‚Wie verloren er wirkte, inmitten all dieser Blumen!’ dachte Celia am gleichen Abend in ihrem neuen Zuhause. Es hatte sie erstaunt, dass Zardon ihr das Refugium seiner Frau, den Garten um den Sternensee von selbst anbot, nachdem sie Reshannes alten Palast Cyros überlassen hatte, eine Entscheidung, die sie beim Anblick des verzauberten Ortes niemals bereuen würde. Hier würde sie sich heimisch fühlen, wenn auch ....
Sie ließ den Blick über die Gestalt des Mannes schweifen. Wie sehr sie ihn vermisst hatte, seine sanften klugen Augen, in denen so viel Liebe für sie lag. Und doch hatte sie diese Begegnung lange hinausgezögert, sich regelrecht davor gefürchtet. Denn dass er überhaupt hier war, wo er nicht sein sollte, das war ihre Schuld. Sie hatte ihn getötet.
[FONT="]Sie seufzte auf, gab sich einen Ruck und ging hinüber.
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„Nicolas!“ Der Rest blieb ihr im Halse stecken, als er den Kopf hob und sie der Blick aus seinen ihr so vertrauten Augen traf.
Er lächelte. Himmel, ihr wurde schon von diesem Lächeln schwindlig.
„Du bist wunderschön!“ hauchte er andächtig, während er sie unverwandt ansah. Unwillkürlich strich sie sich über die weißen Strähnen.
„Wirkt es nicht zu streng, zu alt?“ Er schüttelte den Kopf.
„Das steht dir gut. Noch besser als Miss Blauhaars Kreation.“
„Miss Blauhaar?“
[FONT="]Sein Mund verzog sich zu einem jungenhaften Grinsen. „Bellas Friseurin.“
[/FONT] Ihr eigenes Lächeln gefror, sie wandte sich ab, unfähig, ihn länger anzusehen.
„Celia?“ Beunruhigt kam er näher. „Was hast du? Hab ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein“ Mühsam kämpfte sie um ihre Fassung, was ihr angesichts seiner beunruhigenden Nähe fast unmöglich wurde. „Ich musste nur daran denken, was ich dir angetan habe!“
„Angetan?“ Nicolas blieb direkt neben ihr stehen. „Du hast mir nichts angetan!“
„Doch!“ schniefte sie und suchte, die aufsteigenden Tränen fortzuwischen, bevor er sie sah. „Ich habe dich ge...“
„Nein!“ unterbrach er sie, bevor sie es aussprechen konnte. „Das warst nicht du. Das war nur jemand, der aussah wie du. Jemand ohne eigenen Willen.“
„Mag sein, aber im Tempel, in der Ratshalle, da .... war es...mein Wille.“
„Celia, sieh mich an!“ Unendlich sanft sagte er das, so sanft, dass sie ihm nicht zu widerstehen vermochte, sich regelrecht herumgezogen fühlte.
Er streckte ihr die Hand entgegen, nur ein kleines Stück, gerade soviel, dass sie wusste, was er sich wünschte und ihr entgegenkam, es jedoch ihr überließ, ob sie es annehmen würde.
Zögernd hob sie ihre eigene, ihm entgegen, gleich würden ihre Finger ihn berühren. Nichts schien sich mehr zu bewegen, alles hielt den Atem an und verharrte in gespannter Erwartung.
[FONT="]„Es tut mir so leid!“ flüsterte sie, während sie ihre Hand in seine legte und sich widerstandslos, glücklich, in seine Arme schließen ließ.
[/FONT] „Was passiert ist, war nicht deine Schuld!“ erklärte er leise und drückte sie an sich. „Sie haben dich manipuliert, verändert, belogen. Und du hast dich gewehrt, ziemlich heftig, das geb ich gerne zu, aber nicht zu Unrecht. Niemand macht dir einen Vorwurf, auch ich nicht.“
„Wirklich nicht?“ Noch immer zögerte sie, doch sein energisches Kopfschütteln ließ sie endlich die Arme um seinen Hals legen und den Kopf an ihn lehnen.
„Ich bin nur froh, dass du wieder du bist. Dass du es geschafft hast, und nicht mehr so entsetzlich bleich auf dieser Steinbank liegst. Ich hatte solche Angst, dass du nie wieder aufwachst.“
„Nicolas, ich....“
[FONT="]„Schsch...“ er legte ihr den Finger auf den Mund. „Vergiss das einfach.... Es ist vorbei, und nicht mehr wichtig. Wichtig ist nur noch eins....“
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Sie richtete sich wieder auf, sah ihm in die Augen, versank förmlich in ihnen, eingehüllt in seine warme, zärtliche Umarmung.
Seine Finger streichelten ihre Nacken, ließen ihre Knie schwach werden.
„Ich liebe dich!“ Ernst, beinahe feierlich klang das, als würde er ihr ein Versprechen geben, eines für die Ewigkeit.
Und eine Ewigkeit wollte sie in seinen Armen liegen, ihn nie wieder loslassen, nie wieder....
Sie fühlte es, noch bevor er sich zu ihr hinüber beugte, die gleiche Sehnsucht, das gleiche Verlangen.
[FONT="]Ihre Augen schlossen sich, sie seufzte tief auf, als seine Lippen die ihren streiften.....
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.....doch sie erwiderte den Kuss nicht, sondern löste sich von ihm.
„Was..... ? Stimmt etwas nicht?“ Wenn er sich doch nur nicht so verwirrt anhören würde! „Haben sich deine Gefühle geändert?“
„Nein, Nicolas, sie sind immer noch dieselben, und wäre ich... jetzt einfach nur Zaides Tochter, dann würde ich .... alldem hier, sofort entsagen und mit dir gehen. In deine Welt.“ Sie trat noch einen Schritt zurück und zog den Arm zurück, als er nach ihr greifen wollte. „Aber das kann ich nicht, nicht mehr. Wenn ich gehe, hört alles auf zu existieren. Also muss ich bleiben.“
[FONT="]Er zuckte mit den Schultern. „Das macht doch nichts, ich bin doch auch hier.“
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„Das geht nicht, Nicolas.“
„Warum nicht?“ Guter, tapferer Nicolas. Wie sehr er sich bemühte, nicht verletzt zu klingen, dabei brach ihr selbst doch fast das Herz.
„Du bist ein Mensch, Nick, die Seele eines Menschen. Du kannst hier nur existieren, weil wir dich halten. Für lange Zeit, ja. Aber du wärest gefangen, müsstest an einem Ort bleiben, weil du dich ohne die Hilfe eines Elo-i nicht in unserer Welt bewegen kannst. Erinnere dich, meine Mutter musste dich hierher bringen. Und so würde es immer sein. Was für ein Leben wäre das für dich, Nick? Ausgerechnet du, verdammt zur Untätigkeit, für Jahrhunderte? Das kann, das will ich dir nicht antun.“
„Aber“ sie machte seinem Versuch, sie umzustimmen sofort ein Ende.
„Ich schicke dich nach Hause, zu Bella, zu deiner Mutter und zu JD, zurück in deine Welt, damit du leben kannst, leben, Nicolas, wie du es verdienst. Das ist alles, was ich tun kann.“
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