FRIENDS OF MINE
PROLOG
„Ich weiß gar nicht, warum du so ein Theater machst. Wir würden alle Kosten, die dir durch einen Umzug entstehen, übernehmen.“ Sie war gerade dabei, ihre letzte Munition zu verschießen. Aber sie bemühte sich umsonst. Ich würde ganz sicher nicht nachgeben. „Es geht hier nicht nur um mich. Stell dir vor, manche Menschen denken auch mal an andere.“ Ungeduldig winkte sie ab. „Meinst du deine Untermieter? Die werden schon was finden, da mach dir mal keine Sorgen.“ „Das sind nicht nur meine Untermieter. Es sind meine Freunde.“
EIN JAHR ZUVOR
LEWIS
Es war schon dunkel, als ich nach Hause kam. Ich hatte mich nicht beeilt, Feierabend zu machen, wozu auch? Automatisch griff ich zur Zeitung, die vor unserem Haus lag. Nun ja, MEIN Haus. Fast ein halbes Jahr, und ich konnte mich immer noch nicht daran gewöhnen, allein hier zu leben. Ich mochte das Haus, und ich konnte es mir auch leisten, aber es war schon für zwei zu riesig, geschweige denn für eine Person.
Ich setzte mich ins Wohnzimmer und schlug die Greenville Times auf, konnte mich aber nicht auf den Inhalt konzentrieren. Wie schon seit Monaten, kehrten meine Gedanken in jeder freien Minute zu ihr zurück – Hannah. Das mit dem Haus war ihre Idee… Tja, Hannah und ihr Traum von sechs Kindern. Jetzt jettete sie mit einem Millionär durch die Welt und würde sich dieses Leben bestimmt nicht mit ein paar Gören wieder versauen. Immer wenn ich dachte, ich wäre jetzt soweit, sie zu verabscheuen, sah ich plötzlich ihr Gesicht vor mir, ihr Lachen – und vermisste sie so sehr, dass es wehtat.
Mein Magen machte mit einem lauten Knurren auf sich aufmerksam. Kein Wunder, hatte ich doch meinem Körper wieder einen langen arbeitsreichen Tag zugemutet, aber nur das Nötigste zu mir genommen. Seufzend erhob ich mich und ging in die Küche. Noch bevor ich die Kühlschranktür öffnete, wusste ich schon, dass er voll sein würde… und ich mir trotzdem nichts kochen würde.
Die Nummer der Taxigesellschaft kannte ich auswendig. Seit ein paar Monaten verdienten die Taxifahrer und die Restaurantbesitzer von Greenville eine Menge Geld mit mir. Im Restaurant versuchte ich einfach die verliebten Pärchen aus meinem Sichtfeld zu verbannen und kam mir durch die anderen Gäste letztendlich nicht ganz so einsam vor, als wenn ich im heimischen Esszimmer gegessen hätte.
Nach nur zehn Minuten stand ein Wagen vor meiner Tür, und der Fahrer grüßte mich freundlich. Er kannte mich und wusste, dass ich immer für ein großzügiges Trinkgeld zu haben war. Wofür sollte ich mein Geld denn sparen? Ich nahm auf dem Rücksitz Platz und starrte nach vorn. Von einem Foto am Armaturenbrett lächelten mich der Fahrer, seine Frau und drei sogar recht hübsche Kinder an. Am liebsten hätte ich nach vorn gegriffen und es zerrissen.