ZitatAlles anzeigenMonatelang hat eine 16 Jahre alte Japanerin ihrer Mutter Rattengift ins Essen gemischt, bis die Frau ins Koma fiel. Das von einem britischen Serienmörder faszinierte Mädchen hielt Dosen und Effekte der langsamen Vergiftung minutiös fest - öffentlich, in ihrem Online-Tagebuch.
"Heute ist ein sonniger Tag", schrieb das Mädchen im August in ihr Weblog, "und ich habe eben eine Dosis Thallium verabreicht. Der Mann in der Apotheke hat nicht begriffen, was für ein starkes Mittel er mir da verkauft hat." Über Monate hinweg mischte die 16-Jährige ihrer Mutter das hochgiftige Schwermetall ins Essen, beobachtete die Effekte - und notierte alles feinsäuberlich in ihrem Weblog.
"Heute geht es Mutter schlechter", schrieb sie, einige Wochen, bevor ihre 47-jährige Mutter ins Koma fiel, "sie jammert, dass ihre Beine nicht mehr wollen und kann sich jetzt gar nicht mehr bewegen." In den folgenden Tagen und Wochen berichtete sie detailliert von Hautausschlägen, Atembeschwerden und Halluzinationen, die ihre langsame Vergiftungsattacke auslösten. Am 26. September notierte sie dann: "Meine Mutter kommt morgen ins Krankenhaus, und bis jetzt hat immer noch keiner herausbekommen, was die Ursache ist. Bedauerlicherweise hat sie keine gute Versicherung, also wird das Leben jetzt ein bisschen schwieriger."
Seit dem 2. Oktober liegt die Mutter des Mädchens im Koma, die Giftmischerin selbst sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Argwöhnische Verwandte hatten die Polizei benachrichtigt, die bei einer Durchsuchung im Zimmer des Mädchens nicht nur einen abgetrennten Katzenkopf sondern auch einen Thallium-Vorrat fand, berichtet die japanische Zeitung "Asahi Shimbun". Am Montag wurde das Mädchen verhaftet. Zunächst bestritt sie jedoch die Absicht, ihre Mutter töten zu wollen.
"Die toten Fleischklumpen losgeworden"
Im Oktober hatte sie sich selbst mit Thallium vergiftet und war auch kurz im Krankenhaus gewesen - die Polizei vermutet nun, dies sei zur Ablenkung von ihrer eigenen Schuld geschehen. Die Blogeinträge des Mädchens, fanden die Untersuchungsbeamten, stimmten präzise mit den Erkrankungsstadien ihrer Mutter überein. Laut der Tageszeitung "Mainichi Shimbun" sagte sie bei ihrer Verhaftung dennoch: "Ich weiß, dass meine Mutter an Thalliumvergiftung leidet, aber ich habe sie nicht vergiftet."
Thallium wird häufig als Rattengift eingesetzt. Bevor sie begann, ihre Mutter zu vergiften, hatte die 16-Jährige offenbar schon einige Tiere getötet, fand das aber nicht aufregend genug: "Es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu spielen, war aber gleichzeitig ziemlich ermüdend. Es hat lang gedauert, bis ich die toten Fleischklumpen losgeworden war."
Vertreter der Schule, auf die das Mädchen ging, zeigten sich entsetzt. Sie hatte gute Noten geschrieben und sei "an Chemie besonders interessiert" gewesen, sagte ein Lehrer der Zeitung "Asahi Shimbun". Ihr Blog ist inzwischen aus dem Netz verschwunden, Teile davon sollen aber noch in Kopie auf einigen japanischen Webseiten zu finden sein. Vor ihrer Verhaftung hatte das Webtagebuch offenbar entweder keine Leser oder niemand nahm es ernst.
Sogar über ihre leichtgläubigen Lehrer machte das Mädchen sich darin lustig: "Ich bekam Mitgefühl von meinem Lehrer, als ich weinend über meine Mutter sprach. Die Leute lassen sich offenbar leichter betrügen als ich erwartet hatte", zitiert die Zeitung "Sankei Shimbun" aus dem Online-Tagebuch.
Inspiriert vom "Teetassen-Giftmischer"
Inspiriert wurde die 16-Jährige offenbar durch den Film "Das Handbuch des jungen Giftmischers", der die wahre Geschichte des Serienmörders Graham Young nacherzählt. Das schwarzhumorige Werk schildert, wie Young, der im England der sechziger und siebziger drei Menschen mit Gift tötete, Familienmitgliedern und Arbeitskollegen Gift in ihren Tee mischt. Nachdem er des Mordes an seiner Stiefmutter überführt worden war, saß Young sogar neun Jahre lang in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung für Schwerstkriminelle, wurde dann aber als geheilt entlassen.
Kurz darauf tötete er zwei Männer, die im gleichen Fotolabor arbeiteten wie er selbst, andere Mitarbeiter wurden schwer krank. Niemand hatte Youngs neuen Arbeitgeber über den Grund seiner langjährigen Haft informiert. In Youngs Besitz fand die Polizei damals auch ein Tagebuch, in dem er seine Vergiftungsversuche, die verwendeten Dosen und alle Effekte peinlich genau notierte.
Offenbar hatte sich die 16-Jährige Young zum Vorbild genommen. In ihrem Blog soll sie sich selbst stets mit dem männlichen japanischen Pronomen für "Ich" bezeichnet haben. Bei einer Befragung für ein Schul-Jahrbuch hatte sie den "Teetassen-Giftmischer" als die "historische Figur" angegeben, die sie am meisten bewundere. Auch der sprachliche Stil ihres Blogs lehnte sich offenbar teilweise eng an den von Youngs Aufzeichnungen an. Und auch Young hatte für seine Morde Thallium verwendet. Am dritten Juli hatte das Mädchen in ihren Blog geschrieben: "Lasst mich ein Buch vorstellen: Graham Youngs Tagebuch über das Töten mit Gift. Die Autobiographie eines Mannes, den ich respektiere. Er hat im Alter von 14 Jahren jemanden ermordet."
Quelle: [url=http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,383105,00.html]Spiegel ONLINE[/url]
Ich habe das vor einigen Tagen gelesen, den Link dazu habe ich von einem Bekannten. Ich war ziemlich baff als ich das gelesen hab oO Interessant ist es auf jeden Fall zu lesen... daran sieht man nämlich mal wieder wie Medien einen Menschen doch beeinflußen können.
Eure Meinung zu dem ganzen?