„Normalerweise baut sich der Hormonspiegel nach einer gewissen Zeit wieder ab und 11 Monate sind eine lange Zeit,
das dauert höchstens ein paar Wochen“ murmelte Friedbert unsicher. „Du weißt es also nicht“ stellte ich fest.
„So lange das nicht sicher ist, kann ich das nicht mit dir tun. Oder du gehst in die Shopping Mall und besorgst Gummis.“
Friedbert sah mich mit einem unzufriedenen Blick an und prompt tat er mir leid. Ich nahm ihn in die Arme und sagte leise:
„Wir können doch auch noch anders Spaß haben.“ „Ja, sicher. Aber es ist eh schon spät. Wir sollten besser schlafen.“
Wir legten uns jeder auf unsere Bettseiten und Friedbert schlief kurz darauf ein.
Mitten in der Nacht wurden wir von einem geradezu unsimlischen Schrei geweckt. Ich raste förmlich aus meinem Bett
und lief ohne anzuklopfen in Lars und Pascals Schlafzimmer. Dort stand mein Sohn und krümmte sich vor Schmerz,
so wie ich es damals tat! Pascal redete panisch auf seinen Mann ein, bekam aber von Lars keine Antwort.
„Verdammt Pascal, ich dachte du hättest den Termin genau ausgerechnet, was ist los? Es ist noch zu früh,
ich dachte es wären noch drei Wochen bis dahin?“ „Stimmt auch“ antwortete Pascal hilflos. „Terry, ruf Dr. Einsam, schnell!“
Ich hängte mich ans Telefon und rief den Arzt an, der nicht lang fackelte und einen Krankenwagen schickte,
der meinen Sohn sofort mitnahm. Pascal fuhr mit mir hinterher, Friedbert wurde zum Babysitten verdonnert,
was ihm sogar lieber war. Ich überlegte kurz ob ich Lara anrufen sollte, Lars war schließlich auch ihr Sohn
und sie wurde Großmutter. Doch ich verwarf den Gedanken wieder, sie würde sich nur ängstigen und ich wollte ihr nicht die Nachtruhe rauben.
Lars wurde sofort in den OP geschoben und Pascal und ich warteten ungeduldig. Es wurden angstvolle Stunden,
es dauerte lange und ich wusste nicht wie ich Pascal beruhigen sollte, der einem Nervenzusammenbruch nahe war.
Ich überlegte ob Friedbert wohl so mit den Nerven fertig war, als ich unter dem Messer lag, doch davon wusste ich ja nichts.
So wie ich Friedbert kannte stand er wohl wie immer über den Dingen, doch ich wusste bis heute nicht ob es ihn
nicht wirklich berührte, oder ob er es einfach nur nicht zeigen konnte, das auch er Ängste und Sorgen hatte.
Ich ging zu Pascal und versuchte ihn zu trösten. Ich selbst verging fast vor Angst, doch Lars war zwar mein Sohn
und ich würde mit ihm sehr viel verlieren, aber für Pascal war er nicht nur der Lebenspartner, er war für ihn die Welt.
Und ich bin mir nicht sicher, ob er es überleben würde, falls Lars etwas zustieße. Ich drückte meinen Schwiegersohn an mich.
„Hey ist gut, er schafft es, wir müssen nur fest dran glauben.“ Pascal wischte sich die Tränen aus den Augen,
dann lächelte er mich an. „Weißt du dass ich dich immer bewundert habe? Du bist ein starker und mutiger Mann,
viel mehr als alle glauben. Wie du alles erträgst, wie du trotz allem zu Friedbert stehst, das ist bewundernswert.
Und ich bin dir dankbar, das du hier bei mir bist.“
Völlig perplex starrte ich Pascal an, unfähig irgendetwas darauf zu erwidern. Ich brachte als Antwort nur
ein unsicheres Lächeln hervor. Pascal war ein eher zurückhaltender und ruhiger Mann, der zwar seinem
Ehemann ständig solche Sachen sagte und sie auch so meinte, aber ich hatte noch nie erlebt, dass er so
zu anderen Sims sprach, nicht mal zu seinen Brüdern. In diesem Augenblick spürte ich dass ich in ihm einen Freund hatte,
einen Kumpel, auf den ich mich verlassen konnte, so wie auf meinen Sohn. Und dieses Wissen half mir bei meiner Sorge um Lars.
Plötzlich hörten wir die Tür zum OP aufgehen und Dr. Einsam kam heraus. Er sagte nichts, und ich konnte
seinen Gesichtsausdruck nicht identifizieren. Pascal lief zu ihm. „Was ist los, wie geht es Lars? Ist alles ok?“
„Er lebt“ sagte der Doktor leise. „Aber?“ rief Pascal aufgebracht. „Was ist mit ihm?“
Der Arzt drehte sich herum und winkte uns mitzukommen. „Folgen sie mir.“
Fortsetzung folgt...