• ‚Wie verloren er wirkte, inmitten all dieser Blumen!’ dachte Celia am gleichen Abend in ihrem neuen Zuhause. Es hatte sie erstaunt, dass Zardon ihr das Refugium seiner Frau, den Garten um den Sternensee von selbst anbot, nachdem sie Reshannes alten Palast Cyros überlassen hatte, eine Entscheidung, die sie beim Anblick des verzauberten Ortes niemals bereuen würde. Hier würde sie sich heimisch fühlen, wenn auch ....
    Sie ließ den Blick über die Gestalt des Mannes schweifen. Wie sehr sie ihn vermisst hatte, seine sanften klugen Augen, in denen so viel Liebe für sie lag. Und doch hatte sie diese Begegnung lange hinausgezögert, sich regelrecht davor gefürchtet. Denn dass er überhaupt hier war, wo er nicht sein sollte, das war ihre Schuld. Sie hatte ihn getötet.
    [FONT=&quot]Sie seufzte auf, gab sich einen Ruck und ging hinüber.




    [/FONT]
    „Nicolas!“ Der Rest blieb ihr im Halse stecken, als er den Kopf hob und sie der Blick aus seinen ihr so vertrauten Augen traf.
    Er lächelte. Himmel, ihr wurde schon von diesem Lächeln schwindlig.
    „Du bist wunderschön!“ hauchte er andächtig, während er sie unverwandt ansah. Unwillkürlich strich sie sich über die weißen Strähnen.
    „Wirkt es nicht zu streng, zu alt?“ Er schüttelte den Kopf.
    „Das steht dir gut. Noch besser als Miss Blauhaars Kreation.“
    „Miss Blauhaar?“
    [FONT=&quot]Sein Mund verzog sich zu einem jungenhaften Grinsen. „Bellas Friseurin.“




    [/FONT] Ihr eigenes Lächeln gefror, sie wandte sich ab, unfähig, ihn länger anzusehen.
    „Celia?“ Beunruhigt kam er näher. „Was hast du? Hab ich etwas Falsches gesagt?“
    „Nein“ Mühsam kämpfte sie um ihre Fassung, was ihr angesichts seiner beunruhigenden Nähe fast unmöglich wurde. „Ich musste nur daran denken, was ich dir angetan habe!“
    „Angetan?“ Nicolas blieb direkt neben ihr stehen. „Du hast mir nichts angetan!“
    „Doch!“ schniefte sie und suchte, die aufsteigenden Tränen fortzuwischen, bevor er sie sah. „Ich habe dich ge...“
    „Nein!“ unterbrach er sie, bevor sie es aussprechen konnte. „Das warst nicht du. Das war nur jemand, der aussah wie du. Jemand ohne eigenen Willen.“
    „Mag sein, aber im Tempel, in der Ratshalle, da .... war es...mein Wille.“



    „Celia, sieh mich an!“ Unendlich sanft sagte er das, so sanft, dass sie ihm nicht zu widerstehen vermochte, sich regelrecht herumgezogen fühlte.
    Er streckte ihr die Hand entgegen, nur ein kleines Stück, gerade soviel, dass sie wusste, was er sich wünschte und ihr entgegenkam, es jedoch ihr überließ, ob sie es annehmen würde.
    Zögernd hob sie ihre eigene, ihm entgegen, gleich würden ihre Finger ihn berühren. Nichts schien sich mehr zu bewegen, alles hielt den Atem an und verharrte in gespannter Erwartung.
    [FONT=&quot]„Es tut mir so leid!“ flüsterte sie, während sie ihre Hand in seine legte und sich widerstandslos, glücklich, in seine Arme schließen ließ.




    [/FONT] „Was passiert ist, war nicht deine Schuld!“ erklärte er leise und drückte sie an sich. „Sie haben dich manipuliert, verändert, belogen. Und du hast dich gewehrt, ziemlich heftig, das geb ich gerne zu, aber nicht zu Unrecht. Niemand macht dir einen Vorwurf, auch ich nicht.“
    „Wirklich nicht?“ Noch immer zögerte sie, doch sein energisches Kopfschütteln ließ sie endlich die Arme um seinen Hals legen und den Kopf an ihn lehnen.
    „Ich bin nur froh, dass du wieder du bist. Dass du es geschafft hast, und nicht mehr so entsetzlich bleich auf dieser Steinbank liegst. Ich hatte solche Angst, dass du nie wieder aufwachst.“
    „Nicolas, ich....“
    [FONT=&quot]„Schsch...“ er legte ihr den Finger auf den Mund. „Vergiss das einfach.... Es ist vorbei, und nicht mehr wichtig. Wichtig ist nur noch eins....“




    [/FONT]
    Sie richtete sich wieder auf, sah ihm in die Augen, versank förmlich in ihnen, eingehüllt in seine warme, zärtliche Umarmung.
    Seine Finger streichelten ihre Nacken, ließen ihre Knie schwach werden.
    „Ich liebe dich!“ Ernst, beinahe feierlich klang das, als würde er ihr ein Versprechen geben, eines für die Ewigkeit.
    Und eine Ewigkeit wollte sie in seinen Armen liegen, ihn nie wieder loslassen, nie wieder....
    Sie fühlte es, noch bevor er sich zu ihr hinüber beugte, die gleiche Sehnsucht, das gleiche Verlangen.
    [FONT=&quot]Ihre Augen schlossen sich, sie seufzte tief auf, als seine Lippen die ihren streiften.....



    [/FONT]
    .....doch sie erwiderte den Kuss nicht, sondern löste sich von ihm.
    „Was..... ? Stimmt etwas nicht?“ Wenn er sich doch nur nicht so verwirrt anhören würde! „Haben sich deine Gefühle geändert?“
    „Nein, Nicolas, sie sind immer noch dieselben, und wäre ich... jetzt einfach nur Zaides Tochter, dann würde ich .... alldem hier, sofort entsagen und mit dir gehen. In deine Welt.“ Sie trat noch einen Schritt zurück und zog den Arm zurück, als er nach ihr greifen wollte. „Aber das kann ich nicht, nicht mehr. Wenn ich gehe, hört alles auf zu existieren. Also muss ich bleiben.“
    [FONT=&quot]Er zuckte mit den Schultern. „Das macht doch nichts, ich bin doch auch hier.“




    [/FONT]
    „Das geht nicht, Nicolas.“
    „Warum nicht?“ Guter, tapferer Nicolas. Wie sehr er sich bemühte, nicht verletzt zu klingen, dabei brach ihr selbst doch fast das Herz.
    „Du bist ein Mensch, Nick, die Seele eines Menschen. Du kannst hier nur existieren, weil wir dich halten. Für lange Zeit, ja. Aber du wärest gefangen, müsstest an einem Ort bleiben, weil du dich ohne die Hilfe eines Elo-i nicht in unserer Welt bewegen kannst. Erinnere dich, meine Mutter musste dich hierher bringen. Und so würde es immer sein. Was für ein Leben wäre das für dich, Nick? Ausgerechnet du, verdammt zur Untätigkeit, für Jahrhunderte? Das kann, das will ich dir nicht antun.“
    „Aber“ sie machte seinem Versuch, sie umzustimmen sofort ein Ende.
    „Ich schicke dich nach Hause, zu Bella, zu deiner Mutter und zu JD, zurück in deine Welt, damit du leben kannst, leben, Nicolas, wie du es verdienst. Das ist alles, was ich tun kann.“





    +++

  • Epilog


    6 Jahre später


    Endlich war es soweit. Endlich fertig angezogen, die Haare frisiert, der Schleier festgesteckt, die letzten Falten glatt gezogen.
    Eigentlich hätte sie jetzt vollkommen erschöpft sein müssen, nach dieser Strapaze, aber alles, was sie fühlte, war Aufregung,
    ein Herzklopfen wie bei ihrem ersten Kuss.
    Dabei war sie doch längst seine Frau. Zumindest dem Gesetz nach.
    Sie hatten die standesamtliche Trauung in aller Stille vollzogen, nur ihre allerengsten Freunde waren dabei gewesen.
    Sie wünschten keine große Feier hatten sie verkündet, wollten lieber gleich in die Flitterwochen, und alles hatte verständnisvoll gelächelt.
    Von der kleinen Zeremonie, für die sie nun doch den Hosenanzug vom Morgen mit diesem Traum in Weiß vertauscht hatte, ahnten sie nichts.




    „Dachte ich es mir doch! Du stehst hier und träumst vor dich hin, während alles auf dich wartet!“
    Ein amüsiertes Lächeln umspielte Catherines Lippen als sie auf ihre Tochter zuging.
    „Ist er denn schon da?“ fragte Bella leicht atemlos und Catherine nickte.
    „Er steht unten und trippelt von einem Fuß auf den andern vor Aufregung. Man möchte meinen, es sei seine eigene Hochzeit.“
    Liebevoll betrachtete Catherine ihre Tochter. Wo war nur die Zeit geblieben?
    Wie im Flug vergingen die letzten Jahre, aus dem rebellischen Teenager war unversehens eine hübsche junge Frau geworden,
    [FONT=&quot]die selbstbewusst ihre eigenen Wege ging, sich in nichts hineinreden ließ, auch nicht in der Wahl ihres Mannes.




    [/FONT] Nun, Catherine hatte es schon vor Jahren aufgegeben, sie in eine bestimmte Richtung drängen zu wollen. Das Leben hatte ihr eine wohlgemeinte Lehre erteilt, und sie war klug genug gewesen, diese auch anzunehmen, selbst wenn der Weg dahin für sie recht schmerzhaft gewesen war. Nicks Tod hatte sie endgültig wachgerüttelt, aber in keinster Weise war sie darauf vorbereitet, was ihr bevorstand, als sie nach langem Hin und Her dann doch vor Justin Sandersons Tür stand.
    Nur ein wenig ausspannen hatte sie wollen, nach all dem Stress, ein paar Tage in Ruhe und Frieden mit ihrer Tochter verbringen, ohne Firma, ohne Presse, ohne Polizei. Bellas Augen waren groß geworden, als sie verunsichert zu JD hinübersah, einen Augenblick war darin sogar etwas wie Enttäuschung aufgeblitzt, nur einen Moment lang, aber er genügte, dass Catherine am liebsten wieder umgedreht wäre. Doch JD hatte ihre Sachen ohne große Reden in sein zweites Gästezimmer gebracht, ihr anschließend einen starken Kaffee gekocht und ein sehr langes Gespräch mit ihr geführt, über Bella natürlich, die er zuvor recht energisch in die Schule gejagt hatte, ohne dass Bella auch nur maulte.




    [FONT=&quot]Noch immer konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn sie daran dachte, welche Szenen sie in seinem Haus zu sehen bekam, wenn er mit dem Hund durch die Flure tobte, verfolgt von ihrer ziemlichen munteren Tochter, die ihren neuen Freund Ben über alles zu lieben schien. Oftmals, wenn sie ihnen dabei zusah, fragte sie sich, wie sie sich derart in dem jungen Mann hatte täuschen können, ausgerechnet sie, die sich doch immer soviel auf ihre Menschenkenntnis eingebildet hatte. So liebevoll und dabei völlig unaufdringlich und selbstlos er sich um die Familie seines besten Freundes kümmerte, doch ein Danke oder gar eine Entschuldigung wollte er nicht hören. Und so begann sich ihrer aller Leben langsam wieder zu normalisieren, bis es dann passierte.




    [/FONT] Es war schon spät, Bella schlief seit geraumer Zeit, JD stöhnte über seinen längst überfälligen Bauplänen, während sie draußen die Abendluft genoss und ihren Gedanken nachhing. Gerade, als sie hineingehen wollte, hörte sie es.
    Jemand rief sie, ganz leise nur, eine Stimme, die sie im ersten Moment gequält die Augen schließen ließ.
    Doch als sie sie wieder öffnete, da stand er vor ihr und lächelte. Sie war aufgesprungen, starrte ihn an, und dann versagten ihr die Beine den Dienst. Er hatte sie regelrecht auffangen müssen, dass sie nicht einfach zu Boden sank.
    „Nicolas!“ Mehr brachte sie nicht heraus.
    [FONT=&quot]„Ja Mom!“ antwortete er mit Tränen in den Augen und Catherine presste ihn an sich, schwankend zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Geister weinen nicht.




    [/FONT] Bis weit in die Nacht hinein hatten sie nebeneinander auf der Terrasse gelegen und geredet, geredet, geredet. Fassungslos hatte sie ihm zugehört, als er ihr erzählte, was mit ihm geschehen war. Kaum glauben konnte sie es. Ihr ganzes Weltbild wurde auf den Kopf gestellt. Wieder und wieder hatte sie die Hand nach ihm ausgestreckt, sich vergewissert, dass er auch wirklich da war und kein Produkt ihrer Fantasie. Ihr Sohn! Er war tatsächlich wieder bei ihr, leibhaftig und lebendig strahlte er sie aus seinen großen sanften Augen an, Cressidas Augen, oder Keylas oder … Catherine hatte irgendwann Mühe bekommen, seinen Erklärungen zu folgen.
    Am nächsten Morgen berief sie den Familienrat ein, der, irgendwie ganz selbstverständlich auch Nicks Freund mit einschloss. Schließlich galt es nun eine Menge Entscheidungen zu treffen, vor allem Bellas wegen. Noch immer hallte ihr deren Freudengeheul in den Ohren, als sie morgens die Treppe herunter kam, mitten auf dem Absatz stehen blieb, hinunter starrte und dann ihrem großen Bruder um den Hals gefallen war. Catherine hatte sich lachend ins Wohnzimmer verzogen, bis sich die erste Aufregung gelegt hatte.




    Die nächsten Jahre gestalteten sich nicht immer ganz einfach. Catherine hatte mit ihrer Tochter noch so manchen Strauss ausfechten müssen, obwohl sie ohne Murren und Klagen mit ihr umgezogen war, und sich in der neuen Umgebung auch sofort einzuleben begann. Vielleicht, weil die beiden wichtigsten Männer in Bellas Leben die Veränderung angesichts der Umstände ebenfalls für das Beste hielten, aber dennoch immer in ihrer Nähe und erreichbar blieben, wofür nicht nur Bella überaus dankbar war. Vielleicht auch, weil Catherine ihnen beiden eine eher moderne Stadtwohnung einrichtete, statt sich mit ihrer Tochter in einem der „Museumskästen“ zu vergraben, wie Nicolas die altehrwürdigen Landsitze zu nennen pflegte. Bereuen musste sie es jedenfalls nie, Bellas Leistungen besserten sich wie durch ein Wunder derart, dass ihr nach dem Schulabschluss alle Türen offen standen.
    [FONT=&quot]Nur welche sollte sie nehmen, welches Studienfach wählen? Jeder rechnete mit einer neuerlichen Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter, weil man sich über Catherines Wünsche keinerlei Illusionen machte. Sie schlug dem Mädchen denn auch zunächst Jura, Wirtschaftslehre oder Medizin vor, aber Bella lehnte alles ab. Und dann, Catherine lächelte in Gedanken daran, hatte sie die Tochter überrascht mit ihrer Frage, ob sie wohl lieber Architektur studieren würde.




    [/FONT] „Mom“ rief Bella aus. „Wie.... woher... Würdest du mir das wirklich erlauben?“
    „Ist das nicht dein Leben? Hast du mir das nicht immer gesagt?“ antwortete sie schmunzelnd. „Und du hast tatsächlich eine Begabung dafür, das weiß ich. Du kannst zeichnen, logisch denken und dir Dinge vorstellen. Du hast Geschmack und ein gutes Auge für Details.“
    Bella war vollkommen sprachlos. „Das hab ich von dir, Mom. Ich hab eine Menge von dir gelernt.“
    Catherine seufzte. „Na dann kann ich ja nicht alles falsch gemacht haben.“
    „Das hast du nicht, das hast du wirklich nicht. Ich liebe dich, Mom!“ flüsterte Bella und drückte sie an sich.





    ++++++++
    zu Teil 2


  • [FONT=&quot]Natürlich kam Bellas Wunsch nicht von ungefähr. Immerhin hatte sie in den letzten Jahren von JDs Arbeit eine Menge mitbekommen. Eines seiner größeren Projekte hatte ihn erst für zwei Jahre in London gehalten, danach erhielt er ein so lukratives Angebot, dass er schließlich einfach in England blieb. Wann immer er irgendwie konnte, war er bei ihnen vorbeigeschneit. Es war ihr oft gelungen, ihn dazu zu bringen, dass er sie in sein Büro mitnahm, um ihr seine Entwürfe zu zeigen. Bella entwickelte zunehmend mehr Interesse daran und wie JD bald feststellen konnte, auch ein Gespür dafür, wie man die Dinge angehen musste, damit sie funktionierten. Also war es ganz selbstverständlich, dass sie sich auch während ihres Studiums häufig sahen, sie ihn um Rat fragte, oder, auch das kam immer öfter vor, er sie.




    [/FONT][FONT=&quot]Sie konnten stundenlang miteinander reden und fachsimpeln über die neuesten Trends. Wie oft hatte Catherine die zwei am Wochenende über Bellas Studienarbeiten gebeugt gesehen, heftig diskutierend, wo man Türen sinnvoll und optisch ansprechend einsetzte und war kopfschüttelnd wieder hinaus gegangen. Sie hatte kein Wort verloren, als die beiden begannen, abends miteinander auszugehen. Anfangs noch ganz harmlos, schließlich war er doch noch immer Nicks bester Freund, und als solcher eher Bellas zweiter großer Bruder. Doch die Vertrautheit der beiden wuchs, und Bella zeigte kein wirkliches Interesse an jungen Männern, die, auch das nahm Catherine befriedigt zur Kenntnis, ihrer hübschen Tochter gern den Hof machen würden, wenn sie es nur zuließe. Doch stattdessen....




    [/FONT] Bella drehte den Kopf zu ihrer Mutter, als diese neben ihr stehen blieb und sie im Spiegel ansah.
    „Du hast es damals schon gewusst, nicht wahr?“
    „Vielleicht, geahnt, vermutlich. Gewisse Dinge waren nicht zu übersehen.“
    „Du hättest nein sagen können?“
    „Warum sollte ich?“
    „Weil er nicht das ist, was du dir immer gewünscht hast für mich?“
    Catherine schluckte einen Moment und strich ihr sanft über die Wange.
    „Bella, ich wollte dich nur glücklich wissen, und wenn ich in deine Augen sehe, dann hat sich das erfüllt. Wenn dein Herz die Wahl getroffen hat, dann hast du auch richtig entschieden.“
    Bellas Herz machte einen Riesensprung. „Meinst du, dass es ihm gefällt?“ Sie vollführte eine übermütige Drehung um die eigene Achse und erntete ein neuerliches Lächeln der Mutter.
    „Er wird hingerissen sein, verlass dich drauf.“ Catherine zupfte noch eine letzte Falte des Schleiers zurecht und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Wange. „Ich bin sehr, sehr stolz auf dich mein Kind.“




    „Aufgeregt, Kleines?“ fragte Nicolas seine Schwester nur wenig später, als die Mutter mit ihr herauskam, ihm zulächelte und sich dann an ihren Platz begab.
    „Und wie!“ Bella gluckste leise. „Meine Knie zittern, ich kann kaum atmen.“
    „He, he, nicht dass du mir jetzt umfällst. Du weißt, ich praktiziere nicht mehr als Arzt.“
    Er griff nach ihrer Hand und drückte sie beruhigend, während sich Bella mit glänzenden Augen umsah. Alles um sie herum leuchtete unter dem dunklen Himmel in einem warmen Licht, tausende Blumen in Vasen zwischen den Säulen arrangiert und auf dem Rasen verströmten ihren Duft. Und dort vorn stand er und wartete auf sie.
    „Das ist zauberhaft hier, wie in einem Märchen“ flüsterte sie. Kaum zu glauben, dass wir uns mitten in London befinden.“
    „Extra für euch beide geschaffen. Und niemand da draußen merkt etwas davon. Das hat sie nicht schlecht gemacht, oder?“ Er lächelte verträumt vor sich hin und Bella knuffte ihn scherzhaft in die Seite.
    „Das ist meine Hochzeit, großer Bruder, also keine Zeit fürs Träumen, du hast hier eine Aufgabe zu erfüllen.“
    Nick grinste sie spitzbübisch an, reichte ihr den Arm und streifte sie noch einmal mit einem warmen Blick. „Du bist wunderschön, Kleines, wunderschön!“




    Die gleiche Bewunderung leuchtete ihr aus JDs Augen entgegen, als Nicolas sie an seine Seite stellte, dem Freund zunickte, und sich zu ihrer Mutter setzte.
    Die nun folgende Zeremonie war etwas besonderes. Kein anderer Mensch würde sie jemals erleben. Diese Trauung vollzog kein Pfarrer irgendeiner Kirche, noch ein anderer Geistlicher, sondern die Weltenlenkerin persönlich. Auch als menschliches Mitglied ihrer Familie würde das Bella zustehen, hatte Granny Keyla ihr erzählt, die es immer noch für eine Pflicht hielt, über ihre Nachkommen zu wachen. vor allem natürlich über die, welche sie in der sterblichen Welt zurückgelassen hatte. Bella war begeistert von ihr und mehr als erstaunt, dass Mutter und Bruder das Geheimnis so lange Zeit für sich behalten hatten. Sie nutzte die neuen Möglichkeiten, ihren Wissensdurst zu stillen, weidlich aus. Und Keyla verlor niemals die Geduld und wurde auch ihr eine gute Freundin. Vorsichtig tastete Bella nun nach ihrem Hals, wo das Hochzeitsgeschenk ihrer noch immer so jugendlich wirkenden Granny ruhte, eine Kette, die älter war als selbst die Pyramiden. Noch ein Blick rund herum, sie waren alle gekommen, all die ihr inzwischen so vertrauten und doch immer noch ein wenig ehrfurchtgebietenden Geschöpfe, die verrückterweise Teil ihrer Familie waren, dann kehrte ihre Aufmerksamkeit zu ihrem Mann zurück, der vollkommen unbeeindruckt von der erlauchten Gesellschaft, nur Augen für sie zu haben schien.




    Schon am Morgen hatte sie das Kribbeln gespürt, als er ihr den Ring ansteckte. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was sie nun fühlte. Sie hörte kaum die Worte, die Celia sprach, von einem langen Leben in Glück und Gesundheit unter dem Schutz derer, die sich hier versammelt hatten. Sie fühlte nur ihre Hand, die warm und sicher in seiner lag. Doch als er ihr nun zum zweiten Mal den Ring überstreifte, rückte auch der Rest der Welt in weite Ferne. Sanftes Licht, ausgehend von der
    [FONT=&quot]Elo-i, die vor ihnen stand, begann sie beide einzuhüllen, durch jede Faser ihres Körpers zu dringen, bis in die Spitzen ihrer Haare. Aber das alles sah und fühlte sie kaum. Ihre Sinne waren völlig gefangen von ihm. In seinen Augen funkelte es, seine Finger streichelten kaum merklich über ihre Haut, während er, mit ungewohntem Ernst sein Treuegelöbnis sprach. So hörte sie auch nicht den tiefen Seufzer, den ihre Mutter ausstieß, bemerkte nicht, wie sie verstohlen nach der Hand ihres Sohnes griff, der ihr lächelnd ein Taschentuch anbot, bevor er sich mit ihr erhob.





    [/FONT] „Das war wunderbar!“ sagte er unhörbar, nachdem er sowohl der Schwester als auch dem Freund gratuliert hatte. „Und du bist ein Stück weitergegangen, als du es ursprünglich wolltest, nicht wahr?“
    Celia sah ihn an. „Ein klein wenig unserer Energie wird ihm nicht schaden. Es gleicht den Unterschied zwischen ihnen ein wenig aus. Sie sollen doch möglichst lange ... glücklich sein.“
    „Tja!“ Nicolas schmunzelte. „Wir Blandforts scheinen einfach einen Hang zu Älteren zu haben, vor allem ich.“
    Celia erwiderte sein Lächeln. „Ach die 200 Jahre fallen doch gar nicht ins Gewicht. Wenn ich da an meinen Vater denke, Mutter war damals schon weit, weit älter als ich jetzt...aber“ sie strahlte ihn an „...das spielt keine Rolle, wenn man sich verliebt, oder?“
    Nicolas schlang den Arm um ihre Taille und strich ihr mit dem Zeigefinger die Haare aus dem Gesicht. „Nein, nicht die geringste, Liebes. Und auch kein anderer Unterschied. Das hab ich dir schon damals gesagt, und ich meine es immer noch so.“
    Ja, das hatte er, und sehr deutlich.




    +++++++
    zu Teil 3


  • „Du kannst das nicht so einfach bestimmen und mich dann stehen lassen, Celia!“ rief er, während er ihr nacheilte. Wie konnte sie ihn nach Hause schicken wollen. Nicht, dass die Aussicht nicht verlockend wäre, aber doch nicht so, nicht ohne sie. „Hörst du mich? Es geht hier um mein Leben, MEINS!“
    „Eben deshalb. Ich will es dir zurückgeben, dein Leben, und nur in deiner Welt wirst du auch eins haben“ antwortete sie, ohne ihr Tempo zu verringern, im Gegenteil, sie wurde nur noch schneller, als würde sie regelrecht die Flucht vor ihm ergreifen. Aber das gab ihm genauso Hoffnung, wie das Zittern ihrer Stimme, das sie erfolglos vor ihm zu verbergen suchte. Wenn sie die gleiche Qual dabei empfand wie er, dann durfte er nicht aufgeben und sich fortschicken lassen.
    „Jetzt warte doch verdammt noch mal und lass uns reden!“ fluchte er, als sie die Treppen hinauf hastete.
    „Geh, Nicolas, bitte geh! Mach es mir nicht noch schwerer.“




    „Im Gegenteil. Ich werde es dir so schwer wie nur möglich machen, wenn du auf diesem Unsinn bestehst.“
    „Nicolas!“
    Endlich hielt sie an, sah ihn an, und der Schmerz in ihren Augen ließ ihn nur noch entschlossener werden. Er griff nach ihrer Hand, zog sie näher, auch wenn sie sich sträubte.
    „Nicolas. Ich hab doch versucht, es dir zu erklären. Wenn du hier bleibst, bist du nicht mehr als ein Schatten, ein Geist, kaum mehr als es Alyssa und Semira sind. Du willst doch nicht die nächsten zwei-, dreihundert Jahre als Gefangener verbringen, in einem goldenen Käfig zwar, aber dennoch gefangen, hilflos?“
    „Selbst wenn das so wäre, dann wäre es immer noch meine Entscheidung und nicht deine, oder?“
    „Sicher, aber....“




    Er ließ sie los, entfernte sich ein paar Schritte, starrte hinaus in die Nacht.
    „Ich liebe dich, Celia, ich will nicht gehen. Ich werde nicht gehen.“ All seine Gefühle, seine Hoffnung, seine Verzweiflung lagen in seiner Stimme. „Haben sie uns nicht genügend herumgeschoben, auf ihrem Schachbrett? Willst du jetzt damit weitermachen, nur zu.... meinem Besten?“
    Sie schwieg, lange.... quälend lange. Und er begann ihre Antwort regelrecht zu fürchten.
    „Nein!“ hauchte sie schließlich. „Ich will nur nicht selbstsüchtig sein, wenn ich dich halte.“
    [FONT=&quot]Er schloss einen Moment die Augen, und atmete erleichtert auf. „Sei selbstsüchtig, ich bitte darum. Lass uns wenigstens in diesem einen Punkt nur an uns beide denken. Egal, was die andern meinen oder für das Beste halten.“




    [/FONT] Und genau das hatten sie dann auch getan. In aller Stille, ganz für sich allein schlossen sie ihren eigenen Bund, nur die Große Mutter und ihre Nachfolgerinnen als Zeugen anrufend. Das Rauschen der Bäume wurde zu Musik, die Sterne über ihnen funkelten hell, schickten feurige Blitze über den Sternensee, als wollten auch sie ihre Zustimmung geben.
    [FONT=&quot]Zuvor war er nach Hause zurückgekehrt, doch nur für eine kurze Zeit, damit Mutter und Schwester wussten, dass es ihm gut ging, und dass er sein Leben in Zukunft in der anderen Welt führen würde, an der Seite jener Frau, die Catherine einmal nicht ebenbürtig erschienen war. Seine stets so beherrschte Mutter hatte nach dieser Eröffnung geschlagene 5 Minuten kein Wort gesagt, bis sie ihn schließlich einfach umarmte, um ihm alles Gute zu wünschen, was sie nur wenig später auch mit ihrer einstmals so unwillkommenen Schwiegertochter tat, als diese zum ersten Mal zu Besuch kam. Bella hatte Celia erst mit offenem Mund und dann mit einem schiefen Grinsen großmütig verziehen, dass sie ihr den Bruder nun gleich zweimal genommen hatte, um so mehr, als die frischgebackene Schwägerin sich bereit erklärte, der Familie ihres Mannes einen Besuch in der anderen Welt zu ermöglichen.





    [/FONT][FONT=&quot]Gerührt beobachtete Zaide die beiden Neuvermählten, und noch gerührter das stumme Zwiegespräch zwischen ihrer Tochter und deren Mann. Sie gaben so ein schönes Paar ab. Beide. Wer hätte je gedacht, dass diese Tragödie, die beinahe ihre Existenz vernichtet hätte, einmal in solcher Harmonie enden würde. Ja, Keyla hatte vollkommen recht damals, als sie recht energisch verkündete, den Kontakt zu ihrer menschlichen Familie unbedingt halten zu wollen. Celia und Nicolas hatten sie beide darin bestärkt, und so kam es schließlich bald dazu, dass sich die gesamte Familie regelmäßig bei den Blandforts versammelte. Zaide und Catherine fanden schnell Gefallen aneinander, genossen ihre kleinen Unterhaltungen in vollen Zügen, und beide bemerkten, dass es trotz ihres Alters und ihres Wissens noch immer Dinge gab, die man von der jeweils anderen lernen konnte. Doch vor allem die junge Generation profitierte von diesen Besuchen. Die beiden Mütter erkannten ihre einst so ernsthaften Kinder kaum noch wieder, wenn die muntere Bella mit ihnen, Justin und natürlich dem Hund allerlei Unsinn trieb, der wenig an Erwachsene denken ließ. Doch warum nicht! Zaide lächelte ihrer Tochter zu. Sie trug eine schwere Last auf ihren kleinen Schultern, doch mit Hilfe dieser Menschen, die sowohl Melynne als auch Reshanne so wenig geschätzt hatten, wurde sie ihr leicht.




    [/FONT] Und noch eine andere Sorge war ihnen, nach längerer Zeit endlich abgenommen worden. Zaide, die sich inzwischen den anderen Gratulanten angeschlossen hatte, stupste ihre Tochter leicht mit dem Finger an, um deren Aufmerksamkeit auf einen anderen Teil des Gartens zu lenken.
    „Ja!“ antwortete Celia ihrer Mutter in Gedanken. „Immer noch wie frisch Verliebte!“
    „Gemessen an unserer Zeitrechnung sind sie das auch. Dennoch, manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, Melynne würde vermutlich - wie nannte die junge Dame hier das früher immer- aus den Schuhen kippen?“
    „Latschen, Mutter, sie sagte aus den Latschen kippen.“ Celia unterdrückte ein Kichern, wurde aber gleich wieder ernst.
    „Nach Zardons ... Tod hatte ich schon das Schlimmste befürchtet, es hat sie so sehr mit genommen. Wenn er sie deshalb wieder verloren hätte....nicht auszudenken!“
    [FONT=&quot]Zaide drückte ihre Hand. „Das war seine Entscheidung, mein Kind. Nicht jeder kann vergessen, oder vergeben. Und doch hat auch dieser Starrsinn letztendes noch etwas Gutes bewirkt. Du bist glücklich, und die zwei dort sind es auch!“




    [/FONT] In der Tat konnte niemand das bestreiten, wer immer die beiden zusammen sah. Keyla hatte in ihrer sanften aber doch bestimmenden Art nicht nur das gefrorene Herz des Herrn der Finsternis geschmolzen, sondern ihm auch dabei geholfen, die Mitglieder ihrer Kaste allmählich davon zu überzeugen, dass er die Chance verdiente, die Celia ihm zu geben bereit war. Anfangs war es nur der Respekt vor dem Amt der Herrscherin und die Furcht, die allen nach der Beinahe-Katastrophe noch immer im Nacken saß, welche einen neuerlichen Eklat verhinderte. Vor allem da Keylas Vater, der von allen hochgeachtete Herr des Lebens sich mit dieser Entscheidung einfach nicht abfinden konnte und sich zum Entsetzen vieler aus dem Rat und auch aus der Welt zurückzog. Aber weder Keyla noch Celia ließen sich beirren, und nachdem sich selbst Reshannes Ehemann Cyros auf ihre Seite gestellt hatte, akzeptierten schließlich auch die anderen Elo-i den alten neuen Ratsherrn.
    Dem menschlichen Teil der Familie hatte man auf Nicks persönlichen Wunsch Variks Beteiligung an der Geschichte größtenteils verschwiegen, sodass Keyla, die nach aus Menschensicht langer Zeit erneut Variks Frau geworden war, bei den wichtigen Familientagen nicht ohne ihren Mann erscheinen musste. Und obwohl er noch immer eine gewisse Düsternis ausstrahlte, so war die Kälte, die ihn früher einmal umgeben hatte, doch gewichen, als hätte er sie ebenso abgelegt wie seine Maske. Diesmal regierte Keyla sein Herz, und sein Herz regierte ihn.





    ++++++++++
    und zu Teil 4


  • „Ja. So fand alles doch noch ein gutes Ende.“ Die Bewahrerin hielt inne und musterte die vor ihr sitzenden Menschen. Schon lange hatte keiner von ihnen mehr ein Wort gesagt, etwas dazwischen gerufen, Fragen gestellt oder diskutiert, wie sie es noch am Anfang getan hatten. Josie kämpfte sichtlich mit ihrer Rührung, während Matt ihr schon seit geraumer Zeit immer wieder verstohlene Blicke zuwarf, unruhig hin und her rutschte und den Eindruck machte, als würde er am liebsten aufspringen und zu ihr gehen.
    „Ihr fragt euch nun sicher, warum ich euch ausgerechnet diese Geschichte erzählt habe?“
    [FONT=&quot]Die Bewahrerin nickte schmunzelnd, als die beiden gleichzeitig den Kopf schüttelten. „Nun, dann muss ich ja im Grunde nichts mehr sagen, nicht wahr? Die Liebe, ... die Liebe ist eine Urgewalt dieses Universums, mächtiger als alles andere, sie erschafft und zerstört, sie tötet und heilt. Dieses kostbare Geschenk kann ein Fluch oder ein Segen sein. Ihr müsst nun selbst entscheiden, was sie für euch beide sein soll. Doch wählt weise.... zu schnell hat man sein Glück verspielt.“




    [/FONT] Die beiden standen auf, sahen sich einen Moment lang unsicher an, dann öffnete Matt in einer hilflosen Geste die Arme und Josie schmiegte sich mit einem Lächeln hinein.
    „Es tut mir leid!“ flüsterte Matt. „Es war so ein dummer, dummer Streit. Ich hatte doch keine Ahnung, dass es dich so stört.“
    „Ich hätte schon viel eher etwas sagen sollen, statt alles in mich hineinzufressen....“ Josie brach ab. „Bring mich nach Hause, Matt, und lass uns reden.“
    „So ist es gut.“ Die Bewahrerin kam die Stufen hinunter. „Ihr seid nun einmal zwei Menschen und nicht nur einer, auch wenn es manches Mal den Anschein hat, es wäre anders. Denkt daran, für beinahe jedes Problem gibt es eine Lösung, doch die findet man nicht durch Schweigen. Schweigen ist der Tod der Liebe und manchmal auch des Lebens. Wir können nicht alles wieder in Ordnung bringen, was ihr zerstört.“
    Die beiden hörten sie kaum noch, aber das kränkte sie nicht.
    Zufrieden beobachtete sie, wie die zwei Hand in Hand die Stufen hinuntergingen, ihr noch einen letzten Blick zuwarfen und durch den nächsten Säulenbogen verschwanden.





    „Das scheint wirklich deine Lieblingsgeschichte zu sein, Ranyia!“
    Die Bewahrerin zeigte kein Erstaunen, als die junge Frau so plötzlich neben ihr auftauchte.
    „Das ist sie. Kein Wunder, es ist unser aller Geschichte, meine ebenso wie deine, Celia. Und ist es nicht meine Aufgabe, genau das vor dem Vergessen zu bewahren?
    „Ja das ist es, und es ist gut so. Wir haben viel gewonnen, aber auch viel verloren auf dem Weg hierher. Wir sollten, wir dürfen nicht vergessen, welcher Preis für unser Glück bezahlt worden ist.“
    Ranyia nickte. „Es ist schon ein zerbrechliches Ding, dieses Glück, auf das man gut achten muss, Tag für Tag. Ich hoffe, diese beiden haben das nun gelernt.“
    „Da bin ich sicher. Ich an ihrer Stelle hätte es“ schwärmte Celia in warmem Ton. „Du hast ein wunderbares Talent.... und ich hoffe nur, du wirst noch lange deine Geschichten erzählen.“
    „Damit du dich weiterhin wegstehlen kannst? Was wird denn nur dein Mann dazu sagen?“ erkundigte sich die Bewahrerin und Celia kicherte.
    [FONT=&quot]„Das sagst du mir jedes Mal. Frag ihn doch einfach selbst!“




    [/FONT] Sie deutete hinter sich und Ranyia lachte auf, als sie ihn hinter der Säule hervorkommen sah.
    „Da haben wir ja den zweiten Lauscher. Ich hatte mich schon gewundert, dass sie allein gekommen ist. Also wirklich! Hat das mächtigste Paar der Welt denn nichts wichtigeres zu tun, als meine alten Geschichten zu verfolgen?“
    „Im Augenblick nicht!“ grinste Nicolas. „Wir haben gerade frei. Oder Feierabend wenn du so willst.“
    „Feierabend?“ Ranyias Schultern bebten vor Lachen, als der Mann die Mundwinkel nach unten zog.
    „Die ganze Welt zu regieren ist entsetzlich anstrengend. Da braucht man ab und zu eine Pause. Nicht wahr Liebes?“
    Celia lächelte ihn zärtlich an, bevor sie sich wieder an Ranyia wandte. „Aber ich muss mich eigentlich bei dir beschweren, deine Geschichte war unvollständig. Du hast unsere kleine Lilianne gar nicht erwähnt, Bellas Zwillinge und Keylas süßen Jungen. Gehört das nicht dazu?“
    [FONT=&quot]„Das ist eine andere Geschichte, und ich werde sie..... später erzählen. Dies ist eure Geschichte. Und die ist ... noch lange nicht vorbei.“





    [/FONT] „Nein. Das ist sie nicht. Sie hat gerade erst angefangen.“ Nicolas zog seine Frau in die Arme. „Weißt du woran ich gerade denken musste? Wie verrückt das eigentlich alles ist. Vollkommen verrückt. Ich war... ich meine, ich wurde als ein ganz normaler Mensch geboren, und nun sieh mich an, was ich jetzt bin.“
    Celia streichelte ihm sanft die Wange. „Du warst nie ein normaler Mensch. Und was immer du getan hast in deinem Leben, es hat dich hierher geführt. Das war deine Bestimmung.“
    „Bestimmung, war es das wirklich? Der Herr des Lebens zu sein?“
    Sie nickte, während ihre Augen ihn anstrahlten. Noch immer konnte er darin versinken, wann immer er sie ansah, und er wurde dessen nicht müde.
    „Ja!“ antwortete sie ihm voller Ernst. „Und du bist ein guter, ein sehr guter Herr über dieses kostbare Gut. Du liebst das Leben, du achtest es, und die liebst diejenigen, denen du es schenkst. Die Menschen können froh sein, dass sie dich haben. Du hast sogar Caroline geheilt, damit sie wieder normal leben kann.“
    „Caroline wer?“ Sie unterdrückte ein Lachen und versuchte streng auszusehen.
    „Nick, ich meine es ernst.“
    Er grinste schwach. „Bin ich zu nachsichtig?“ Sie schüttelte den Kopf, gab auf und lächelte.
    „Nein. Du bist verständnisvoll und voller Güte. Das macht dich nur um so wertvoller. Zardon... er ... er hatte es vergessen, wie wichtig die Menschen sind, dass sie beides sein können, gut und schlecht, nicht anders als wir. Sie verdienen die Nachsicht, ebenso wie wir sie manchmal brauchen. Das hatte er in seinem langen Leben, bei allem, was er sehen und ertragen musste, einfach vergessen. Aber er hat sich wieder daran erinnert, und uns beide damit glücklicher gemacht, als wir es je zu hoffen wagten.“




    „Irgendwie erscheint es mir immer noch unwirklich. Und ich frage mich, was damals tatsächlich in seinem Kopf vorging, als er mich zum zweitenmal mit in diese Halle nahm. Nie, niemals hätte ich auch nur für möglich gehalten, dass er ausgerechnet mir sein Amt und seine ganze Macht anvertrauen wollte, mir, einem Menschen. Ich ....“ er wurde leiser.... „ich stand da und alles, was ich tun konnte, war stammeln wie ein kleiner Junge. Ich hatte ja keine Ahnung, was da auf mich zukam. Vor allem nicht von den entsetzlichen Kopfschmerzen danach. Aber .... jedes Mal wenn ich daran denke, frage ich mich nach dem wieso. Wieso nicht Keyla? Er mochte mich doch nicht einmal.“
    „Da irrst du dich. Er mochte dich sehr, er konnte es nur nicht zeigen.“ Celia seufzte traurig auf. „Seine Familie bedeutete ihm alles, und wir beide gehören nun mal dazu, selbst wenn das anfangs nicht so schien. Deshalb war ich ja so entsetzt, als er gehen wollte. Er sei müde, sagte er und in dieser Welt, in dieser neuen Welt wäre kein Platz mehr für ihn.“
    „Wegen Varik.“
    „Ja. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, er konnte seinen Anblick nicht ertragen, ohne immer wieder an seine Frau erinnert zu werden. Wer weiß, vielleicht geht es Cyros nicht anders. Aber was hätte ich sonst tun sollen.“
    [FONT=&quot]Nicolas drückte sie fest an sich. „Du hast alles richtig gemacht. Sieh dich um, es herrscht Ruhe in der Welt, sie achten und respektieren dich. Nicht nur dein Amt, dich selbst.“





    [/FONT] Sie strich ihm zärtlich über den Rücken, wo sich auf einmal seine Schwingen ausbreiteten, groß und mächtig wie die ihren. „Ich bin traurig, dass er fort ist, dass wir ihn nie wiedersehen, aber .... ich bin trotzdem auch froh. Denn so... so hat er mit dieser Verschmelzung aus dir einen wirklichen Elo-i gemacht. Ich glaube, das ist ein einmaliger Vorgang in unserer Geschichte.“
    Da war es wieder, das jungenhafte Grinsen, das sie so liebte, als er nach ihren Händen griff. „Nun, alles ist irgendwann einmal das erste Mal, oder? Und jetzt lass uns noch eine Runde fliegen und die trüben Gedanken vertreiben.“
    „Lass mich raten, du brauchst noch Übung!“
    „Ja sicher. Ich fliege doch erst seit ein paar Jahren.“
    „Na ich doch auch.“
    „Um so besser!“ entgegnete er verschmitzt. „Dann üben wir beide gemeinsam.“
    [FONT=&quot]Sie schüttelte lachend den Kopf, rief Ranyia ein freundliches Lebwohl zu und stieß sich mit ihm vom Boden ab, um gleich darauf in der Dunkelheit der Nacht zu verschwinden.




    [/FONT] „Möget ihr immer so glücklich sein wie heute. Möge keine Wolke jemals euren Sonnenschein verdunkeln“ sagte Ranyia und schickte sich an, das nächste Paar in ihrem Tempel zu empfangen. Die Nacht war noch jung, und es gab noch so viel zu erzählen.


    ENDE
    [FONT=&quot]
    [/FONT][FONT=&quot]


    [/FONT]
    +++++++++++
    Und nun hoffe ich wie immer, es hat euch gefallen und ich konnte diese Geschichte zu einem für euch guten Ende bringen.
    Vielen Dank noch einmal an alle, an die stillen Leser, aber vor allem natürlich auch an jene, die so fleißig kommentiert, mitspekuliert und mitgefiebert haben.
    Liebe Grüße, bis zur nächsten Geschichte.
    Nery
    (und ich freu mich natürlich auch über ein paar abschließende Kommis von euch)

  • Na da hab ich mit meiner kleinen Bemerkung ja was losgetreten.


    Also bitte sehr, hier ein noch ein klitzekleiner Nachschlag, weil es gewünscht wurde.


    Die Zukunft beider Welten sozusagen, geboren im Spiel und unverändert gelassen.



    Familie Sanderson



    Eine Zufallsaufnahme, ganz spontan passiert.
    Teil 1 der Zwillinge, Klein Lucas und sein bester Freund, der heißgeliebte Ben.
    Auch wenn er zu dem Zeitpunkt schon etwas älter war, aber spielen wollte er immer noch sehr.




    Ben ging es übrigens sehr gut.
    Der gute alte Junge wurde ein richtiger Star und bekam seine eigene Limousine, wie man sieht.




    Nun, für euch hab ich die Zwillinge mal zu Teenies heranwachsen lassen.
    Lucas, eine bunte Mischung aus Mutter und Vater und Großmutter Catherines erklärter Liebling.
    Berufswunsch: Tierarzt




    Das ist Keyla Junior. Benannt nach der Granny.
    Eigentlich das Ebenbild der Mama, äußerlich und charakterlich.
    Nur in der Schule war sie von anfang an besser.
    Der eher bestimmende und lebhaftere Teil der Zwillinge.
    Kommt mir irgendwie bekannt vor.






    Im anderen Reich:





    Mein Lieblingsbild von Varik. Da sag noch einer, der Mann hätte kein Herz.
    Ganz im Gegenteil.
    Ich glaube, wenn er noch mehr Zeit mit ihm verbringen würde, gäbe es bald nichts böses mehr in der Welt, na sowas.




    Zelos, im Alter von 168 Jahren. (Elo-i Kinder werden erst mit ca. 220 erwachsen)
    Er ist ein sehr ernster Junge, der sehr viel Zeit bei seiner Tante Ranyia am See der Träume verbringt.



    Und zuguterletzt noch Celias und Nicks Sprössling:



    Auch als Herrscherin kann man sich Zeit für die Kinder nehmen.
    Und immer nur lernen ist ja wohl langweilig, daran erinnert sich die Mama auch noch.




    Lilianne im gleichen Alter wie Zelos oben.
    Ich denke, jeder kann nachvollziehen, dass Nicolas ganz vernarrt ist in seine beiden Frauen.
    Und vermutlich sehr genau hinschaut, in wen sich seine Tochter wohl verlieben wird.


    So, ich hoffe, dieser kleine Ausblick befriedigt eure Neugier noch mal.


    Und auf Eure Kommis antworte ich selbstverständlich noch. Vielen Dank schon mal an dieser Stelle.
    Jetzt brauch ich erstmal eine Mütze Schlaf.