cassio: Ja, Maisie war auch meine Liebste Person in dieser FS, aber naja, ändern kann man es nicht, leider! Ja ob Mord, Selbstmord, oder Unfall (?) das Rätsels Lösung wird wohl noch ein wenig auf sich warten. Und natürlich wird sich der Titel noch erklären! *g*
Kapitel 10
Trinity Daniel!
Es ist Freitag - oder Schreitag, wie Julia immer sagte. Und damit nicht genug: Es ist auch noch Freitag, der Dreizehnte. Großmutter hätte mir gesagt, dass man an solchen Unglückstagen lieber zu Hause bleiben sollte. Aber ich bin wieder in London, und ich, Daniel Nunn, habe ein neues Kapitel begonnen, ja, ich schreibe Tagebuch, und diese Woche sieht es bislang so aus:
Montag: Nichts tat sich
Dienstag: hat sich wohl nichts getan; habe den größten Teil verschlafen
Mittwoch: Hektische Geschäftigkeit, 15 Leute angerufen
Donnerstag: 14 Leute haben nicht zurückgerufen, aber die Bank.
Das kann man aber ändern. Mit Zuhilfenahme von etwas Chemie (sorry, Nick, aber ich bin rückfällig, konnte doch nicht alles in den Mülleimer schmeißen) zog ich also los. Und wo lande ich an diesem Schreitag? Ausgerechnet am schlimmsten Ort, in einem Eckbüro im 25. Stockwerk eines gläsernen Hochhauses. Im Büro, eines Mannes, den ich verabscheue, wie mir gerade wieder einfiel - und jetzt ist es zu spät zum Fliehen.
Dieses Büro bietet einen beeindruckenden Blick über ganz London. Ich sehe Kirchtürme, Kuppeln, Stau und einen sonderbaren Dunst. Der kommt vielleicht von den Sehproblemen, die ich in letzter Zeit habe, oder der Chemie; kann aber auch einfach Smog sein.
Ich befinde mich schon eine ganze Weile in diesem Büro, und mir wird gerade klar, dass ich bereits ziemlich lange die Aussicht studiert habe, weshalb ich jetzt den Kopf herumreiße und auf den flugzeugträgergroßen Schreibtisch des Widerlings blicke. Da sticht mir auf seinem Terminkalender das Datum ins Auge. Ich kann sehr gut auf den Kopf Stehendes lesen und sehe, dass unter dem Namen "D. Nunn" und der Uhrzeit, 16:15, "15 Minuten" eingetragen wurde, unterstrichen. Das verheißt nichts Gutes. Ich sollte mich wohl lieber ranhalten.
Nicht gerade üppig Zeit, um mein Anliegen vorzutragen, denke ich, vor allem, da fünf Minuten bereits mit launigen Höflichkeiten und ekelerregenden Äußerungen á la "Wo hast du nur gesteckt, Dan?" und "Echt super, dich wiederzusehen" vergangen sind. Zwei weitere Minuten - die Zeit verrinnt irgendwie - verschwende ich selbst auf die verblüffende Feststellung, dass der Mann eine seiner für ihn typische Fliegen trägt, und die ist limonengrün. Meiner ungenauen Schätzung nach bleiben mir also noch acht Minuten für meinen Spruch. Kein Problem. No hay problemo. Sprüche sind meine Spezialität. Das mach ich mit links.
Ich trete näher zum Schreibtisch, stelle meinen Aktenkoffer ab und setze mich. Ich denke: Jetzt aber mit vollem Speed. Ich will gerade durchstarten, als mir auffällt, dass der Widerling etwas in der Hand hält, eine Zeitschrift, eine dieser Zeitungsbeilagen, und er möchte, dass ich sie mir ansehe. Das folgere ich messerscharf, weil er mir damit vor der Nase herumwedelt und mit dem Finger aufs Titelblatt weist. Er sagt:"Du bist abgetaucht, aber das hast du wohl schon gesehen, oder?"
Es handelt sich um das Bild Die Schwestern Mortland. Ein Beitrag über Lucas´Retrospektive. Und nein, den hab ich noch nicht gesehen. Was eine echte Leistung ist, die sich nur mit viel Geschick und Sorgfalt erreichen ließ, denn es hat einen Haufen Publicity gegeben. Jetzt komme ich nicht mehr drum herum. Da ist es, das berühmteste Bild des berühmten Lucas. Es ist die Abtei, der letzte Sommer in der Abtei. Es sind Julia und Finn und die arme Maisie. Es ist mein Gestern, vor 23 Jahren. Es ist das, was ich im Dunkeln sehe, wenn ich nachts nicht schlafen kann.
Und damit nicht genug; eine Hand blättert die Seite um, eine Stimme sagt:"Warte mal, ich weiß, dass ich´s irgendwo gesehen habe ... ah, hier. Na, Danny-Boy, bist du das, bist du das, oder bist du das? Sorry, nur ein kleiner Scherz."