In der Zwischenzeit machte ich mich daran, das Abendessen zuzubereiten. Ich kochte Spaghetti Napoli, die aß Martin besonders gern.
Als das Essen fertig war, deckte ich den Tisch und ging ins Wohnzimmer, um Martin zu wecken, der immer noch auf dem Sofa lag und schlief. Im Schlaf zuckte sein Gesicht, als ob er gerade einen besonders aufregenden Traum hätte.
"Ich hoffe, es schmeckt Ihnen, Reverend", sagte ich.
"Vorzüglich, wie immer, Elsie. Aber nennen Sie mich doch Martin. Ich komme mir ganz albern vor, wenn wir uns immer Siezen", er lächelte.
"Gut, Martin. Hast du denn gut geschlafen", fragte ich.
"Es geht", entgegnete er, "ich hatte einen seltsamen Traum."
"Möchtest du ihn mir erzählen?"
"Zuerst habe ich von Catherine geträumt, von unserer Hochzeit. Wir haben uns bei den Händen gehalten und uns angeschaut. Ich war so glücklich. Aber sie schien irgendwie distanziert."
Dann plötzlich stand ich auf dem Friedhof an Catherines Grab. Ich wollte weinen, aber ich konnte nicht. Ich fühlte mich wie ein Verräter, weil ich für sie keine Tränen zu haben schien. Stattdessen musste ich immerzu an Alison denken."
Auf einmal war ich wieder in der Kapelle, in der Catherine aufgebahrt war. Der alte Reverend Jones war auch da. So wie damals vor der Beerdigung. Er sagte, er würde uns allein lassen, damit ich mich von Catherine verabschieden könne.
Als er gegangen war, war es plötzlich, als ob Catherine von innen heraus zu leuchten begann. Ich musste die Hand vor die Augen legen, um nicht von dem hellen Strahlen geblendet zu werden. Und dann sprach sie zu mir. Sie sagte, ich solle mir keine Sorgen machen, alles sei in Ordnung.
"Du musst dein Leben weiterleben, Martin", sagte sie. "Wir werden uns wiedersehen, aber bis dahin musst du leben."
"Ein seltsamer Traum, nicht?" fragte Martin. "Es ist, als ob mein Unterbewusstsein versucht, mein Gewissen zum Schweigen zu bringen. Ich mache mir doch etwas vor."
"Ich weiß nicht", sagte ich nachdenklich. "Meinst du nicht, dass Catherine vielleicht tatsächlich gewollt hätte, dass du irgendwann wieder ins Leben zurückkehrst?"
"Vielleicht, aber eine andere Frau....?" Martin schien sich immer noch nicht von dem Gedanken lösen zu können, dass er Catherine betrügen würde.
"Schlaf einmal drüber", sagte ich. "Es war eine anstrengende Zeit für dich, die vergangenen Wochen. Du musst das alles erst einmal verdauen."
"Nein", Martin wehrte ab, "ich kann noch nicht schlafen. Ich fahre noch einmal zur Kirche rüber."
Völlig in seinen Gedanken verloren lief Martin über den Kirchhof. Die Gräber lagen ganz friedlich und still. Hier hatte er vielleicht Gelegenheit, ein wenig Ordnung in seine wirren Gedanken und in sein Gefühlschaos zu bringen.