„Warst du schon beim Arzt?“, erkundigte Kev sich, obwohl er genau wusste, dass sie den Kopf schütteln würde, was sie dann auch tatsächlich tat.
„Ich kann für ich selbst sorgen. Ich nehme Tabletten, um mein Immunsystem zu schwächen, wie Hobbie es mir mal geraten hat; Lucas weiß natürlich nichts davon.“
„Natürlich nicht.“
Kev bezweifelte, dass es auf der Welt eine Frau gab, die soviel vor ihrem Mann geheim hielt wie Mara -- von zu hohen Rechnungen abgesehen, denn sie kaufte sich nur, was sie selbst bezahlen konnte, wahrscheinlich wäre es Lucas lieber gewesen, wenn sie zuviel kaufen und ihn bezahlen lassen würde. Früher, als sie noch bei SHIELD gewesen war, hatte sie ihm oft genug Lügen über ihre Aufträge erzählt, wenn sie sich überhaupt dazu bewegen lassen hatte, darüber zu sprechen. Um ihn zu schützen, wie sie zu sagen pflegte. Er war nie so ein Realist gewesen wie sie, auch wenn er mehr in dieser Welt lebte als Jason, der sehr nach Lucas kam.
„Glaubst du diesmal klappt es?“, wollte Kev fragen, aber er wusste, dass er das nicht konnte. Selbst wenn er die Worte über die Lippen gebracht hätte, einer Antwort darauf hätte keinen Sinn gemacht. „Man sieht nichts.“ Er bereute sofort, das gesagt zu haben.
„Wie denn auch?“ Ich nehme ab, nicht zu, soviel Mühe ich mir auch gebe.“ Sie schwieg kurz, fügte dann hinzu: „Soweit ich weiß, war es bei meiner Mutter genauso. Außerdem ist es noch viel zu früh.“
Mara redete genauso wenig über ihre Familie wie Kev es tat, wenn auch aus anderen Gründen. Kev wusste, dass Mara nie gut auf ihre Mutter zu sprechen gewesen war, auch als diese noch gelebt hatte. Dennoch hatte sie Yelena jenen ehrenwerten Tod gewährt, Kev hatte vor zehn Jahren zugesehen, wie Mara ihrer Mutter den Gnadenstoß erteilt hatte.
„Was ich dich schon vor ein paar Tagen fragen wollte“, setzte Mara wieder an, nachdem sie und Kev sich eine halbe Minute lang angeschwiegen hatten. „Was ist letzten Freitag noch zwischen dir und Lara passiert?“
Mara mochte Lara um einiges mehr als jede andere Frau, die Kev je geliebt hatte und das machte sie auch jedem deutlich.
„Nichts.“
„Wie nichts?“
„Ein bedeutungsloser Kuss, sonst nichts. Irgendwas hat nicht gestimmt. Sie ist noch übers Wochenende dageblieben, aber es ist wirklich nichts passiert.“
Während Kev das sagte, wurde ihm klar, dass Mara ihn erfolgreich vom Thema Schwangerschaft abgelenkt hatte, selbst nach all den Jahren gelang es ihr noch immer -- er bemitleidete Lucas.
„Also keine Hochzeit?“
Kev schüttelte den Kopf. „Nicht in nächster Zeit, wahrscheinlich nie.“
„Das dachte ich auch mal, was Lucas betrifft und schau , wo ich jetzt bin.“
„Verheiratet mit dem Mann, den du ursprünglich umbringen wolltest, ohne jegliche Verbindung zu deiner Heimat und schwanger?“
Ein Lächeln huschte über Maras Lippen. „So in etwa.“
„Ich bin anders, Mara, ich bin nie über meine Jugendsünden hinweggekommen.“
„Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich dachte, du hast die Phase, in der du dachtest, du kannst nie wieder glücklich sein, überstanden.“
„Das schon, aber wenn ich daran denke, dass ich heiraten und Kinde bekommen könnte ... Irgendwann würden sie Fragen stellen und ich weiß nicht, ob ich wie Lilah und Harris lügen könnte, was ich selbstverständlich tun müsste.“