Wake me up when its all right

,,Nein!!’’ Ich saß kerzengrade auf dem Bett und realisierte erst nach einigen Minuten, dass ich geträumt hatte….wobei es kein Traum war, es war ein Erlebnis, das mich immer wieder heimsuchte. Ich zwang mich aufzustehen, meine zitternden Beine trugen mich ins Badezimmer…

Erschrocken starrte ich in den Spiegel. Wieso war ich noch geschminkt? Oder besser gefragt, wozu habe ich mich geschminkt? Wieso hatte ich keinen Zopf wie sonst jede Nacht? Ich grübelte…was hast du letzte Nacht getrieben? Da fiel es mir wieder ein! Ich war doch in diesem Club mit diesem tollen Typen…wie hieß er noch mal? Ich sah meinen Arm an. Mit einem schwarzen Edding stand dort geschrieben ,,Eddie 0175/85024572’’. Ach, stimmt Eddie! Ja, der war schon was! Hab mit ihm ein paar Gläschen getrunken, dann waren wir bei mir und ja….er war aber trotz seines Aussehen eine Niete im Bett…oh, das habe ich ihm ja auch gesagt! Man, mit Alkohol im Blut wird man immer zu ehrlich! Und dann ist er einfach gegangen und ich bin eingeschlafen….ich glaube, ich sollte ihn nicht anrufen….wäre eine schlechte Idee…wie er darauf wohl reagieren würde….

Bloß ist dies nicht das Erlebnis, was ich immer wieder verdränge. Ich bin seit einigen Monaten ein ,,Betthüpfer’’, wie man so schön sagt und das nur weil mich jemand verletzt hat…ich versuchte die Erinnerungen mit einer Handbewegung wegzuwischen. Ich öffnete mit hungrigen Magen den Kühlschrank und entschied mich für die Milch und ein paar Cornflakes. Beim Essen schaltete ich die Musikanlage an und es kam der Song ,,I miss you’’ von Blink 182. Stöhnend wandte ich meine ganze Aufmerksamkeit auf mein Essen….Ich liebe diesen Song….bloß…..bloß…..ist das ein Song, was mich mit ihm…..egal! Wieder versuchte ich die Erinnerung wegzuwischen,und dieses Mal klappte es! Gut gelaunt zog ich mir meine Sportsachen an und ging nach draußen.

Als ich von meiner erholsamen Joggingrunde wieder nach Hause kam, stand Judith vor meiner Tür. Ich wollte mich eigentlich noch hinter einen Busch schleichen, doch sie hatte mich schon gesehen und kam auf mich zu. ,,Ich dachte schon, dass du mich gar nicht sehen willst! Gestern Abend warst du ja auch schon ganz früh we….was ist das?’’ Sie starrte auf meinen Arm. Ich versuchte ihn zu verstecken, doch da hatte sie ihn schon geschnappt und las. ,,Eddie? Wer ist Eddie? Ach, dieser Typ! Aber, sag, du warst doch nicht, oder doch? Mensch, Sofie, seitdem dich Ma….’’ Ich schüttelte energisch den Kopf:,, Es hat nichts damit zu tun!’’ Natürlich hatte es was damit zu tun, aber ich wollte es nicht jedem gleich auf die Nase binden…

Judith schaute mich skeptisch an, wollte etwas erwidern, doch schnell fragte ich sie:,, Und, hast du wen kennen gelernt?’’ Enttäuscht seufzte sie und schüttelte den Kopf:,, Nicht der Rede wert, die Typen die da waren! Aber neija, ich denke mal, das DU jetzt duschen wirst, oder? Sport machen ohne Zopf! Weißt du eigentlich wie schrecklich du gerade aussiehst?’’

,,Da hast du deinen Zopf!’’, sagte ich mit erstickter Stimme…Judith lugte um die Ecke und schüttelte den Kopf. ,,Komm und setz dich! So geht das nicht mehr weiter! Ich seh doch, wie schlecht es dir geht und nur wegen diesem ***** namens Marcus! Weißt du was? Ich schau mir das ganze nicht mehr lange an! Du redest jetzt auf der Stelle mit mir und sagst mir noch mal, was alles passiert ist und was dich genau belastet!’’ Ich setzte mich brav auf den Stuhl und schaute auf den ausgeschalteten Fernseher….ich fixierte einen Punkt, sammelte mich und stammelte los…

,,Markus und ich, waren schon etwa ein Jahr zusammen, als wir zusammen in den Urlaub fliegen wollten…nach Florida…er meinte eine Woche vorher, dass er noch etwas besorgen musste und ich auf keinen Fall mitkommen und auch nicht folgen sollte…er zwinkerte mir zu…nachdem er weg war…..ich war mir so sicher, dass er mir einen Ring kaufen würde und mich heira….hat eine Frau bei mir angerufen, die nach ihm gefragt hat….ich kannte ihre Stimme nicht, auch nicht ihren Namen….auf jeden Fall freute sie sich, als ich gesagt habe, dass er gerade irgendwo hingefahren ist….ich habe es an ihrer Stimme erkannt….sie wollte auch nicht, dass er zurückruft…und das war mir dann zu offensichtlich….ich legte auf, zog einen Mantel an und ging nach draußen…es schneite und es war scheiß kalt….auf dem Boden sah man noch seine Fußspuren….da die Straße von niemanden sonst benutzt wird, nicht von Autos und auch nicht von Leuten, konnte ich Markus leicht folgen…ich sah gar nicht, wohin ich ging, als ich auf einmal seine Stimme hörte….,Sie ist wohl zu Hause und denkt, dass ich ihr einen Ring kaufen werde! Ich werde es auch tun, bloß will ich es jetzt noch nicht!’…dann sprach diese Frau, die bei mir angerufen hatte…,,DU willst sie heiraten? Und was wird aus UNS?’’…,,Verschwende noch keinen Gedanken dran! Jetzt bin ich erstmal für dich da! Also, lass uns reingehen! Ich erfriere sonst ja noch!’’…Ich hörte eine Haustür zuschlagen….Ich war geschockt…..ich konnte es nicht fassen….ich konnte es nicht verstehen….was hatten die beiden? Leise schlich ich zu dem Haus und spähte in ein Fenster…es war die Küche….sie war recht hübsch…alles so schön rot und weiß….

…zuerst standen sie….dann saß sie auf dem Küchentisch…ihre Beine waren um Marcus…sie waren beide noch angezogen….bloß die Oberteile von beiden waren schon weg….wild fummelten sie an sich rum, während sie sich ihre Zungen gegenseitig in den Mund steckten…mir wurde schwindelig…ich schlug mir auf die Stirn und hoffte neben meinem Schatz aufzuwachen, ihn anzuschauen und einfach wieder in seinen Armen einzuschlafen…bloß stand ich da immer noch in diesem Schnee und sie machten immer noch miteinander rum…auf einmal spürte ich den Zorn in mir aufsteigen...ich ging zur Tür und klingelte wie eine Verrückte an der Haustür…,,Einen Moment!’’, rief die Frau und suchte wohl gerade in diesem Moment ihr T-Shirt…sie öffnete mir die Tür und fragte:,, Wer sind sie?’’ - ,,Die Freundin des Mannes, den sie wohl schon seit Monaten poppen!’’…sie wurde kreidebleich…sie machte Anstalten, irgendetwas zu sagen, verstummte aber sofort, als Markus aus der Küche kam…er ging auf mich zu und schlug mir ins Gesicht…,,Ich habe gesagt, dass du mir nicht folgen sollst!’’…er hatte Tränen in den Augen und ehe ihm klar wurde, was er gerade getan hatte, trat ich ihm zwischen die Beine und lief nach Hause…ich schmiss all seine Sachen nach draußen…die Flugtickets habe ich behalten…du weißt…wir beide sind dann zusammen geflogen! Und, jetzt…..ich…ein halbes Jahr ist vergangen…aber…ich..ka….’’ Ich brach ab und heulte los.

,,Siehst du? Es hat geholfen, dass du mit mir über alles geredet hast! Jetzt kannst du sogar wieder mit mir weggehen, ohne irgendwie etwas vortäuschen zu müssen!’’ Ich nickte. Sie hatte Recht. Ich war viel befreiter und hatte keinen dicken Kloß mehr im Hals….man könnte sagen, dass ich bereit war, ein neuen Lebensabschnitt zu starten! Sie zog mich hinter ihr her und schon sah ich mich in einem Taxi, dass in Richtung Stadt fuhr.

Mit vielen Telefonnummern reicher fuhren wir beide wieder zu mir nach Hause. ,,Dieser Abend hat sich doch wirklich gelohnt, oder? Brian war ja wohl richtig schnuckelig, oder?’’, sagte ich lächelnd. ,,Ja, er war echt hammerge…..’’ Judith erstarrte auf einmal und schaute an mir vorbei. ,,Ach du scheiße! Nein, dreh dich nicht um!’’, flüsterte sie mir zu. Ich sah ihre Panik in den Augen. Unschlüssig stand ich da. Neugierig drehte ich meinen Kopf und sah einen Mann aus den Augenwinkeln. ,,Was suchst du hier?’’, hörte ich Judith ihn ankeifen, ,,du hast hier nichts zu suchen! Also, verschwinde oder ICH trete dir in die Eier!!’’ Ich riss die Augen erschrocken auf…Konnte es…ER…sein? Zögernd drehte ich mich noch mal um….ich starrte diesen Mann an…in die Augen des Mannes, dem ich so lange hinterher geweint hatte…ich begann zu zittern…,,Was willst du hier?’’, wieder holte ich jedoch mit fester Stimme…,,Sofie, ich…ähm…macht es dir was aus, Judith, wenn ich kurz mit ihr rede?’’ Sie wollte grade ,,Ja’’ sagen, als ich sie mit einem ,Ich schaff das schon!’ Lächeln ins Haus nickte. Sie schaute mich noch mal verunsichert an, ging aber dann ins Haus. Ich sah ihm in die Augen. Ich spürte wie mein Herz schneller schlug als sonst...trotzdem blieb ich körperlich ruhig…Ich wiederholte meine Frage, als er nach meiner Hand griff. Vergebens, denn ich steckte sie in meine Hosentasche. Er räusperte sich und fing an:,, Also, es tut mir Leid, alles, was ich dir je angetan habe…es war falsch, ich weiß, und, es freut mich, dass du offensichtlich wieder Kerle gefunden hast..’’ (Wieso denn auch nicht? Bist du eifersüchtig?) ,,..aber ich möchte dir noch sagen, dass….dass…ich dich noch liebe und immer lieben werde!’’

Ich fing an zu lachen und tippte mir an die Stirn. ,,Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich durch so eine plumpe Entschuldigung wieder auf die Knie krieche und dir alles verzeihe, oder? Mensch, du bist zu naiv! Lass dir was besseres einfallen oder vergiss mich einfach! Dann musst du dein krankes Hirn nicht mehr anstrengen!’’ Siegessicher ging ich in mein Haus und ließ einen verdutzen Marcus hinter mir…

Lächelnd ging ich in mein Haus. Judith trommelte auf ihren Knien, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. ,,Ich hab’s ihm gezeigt!’’, murmelte ich und Judith drehte sich zu mir um und kam auf mich zu. ,,Wie?’’ Verlegen schaute ich auf den Boden. ,,Hab ihm gesagt, dass er sich seine Entschuldigung woanders hin stecken kann…’’ Judith strahlte und nickte:,, Finde ich gut, dass du ihm die Wahrheit gesagt hast! Und nun lass uns mal…..’’ Sie erzählte noch bis in die Nacht hinein von den tollen Jungs, die sie aufgerissen hatte. Wenn sie mich nicht nicken gesehen und immer ,,JA’’ sagen gehört hätte, hätte sie mich verdächtigt, dass ich Markus nicht ganz die Wahrheit gesagt habe…jede Sekunde, die ich weiter über das Geschehen nachgedacht habe, wurde mir bewusster, dass ich ihn noch liebte und ihn zurückhaben wollte, bloß war mein Unterbewusstsein dagegen. Ich war mit mir selbst in einer Zwickmühle und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Doch war mir klar, dass ich es Markus nicht so leicht machen wollte…also musste ich warten…

Es war zwar erst 17.00 Uhr, aber trotzdem fühlte ich mich ausgepowert. Es war seit Markus plötzlichem Erscheinen schon ein Monat vergangen und er hatte noch nichts weiter unternommen…vielleicht will er mich wirklich nicht mehr zurück, dachte ich etwas traurig und zuckte mit den Schultern. Wer mich nicht will, kann sich mal selbst ins Knie ******! Gelangweilt spielte ich auf dem Schlagzeug und hörte nur zufällig das Gongen an der Tür. Verwirrt schaute ich nach draußen und traute meinen Augen kaum…

Markus höchstpersönlich stand da vor meiner Tür und mit einer neuen Frisur! ,,I…i..i…ich komm gleich!’’ Schnell rannte ich ins Bad, legte etwas Schminke drauf und zog mich blitzschnell um. Nach etwa fünf Minuten raste ich zur Tür, stoppte noch mal kurz, um Luft zu holen und ging nach draußen.

Mit hochgezogener Augenbraue schaute Markus mich an. ,,Hast dich aber überhaupt net beeilt!’’, sagte er belustigt als er mein rotes Gesicht sah, das vor Anstrengung glühte. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf:,, Ich habe gerade gekocht und da wird einem halt warm!’’ - ,,Ach! Dann will ich mal kosten!’’

Er ging schon zur Tür und krampfhaft überlegte ich eine Idee zu finden, die mich aus dieser peinlichen Lage bringen könnte…,,Lass mal lieber! Ich habe es schon weggeschmissen, weil es widerlich war! Neija, und was ist der Grund deines Ko…’’ Markus hat schon die Tür geöffnet und ging rein. ,,Wohin willst…’’ - ,,Hier sieht es ja immer noch so aus wie früher!’’, lachte er und ging die Treppe hoch. Wütend folgte ich ihm und fand ihn auf dem Sofa in meinem Schlafzimmer. Er bot mir den Platz neben ihm an und als ich diesen nicht annehmen wollte, zerrte er mich nach unten. Ich hatte gar keine andere Wahl als da zu sitzen!

Er erzählte mir von seinem Leben und was er jetzt beruflich machte. Es war genauso wie früher, dachte ich mir. Immer war er der King, für den man sich interessieren musste und es war ihm egal, was andere machten, oder wie sie sich fühlten…,,und dann habe ich sogar…..Was ist denn los mein Schatz?’’