren. Da kann mein Ableger ein Liedchen davon singe, wenn er versucht hat mir was einzureden, hab ich immer gekonnter: Martin, ich war auch mal so alt wie Du.....:rolleyes

    Claudines Vorgehensweise war leider net ganz korrekt (ohne Erlaubnis die Bilder herzugeben). Doch dafür hat Jaqueline jetzt 1.500 € :eek: - ein durrchaus wichtiges Argument ihre Eltern dazu zu bewegen zu Unterschreiben.

    Und somit bin ich auch schon bei Kevin. Ich gebe zu, bei ihm hab ich mich gehörig verschätzt. Und er denkt wirklich sehr vernünftig. Ich bin auch nicht streng katolisch. Und oft genug beweißt das wahre Leben, daß man als nicht verheiratetes Elternpaar oftmals besser drann ist - auf jedenfall beim Finanziellen. Aber daß er sich so ne blinde Nuß wie Ulli´s Schwerster eingehandelt hat - da tut er mich echt wieder leid. :(

    Bei der ganzen Sache hab ich schon wieder sooo ein ungutes Gefühl. Gesetzten Falle diese kleine Schnepfe von Babsi spielt nur nach aussen das Dummchen.....:misstrau
    Was wäre, wenn Kevin sie nicht ange***** hat, sondern ein anderer in Frage käme, der sich weigert zu Babsi und dem Kind zu stehen. Da kommt ihr doch der nette Junge von Nebenan gerade recht. Den kennt sie ja sozusagen in und auswendig und würde da echt Ritterlich reagieren.....:rollauge


    Ja ich weiß, ich galoppier schon wieder durch. Aber jetzt is schluß, meine lieben Mitleser/innen wollen sicher auch noch ein paar Texte dazutippseln.

    LG UserGab :zudienst

    [center][SIZE=4]Meine Werke bei All4Sims[/SIZE][/center]

  • UserGab637: Vielen, lieben Dank für den Mega-Kommi!
    Ja, mit den Kindern ist das so eine Sache (ich hab' zwar noch keine, aber ich bereite mich schon - in der Planungsphase in der ich momentan noch bin - auf einige "Kämpfe" vor. Weiß ja noch, wie ich selber früher war - gottseidank scheinen meine Mami und mein Papi meine "wilden Jahre" selektiv ausgeblendet zu haben *PUHH"!)


    So, und bevor ich irgendwie auf den weiteren Verlauf der Geschichte eingehe, schicke ich lieber gleich noch mal wieder 'ne weitere Fortsetzung hinterher...




    „Na gut, ich mach’s!“

    Ist das jetzt einer von jenen berühmt-berüchtigten Augenblicken, die ein Leben völlig verändern können?

    „Blödsinn! Was du schon wieder denkst! Du machst das eine Zeitlang mit und wenn du keine Lust mehr dazu hast, hörst du einfach wieder auf! Und bis dahin hast du genug Geld gescheffelt, damit sich deine Leute keine Sorgen machen müssen, wie sie dein Studium bezahlen werden!“ Die innere Stimme meldet sich manchmal eben doch in den richtigen Situationen.

    Claudine ist begeistert und drückt mich stürmisch an sich.


    „Toll, Schätzchen! Ich wusste doch gleich, dass du die Richtige für diesen Job bist!“

    „Jonas scheint da aber anderer Meinung zu sein“, teile ich meiner neuen Chefin vorsichtig tastend meine Bedenken mit.


    Claudine tut meine Bemerkung mit einem lapidaren Schulterzucken ab.


    „Mach dir um Jonas keine Gedanken! Er ist eine Diva und bildet sich ein, dass alle nach seiner Pfeife tanzen sollen. Haupteigentümer der Agentur bin aber immer noch ich – und ich habe vor, es auch zu bleiben!“


    „Trotzdem habe ich ein Anliegen an dich, Jaqueline! Deine Fotos sind wirklich super geworden, aber könntest du dir Mühe geben, in Zukunft ein bisschen enthusiastischer zu wirken? Vergiss nicht, dass du verdammt viel Geld mit diesem Job verdienen kannst und das sollte doch wirklich ein Anreiz für dich sein, nicht einen so gelangweilten Eindruck zu machen, oder? Und außerdem würdest du die Zusammenarbeit mit Jonas damit wesentlich erleichtern. Er findet dich wahnsinnig toll, gestört hat ihn nur, dass du dir bei den Aufnahmen eigentlich kaum Mühe gegeben hast“.

    Mit fast flehendem Gesichtsausdruck wartet Claudine auf meine Antwort.

    Meine erste Eingebung wäre, dass dieser Jonas sich dorthin verziehen soll, wo der Pfeffer wächst, wenn er meint, ich hätte mir keine Mühe gegeben.


    Gerade noch rechtzeitig, bevor mein Temperament mit mir durchgeht, schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass Jonas eigentlich nicht ganz unrecht hat: Ich habe bei den Probeaufnahmen bestimmt nicht mein Bestes gegeben – und genau das sollte bei einem Job, der einem bereits in der Anfangsphase 1.500 Euro nur dafür einbringt, dass man 3 Stunden lang in traumhaft schönen Kleidern posiert, eigentlich schon im Rahmen des Möglichen liegen.

    „Ich werde mir in Zukunft die größte Mühe geben, Claudine! Wenn ich das nächste Mal vor eurer Kameralinse stehe, wird’s Jonas gewaltig vom Hocker reißen!“


    Claudine lacht herzlich über meine komische Pose.


    „Davon bin ich überzeugt, meine Süße!“

  • „Davon bin ich überzeugt, meine Süße!“[/quote]

    Ja und ich ebenfalls. Der Kampf zwischen Jaqueline und ihrer inneren Stimme ist Dir wirklich super gelungen. :applaus
    Das sie den Job jetzt doch macht, obwohl sie kein Modepüppchen werden wollte, zeigt ihren starken Charakter. Für Ihren Bruder, mit dem sie kein schlechtes aber auch kein super verhältnis hat. Respekt Jaqueline. Hoffentlich hält sie das durch.
    Ihr Bruder hat sich da aber eine schöne Dumpfbacke ausgesucht. Oh wei. Aber ich denke, daß er das meistern wird.
    Auch die Reaktion von der Mutter fand ich toll. Was wird sie wohl sagen, wenn sie erfährt, daß der Modelvertrag unterschrieben ist??
    Da hast Du aber ein paar super FS gebracht.

    LG Rivendell

  • Uiuiui, das geht ja immer schnell hier. Naja. also, vom Modeln bin ich ja nicht so angetan, aber gut, wenn es ihr gefällt. Hauptsache ist eigentlich, dass sie endlich einsieht dass ihr 'süßer' Freund ein Muttersöhnchen ist und sie im endeffekt nur benutzt hat. davon bin ich überzeugt!!
    g milkyway

    [CENTER][SIZE=4][SIZE=7]:thance[/SIZE][/SIZE]
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  • „Davon bin ich überzeugt, meine Süße!“



    Ja und ich ebenfalls.[/quote]

    Rivendell bei dem Satz bin ich fast vom stuhl gekippt:roftl !!!Darf man doch oder?

    Zur Story:




    Der Gesichtsausdruck ey, als ob man(n):roftl ihr gerade gesagt hat dass es den Buhmann wirklich gibt.So nach dem Motto: Wollt ihr mich verarschen leute?

    Wieder mal super fortsetzung.schreib schnell weitaaa.
    (Muss ich immer das gleiche schreiben???)
    (Das wird nämlich auf die dauer langweilig)

    LG Sunny

    [CENTER][SIZE=1][SIZE=2]a[/SIZE] constellation of tears on your lashes [SIZE=2].[/SIZE][/SIZE]
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  • „So, jetzt müssen wir nur noch deine Eltern davon überzeugen, dass es gut für sie und für ihr kleines Mädchen ist, wenn sie den Vertrag unterzeichnen und damit ist die Sache dann geritzt!“

    Bevor ich überhaupt noch „Piep“ gesagt habe, arbeitet Claudine schon an der Ausführung ihres Plans und schnappt sich das Telefon.


    „Halt! Claudine!“ rufe ich dazwischen, weil ich denke, dass es sicher besser wäre, wenn ich selber meinen Vater und meine Mutter schonend über meine neuen Zukunftspläne aufkläre, doch Claudine gibt mir mit einer energischen Handbewegung zu verstehen, dass meine Anwesenheit während dieses Telefonats unerwünscht ist.


    Etwa 20 Minuten später – Constantin und ich sitzen unten gerade gemütlich zusammen auf dem Sofa (na ja, ich weniger gemütlich, sondern in stetig wachsender Nervosität, wie meine Eltern Claudines Anruf wohl aufnehmen)


    – als seine Mutter die Stiegen von ihrem Arbeitszimmer herunterstöckelt und sich mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck direkt vor uns aufbaut.


    Beide starren wir sie erwartungsvoll an und als sich ihr Mund zu einem breiten Lächeln ausweitet, wissen wir, dass es geklappt hat und ich nicht gleich geteert und gefedert werde, wenn ich heute Abend heimkomme.


    „Deine Mutter scheint eine wirklich patente, vernünftige Frau zu sein, Jaqueline. Natürlich war sie etwas durch den Wind, als ich mich vorstellte und ihr sagte, du bist gerade bei uns, aber wir haben gleich für morgen Nachmittag eine Verabredung getroffen – bei euch im Gasthof. Dein Vater wird auch anwesend sein. Sicherlich ist auch er neugierig darauf, was ich ihnen zu erzählen habe“, vermutet Claudine.


    ... geht noch weiter...


  • Das erleichterte Lächeln auf meinen Lippen gefriert in Sekundenschnelle bis ganz tief unter den Nullpunkt.

    „Dann wissen sie also noch gar nichts von dem Vertrag?“ stammle ich entsetzt.


    Na toll! Da bin ich heute Abend ja mächtig im Erklärungsnotstand, warum eine wildfremde Frau in meinem Namen bei ihnen anruft und sich ein Treffen ausmachen will! Und das ausgerechnet in unserem „supercoolen, mega-stylishen“ Dorfgasthof! Kann es überhaupt noch schlimmer werden?!

    Claudine schaut mich so mitleidig an, als wäre ich ein geistig zurückgebliebenes Vorschulkind.


    „Aber Schätzchen! Wie stellst du dir das vor? Ich konnte deiner Mama doch nicht so rucki-zucki am Telefon mit der Tür ins Haus fallen! Sie ist eine sehr nette Frau, wenn auch ein wenig konservativ. Solche Leute halten das Model-Business für ein Vorstadium der Hölle – man muss deine Mutter und deinen Vater schonungsvoll darauf vorbereiten, dass du ab nun dazugehörst und das bespricht sich in diesem Fall am besten unter vier – nein sechs - Augen“, verteidigt Claudine mit energischer Wortgewandtheit ihr Versäumnis.

    Claudine hat das alles sehr verständnisvoll und freundlich ausgesprochen, doch aus irgendeinem Grund spüre ich, wie in mir ein trotziges Gefühl aufsteigt und mein Instinkt sich dagegen auflehnt, was Claudine über die so genannten „solchen Leute“ gesagt hat.


    Das rebellische Aufflackern in meinen Augen mitsamt dazugehöriger leicht hervortretender Zornesader auf meiner Stirn scheint ihr nicht entgangen zu sein.

    Ob sie es richtig gedeutet und kapiert hat, dass sie mich mit ihrer Aussage ziemlich verletzt hat?
    Ich weiß es nicht.

    Jedenfalls finde ich mich gleich darauf in einer beruhigend-versöhnlichen Umarmung wieder. „Sei doch nicht gleich eingeschnappt, Mädchen! Morgen treffen wir uns mit deinen Eltern und du wirst sehen: Es wird alles gut werden! Bald wirst du ein gefragtes Model sein und wir werden gemeinsam über diese kleinen Stolpersteine lachen!“


    Als noch dazu Constantin mich daraufhin wieder stürmisch auf die Couch zurück zieht und mich mit unzähligen, süßen Küssen überschwemmt, habe ich die kleine Missstimmung sehr schnell wieder vergessen.

  • Das Glück bleibt mir für den restlichen Abend hold, denn als mich Claudine und Constantin nach Hause gebracht haben, stelle ich erleichtert fest, dass meine Eltern und Kevin gar nicht anwesend sind.

    Ein Notizzettel auf dem Küchentisch verrät mir ihren Aufenthaltsort.


    „Sind bei den Schönthalers – Hochzeit besprechen. Kann spät werden. Geh’ schon mal schlafen! Wir sprechen morgen“, steht da in Mamis zierlich-schöner Schrift.

    „Wir sprechen morgen“ – na, sehr verheißungsvoll klingt das ja nicht gerade für mich!
    Wenn ich bloß wüsste, was genau Claudine mit meiner Mutter geredet hat!
    Na ja, ist ja auch schon egal heute. Ich geh’ lieber mal schnell ins Bett, bevor die doch noch frühzeitig wieder auftauchen.

    Am nächsten Morgen lasse ich mir im Bad viel Zeit, so dass Mami und Papi schon weg sind, als ich am Frühstückstisch erscheine.

    Nur Kevin sitzt noch da bei einem gehäuften Teller mit Rühreiern und schaut mich prüfend an, als ich mich ihm gegenüber setze.


    „Was hast du da angerichtet, Jaqui? Unsere Regierung war gestern völlig aus dem Häuschen, als diese Frau da plötzlich angerufen hat“, teilt er mir kopfschüttelnd mit.

    Ich sehe ihm an, dass er zumindest nicht ganz im Unklaren darüber ist, was Claudine Saritz unseren Eltern mitzuteilen hat.


    „Willst du dir das echt antun, Schwesterchen? Man liest doch immer wieder, dass dieses Modelbusiness kein Honigschlecken ist!“

    „Blöder Hund! Was glaubst du eigentlich, für wen ich das mache?“ denke ich empört.


    „Lass mal, Kev’! Ich mische mich nicht in deine Sachen ein, also halt du dich bitte auch aus meinen Angelegenheiten raus. Verstanden?“ zische ich ihm zu, worauf er in Schweigen versinkt und weiter lustlos sein Frühstück vertilgt.


    Ich für meinen Teil hab’ genug und verzieh’ mich noch mal kurz auf mein Zimmer, um die Englisch-Vokabeln für den Test heute im Schnellverfahren durchzugehen.
    Gestern bin ich nicht dazugekommen, aber wenn ich meine Eltern von meinem „Nebenjob“ überzeugen will, sollten meine schulischen Leistungen zumindest nicht in den Keller absacken.

    ... geht weiter...

  • Die Prüfung verläuft auch relativ gut und nach der letzten Stunde warte ich gemeinsam mit Constantin vor dem Schuleingang auf seine Mum.
    Dass wir die Zeit dazu nutzen, um ein wenig herumzuknutschen, versteht sich von selbst.


    Irgendwie kommt es mir vor, als wäre dies sozusagen meine „Henkersmahlzeit“ – noch’n bisschen Spaß bevor ich von meinen Eltern wahrscheinlich bis zu meinem 35. Geburtstag in meinem Zimmer eingesperrt werde.
    Ob ich Constantin nach dem bevorstehenden Nachmittag überhaupt noch mal wieder sehen darf – außerschulisch natürlich – hängt derzeit meines Erachtens nach ziemlich in der Schwebe.
    Kommt drauf an, wie überzeugend seine Mutter bei dem Gespräch, das über meine Zukunft entscheidet, auftritt!

    Da ist sie ja auch schon! Mit quietschenden Reifen parkt sie Constantins Auto vor der Schule und winkt uns strahlend, als könnte kein Wässerchen sie trüben, zu. Die Frau hat Nerven!


    Wenigstens lässt mich ihr Outfit aufatmen!
    Man sieht ihr an, dass sie sich – auf ihre Art – Mühe gegeben hat, mit ihrem Styling einen gesetzten, seriösen Eindruck zu machen. OK, der Rock ist vielleicht ein Stücken zu kurz, um ihn „konservativ“ zu nennen, aber so wie ich meinen Papi kenne, wird ihn das eher FÜR Claudine einnehmen.

    Gemeinsam mit Constantin steuere ich auf den Wagen zu. Es gibt mir ein beruhigendes Gefühl, ihn an diesem albtraumhaften Nachmittag an meiner Seite zu wissen.


    Dieser Erleichterung macht Claudine jedoch einen Strich durch die Rechnung!

    „Du nimmst heute mal den Bus, Consti-Schätzchen! Jonas hat sich mein Cabrio ausgeborgt, um zu einem Kunden zu fahren, deshalb brauche ich dein Auto“, erklärt sie, meinen unzufriedenen Gesichtsausdruck völlig ignorierend.

    Consti-Schätzchen nickt nur, verabschiedet sich mit einem Kuss von mir und steigt folgsam in den Schulbus.


    Ich dagegen sitze gleich darauf mit zitternden Händen auf dem Beifahrersitz neben Claudine.

    Sie fährt wie eine Irre, jedes Geschwindigkeitsgebot außer Acht lassend und so dauert es nur knapp 15 Minuten, bis wir in meinem Heimatort Niederfreisingen angekommen sind.


    Meine Eltern stehen schon erwartungsbereit auf der Treppe vor dem schmucken Gasthof parat. Papa in seinen unvermeidlichen zünftigen Lederhosen und Mami gekleidet in ein apfelgrünes, dirndlähnliches Hausfrauen-Outfit – DER Inbegriff ländlicher Gastronomen-Idylle.

    Scheu blicke ich Claudine von der Seite an. Was mag sie sich wohl in diesem Augenblick denken? Doch die hochmodern gestylte Karrierefrau neben mir zuckt nicht einmal mit der Wimper.

    Mit einem erfreut wirkenden Lächeln auf ihren Lippen steigt sie aus, geht unbekümmert auf meine Eltern zu und begrüßt sie so herzlich, als seien sie liebe, alte Bekannte.


    „Guten Tag, Frau und Herr Bichlmayr! Ich bin Claudine Saritz – wir haben gestern telefoniert. Wie nett, Sie nun auch persönlich kennenzulernen!“ höre ich Claudine in ihrer jovialsten Stimmlage sprechen.



    ... geht noch weiter...


  • Wenige Minuten später sitzen wir alle im hinteren Gastgarten auf dem großen Stammtisch und lassen uns Papis selbst gegrillte Cevapcici mit der herzhaften Gewürzmischung, die wohl auf immer und ewig sein wohlgehütetstes Geheimnis bleiben wird, schmecken.
    Auch Claudine greift tüchtig zu und lobt das Essen in höchsten Tönen, was ihr wiederum viele Sympathie-Punkte verschafft.

    Also wirklich! Die Frau weiß, wie sie sich auf dem schnellsten Wege einschleimen kann!


    Das Tischgespräch verläuft ziemlich ausgelassen. Claudine zeigt sich von ihrer ungezwungensten, sonnigsten Seite und lacht so über Papis deftige Witze, dass sie sich fast an ihrem Brötchen verschluckt.

    Ich bin die Einzige, die bisher kaum ein Wort gesagt hat und ungewöhnlich still ist. Ich lasse Claudine mal machen!
    Während des Essens werfe ich ihr immer öfter einen erstaunten Blick zu.


    Habe ich diese Frau bisher etwa völlig falsch eingeschätzt? Sie scheint sich in der Gesellschaft meiner Eltern tatsächlich sauwohl zu fühlen! Seltsam! Wenn ich da an die Leute denke, mit denen sie sich sonst so umgibt… Jonas zum Beispiel, dieser aufgeblasene Kerl!
    Aber na ja… wer weiß schon, wie Claudine aufgewachsen ist… Vielleicht hat sie ihre Jugend auch in ähnlichen Verhältnissen verbracht wie ich und fühlt sich nun in die Vergangenheit zurückversetzt? ...


    Doch was hat Constantin damals gesagt, als ich zum ersten Mal bei ihm zuhause war? „Meine Mum ist ein Profi“!

    Und tatsächlich – kaum ist das gemütliche, lockere Essgelage vorbei, verstummt auch Claudines Gelächter und an ihrer Mimik erkenne ich, dass sie sich vom „netten Mädchen von nebenan“ wieder in „den Profi“ zurückverwandelt.



    ... geht noch immer weiter....

  • „Ich danke Ihnen für diese herrliche Mahlzeit, doch kommen wir nun zum eigentlichen Thema dieses Nachmittags. Ich habe gestern bereits angekündigt, dass ich etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen möchte“, geht Claudine nahtlos zum geschäftlichen Teil über.


    Mamis ernster Blick verrät nicht, was sie über diese rasche Wendung des Gesprächs denkt.


    Vati, der während des Essens seinem selbstfabrizierten Gericht mit zwei Maß Bier die Schärfe genommen hat, mustert Claudine mit einem neugierigen, leicht schwummrigen Blick.


    Claudine zündet sich eine Zigarette an und beginnt mit ihren Ausführungen, wobei keiner sie unterbricht.
    Auch ich sitze nur daneben und höre mir ihre Worte an, als müsste ich mich selbst erst überzeugen lassen.

    „Jaqueline würde als Model viele wichtige Leute kennen lernen, die ihr eventuell bei ihrem weiteren Zukunftsplänen behilflich sein können und – was natürlich das Entscheidenste an der ganzen Sache ist: Die Honorare, die man als Model der gehobeneren Klasse verdient, sind ziemlich gepfeffert. Wenn Jaqueline diesen Job nur - sagen wir mal ein, zwei Jahre – macht, ist sie nach ihrem Abitur eine gut situierte, junge Frau und kann ohne irgendwelche Geldsorgen in München studieren, sich eine Wohnung nehmen und DIE Ausbildung machen, die ihr vorschwebt.“

    An dieser Stelle bricht Claudine ihre Argumentation ab. Ich sehe ihr an, dass sie der festen Überzeugung ist, meinen Eltern genügend Gründe dafür geliefert zu haben, um meiner Modelkarriere keinerlei Einwände entgegenzubringen.

    Papi ist auch sofort damit einverstanden, nur Mami schaut noch etwas skeptisch drein.


    „Das klingt ja alles sehr gut und verlockend, was Sie uns da erzählen, Frau Saritz. Doch ich kenne meine Tochter besser. Ich weiß, dass Sie kein Modepüppchen ist und nie eines sein wollte und ich möchte auch nicht, dass sie sich des Geldes wegen zu irgendwas verpflichtet fühlt. So viel können mein Mann und ich gerade noch aufbringen, um unserer Jaqueline das Studium zu bezahlen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ich bin zwar nicht begeistert von diesen Plänen, doch wenn Jaquelines Herz daran hängt, werde ich die Letzte sein, die ‚Nein’ dazu sagt. Dennoch sage ich Ihnen jetzt: Ich werde diesen Vertrag nur dann unterschreiben, wenn meine Tochter eindeutig dazu sagt: ‚Ja, ich will das machen!’.“

    Nun schauen mich die beiden Frauen gleichzeitig fragend an.


    „Ja oder nein! Du musst dich JETZT entscheiden, Jaqueline!“ drängt mich die innere Stimme.



    So! Jetzt ist aber Schluss für heute.

  • Wohl nich schwer zu erraten, wie Jaquelines Entscheidung ausfallen wird. Ich frage mich nur, ob die Karriere-Schnepfe sie auch 100%ig über die Schattenseiten des Business´ aufgeklärt hat. Das ist verdammt harte Arbeit und tierisch anstrengend. Man muß immer aufpassen, was man ißt, damit man nicht zunimmt und weiß der Geier, was sonst noch.


    Von der Idee wird Matthias wohl am wenigsten begeistert sein. Armer Kerl. Stattdessen kriegt der blöde Constantin sein Modepuppi...


    Mal gespannt, wie lange Jaqueline das ganze Trara dann am Ende mitmacht.





    Grüßchen


    dropdead

  • dropdead hat wort für wort meine Meinung wiedergegeben.

    Doch irgendwas stimmt mich bei der ganzen Sachen doch sehr nachdenklich - da ist irgendwo noch der sprichwörtliche Wurm drinnen.

    Mich würde auch interessieren, wie ihre Freundin und der Matti darauf reagieren.

    LG UserGab :zudienst

    [center][SIZE=4]Meine Werke bei All4Sims[/SIZE][/center]

  • Ich frage mich nur, ob die Karriere-Schnepfe sie auch 100%ig über die Schattenseiten des Business´ aufgeklärt hat. Das ist verdammt harte Arbeit und tierisch anstrengend. Man muß immer aufpassen, was man ißt, damit man nicht zunimmt und weiß der Geier, was sonst noch.
    dropdead


    wie wahr, wie wahr. Für jemanden, der für sein Leben gern isst :essen und trinkt :totrink(*so wie ich*) und für den es das Höchste ist, am Wochenende mal ungeschminkt, mit ungewaschenen Haaren und den ältesten Klamotten, die er überhaupt in seinem Kleiderschrank hängen hat herumzuhängen (*noch mal: so wie ich * :D!), ist dieser Job sicher nix.
    Immer super-gestylt aussehen, immer Disziplin beim Essen, auch wenn der köstlichst riechendste Schweinsbraten mit Knödeln und n'em halben Kilo Krautsalat (hmmm :lecka - ich träum' grad vor mich hin...) vor einem steht - ne! - also, meine Welt wär' das nicht!


    Mal sehen, wie unsere liebe Jaqui damit zurechtkommt...


    Danke für eure Kommis und ja: Der sprichwörtliche Wurm ringelt sich... weiter ... und weiter...


  • Von der Idee wird Matthias wohl am wenigsten begeistert sein. Armer Kerl. Stattdessen kriegt der blöde Constantin sein Modepuppi...


    Yeah, so ist es. Määänsch, wenn ich nicht wüsste wie sie sich entscheidet würd ich fast beten dass sie nein sagt.. najaa. lassen wir den wurm sich mal weiter ringeln ne :rollauge

    [CENTER][SIZE=4][SIZE=7]:thance[/SIZE][/SIZE]
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