„Sie sehen schon wieder ein bisschen blass um die Nase aus!“ bemerkte JD, als Nicolas sie für einen Moment in seine Obhut übergab. „Kopfschmerzen?“
Sie nickte. „Ich hab auch keine Ahnung, wo sie herkommen. Vorhin dachte ich schon, sie wären verschwunden, aber jetzt scheinen sie immer stärker zu werden, fast schon unerträglich. Ich möchte nur nicht, dass Nicolas sich Sorgen macht. Er bringt es noch fertig, mich auf der Stelle wieder in seine Röhre zu schieben.“ Aus dem Lachen wurde nur ein verunglücktes Grinsen, ein eindeutiges Zeichen, wie schlimm die Schmerzen sein mussten, also meinte Justin:
[FONT=&]„Vielleicht sollten Sie einfach ein paar Minuten Ruhe genießen, weg von der Musik. Hinter dem Haus, wo der kleine Teich ist, dürfte es um einiges angenehmer sein. Machen wir einen kleinen Spaziergang! Kommen Sie! Denken Sie nicht lange nach! Nick läuft Ihnen schon nicht weg.“
[/FONT] Er nickte seinem Freund kurz zu, der mit angestrengter Miene direkt neben Caroline einen der leider obligatorischen Gastgebertänze absolvierte und verließ mit Celia im Schlepptau den Teil des Gartens, in dem die Party stattfand.
[FONT=&]Caroline, die das sehr wohl bemerkt hatte, unterbrach für einen Moment den Tanz mit ihrem Vater und sah den beiden nach. „Wo wollen die denn hin?“ dachte sie bei sich und beschloss, gleich nach Ende des Tanzes Ausschau nach ihnen zu halten. Vielleicht bot sich hier ja eine hübsche kleine Gelegenheit?! Dieser Sanderson war ihr ohnehin ein Dorn im Auge. Sie wusste genau, dass er sie nicht leiden konnte und alles tat, um Nick von ihr fernzuhalten. Wäre doch zu schön, wenn die beiden..... Und selbst wenn nicht, Nick würde heute noch sein blaues Wunder erleben.
[/FONT] Justin hatte recht behalten. Die Ruhe hinterm Haus tat Celia wirklich gut. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und war einfach eine Weile im Gras hin- und hergelaufen, während Justin anfangs schweigend neben ihr ging, bis er auf ihr Drängen hin ein paar Geschichten aus der gemeinsamen Uni-Zeit mit Nick zum Besten gegeben hatte. Schließlich erklärte er nach einem Blick auf die Uhr, er müsse jetzt schnell los, um Bella abzuholen und sie hatte sich, ohne einen Gedanken an das sündhaft teure Kleid zu verschwenden, ins Gras fallen lassen und beobachtete die Sterne, die sich im klaren Wasser des Teiches spiegelten.
Nach dem ersten Tanz mit Nicolas war die Zeit so schnell verflogen, dass sie kaum glauben mochte, es sei bereits nach Mitternacht, vor allem, weil es durch die vielen überall verteilten Lampen beinah taghell schien. Selbst der Himmel wurde von einem besonders hellen Mond erleuchtet.
[FONT=&]Celia bereute es nicht, Nicks Einladung angenommen zu haben, wenn man mal von Carolines boshafter Zunge absah. Doch dieser Anfang war schnell vergessen, als sie in seinen Armen lag, seine Nähe genoss und sich wünschte, die Musik möge niemals aufhören zu spielen. Kein Wort war zwischen ihnen gefallen, während sie tanzten, doch was bedeuteten schon Worte, wenn zwei Menschen sich so nahe waren.[/FONT]
„Nun renn doch nicht so, als wäre der Teufel hinter dir her.“ Celia sprang auf. Das war doch Nicolas. Versteckt hinter dem Busch lugte sie über den Teich hinweg zur anderen Seite des Gartens, wo Caroline unter den herabhängenden Zweigen der alten Weide stehen geblieben war und dicht hinter ihr, Nicolas!
„Was schreist du denn so?“ Carolines Stimme war wesentlich leiser, aber dennoch hörbar. „Ich bin doch nicht taub!“
„Was soll die ganze Heimlichkeit, Caro?“ fragte Nick und Celia nickte vor sich hin.
„Das wüsste ich auch gern.“
Und dann wurden die Stimmen so leise, dass sie nichts mehr verstehen konnte.
„Was heißt denn hier Heimlichkeit? Du wolltest doch unbedingt reden.“
„Jetzt?“ Nick starrte sie entgeistert an.
„Warum denn nicht? Uns vermisst doch im Moment keiner. Aber bitte, wenn du es dir anders überlegt hast.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Caro!“
„Nein, geh ruhig!“ winkte sie ab und drehte sich um. Aber genau das konnte Nick einfach nicht tun.
„Was soll denn der Zirkus?“ schlug er einen versöhnlichen Ton an. „Wir sind doch beide erwachsen und sollten eigentlich auf diese Kinderspielchen verzichten können, meinst du nicht?“
„Kinderspielchen?“ Sie fuhr herum. „So nennst du das also, wenn du auf meinen Gefühlen herumtrampelst.“
[FONT=&]Nick zuckte zusammen. „Das tu ich doch gar nicht!“
[/FONT] „Oh doch mein Lieber, das tust du sehr wohl. Erst servierst du mich deiner Mutter und all unseren Freunden als die Frau an deiner Seite und dann stößt du mich vor aller Augen vor den Kopf, indem du den ganzen Abend mit einer andern verbringst, engumschlungen, als wärt ihr zwei zusammengewachsen! Wie würdest du das denn nennen?“
„Du wusstest doch, dass sie kommt.“ hielt er dagegen und runzelte die Stirn. „Du hast sie ja praktisch selber eingeladen.“
„Sicher! Aber ich dachte doch nicht, dass es dir so ernst mit ihr ist.“ gestand sie, diesmal richtig kleinlaut und er dachte schon, er habe sich verhört.
„Mein Gott, Caroline, natürlich hab ich es ernst gemeint. Wieso denn auch nicht? Wieso missgönnst du mir das plötzlich?“
„Tu ich ja nicht. Es ist nur, dass.... weil, ......weil ich schon im Sandkasten in dich vernarrt war. Was glaubst du denn, warum ich bei deinem Riesentäuschungsmanöver überhaupt mitgemacht habe, was? Ich hoffte, mit der Zeit, da.... würdest.....du.........du schon merken, wie gut wir zusammenpassen. Und das tun wir ja auch, du willst es nur nicht sehen!“
„Es geht doch nicht nur darum, ob man zueinander passt.“ meinte er verlegen. „Hier geht es zuallererst um Gefühle, um ......Liebe.“
[FONT=&]„Ich weiß, das ist ja das Schlimme.“ seufzte sie und trat ganz nah an ihn heran, als solle niemand hören, was sie ihm zu sagen hatte.
[/FONT] Und das traf auch zu, zumindest in Bezug auf Celia, die längst von ihr entdeckt worden war. Nur ihretwegen war sie schließlich hier. Mal sehen, wie ihr die kleine Show gefiel? Und weil das natürlich nicht reichen würde, gab es ja noch diese hübsche Neuigkeit, die ihre Mutter aufmerksam, wie sie nun mal war, besorgt hatte. Dieses Weib sollte ihr büßen für die Demütigung, die sie heute hatte hinnehmen müssen. All die nur halbversteckten hämischen Blicke, die sich in ihren Rücken brannten und die Bewunderung, die stattdessen dieser gedächtnislosen Göre hinterhergeworfen wurde.
Celia hingegen beobachtete mit wachsender Verwirrung, wie sich diese furchtbare Frau immer weiter an Nicolas herandrängte. Noch ein Schritt mehr und sie hing an seinem Hals. Und er machte keinerlei Anstalten, sie daran zu hindern. Gewiss, sie waren Jugendfreunde, aber ging das jetzt nicht doch etwas zu weit, vor allem wenn man sich Carolines Verhalten am früheren Abend vor Augen hielt?
[FONT=&]Jetzt legte sie ihm schon die Hand auf den Arm und ihr Mund schien beinahe an seinem Ohr zu knabbern. Sie beschloss, einzugreifen. Irgendjemand musste ihn vor dieser Schlange retten.
[/FONT] „Was ist das Schlimme, Caroline?“ fragte Nick ruhig, obwohl ihm ihre Nähe sehr wohl unangenehm zu werden begann.
„Dass ich dich liebe....“ hauchte sie und er schloss die Augen. Genau das hatte er gefürchtet.
„Caro, ich .... es .... tut ....mir....so leid, aber .....“
Sie lächelte. Dieses unschuldige, verstehende, ja verzeihende Lächeln, das er früher so an ihr gemocht hatte, bevor sie so biestig wurde. „Ich weiß ....!“ meinte sie fast schon lakonisch. „Du liebst mich nicht.“
„Nein!“ stimmt er mit Bedauern zu. Sie war seine Freundin, so lange er denken konnte, er wollte ihr nicht wehtun, aber ihr deshalb etwas vormachen, kam ebenfalls nicht in Frage. „Nein , Caro, ich liebe dich nicht. Daran ändert sich auch nichts, denn .... ich liebe Celia!“ Er erwartete wieder eine spitze Bemerkung, eine dieser kleinen Boshaftigkeiten, die sie so gern verteilte und die es ihm leichter machen würden, doch stattdessen nickte sie einfach nur, ohne dass ihr Lächeln verschwand.
„Das ist nicht zu übersehen. Und wenn du glücklich bist?“
„Das bin ich, sehr sogar.“
„Dann ist es doch gut. Nur bitte lad mich nicht unbedingt zu eurer Hochzeit ein, ja?“
„Caro!“ Schon hob sich seine Hand, wozu wusste er selber nicht, da schien sie zu stutzen, ließ ein „oh, oh“ hören und deutete mit den Augen hinter ihn.
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zu Teil 2