weil IKEA bei euch so gut angekommen is
IKEA war gestern, heute ist OBI!
Es geschah im Mai 2004, ich war noch von IKEA traumatisiert als ich abends um 19:35 Uhr bei OBI in der Virnsberger Strasse in Nürnberg stand.
Es ging nur darum, etwas „zu schauen“. Was denn so alles an Holzböden da ist, wie viel so etwas überhaupt kosten könnte und überhaupt. Das „überhaupt“ ist der springende Punkt, wie immer.
Meine Rolle als Wagenschieber beherrsche ich von Tag zu Tag besser und nachdem man ja „nur schauen“ wollte, habe ich eben einen normalen Einkaufswagen mitgenommen.
Aus dem „nur schauen“ wurde dann „passt das rein ins Auto“ und „gut dann nehmen wir das doch gleich mit, die Randleisten stecken wir durchs Schiebedach“. Aha. Durchs Schiebedach also. Also schnell um 10 vor 8 einen anderen Wagen holen, damit 20 Packen Holzboden, der etwa 400kg wiegt, transportiert werden können.
Während wir schlichten kommt der Gedanke von einem neuen Klodeckel. Ich sage, geh und schau, aber bitte geh!
Gut, sie geht. Ich lade schön langsam den Wagen voll, fahre Richtung Kasse, hole mir beim Bäcker eine Breze und ein Cola (Praktisch, bei Obi gibt’s was zu Essen. Ähnlich Ikea).
Dann: ein Schrei. Die Schreie kenne ich inzwischen, mache mir keine Sorgen mehr, überlege nur, ob das Auto groß genug ist (langsam lerne ich, auf Grund der Lautstärke und Tonlage der Schreie auch dies einzuschätzen). Aber es geht ja nur um einen Klodeckel.
Mit meiner Breze schlendere ich Richtung Einkaufswagen zurück, als man mich urplötzlich packt und wegreißt. Ich will wissen, was los ist, bekomme keine Antwort, es wird nur aufgeregt auf etwas gedeutet und „Schrank“ gesagt.
Gut. Ein Schrank. Ein normaler. Kein süßer Schrank. Nur ein Schrank. Und? Was ist mit dem Klodeckel? Der Schrank ist aufgebaut, ein Ausstellungsstück und kostet statt 175 nur 25 Euro. Den brauchen wir. Da ist wieder dieses „wir“.
„Wir“ brauchen keinen Schrank, wenn überhaupt, dann brauchst „Du“ einen Schrank.
Der Schrank läuft nicht zur Kasse, es ist genau 20 Uhr, der Wagen ist voll mit Holz. Wo bekommt man einen Wagen her? Kein Problem. Ein Obi-Azubi, ganz in orange, kommt vorbei. Sie himmelt ihn ein wenig an, gibt ihm einen Euro und eine Minute später bekommen wir – von einem glücklich grinsenden Obi-Azubi - einen Wagen. Ich wundere mich nur, wo der Typ den Wagen so schnell her hatte! Über alles andere wundere ich mich nicht – nicht mehr. Der Kerl grinst vermutlich noch immer.
Kurz nach acht stehen wir beim Auto. Wird eng werden, der Schrank passt gerade so rein. Jetzt sind noch 400kg Holz da. Wohin damit?
Während ich überlege, wer schnell mit einem Bus aushelfen könnte, lehnt sich einer auf mein Auto und sagt in gebrochenen Deutsch
„Ey, Kollege, hast Du Problem oder?“. Ich nicke nur.
„Ey, machen wir Geschäft. Wo wohnst Du, Kollege?“. Es stellt sich heraus, dass Kollege Ey einen Bus hat. Ey ist Osteuropäer. Ey merkt, dass hier zwei Deppen stehen, die zuviel gekauft haben und es nicht ins Auto bringen. Ey kann helfen. Gut. Wir laden alles in Ey´s Bus, er fährt uns nach. Ich schaue permanent in den Rückspiegel weil ich Angst habe, dass Ey mit dem Holzboden abhaut und ihn verheizt. Ey ist ein lieber, er fährt uns hinterher und trägt sogar das Holz mit rein. Ey wollte 10 Euro fürs fahren, keine 2 km, und tragen helfen, hat 15 bekommen und wir dafür seine Handynummer, wir sollen anrufen, „wenn Auto mal wieder zu klein“ oder wir zufällig eine Markise brauchen. Aha. Eine Markise. Ich sage, dass WIR keine Markise brauchen, sie bestimmt, WIR nicht.
Vermutlich steht Ey jeden Abend kurz nach 20 Uhr mit seinem Bus auf dem OBI-Parkplatz…
Das Zeug ist in der Wohnung, jetzt muss man auch noch schnell irgend etwas machen.
„Irgend etwas“ endet im totalen Chaos, das ist ungefähr so wie die Entwicklung eines „überhaupt“ oder „mal kurz schauen“. Nach einer halben Stunde etwa schreie ich zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Menschen an. Sie schreit zurück, geht in den Garten und raucht eine. Ruhe, für 8 Minuten!
Nächste Woche steht ein Besuch bei einem Gartencenter an - ich bin gespannt!