[Fotostory] Cruel To Be Kind

  • Diesmal ein kurzer Teil, bevor so bald wie möglich (Mitte nächster Woche wenn alles gut geht) wieder eine Exkursion nach Irland stattfindet. Ich dachte, vielleicht interessiert euch ein mehr über Annie.


    Zitat von Nerychan

    Ahmik Bishoo ähnelt Lex Luthor? Jetzt wird er erst recht interessant. Geht es hier um den harten Businessman oder um Lex' kriminelle Energie? Darüber wüsste ich gern noch mehr. Auch weil ich Ahmik schon ganz gern hab.


    Zitat von Lenya

    Die Sache mit Lex Luthor interessiert mich auch. Wobei ich Ahmik den Wesenszug "für mein Vorankommen und meine Interessen gehe ich über Leichen" durchaus zutraue. Er ist aber noch zu jung, um schon ausgeprägt entwickelt zu sein. Aber was nicht ist, kann durchaus werden.


    Ahmik ist noch jung und er muss nicht den selben Weg gehen wie sein Großvater, über den ich noch mehr enthüllen werde, aber das, was ihr da schon gemutmaßt habt, stimmt größtenteils schon. Er ist kein Verwandter, auf den man stolz sein sollte (außer man macht ihn sich zum Vorbild wie unser lieber Ahmik es gemacht hat, obwohl er nicht so sicher weiß, was für ein Mensch sein Opa war).


    Zitat von Lenya

    Ich meine auch das Ahmiks sich umsonst Sorgen macht - seine Eltern nehmen seine "heimlichen", nächtlichen Ausflüge hin (ich hätte das mal machen sollen in dem Alter :rollauge ), sie sind Ex-Agenten, sie kennen ihren Sohn.


    Lilah und Harris haben nie als Agenten für SHIELD gearbeitet, Lilah ist Politikerin und ehemalige Gouverneurin von Massachussetts und Harris ist im Leben vieles gewesen (Pilot, Bodyguard, Schmuggler), er ist daran Schuld, dass Lilah und Lucas Kontakt zu SHIELD geknüpft haben, da er da hin und wieder mal einen Job erledigt hat, um so von seinen Machenschaften als Schmuggler abzulenken.
    Und in dem Alter macht man sich alles schwerer, als es in Wirklichkeit ist, Ahmik kann das besonders gut. Das Gespräch kommt aber bald, es müssen vorher nur noch ein paar andere kleine Sachen bei den anderen Personen geregelt werden.





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    Annie war nicht besonders gut gelaunt gewesen, als sie nach der Arbeit endlich nach Hause kam. Sie war zwar gleich nachdem Amanda aufgetaucht war in die Küche gegangen, hatte Ganner und Amanda aber noch eine ganze Stunde ertragen müssen.
    Um sich abzulenken, hatte sie Mike angerufen und er hatte sich sofort dazu bereit erklärt, zu ihr zu kommen. Danach hatte es nicht lange gedauert, bis Annie ihn da hatte, wo sie wollte: halbnackt auf dem Sofa.
    Es gab keine bessere Ablenkung als mit Männern, für die man nichts empfand, ein wenig Zeit zu verbringen und Mike war perfekt, er brachte es sogar fertig, über verschiedene Themen zu reden statt wie die meisten anderen nur über ein einziges.









    Aber Annie wollte nicht reden und immer, wenn Mike versuchte, ein Gespräch anzufangen, ließ sie ihre Reize spielen. Ein anderes Mal hätte sie sicherlich nichts dagegen gehabt, sich mit ihm zu unterhalten, aber sie musste ihm ganz klar machen, was sie wollte und das schien er immer noch nicht verstanden zu haben.
    „Annie, das geht mir alles zu schnell.“
    Annie sah ihn verwirrt an. Wenn es einen Satz gab, mit dem sie nichts anfangen konnte, dann mit diesem.
    „Was soll hieran zu schnell gehen?“, fragte sie leicht genervt.
    „Wir kennen uns kaum.“
    „Wir gehen seit Jahren auf die selbe Schule, wir kennen uns schon ewig.“
    „Deswegen hast du mich als du zum ersten Mal im Leben ein Wort mit mir gewechselt hast gefragt, ob ich neu bin?“









    Das hatte sie vergessen. Sie kannte Mike Regal überhaupt nicht, er war nur einer unter hundert von anderen Schülern und wenn er ihr auch erst aufgefallen war, als er sich vor knapp zwei Wochen in Mathe vor sie gesetzt hatte, sie waren schon einigen Unterrichtsstunden in der selben Klasse gewesen, wie Janna ihr gesagt hatte – allerdings erst, nachdem Annie ihn gefragt hatte, ob er neu sei.
    „Wenn es dir zu schnell geht, dann bist du bei mir falsch“, erklärte Annie ihm schließlich. „Andere mögen es süß finden, dass du so viele Bedenken hast und waren willst, aber ich gehöre nicht zu ihnen, verstanden?“
    Somit war das Gespräch für Annie beendet und sie lehnte sich zu Mike vor. Sie würde schon noch das schaffen, was sie sich vorgenommen hatte. Sie schaffte es immer.







    Später, als Annie einschlief, Mike bei sich im Bett, war sie nicht gerade zufrieden, sie hatte alles versucht, Mike aber nicht dazu überreden können, mit ihr zu schlafen. Sie wusste nicht, warum sie ihm nicht gesagt hatte, er solle nach Hause gehen, vielleicht war sie zu erstaunt gewesen. Sie würde ihm noch ein, zwei Chancen geben, nicht, weil sie ihn mochte, sondern weil sie wusste, dass er anders war, auf die Weise anders, die Ganner zu schätzen wusste, denn Ganner beschwerte sich meist über die Jungs, die Annie mitbrachte, wenn sie sich trafen, Ganner schaffte es nie, ein anständiges Gespräch mit ihnen zu führen, aber bei Mike würde das anders sein.
    Und spätestens in drei Wochen würde sie ihn dann durch einen anderen ersetzen.

    Meine Fotostory:



  • Annie schlief nicht gut, immer wieder wachte sie mitten in der Nacht auf, wie sie es schon lang nicht mehr getan hatte. Heute ging wirklich alles schief, erst hatte Ganner diese blöde Frage gestellt, dann war diese unerträgliche Amanda aufgetaucht, dann das mit Mike und jetzt konnte sie nicht schlafen. Was sollte das? Fehlte nur noch, dass Janna wieder mit dem unausstehlichen Zach zusammenkam ... nicht auszudenken, was passieren würde, wenn das geschah.
    Sie sah zu Mike, der gleichmäßig atmend neben ihr lag und beneidete ihn, sie wollte auch schlafen können, wenn sie nicht genug Schlaf bekam, würde sie morgen schrecklich verschlafen aussehen, wie Janna vor einigen Tagen, als sie nicht hatte sagen wollen, wo sie die ganze Nacht über gewesen war.








    Sie erhob sich langsam aus dem Bett, vorsichtig, um Mike ja nicht aufzuwecken, sie fand, dass er schlafend aussah, wie ein kleines Kind und irgendwie gefiel Annie das, auch wenn sie kleine Kinder normalerweise überhaupt nicht leiden konnte, immer schrien sie und wollten Aufmerksamkeit. Was Janna an ihnen so niedlich fand, konnte sie nicht verstehen.
    Vorsichtig berührte sie das Tatoo unter ihrem Bauchnabel, das sie sich vor einem Jahr, kurz nach der Trennung ihrer Eltern hatte machen lassen als sie bei ihrem Vater den Sommer verbracht hatte, ob ihre Mutter davon wusste, wusste Annie bis heute nicht. Die meisten hatten es toll gefunden, nur Ganner hatte es kritisch beäugt und schließlich entschieden, dass es ihm nicht gefiel, als Annie ihm gesagt hatte, wofür dieses chinesische Symbol stand.








    Ganner.
    Was machte er jetzt wohl? Schlief er?
    Annie trat ans Fenster und sah hinaus zum Haus der Ryans, das nicht weit weg war und das man vom Fenster aus gerade noch sehen konnte. Wie in den meisten anderen Häusern brannte dort auch kein Licht mehr, nicht einmal in Ganners Zimmer, obwohl er doch so gerne bei eingeschaltetem Licht einschlief. Er hatte immer Schwierigkeiten mit dem Schlafen gehabt, Annie erinnerte sich daran, wie sie vor Jahren zum ersten Mal bei ihm übernachtet hatte und er das Licht angelassen und Tabletten genommen hatte, die den Schlaf förderten.
    Sie hätte ihn gerne angerufen, nur um seine schläfrige Stimme zu hören, aber natürlich tat sie das nicht.





    Sie sah sich in ihrem Zimmer, das hauptsächlich rosa eingerichtet war, um und etwas weckte ihre Aufmerksamkeit: ein Foto, das an der Pinnwand gehangen hatte und jetzt am Boden lag.
    Langsam, darauf bedacht, ja keine Geräusche von sich zu geben, stellte sie sich neben das Sofa und kniete sich hin, um das Foto aufzuheben, damit sie es mit einem Reisnagel wieder an die Pinnwand heften konnte, doch als sie sah, welches Bild es war, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Die Welt sich wirklich gegen sie verschworen und jetzt packte sie die schlimmste Waffe aus: die Erinnerung an schönere Zeiten, die Annie durch Fehler zerstört hatte. Es würde nie wieder so sein wie damals, auch wenn Annie sich nichts mehr wünschte als das.

    Meine Fotostory:



  • Annie wünschte, es wäre noch alles wie in den alten Tagen, für die das Foto stand. Damals, als ihre Freundschaft zu Janna, die jetzt zu bröckeln begonnen hatte, sich gerade erst entwickelt hatte, als Janna und Zach noch mit einander gesprochen, ja, sogar noch beste Freunde gewesen waren und keiner geahnt hatte, auf welche Art und Weise sich ihre Freundschaft entwickeln würde. Damals hatte Zach noch mehr für Annie übrig gehabt als Beschimpfungen und Annie und Ganner waren nicht nur Freunde, aber auch nicht mehr gewesen, es war ähnlich gewesen wie heute bei Jason und Kyla, nur dass Kyla nicht zu bemerken schien, dass Jason mehr wollte als Freundschaft.









    Mike öffnete verschlafen die Augen und stellte leicht verwirrt fest, dass es allein im Bett lag. Es war noch früh am Morgen, aber Annie lag nicht im Bett, sie stand bewegungslos in einem Eck ihres Zimmers.
    „Alles okay?“, erkundigte er sich und stieg aus dem Bett, was ihn viel Kraft kostete.
    „Mir geht’s bestens“, log Annie, der es überaus peinlich war, dass jemand sie in einem Moment der Schwäche erwischt hatte.
    Er taumelte schlaftrunken auf sie zu und Annie ließ hastig das Foto, das sie in der Hand gehalten hatte, auf den Boden fallen.
    Sie fragte sich erneut, warum sie Mike überhaupt erlaubt hatte, über Nacht hierzubleiben. Sie hasste es, Männer über Nacht da zu behalten, meist arrangierte sie es so, dass sie entweder zu ihnen ging oder sie nach Hause schickte, nur bei besonderen Ausnahmen erlaubte sie, dass jemand bei ihr übernachtete und die einzige, nicht erwähnenswerte Ausnahme in diesem Fall hatte darin bestanden, dass er sich geweigert hatte, mit ihr zu schlafen.









    Annie spürte, wie Mike von hinten die Arme um ihre Taille legte und drehte sich zu um, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. Er mochte ein wenig älter sein als sie, nur ein paar Monate, aber Annie sah ihm an, wie unschuldig er war. Sie wusste nicht, warum sie sich ausgerechnet ihn ausgesucht hatte, gewöhnlich hielt sie sich von dieser Sorte Mann fern, seit dem Tag, an dem einiges, wenn nicht sogar alles, falsch gegangen war.
    Ihre Hand berührte den Bund seiner engsitzenden Unterhose, doch er schüttelte ernst den Kopf.
    „Nicht jetzt, Annie.“
    „Wann dann?“
    „Wenn wir uns besser kennen.“
    Ich will dich doch gar nicht besser kennenlernen, du Idiot, dachte Annie, gab ihm aber nur hastig einen Kuss auf die Lippen, bevor er sie an der Hand nahm und sie zum Bett zurückführte.








    Auf dem Boden blieb achtlos das Foto liegen, das Janna vor Jahren von Annie, damals einem unschuldigen und schüchternen Mädchen, und Ganner gemacht hatte. Im letzten Augenblick hatte Ganner sie zu sich gezogen und sie geküsst, es war Annies erstes Kuss gewesen und das ganze war durch das Foto dokumentiert worden.
    Annie war damals wütend geworden, hatte Ganner wütend gefragt, warum er das getan hatte, doch er hatte auch keine Antwort darauf gehabt.
    Sie hatten danach so getan, als wäre das nie geschehen, das Foto hatte Annie angeblich zerstört, aber in Wirklichkeit hing es seit damals an ihrer Pinnwand, allerdings versteckt hinter vielen anderen.
    Wären die Dinge damals anders verlaufen, hätte sie Ganner eingestanden, dass sie ihn auch mochte, wäre Annie heute anders, aber es war zu spät, um den Fehler wieder rückgängig zu machen und so würde Ganner nie mehr als ein Freund für sie sein können.




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    Eure Theorien was Annie angeht waren richtig und ich wollte er hier nochmal bestätigen.

    Meine Fotostory:

  • Hmm, Annie schleift also die Jungs durch die Betten, um sich von einem anderen abzulenken?
    Merkwürdiges Verhalten, ich habe aber schon mitbekommen das es so etwas gibt. Es hilft nur nichts, heilt nichts und erst recht erhöht es nicht die Chance den Traumprinzen wieder zu bekommen. Allerdings wissen wir ja auch noch nicht WAS die zarten Bande zwischen Annie und Ganner zerstört hat.


    LG, Lenya

  • Ooh, so was macht Annie für mich nochmal um einiges sympatischer, das ist ja süß..!
    Ich wusste es, oh ja, das wusste ich, irgendwie so was musste ja sein.
    Irgendwie ist es immer diese Sorte von Menschen, diese Leute, die die begehrtesten sind, und scheinbar die Gefühle anderer ausnutzen, die in Wirklichkeit die gefühlvollsten sind, mit ihren Emotionen einfach nicht umgehen können, und durch andere Bettgeschichten zu verdrängen versuchen - was so gut wie nie funktioniert.
    Weshalb das mit Annie und Ganner damals nicht so ganz geklappt hat, was ich übrigens mittlerweile ziemlich schade finde, würde mich auch interessieren.
    Und dass Annie dieses Foto so mitnimmt, finde ich toll. Sie ist ein viel emotionalerer Mensch, als sie zugibt, irgendwie finde ich sie jetzt toll.

    ein kleiner spatz wollt' den süden sehn
    er konnte nich' verstehn
    dass es vorbei is ehe er drei is
    am meisten mochte er die anderen vögel
    weil spatzen doof warn und scheiße aussahn
    ohne seine freunde war er klein & fett

    [SIZE=1]musik hat was mit poesie zu tun, nichts mit lautstärke & fortpflanzung.[/SIZE]

  • Ich war mir nicht sicher, ob ich warten sollte, bis ich den ganzen Teil fertiggeschrieben habe oder ihn aufteilen sollte, habe mich aber für Letzeres entschieden, der nächste Teil kommt dann am Wochenende, das hier ist sozusagen der Aufspann.
    Aus Zeitmangel werde ich mich nächstes Mal mit den Kommentaren befassen (danke dafür, es gibt kaum etwas Schöneres als zu sehen, dass jemand einen Kommentar geschrieben hat).


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    In einem Verfahren, das, so nahm Kyla an, dem bei Geheimdiensten ähnelte, befassten Lynn und Alfred sich mit jedem Gast, der sich Kyla bei dem Ball vor einigen Tagen genähert hatte, während Kyla die meiste Zeit über schweigend dabeisaß und so gut sie konnte antwortete, wenn ihr eine Frage zu diesem oder jenem Gast gestellt wurde.
    Sie wusste, dass das hier alles andere als unwichtig war und ihr gefiel es gar nicht, dass sie kaum Details liefern konnte, während Lynn anscheinend alles über die Gäste wusste, auch wenn sie behauptete, dass es viele gab, die bessere Beobachter waren als sie.









    „Was ist mit Miss Claiborne Chuve?“, erkundigte Alfred sich.
    „Ich bin ihr begegnet“, meldete sich Kyla, die lange nichts mehr gesagt hatte, zu Wort und erstattete genauestens Bericht, auch wenn sie plötzlich das Gefühl hatte, dass sie lieber weiterhin geschwiegen hätte. Das einzige, was sie ausließ war, von wem sie das alles wusste, denn bisher hatten weder sie noch Lynn erwähnt, dass Kyla die meiste Zeit auf dem Ball mit Tristan Shaw verbracht hatte.
    „Sie hat ein Motiv“, meinte Alfred, nachdem er sich Kylas Bericht angehört hatte. „Miss Skimmer, was halten Sie von ihr?“
    Lynn atmete tief durch und sammelte ihre Gedanken. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass dieser ganze Plan von ihr stammt. Sie ist selbst nicht viel älter als Kyla und wie viele Frauen haben mit achtzehn, neunzehn Jahren solche Ideen?“









    Lynn erwähnte nicht, dass sie jemanden kannte, der schon mit sechzehn auf ganz andere Ideen gekommen und diese auch in die Tat umgesetzt hatte. Ihre Argumentation schien auf Alfred und Kyla anzusprechen, denn beide nickten.
    „Ich habe mich von ihr nicht bedroht gefühlt“, meinte Kyla.
    „Ich würde sie aber im Auge behalten“, fügte Lynn hinzu. „Man kann ja nie wissen.“
    „Sie ist nur eine der vielen, die gerne den Thron hätten, aber nichts tun würden, das sie in Gefahr bringt und ein Attentat auf die Königin Mutter bringt jeden in Gefahr“, beendete Alfred das Thema Claiborne.









    „Ich weiß nicht, ob er wirklich erwähnenswert ist, aber ist einer von Ihnen ein gewisser Tristan Shaw aufgefallen?“, fuhr Alfred fort. „Ein dunkelhaariger junger Mann, etwas blässlich, hält sich meist im Hintergrund.“
    Kyla sah zu Lynn, die ihren Blick sofort erwiderte. Die beiden Frauen hatten sich zuvor darauf geeinigt, dass sie Kylass sehr lange Begegnung wenn möglich verschweigen würden, denn sie waren sich sicher, dass Alfred davon nicht angetan sein würde, auch weil Kyla nie etwas wie auf diesem letzten Ball getan hatte, es war wie eines dieser Dinge, die man vor seinen Eltern verschwieg, ohne genau zu wissen warum man es tat.
    „Das habe ich mir gedacht“, setzte Alfred, der das Schweigen als Antwort hinnahm, wieder an, „er ist nicht weiter erwähnenswert. Wenn es jemanden gibt, der nichts mit dem Attentat zu tun hat, dann ihn.“

    Meine Fotostory:



  • Alfred überlegte sich gerade, was er zum Abendessen zubereiten sollte – er zog Vichyssoise in Erwägung – als es an der Tür klingelte.
    „Merkwürdig“, murmelte der Butler. Es hatte niemand angekündigt zu Besuch zu kommen und ein Überraschungsbesuch war so gut wie ausgeschlossen. Wäre er nicht schon so lange bei dieser Familie, hätte er sich überlegt, ob es vielleicht der Mann von Mistress Tendra Inell, Sir Patrick, war, aber Alfred wusste genau, dass der wegen eines Attentats wie diesem nicht seine ganzen Pläne ändern würde.
    Er sah zur Tür und machte einen Mann aus, dunkelhaarig, nicht gerade so gekleidet, wie man es von Gästen für die Königin Mutter erwartet hätte.
    „Hi“, begrüßte der junge Mann Alfred, als dieser die Tür öffnete, „ich bin –“









    „Tristan Shaw, ich weiß“, beendete Alfred den Satz. Er ließ sich die Verwunderung, diesen Mann zu sehen, nicht anmerken.
    „Woher? Ich dachte, ich halte mich im Hintergrund, von dem Bild in dieser Klatschzeitung vor kurzem abgesehen.“
    „Sie werden nicht glauben, wie viel man sieht, wenn man will.“ Alfred zwinkerte ihm zu.
    „Kann ich, ugh, kann ich reinkommen?“
    „Wenn Sie mir sagen, was Sie hier wollen. Sie müssen verstehen, dass ich im Augenblick sehr vorsichtig bin.“
    Tristan nickte und überlegte etwas nervös, wie er dem älteren Mann erklären sollte, was er hier tat. Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht, hierher zu kommen? Wahrscheinlich nichts.
    „Ich wollte Kyla Tenna besuchen und mit ihr reden.“
    „Ich wusste nicht, dass Sie sie kennen.“
    „Tue ich erst seit Montag und ich möchte unsere Bekanntschaft unbedingt vertiefen.“
    Alfred besah den jungen Mann kritisch, nickte dann aber, nahm sich gleichzeitig vor, ein ernstes Wort mit Kyla zu reden. „Folgen Sie mir.“









    Je länger er Alfred folgte, desto mehr stieg seine Aufregung, die er zu verdrängen wollte, an. Zwar war Kyla Tennas Zimmer nicht weit weg, weil das Haus nicht sonderlich groß war, aber für Tristan verging die Zeit viel zu langsam und gleichzeitig wünschte er sich, dass sie nie ankommen würden, aber sie taten es.
    Anders als er es gewohnt war, wurde Tristan nicht in einen Salon geführt, in dem er warten musste, sondern bat ihn nur, kurz zu warten, damit er sicherstellen konnte, dass Kyla bekleidet war.
    „Mistress Kyla, Sie haben Besuch“, kündigte Alfred dem rothaarigen Mädchen an, das ihn überrascht ansah.
    Der Butler winkte Tristan herein, statt feierlich so etwas wie „Sir Tristan Shaw, Sohn von Marquees Sebastian Shaw“ zu verkünden.









    Das erste, was ihm ins Auge fiel, war die rothaarige Kyla Tenna, die in nichts als Unterwäsche bekleidet am Bett stand, ein Anblick, der sich Tristan nicht jeden Tag bot, den Alfred aber durchaus gewohnt war, er wusste, dass Kyla sich nicht daran störte, wenn man sie so sah und einem jungen Mann wie Tristan Shaw würde es sicherlich auch gefallen.
    Alfred machte keine Anstalten zu gehen und so entschied Tristan, dass es wohl besser war, einfach zu sagen, warum er hier war, das Schlimmste, was ihn erwartete, war ein Nein und damit konnte er leben, auch wenn er damit gar nicht zufrieden wäre.
    Er durchquerte das Zimmer, sodass er direkt vor Kyla stand. „Was hältst du von einem Spaziergang im Wald?“, fragte er ohne große Umschweife.
    Kyla wechselte zu seiner Überraschung Blicke mit Alfred, der ihr zunickte.
    „Hört sich gut an.“
    „Gut, gehen wir.“ Tristan nahm Kylas Hand.
    „Ich möchte mich vorher umziehen.“ Sie lächelte beinahe. „Wenn du unten warten würdest, ich brauche nicht lange.“

    Meine Fotostory:



  • Alfred brachte Tristan nach draußen auf die Terasse, wo er ihn aufforderte, sich zu setzen.
    Tristan fühlte sich in der Anwesenheit des Butlers nicht sehr wohl, er hatte das Gefühl, dass dieser Mann eine Macht über Kyla hatte wie nur wenige andere – wenn überhaupt jemand. Niemand, den er bisher kennengelernt hatte, hatte seinen Butler nach seiner Meinung gefragt, hier aber schien das das Natürlichste auf der Welt zu sein.
    Tristan hatte lange überlegt, ob er hierher kommen und versuchen sollte, Kyla besser kennenzulernen, er hatte schon am Tag nach dem Ball kommen wollen, aber irgendetwas hatte ihn zurückgehalten, doch nun war er hier und er war sich unsicher, wusste nicht, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, schließlich war Kyla nicht wie andere Frauen, eines Tages würde sie die mächtigste Frau Irlands sein.









    „Glauben Sie, sie braucht lange, um sich umzuziehen?“, fragte Tristan.
    „Sicherlich nicht, Mistress Kyla wird sich dafür nur soviel Zeit nehmen wie nötig“, versicherte Alfred ihm.
    Tristan hatte mit einer etwas genaueren Antwort gerechnet, einer Zeitangabe.
    „Könnte ich kurz zu ihr hoch, um ihr zu sagen, dass es nicht nötig ist, sich herauszuputzen?“
    „Nein.“
    „Könnten Sie es für mich tun?“
    „Ich sehe keine Notwendigkeit darin, Mr Shaw. Mistress Kyla ist alt genug, um selbst zu wissen, wie sie sich kleidet. Sie müssen sich gedulden, wenn Sie langfristig eine Beziehung zu Mistress Kyla aufbauen wollen, wird das notwendig sein, sie braucht lange, um jemanden ins Herz zu schließen.“









    „Woher wissen Sie –?“
    „Ich habe schon viele Menschen kennengelernt während meiner Karriere und auch wenn Sie sich von dem Rest der Adeligen unterscheiden, so ist es doch eindeutig, warum Sie hier sind. Ihr Problem besteht darin, dass Sie sich für unergründlich halten, weil Sie andere Lebensansichten haben als der Rest, aber Sie sind nicht so anders, es gibt viele, die so sind wie Sie, auch wenn Sie das wohl nicht für möglich halten – das ist einer der menschlichen Fehler, sich für einmalig halten. Ich weiß nicht genau, warum Sie eine Beziehung zu Mistress Kyla aufbauen wollen, aber ich kann mir denken, dass Sie es hauptsächlich wegen Ihren Gefühlen tun, welcher Natur die sind, kann ich leider nicht sagen, das herauszufinden bezwecken Sie durch den Spaziergang, nehme ich an.“









    Tristan sah Alfred mit offenem Mund an. Dieser Mann war mehr als ein Butler, er war ein Gedankenleser, aber er konnte nichts mehr sagen, denn Alfred beendete das Gespräch mit den Worten: „Ah, da kommt sie ja.“
    Tristan folgte seinem Blick und sah Kyla, die mit offenen Haaren und mit Alltagskleidung viel schöner aussah als im Ballkleid. Sie hatte sich wirklich nicht herausgeputzt, im Gegenteil, Tristan hatte damit gerechnet, dass sie viel eleganter gekleidet sein würde – Alfred hatte Recht gehabt.
    „Von mir aus können wir gehen.“
    Tristan erhob sich, als sie bei ihm angekommen war.
    „Seien Sie bitte zum Abendessen wieder da“, verabschiedete Alfred sich von Kyla. „Ich weiß nicht, wie ich Ihrer Mutter sonst ihre Abwesenheit erklären sollte.“
    „Keine Sorge, ich werde dasein“, versprach Kyla ihm, bevor sie und Tristan Richtung Wald davongingen.



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    Nächstes Mal geht es mit Kyla und Tristan weiter, auch wenn ich diesen Teil wahrscheinlich auf zwei Fortsetzungen aufteilen muss, sollte das den Lauf der Story nicht stören. Mal sehen.

    Meine Fotostory:

  • Hmpf, gemein jetzt aufzuhören. Ich wüsste doch gerne was die zwei im Wald machen.
    Tristan kommt mir hier ja fast wie ein Bittsteller vor, sitzt total betröppelt unter den wachsamen Augen Alfreds da rum - ich musste echt grinsen. Und erst Recht als Alfred ihm seine äußerst präzise und zutreffende Analyse Tristans Egos abgeliefert hat, hach Alfred, ich liebe dich. Einfach göttlich.
    Das hat der junge Hüpfer gebraucht. Nicht mal zu sehr als Dämpfer, sondern, sagen wir mal, zur weiteren Charakterbildung.
    Dann freue ich mich mal auf den Spaziergang, und ich hoffe Tristan beherztigt Alfreds Rat.


    LG, Lenya

  • Warum sollte das denn den Lauf der Geschichte stören? Die Pause passt doch, auch wenn man natürlich jetzt gespannt ist, ob und was auf dem Spaziergang passiert.


    Soso, der liebe Tristan entwickelt Gefühle für Kyla? Da wird er sich wohl auf weitere Überraschungen gefasst machen müssen. Und das nicht nur durch Kylas Selbstständigkeit. Auch Alfred ist da absolut köstlich!


    Der sollte übrigens eine Gehaltserhöhung fordern! Ich weiß, er arbeitet bestimmt nicht wegen dem Geld da, aber nur so als Idee. Er hat sich mal wieder als glänzender Menschenkenner erwiesen, so wie er Tristan eingeschätzt und auch zurechtgewiesen hat, sehr deutlich, aber trotzdem vornehm verpackt. Ich sag's ja, der perfekte Butler (und mehr)!

    Lenya hat recht, das war eine göttliche Szene. Ich liebe so was über alles, noch dazu, wenn es gut geschrieben ist.


    Das Beste war Tristans Überlegung, dass Alfred der einzige Butler ist, der von seiner Herrschaft nach seiner Meinung gefragt wird. Da liegt er bestimmt gar nicht so daneben!


    Genauso wie mit der Beobachtung, dass Kyla in ihren Alltagsklamotten viel hübscher aussieht als in Balltoilette. Gerade das, was du da ausgesucht hast, wirkt an ihr besonders hübsch. aber frag mich jetzt nicht, warum!
    Nun wollen wir mal sehen, was Tristan ihr da zu erzählen hat, neue Familiengeschichten, oder wird das ein romantisches Rendezvous?

  • Diesmal eine sehr lange Fortsetzung, in der ihr mehr über Kyla, Tristan und Alfred erfahrt. Ich dachte nicht, dass ich am Wochenende noch fertig werden würde, aber Alfred und Tristan schreiben sich beinahe von selbst (und wie ich sehe gefällt euch, wie sie sich schreiben, Alfreds Analyse war z.B. überhaupt nicht geplant, aber als sie dann geschrieben war, wusste ich, dass das perfekt passt).
    Es wird voraussichtlich nächstes Wochenende wieder eine Fortsetzung geben, denn ich muss meinen Laptop formatieren (und davor alle Downloads und Spielstände auf CD brennen, versteht sich). Aber ich habe ja noch eine Woche Ferien und werde dann sobald wie möglich die nächste Fortsetzung posten.



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    Sie schwiegen einander an, während sie durch den Wald gingen und Tristan erlaubte Kyla nur zu gerne, vorzugehen, denn es wäre ihm nur allzu peinlich gewesen, hätte er zugeben müssen, dass er keine Ahnung hatte, wo sie waren, weswegen es ihm nur recht war, dass Kyla sofort die Führung übernommen hatte.
    Sie führte ihn auf eine Lichtung und zum ersten Mal seit sie Alfred und das Anwesen hinter sich gelassen hatte, sah sie ihn an.
    „Hier sind wir ungestört“, verkündete sie und als Tristan in ihre Augen sah, hatte er das Gefühl, dass das nicht wie bei ihrem ersten Treffen etwas Gutes war.









    Er überlegte sich, ob er etwas wie Bitte, schlag mich nicht sagen sollte, doch bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, ergriff Kyla das Wort und was sie sagte, hörte sich nicht halb so bedrohlich an wie das, was Tristan erwartet hatte:
    „Warum bist du hier?“
    „Ich war in der Nähe und habe an dich gedacht.“ Erst nachdem er das gesagt hatte, wurde ihm klar, dass er ihr jetzt erst recht einen Grund gegeben hatte, ihn zu schlagen, aber er nahm sich vor, nicht zu schreien oder zu weinen, auch wenn es sicherlich weh tun würde.
    „Tristan, damit wirst du bei mir überhaupt nicht weiterkommen. Du kannst das Claiborne erzählen, aber nicht mir, ich dachte, du hättest zumindest das verstanden.“









    Tristan begriff, dass Kyla zu einem vernünftigen Gespräch bereit war und darin sah er seine Chance, denn wenn er lobenswerte Eigenschaften besaß – dass er ein Angsthase war, zählte eher zu den schlechten --, dann zählte neben seinem Aussehen seine charismatische Ausstrahlung dazu. Er musste sich also beruhigen und dann würde alles gut gehen, zumindest hoffte er das.
    „Wenn du es unbedingt wissen musst, ich wollte dich sehen“, warf er ihr die Wahrheit an den Kopf.
    Kyla war darüber mehr als erstaunt und auch wenn sie nicht wusste wieso, zweifelte sie nicht an, dass Tristan ihr gegenüber ehrlich war.
    „Es gibt noch etwas, das ich unbedingt wissen muss, auch wenn ich bezweifle, dass es mir irgendwie helfen wird.“
    „Du kannst fragen, was du willst, ich werde nicht lügen“, versprach Tristan, der wieder sein altes Selbstbewusstsein zurückerlangt hatte.









    „Es geht um unser erstes Treffen, sollte man es denn so nennen können.“
    „Du meinst den Ball?“
    Kyla schüttelte den Kopf. „Ich meine davor.“
    „Ich kann mich nicht daran erinnern, dich davor je gesehen zu haben und ich versichere dir, jemanden wie dich würde ich niemals vergessen.“
    „Dann wäre ich dir dankbar, wenn du mir wie versprochen die Wahrheit sagen würdest.“
    Er sah sie nur verwirrt an. „Wovon redest du?“
    „Ich habe dich gesehen und ich weiß, dass du es warst, der mich vor einigen Tagen vom Wald her beobachtet hast und es macht mir nichts aus, solange du mir erklären kannst, aus welchem Grund du das getan hast.“

    Meine Fotostory:



  • „Ich stecke dann wohl ganz schön in der Schei*e wenn du das weißt“, meinte Tristan und hatte keine Angst mehr davor, dass Kyla ihn schlagen würde, er war sich mehr als sicher, dass sie das nicht tun würde.
    „Warum?“, wiederholte sie einfach nur.
    „Gott, Kyla, warum wird denn wohl jemand dich vom Wald aus beobachten? Du bist eine lebende Legende! Ich wusste nie, was ich von dir halten sollte und als ich dann hörte, dass du hier in Irland bist, hat die Neugier in mir gesiegt, ich wollte einfach nur sehen, ob es das Mädchen, über das soviel geredet wird, wirklich gibt oder ... Verstehst du, was ich meine? Du bist die meiste Zeit nicht hier und ich habe deine Existenz zwar nicht angezweifelt, aber nicht geglaubt, dass du so bist, wie alle erzählen.“









    „Woher sollte ich wissen, dass ich dir an dem selben Abend noch einmal über den Weg laufen sollte? Hätte ich gewusst, dass ich dir begegnen würde, wäre ich an diesem Tag gar nicht hierher gekommen, aber Nessa hat mir nichts gesagt – oder aber ich habe ihr nicht zuhören wollen, das ist auch sehr gut möglich. Nachdem ich dich kennengelernt hatte, habe ich entschieden, deinen Anblick in Unterwäsche auf dem Balkon einfach zu verdrängen, was nicht so schwer war, weil ja eine große Entfernung zwischen uns lag und nicht nichts Genaues gesehen habe. Aber weil du es aufgebracht hast, sag mir eins, wie hast du mich erkannt?“









    „Ich war mir zu Beginn nicht sicher, dunkelhaarig und bleich sind nicht gerade viele Anhaltspunkte, aber irgendwie ist mir in den letzten Tagen klar geworden, dass du es gewesen sein musst.“
    „Deswegen hat dein Butler mich so böse angeschaut und mich immer im Auge behalten?“
    Kyla schüttelte den Kopf. „Das macht er immer, du musst bedenken, dass ich wenn ich mal hier bin, keinen Besuch bekomme, zumindest keinen unangemeldeten und in einer Situation wie dieser nach dem Attentat auf meine Mutter ist Alfred eben noch vorsichtiger als sonst.“
    „Er mag mich nicht.“
    „Lass ihn seine eigene Meinung über dich bilden. Er wird heute Abend mit mir über dich reden wollen.“
    „Und was wirst du über mich sagen?“
    „Kommt ganz darauf an, wie der Tag heute wird.“









    „Ich hätte doch was planen sollen, statt zu hoffen, dass mir spontan etwas einfällt“, murmelte Tristan.
    „Und schon der erste Pluspunkt“, verriet Kyla ihm.
    „Selbst wenn ich damit in den Minusbereich sinken sollte, muss ich dich um etwas bitten. Unsere Beziehung hat wohl nicht gerade gut angefangen, nachdem du herausgefunden hast, dass ich das war im Wald. Ich bitte dich nicht darum, es zu vergessen.“
    „Mein Gehirn wirst du auch nicht dazu bringen können, das so schnell zu vergessen.“
    „Kannst du mir danach noch vertrauen?“
    Diese Frage war Kyla überhaupt nicht angenehm, es war ihr schon immer schwer gefallen, anderen Leuten zu vertrauen, selbst Jason hatte sie sich bis heute noch nicht anvertraut, ihm nie von ihrer Familie und von ihrem Hintergrund erzählt und nun stand Tristan Shaw vor ihr und hat sie darum, ihm zu vertrauen.
    Sie nahm seine Hände in ihre und nickte. „Ja, ich werde dir vertrauen.“

    Meine Fotostory:



  • Die beiden verließen die Lichtung und liefen ziellos durch den Wald, in Gespräche vertieft, die von keinerlei Bedeutung waren.
    „Ich liebe dein Outfit“, sagte Tristan. „Es ist so ...“
    „Normal?“, schlug Kyla vor. „Ich trage solche Kleidung immer, wenn es nach mir ginge, wäre ich auch so zum Ball gekommen, aber Alfred ist sehr überzeugend, wenn er will.“
    „Sowas würde meine Schwester nie tragen, wenn es nicht eine Markenjeans ist.“
    „Ist es nicht, sie gehört nicht einmal mir, sondern –“ Sie zögerte. Was genau war Janna? „– meiner besten Freundin, wenn du so willst, ich weiß nicht, wie sie hierher gekommen ist.“
    „Ich bin deiner Freundin zu ewigem Dank verpflichtet.“









    „Zum Glück wirst du ihr nie begegnen, sie würde dich hassen.“
    „Wer sagt denn, dass ich sie nie kennenlernen werde?“
    „Ich. Dein Leben ist hier und du –“
    „Weißt du, wie leicht es mir fallen würde, das alles einfach hinter mir zu lassen und in die Staaten zu gehen, wo niemand weiß, wer ich bin? Ich könnte mir ein kleines Haus bei dir in der Nähe suchen und studieren. Meine Eltern würden sich nicht daran stören, sie wären wahrscheinlich glücklich, wenn sie mich nicht mehr ertragen müssten und dort kann ich nicht für Skandale sorgen, solange keiner weiß, wer ich bin.“
    „Was hindert dich daran, es zu tun?“, erkundigte Kyla sich, obwohl sie sich viel schönere Dinge vorstellen könnte als dass Tristan Shaw plötzlich in Arkham auftauchte.









    „Ich fürchte, ich könnte meine eigenen Ansichten dort verlieren.“
    „Wenn du sie hier gegen diese Gesellschaft aufrechterhalten kannst, warum solltest du es dann nicht auch woanders können?“
    „Es geht nicht direkt darum, sondern auch darum, dass Irland meine Heimat ist, ich will hier nicht weg, auch wenn es woanders vielleicht einfacher und für mich besser wäre. Du hast gesagt, dass du kaum etwas vermisst, wenn du nicht hier bist, nur die Heimat, und ich habe Angst, ich könnte sie verlieren, wenn ich weggehe.“ Ganz leise fügte er hinzu, „Ich bin nicht so stark wie du.“
    Sie schwiegen einander kurz an, bevor Tristan nicht weit entfernt eine Lichtung sichtete. „Schau mal, dort ist ein See.“









    „Ich weiß, ich kenne mich hier in den Wäldern aus, ich war schon oft hier und ich kenne diesen See. Als ich klein war und meine Eltern noch mehr Zeit hatten, bevor meine Mutter Königin Mutter wurde, sind wir oft hier gewesen, ich erinnere mich daran, wie wir hier geschwommen sind, es waren schöne Zeiten.“
    „Und warum kehrst du nach all den Jahren, die du nicht hier warst, mit mir hierher zurück?“
    „Ist das nicht eindeutig?“, fragte Kyla. „Ich will schwimmen gehen.“
    „Hast du einen Bikini drunter?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Aber wer braucht das schon?“
    Und mit diesen Worten begann sie in Richtung des Sees zu rennen. Tristan sah ihr erstaunt nach. Dieses Mädchen erstaunte ihn immer wieder und wenn die Prinzessin schwimmen wollte, würde er sich selbstverständlich ihrem Wunsch fügen.

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  • „Kommst du?“, rief sie Tristan entgegen, als sie ihre Hose aufhob und sie wieder anzog.
    „Gleich.“
    Sie sah zu ihrem T-Shirt, das noch im Gras lag, gedachte, es aufzuheben und auch anzuziehen, entschied ich aber dagegen, es würde nur nass werden.
    Kyla konnte nicht genau beschreiben, wie sie sich fühlte, aber sie glaubte, echtes Glück zu empfinden, auch nachdem sie das Wasser wieder verlassen, sich mehr oder weniger angezogen hatte und im Gras saß, während die Sonnenstrahlen sie wärmten.
    Sie fühlte sich leicht, sorglos, wunschlos glücklich, hätte sie vielleicht gesagt. In der Zeit, die sie mit Tristan verbracht hatte, vor allem im Wasser hatte sie die Sorgen, die sie quälten, beinahe vergessen.









    Tristan kam auf sie zugerannt, auch er war nur mehr oder minder bekleidet, und legte sich neben sie. Sie erhob sich langsam, ging um ihn herum und kniete sich dann neben ihm nieder, um seinen Oberkörper genauer untersuchen zu können. Er war ihr schon im Wasser aufgefallen und hatte ihr Interesse geweckt, doch erst jetzt hatte sie wirklich die Möglichkeit, ihn zu bestaunen.
    Tristan kniff die Augen zusammen, weil die Sonne ihn blendete und sah zu ihr auf, in ihren grauen Augen ein Funkeln, das er ihrem Interesse zuschrieb.
    „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er ohne weitere Umschweife.









    „Es ist außergewöhnlich“, murmelte sie. „Kann ich sie anfassen?“
    Er nickte und genoss die zarten Berührungen ihrer Finger, die jedes der Brandmale an seinem Oberkörper langsam entlangfuhren. Er hatte sich immer gewünscht, jemandem zu begegnen, der davon nicht abgeschreckt war.
    „Sie sind noch nicht sehr alt“, stellte sie fest und Tristan glaubte, sie kenne sich damit aus.
    „Ich habe sie mir an meinem zwanzigsten Geburtstag diesen Sommer machen lassen. Seitdem achtet meine Mutter noch genauer darauf, dass ich nie ohne Hemd im Haus herumlaufe, damit es ja niemand sieht. Das Schlimmste, was geschehen könnte, ist, dass jemand ein Bild davon macht und es an die Medien verkauft, sagt sie.“









    „Aber du hast es nicht gemacht, um deine Eltern zu ärgern“, meinte Kyla entschlossen.
    „Natürlich nicht. Ich habe es getan, um mich meiner Kultur näher zu bringen. Du erkennst es wahrscheinlich, es sind größtenteils uralte keltische Symbole, nicht sehr bekannte allerdings. Ich habe zu dieser Zeit daran gedacht, Irland zu verlassen und ich wollte einen Teil meiner Kultur mit mir nehmen.“
    „Du bist selbst ein Teil der Kultur, Tristan, du musst dir nicht Male ins Fleisch brennen lassen, damit du nicht vergisst, wer du bist.“
    „Ich weiß, aber ich bin nicht wie du, Kyla, ich bin nicht so ein reiner Kelte wie du, sondern der Sohn einer Familie, die sich von diesem Glauben losgesagt hat.“
    „Und du hast Angst, du könntest dich auch davon lossagen, wenn du nicht ständig eine Erinnerung daran hast?“

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  • Tristan setzte sich auf. „Nirgendwo anders auf der Welt ist es möglich, gleichgesinnte Menschen zu finden, die die selben Götter anbeten, vielleicht gibt es Religionen mit einer ähnlichen Glaubensethik, aber es wäre für mich nicht dasselbe. Für dich ist es anders, du bist von klein an sehr an die keltische Natur gebunden worden, ich stattdessen bin in einer keltischen Familie aufgewachsen, die die Riten zum Fenster geworfen hat, um für hohle Dinge wie Parties und Titel Platz zu machen. Es gibt so viele Menschen hier, die sagen, sie seien Kelten, die aber die Religion nicht beachten, die keinerlei Interesse mehr an ihr haben, aber dennoch ist das die Heimat der Kelten. Wenn du dir die Mittel- und Unterschicht anschaust, wirst du dort so viele Menschen finden, die an das selbe glauben und es ernst meinen, es ist einfach überwältigend. Natürlich gibt es das auch in anderen Ländern, aber es ist nicht so wie hier, es ist eine andere Religion.“









    „Du hast dir viele Gedanken dazu gemacht“, meinte Kyla, die sich nun hinlegte, den Kopf auf Tristans Bein. Er begann daraufhin gedankenverloren, ihr dichtes, rotes Haar, das noch nass war, zu streicheln.
    „Ich hatte nie die Möglichkeit, mit jemandem darüber zu reden, die meisten schrecken schon zurück, wenn sie die Male an meinem Oberkörper sehen und wenn sie schon nicht verstehen, was ich mit meinem Körper getan habe, viele nennen es Verstümmelung, wie sollen sie dann meine Seele verstehen?“
    „Und warum vertraust du mir all das an?“
    „Du hast gesagt, du vertraust mir und so vertraue ich auch dir, außerdem glaube ich, dass du der einzige Mensch bist, der verstehen würde.“









    „Es geht nicht immer nur darum, dass man versteht.“
    „Was willst du damit sagen?“
    Das war durchaus eine berechtigte Frage und bevor Tristan sie laut stellen konnte, hatte Kyla sie sich selbst auch schon gestellt. Hatte sie das nicht nur gesagt, weil Jason Solen sie nicht verstand, nicht verstehen konnte, weil sie ihm nie erzählt hatte, aus welchen Verhältnissen kam? War es das? Erzählte sie Jason die Wahrheit nicht, weil sie nicht wollte, dass er sie anders behandelte als andere Menschen oder weil sie fürchtete, er würde sie nicht verstehen?
    „Meine Freunde, keiner von ihnen weiß, dass mein Vater der Sohn der ehemaligen Königin Mutter oder meine Mutter die Königin Mutter ist. Sie denken, meine Eltern seien irgendwelche unbedeutenden Adeligen, nichts weiter. Ich habe ihnen nie die Wahrheit erzählt, nicht weil ich Angst hatte, dass sie nicht verstehen, sondern weil ich nicht stolz auf meine Familie väterlicherseits bin.“









    „An deiner Stelle hätte ich bestimmt das Selbe getan.“
    „Das bezweifle ich, du bist nicht konsequent genug. Ich war gerade einmal elf, als ich anfing, diese Geschichte zu erzählen, wenn es sich nicht vermeiden ließ, überhaupt über meine Eltern zu sprechen, was leider nur selten vorgekommen ist, nachdem jemand mitbekam, dass ich alleine wohne.“
    „Du hast wohl Recht, ich hätte die Geschichte mit der Zeit verändert und irgendjemand hätte es bemerkt. Wenigstens habe ich hier den Vorteil, dass ich keine Freunde habe, denen ich Geschichten über meine Familie erzählen kann, ob nun wahre oder erlogene.“
    „Wenn ich hier wohnen würde, hätte ich auch keine Freunde, von Alfred und den Menschen in der Heimat meiner Mutter abgesehen, die aber wohl eher zur Familie zählen.“
    „Wenn du hier wohnen würdest, wäre ich dein Freund.“

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  • Kyla kehrte drei Stunden später aus dem Wald zurück. Sie und Tristan verabschiedeten sich schon bevor sie zum Haus ging, er behauptete, er wolle Alfred aus dem Weg gehen, was Kyla gut nachvollziehen konnte, nachdem er ihr erzählt hatte, was der Butler ihn gesagt hatte, als die beiden aus sie gewartet hatten.
    „Sie sind schon zurück?“, erkundigte sich Alfred, der auf der Terrasse stand.
    „Sag bloß, du hast die ganze Zeit über hier gewartet“, gab Kyla zurück.
    „Wenn es mir möglich gewesen und ich nicht tausend Dinge hätte erledigen müssen, hätte ich mich nicht damit begnügt, hier auf Ihre Rückkehr zu warten, ich wäre Ihnen gefolgt.“









    „Du hättest nichts sonderlich Spannendes miterleben können“, versicherte Kyla ihm.
    „Sie meinen, die Tatsache, dass ein junger Mann, von dem Sie behauptet haben, ihn noch nie gesehen zu haben, ihm aber in Wirklichkeit auf einem Ball begegnet sind, hier auftaucht und Sie zu einem Spaziergang einlädt, ist nicht schon spannend genug?“ Alfred schien beinahe amüsiert. „Mistress Kyla, wenn Sie einen Mann in Ihre Nähe lassen, dann ist das schon außergewöhnlich genug, um näher untersucht zu werden.“
    Plötzlich wurde auch Kyla klar, wie ungewöhnlich ihr Verhalten gewesen war, wie so oft war Alfreds Feststellung nötig gewesen, um sie auf etwas dieser Art aufmerksam zu machen. „Ich kann das erklären.“
    „Ich hoffe, Sie können bis nach dem Abendessen warten, denn ich habe bis dahin noch einiges zu tun.“









    Anderthalb Stunden nach dem Abendessen erschien Alfred wie er Kyla zuvor versprochen hatte in ihrem Zimmer.
    „Ich hätte noch eine Weile gewartet, bis du dich umgezogen hast“, begrüßte Kyla, die wusste, dass er sich, sobald er nach dem Abendessen alles in Ordnung gebracht hatte (was einige Stunden dauern konnte), ein warmes Bad nahm und dann einen Schlafanzug, darüber einen Morgenmantel, zog und sollte er noch einmal gebraucht werden, so erschien.
    „Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Mistress Kyla. Wie ich sehe, haben Sie sich auch noch nicht umgezogen.“
    „Ich bin noch nicht müde.“
    „Das ist sehr gut, denn Sie werden mir einiges erklären müssen.“
    „Was immer du willst.“










    Kyla erstattete Alfred über das, sich auf dem Ball zugetragen hatte, noch einmal Bericht, obwohl sie das erst am Vortag getan hatte, nur dass sie diesmal den Teil mit Tristan Shaw, der sie in den Garten entführt hatte, nicht wegließ. Alfred hörte ihr aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen, denn das war, wie er ihr von klein an beizubringen versucht hatte, unhöflich.
    „So, wie Sie ihn beschreiben, scheint er mir Ihnen sehr ähnlich. Er wünscht sich, sich von der ganzen Gesellschaft zu lösen, aber genau wie Ihnen ist ihm das unmöglich. Sie scheinen mir außerdem viel ausgewogener zu sein als er.“
    „Das kannst du ihm ja nächstes Mal sagen, wenn er kommt. Er wird bestimmt begeistert sein, wenn du ihn weiter analysierst.“

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  • „Er wird öfter kommen?“
    „Sieht ganz so aus. Er hat gesagt, ich solle mich auf einen weiteren Spaziergang in nächsten Tagen einstellen.“
    „Und Sie gedenken, ihn auf diesen Spaziergängen zu begleiten?“
    Alfred fand Kylas Benehmen sonderbar, gewöhnlich wies sie jeden, der mit ihr Zeit verbringen wollte, ab, aber dieser Tristan schien eine Ausnahme zu sein, Alfred war sich sicher, dass da Gefühle im Spiel waren, auch auf ihrer Seite, wenn auch die Tatsache, dass der junge Shaw und Kyla Tenna viele Gemeinsamkeiten besaßen, nicht unwichtig war.
    Alfred hatte hier und da etwas über Tristan Shaw gehört und als er ihm heute begegnet war, war ihm sofort aufgefallen, welche Selbstzweifel ihn quälten ... Auch wenn Alfred wenig über ihn wusste, sah er in Tristan Shaw jemanden, der eine wichtige Rolle in Kyla Tennas Leben spielen könnte.









    Alfred wusste nichts über die Leute, deren Umgang Kyla in den USA pflegte, sie erwähnte nicht, was dort von statten ging, aber er nahm an, dass es dort anders als hier Menschen gab, die sie als Freunde bezeichnen konnte.
    Alfred erinnere sich genau daran, dass Königin Mutter Tendra Inell und Sir Patrick sich damals für die kleine Stadt Arkham in Massachussetts entschieden hatten, weil sie dort gute Freunde hatten. Lucas Bishop, Leiter einer Schule in jenem Städtchen, war einer der engsten Freunde des Paars gewesen und er und seine Frau waren die einzigen, die über die wahre Identität des Mädchens Bescheid wussten, Sir Patrick hatte es besser gefunden, Lilah Bishop-Solen, mit der er verlobt gewesen war, bevor er seine jetzige Gattin, die Königin Mutter, kennengelernt hatte, nicht in das Geheimnis um seine Tochter einzuweihen.









    „Hast du etwas dagegen, dass ich mich mit ihm treffe?“, fragte Kyla und Alfred kehrte in die Gegenwart zurück, wo er nicht mehr einem Kind gegenüber stand, sondern einer vernünftigen jungen Frau.
    „Natürlich nicht. Wenn ich auswählen müsste, wen von den Söhnen der Bekannten Ihrer Eltern ich am liebsten an Ihrer Seite sehen würde, dann würde meine Wahl wohl auf ihn fallen.“
    „Wieso das?“
    „Weil er mir der einzige zu sein scheint, der etwas im Kopf hat und es von der Persönlichkeit mit Ihnen aufnehmen könnte. Er ist außerdem der erste Mann, mit dem Sie freiwillig Zeit verbringen, von meiner Wenigkeit abgesehen.“









    „Das ist nicht wahr. Ich hab einen besten Freund, er heißt Jason.“
    „Seit wann kennen Sie ihn?“, erkundigte Alfred sich, über diese Enthüllung mehr als nur erstaunt.
    „Ich bin ihm am allerersten Schultag in Arkham begegnet und seither sind wir Freunde. Er hat eine Zwillingsschwester und einen jüngeren Bruder, mit denen ich mich auch sehr gut verstehe.“
    „Es ist unverkennbar, dass Sie ihn lieben.“
    „Ich weiß“, sagte Kyla, ganz leise nur. „Ich weiß.“
    „Aber?“
    „Ich weiß nicht, auf welche Art ich ihn liebe und Tristans unerwartetes Auftauchen hat die Sache noch komplizierter gemacht, als sie war.“



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    Kyla, Alfred, Tristan und der Attentäter legen eine kleine Pause ein, dafür gibt es nächstes Mal den ganzen Bishop/Solen-Clan (und Kev und Chuck).

    Meine Fotostory:

  • JETZT muss ich zugeben dasmir Tristan gefällt. Er kommt diesmal viel "normaler", menschlicher rüber, nicht mehr so wie der Schnösel, den wir auf dem Ball kennengelernt haben. Und ich könnte mir auch vorstellen, das er noch eine Rolle in Kylas Leben spielen könnte. Aufgrund von Herkunft und weiteren Gemeinsamkeiten hoffe ich das es eine angenehme Rolle für Kyla sein wird.
    Was Jason angeht - nun über die Art der Gefühle muss sie sich natürlich klar werden, aber entscheiden wird das wahrscheinlich letztendlich das Leben, das sie in Zukunft führen muss, oder will...


    LG, Lenya

  • Ich melde mich mal wieder. Der folgende Teil ist länger als geplant ausgefallen, ich hatte ihn in zwei Fortsetzungen aufteilen wollen, aber weil vor allem die letzten vier Teile so schnell geschrieben waren (vor den ersten vier, um genau zu sein), habe ich entschieden, gleich alles auf einmal zu posten. Es passiert nicht besonders viel, aber ist keinesfalls ein unwichtiger Teil.


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    Das Familientreffen am Freitagabend bei den Solens fand heute wie letzte Woche im kleinen Kreis statt: Nur die Solens, die Bishops, Kev und Chuck waren da und der Abend war schon voll im Gang. Alle waren im Wohnzimmer versammelt, der Fernseher lief und es wurde alle paar Minuten umgeschaltet, aber es gab immer jemanden, der sich über die Sendung beschwerte. War es eine Sendung über Autos oder Motoren, schrie Jason auf, bei Tierfilmen langweilten sich alle außer Jason und Lucas zu Tode, bei MTV hingegen meuterten Kev und Janna lautstark ...
    Dass man den Fernseher ausschalten konnte, fiel niemandem ein, denn es war über die Jahre hinweg ein Ritual geworden und am Ende verloren sowieso alle die Lust daran.









    Nachdem Chuck Kev die Fernbedienung gewaltsam entrissen hatte und von einer Kultursendung, auf Sport schaltete, entschieden Mara und Kev, die Hauptbefürworter an dem Kulturprogramm auf Discovery Channel das Wohnzimmer aus Protest zu verlassen, worauf sie sich mit wenigen Worten einigten.
    Ahmik winkte Kev hinterher, jetzt gab es schon einen Gegner von MTV weniger und er rechnete sich auf, dass das Interesse der anderen in spätestens einer halben Stunde verflogen sein und es so keinerlei Beschwerden über MTV geben würde -- so war es immer. Sollte er doch scheitern, konnte er früher oder später immer noch in sein Zimmer verschwinden oder Chuck dazu überreden, eine Spritzfahrt zu machen.









    Kev und Mara standen wortlos und voneinander abgewendet draußen vor dem Haus. Die Tage hatten bereits begonnen kühler zu werden und ein leichter Wind wehte, fuhr angenehm durch Kevs Haar.
    Sprechen war zwischen Kev und Mara nicht notwendig, war es nie gewesen. Mara hatte in Kev immer einen Jungen gesehen, der Ähnliches erlitten hatte wie sie -- auch wenn sie sich nicht einigen konnten, wessen Vergangenheit schlimmer war -- und nach den Geschehnissen vor vierzehn Jahren war er ihr noch mehr ans Herz gewachsen, obwohl sie ihn -- so dachte Kev -- hätte hassen müssen, aber das hatte sie nie getan, sie hatte in ihm immer den kleinen Bruder gesehen, den sie nie gehabt hatte. Es war ganz natürlich, dass er der erste gewesen war, dem sie anvertraut hatte, was sie für Lucas empfand oder dass sie ihm als erstes von ihrer Verlobung erzählt hatte ... und vor einigen Tagen hatte er als allererster von ihrer Schwangerschaft erfahren.









    Sie waren jetzt wie nur selten allein und Kev wusste, sie wollte ihm etwas sagen, sonst hätte sie ihm zuvor nicht unauffällig angewiesen, mit ihr zu kommen, schon bevor Chuck ihm die Fernbedienung weggenommen hatte, Kev hatte sie ihn nehmen lassen, um einen Grund zum Gehen zu haben.
    Mara drehte sich zu ihm um, ihre grünen Augen trafen sich und sie wusste, dass es Zeit war zu sprechen. Sie atmete tief durch, sie wusste, dass Kev ihr zuhören würde, ohne ein Urteil zu fällen, aber es fiel ihr dennoch bis heute schwer, sich ihm anzuvertrauen, trotz allem.
    „Es ist die dreizehnte Woche.“
    Das war für den Anfang genug, Kev wusste, was das bedeutete. Kein Baby hatte in Maras Leib länger als zwölf Wochen überlebt, es war wie sie sagte ein Fluch, sie hatte vor anderthalb Jahren aufgehört, Lucas zu sagen, dass sie schwanger war, weil es immer zu „Komplikationen” vor oder in der zwölften Woche kam.

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