Mit Herz und Verstand

"Oh mein Gott", entfuhr es Elaine. "Der hat aber keine Zeit verloren! Die arme Marietta. Der Artikel muss sie völlig unvorbereitet getroffen haben", dachte sie.
Sie legte die Zeitschrift beiseite und lief die Treppe hinauf zu Mariettas Zimmer.

Elaine blieb vor der verschlossenen Tür stehen und klopfte.
"Alles in Ordnung, Süße?" fragte sie. "Kann ich reinkommen?"
"Nein", schluchzte Marietta hinter der Tür, "ich möchte einen Augenblick einfach nur allein sein."
Unschlüssig blieb Elaine im Flur stehen. Sie hörte, wie sich Marietta aufs Bett warf und dann die ersten Takte von "Will you love me tomorrow". Wenn Marietta "Dirty Dancing" auflegte, war es ernst. Elaine beschloss, ihre Schwester erst einmal in Ruhe den Schock verdauen zu lassen und ging wieder nach unten.

Eine Stunde später, Elaine hatte inzwischen die Küche aufgeräumt und das Badezimmer geputzt, klingelte es an der Tür. Es war Christopher.
"Hallo!" sagte sie und gab ihm die Hand. "Wie schön, dass du mal wieder vorbeischaust."
"Ich wollte sehen, wie es euch geht", meinte Christopher.
"Mir geht es gut", sagte Elaine, "aber ich mache mir ein wenig Sorgen um Marietta. Bisher schien es so, als hätte sie die Sache mit Alex ganz gut verkraftet. Aber heute Mittag hat sie in irgendsoeiner Zeitschrift dann die Hochzeitsbilder gesehen...."
"Oh je", sagte Christopher besorgt. "Wie hat sie es aufgenommen?"
"Nicht so gut", antwortete Elaine. Sie ist in ihr Zimmer gelaufen und wollte allein gelassen werden. Aber ich schau mal nach ihr. Vielleicht hat sie sich auch schon wieder beruhigt.

"Marietta?" rief Elaine die Treppe hoch. "Christopher ist hier. Bist du wach, Süße?"
Marietta gab keine Antwort.
"Ich gehe mal hoch und sehe nach ihr", sagte Marietta. "Geh du doch schon mal ins Wohnzimmer und setz dich, ich bin gleich wieder da."

"Marietta?" Elaine klopfte zunächst zögerlich, dann etwas lauter an die Tür. Von drinnen war kein Geräusch zu hören außer der CD, die "Time of my Life" spielte. "Marietta?" rief Elaine etwas lauter. Als sie keine Antwort bekam, öffnete sie die Tür und ging hinein.

Elaines Schrei war bis ins Wohnzimmer zu hören gewesen und Christopher war sofort die Treppe heraufgestürmt. Elaine stand wie erstarrt in der Tür und blickte auf die reglos daliegende Marietta. Neben ihrer Schwester auf dem Boden lag eine Dose Tabletten.
"Schnell, fühl ihren Puls", forderte Christopher, der sich am schnellsten wieder gefasst hatte.

Elaine bückte sich und legte zwei Finger an den Hals ihrer Schwester.
"Er ist schwach, aber sie hat Puls", flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
"Wir dürfen keine Zeit verlieren", drängte Christopher. "Sie muss sofort in ein Krankenhaus. Ich nehme Marietta. Nimm du die Tabletten mit, damit sie im Krankenhaus bescheid wissen, was sie genommen hat."
"Warum machst du so etwas, Marietta? Das ist dieser Kerl doch gar nicht wert!" rief Elaine verzweifelt und strich ihrer Schwester über das tränenfeuchte Haar.

Christopher hob Marietta behutsam vom Boden auf.
"Komm, schnell, Elaine", sagte er. "Ich bringe sie zu meinem Wagen. Wir müssen schnellstens in die Klinik. Sie müssen ihr den Magen auspumpen."
Elaine war froh, dass Christopher da war. Sie stand völlig neben sich und wusste nicht, was sie ohne ihn gemacht hätte. Sicher, sie hätte einen Krankenwagen gerufen. Aber so waren sie schneller.

Wildlife: Danke für deinen Kommi. Ja, leider kriegt man die "Zzzzz"s nicht weg, auch nicht mit "Showheadlines off". Wenn noch jemand einen tollen Tipp gegen die "ZZzzzzzzzz"s hat....ich bin immer dankbar für alles. Ich hatte Marietta erst auf einer anderen Stelle am Boden liegen und habe sie dann mit "moveobjects on" verschoben. Das "Zzzz" ist allerdings geblieben, wo sie vorher lag. Blöd, aber ließ sich leider nicht ändern.
Warum sie im Bademantel ist? Sie hatte sich vorher ja hingelegt. Dazu hat sie sich umgezogen. Erst dann hat sie die Tabletten genommen.

@Herzogin: Danke. Ich dachte mir einfach, dass dieses "vor Gram krank werden" einfach zu altmodisch und zu kitschig ist. Da bevorzuge ich doch die modernere Lösung. Ich hoffe, dass ich dazu komme bald weiterzumachen. Bei mir stapelt sich die Arbeit und die geht schließlich vor. *seufz*

Sweetness: Danke für dein Lob. Du hast schon den richtigen Eindruck. Christopher ist in Marietta verliebt. Aber er hält sich sehr zurück, weil er weiß, dass sie ihn nicht liebt. Er kann sich denken, dass er ihr zu alt ist. Das hat er ja auch vor der Grillparty noch zu Conrad gesagt. Dass er in sie verliebt ist, kommt in der nächsten Fortsetzung noch einmal ganz deutlich raus. Aber ob Marietta sich auch irgendwann in ihn verliebt...das verrate ich natürlich nicht. Du hast Recht. Raj wird bald nach Hause kommen und dann geht es auch für Elaine weiter, sie hat momentan ja alles ein wenig verdrängt und nach Mariettas Selbstmordversuch hat sie erstmal auch andere Sorgen, aber keine Sorge...die Sache wird noch aufgeklärt. Ob zum Guten....das werden wir sehen.

Ronni: Vielen Dank. Freut mich, dass es dir gefällt.

Drücke mich mal wieder ganz hervorragend vor der Arbeit und mache lieber weiter mit den Sims. Na ja...das sind jetzt aber die vorerst letzten Bilder. Danach muss ich wirklich mal was tun. Nächste Woche gibt es dann wieder mehr.
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Endlich öffnete sich die Tür und ein Arzt schob eine Bahre in den Flur, auf der Marietta, schrecklich blass und immer noch bewusstlos, lag. Eine Schwester lief nebenher und Schob einen Tropf. Elaine und Christopher, die im Flur gewartet hatten, sprangen von ihren Stühlen auf.
"Wie geht es ihr?" rief Elaine atemlos.
Der Doktor zuckte mit den Schultern. "Wir können noch nichts Genaues sagen. Kommen Sie mit."
Sie brachten Marietta in ein Zimmer und der Arzt schloss sie an einen Herzmonitor an. Mit zittrigen Knien ließ sich Elaine auf einen Stuhl in der Ecke sinken.

"Wird sie...?" fragte Elaine. Weiter kam sie nicht. Der Kloß in ihrem Hals drückte auf ihre Kehle.
"Zum Glück haben Sie sie relativ schnell gefunden und hergebracht", sagte die Schwester. "Wir haben ihrer Schwester den Magen ausgepumpt. Die Tabletten sind also jetzt raus. Wir wissen allerdings nicht, wie viel des Wirkstoffs bereits resorbiert wurde, also wie viel davon schon in ihrem Blut ist."
"Im Augenblick können wir nichts tun als abwarten, ob sich ihr Kreislauf wieder stabilisiert", sagte der Arzt. "Aber ich bin eigentlich sehr optimistisch. Es sieht so aus, als hätten wir früh genug gehandelt."

"Sie können leider im Augenblick nicht viel für Ihre Schwester tun", sagte die Krankenschwester. "Vielleicht sollten Sie nach Hause fahren. Wir rufen Sie an, sobald sich ihre Lage irgendwie verändert."
"Nein", sagte Elaine. "Ich möchte lieber hier bei ihr bleiben. Ich könnte ohnehin kein Auge zumachen."
"In Ordnung", sagte die Schwester. "Leider sind wir voll belegt, die Betten sind schon knapp. Ich kann Ihnen also kein Bett anbieten. Tut mir Leid."
"Schon gut", entgegnete Elaine. "Ich kann auch hier sitzen bleiben."

Auch Christopher entschied sich, zu warten und Elaine Gesellschaft zu leisten. Sie konnte sicher Unterstützung gebrauchen. Nervös lief er im Zimmer auf und ab und warf immer wieder beunruhigte Blicke auf den Monitor, auf dem sich piepsend eine schwach gezackte Linie bewegte.
"Christopher. Bitte setz dich. Du machst mich nur noch nervöser", bat Elaine.
"Entschuldige", sagte er. "Kann ich denn gar nichts tun, Elaine? Gib mir bitte irgendeine Beschäftigung, sonst werde ich verrückt."
"Du liebst Marietta wirklich sehr, oder?" fragte Elaine und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Christopher nickte.

"Es gibt tatsächlich etwas, was du tun könntest", sagte Elaine schließlich. "Ich kann meine Mutter telefonisch nicht erreichen. Sie ist im Ferienhaus meiner Tante in Wales. Dort hat sie weder Telefonanschluss noch Handyempfang. Sie wollte morgen anrufen und hören, ob alles in Ordnung ist...aber am besten wäre es, wenn sie sofort..."
"Gib mir die Adresse, ich fahre sofort los und hole deine Mutter", unterbrach sie Christopher. "Wo in Wales ist sie denn?"
"Gower", antwortete Elaine.
"Okay. Ich denke, ich brauche circa vier Stunden pro Fahrt."
"Willst du etwa die ganze Nacht durchfahren?" fragte Elaine.
"Schlafen kann ich danach auch noch", sagte Christopher und warf einen letzten besorgten Blick auf Marietta, bevor er loslief.

Elaine blieb die ganze Nacht bei Marietta, auch als die Schwester ihr sagte, sie solle doch lieber nach Hause fahren und schlafen. Als die Müdigkeit unerträglich wurde, schob Elaine zwei Stühle zusammen und legte sich hin. Sie würde Marietta auf keinen Fall allein lassen.

Elaine schlief unruhig und wachte immer wieder auf. Immer wieder schaute auch die Krankenschwester vorbei. Es beruhigte Elaine, dass sie anscheinend nichts Besorgniserregendes feststellte. Langsam wurde es hell. Elaine setzte sich auf und schaute zum Bett herüber. Marietta schien etwas regelmäßiger zu atmen und auch die Kurve auf dem Monitor sah etwas besser aus. Plötzlich öffnete sich die Tür und Anne, gefolgt von Christopher kam herein.
"Oh mein Gott", rief sie, als sie die beängstigend aussehenden Apparate sah. "Mädchen...was macht ihr bloß?!"
"Mum! Christopher!" rief Elaine. Sie schob den zweiten Stuhl beiseite und stand auf.

"Mum, alles wird wieder gut", beruhigte sie ihre Mutter, die zu weinen begonnen hatte. "Ich glaube, es geht ihr schon wieder besser. Sie ist auch gar nicht mehr so blass. Ich werde gleich mal sehen, ob ich eine Schwester oder einen Arzt auftreiben kann."
Sie wandte sich an Christopher. "Danke, dass du Mum hergefahren hast. Du bist wirklich der Allerbeste, Christopher", sagte sie. "Aber vielleicht solltest du jetzt schlafen gehen."
"Ich werde vermutlich trotzdem nicht schlafen können", sagte er und rieb sich die überanstrengten Augen.

lindi: Dankeee!

Nerychan: Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Du hast Recht, der Trend immer alles "modernisieren" zu müssen, ist teilweise echt nervig. Ich habe zu solchen "Neuauflagen" von alten Stoffen auch ein ziemlich gespaltenes Verhältnis. Einerseits habe ich Angst, dass irgendwann die alten Werke nicht mehr gelesen werden, weil die Leute zu bequem werden, sich in andere Zeiten, andere Kulturen und Verhältnisse hineinzudenken. Andererseits, wenn man so zeigen kann, dass vermeintlich alter und verstaubter Stoff im Grunde doch gar nicht so veraltet ist, wie man meint, und dass sich an den Grundmustern menschlicher Probleme und menschlichen Zusammenlebens trotz allen Fortschritts und aller Technik gar nicht so wahnsinnig viel verändert hat, ist es auch ganz reizvoll. Vielleicht bringt es den einen oder anderen ja auch dazu, mal die Originale zu lesen und man bringt sie einem Publikum näher, dass sie sonst mit der Kneifzange nicht angerührt hätte.
Ich finde, Filme wie "10 Dinge, die ich an dir hasse" (moderne Version von Shakespeares "Taming of the Shrew"), "Liebe lieber Indisch" (Jane Austens "Pride and Prejudice" auf Bollywoodart) und ähnliche Machwerke haben ihren ganz eigenen Reiz, weil sie die Grundmuster der Literaturvorlage auf ein komplett anderes Genre übertragen und ihnen so neue Aktualität verleihen. Natürlich wäre es schade, wenn sich dann keiner mehr an die Originale heranwagt. Denn mit ein wenig Nachdenken ist vieles an den "alten Schinken" immer noch auf aktuelle Verhältnisse übertragbar. Darum macht es mir ja auch gerade so einen Spaß, diese FS zu schreiben.
Dein Lob freut mich natürlich doppelt, weil du bei "Modernisierungen" ja auch skeptisch bist. Vielen Dank also.

PS: Aber ob z.B. Goethes Faust als Sims-FS funktionieren würde...?! Vielleicht mal eine Herausforderung für die Zukunft. Da würde doch der gute Johann Wolfgang von sicher im Grab rotieren, wenn er das wüsste.

Knutschy, Lenya und ronni: Danke für eure netten Kommis. Bin gar nicht dazu gekommen, zu antworten. Aber ich freu mich immer riesig, dass ihr dranbleibt.

@cancysimsgirl: Dankeschön, ich hoffe, sie gefällt dir auch weiterhin.

@all: Ich bin jetzt erst einmal ein paar Tage in Hamburg. Ich komme zwar ans Internet aber natürlich nicht an meine Sims und den Bilderordner. Also gibt es dieses Wochenende leider noch kein Update. Das folgt aber dann am Mittwoch, wenn ich wieder zuhause bin. Vielleicht auch schon Dienstagabend. Mal sehen. Dann versuch ich auch gleich ein etwas längeres Update reinzustellen zur Entschädigung für die Wartezeit.

@all: Übrigens fällt mir mal gerade auf, dass ich peinlicherweise Christopher auf dem letzten Bild einen neuen Anzug angezogen habe. Allerdings ist er ja extra die Nacht durchgefahren, um keine Zeit zu verlieren. Äh...sagen wir, er hatte den Anzug noch im Auto liegen und hat sich unterwegs auf einer Raststätte frisch gemacht...*hüstel* *schäm* :angry Nun ja...solche Regiefehler passieren mir immer wieder mal. Fiel mir nur gerade mal so auf.