[Fotostory] Cruel To Be Kind



  • Die beiden Frauen schwiegen sich lange an, keine der beiden wollte über Männer sprechen und Tendra Inell wusste nicht, worüber sie mit Kyla reden sollte, sie hatte keinerlei Erfahrung mit einer jugendlichen Tochter, sie hatte sie doch vor sechs Jahren weggegeben, an Lucas Bishop, der dafür sorgen sollte, dass Kyla fern von den Intrigen der Chuve aufwuchs. Seitdem hatte sie Kyla nur einmal im Jahr gesehen, wenn sie im Sommer nach Hause kam und auch dann hatte Tendra Inell nur wenig Zeit, die sie mit ihrer Tochter verbringen konnte. Das ist der Fluch der Königin Mutter, sagte sie sich oft, aber es nützte nichts. Sie wusste, dass sie Kyla nicht bei sich behalten konnte, dass die Gefahr, dass ihr etwas zustoßen könnte, zu hoch wäre und das konnte Tendra Inell keinesfalls riskieren.









    Kyla fielen fast die Augen zu. Sie hatte doch nicht genug Schlaf bekommen, aber jetzt war es vollkommen ausgeschlossen, in ihr Zimmer zurückzukehren und den benötigten Schlaf nachzuholen.
    „Tenna“, durchbrach Tendra Inells Stimme die Stille.
    Kyla hob den Kopf und öffnete mit Mühe die Augen ganz.
    „Du bist müde. Geh ins Bett.“
    Kyla wollte widersprechen, wurde aber durch ein lautes Gähnen gehindert.
    „Los, Schatz, geh schon ich muss mich auch ausruhen, sonst bringt Alfred mich um und dann wird es für den Attentat, zu dem er so viele rätselhafte Ungereimtheiten gefunden hat, einen Täter geben, nur leider den falschen.“








    Kyla stand auf, zog ihr Kleid zurecht und sah ihre Mutter ein wenig böse an, bevor sie sich die grauen Augen mit der Hand zuhielt.
    „Es liegt an der Zeitverschiebung“, versuchte die Königin Mutter ihrer Tochter zu erklären, doch die hörte ihr nicht zu. Selbst der britische Adel hatte mit pubertierenden Kindern zu kämpfen, die nicht auf ihre Eltern hören wollten.
    „Ich kommandiere dich nie herum, wenn ich dir also einmal einen gutgemeinten Rat gebe, dann befolg ihn doch bitte“, seufzte Tendra Inell.
    Sie wusste, dass sie selbst Schuld daran war, dass Kyla nicht auf sie hörte, von klein an hatte sie ihrer Tochter beigebracht, nie jemanden für sich denken zu lassen, wodurch die Probleme, die Patricia mit Kyla hatte begonnen hatten.








    Nachdem sie beiden Frauen einander einige Minuten lang schweigend angesehen hatten, Tendra Inell hatte schon fast aufgeben wollen, drehte Kyla Tenna ihrer Mutter den Rücken zu und mit ihren leisen Schritten verließ sie das Zimmer, ihre Mutter dort drin alleine zurücklassend.
    Tendra Inell musste feststellen, dass Kyla sich in den letzten Jahren nicht unbedingt so entwickelt hatte, wie sie es sich gewünscht hatte, sie war etwas geworden, was Tendra Inell nie für möglich gehalten hatte, zu unabhängig. Jetzt war es zu spät, um das zu ändern. Kyla Tenna war und blieb die Erbin des Hauses der Chuve und Tendra Inell wusste, eines Tages würde Kyla aufhören, sich zu wehren und dann würde sie die neue Königin Mutter werden, die wohl unabhängigste, die es je geben würde, die würde nie zulassen, dass ein Mann Einfluss auf sie ausübte.




    ------------


    Mal sehen, ob Tendra Inell mit ihrer Theorie, was Kyla anbelangt, Recht hat. Im nächsten Teil werfen wir aber einen Blick auf die (finsteren) Machenschaften einer anderen Person.

    Meine Fotostory:

  • Hallo Nath,
    Deine Fortsetzung hat mir gefallen, wenngleich sie mich auch ein wenig traurig gemacht hat :( . Unabhängigkeit ist eine schöne und lobenswerte Sache, aber das, was Kyla darunter versteht, würde ich nicht mehr so bezeichnen. Selbstbeschneidung ist vielleicht ein etwas zu hartes Wort, aber sich selbst die Liebe zu verwehren, nur um unabhängig zu sein? Sich selbst derart unter Kontrolle zu haben? Ich kann mich nicht erinnern Kyla spontan erlebt zu haben, unkontrolliert, aus dem Gefühl heraus. Zumindest Jason wird sie damit nicht gerecht. Und ich glaube kaum, dass sie so jemals wirklich glücklich wird.
    Was das Shirt von Jack angeht, ich liebe Grün :D ! Außerdem passt es irgendwie zu seiner Augenfarbe. Und über sein Verhalten war ich ziemlich erstaunt, wie er Zach retour giebt, nach dem Motto "Dein Mädchen? Und wiso, bitte, weiß sie nichts davon?", irgendwie ist er in meinem Ansehen ein gutes Stück aufgestiegen.
    Über diese zwei "Lehrer" sage ich lieber nichts. Nur so langsam tun mir die nicht mit Shield bekannten Kids, die diese zwie ohne Hintergrundwissen und ein gewisses Verständnis ertragen dürfen, doch langsam leid; falls es dort nicht nur Shield-Bekanntschaften gibt. Ich freue mich direkt an meinen relativ "normalen" Lehrern :augzu.
    Hm, doch relativ lang geworden,
    liebe Grüße, cassio

    [RIGHT][SIZE=1]'...sometimes it's cruel to be kind!'[/SIZE][/RIGHT]

  • Ohjaa, das Thema mit der Unabhängigkeit, das kenne ich nur zu Genüge. Unabhängige Frauen haben es nicht leicht in unserer männerdominierte Welt, besonders wenn sie so wie Kyla sind (es gibt sie tatsächlich).
    Aber ich ziehe ebenfalls die Unabhängigkeit vor, auch wenn es die Beziehung gekostet hat. Aber Kyla ist jung und Verantwortung und Pflicht kommen früh genug, sie sollte erstmal ihr junges Leben geniessen und auch die Liebe eines jungen Mannes (ich hab mir schon früher gedacht das da was im Busch ist).
    Eine nicht katholizierte Gegend in Irland? *Seufz* Wo ist das? Dann lern ich wohl doch noch Gälisch und wander aus...

    Ach ja: Alles liebe nachträglich zum Geburtstag und herzlich willkommen im Kreis der Erwachsenen! (Wenn wir schon bei Kelten sind ;) )

    LG, Lenya

  • Hmh, ich habe jetzt ein paar Tage über die FS nachgedacht. Das ist ein interessantes Bild, dass du da von Tendra Inell zeichnest, ein unerwartetes. Also ganz ehrlich, ich möchte weder in der Haut ihres Mannes noch in der von Jason stecken.
    Diese Funktion als Königin Mutter scheint beiden Frauen, Mutter wie Tochter nicht so wirklich zu bekommen. Unabhängigkeit um jeden Preis ist für mich eine vollkommen falsche Einstellung. Man sollte sich nicht von anderen abhängig machen, aber kann man das noch Leben nennen, wenn man immer kompromisslos sein, immer die Oberhand, die Kontrolle behalten muss?


    Ich stimme Lenya zu. Kyla ist noch viel zu jung dafür. Sie sollte erst einmal lernen, wirklich zu leben, Gefühle kennen zu lernen und zu akzeptieren. Und es wäre eigentlich die Aufgabe ihrer Mutter dafür zu sorgen, dass sie das auch tut.
    Von selbst tut sie es bestimmt nicht.


    Übrigens, was ist das für ein Anhänger, den sie da trägt? Der sieht interessant aus. Hat der was zu bedeuten?

  • Auf die Sache mit der Unabhängigkeit werde ich heute nicht noch einmal eingehen, dazu bin ich zu faul :P
    Und wen interessiert, was Lightning Rod genau spielt, der kann einen Blick hierauf werfen: das Lied und das unzensierte Video, bei dem es nichts zu zensieren gibt.


    Zitat von cassio

    Und über sein Verhalten war ich ziemlich erstaunt, wie er Zach retour giebt, nach dem Motto "Dein Mädchen? Und wiso, bitte, weiß sie nichts davon?", irgendwie ist er in meinem Ansehen ein gutes Stück aufgestiegen.


    Mit Zachs Einstellung werden sich heute noch einige Personen beschäftigen und bei Jack wurde da wohl die latente Seite seiner Mutter wach. Mehr Jack folgt bald.


    Zitat von cassio

    Über diese zwei "Lehrer" sage ich lieber nichts. Nur so langsam tun mir die nicht mit Shield bekannten Kids, die diese zwie ohne Hintergrundwissen und ein gewisses Verständnis ertragen dürfen, doch langsam leid; falls es dort nicht nur Shield-Bekanntschaften gibt.


    Hobbies Interesse an Foltermethoden hat er sich schon vor seiner Zeit bei SHIELD angeeignet und er ist ein sehr guter Lehrer, wenn auch mit komischen Angewohnheiten. Wes hingegen ... Du darfst aber nicht denken, dass alle SHIELD Agenten so wie die Wraiths sind, die sind eine Ausnahme.


    Zitat von Lenya

    Eine nicht katholizierte Gegend in Irland? *Seufz* Wo ist das? Dann lern ich wohl doch noch Gälisch und wander aus...


    Keine Ahnung, wo das genau ist, aber ich bin mir sicher, dass es die allerschönsten Landschaften Irlands umfasst ;)


    Zitat von Nerychan

    Diese Funktion als Königin Mutter scheint beiden Frauen, Mutter wie Tochter nicht so wirklich zu bekommen. Unabhängigkeit um jeden Preis ist für mich eine vollkommen falsche Einstellung. Man sollte sich nicht von anderen abhängig machen, aber kann man das noch Leben nennen, wenn man immer kompromisslos sein, immer die Oberhand, die Kontrolle behalten muss?


    Tendra Inell ist eine ganz gewöhnliche Frau gewesen, die mit niemandem außer sich selbst Kompromisse eingehen musste, und dann hat sie Patrick kennengelernt und war in einer vollkommen anderen Welt, noch im selben Land, aber sonst war nichts gleich. Und damit kämpft sie noch heute, die Unabhängigkeit ist eine der Sachen, von denen sie nicht ablassen will.


    Zitat von Nerychan

    Übrigens, was ist das für ein Anhänger, den sie da trägt? Der sieht interessant aus. Hat der was zu bedeuten?


    Das ist das Wappen des Haus der Chuve, sie hat den Anhänger bei ihrer Geburt bekommen. Kyla trägt ihn immer.


    -------





    Tahiri Ryan konnte viel über Lightning Rod sagen, allerdings gehörte die Aussage „Sie sind gut“ keinesfalls dazu.
    Lightning Rod was eine vor zwei Jahren von Zach Packman und Skipper Worth gegründete Garagenband und nicht einmal in dieser Kategorie war sie gut. Neben vielen anderen Dingen fehlte ein Songwriter oder zumindest jemand, der wusste, was er tat.
    Letztere Aufgabe hatte Tahiri ohne es wirklich zu wollen bekommen, sie war diejenige, die versuchte, Gigs für die Jungs zu organisieren und bei jeder Probe der Band anwesend war. Das alles tat sie nur, weil Zach ihr so sehr am Herzen lag – oder weil sie eine Masochist war, wie Ganner zu sagen pflegte.








    You've had enough of two-hand touch you want it rough you're out of bounds
    I want you smothered want you covered like my Waffle House hashbrowns
    Come quicker than FedEx never reach an apex just like Coca-Cola stock you are inclined
    To make me rise an hour early just like Daylight Savings Time


    Heute spielten sie besonders schlecht. Morris wollte unbedingt dieses Lied von Bloodhound Gang einstudieren – die unzensierte Version – und der Sänger war leider derjenige, der in Tahiri nur einen Groupie sah, der nichts zu sagen hatte. Die anderen drei waren auch nicht sonderlich von Morris‘ Auswahl angetan, ihnen wäre es lieber, Tahiri hätte diese Aufgabe übernommen, aber sie wussten, wenn Morris nicht bekam, was er wollte, würde er aussteigen und wenn er das tun sollte, wäre das das Ende von Lightning Rod. Einen anderen Sänger zu finden war so gut wie unmöglich.


    Do it now
    You and me baby ain't nothin' but mammals
    So let's do it like they do on the Discovery Channel
    Do it again now
    You and me baby ain't nothin' but mammals
    So let's do it like they do on the Discovery Channel
    Gettin' horny now








    Love the kind you clean up with a mop and bucket
    Like the lost catacombs of Egypt only God knows where we stuck it
    Hieroglyphics? Let me be Pacific I wanna be down in your South Seas
    But I got this notion that the motion of your ocean means "Small Craft Advisory"


    Tahiri wusste, dass Morris sie nicht leiden konnte, weil sie besser und – noch schlimmer – ein Mädchen war. Wenn er auch nur ein Wort mit ihr wechselte, dann nur, um sich über sie lustig zu machen oder sie zu kritisieren oder aber wenn sie allein waren, um Dinge zu sagen, die Tahiri nicht hören wollte. Noch ein Grund für ihn, sie nicht zu mögen.
    Die Begegnungen unter vier Augen hielt sie vor den anderen Band-Mitgliedern, Zach, Skip und Gavin, sowie ihrem Bruder geheim, sie wusste, dass die oh-so-beschützerischen Herren Morris sonst ins Krankenhaus befördern würden – Ende der Geschichte (und Lightning Rod).
    Seit Morris vor einigen Monaten der Sänger geworden war – davor hatte es mehrere gegeben, unter anderem Janna Solen – machte es Tahiri keinen Spaß mehr, Lightning Rod zu unterstützen, aber sie konnte Zach und die anderen Jungs auf gar keinen Fall im Stich lassen, sie zählten auf sie.
    Und wieder spielten sie das Lied von vorne ...








    Sweat baby sweat baby sex is a Texas drought
    Me and you do the kind of stuff that only Prince would sing about
    So put your hands down my pants and I'll bet you'll feel nuts
    Yes I'm Siskel, yes I'm Ebert and you're getting two thumbs up


    Während Morris diese Zeilen sang, sah er Tahiri direkt in die Augen, was die anderen nicht zur Kenntnis nahmen, ob das was Gutes war oder nicht, war schwer zu sagen.
    Tahiri wusste genau, was Morris wollte, hätte es auch gewusst, wenn er ein anderes Lied gesungen hätte. Zwar hasste er sie, aber das hielt ihn nicht davon ab, sie zu wollen – Arschlöcher dachten immer nur an das eine.
    Sie sah weg, es ekelte sie an, sie wünschte sich, sie könnte jetzt einfach aufstehen und gehen, sich bei Ahmik, dem einzigen, der über Morris Bescheid wusste, ausheulen, aber sie wusste, dass er nicht zu Hause war.
    Aber das hieß nicht, dass sie nicht gehen konnte ...

    Meine Fotostory:



  • Ohne ein Wort zu sagen, erhob Tahiri sich und verließ den Schuppen, in dem die Band spielte. Natürlich bemerkten die Jungs alle, dass ihre einzige Zuhörerin verschwunden war.
    „Was war das?“, fragte Skip.
    „Keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden“, versprach Zach ihm, legte den Bass da hin, wo er hingehörte und folgte Tahiri.
    Sie entfernte sich mit schnellen Schritten und Zach hatte Mühe, aufzuholen.
    „Hey, ‘hiri!“, rief er immer wieder, aber sie schien entschieden haben, ihn zu überhören.
    Als er sie endlich einholte, sagte sie immer noch nichts und so konnte er nichts weiter tun, als wortlos neben ihr herzulaufen.








    „Was ist mit dir los?“, fragte er zum wiederholten Male, als sie dem Haus der Ryans näher kamen.
    Tahiri hätte sich ihm gerne anvertraut, doch sie tat es nicht. Morris war allein ihr Problem, sie würde niemanden da hineinziehen.
    „Ich konnte die ganzen Diskussionen nicht länger ertragen“, sagte sie. Es war keine Lüge, nur nicht ganz die Wahrheit.
    „Also hast du gewartet, bis wir spielen, um dann unauffällig zu verschwinden?“
    Sie nickte, glücklich, dass Zach sofort anbiss.
    „Ich weiß, es läuft zur Zeit nicht gerade so, wie es laufen sollte, aber ich verspreche dir, bald wird alles, wie es einmal war.“
    „Solange ihr anderen euch nicht traut, Morris zu widersprechen, weil ihr wisst, dass er austritt, wenn nicht alles so läuft, wie er es will, wird sich nichts ändern.“








    Darauf konnte Zach nichts entgegnen. Sie hatte natürlich recht, aber sie verstand nicht, wie wichtig die Band war.
    „Kein Morris, keine Band“, murmelte Zach schließlich, als sie vor der Tür zu Tahiris Zuhause standen.
    „Es heißt, Kein Arbeit, keine Musik“, verbesserte Tahiri ihn. „Und im Film haben sie am Ende Musik gemacht, obwohl sie keine Arbeit hatten. Ich weiß, es klingt blöd, aber nimm dir ein Beispiel an dem Film.“
    „Im Film hatten sie ein schönes Mädchen unter den ganzen Männern, das geholfen hat, das Problem zu lösen.“
    Tahiri verdrehte die Augen. „Du hast gewonnen, ich höre auf, mich über Morris zu beschweren.“
    Zach strahlte und umarmte sie stürmisch.
    „Wenn wir dich nicht hätten, ‘hiri –“









    „Jetzt geh, ihr müsst viel üben, wenn ihr jemals was werden wollt“, wies sie ihn an.
    „Skip und Gavin werden es komisch finden, wenn ich ohne dich zurückkomme.“
    „Das ist mir egal. Geh jetzt, sonst überlege ich es mir anders und komme mit und dann wirst du es bereuen.“
    Immer noch strahlend verabschiedete Zach sich von der Schwester seines besten Freundes und lief mit schnellen Schritten davon.
    Tahiri lehnte sich an einen Pfosten, der das Dach über ihr stützte, und sah ihm hinterher.
    Sie würde ihr Versprechen halten, wie würde sich Morris anpassen, zumindest bis sie jemanden gefunden hatte, der ihn ersetzen konnte.

    Meine Fotostory:



  • Um sich abzuregen – Morris hatte das Talent, Tahiri schön wütend zu machen, wenn er auch nur im selben Raum mit ihr war – ging Tahiri direkt ins Bad und duschte.
    Sauber, entspannt und spärlich bekleidet machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer und schon bevor sie es betrat, konnte sie hören, dass Musik lief, was sie sich nicht erklären konnte, bis sie die Tür öffnete und Ganner entdeckte, der auf dem Sofa lag.
    „Ich wollte dich besuchen, aber du warst nicht da“, erklärte er, als er sie bemerkte.
    „Und dein Zimmer ist so unglaublich weit von meinem entfernt, dass du lieber hier gewartet hast?“, fragte sie mit einem frechen Lächeln auf den Lippen. „Du bist wirklich faul.“








    Er winkte sie zu sich und beobachtete sie genau. „Ich hab dich lang nicht mehr in Unterwäsche gesehen. Tu mir doch den Gefallen und dreh dich langsam um dich selbst, damit ich mein geschultes Augen auf dich werfen kann.“
    Tahiri verdrehte die Augen, tat es aber und Ganner erhob sich langsam, um einen besseren Blick auf sie zu haben.
    „Du siehst toll aus“, entschied er schließlich.
    „Entweder das oder du hast schon lange keine Mädchen in Unterwäsche mehr gesehen“, erwiderte Tahiri.
    „Ich würde sagen beides, könnte sich aber bald ändern.“ Sein Blick verriet Tahiri, dass es in Ganners Leben – mal wieder – ein neues Mädchen gab, sie fragte aber nicht weiter, wenn es soweit war, würde er ihr noch genug erzählen.









    „Wo warst du bis jetzt? Ich hab Ahmik angerufen, aber er hat gesagt, bei ihm wärst du nicht. Dein Handy war ausgeschaltet.
    „Lightning Rod Probe“, antwortete sie und warf sich neben ihren großen Bruder aufs Sofa. „Du glaubst nicht, wie anstrengend das sein kann. Immer gibt es irgendwelche Probleme und ich soll eine Lösung finden.“
    „Willst du dich nicht noch den Rest des Abends mit den Problemen der Band beschäftigen?“, neckte Ganner seine kleine Schwester.
    Tahiri sah zu ihm und verdrehte die Augen. „Mein Leben dreht sich anders als Zachs nicht um die Band.“
    „Das könnte man aber denken, schließlich bist du die Managerin. Wenn du nicht wärst, gäbe es Lightning Rod heute wahrscheinlich gar nicht mehr. Wenn dir nichts an der Band läge, würdest du sicherlich nicht andauernd die Probleme der Jungs lösen und versuchen, ihnen Gigs zu besorgen.“









    „Ich mag die Band, ja, aber ich habe nicht vor, mir das ganzes Wochenende darüber den Kopf zu zerbrechen, wo wir einen neuen Sänger herbekommen.“
    „Was ist mit Morris?“
    „Das geht nicht mehr lange gut, aber das interessiert mich im Augenblick überhaupt nicht. Ich kann jetzt auf gar keinen Fall an Morris denken, sonst werde ich wahnsinnig.“
    „So schlimm?“ Ganner rutschte näher zu seiner Schwester und legte ihr den Arm um die nackte Schulter.
    „Viel, viel schlimmer.“
    Anders als die meisten liebte Tahiri es, sich mit ihrem großen Bruder zu unterhalten, sie hatten schon seit sie klein waren eine sehr gute Beziehung zueinander gehabt, bis heute kuschelten sie miteinander und trösteten sich gegenseitig, wenn es nötig war.

    Meine Fotostory:



  • „Dafür, dass es so schlimm ist, bist du aber sehr gelassen. Wenn Zach dich nicht hätte, hätte er jetzt schon einen Nervenzusammenbruch, weil Lightning Rod mal wieder in einer Krise steckt. Es ist wirklich nicht gut für ihn, dass es in seiner Welt nichts als die Band gibt.“
    „Doch, das gibt es“, warf Tahiri sofort ein. „Ihr werft ihm immer alle vor, dass er nichts tut, außer zu schlafen, darüber nachzudenken, was er für die Band tun könnte, zu rauchen und in Schwierigkeiten zu kommen, aber es stimmt nicht.“
    Ganner sah Tahiri mit hochgezogener Augenbraue an. Zach war sein bester Freund und er konnte bestätigen, dass das die einzigen Beschäftigungen waren, denen Zach je nachging. Tahiris Aussage überraschte ihn wirklich und dabei hatte er gedacht, er würde Zach jetzt schon zu gut kennen, als dass dieser ihn überraschen konnte. Er hatte sich wohl getäuscht.









    „Er verbringt auch Stunden damit, über Janna nachzudenken und auf irgendwelche Leute, die keinerlei Interesse an Janna haben, eifersüchtig zu sein. Stell dir mal vor, er ist jetzt sogar auf Mr. Darren eifersüchtig, Mr. Darren!“
    Zu gerne hätte Ganner seiner kleinen Schwester gesagt, dass Zach das richtige Opfer auserkoren hatte, aber natürlich tat er das nicht, denn Janna vertraute ihm und wenn er je erwähnen sollte, dass Janna Kev Darren mochte – oder zumindest gemocht hatte –, dann konnte er die Unendlichkeit damit verbringen, sich Annies Sex-Geschichten anzuhören, sollte er die nächste Begegnung mit Janna überhaupt überleben.
    „Hast du ihm gesagt, dass Darren fast doppelt so als ist wie Janna?“









    Das barfüßige Mädchen nickte, wand sich dann aus Ganners Umarmung und sprang zu ihrem Bett hinüber, wo sie es sich gemütlich machte. „Das ist ihm aber egal. Außerdem findet er Jack Fellers Verhalten sehr auffällig, er ist sich ganz sicher, dass Jack ihm Janna ausspannen will.“
    „Wie soll er das machen, wenn Janna nicht mit Zach zusammen ist?“, wollte Ganner wissen, dem Zach zum Glück noch nie solche Geschichten anvertraut hatte. Er war nicht sicher, ob er Zach jemals wieder in die Augen schauen könnte, wenn er diese Geschichten aus dem Mund seines besten Freundes hören müsste. So konnte er sich wenigstens mit Tahiri ein wenig darüber lustig machen.
    „Das sind Kleinigkeiten, Ganner, ein Kerl wie Zach hat keine Zeit, sich mit sowas auseinanderzusetzen“, erklärte Tahiri zwinkernd.









    Ganner schüttelte den Kopf, als er das Zimmer durchquerte, um sich neben Tahiri zu legen. „Du bist unmöglich, ‘hiri, vor deiner Zunge ist wirklich niemand sicher.“
    „Wenn das nicht so wäre, hättest du überhaupt keinen Spaß im Leben. Den hast du nur mir zu verdanken.“
    „Nicht nur dir, Kleine, so toll bist du auch wieder nicht. Wenn du die ganze Zeit mit Ahmik unterwegs bist, bist du sowieso langweilig. Dann skizzierst und zeichnest du nur ihn und so toll Annie auch finden mag, dass er aussieht, es wird nach einer Weile langweilig, wenn du nur ihn porträtierst.“
    „Dann find mir jemanden, den ich auch nur halb so gerne haben kann wie Ahmik“, forderte Tahiri ihren Bruder auf.
    Beide wussten, dass das unmöglich war.

    Meine Fotostory:



  • Ganner griff wortlos nach einer Mappe, die neben dem Bett auf dem Boden lag und sah sich die Bilder, die sie in den letzten Tagen gemalt hatte, an. Es waren zwei Porträts von Jungen, er hatte nichts anderes erwartet.
    „Du brauchst Freundinnen, ‘hiri. Die sind viel schöner anzusehen.“
    Tahiri verdrehte die Augen. „Du wiederholst dich.“
    Ganner sah sich die Zeichnung genauer an.
    „Das ist die beste, die ich von dir kenne. Realitätsnah und wirklich gut getroffen“, lobte er seine Schwester. „Es ist richtig eindeutig, dass das Ahmik ist, seine Züge sind gut zu erkennen. Definitiv dein bestes Werk.“
    Tahiri errötete leicht. Ganner war einer der wenigen, die all ihre Zeichnungen kannten, und sie wusste, dass er Lob und Kritik ernst meinte.









    „Wer ist das denn?“, wollte Ganner wissen, der das zweite Bild anschaute.
    Es war nicht wirklich ein Kunstwerk, sondern eher eine Skizze, die nicht einmal wirklich fertiggestellt war. Auf den ersten Blick hatte er den Gezeichneten für Ahmik gehalten, musste jetzt aber feststellen, dass er sich geirrt hatte.
    „Vincent Horn, er sitzt in Englisch neben mir – auf der anderen Seite von Ahmik – und hat eine meiner Zeichnungen gesehen, die neueste von dir, und wollte wissen, ob ich ihn nicht auch mal zeichnen kann. Also habe ich ihn während der Stunde mal skizziert, es ist mir aber eher schlecht gelungen. Mr. Darrens Unterricht ist überraschend interessant und hat mich abgelenkt.“








    „Du warst diese Woche sehr kreativ.“
    Tahiri nickte. „Ich wollte heute bei der Probe ein bisschen weiterarbeiten, aber die Jungs haben mir keine ruhige Minute gelassen und das Wenige, was ich zu Stande gebracht habe, habe ich dort vergessen. Wäre Zach nicht dabei, hätte ich das Ganze schon längst aufgegeben, es ist ja nicht so, dass einer von denen jemals ein guter Musiker wird, sie sind um ganz ehrlich zu sein alle schlecht bis mittelmäßig und seit Janna sich weigert, hin und wieder mitzuhelfen, sind sie noch viel schlechter geworden, aber Morris will ja nicht akzeptieren, dass er nicht singen kann.“
    „Wie ich dich kenne, hast du es ihm schon mehr als einmal gesagt.“
    „Er hat das merkwürdige Talent, mich zu überhören.“
    „Dich?“ Ganner sah Tahiri leicht entsetzt an. „Er muss der Erste sein. Aber lass uns nicht über Lightning Rod reden, zeig mir stattdessen noch ein paar deiner Bilder.“








    Es gab nur eine einzige Zeichnung, die Ganner nicht zu Gesicht bekam, weil Tahiri sie wo anders hingelegt hatte, damit niemand – auch ihr Bruder nicht – sie sah. Sie hatte Kev Darren und Janna am Abend zuvor gesehen, als sie bei den Solens übernachtet hatte. Mitten in der Nacht war sie aufgewacht und als sie aus dem Fenster geschaut hatte, hatte sie Darren und Janna vor der Tür stehen sehen und sie hatte die Lust gepackt, die beiden zu zeichnen.
    Es war keinesfalls ihr bestes Bild, aber sie mochte es, es hatte etwas Geheimnisvolles, die Tatsache, dass sie mitten in der Nacht aufgewacht war und die beiden gesehen hatte, fand sie faszinierend und der Anblick war einfach nur schön gewesen, fast romantisch.
    Das sagte sie Zach oder Ganner natürlich nicht, es war sehr gut möglich, dass sie zu viel in dem Anblick, der sich ihr geboten hatte, gesehen hatte, aber Janna und Kev Darren würden sicherlich ein gutes Paar abgeben, wenn nicht im wahren Leben, dann zumindest auf dem Bild und in ihrem Kopf.

    Meine Fotostory:



  • Die Geschwister standen auf. Ganner, um die Mappe dorthin zu legen, wo sie hingehörte. Tahiri zog währenddessen eine Schublade der Kommode auf, in der sie ihre Kleidung aufbewahrte. Ganner ging davon aus, dass sie sich anziehen würde, dieser Gedanke stellte sich aber als falsch heraus, als sie einen Bikini unter ihren Sachen hervor kramte.
    „Ich fahre morgen mit Ahmik, Janna, Jason und vielleicht Kyla an den See“, erklärte sie ihm, als sie seinen fragenden Blick auf sich spürte.
    Ganner nickte. Er wusste, dass die drei Solens an vielen Wochenenden an einen See am Waldrand nicht weit entfernt fuhren, er hatte sie schon oft begleitet.
    „Was hältst du davon, mitzukommen?“









    „Ich habe schon andere Pläne“, gestand Ganner.
    „Ach wirklich?“ Tahiri sah ihn über ihre Schulter hinweg an, als sie mit den paar Kleidungsstücken, die sie mitnehmen würde, neben ihrem Rucksack, der seit einigen Tagen mitten im Zimmer auf dem Boden lag, niederkniete und zu packen begann.
    „Ich habe morgen ein Date mit Amanda“, erklärte Ganner seiner Schwester. An seiner Stimme konnte sie erkennen, dass er sich schon darauf freute. Anders als die meisten gutaussehenden Jungs an der Schule wollte er echte Beziehungen, keine One Night Stands und Amanda schien seine Auserkorene zu sein.
    „Cheerleader Amanda?“, erkundigte Tahiri sich.
    „Yub.“ Zu Ganners Überraschung verwendete er einen auf Wes Janson patentierten Ausdruck, um zu bejahen. Zum Glück war es nicht nur „yub“ und nicht Jansons schreckliches „yub yub“ gewesen.









    Ganner den Rücken zugewandt beglückwünschte Tahiri ihren Bruder wie er es erwartete, aber in Wirklichkeit war sie alles andere als angetan von seiner Wahl.
    Amanda war bei ihr in Sport und in den drei Sportstunden, die sie bisher gehabt hatten, waren sie als Partnerinnen eingeteilt worden. Während ihrer Gespräche hatte Tahiri festgestellt, dass Amanda wirklich Glück hatte, von ihrem Aussehen abgesehen schien sie keine Fähigkeiten zu besitzen, die sie im Leben viel bringen würden. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, wie der Präsident der Vereinigten Staaten hieß. Sie war genau so, wie man es von einer Cheerleaderin erwartete und anders als einen zu kleinen Busen oder eine hässliche Nase konnte man sich das Gehirn nicht mit plastischer Chirurigie aufbessern.








    Doch von all dem sagte Tahiri nichts, obwohl sie gewöhnlich nicht aufhörte zu reden. Sie kannte Ganner gut genug, um zu wissen, dass er nichts mit Amanda anfangen würde, wenn er wusste, was seine Schwester über das andere Mädchen dachte. Aber es war seine Entscheidung, Tahiri wusste, dass sie sich nicht einzumischen hatte, und deswegen schwieg sie.
    Ganners Handy klingelte währenddessen, nach ein paar Worten legte er auf.
    „Annie“, erklärte er. „Sie fühlt sich einsam und wegen ihres Unfalls beim Bowling gestern fühlt sie sich verunstaltet, also will sie so wenig Zeit wie möglich außer Haus verbringen, bis es wieder in Ordnung ist.“
    „Es ist doch nur ein verstauchter Fuß!“
    „Nein, das Ende ihres Lebens.“
    Mit diesen Worten nahm Ganner Tahiri in den Arm, um sich von ihr zu verabschieden, bevor er ging. Sie würden sich frühestens am Sonntag wieder sehen.



    -----------


    Ich würde den Songtext ja übersetzen, aber ich denke, das könnte zu Problemen führen, sollten Jüngere das lesen und die, die Englisch können, werden in etwa verstehen, worum es geht.
    Ich selbst finde das Lied genial, schade, dass es an einen Idiot wie Morris verschwendet wird.

    Meine Fotostory:

  • Die Beziehung zwischen Kyla und ihrer Mutter finde ich eher kühl als man es für gewöhnlich von Müttern und Töchtern gewohnt ist. Aber klar, die beiden sehen sich ja so gut wie nie - was will man da auch erwarten. Ich bezweifle irgendwie, dass Kyla einmal das Erbe antreten wird um dann selbst Königin Mutter zu werden. Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Sie hat ja, wie ihre Mutter so fein festgestellt hat, bereits (was heißt bereits, wäre ja schlimm, wenn sie es in dem Alter noch nicht hätte) ihren eigenen Willen. Und der stellt sich ja irgendwie gegen diese 'Tradition'. So wie es mir scheint. Ich bin schon gespannt wann wir ihren Vater zu Gesicht bekommen. Der muss ja dann auch so eine Schönheit sein. Ich finde die Mutter zwar auch nicht hässlich, aber die Sommersprossen sind wirklich too much. (Ja, gut, das kann man sich ja eh nicht aussuchen). Hoffentlich taucht der Vater bald auf - Kyla scheint ja ein regelrechtes Papamädchen zu sein.


    Ich kann mir schon so richtig gut vorstellen, wie sich Lightning Rod anhören. Vor allem mit Morris als Sänger. Wenn der wirklich so schlecht ist, dann kann das ja noch ziemlich heiter werden. Irgendwie find ichs aber trotzdem witzig. Also hoff ich, dass Tahiri Morris nicht so schnell rauswirft oder rauswerfen lässt.

    And I'd choose you;

    in a hundred lifetimes,

    in a hundred worlds,

    in any versions of reality,

    I'd find you and

    I'd choose you

    The Chaos of Stars

  • Hallelujah, du warst aber wieder fleißig. Ich krieg schon ein richtig schlechtes Gewissen!
    Aber das war schön und entspannend.


    Weißt du, was mir gerade aufgefallen ist? Deine Geschwisterbeziehungen sind klasse! Greifst du da auf eigene Erfahrungen zurück??? <sehr neugierig bin>
    Ich glaube, ich bin zu früh aus dem Haus, um mit meinem kleinen Bruder solche Unterhaltungen zu führen, aber wenn ich das so lese, wünsche ich es mir regelrecht.


    Mach bloß nie eine Umfrage, welche deiner Figuren man besonders liebt und welche nicht. Ich hätte echt Entscheidungsschwierigkeiten. Jedesmal, wenn ich glaube, jetzt weiß ich's ganz genau, kommst du mit der nächsten Fortsetzung, in denen du wieder gaaaanz woanders bist (habe erstaunt festgestellt, dass seit Annies "Unfall" gerade mal ein(!!!!) Tag vergangen ist - die Zeit, die Zeit, die liebe Zeit) und dann richtet sich meine ganze Sympathie schon wieder auf die aktuell Handelnden. Das ist echt unfair von dir. Ich will jetzt endlich mal jemanden, den ich einfach nur hassen kann. Genau wie meine Caroline, oder nur lieben. Ja,ja, ich weiß, nicht einseitig.


    Ach gib nichts drauf. Ich rede, wie mir gerade zumute ist.


    Ich mag das Lied im übrigen auch (und mein Englisch reicht vollkommen aus, um es lauthals im Auto mitzuschmettern - wenn ich alleine fahre). Ich versuche mir vorzustellen, was dieser Morris (vielleicht ein Hasskandidat <hoffnungsvoll guck>) damit anstellt. So wie du es beschreibst - oder nach Tahiris Laune zu urteilen, sollte sich mir vermutlich der Magen umdrehen.
    Schmeiß ihn raus! Heh, kann Zach eigentlich singen?


    Bei dem Kerl weiß ich auch immer noch nicht so richtig, was ich von dem halten soll. So wie er Jack im letzten Teil angemacht hat, naja, da hätt' ich ihm schon am liebsten eins übergezogen. Aber heute war er mal wieder richtig nett. Ein bisschen tut er mir leid, wenn er kein anderes Lebensziel hat, als diese Band. Und sich so in Janna zu verrennen, tut ihm vermutlich genauso wenig gut. Ups, was wohl passiert, wenn er rauskriegt, was da zwischen seiner Angebeteten und Kev wirklich läuft?


    Hach ja, das wird noch eine monatelange Schnitzeljagd mit vielen Haken (und Ösen). Aber mir soll's recht sein. Immer schön weiterschreiben!


    Oh und ich liebe deine gestochen scharfen Bilder. <gleich neidisch werd> Vor allem die Sonne, die du da immer wieder einbaust, ist einfach genial. Sorry, aber ich musste das, schon wieder mal, einfach loswerden.


    Und Ende (vorerst!!!)

  • Nun lese ich schon eine ganze Weile Deine Story und will wenigstens mal insofern was dazu sagen, indem ich Dir sage, daß ich sie klasse finde.

    Ich habe zwar immer noch Schwierigkeiten mit den ganzen Personen und den Beziehungen untereinander, aber Deine Personen haben irgendwie alle Persönlichkeit.

    Die Geschichte, die Du da zusammenbraust ist interessant und ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt.

    Gruß

    dropdead

  • Ich finde diese Fortsetzung ein bisschen langweilig, aber es muss sein. Denn es gibt einiges, das ich sonst nicht hätte einbringen können und das wichtig ist.


    Zitat von Sonja

    Ich bezweifle irgendwie, dass Kyla einmal das Erbe antreten wird um dann selbst Königin Mutter zu werden. Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Sie hat ja, wie ihre Mutter so fein festgestellt hat, bereits (was heißt bereits, wäre ja schlimm, wenn sie es in dem Alter noch nicht hätte) ihren eigenen Willen. Und der stellt sich ja irgendwie gegen diese 'Tradition'.


    Es gibt viele Methoden, um Kyla zu zwingen, Königin Mutter zu werden: Erpressung, Gehirnwäsche, ein Wendepunkt in ihrem Leben ... oder einfach nur eine schlecht geschriebene Kyla. Zu letzterem kann ich aber garantieren, dass Peter Milligan und Chris Claremont (zwei Comic-Schreiber, die es in den letzten Jahren geschafft haben, einige tolle Comics zu zerstören) mich nicht ablösen werden. NIE!


    Zitat von Sonja

    Ich bin schon gespannt wann wir ihren Vater zu Gesicht bekommen. [...] Hoffentlich taucht der Vater bald auf - Kyla scheint ja ein regelrechtes Papamädchen zu sein.


    Sein erster Auftritt ist schon bis ins Detail geplant und dann siehst du, wie Kylas Beziehung Sir Patrick gegenüber ist.


    Zitat von Nerychan

    Weißt du, was mir gerade aufgefallen ist? Deine Geschwisterbeziehungen sind klasse! Greifst du da auf eigene Erfahrungen zurück??? <sehr neugierig bin>
    Ich glaube, ich bin zu früh aus dem Haus, um mit meinem kleinen Bruder solche Unterhaltungen zu führen, aber wenn ich das so lese, wünsche ich es mir regelrecht.


    Meine Schwester und ich haben sehr wenig gemeinsam und unterhalten uns nicht mal wirklich über das, was bei uns so passiert. Ich greife da eher auf meine Erfahrungen mit anderen Familienmitgliedern zurück.


    Zitat von Nerychan

    Ich will jetzt endlich mal jemanden, den ich einfach nur hassen kann. Genau wie meine Caroline, oder nur lieben.


    Wen du vielleicht hassen kannst, ist Kylas Großmutter, deren ersten Auftritt ich aber immer wieder verschiebe, ich muss erst alle Leser von ihrer Bosheit überzeugen.


    Zitat von Nerychan

    Heh, kann Zach eigentlich singen?


    Es reicht aus, um unter der Dusche zu singen, für mehr nicht.


    ------------





    Gegen Abend bereitete Vanessa Feller in der Küche alles für den Besuch ihres Bruders und seiner Familie vor.
    „Dein Vater ist beinahe wahnsinnig geworden, als er mitbekommen hat, dass Dennis hier in der Nähe wohnt“, erzählte sie Jack gutgelaunt von den Streitereien zwischen sich und ihrem Mann. „Du kennst ihn ja, er wollte es sofort wieder verkaufen.“
    „Was hat ihn daran gehindert?“, erkundigte Jack sich interessiert.
    „Ich. Ich habe ihm gesagt, ich lasse mich von ihm scheiden, wenn er das Haus verkauft. Er kann Dennis noch so sehr hassen, das ändert nichts daran, dass er mein Bruder ist. Mein Bruder bleibt für immer mein Bruder, mein Mann muss nicht unbedingt für immer mein Mann bleiben.“
    Diese Worte seiner Mutter weckten in Jack Gedanken an ein gewisses braunhaariges Mädchen, das er als so entschlossen wie seine Mutter einschätzte.









    Vanessa musste ihrem Sohn nur einen kurzen Blick zuwerfen, um zu erkennen, woran er dachte.
    „Hast du heute mit ihr geredet?“
    Jack schüttelte den Kopf.
    „Du musst mit ihr reden, wenn du willst, dass sie dich bemerkt. Sie ist ein hübsches Mädchen und kann wahrscheinlich fast jeden haben und genau deswegen musst du ihr zeigen, was dich so außergewöhnlich macht.“
    „Ich werde als Bedrohung aufgefasst“, gab Jack zu. Wenn jemand ihm in der Situation mit Zach helfen konnte, dann seine Mutter.
    „Als Bedrohung für den guten Geschmack?“, fragte Vanessa grinsend.
    Jack schüttelte energisch den Kopf.








    „Ich habe dir doch von Zach, diesem Punk, erzählt, mit dem ich am Montag nachsitzen muss. Er hat mir heute gedroht, er würde mir irgendwas antun, wenn er mitbekommt, dass ich mich weiterhin mit Janna treffe. Er hat auch gesagt, Janna sei seine Freundin.“
    Vanessa sah ihren Sohn mit weit aufgerissenen Augen an. „Was hast du gesagt? Ich hoffe, du weißt, dass ich dir was antun werde, wenn du auf diesen Idioten hörst.“
    „Ich ... ich hab ihn wütend gemacht. Ich hab ihm gesagt, dass Janna bisher immer sehr viel Abstand von ihm gehalten hat. Als er und ich zusammen zur Aufsicht geschickt wurden, hat sie zum Beispiel dem Lehrer flehende Blicke zugeworfen, damit er Zach nicht neben sie setzt.“









    Vanessa musste zugeben, dass Jack sie verblüffte. Er hatte genau das getan, was sie selbst getan hätte und das tat Jack gewöhnlich nie.
    „Entweder Janna betrügt ihren Freund oder er ist nicht ihr Freund“, rekapitulierte Vanessa. „Von dem, was ich gehört habe, ist er einfach nur ein ... du weißt, was.“
    „Und was soll ich jetzt tun?“, erkundigte Jack sich.
    „Na was wohl? Du nimmst jetzt sofort das Telefon in die Hand, rufst Janna an und fragst sie, ob sie irgendwann am Wochenende Zeit hat, sich mit dir zu treffen, um etwas zu unternehmen, ganz egal, was. Und wenn du nicht weißt, wie du das genau anstellen sollst, kannst du dir das überlegen, während du dein Bett frisch beziehst, die Bärchenbettwäsche ist wirklich unmöglich.“

    Meine Fotostory:



  • Carrie Feller, der Schrecken der Familie. Anders als ihre älteren Brüder waren in Carrie die mütterlichen Gene besonders aktiv, nicht nur, was das Aussehen, sondern auch was die Persönlichkeit anbelangte. Wie ihre Mutter war Carrie impulsiv und besaß die Fähigkeit, immer genau auszumachen, was andere Menschen dachten.
    Sie konnte aussehen wie ein Engel mit ihrem blonden Haar und den unschuldigen, großen, braunen Augen, aber genau wie ihre Mutter war sie keiner, selbst wenn sie ihrem Bruder anbot, ihm Hilfe beim Beziehen seines Bettes anbot.
    „Mom hatte Recht“, sagte sie mit ruhiger Stimme zu Jack. „Der Umzug hat dir wirklich gut getan.“
    „Was meinst du damit?“, fragte Jack verwirrt.
    „Zum ersten Mal in deinem Leben riskierst du etwas.“









    Soviel ihm auch an seiner Schwester lag, im Augenblick konnte er sie und ihre Feststellungen, die leider zutrafen, gar nicht gebrauchen.
    „Carrie, lass mich allein“, wies er sie an.
    „Ach komm schon, Jack, ich weiß doch sowieso, dass du jetzt dieses Mädchen anrufen wirst, das du magst.“
    Das Leuchten in ihren Augen, das Jack bei seiner Mutter schon so oft gesehen hatte, verunsicherte ihn, er war sich sicher, dass sie nicht gehen und ihm stattdessen widersprechen würde, doch das alles tat sie nicht, sie drehte ihm nur den Rücken zu und verließ das Zimmer.









    Da stand er nun, mitten im Zimmer und blickte hilflos auf den Telefonhörer in seiner Hand. Was sollte er tun? Was, wenn Janna nicht da was, oder noch schlimmer, was wenn sie zu Hause war und er mit ihr reden musste?
    Jack war sich sicher, dass er sich nie im Leben so unsicher gewesen war wie jetzt und das alles nur wegen eines Mädchens, dem nichts soviel Spaß zu machen schien, wie die Regeln zu brechen? Das passte überhaupt nicht zu Jack und das wusste er, er musste Carrie recht geben. Dass er sich für ein Wesen des anderen Geschlechtes interessierte, war ja schon ungewöhnlich genug, warum also hatte es gerade dieses Exemplar sein müssen?
    Erleichterung breitete sich in ihm aus, als er das Türklingeln hörte. Jetzt hatte er zumindest eine Ausrede, um das Telefonat zu verschieben.









    Jack konnte sich nicht daran erinnern, wann er seine Tante und seinen Onkel zum letzten Mal gesehen hatte, es war mindestens eine Ewigkeit her, zu einer Zeit, als Carrie noch Windeln getragen und die Lawsons wenn er sich richtig erinnerte, nur eine Tochter gehabt hatten.
    Vanessa und ihre Schwägerin Stella umarmten einander, sie freuten sich wirklich darüber, sich wiederzusehen. Dennis, Vanessas Bruder, und Simon hingegen schüttelten sich nur weil sie mussten die Hand. Schon vor Jahren, bevor Vanessa sich in Simon verliebt hatte, hatte eine tödliche Rivalität zwischen den beiden Männern geherrscht.
    Jack und Carrie begrüßten ihre Cousinen höflich und zu Jacks Überraschung musste er feststellen, dass die beiden Mädchen ganz gut erzogen waren, keine verzogenen Bälger, wie Simon immer behauptete.

    Meine Fotostory:



  • Kurze Zeit später wusste Jack, was es bedeutete, kleine Cousinen zu haben, denn Tammy und Sandra waren ihm in sein Zimmer gefolgt, als seine Mutter ihm gesagt hatte, er solle noch einmal versuchen, bei Janna anzurufen.
    Jetzt hüpften Carrie und Sandra auf Jacks frisch bezogenem Bett auf und ab. Jack hatte versucht, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie vom Bett fallen und sich verletzen konnten, aber sie hatten nicht auf ihn gehört, also blieb ihn nichts anderes übrig, als die Mädchen genau zu beobachten und zu hoffen, dass nichts geschah. Wenn doch, würde er zur Stelle sein.
    Tammy hatte sich zu Jacks Freude für einen viel harmloseren Zeitvertreib entschieden und untersuchte Jacks Bücherregal.









    „Mir ist langweilig“, verkündete Sandra nach einer Weile und begann, vom Bett zu klettern, Carrie folgte ihr.
    „Was machen wir jetzt?“, erkundigte Carrie sich.
    „Wie wär’s, wenn ihr wie Tammy ein bisschen lest?“ Jack deutete auf seine älteste Cousine, die sich ein Buch genommen hatte und nun aufmerksam darin las.
    „Langweilig“, sagten Carrie und Sandra im Chor.
    Sandra sah sich im Zimmer um und als ihre Augen auf Jacks Modellauto-Sammlung fielen, leuchteten sie auf.
    Bevor Jack verstehen konnte, was geschah, hatte Sandra eines der Autos genommen und spielte damit, es immer wieder gegen die Wand knallend.









    Es machte Jack wütend, sehr, sehr wütend. Es war eine Sache, wenn Sandra vom Bett fiel und sich dabei verletzte, eine ganz andere, wenn sie eines seiner geliebten Modellautos mutwillig zerstörte.
    Brüllend ging er auf das Mädchen los und riss ihr das Auto aus den Händen, woraufhin Sandra in Tränen ausbrach. Tammy sah kurz von ihrem Buch auf und Carrie, die am Bett lehnte, beobachtete das Geschehnis gespannt.
    Bevor etwas wirklich Interessantes passieren konnte, riss Vanessa die Tür auf, sah Sandra und Carrie streng an und verdeutlichte ihnen, dass sie mitkommen sollten. Jack sah seine Mutter dankbar an, er hasste Chaos und Zerstörung, vor allem in seinem Zimmer.









    Nachdem er sich beruhigt und überprüft hatte, ob das Auto irgendwelche Schäden davongetragen hatte, näherte er sich Tammy, die er als viel ruhiger und ungefährlicher, vor aller aber weniger destruktiv als ihre kleine Schwester einschätzte.
    „Was ließt du?“, erkundigte er sich neugierig. Es interessierte ihn wirklich.
    „Ich muss für die Schule ein Projekt über Amphibien machen“, erklärte das Mädchen. „Es wäre einfacher, im Internet nachzuforschen, aber –“
    „Du kannst hier an den Computer“, bot Jack ihr an.
    „Ich kenne mich mit Computern aber nicht sonderlich gut aus“, gab Tammy zu.
    „Ich helfe dir“, versprach Jack, entzückt darüber, dass er seiner Cousine würde helfen können.

    Meine Fotostory:



  • Eine halbe Stunde später steckte Stella den Kopf zur Tür rein und fand Jack und Tammy wie erwartet am Computer.
    „Tam, kommst du mal mit, damit Jack allein ist?“, fragte die blonde Frau.
    „Das geht nicht“, warf Jack ein. „Ich helfe ihr gerade mit ihrem Projekt über Amphibien.“
    „Ein Grund mehr, sie mitzunehmen.“ Stella wies ihre Tochter an, das Zimmer zu verlassen, was Tammy missmutig tat.
    „Ich gebe dir dann nachher das, was ich erarbeitet habe“, rief Jack ihr hinterher.
    „Das wirst du nicht, mein Lieber“, entgegnete Stella. „Das ist Tammys Projekt. Ich weiß genau, wie gut sie darin ist, andere Leute dazu zu überreden, ihr irgendwelche Aufgaben abzunehmen, ich hätte dich warnen sollen.“
    Jack errötete. Es war ihm mehr als peinlich, dass er von einer Zehnjährigen reingelegt worden war.









    „Mach dir nichts daraus, das kann jedem mal passieren und es ist ja allgemein bekannt, dass Frauen Männer zu allem überreden können.“
    „Das ist mir neu“, gab Jack zu.
    „Testergebnisse bestätigen das, aber ich habe es schon immer gewusst. Frauen sind einfach weiter entwickelt als Männer.“
    Das Grinsen auf Stellas Lippen, bei SHIELD als Wraith Grin bekannt, fiel Jack nicht auf, er dachte stattdessen angestrengt darüber nach, ob er über eine solche Studie gelesen hatte.
    „Ich bin nicht hier, um mich mit dir über diese Studie zu unterhalten“, fuhr Stella fort. „Obwohl mein Thema auch etwas mit Männern und Frauen zu tun hat. Wenn man was erreichen will, muss man warten oder den ersten Schritt tun. Du bist ein Gentleman, Jack, also nimm das verdammte Telefon und ruf das Mädchen endlich an.“
    Nachdem sie das gesagt hatte, verließ Stella das Zimmer wieder.









    Wie schon einmal am heutigen Tag wählte Jack die Nummer der Solens, die er im Telefonbuch gefunden und auswendig gelernt hatte.
    Er hielt den Atem an, als es klingelte. Wer wohl abnehmen würde? Janna selbst oder einer ihrer Brüder? Ihr Vater oder ihre Mutter?
    Jack bemerkte, dass er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte. Panik überkam ihn beim dritten Klingeln und er legte auf.
    Er war so verunsichert. Seine Mutter würde sagen, dass es nur ein Telefonat war, aber sie hatte keine Ahnung.
    Am besten wäre es wohl, wenn er sich alle möglichen Dialoge mit Janna und deren Familienmitgliedern durch den Kopf gehen ließ und sich Antworten überlegte. Das war es, was sein Vater an seiner Stelle getan hätte.









    Aber sein Vater hätte ihn nie dazu ermutigt, Janna anzurufen. Vor ihm ein Mädchen zu erwähnen, vor allem eines, das den Nachnamen Solen trug, war Grund genug, um ... Jack konnte und wollte sich gar nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn er das tat.
    Seine Mutter hingegen hätte einfach angerufen, ohne viel nachzudenken und genau das tat Jack nun. Er lauschte dem wiederholten Klingeln, wartete darauf, dass jemand abnahm, doch nichts geschah.
    Jetzt hatte er eine gute Ausrede dafür, dass er nicht mit Janna gesprochen hatte, dennoch versuchte er es noch einmal, hatte aber ebenfalls keinen Erfolg.
    Jack hängte das Telefon in die Station ein, das war’s.

    Meine Fotostory:



  • Jack wollte sich gerade zu den anderen ins Wohnzimmer gehen, als das Telefon klingelte.
    „Jack Feller.“
    „Hey, Jack, ich bin’s, Janna“, erwiderte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
    Ein komisches, aber durchaus angenehmes Gefühl machte sich in Jacks Magengegend breit und er konnte nicht leugnen, dass sein Herz viel schneller als gewöhnlich schlug.
    „Hast du gerade hier angerufen?“
    Jack nickte, dann fiel ihm ein, dass Janna ihn nicht sehen konnte und antwortete mit einem ja.
    Er konnte im Hintergrund laute Stimmen hören.
    „Wo bist du?“ Er hoffte inständig, dass sie im Baithouse oder so war, an irgendeinem Ort, an den er jetzt gehen könnte, seine Mutter und seine Tante würden es sicherlich verstehen.









    „Zu Hause. Bei uns ist es am Freitag Abend immer ein bisschen lauter als normal, es kommen immer irgendwelche Freunde zu Besuch“, erklärte Janna. „Warte kurz.“
    Jack hielt den Hörer so fest, dass seine Knöchel sich weiß gefärbt hätten, wäre er nicht so bleich gewesen. Er hörte, wie Janna ein paar Worte mit jemandem wechselte, dann verstummte die Geräuschkulisse.
    „So besser?“, meldete Janna sich wieder. „Ich bin jetzt im Garten.“
    „Sehr gut.“
    „Also, warum hast du angerufen?“
    Hervorragende Frage. Warum hatte er angerufen? Jack musste zugeben, dass er es nicht wusste.
    „Jack?“, fragte Janna, nachdem sie einige Sekunden lang keine Antwort erhalten hatte.
    „Ich ... äh, ich bin wie du weißt neu hergezogen und wollte wissen, ob du mir vielleicht ein bisschen mehr von der Stadt zeigen könntest.“









    „Ich bin zwar nicht besonders gut als Touristenführerin, aber warum nicht?“
    Jack musste sich kontrollieren, um nicht einen Triumphschrei von sich zu geben. Ganz locker ... er musste sich nur entspannen, dann würde auch alles gut gehen ... Die einzige Frage war: Wie entspannte man sich?
    „Wie wär’s mit morgen?“
    „Da kann ich nicht. Ich fahre mit ein paar Freunden an einen See um zu baden.“
    „Oh“, war das einzige, was Jack herausbrachte.
    „Warum kommst du nicht mit?“
    „Ich, uh, ich glaube nicht, dass deine Freunde so begeistert wären –“
    „Unsinn. Ich hab den Ausflug geplant, also entscheide ich, wer mitkommt. Also?“
    „Nein, lieber nicht.“
    Janna hatte nicht gesagt, wer genau dabei sein würde und Jack hatte keine Lust, Zach über den Weg zu laufen.









    „Gut, dann kommst du eben nächstes Mal mit und wir treffen uns am Sonntag und gehen in den Park. Mein Bruder kommt mit, ich hatte mit ihm ausgemacht, in den Park zu gehen.“
    „Welcher von deinen Brüdern?“, fragte Jack, obwohl es ihm nicht wirklich etwas bringen würde, das zu wissen, er kannte Jannas Brüder nicht.
    „Jason.“
    „Meinst du nicht, dass es ihn stören würde, wenn du mich nicht auch mitbringst?“
    „Jack, Jason wird dich gar nicht bemerken. Er wird sich irgendwo ins Gras setzen und Bodenproben nehmen oder sowas in der Art. Ruf mich morgen Abend nochmal an, damit wir ausmachen können, wo wir uns treffen.“
    Bevor Jack etwas sagen konnte, hatte Janna aufgelegt. Doch trotzdem war Jack glücklich, sehr glücklich und er entschloss sich, das zu genießen, schon bald würde er bereuen, Janna angerufen zu haben.

    Meine Fotostory:



  • Als Jack noch immer glücklich das Wohnzimmer betrat, fand er seine Eltern, Stella und Dennis auf dem Sofa, die drei Mädchen spielten auf dem Boden.
    Vanessa stand auf und kam auf ihn zu. Als er vor ihr stand, begann sie, das eine oder andere nicht vorhandene Staubfussel von seiner Kleidung zu picken.
    „Und?“ Sie sprach ganz leise, damit die anderen sie – hauptsächlich Simon – sie nicht hörten.
    „Wir gehen am Sonntag in den Park“, murmelte Jack unauffällig und ebenso leise.
    Seine Mutter nickte ihm lobend zu, kehrte dann zu den andren zu. Ein Nicken in Richtung Stella ließ auch diese wissen, dass Jack es geschafft hatte.









    Es gab nicht vieles, das Jack langweiliger fand als Puppenhäuser, doch leider schienen Carrie und Sandra das anders zu sehen und wollten unbedingt, dass Jack mitspielte. Viel lieber hätte er sich zu Tammy gesetzt, die das Buch, das sie aus Jacks Zimmer entführt hatte, weiterlas.
    „Jetzt muss der Papa zur Arbeit gehen“, wies Sandra ihn an.
    „Wo arbeite ich?“
    „Beim Geheimdienst“, antwortete Sandra, als wäre das ein ganz gewöhnlicher Arbeitsplatz.
    „Gut, dann gehe ich jetzt arbeiten.“ Jack nahm die Puppe, die den Vater darstellte, und nahm sie von dem Stuhl am Küchentisch, an dem sie bisher gefrühstückt hatte, und legte sie neben sich auf den Boden.
    Sandra begann sich nun mit der verstellten Stimme der Mutter über den Vater zu beschweren, bis Van sie und Carrie unterbrach, um ihre jüngste Tochter daran zu erinnern, dass sie ins Bett musste.









    Eine Stunde später genehmigten Vanessa und Stella sich einen Drink. Simon beäugte seine Frau kritisch, er war ein Feind von Alkohol, was Vanessa und Dennis sehr merkwürdig fanden, denn Simon hatte einige Zeit lang mit einem Spionageteam bei SHIELD gearbeitet, dessen Mitglieder unter anderem dafür bekannt waren, dass sie alle tranken und nicht gerade wenig.
    Jack saß mit seinen Cousinen auf dem Sofa. Tammy las noch immer und Sandra, die es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte, erzählt ihm irgendwelche Geschichten über ihre Freunde und die Schule, das, was Kinder immer erzählten.









    Jack wusste, dass es falsch war, aber er belauschte das Gespräch zwischen seinem Vater und seinem Onkel trotzdem, statt Sandra zuzuhören.
    „Wie läuft es bei der Arbeit?“, fragte Simon beinahe aufgeschlossen.
    „Gut, obwohl ich zugeben muss, dass es nicht mehr ganz so schön ist, seit die Wraiths sich aufgelöst haben.“
    Simon sah Dennis überrascht an. Das hatte er nicht gewusst und er musste zugeben, dass ihn das interessierte.
    „Wann ist das passiert?“
    „Vor vier einhalb Jahren. Ein paar sind noch bei SHIELD tätig, andere gehen jetzt anderen Berufen nach.“ Obwohl Simon mit seiner Schwester verheiratet war, fiel es Dennis noch immer schwer, dem Mann Informationen zu geben, auch wenn sie so wertlos waren wie diese. Er wusste, was Simon jetzt fragen würde und dass er ihm eine Lüge würde erzählen müssen.
    „Was ist aus diesem Jungen geworden, Tim Frost?“



    -----------



    Was ist aus Tim Frost geworden? Wer ist Tim Frost überhaupt?
    Beide Fragen werden im nächsten Teil beantwortet, der neben Tim auch noch Gastauftritte anderer Wraiths verspricht.
    Ein kleiner Hinweis: Ihr kennt Tim alle, ihr wisst es nur vielleicht nicht.

    Meine Fotostory:

  • Hmh, gute Frage, wer ist Tim Frost? Und wir kennen ihn? Na ja, eigentlich könnte ich mir nur einen vorstellen, an dem Simon Feller interessiert sein könnte, aber Kev als Tim Frost (netter Name übrigens?)


    Langweilig fand ich diesen Teil gar nicht, eher zum schmunzeln. Ab und an mag ich diese Verschnaufpausen. Erst dadurch wird die Geschichte rund und flüssig, wie sie sein sollte.
    Und Jacks liebe Müh', sich auch nur halbwegs wie ein normaler Teenager zu benehmen, liest sich doch toll. Was für ein Kampf es doch sein kann, ein einfaches Telefonat zu führen!!!


    Und ich liebe seine Mutter immer mehr. Außer: wieso musste sie ihrer Schwägerin die Geschichte mit Janna gleich erzählen. Das hätte ich als Tochter ihr mit Sicherheit übel genommen, selbst wenn's gut gemeint ist.


    Bärchenbettwäsche???
    Also echt, ich hab mich ausgeschüttet vor Lachen. Aber irgendwie passt es zu Jack. Ist so ein süßer kleiner ....
    Und dazu noch richtig nett, siehe Tammy


    Aber jetzt mal ernsthaft: die Kinder spielen mit dem Puppenhaus, dass der Vater beim Geheimdienst arbeitet. Wissen die das von Dennis???