Friends of mine

  • FRIENDS OF MINE



    PROLOG



    Ich weiß gar nicht, warum du so ein Theater machst. Wir würden alle Kosten, die dir durch einen Umzug entstehen, übernehmen.“ Sie war gerade dabei, ihre letzte Munition zu verschießen. Aber sie bemühte sich umsonst. Ich würde ganz sicher nicht nachgeben. „Es geht hier nicht nur um mich. Stell dir vor, manche Menschen denken auch mal an andere.“ Ungeduldig winkte sie ab. „Meinst du deine Untermieter? Die werden schon was finden, da mach dir mal keine Sorgen.“ „Das sind nicht nur meine Untermieter. Es sind meine Freunde.“



    EIN JAHR ZUVOR


    LEWIS



    Es war schon dunkel, als ich nach Hause kam. Ich hatte mich nicht beeilt, Feierabend zu machen, wozu auch? Automatisch griff ich zur Zeitung, die vor unserem Haus lag. Nun ja, MEIN Haus. Fast ein halbes Jahr, und ich konnte mich immer noch nicht daran gewöhnen, allein hier zu leben. Ich mochte das Haus, und ich konnte es mir auch leisten, aber es war schon für zwei zu riesig, geschweige denn für eine Person.



    Ich setzte mich ins Wohnzimmer und schlug die Greenville Times auf, konnte mich aber nicht auf den Inhalt konzentrieren. Wie schon seit Monaten, kehrten meine Gedanken in jeder freien Minute zu ihr zurück – Hannah. Das mit dem Haus war ihre Idee… Tja, Hannah und ihr Traum von sechs Kindern. Jetzt jettete sie mit einem Millionär durch die Welt und würde sich dieses Leben bestimmt nicht mit ein paar Gören wieder versauen. Immer wenn ich dachte, ich wäre jetzt soweit, sie zu verabscheuen, sah ich plötzlich ihr Gesicht vor mir, ihr Lachen – und vermisste sie so sehr, dass es wehtat.



    Mein Magen machte mit einem lauten Knurren auf sich aufmerksam. Kein Wunder, hatte ich doch meinem Körper wieder einen langen arbeitsreichen Tag zugemutet, aber nur das Nötigste zu mir genommen. Seufzend erhob ich mich und ging in die Küche. Noch bevor ich die Kühlschranktür öffnete, wusste ich schon, dass er voll sein würde… und ich mir trotzdem nichts kochen würde.



    Die Nummer der Taxigesellschaft kannte ich auswendig. Seit ein paar Monaten verdienten die Taxifahrer und die Restaurantbesitzer von Greenville eine Menge Geld mit mir. Im Restaurant versuchte ich einfach die verliebten Pärchen aus meinem Sichtfeld zu verbannen und kam mir durch die anderen Gäste letztendlich nicht ganz so einsam vor, als wenn ich im heimischen Esszimmer gegessen hätte.



    Nach nur zehn Minuten stand ein Wagen vor meiner Tür, und der Fahrer grüßte mich freundlich. Er kannte mich und wusste, dass ich immer für ein großzügiges Trinkgeld zu haben war. Wofür sollte ich mein Geld denn sparen? Ich nahm auf dem Rücksitz Platz und starrte nach vorn. Von einem Foto am Armaturenbrett lächelten mich der Fahrer, seine Frau und drei sogar recht hübsche Kinder an. Am liebsten hätte ich nach vorn gegriffen und es zerrissen.

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]


  • Im Restaurant ließ die Kellnerin ungewöhnlich lange auf sich warten. Ich drehte den Kopf, um zu sehen, wo sie sich so lange aufhielt, als ich plötzlich meinen Namen hörte. „Lewis?“ Ich sah mich um und sah einen Mann, ungefähr in meinem Alter, auf mich zukommen. „Lewis Daniels?! Bist du das wirklich?“ Offensichtlich hatte er sich seine Frage aber schon selbst beantwortet, denn er strahlte mich an und umarmte mich herzlich, was ich unter den gegebenen Umständen etwas übertrieben fand.



    „Jamie…“ sagte ich zögernd, während ich krampfhaft versuchte, mich an seinen Nachnamen zu erinnern. Vermutlich bemerkte er meine Zurückhaltung, was ihn aber nicht davon abhielt, sich ungefragt an meinen Tisch zu setzen. „Mensch, Lewis, das ist ja der Hammer, dich hier zu treffen!“ Er nahm sich kaum Zeit, Luft zu holen und bombardierte mich mit Fragen. „Was machst du denn jetzt so? Lebst du hier in Greenville? Wie lange ist das jetzt her?“ „Das müssen jetzt so knapp 12 Jahre sein…“ erwiderte ich.



    „Mann, das waren Zeiten, was?“ Ja, genau, das waren die Zeiten, als wir zusammen zur Schule gingen, ich ein Außenseiter war und er mit mir keine drei Worte am Stück gewechselt hatte. Nicht aus Gemeinheit – wir wussten einfach nichts miteinander anzufangen, Jamie war damals eher so der Klassenclown und ich der… okay, ich geb’s zu, der Streber. „Los, erzähl schon, wie geht’s dir so? Hast du dich schon vermehrt oder machst du noch einen auf einsamer Wolf?“ Hilfe, der hatte ja immer noch so eine komische Art, sich auszudrücken.



    Jedenfalls ging das während des gesamten Essens so weiter. Anfangs überlegte ich mir noch eine Ausrede, um doch noch schnell zu verschwinden, aber mit der Zeit fand ich Jamies Gesellschaft gar nicht mehr so unangenehm. Vielleicht begann auch nur der Wein zu wirken. Ich erfuhr, dass Jamie bis vor kurzem noch studiert hatte, ein Fach nach dem anderen für sich ausprobiert hatte, sich aber im Grunde immer als Künstler gefühlt hatte und jetzt „im Gastronomiebereich“ jobbte, um sich über Wasser zu halten. Natürlich nur bis zu seinem großen Durchbruch. Tja, wenn er das selbst glaubte…



    Zusammen verließen wir das Restaurant und standen dann etwas unschlüssig draußen herum. Jamie hatte offensichtlich immer noch eine Menge zu erzählen und zu fragen; ich war inzwischen sogar richtig dankbar für die Ablenkung von meinen trüben Gedanken, die seine fröhliche Art mir bot. Da wir einen ähnlichen Weg nach Hause – oder in Jamies Fall zur Pension – hatten, beschlossen wir letztendlich, uns ein Taxi zu teilen.



    Als dieses dann endlich kam, setzte ich mich nach hinten, während Jamie es sich nicht nehmen ließ, auf den Beifahrersitz zu steigen und während der Fahrt mit der Taxifahrerin zu flirten. Ich beobachtete das Ganze amüsiert, und langsam aber sicher fasste ich einen Entschluss. Vor kurzem war Jamie nämlich aus dem Studentenwohnheim ausgezogen – nicht ganz freiwillig, wie ich seinen Worten entnommen hatte – und war jetzt auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Da ließ sich bestimmt was machen.

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]

  • @ alle: Vielen Dank für die lieben Kommentare!
    @ Chilli: lies einfach diese Fortsetzung, das wird Deine Frage sicher beantworten!


    Und weiter geht's...



    Ein paar Tage später klingelte es an meiner Tür und ich ging mit gemischten Gefühlen in den Flur, um zu öffnen. Mehr als einmal hatte ich inzwischen überlegt, ob das Angebot eine gute Idee gewesen war. Das sah mir eigentlich auch gar nicht ähnlich; normalerweise hätte ich Wochen für so eine wichtige Entscheidung gebraucht. Andererseits – was sollte schon passieren? Trotz meiner schlechten Erfahrungen glaubte ich nämlich, mich in diesem Fall auf meine Menschenkenntnis verlassen zu können. Und Jamie schien mir nun wirklich kein schlechter Kerl zu sein.



    „Hi Lewis“, begrüßte er mich. „Hallo. Komm rein.“ Nach einem Augenblick wusste ich, was mir komisch vorkam. „Wo sind deine Sachen?“ „Die hol ich später. Ich komm grad von der Arbeit und will mir mein neues Reich schon mal angucken.“ Bevor wir nach oben gingen, konnte ich mir eine Frage allerdings nicht verkneifen. „Sag mal, warum bist du eigentlich aus dem Studentenwohnheim geworfen worden?“ Jamie grinste frech und winkte ab. „Das willst du nicht wissen, glaub mir.“ Vermutlich wollte ich das wirklich nicht.



    „So“, sagte ich ein Stockwerk höher. „Das ist es also.“ „Cooool“, kommentierte mein neuer Untermieter, oder sollte ich ihn eher als Mitbewohner bezeichnen? So ganz ernst konnte ich seine Bemerkung nicht nehmen. Jamie fand alles „cool“, „Hammer“ oder „stark“, so viel hatte ich schon mitbekommen. „Findest du? Ich hätte nicht gedacht, dass das dein Stil ist.“ „Quatsch, alles mit vier Wänden und ’nem Dach drauf ist mein Stil.“ Ich musste lächeln und beglückwünschte mich im Stillen dann doch zu meiner Entscheidung.



    „Tja, wenn das so ist… Die Tür hier links führt ins Bad, außerdem ist auf der Etage noch eine Küche. Wenn du magst, kannst du aber unten mit mir essen, da befindet sich auch das Esszimmer. Allerdings wirst du dann viel Geduld haben müssen, ich komme immer erst spät nach Hause.“ Wie nicht anders zu erwarten, konnte das Jamie mit seinem unerschütterlichen Optimismus nicht beeindrucken. „Selber schuld, wenn du dir meine preisgekrönten Kochkünste entgehen lässt.“ Wer’s glaubt… „Also dann… willkommen zu Hause, Jamie!“

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]


  • Summend ging ich zum Briefkasten, um die Post zu holen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber seit Jamies Einzug vor ein paar Wochen hatte sich meine Stimmung merklich gehoben. Selbstverständlich hatte ich immer noch meine depressiven Phasen. Im Großen und Ganzen jedoch tat es mir sehr gut, einen weiteren Menschen im Haus zu haben. Und Jamie hatte nicht gelogen – er konnte tatsächlich richtig gut kochen, so dass ich neuerdings sogar einen Grund hatte, pünktlich nach Hause zu kommen. Okay, in spätestens zwei Monaten musste ich ihn rauswerfen, weil ich sonst wohl fett werden würde, aber sonst…



    Ich sah meine neue Nachbarin kommen und grüßte sie freundlich. Sie lächelte jedoch nur scheu und nickte mir zu. Wie sie hieß, wusste ich nicht, ich hatte sie bisher nur wenige Male von weitem gesehen. Von ihrem Freund (oder Ehemann?) bekam man noch weniger mit, der schien nur alle paar Tage mal aufzutauchen und pflegte dann mitten in der Nacht laut Autotüren zuzuknallen und solche Dinge. Na ja, sogar in einer Gegend wie dieser konnte man sich seine Nachbarn nun mal nicht aussuchen.



    Einige Momente blickte ich ihr hinterher und dachte nach. In der Nachbarschaft wohnten fast nur ältere Leute, die sich diese ruhige Straße wohl absichtlich für ihren Lebensabend ausgesucht hatten. Drei oder vier Familien in den mittleren Jahren, die auch eher gut betucht waren und Kinder im Teenageralter hatten, kamen noch dazu. Ich – und nun auch die Neuen, die nicht viel jünger sein konnten als ich, bildeten da die Ausnahme. Vielleicht sollte ich demnächst mal versuchen, die zwei einzuladen. Ich musste ja auch nicht mehr verlegen nach einer Erklärung suchen, warum ich allein lebte. Oh – hoffentlich dachten die dann nicht, Jamie und ich seien ein schwules Paar…



    Nur wenige Tage später traf ich sie im Supermarkt wieder. Ich hatte gerade an der Kasse bezahlt, als ich mich umdrehte und sah, wer da hinter mir stand. „Oh, hallo!“ „Hallo“, antwortete sie leise. „Sie sind doch vor kurzem nebenan eingezogen, nicht wahr?“ versuchte ich unbeholfen ein Gespräch in Gang zu bringen, doch sie nickte nur. „Dann sollten wir uns wohl so langsam miteinander bekannt machen. Ich bin Lewis Daniels.“ Sie stellte ihren Korb ab, wir gaben uns die Hand, und sie nannte mir ihren Namen: Melissa Banning.



    Sie machte ihrerseits keine Anstalten zu bezahlen, schien also einem Plausch mit mir nicht abgeneigt zu sein. „Tja… und wie gefällt Ihnen die Gegend?“ fragte ich, um mir sofort innerlich mit der Hand vor die Stirn zu schlagen. Sehr originell, wirklich! Aber schließlich sollte das keine Anmache werden. „Ich… wir finden es sehr schön. Vorher haben wir in Grand City gelebt, da ist das ganze Grün hier schon eine angenehme Abwechslung.“



    „Darum heißt die Stadt wohl auch Greenville.“ Lewis, ermahnte ich mich in Gedanken, wenn du nicht sofort den Mund hältst, wird dies das dümmste Gespräch, das du je geführt hast. Und ich hatte in der Vergangenheit schon viel Blödsinn geredet, den ich erstmal toppen musste. Irgendwie konnte ich mit fremden Frauen immer noch nicht viel besser umgehen als in meiner Teenagerzeit. Doch Melissa schien es nicht aufzufallen, oder sie nahm es mir einfach nicht übel.



    „Ja, da könnten Sie Recht haben“, erwiderte sie lächelnd. „Also – ich muss dann los. War nett, Sie kennen zu lernen“, sagte ich aufrichtig. Ich wollte schon gehen (bloß raus hier, die Verkäuferin grinste geradezu schadenfroh), da fiel mir meine Idee von neulich wieder ein. „Ähm, wenn Sie und Ihr Freund mal zu mir zum Abendessen kommen möchten, würde ich mich sehr freuen. Sie wissen ja, wo ich wohne.“ „Danke, das ist sehr nett. Ich werde mit ihm darüber reden.“ Klang nicht gerade nach einer festen Zusage, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken und verließ fluchtartig den Laden.

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]


  • Melissa sah ich früher wieder, als ich erwartet hätte – und unter ganz anderen Umständen. Eines Abends stand sie einfach vor meiner Tür, und es schien ihr nicht sonderlich gut zu gehen. „Guten Abend“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Darf ich reinkommen?“ „Natürlich“, brachte ich in meiner Überraschung gerade noch über die Lippen. Ehe sie eintrat, sah sie sich in der Gegend um, als ob sie sich beobachtet fühlte. Dann führte ich sie ins Wohnzimmer.



    Offensichtlich plagte sie plötzlich ein schlechtes Gewissen. „Störe ich auch nicht? Ich meine, wenn Sie und Ihre Frau… Freundin… oder… Ich kann auch wieder…“ Okay, sie war also nicht eine von den Nachbarn, die gleich registrierten, wie oft man ‚Damenbesuch’ bekam – oder eben nicht bekam, wie bei mir. „Ich habe nicht… Ich meine, ich bin allein“, stotterte ich ebenso herum wie sie. „Sie stören ganz und gar nicht.“



    Ich bat sie, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Doch zu ihrer Beruhigung trug das auch nicht bei. „Ich hätte trotzdem nicht einfach so vorbeikommen sollen. Es ist nur… Sie waren neulich so nett zu mir, und ich kenne doch hier sonst niemanden. Ich wusste einfach nicht, wohin…“ Sie schien den Tränen nahe zu sein, genau konnte ich das allerdings nicht sagen, da sie immer noch ihre Sonnenbrille trug. Das fiel mir jetzt erst auf und machte mich stutzig. Ich hatte Melissa noch nie anders gesehen, sie schien eine ganze Sammlung davon zu besitzen.



    Den Impuls, ihr tröstend den Arm um die Schultern zu legen, unterdrückte ich. „Was ist denn passiert? Wurden Sie überfallen? Hat man bei Ihnen eingebrochen?“ Sie biss sich auf die Lippen. „Nicht direkt. Also, ich meine, überhaupt nicht. Ich hatte einfach nur einen Streit mit meinem Freund.“ „Oh.“ Gut, das war vielleicht nicht das Beste, was man in dieser Situation sagen konnte, aber mir fielen wieder mal nicht die passenden Worte ein. Anscheinend war Melissa derselben Meinung, fühlte sich unverstanden und stand auf.



    „Ach, wissen Sie, das war wirklich eine dumme Idee, herzukommen. Er ist sowieso weggefahren und ich sollte wieder nach Hause…“ „Nein!“ widersprach ich lauter als beabsichtigt und sprang auf. Irgendetwas sagte mir, dass sie mir noch nicht alles erklärt hatte. Wahrscheinlich sollte es mich auch gar nicht interessieren, und doch… Ich stand genau vor ihr und in einem plötzlichen Anflug von Courage nahm ich vorsichtig ihre Sonnenbrille ab. Was ich sah, überraschte mich nicht sonderlich: der Bereich um Melissas rechtes Auge war geschwollen und begann sich bereits bläulich zu verfärben.

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]

  • Dankeschön für die Komplimente @ smeagol & amylee!!! :kiss
    Übrigens: gut getippt, smeagol!


    Doch nun zu etwas völlig Anderem... ähm... *hüstel*... nämlich zur Fortsetzung!



    Dieses Schwein! Den sollte man einbuchten!“ Jamie sprach genau das aus, was ich auch dachte.
    Gestern Abend hatte ich Melissa dazu überreden können, in einem der noch freien Gästezimmer zu übernachten – in ihrem Haus hätte sie vermutlich kein Auge zugetan. Heute hatte sie sich in aller Frühe davongeschlichen, jedoch nicht ohne mir einen Zettel zu hinterlassen, auf dem sie sich nochmals für mein Verständnis und meine Gastfreundschaft bedankte. Da Jamie letzte Nacht arbeiten musste, waren sich die beiden nicht begegnet und so erzählte ich ihm nun die ganze Geschichte.



    „Und was willst du jetzt tun?“ Ich sah ihn erstaunt an. „Ich? Was kann ich denn schon tun? Ich bin doch kein Polizist. Ich kann ihr nur ein guter Nachbar sein, bestenfalls ein Freund…“ Er nickte. „Das meine ich ja. Was spricht denn dagegen, dass du ihr… na ja, Schutz bietest? Einen Ort, an dem dieser Scheißkerl nicht an sie rankommt?“ So langsam schien Jamie zu spinnen. „Das ist nicht dein Ernst.“ Er verdrehte die Augen. „Nimm halt Miete von ihr, wenn du dich dann besser fühlst. Und tu nicht so, als ob du nicht selbst schon dran gedacht hast.“



    „Ich kenne die Frau so gut wie gar nicht. Und apropos Miete: deine war auch schon Anfang letzter Woche fällig.“ Ich bekam zunächst ein Grinsen zur Antwort. „Lenk nicht ab, Lewis. Du kanntest mich auch nicht richtig gut…“ „Das war was vollkommen Anderes“, widersprach ich. „Außerdem – wer sagt denn, dass sie meine Hilfe will?“ Doch Jamie wollte keine Ausreden gelten lassen. „Find’s raus. Seh ich dir doch an, dass du irgendwas tun willst. Also geh schon rüber.“

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]


  • Zwar hätte ich es kaum für möglich gehalten, doch Melissa hielt die Idee, als Untermieterin bei mir einzuziehen, anscheinend für den rettenden Strohhalm – und sagte zu. Im Grunde war ich sehr froh darüber, das gute Gefühl wurde nur getrübt durch die unterschwellige Ahnung, ihr (Ex-)Freund könnte Ärger machen. Aber Jamie schwor, „der Typ würde es mit ihm zu tun kriegen“, sollte er Melissa noch mal zu nahe kommen. Und so wurde das zweite Gästezimmer in meinem Haus belegt.



    Ich kam mir fast vor wie ein Immobilienmakler, als ich Melissa bei ihrem Einzug half. „Das Zimmer kennst du ja schon.“ Sie nickte. „Es ist toll.“ Sie machte immer noch einen geknickten, ja beinahe verängstigten Eindruck und war zeitweise sehr einsilbig. „Jamie hat gleich das Zimmer nebenan. Er muss oft nachts arbeiten und…“ „Schon verstanden. Ihr werdet mich gar nicht hören.“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich meinte das eigentlich umgekehrt. Wundere dich bitte nicht, wenn er früh morgens nach Hause kommt und vielleicht... durchs Haus poltert.“



    Sie versicherte mir, dass das für sie kein Problem wäre. Sie setzte sich aufs Bett und wirkte plötzlich sehr erschöpft. „Meinst du nicht, ich hätte Ryan vorher informieren sollen? Er kommt am Wochenende wieder und findet ein leeres Haus vor. Das ist ihm gegenüber nicht fair.“ „Fair?!“ Es wurde Zeit, dass sie zur Vernunft kam. „Seine Freundin zu schlagen ist auch alles andere als fair! Du wirst doch jetzt nicht Schuldgefühle entwickeln?“ Normalerweise hätte ich nicht so mit ihr gesprochen, aber dieses Thema machte mich einfach nur wütend.



    Melissa sah mich nachdenklich an. „Du hast Recht. Er hat es nicht besser verdient.“ Ja, so gefiel sie mir wesentlich besser. „Ganz genau. Und jetzt komm, ich zeig dir den Rest des Hauses.“ Wir verließen das Zimmer, doch bevor wir mit dem Rundgang beginnen konnten, hielt sie mich kurz zurück. „Lewis?“ Ich drehte mich zu ihr um und sie legte mir die Hand auf den Arm. „Danke. Für alles.“ Hey, das fühlte sich gut an. Wurde aus mir letzten Endes doch noch so etwas wie ein geselliger Mensch?


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    Noch etwas müde und verkatert ging ich nach unten, um mir einen Espresso zu machen. Letzte Nacht hatte Jamie es geschafft, Melissa und mich in die Bar zu schleifen, in der er arbeitete, und die Nachwirkungen davon spürte ich immer noch. Zum Glück war Samstag, und wir konnten alle ausschlafen. Auf dem Weg in die Küche fiel mir das blinkende Lämpchen des Anrufbeantworters auf. „Hi Lewis“, schallte es mir entgegen, als ich die Nachricht abhörte und ich brauchte einen Moment, um die Stimme einzuordnen. Das war doch nicht etwa… das KONNTE einfach nicht… „Hier ist Tyra. Ich bin morgen in Greenville, und werde bei der Gelegenheit mal bei dir reinschauen. Bis dann!“



    FORTSETZUNG FOLGT DEMNÄCHST...

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]


  • „Morgen“ war heute, denn sie hatte gestern Abend noch angerufen. Und tatsächlich – keine halbe Stunde später fiel sie mir um den Hals, als hätten… Okay, wir hatten uns tatsächlich jahrelang nicht gesehen. „Lewis-Schatz! Du siehst ja großartig aus!“ Na sicher, ich hatte bestimmt riesige Ringe unter den Augen und war noch nicht zum Rasieren gekommen. Aber dass sie gut schmeicheln konnte, war nichts Neues. Was sie selbst betraf: hübsch war sie ja schon immer gewesen, aber „umwerfend“ traf es jetzt wohl am besten. Also wenn sie nicht meine Cousine gewesen wäre… Ach, wieder so ein Zeichen dafür, dass mir eine feste Beziehung fehlte.



    „Danke. Du auch“, sagte ich nur. „Was verschafft mir denn die Ehre?“ Tyra winkte gespielt bescheiden ab. „Darf man nicht mal eben seinen Lieblings-Cousin besuchen, ohne dass einem Hintergedanken unterstellt werden?“ Ha, wenn ich irgendeinen Menschen kannte, der nichts, aber auch gar nichts ohne Hintergedanken tat, dann war es Tyra Daniels. „Hübsches Häuschen übrigens“, fuhr sie fort. „Wirklich, hier könnte ich es…“ Ihre Lautstärke steigerte sich derart, dass ich befürchtete, sie würde meine Mitbewohner aus dem Schlaf reißen, also zog ich Tyra kurzerhand aus dem Flur in den nächstbesten Raum.



    Also jetzt mal im Ernst“, meinte ich, als wir es uns in der Bibliothek gemütlich gemacht hatten, „Warum bist du hier? In Greenville?“ Sie lächelte unschuldig, rückte dann aber doch mit der Sprache heraus. „Schon mal was von HotLook gehört?“ Ich überlegte kurz. „Der Kosmetikfirma?“ „Genau. Die suchen Models für ihre nächste große Werbekampagne, und ich dachte mir…“ Tyra strich sich durchs Haar, legte den Kopf schief und zeigte ihren besten Augenaufschlag, als würde das für sich sprechen.



    „Was ist mit deinem Job in dieser Boutique?“ „Süßer, sehe ich wirklich so aus, als würde ich es ewig hinter einer Ladentheke aushalten? Ich bin fürs Posieren vor einer Kamera geboren, das hab ich schon immer gewusst.“ „Sag jetzt nicht, du hast einfach gekündigt? War das nicht etwas … voreilig?“ gab ich zu bedenken. Sie tat so, als ob sie schmollte. „Dass meine Eltern und der Rest dieser Kleinstadt-Heinis damit nicht klarkommt, damit habe ich mich abgefunden. Aber von dir hätte ich wirklich mehr Verständnis erwartet!“



    Und ich hätte von ihr mehr Reife erwartet. Wir schwiegen uns gegenseitig an – ich vorwurfsvoll, sie bockig. Doch schon nach kurzer Zeit gab Tyra nach. „Duuhuu, Lewis…“ Hatte ich’s doch gewusst, dass sie was Bestimmtes wollte. „Das Casting ist erst am Montag. Du weißt nicht zufällig, wo ich so lange bleiben könnte?“ Ihr Blick verriet, was sie eigentlich meinte: ob sie nicht bei mir bleiben könnte. In Gedanken fluchte ich. Klar, Jamie und Melissa hatte ich selbst eingeladen, bei mir zu wohnen, aber wann verdammt noch mal hatte jemand vor meinem Haus das Schild „Hotel“ aufgestellt?

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]


  • Ich hatte Tyra in ein Gästezimmer verfrachtet, ohne dass meine zwei Untermieter davon etwas mitbekommen hatten. Meine Cousine hatte auf meine höfliche Anfrage geantwortet, dass sie bereits gefrühstückt hatte (vielleicht meinte sie auch nur, auf ihre Figur achten zu müssen), also bereitete ich das Frühstück für drei Personen vor. Der Duft der Omeletts holte die beiden Schlafmützen dann doch ganz schnell aus den Betten. Als ich Geräusche aus dem Flur hörte, konnte ich Jamie und Melissa gerade noch rechtzeitig vorwarnen: „Übrigens, ich habe für ein paar Tage Besuch…“, da kam sie auch schon ins Esszimmer. „Ach, hier bist du!“ „Tyra, das sind meine Mitbewohner Jamie und Melissa“, stellte ich alle kurz vor.



    „Hi“, sagte Tyra desinteressiert, und im Gegenzug schaute auch Melissa nur kurz auf und murmelte irgendwas vor sich hin, das man mit etwas gutem Willen als Begrüßung deuten konnte. Jamie dagegen… Das Leuchten in seinen Augen bei Tyras Anblick überraschte mich nicht besonders. “Ich denke, ich werde mal ein bisschen shoppen gehen. Schließlich will ich beim Casting gut aussehen“, kündigte Tyra an, um gleich hinzuzufügen: „Falls die mir nicht gleich im ersten Laden die Kreditkarte zerschneiden…“ Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie das als Scherz meinte oder tatsächlich in so ernsten finanziellen Schwierigkeiten steckte. Schon wollte sie wieder davon rauschen, als ihr noch etwas überaus Wichtiges einfiel: „Ähm, Lewis… Hättest du vielleicht etwas Kleingeld fürs Taxi?“



    Dabei setzte sie ihren bettelnden Hundeblick auf, der mir noch sehr vertraut war und aus dem erst ein strahlendes Lächeln wurde, als ich in meiner Hosentasche tatsächlich fündig geworden war. „Danke! Du bist ein Schatz!“ Als Tyra auf dem Weg nach draußen war, verzog Melissa das Gesicht. „Casting? Was will sie denn mal werden, wenn sie groß ist? Doch nicht etwa Sängerin?“ Im ersten Moment war ich sprachlos. Soviel Sarkasmus kannte ich bisher von Melissa gar nicht. „Model.“ „Warum hast du mir das Prachtexemplar denn so lange vorenthalten?“ wollte Jamie wissen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Jamie der Typ war, der nie etwas mit dem Familienmitglied eines Freundes anfangen würde, also spielte ich meinen Trumpf aus: „Du kannst den Mund wieder zumachen. Sie ist mit mir verwandt.“

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]

  • Herzlichen Dank für das Lob @ cassio, geckonia & Smeagol...
    Aber Smeagol, Melissas Ex wirst Du so bald nicht kennenlernen, der bleibt voraussichtlich ein Phantom - hoffe, Du liest trotzdem weiter ;)
    Dafür lernt Ihr jetzt alle den fünften im Bunde kennen.



    Eigentlich hasste ich Geschäftsessen. Doch die Treffen mit Nicholas Gallagher bildeten da eindeutig eine Ausnahme. Alle paar Monate kam er nach Greenville und es machte jedes Mal Spaß, mit ihm zu verhandeln. Manchmal gingen wir abends sogar noch zusammen etwas trinken und unterhielten uns auch über Privates. Darauf konnte er sich wirklich etwas einbilden, das tat ich sonst mit keinem Kollegen. So kam es dieses Mal irgendwann zu der unvermeidlichen Frage: „Und, wie geht es Hannah?“ Ich zuckte kurz zusammen. Kennen gelernt hatten sich die beiden zwar nie, aber wahrscheinlich hatte ich Nick bei den letzten Treffen noch vorgeschwärmt, wie glücklich wir wären und dass wir auf Nachwuchs hofften…



    „Tja, weißt du, wir sind nicht mehr zusammen.“ „Das… das tut mir Leid“, antwortete er, und ich nahm ihm ab, dass er es ehrlich meinte. „Dann lebst du jetzt allein, oder…?“ „Im Gegenteil, ich habe sogar drei Untermieter.“ Über Nicks überraschtes Gesicht musste ich fast lachen. „Wie, du hast inzwischen nebenbei eine Pension aufgemacht?“ „Ganz so ist es nicht. Einer davon ist ein alter Schulfreund“, (okay, das mit dem „Freund“ stimmte zwar erst, seit Jamie bei mir wohnte, aber das brauchte Nick ja nicht zu interessieren) „und meine Cousine wollte eigentlich nur ein paar Tage bleiben, aber dann klappte es nicht mit dem Job, den sie wollte und… aber das ist eine lange Geschichte.“ Er nickte, bestand aber darauf, dass ich ihm die unbedingt mal erzählen müsste.



    „Apropos Job“, meinte Nick mit bedeutungsvollem Lächeln. „Ich habe ein verlockendes Angebot von der hiesigen Filiale von Richards & Sons bekommen.“ „Herzlichen Glückwunsch. Dann ziehst du demnächst wohl auch hierher?“ fragte ich. „Ja, die Chancen dafür stehen gut. Sag mal, wie sieht es denn hier mit dem Wohnungsmarkt aus?“ Ich runzelte die Stirn. „Soweit ich weiß, nicht so besonders. Die einzigen erschwinglichen Wohnungen liegen in Vierteln, die ich dir guten Gewissens nicht empfehlen würde. Ich bin ja froh, dass ich mir durch die Erbschaft das Haus leisten kann.“ Nick sah mich entmutigt an und bestellte sich noch ein Glas.

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    [CENTER]Meine Fotostory:
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  • TYRA



    Diese kleinen, miesen …! Ich war in einer echt beschissenen Stimmung, als ich nach Hause kam. Tag für Tag, Woche für Woche hatte ich die Agenturen dieser Stadt abgeklappert, und keiner erkannte mein Potential. Waren die denn alle blind? Wie konnte man mit mir, Tyra Daniels, so umspringen? Die würden sich alle noch wundern! Wenn ich erstmal von den Plakatwänden dieses Landes herablächeln und es meinetwegen auf den Straßen einen Auffahrunfall nach dem anderen geben würde…Jahaa, dann kommen sie angekrochen!



    Zum Glück hatte Lewis so viel Weitsicht bewiesen, zu mir zu halten und an mich zu glauben. Nach der ersten Pleite bei HotLook wollte er mich ja eigentlich wieder nach Hause schicken, aber ich überzeugte ihn, dass das nur die Generalprobe war, die einfach schief gehen MUSSTE. Inzwischen glaubte er das natürlich auch nicht mehr, aber Blut ist eben doch dicker als Wasser. Außerdem hatte ich mich ziemlich schnell mit den anderen beiden angefreundet. Hätte ich selbst nicht gedacht, aber das kleine Mäuschen war gar nicht so uncool, wie sie auf den ersten Blick wirkte, und Jamie war sowieso der Typ, mit dem jeder gut auskommt.



    Ich war auf dem Weg in mein Zimmer, als das Telefon klingelte, und ich nahm genervt ab. „Daniels“, schnauzte ich in den Hörer, weil ich immer noch tierisch sauer war. Entsprechend vorsichtig kam vom anderen Ende die Antwort. „Miss Daniels? Hier ist Emily West von der Agentur Silvie Lacroix. Sie waren doch gestern bei unserem Casting, und wir möchten uns nochmals für Ihr Interesse bedanken.“ Laber, laber… jetzt komm schon zur Sache, dachte ich. „Unser Kunde, Mr. Vaughn von Swim’n’Style, könnte sich Sie sehr gut als Model für seine nächste Bademodenkollektion vorstellen…“



    Wie bitte? Die wollten mich? Moment mal, natürlich wollten die mich! Wer wäre besser für diesen Job geeignet als ich? Endlich war es soweit! Die Gerechtigkeit hatte gesiegt und… „Allerdings gibt es da noch ein kleines Problem. Unser Kunde möchte, wie soll ich sagen, dass Sie dafür eine… ähm, winzige Veränderung vornehmen lassen“, quasselte diese Emily weiter und ich verstand kein Wort. Veränderung? Ich?! Also Silikon konnte er ja wohl kaum meinen, oder? „Was stimmt denn mit meinen Proportionen nicht? Sie haben doch gestern selber gesagt, dass…“ „Nun ja, es betrifft auch nicht Ihre Figur…“

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    [CENTER]Meine Fotostory:
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  • Zuerst mal dankeschön an meine zahlreichen Leser, die da bei der letzten Fortsetzung wären: Smeagol und simplayer_w. Falls es also noch stumme Fans gibt: Zeit, Euch zu outen ;)


    Aber jetzt zurück zur Story:



    Na super, ganze drei Sekunden hatte ich geglaubt, dass mein Leben sich zum Guten gewendet hätte – bis diese dumme Kuh mir alle Illusionen wieder zerstört hatte. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Wie konnte man nur so spießig sein wie dieser Vaughn und so etwas von mir verlangen?
    In mein Zimmer und meine rachsüchtigen Gedanken platzte plötzlich Melissa. „Hi. Na, hast du den Job bei New Faces bekommen?“ „Nein, den nicht“, knurrte ich sie an. Sie ließ sich aber nicht abwimmeln und setzte sich erstmal gemütlich hin. „Aber einen anderen? Das wäre ja toll!“ „Ja, ganz zauberhaft“, erwiderte ich so sarkastisch wie möglich.




    „Wenn du lieber allein sein willst…“ Ach, hatte Melissa auch schon kapiert, dass sie unerwünscht war? Im nächsten Moment tat mir meine Unfreundlichkeit Leid. „Nein, du kannst ruhig hier bleiben. Es ist nur… Die ganze Sache hat einen Haken, dieser Typ verlangt da etwas von mir, was... Aber ich brauche das Geld, und so langsam weiß ich nicht mehr, wo ich mich noch bewerben soll. Ich hab wohl keine andere Wahl.“ Erst während ich das sagte, gestand ich mir selber ein, dass meine Entscheidung schon beim Telefonat vorhin gefallen war.



    Melissas Augen wurden immer größer. „Er verlangt etwas von dir? Aber doch nicht etwa…“ Ich musste fast laut lachen. Ja ja, die stillen Wasser hatten immer die schlimmsten Fantasien. „Nicht, was du denkst. Ich habe eine Tätowierung, und der feine Herr meint, dass das für Bikinifotos nicht so günstig ist.“ Melissa nickte ernst und tat so, als könnte sie mein Problem sehr gut nachempfinden. „Also sollst du sie dir entfernen lassen.“ Nach einer kurzen Pause siegte ihre Neugier. „Wenn ich fragen darf… wo ist denn diese Tätowierung?“



    „Die ist ja gar nicht so groß…“, meinte Melissa kurze Zeit später. Ich weiß ja nicht, was sie erwartet hatte – vielleicht eine riesige Schlange über meinen ganzen Rücken? Das kleine Tattoo auf meinem Po war offensichtlich sogar für sie wenig beeindruckend. Um so weniger konnte ich die Aufregung von diesem Vaughn verstehen. Tätowierungen waren doch nun wirklich nichts Ungewöhnliches mehr, geschweige denn Anrüchiges. „Tja, aber er besteht nun mal darauf, dass ich es mir wegmachen lasse.“



    „Und er lässt da nicht mit sich reden?“ Ich schüttelte den Kopf. „Emily – diese Tussi von der Agentur – meinte, da gibt es keine Chance. Entweder präsentiere ich auf den Bildern einen ‚makellosen’ Körper oder gar nichts. Scheiß-Situation, oder?“ In Melissas Kopf arbeitete es offensichtlich auf Hochtouren, und irgendwie fand ich es rührend, wie sich bemühte. „Aber bleiben nach dem Entfernen nicht auch Narben?“ „Ja, erstmal schon, aber die sind angeblich leichter zu überschminken. Wie gesagt, mir bleibt nur die Wahl zwischen einem kurzen Zwischenstopp im Krankenhaus und der Arbeitslosigkeit.“

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    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]

  • Auch wenn offensichtlich kaum jemand wirklich darauf gewartet hat - hier nach langer Zeit wieder eine...
    FORTSETZUNG!


    LEWIS



    Ursprünglich war ich nach unten gekommen, um die Frauen zu fragen, was sie davon hielten, wenn Nick auch noch einziehen würde. So langsam wurde mir nämlich bewusst, dass ich nicht einfach so über die Köpfe der anderen hinweg entscheiden konnte. Aber Nick wäre wirklich der vierte und letzte, der sich hier einquartieren würde, mehr Platz war dann auch beim besten Willen nicht mehr und außerdem… Tja, so schön hatte ich meine Rede vorbereitet. Und jetzt das. Ungewollt hatte ich mitbekommen, was Tyra und Melissa besprachen. Der Schock darüber saß tief.



    Wie in Trance ging ich noch ein Stockwerk tiefer und setzte mich ins Wohnzimmer. Zwar hatte ich nicht alles gehört, aber mir reichte schon, was ich wusste. Tyra wollte – nein, musste – sich etwas wegmachen lassen. Als ob das nicht schlimm genug wäre, tat sie es offenbar nur für einen Job! Einen kurzen Augenblick lang war ich sogar gekränkt, dass sie damit zu Melissa gegangen war und nicht zu mir. Andererseits war es nun mal eine Sache, die eine Frau sicher viel besser verstand, auch wenn die beiden sich erst seit kurzem kannten.



    Ich konnte es einfach nicht fassen: Tyra war schwanger und hatte vor, eine Abtreibung vornehmen zu lassen! Meine kleine Cousine! Meine Gedanken überschlugen sich, und ich fragte mich, wer wohl als Vater in Frage käme – noch jemand aus Breyton, unserem Heimatort, oder schon ein Typ von hier? Keine Ahnung, wie lange ich da saß und grübelte. Irgendwann kam Tyra, überraschend gut gelaunt, ins Zimmer und ließ sich in den Sessel fallen. „Hey“, war alles, was sie sagte. Das konnte ja wohl nicht sein, wollte sie es mir wirklich verschweigen? „Hast du mir vielleicht irgendetwas mitzuteilen?“



    „Na ja, ich habe jetzt endlich einen Job gefunden.“ Aber zu welchem Preis, dachte ich und sah mich gezwungen, ein Geständnis abzulegen. „Tyra, ich… Ich wollte nicht lauschen, aber ich habe gehört, was du Melissa erzählt hast. Ich weiß, was mit dir los ist.“ Sie starrte mich wütend an. „Das ist ja schlimmer als bei meinen Eltern! Wie kannst du mir nur hinterher spionieren?!“ „Das habe ich nicht! Es war ein Zufall. Außerdem sind wir doch eine Familie. Früher oder später hätte ich es sowieso erfahren.“ Tyra schnaubte verächtlich und murmelte irgendetwas von „Nicht, wenn es nach mir gegangen wäre“.



    „Ich weiß ja, in welchem Dilemma du jetzt steckst, aber willst du nicht noch mal darüber nachdenken, ehe du einen Entschluss fasst?“ Ich konnte das Thema nicht einfach auf sich beruhen lassen, dafür war es zu wichtig. „Glaub mir, ich hab drüber nachgedacht. Und ich hab mich schon entschieden.“ Sie war richtig störrisch, wie ein kleines Kind. Zugegeben, der Vergleich war unangebracht. „Aber seit wann lässt du dir von anderen etwas vorschreiben? Ich meine, DU willst es doch bestimmt behalten?“ „Klar würde ich es lieber behalten, aber sooo wichtig ist es für mich nun auch wieder nicht. Und außerdem geht dich das gar nichts an!“ Damit war für sie die Diskussion beendet, sie stürmte aus dem Wohnzimmer und ließ mich fassungslos zurück.

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  • Ich erschrak regelrecht, als es wenige Minuten später klingelte. Wer könnte denn um diese Zeit…? Verdammt, ich hatte ja Nick ganz vergessen! Heute Abend wollte ich ihn mit den anderen bekannt machen, damit wir alle zusammen über seinen Einzug entscheiden konnten. Am liebsten hätte ich ihn wieder losgeschickt, und das muss er irgendwie bemerkt haben. Nicks erste Frage, als ich ihm die Tür öffnete, war: „Komme ich ungelegen?“ Meine gute Erziehung machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung, und so wiegelte ich ab. „Nein, überhaupt nicht. Komm rein.“



    Er sah sich interessiert um und wandte sich erwartungsvoll an mich. „Wo ist denn das Empfangskomitee?“ „Äh, die anderen sind noch oben… Ich bin ehrlich gesagt noch gar nicht dazu gekommen, ihnen von dir zu erzählen.“ Sein Gesichtsausdruck blieb freundlich, er war seltsamerweise kein bisschen beleidigt. „Wenn es irgendein Problem gibt, dann kann ich gern ein anderes Mal wiederkommen. Macht mir nichts aus, wirklich.“ Ich seufzte resigniert und konnte mich plötzlich nicht mehr zurückhalten. „Es ist wegen Tyra – meiner Cousine. Sie ist dabei, eine Riesendummheit zu machen und ich weiß nicht, wie…“



    „Lewis, wir müssen uns mal… Entschuldigung, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.“ Melissa war wie aus dem Nichts aufgetaucht und wartete nun offensichtlich darauf, dass ich sie mit dem Mann neben mir bekannt machte. Na gut, so war es zwar nicht geplant gewesen, aber was soll’s. „Melissa, mein Geschäftsfreund Nicholas Gallagher. Nick, das ist meine Mitbewohnerin Melissa Banning.“ „Hallo“, sagten beide und gaben sich lächelnd die Hand. Während ich noch überlegte, wo ich auf die Schnelle ein unverfängliches Gesprächsthema herkriegen sollte, nahm ich auf einmal einen sehr angenehmen Geruch wahr.



    Wenigstens hatte ich nicht vergessen, Jamie zu bitten, für heute Abend ein nettes Essen für fünf Personen zu kochen. Allerdings würde das Abendessen jetzt wohl nur halb so entspannt ausfallen, wie ich es ursprünglich gehofft hatte. Ob Tyra nach dem Streit überhaupt daran teilnehmen würde? Ich musste es darauf ankommen lassen. Nach einem kurzen Abstecher in die Küche konnte ich verkünden, dass das Essen in fünf Minuten serviert werden würde. „Sagst du bitte Tyra Bescheid?“ bat ich Melissa. Keine zehn Pferde würden mich jetzt nach oben bekommen, denn ich wusste genau, wie meine Cousine mich empfangen würde…

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  • Vielen Dank @ Smeagol & Fleckihase, fühle mich sehr geschmeichelt und präsentiere Euch daher... Überraschung! Die Fortsetzung!



    Scheint ein netter Typ zu sein“, gab Jamie ungefähr zwei Stunden später ungefragt seine Meinung über Nick zum Besten. Sehr schön, dass sich alle gut mit ihm verstanden – also alle, die mit ihm geredet hatten, das schloss die heute Abend sehr schweigsame Tyra nicht mit ein – aber ich hatte jetzt wirklich andere Probleme. Melissa, Jamie und ich saßen noch zusammen, nachdem Nick gegangen war und Tyra sich nach oben verzogen hatte. „Er kriegt jetzt also das Zimmer im Dachgeschoss?“ versuchte Melissa mich zu necken; ich hatte nämlich noch kein Wort darüber verloren, dass ich Nick eventuell in unsere „Wohngemeinschaft“ aufnehmen wollte.



    „Das ist doch gar nicht…“, wollte ich das Offensichtliche zuerst leugnen, gab aber sofort auf. „Nur, wenn ihr einverstanden seid.“ Jamie zuckte mit den Schultern. „Klar, von mir aus kann er heute noch einziehen. Unsere Miete wird dann doch entsprechend gemindert?“ grinste er. Auch Melissa schien einverstanden zu sein. „Auf einen mehr kommt es jetzt auch nicht an.“ Ich nickte müde und ließ trotz der erfreulichen Worte meiner Freunde den Kopf hängen. „Was ist los mit dir, weißer Mann?“ fragte Jamie in seiner üblichen lockeren Art.



    „Ich mache mir Sorgen um Tyra. Sie ist so… so stur und dabei will ich doch nur ihr Bestes.“ Für Jamie musste sich das sehr rätselhaft anhören. Doch erstaunt stellte ich fest, dass auch er eingeweiht war, denn er nickte wissend. „Sie hat es mir vorhin in der Küche erzählt. Ist schon irgendwie blöd für Ty.“ Also „schon irgendwie blöd“ traf es ja wohl nicht so ganz. Nahm der Mann denn gar nichts ernst? „Na großartig“, regte ich mich auf. „Alle dürfen es wissen, nur ihr eigener Cousin nicht.“ Melissa wollte wieder mal schlichten. „Versetz dich doch mal in ihre Situation.“



    „Das dürfte mir aber äußerst schwer fallen“, konterte ich, doch sie ließ sich nicht beirren. „Ich meine, ist doch logisch, dass sie gegenüber einem Verwandten, der sie schon als kleines Mädchen kannte und anscheinend immer noch so sieht, nicht so offen damit umgehen kann.“ Mir war klar, dass ich unfair reagierte, aber ich musste meine Frustration an irgendwem auslassen. „Bravo Melissa, ich wusste nicht, dass du einen Doktortitel der Psychologie hast!“ Jamie war natürlich auch gegen mich. „Mann, jetzt reg dich wieder ab! Ist schließlich ihr Körper, und sie kann ganz allein entscheiden, was sie damit macht. Und wenn sie es jetzt wieder rückgängig machen will – na und?“



    Mir blieb der Mund offen stehen. Was war bitte mit dem kleinen Lebewesen, das Tyra in sich trug? Ich war nun sicher kein erzkatholischer Sittenwächter, aber wie konnte sie so gefühllos sein? Und Jamie und Melissa standen ihr auch noch bei! „Ich könnte es ja vielleicht noch verstehen, wenn sie es von sich aus tun würde, aber alles nur wegen eines Jobs? Wie tief ist unsere Gesellschaft bloß gesunken?!“ Ich wollte die beiden einfach so sitzen lassen, aber Melissa hielt mich zurück.



    „Lewis, ich glaube, sie braucht das Geld wirklich sehr dringend. Der Job ist wohl so etwas wie die letzte Chance, zumindest in ihren Augen. Natürlich WILL sie dieses Opfer dafür nicht erbringen, aber es erscheint ihr wohl als das kleinere Übel.“ Eine Abtreibung als das kleinere Übel, so weit war es nun also schon. Ich schüttelte den Kopf. Zwar glaubte ich nach Melissas Plädoyer meine Cousine besser zu verstehen – gutheißen konnte ich das Ganze deswegen noch lange nicht.

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  • Zunächst vielen Dank an Smeagol, Timoha, simplayer_w, Fleckihase, DawnAngel und Judy03 (uups, sind ja plötzlich so viele ;) ) für Eure motivierenden Kommentare und als Belohnung gibt's wieder eine kleine FS.



    Am nächsten Morgen erschien Tyra nicht zum Frühstück. „Sie hat keinen Appetit“, richtete Melissa aus und ich nickte verständnisvoll. „Ihr ist schlecht, oder?“ Erstaunt zog Melissa die Augenbrauen hoch. „Nicht, dass ich wüsste.“ „Hast du dich denn inzwischen beruhigt?“ fragte Jamie mich. Ich starrte ihn an. „Wenn du damit fragen willst, ob ich meine Meinung geändert habe: nein. Aber ich werde nicht mehr versuchen, sie zu beeinflussen. Und ich möchte euch bitten, euch ebenfalls nicht einzumischen. Sie sollte das Problem noch einmal genau bedenken, alle Möglichkeiten abwägen und sich dann ganz allein entscheiden.“



    Weise Worte, nicht wahr? Doch als ich aus dem Büro kam, hielt ich es einfach nicht mehr aus und klopfte an Tyras Tür. „Tyra, hier ist Lewis. Kann ich reinkommen?“ Von der anderen Seite ertönte ein leicht schnippisches „Von mir aus“. Mehr brauchte ich nicht. Okay, jetzt kam es nur auf den richtigen Einstieg an. „Sag mal, was denkst du über Nick?“ Sie sah mich skeptisch an und meinte dann: „Der ist ganz okay, glaub ich.“ „So okay, dass du dir seinen Einzug hier vorstellen könntest?“ Tyra beschloss offensichtlich, dass ich genug um den heißen Brei herumgeredet hatte. „Du bist doch nicht wegen Nick hier.“



    „Nein, du hast Recht. Ich wollte nur… Können wir nicht noch mal ganz in Ruhe darüber reden? Ich will dir keine Vorschriften machen, aber fass bitte keinen übereilten Entschluss. Du solltest wissen, dass ich zu dir stehe, auch wenn du es behältst.“ Sie lächelte traurig. „Das geht nicht. Du weißt nicht, wie…“ Es schien ihr schwer zu fallen, weiter zu sprechen. „Ich bin pleite. Richtig pleite. Wenn ich diesen Job nicht bekomme, bin ich geliefert. Dann kann ich gleich wieder bei meinen Eltern einziehen.“



    Also hatte Melissa richtig gelegen mit ihrer Vermutung. „Ich würde dich unterstützen, nicht nur finanziell. Zusammen würden wir das schaffen.“ Sie schaute etwas komisch, dann winkte sie ab. „Nein, Lewis, ist schon gut. Ich muss es loswerden.“ Ich schnappte nach Luft bei dieser Formulierung. Vielleicht gab es ja noch eine andere Ursache für ihr Verhalten. „Tyra, darf ich fragen… Von wem ist es eigentlich?“ „Von irgend so einem Typen aus Breyton, Mike oder so hieß der. Hab ich mir nicht gemerkt. Ist das denn wichtig?“ Ja, fand ich schon, aber ich wollte nicht auch noch eine Diskussion über ihren lockeren Lebenswandel anfangen und stand auf. „Also wenn du es dir doch noch anders überlegst – ich bin für dich da.“

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  • TYRA



    Eine Woche nach dem Anruf aus der Agentur konnte ich den Termin im Krankenhaus gar nicht mehr abwarten. Nur noch ein paar Tage, und nichts würde mehr meiner Karriere im Weg stehen. Eine kurze Zeit hatte ich meinem Tattoo nachgetrauert, mich aber inzwischen mit dem Unvermeidlichen abgefunden.
    Seit gestern wohnte dieser Nick ebenfalls hier. Er war echt in Ordnung, aber manchmal sah er mich so… so mitleidig an. Wahrscheinlich hatte Lewis ihm alles brühwarm berichtet, diese Klatschtante! Überhaupt: Lewis! Was hatte der sich aufgeregt. Dabei hätte ich ihn eher für einen Spießer gehalten, der empört wäre, dass ich überhaupt tätowiert war. Stattdessen wollte er nicht, dass ich es entfernen ließ. Sehr seltsam.



    Doch mittlerweile hatte er sich wohl beruhigt. Melissa und Jamie hatten wohl auch ihren Anteil daran, da sie mir beide total süß beigestanden hatten. Trotzdem bereute ich manchmal, überhaupt jemandem davon erzählt zu haben…
    Ich hing meinen Gedanken nach, als Nick auf den Balkon kam und sich neben mich setzte. „Wie geht’s dir so?“ Ich verdrehte die Augen. „Genauso gut wie vor drei Stunden, als du mich das schon mal gefragt hast.“ Er wirkte etwas verlegen. „Ich dachte ja nur… Ich hoffe, du bist nicht böse, aber Lewis hat mir erzählt, in welcher… Situation du bist, und deswegen…“



    Na welche Überraschung. Hör bloß mit dem Gestammel auf, dachte ich und entschied mich, ihn zu erlösen. „Ist schon okay. Die ganze Stadt scheint davon zu wissen.“ Nick setzte einen erschrockenen Gesichtsausdruck auf, und ich fragte mich, ob er wohl gar keinen Spaß verstand. „Aber das hat ja bald ein Ende. Übermorgen gehe ich ins Krankenhaus, und dann ist dieses Thema Geschichte.“ „Entschuldige, wenn ich zu persönlich werde, aber… Was mit deiner Zukunft? Möchtest du denn nicht vielleicht später doch mal…?“ Ich überlegte kurz und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Ich hätte dieses zwar gern behalten, aber es sollte wohl nicht sein. Ein neues werde ich mir nicht machen lassen.“ Er runzelte die Stirn und sah mich äußerst merkwürdig an.

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  • Lieben Dank an... na ja, an die üblichen Verdächtigen halt ;)
    Freue mich sehr über Euer Lob!


    Also dann... lösen wir Tyras "Geheimnis" auf!



    So. Das war also der Tag, an dem ich mich von meinem Tattoo verabschieden müsste. Und jeder der anderen schien ebenfalls daran zu denken. Jamie ließ beim Frühstück eine Bemerkung fallen, dass er es ja gerne noch bewundert hätte, aber dazu traurigerweise keine Chance gehabt hatte und grinste dabei. Lewis bedachte ihn mit einem Blick, der hätte töten können und Nick schien darüber auch nicht lachen zu können. Blöderweise wusste Jamie, dass Melissa es gesehen hatte, und kitzelte aus ihr die Information heraus, dass es kleiner und unspektakulärer war, als er wahrscheinlich erwartete.



    Das gab nun wirklich den Ausschlag. Lewis stand auf und empörte sich lautstark darüber, dass die beiden keinen Respekt vor dem menschlichen Leben hatten – ich wusste gar nicht, dass bei dem unbedeutenden Eingriff mein Leben auf dem Spiel stand – und verließ das Esszimmer. Nick war die Szenerie offensichtlich ziemlich peinlich und vermutlich überlegte er schon, ob sein Einzug hier eine gute Idee gewesen war. Tja, mein Freund, Geheimnisse wirst du in diesem Haus nicht lange haben… So schnell wie möglich schlang ich mein Frühstück herunter und machte, dass ich aus dem Haus kam.



    Im Krankenhaus angekommen, musste ich zum Glück nicht lange warten, bis ich aufgerufen wurde. Als ich gerade aufstehen wollte, hörte ich wiederum jemanden meinen Namen rufen. Scheiße, kann der denn nie Ruhe geben, dachte ich bei Lewis’ Anblick. Er war mir gefolgt und schien noch seine letzte Chance nutzen zu wollen, mir ins Gewissen zu reden. „Tyra! Warte!“ „Was willst du denn noch? Wir hatten doch geklärt, dass du mir nicht mehr dazwischenredest.“ Lewis sah so verzweifelt aus, dass ich mich schweren Herzens entschloss, mich doch noch einmal mit ihm hinzusetzen und das Ganze kurz, aber endgültig auszudiskutieren.



    „Ich kann einfach nicht glauben, dass du das wirklich durchziehst. Du… du bist doch eine intelligente Frau. Du musst dein Geld nicht Modeln verdienen. Es gibt doch so viele Möglichkeiten…“ Er verstand mich einfach nicht. „Lewis, ich will das aber. Und jetzt lass mich gehen.“ So leicht war er nicht abzuwimmeln. „Aber vielleicht kannst du dann nie Kinder bekommen!“ Ich prustete laut los. „Also über solche Nebenwirkungen hat mir keiner was gesagt.“ Sein verwirrter Blick konnte meine Erheiterung auch nicht bremsen, und ich stand, immer noch lachend, auf. „Süßer, ich will mir doch nur eine Tätowierung entfernen lassen, also mach nicht so einen Aufstand!“ Lewis machte den Mund auf, aber ich drehte mich um, ohne auf eine Antwort zu warten und ließ ihn sitzen.



    Und sofort geht's weiter mit...

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  • MELISSA



    Ich wünschte, ich könnte mir das erlauben“, seufzte Tyra und sah neidisch auf den Pudding, den ich gerade genüsslich verspeiste. Und ich wünschte, ich hätte ihr Aussehen und ihr Selbstbewusstsein, behielt das aber für mich und lächelte bescheiden. Nick kam in die Küche und hatte einen Stapel Post in der Hand. „Guten Tag, die Damen. So, hier hätten wir ein paar Rechnungen und noch mehr Kataloge für Tyra…“ Während sie die Rechnungen mit angewidertem Gesicht von sich schob, nahm sie sich gleich einen Katalog mit sündhaft teuren Designersachen vor und blätterte darin. „… und einen Brief für Melissa.“



    „Ein Brief? Für mich?“ Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich öffnete ihn nicht sofort, sondern stellte erst einmal meinen Teller in die Spülmaschine und dachte nach. Ryan würde doch nicht… nein, Ryan würde definitiv nicht schreiben. Seit meinem überstürzten Auszug hatten wir keinen Kontakt. Ich versuchte, wenn es sich schon nicht gänzlich vermeiden ließ, an seinem Haus vorbeizukommen, das so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Irgendwie hatte ich es bisher tatsächlich geschafft, ihm nicht über den Weg zu laufen, obwohl wir in derselben Straße wohnten. Gott sei Dank hatte ich mich nicht auf ein gemeinsames Konto und solche Sachen eingelassen, so dass die Trennung problemlos, wenn auch für mich nicht schmerzlos, vollzogen werden konnte.



    Nick setzte sich an den Tisch und ich betrachtete den Umschlag. Darauf stand überhaupt kein Absender. Auch Tyras und Nicks Interesse war nun geweckt. „Los, mach auf“, drängte Tyra. Also öffnete ich den Umschlag vorsichtig und nahm einen unpersönlichen, getippten Serienbrief heraus. „Es ist nur eine Einladung zum Jahrgangstreffen meiner Uni in Grand City.“ „Hey, eine Party“, rief Tyra begeistert, als ob jemand eigens für sie eine Feier arrangiert hätte. „Zu der ich nicht gehen werde“, sagte ich entschlossen und wollte den Brief schon zerknüllen. „Was, wieso denn nicht?“ Natürlich konnte Tyra nicht verstehen, dass jemand eine Gelegenheit ausließ, sich etwas Tolles anzuziehen und sich der Welt zu präsentieren.



    Nick sagte gar nichts, er sah mich nur ehrlich interessiert an. „Na ja, weil…“ Ich warf noch einen Blick in das Schreiben und hatte schnell das rettende Argument. „Hier steht, man soll in Begleitung kommen. Und ich käme mir blöd vor, ganz allein aufzutauchen, wenn alle anderen ihren Partner mitbringen.“ Das schien Tyras Gesichtsausdruck nach selbst für sie nachvollziehbar zu sein, doch dann machte ein Satz alles kaputt. „Ich kann dich doch begleiten“, sagte Nick leise. „Fein, dann hätten wir das ja geklärt.“ Tyra freute sich wie ein kleines Kind, Nick lächelte mir zu – und ich hätte ihm am liebsten unter dem Tisch einen Tritt verpasst.

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  • Hm... Melissa scheint ja nicht gerade auf große Begeisterung zu stoßen...
    Vielleicht müsst Ihr sie einfach nur ein bisschen besser kennenlernen!?
    Also ich warte mal die Kommentare nach dieser kurzen Fortsetzung ab.


    Und ein großes Dankeschön geht natürlich an timo!



    Wonach suchen wir eigentlich genau?“ Ich hatte mich doch tatsächlich von Tyra breitschlagen lassen, mit ihr einkaufen zu gehen und neue Kleidung für die Feier zu erstehen. „Im Brief stand etwas von formell oder festlich… Also muss ich wohl mehr ausgeben, als ich eigentlich will.“ Tyra winkte ab. „Ach, du trägst das ja nicht bloß einmal“, sagte sie. Wir durchforsteten die Kleiderständer, bis ich entschied, mit der Wahrheit rauszurücken. „Tyra?“ „Hm?“ Ich holte tief Luft. „Es gibt noch einen Grund, warum ich nicht zu dem Treffen gehen möchte.“ Sie drehte sich um und lächelte wissend. „Wie heißt er denn?“



    Da hatte sie mich aber schnell durchschaut. „Andrew. Er… Wir hatten ein paar Vorlesungen zusammen.“ Tyra nickte. „Und er ist was? Dein Ex?“ Das wäre immerhin was gewesen… „Nein, er war einfach nur ein Kommilitone.“ „Er hat dich mies behandelt, oder wie? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“ Hm, nun hatte ich einmal damit angefangen. „Im Gegenteil. Er war sogar einer nettesten Männer, die ich kenne.“ Zugegeben, davon gab es nicht viele. Ich war lange mit Ryan zusammen gewesen, und in letzter Zeit beschränkten sich meine Männerbekanntschaften sowieso auf meine Kollegen und meine Mitbewohner. Aber das reichte mir auch. Ich befürchtete nur, nach einem Wiedersehen mit Andrew würde mir das nicht mehr reichen.



    „Aha. Das ist es also. Du hast für ihn geschwärmt, und er hat dich nicht richtig beachtet. Der Klassiker.“ Na sicher, als ob Tyra jemals so etwas erlebt hätte. Die konnte doch garantiert jeden kriegen. „So ungefähr, ja.“ Nur war geschwärmt leicht untertrieben, ich war bestimmt zwei Jahre lang unsterblich in ihn verliebt gewesen. Und in dem Moment, als ich die Worte „Universität“ und „Jahrgangstreffen“ las, wusste ich schon, was auf mich zukommen würde und wollte das eigentlich verhindern. „Na dann ist das ist doch deine Chance!“ Ich verstand nicht ganz.



    „Mach ihn eifersüchtig. Du gibst Nick als deinen Freund aus, und wenn er sich trotzdem nicht für dich interessiert, ist er’s eh nicht wert.“ Ja, toller Plan, dachte ich sarkastisch. „Ich meine, du hast doch damals bestimmt keinem anderen eine Chance gegeben, weil du nur ihn angehimmelt hast und es ja doch sein könnte, dass… Stimmt’s?“ Nicht, dass die Angebote besonders zahlreich gewesen wären, aber völlig falsch lag sie nicht. Zumindest emotional hatte ich niemanden sonst an mich herangelassen. „Teste einfach mal, wie er reagiert, wenn du vergeben bist. So, ich nehm’ jetzt die Shirts und du probierst das Kleid hier an, das steht dir garantiert super!“

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