I.Will.Love.You.To.The.Day.I.Die
Kapitel 1
Sie saß unter ihrem Lieblingsbaum. Es war schon fast ganz dunkel, doch trotzdem blieb sie sitzen. Was sollte sie auch anderes tun? Ihre Gedanken kreisten die ganze Zeit um eine einzige Person. Nach dieser langen Zeit immer noch. Sie dachte zurück, wie es war, als sie noch ein Kind war. Was tat er jetzt wohl? In Amerika? Viel zu weit weg von ihr. Sie liebte ihn und sie wusste, dass sie ihn für immer lieben würde.
Immer wieder stellte sie sich vor, dass er jetzt glücklich war, mit einer Frau und einer Familie. Immer wieder merkte sie, wie sehr es sie verletzte, dass er sich nie meldete und dass sie keinen Kontakt mehr hatten. Er hatte sie zu oft verletzt und trotzdem liebte sie ihn – würde ihn immer lieben – hatte ihn immer geliebt. Langsam ging sie wieder auf das Haus zu, die WG in der sie wohnte. Alle anderen schliefen schon, nur sie war mal wieder wach und dachte an ihn. Obwohl sie selbst wusste, dass es keinen Sinn hatte, sie dachte jede Nacht an ihn.
Sie hatte nie mit irgendjemand über ihn geredet, zumindest mit niemand aus ihrer WG. Keiner wusste, was sie nachts tat. Dass sie dann immer unter diesem Baum saß und an einen jungen Mann dachte, der so weit von ihr entfernt war. Sie konnte sich niemals neu verlieben, natürlich mochte sie die Männer, die in ihrer WG wohnten. Aber verlieben konnte sie sich nicht. Ihr Herz hing zu sehr an ihm. Sie setzte sich in die Küche. Es hatte sowieso keinen Sinn, wenn sie ins Bett gehen würde. Sie würde nicht schlafen können, genauso wie jede Nacht. Es war wieder einmal eine schlaflose Nacht, in der sie an ihn dachte.
Niemand störte sich daran, dass sie in den Nächten oft irgendwo herum saß. Niemand merkte es, sie schliefen alle, bis morgens. Morgens lag sie meist in ihrem Bett und versuchte endlich zu schlafen, doch wie schwer ihre Nächte waren, das merkte keiner. Die anderen würden sowieso nie verstehen, warum sie diesem Mann so nachtrauerte. Er hatte sie doch nicht einmal verdient. Doch gegen Gefühle kann man nichts tun. Es war zu spät, sie konnte nicht mehr zurück. Er war in Amerika, weg von ihr. Weit weg. Viel zu weit.
Eine Ewigkeit saß sie schweigend am Tisch und starrte vor sich hin. Sie dachte natürlich an ihn, bis sie plötzlich auf die Uhr sah. Es war schon 5 Uhr, sie musste sofort schlafen, wenn sie morgen früh wach sein wollte. Sie war es zwar gewohnt, nicht lange zu schlafen, weil sie immer an ihn dachte, aber etwas Schlaf brauchte auch sie. Also stand sie auf und ging in ihr Zimmer. Sie wusste, dass sie jetzt wieder von diesen Träumen geplagt werden würde. Diese Träume, die sie jede Nacht verfolgten und sie niemals los lassen würden. Niemals. Erst wenn sie aus dem Traum, der ihr Leben war, aufwachen würde.
Sobald sie die Augen schloss, saß sie ihn vor sich. Er lächelte sie jede Nacht an, glücklich lächelte sie zurück. Sie wusste, dass er unerreichbar für sie war. Er liebte sie nicht, er hatte sie doch nie geliebt. Trotzdem war sie davon überzeugt, dass das was die beiden erlebt hatten, niemals ohne Liebe passiert wäre. Er musste sie geliebt haben, es musste einfach so gewesen sein. Wie kann man einer Person solch ein Lächeln schenken, wenn man sie nicht liebt? Es konnte nicht sein. Und sie wusste nur, dass sie mehr als Liebe für ihn verspürte, sie himmelte ihn an, vermisste ihn, liebte ihn, träumte von ihm und wollte ihn für immer bei sich haben und von ihm geliebt werden. Es war wie ein Traum, wenn sie an die Tage dachte, die sie damals, vor so vielen Jahren, mit ihm verbracht hatte. Es kam ihr so unmöglich vor. Doch trotzdem wusste sie, dass das die Realität war. Es war die Wahrheit.