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Und tolle Fotostory!
[Fotostory] Die Nacht, als die Titanic sank
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super mega dolle coole HP mit dem wasser das haste echt spitze hinbekommen..! Bin mal gespant wies weiter gehts!
Weiter so
Liebe grüße Denise -
nirvanagirl171: Danke für deinen Kommentar, aber ich benachrichtige niemanden.
Vom Welldeck aus wurde diese Szenerie auch beobachtet.
„Das gefällt mir nicht“, brummte ein alter Seebär. „Das gefällt mir ganz und gar nicht. Wenn das mal kein schlechtes Vorzeichen ist.“
„Ach was, das ist ein gutes“, widersprach ein Kollege. „Es bedeutet, dass wir immer um eine Armeslänge an jedem Unglück vorbeischippern.“
Der erste schüttelte den Kopf. „Manchmal ist ein Arm nicht lang genug.“
„Aber du musst zugeben, dass der Alte gut reagiert hat. Es war die einzige Möglichkeit, die New York von uns wegzukriegen.“Alfred wurde neugierig. Er nahm an, dass mit dem Alten der Kapitän gemeint war, aber konnte sich das Geschehene nicht erklären.
„Was hat er denn gemacht?“, fragte er.
„Er hat die Backbordschrauben mit Volldampf laufen lassen. Dadurch hört die Sogwirkung auf und es entsteht eine Welle, die die New York wegtreibt.“„Da siehst du, wie sicher die Titanic ist“, sagte Mr Golding zu seiner Frau. „Sie zieht die anderen an oder pustet sie weg wie Papierschiffchen. Aber ihr selbst passiert nichts.“
„Na, guter Mann, Ihr Wort in Gottes Ohr! Wissen Sie denn nicht, was mit der Olympic war?“
„Was ist die Olympic?“, fragte Alfred dazwischen.
„Die Schwester von der Titanic, genauso groß, genauso schön, genauso sicher. Aber mit der Sicherheit ist das so 'ne Sache. Bei ihrer Jungfernfahrt im vorigen Jahr, da ist dasselbe passiert wie jetzt gerade. Sie fährt durch den Hafen und ein Schiff reißt sich los und treibt auf sie zu. Aber damals war der Alte noch nicht so gewitzt wie heute oder vielleicht ging auch alles noch schneller. Jedenfalls macht er das Manöver mit der Backbordschraube nicht und das Schiff knallt volle Pulle gegen die Bordwand und bohrt sich rein. Tja, und da waren dann ein paar große Löcher.“
„Donnerwetter! Löcher in der Bordwand! Tatsächlich? Und dann?“
„Na, die Olympic konnte natürlich nicht auslaufen, sondern musste erst repariert werden. Die war’n vielleicht sauer, die feinen Herren von der Reederei, dass so etwas passiert ist. Dabei konnte der Käpten nix dafür, denn woher sollte er wissen, dass die Olympic solche Zicken macht. Das ist nunmal so mit diesen Riesenpötten, die sind anders als alle andern.“„Aber ich denke, die Bordwand ist aus Stahlplatten und die sind so dick, dass nichts sie zerstören kann?“, Mr Golding kam die Geschichte unglaublich vor. „In der Zeitung hat gestanden …“
„In der Zeitung steht viel, auch wenn’s nicht stimmt. Etwas Unzerstörbares gibt’s nicht, guter Mann, das muss erst noch erfunden werden. Und da hat unser Herrgott auch noch 'n Wörtchen mitzureden.“
„Ja, da mögen Sie Recht haben“, Mr Golding war etwas nachdenklich geworden. „Aber jedenfalls weiß der Kapitän jetzt, wie man damit fertig wird. Hauptsache, es ist nichts passiert.“
„Das will ich meinen. Und der Käpt’n macht jetzt bestimmt drei Kreuzzeichen vor Erleichterung. Es ist nämlich sein letztes Kommando, müssen Sie wissen, danach geht er endgültig vor Anker. Hat noch ’ne junge Frau und was Lüttes auch. Es soll ’ne Ehre für ihn sein, dass er jetzt auch noch die Jungfernfahrt von der Titanic machen darf. Sie haben ihn extra von der Olympic geholt, weil er nun die Erfahrung hat mit dem Riesenpott. Und weil er so beliebt ist bei den Millionären.“„Und bei der Mannschaft auch“, mischte sich der Jüngere ein. „Ist ein feiner Kerl, der Käpt'n Smith. Der Beste, den sie haben. Aber wenn er jetzt noch mal ’nen Zusammenstoß gebaut hätte, dann hätt' ihm das wohl nichts genützt. Noch dazu, wo wir den Reeder höchstpersönlich an Bord haben. Der platzt fast vor Stolz über sein neues Schiff, und wenn ihm da einer ’nen Kratzer dranmacht, dann reißt er dem garantiert den Kopf ab. Da, jetzt legen sie die New York an die Leine.“
Der Schlepper der Titanic hatte sich nun gelöst und beförderte die New York zurück an ihren Platz.
Als die Titanic wieder ablegte, ertönte das Hornsignal zum Mittagessen. -
Tolle fortsetzung Livia! Ist spannend! Es geht hoffentlich noch weiter. Ich finde den neuen Teil super. Aber wie es wohl weiter gehen wird?
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Ich hab mir dann heute Nacht mal deine ganze Geschichte zu gemüte gezogen und habe soeben beschlossen, dass du, als Autor dran schuld bist, dass ich heute Morgen natürlich verschlafen musste!! Warum musst du auch so eine fantastische Geschichte schreiben? (wenn auch, wie du selbst sagst, ein Teil aus dem Buch dafür Zitiert wird) Ich hadere gerade mit mir, ob ich mir das Buch mal in der Bücherei ausleihen soll, denn wenn es nur halbwegs so schön geschrieben ist, lohnt es sich sicher. Durch deine super Bilder hier hab ich ja dann auch eine Charakterevorstellung *lach*
Aus deiner privaten Sicht, die du schilderst, kann man verstehen, dass oft so lange Pausen drin sind, aber 6 Monate? Oo Ich hoffe die Fortsetzung dauert diesmal nicht so lange, dass kannst du mir nicht antun *g*
Freu mich darauf, bis dahin
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Im Hafen von Cherbourg saß Anna. Sie würde bald das Schiff nach Amerika besteigen, aber sie war weder aufgeregt noch glücklich noch traurig. Sie hatte seit Monaten nur noch an Amerika gedacht, aber im Moment war sie nur noch müde von der langen Hinreise nach Cherbourg. Alles schmerzte ihr, sogar die Knochen. Sie konnte es kaum noch erwarten, in ihrer Kajüte auf der Titanic einzuschlafen.
Wie viele Tage und Nächte waren sie schon unterwegs? Vor lauter Müdigkeit konnte sie nicht mehr rechnen.Zuerst war Anna mit Peer in einem kleinen Dampfer, der an jedem Dörfchen, das auch nur annähernd sowas wie einen Hafen besaß, Halt gemacht hatte.
Ihre ganze Familie war mit ihnen bis zum Landungssteg gekommen und winkte ihnen dann von dort zu, bis das Schiff vollends aus dem Fjord im offenen Meer verschwunden war. Onkel Peer, der neben ihr an der Reling stand, hatte feuchte Augen gehabt, während die Familie am Land immer kleiner wurde.
„In meinem Alter weiß man nie, ob man noch einmal zurückkommt.“
„Aber Onkel Peer, so alt bist du doch noch nicht.“Anna legte tröstend einen Arm um seine Schulter.
Sie mochte ihren Onkel, obwohl sie ihn erst seit kurzem kannte. Er war ein Dutzend Jahre älter als ihr Vater, aber nicht so alt, wie er aussah. Die weißen Haare kamen davon, dass er früher blonde hatte, die im Allgemeinen sehr schnell weiß werden. Und seine Falten kamen von der vielen Sonneneinstrahlung, denn er arbeitete für 20 Jahre unter der kalifornischen Sonne, was ihm aber auch ein nicht geringes Sümmchen eingebracht hatte.
„Natürlich bin ich alt. Ich geh auf die sechzig zu.“
„Aber Onkel Peer, das sind wieder deine Übertreibungen. Du bist Anfang fünfzig. Du machst jetzt deine erste Million voll und dann kommst du wieder und baust dir ein schönes Haus und bist der reichste Mann im ganzen Bezirk.“
„Ja, das möchte ich schon.“
„Das wirst du auch! Du wirst doch wohl deinen Lebensabend nicht in Amerika verbringen?“
Onkel Peer betrachtete die immer kleiner werdenden bunten Häuser.
„Nein, das möchte ich nicht. Und vor allem sterben will ich lieber hier. Was ein echter Bauer ist, der braucht sein letztes Bett in heimatlicher Erde.“
„Du musst nicht so traurige Sachen sagen! So weit bist du noch lange nicht!“
Peer drückte ihren Arm. „Du bist ein gutes Mädchen, Anna. Ich bin sehr froh, dass du mitkommst. Da fällt mir der Abschied viel leichter.“
„Und du wirst nie mehr Heimweh haben, denn ich werde dir jeden Tag norwegisches Essen kochen, nichts als Stockfisch und Klippfisch und Pökelfleisch und Hafergrütze mit saurer Sahne, bis du es nicht mehr sehen kannst. Und wenn du magst, kannst du mich jetzt ein bisschen Englisch abfragen, das bringt dich auf andere Gedanken.“
Peer Sjoblom hatte sein kleines Grammatik-Büchlein immer mit, denn er wollte sein eigenes Englisch aufbessern und außerdem auch denen aus der Familie in Norwegen helfen, die, wie er es getan hatte, gedenkten, auszuwandern.
Zuerst wurde entschieden, dass Annas ältere Schwester mit Onkel Peer nach Amerika gehen würde, aber nachdem man ihr das Leben dort geschildert hatte, entschied sie sich dagegen.„Ich glaube, ich würde vor Heimweh sterben, wenn ich kein Norwegisch mehr hören würde und euch alle nicht mehr sehen könnte. Da bleibe ich lieber hier und arbeite als Magd.“
Aber Anna war begeistert von den Erzählungen über Amerika. Die Wolkenkratzer, die Bahnen, Häuser, in denen so viele Menschen lebten, wie in ganz Sprengel. Und erst die Kultur! Theater, Museen, Tanzsäle! Dort war immer etwas los. Nicht so wie in Sprengel, wo es ein Ereignis war, wenn einmal im Jahr ein Dampfer am Fjord anlegte.
So hatte sie kurz danach auch angefangen, Englisch mithilfe des kleinen Buches zu lernen. Nach einer Woche konnte sie schon „I am Anna Sjoblom from Norwey. I am seventeen years old. How do you do? I am fine, thank you.“ sagen.
Onkel Peer war so begeistert von ihrem Eifer, dass er ihre Eltern überredete, sie mit ihm zu schicken. Peer sollte zuerst für die Fahrt zahlen, Anna würde das nachher bei ihm abarbeiten. -
„Aber was wird Sven sagen?“, fragte ihre Mutter Anna.
Anna zuckte mit den Schultern. Was sollte schon aus ihm werden? Es war zwar nicht zu übersehen, dass er sich in sie ziemlich verguckt hatte, aber seine Eltern würden ihm sowieso nicht erlauben, ein Bauernmädchen zu heiraten. Und außerdem war er grob und jähzornig, er glaubte, dass er jedes Mädchen haben konnte. Deswegen hatte sie auch nicht vor, ihn nach Amerika mitzunehmen.Anna traute sich nicht, ihrer Mutter zu sagen, dass sie es sich nicht vorstellen konnte, mit 18 Ehefrau zu sein und ihr ganzes Leben an diesem langweiligen Ort zu verbringen. Ihre Mutter hatte nämlich genau das getan.
Und obwohl Anna das alles nur gedacht hatte, hatte ihre Mutter Annas Sachen gepackt.
„Du wirst ja wohl kaum zum Heiraten nach Hause kommen, oder?“
Anna hatte schweigend den Kopf geschüttelt.
Darauf strich sie über Annas Haar und sagte leise: „Recht hast du.“ -
Ich habe deine Fotostory eben erst entdeckt und finde sie super. Bitte mach schnell weiter:)
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Mit dem Dampfer waren die Sjobloms in eine Stadt gekommen und Anna war das erste Mal in ihrem Leben in einen Zug gestiegen. Dieser Zug kam in eine noch größere Stadt, in der sie stundenlang auf den nächsten Zug warten musste.
Dann war sie in Paris und war sehr froh, ihren Onkel dabeizuhaben, denn der riesige Bahnhof und der brausende Verkehr machten ihre Angst.
Vom Bahnhof fuhren sie mit einem Pferdeomnibus durch Paris zu einem anderen Bahnhof, in dem sie endlich in den Zug nach Cherbourg steigen konnten.
Und nun saßen sie also in der Wartehalle des Hafens in Cherbourg. Überall um sie rum waren Leute aus anderen Kulturen. So viele verschiedenartige Leute hat Anna noch nie auf einem Blick gesehen. Onkel Peer versuchte, sich mit einigen von ihnen zu verständigen.
Aber sie hoben nur hilflos die Schultern.
„Komische Vorstellungen haben die“, brummte dann Onkel Peer mir zu. „Warum lernen sie nicht wenigstens ein paar Brocken Englisch, wenn sie nach Amerika auswandern?“
Neben den vielen ausländischen Leuten warteten auch viele Kinder.Bald hatten sich diese in einer großen Schar um Anna versammelt. Diese guckte sich hilfesuchend nach ihrem Onkel um, aber dieser war in ein Gespräch mit einem Landsmann eingetaucht.
Plötzlich spürte sie, wie sie jemand an den Haaren zog.„Au!
Was fällt dir ein? Das tut weh!“
Der angesprochene Knirps rollte seine Kulleraugen und sagte etwas Unverständliches zu den anderen Kindern.„Was fällt euch ein, ihr Rasselbande? Macht ihr wohl, dass ihr wegkommt?“
Die Stimme gehörte einem Norweger. Abgeschreckt durch ihn zogen sich die Kinder zurück.
Anna sah ihn ratlos an.
„Sie haben noch nie so helle Haare gesehen“, erklärte ihr der norwegische Junge. „Sie wollten sich wohl davon überzeugen, dass sie echt sind. Ihre Mütter täten das auch gerne, glaube ich.“Die Kinder standen schon bei den Bänken, auf denen ihre Mütter saßen. Die Frauen sahen Anna unverwandt an.
„Sie beobachten dich, seit du hier sitzt“, erklärte der Junge, nachdem er sich zu ihr auf die Bank gesetzt hatte. -
eeeeeerste...
Huhu wie schon dass du wirder schreibst Livia. Ich hab echt gedacht dass du die F.S vergessen hast.
Also mir tut Anne irgendwie leid. Angestarrt von solchen vermummten Ninjas.:roftl
Und wer weiss vielleicht wird dass noch was mit diesen Sven zusammenkommen??? Vielleicht ist der ja such bei der Titanik?:confused:
Also Bilder find ich wunderschon, besonders dass Wasser.
Schreibstil ist auch gut, und die F.S ist zum Gluck nicht so ne blode Schnulze die wir ja allle schon gesehen oder gelesen haben. Gibt ja auch echt 10000 von diesen Titanik filmen, buchern...
Mach ganz schnell weiter. -
„Woher weißt du das?“
„Ich beobachte dich auch. Solche Haare sind wirklich auffallend, selbst bei uns Norwegern. Wahrscheinlich glauben die Frauen, du trägst einen Kopfschmuck aus Schimmelschweif.“
Anna schaute beleidigt weg. Sie hatte sich schon oft über ihre Haare geärgert, mit denen man keine vernünftige Frisur zustande bringen konnte.„Du brauchst einen Pferdestriegel für deine Mähne“, hatte ihre Mutter oft geklagt, wenn Anna schon wieder einen Kamm zerbrochen hatte.
Manchmal machte sich Anna mehrere Zöpfe, die sie dann zusammendrehte, aber das war so zeitraubend, dass sie diesmal auf eine Bändigung der Haare verzichtet hatte. Doch musste dieser lange Lulatsch deswegen von Pferdeschweifen sprechen?„Entschuldige bitte, ich wollte nicht unhöflich sein. Es ist nur, weil sie so hell sind. Aber wenn es dir lieber ist, rede ich von … von einem silbernen Wasserfall.“
Anna musste lachen. „Das ist ja fast noch schlimmer. Und silbern sind sie überhaupt nicht, sondern schmutzig und verfilzt und voller Ruß. Wenn ich in Amerika bin, schneide ich sie ab.“
„Tu das bloß nicht. Vielleicht kannst du Geld damit verdienen. Ich habe gehört, dass man in Amerika für alles Reklame macht. Du könntest für ein Haarwuchsmittel werben.“
„Aber ich habe doch nie eins benutzt.“
„Das macht nichts. Du nimmst es ein paar Mal und dann machen sie ein Foto von dir und darunter steht: Träumen auch Sie von solchen Haaren? Dann benutzen Sie ‚Seidenglanz‘.“
„Das kommt mir aber nicht ganz ehrlich vor.“
„Da hast du Recht. Aber Reklame ist nie ehrlich, sagt mein Freund Edvard. Er war fünf Jahre in Amerika und kennt sich aus.Da drüben sitzt er.
Der neben ihm ist mein Vetter Knut und die Mädchen auf der anderen Seite sind Edvards Frau Sigrun und ihre Schwester Ranghild. Er ist nur nach Hause gekommen, um zu heiraten, und jetzt fahren wir alle zusammen nach Kalifornien.“„Ich gehe auch nach Kalifornien.“
„Ich weiß.“
Anna sah ihn verblüfft an. „Woher denn das?“
„Ich weiß noch viel mehr“, fuhr er ohne zu antworten fort. „Du heißt Anna Sjoblom und bist 17 Jahre alt. Du hast zwei Brüder und drei Schwestern und kommst aus dem Fold-Fjord. Und du fandest das Leben dort langweilig und möchtest etwas sehen von der Welt.
Jetzt mach nicht so ein fassungsloses Gesicht. Ich bin kein Hellseher. Ich habe mich mit deinem Onkel Peer unterhalten.“
„Mit Onkel Peer? Ja, aber wann denn?“„Im Zug, während du geschlafen hast.“
„Ich habe seit Tagen kein Auge mehr zugemacht.“
„Aber sicher hast du. Mit dem Kopf auf deinem Koffer. Du hast sogar geschnarcht, allerdings nur ganz leise.“Sie presste die Lippen zusammen. Vielleicht hat sie ja wirklich geschlafen, aber das gab Onkel Peer noch lange nicht das Recht, alles von ihr zu erzählen. Wenn er auch noch von Sven …
„Und du hinterlässt einige gebrochene Herzen, was ich sehr gut verstehen kann, wenn man solche Haare hat wie du.“ -
Jetzt war sie endgültig sauer. Sie nahm sich ihr Umschlagtuch raus und versteckte darunter so viele Haare, wie es nur ging. Dieser Kerl sollte endlich aufhören, von ihren Haaren zu reden.
Ihr gegenüber hatten sich jetzt Männer zu den neugierigen Kindern gesellt. Zumindest guckten die weg und taten so, als ob sie miteinander reden würden, wenn ich zu denen schaute.
Anna legte ihren Kopf auf ihre Reisetasche. Sie war müde.Aber der Norweger hatte sich vor sie gestellt und rührte sich nicht vom Fleck.
Nach kurzer Zeit setzte er sich wieder und sprach: „Meine Schwester hatte auch so ein Tuch“, seine Stimme klang plötzlich ganz verändert.„Was ist mit ihr?“
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„Sie ist tot. Sie sind alle tot – mein Vater, meine Mutter, mein kleiner Bruder. Der Blitz ist eingeschlagen in unseren Hof und sie sind alle verbrannt, beim Löschen oder schon vorher.“
„Und du?“„Ich war draußen, beim Fischen. Es lag alles in Schutt und Asche, als ich zurückkam.“
„Ach, wie schrecklich.“
Anna versuche sich vorzustellen, wie das wäre, wenn man nach Hause kommt und die ganze Familie tot war.
„Das ist ja schrecklich. Ganz schrecklich!“
„Ja, das ist es.“Sie saßen schweigend dar, bis der Junge wieder das Wort ergriff.
„Am Anfang habe ich gar nicht gewusst, wie es weitergehen soll. Am liebsten wäre ich sofort ausgewandert, aber ich hatte ja nichts mehr außer den Sachen, die ich anhatte, und dem Boot und dem Angelzeug. Wovon hätte ich die Reise bezahlen sollen und die Summe, die man vorweisen muss, bevor sie einen an Land lassen? Dann hat mein Vetter Knut mich zu meinen Verwandten geholt und wir haben als Holzfäller gearbeitet. Nicht gerade eine leichte Sache, aber wir haben gut verdient, und als Edvard kam, hatten wir genug gespart, dass wir mitfahren konnten.“
„Mein Onkel Peer hat auch als Holzfäller angefangen. Heute hat er eine eigene Holzhandlung. Er …“„Na, ihr habt euch ja schon angefreundet wie ich sehe. Das ist das Schöne, wenn man auf Reisen ist, da kommt man mit Landsleuten sofort ins Gespräch. Sogar die Norweger tauen da auf. Zu Hause tun sie oft tagelang den Mund nicht auf, aber unterwegs werden sie richtig geschwätzig. Hat Olav dir schon erzählt, dass er auch nach Kalifornien geht?“
Anna nickte nur. So hieß er also.
„Und stellt euch vor, wen ich gerade getroffen habe? Einen Neffen von Erik Hansen, mit dem ich damals ausgewandert bin. Der lebt jetzt in San Diego und hat einen Bauhandel und er hat so viel zu tun, dass er das Geschäft nicht alleinlassen kann, sagt der junge Hansen, aber die halbe Familie hat er schon nachgeholt und viele Freunde auch, so dass sie jetzt fast eine kleine norwegische Kolonie dort haben. Ist das nicht wirklich ein Zufall? Vor mehr als zwanzig Jahren hab ich Erik aus den Augen verloren und jetzt treff ich seinen Neffen. Die Welt ist doch wirklich klein.“
Er rieb sich die Hände und schaute sich nach weiteren bekannten Gesichtern um.„Mein kleiner Bruder heißt auch Olav“, sagte Anna zu dem Norweger.
„Ich weiß. Wirst du mich jetzt behandeln wie deinen kleinen Bruder?“
Anna lachte. „Ich glaube nicht. Du bist einfach zu lang dazu.“„Der Junge hat mir übrigens erzählt, dass die Titanic Verspätung haben soll. Hat er irgendwo aufgeschnappt. Aber das stört mich überhaupt nicht. Wir sind auf dem Weg nach Amerika, da kommt es auf ein paar Stunden mehr oder weniger doch nicht an.“
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Auch im Wartesaal der ersten Klasse wusste man von der Verspätung der Titanic.
Mehrere Herren schauten ungeduldig auf ihre Taschenuhren und die Wanduhr.„Auf dem Zeitplan steht: Ankunft in Cherbourg 16.30 Uhr“, sagte John Jacob Astor ungehalten zu seiner Frau. Er strich nervös an seinem Schnurrbart und der riesige Brillantring glänzte in dem Licht.
„Wenn die White Star Line weltweit mit ihrer Zuverlässigkeit Reklame macht, dann sollte sie doch wenigstens den eigenen Zeitplan einhalten. Ich hasse es zu warten.“‚Das glaube ich gerne‘, dachte Jack Singer, der hinter einer Zeitung versteckt der Unterhaltung folgte. ‚Du hast ja nicht einmal eine kleine Anstandsfrist einhalten können, bevor du Madeleine geheiratet hast.‘
Die Scheidung John Jacobs von seiner früheren Frau war ein großer Skandal, nur übertroffen von der darauffolgenden Heirat der 18jährigen Madeleine.John Jacob Astor war ein sehr beliebter Mann bei den Medien und jeder seiner Schritte wurde von der Boulevardpresse mit verfolgt. Sein Vermögen war eines der größten der Welt.
‚Und natürlich muss ausgerechnet ich sie hier treffen‘, dachte Jack Singer weiter. Er war in Madeleine verliebt gewesen und sie in ihn. Desto überraschender war die schnelle Heirat für Jack. Zumindest war es ein Trost, dass niemand von ihrer Liebe wusste und er somit nicht als verlassener Anbeter dastand.
Da seine Mutter seine Traurigkeit bemerkt hatte, lenkte sie ihren Sohn mit einer Europareise ab. Und tatsächlich hatte Jack Madeleine schon fast ganz vergessen. Die Rückfahrt wollten sie auf der Olympic tätigen. Aber da Kapitän Smith und der Chefsteward Faulkner diesmal die Titanic lenkten, buchten die Singers auf diese um.„Ich habe fast alle meine Reisen mit Kapitän Smith und Chefsteward Faulkner gemacht“, erklärte Mr Singer, Präsident der Pennsylvanian Railways, und Jacks Vater seiner Frau. „Die beiden sind die besten Männer, die die White Star Line aufzuweisen hat, und wenn sie jetzt auf der Titanic sind, dann werde ich eben in Zukunft mit diesem Schiff fahren.“
Sie mussten die Europareise um eine Woche verkürzen und waren gerade noch rechtzeitig in Cherbourg angekommen. -
Huhu,
ich hoffe ich krieg keine böse Antwort, aber könnte man evt. die Bilder nochmal hochladen? Ich hab mich nun durch 10 Seiten geschmökert und dann war Ende :(:(
Ich find die FS soooo klasse, ganz ehrlich! Und du hast meinen tiefen Respekt für die Geduld. Ich glaub ich werd mir das Buch mal besorgen, es wirkt sehr interessant.
Danke für den vielen Aufwand und ich hoffe die Bilder sind noch irgendwo vergraben :roftl
Lg Mietze :applaus