Someone Special

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Er unterbrach mich kein einziges Mal, bis ich ganz zu Ende erzählt hatte. Dann forderte er mich auf, aufzustehen. "Also. Du hast mit diesem Calvin geschlafen und das ist mittlerweile vier Monate her?"
"Ja, ich..." Mit einem Mal war ich wie versteinert. Ich brachte kein Wort heraus und starrte ihn mit offenem Mund an. Dann stiegen mir Tränen in die Augen. Wie hatte ich so unbeschreiblich dumm sein können? Wie hatte ich nicht daran denken können?


Bevor ich anfangen konnte zu heulen wie ein Schlosshund nahm er mich tröstend in den Arm. "Mach dir erst mal keine Sorgen. Wir machen jetzt zuallererst einen Schwangerschaftstest, dann sehen wir weiter."


~geht noch weiter~

Dann, die Zeit erschien mir endlos, die entscheidenden Worte.
"Du bist schwanger", sagte er und blickte mir in die Augen. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich es eigentlich die ganze Zeit gewusst hatte. Ich war weder überrascht noch geschockt. Was hatte ich anderes erwarten können?
Ich fragte mich nur, warum ich es mir nicht hatte eingestehen wollen... Warum ich den Gedanken schon verdrängt hatte, bevor er überhaupt hatte Fuß fassen können.


Wir machten einen Termin für die nächste Untersuchung, bei der wir dann auch alles weitere besprechen konnten. Bei Fragen könnte ich mich an ihn wenden, hatte er gemeint.
Wovor ich in diesem Moment am meisten Angst hatte, war, es Dad zu sagen. Was sollte er denken? Ich hatte vier Monate lang zu all meinen Gedanken geschwiegen, meine Probleme auch nicht nur in einem Nebensatz erwähnt!
Doch ich liebte ihn und ich wusste, dass er mich auch über alles liebte. Er würde mich unterstützen, da war ich mir sicher.

~geht noch weiter~

Eine Woche später hatte ich mich mehr oder weniger mit dem Gedanken ein Kind zu bekommen abgefunden, auch wenn ich mich noch immer nicht daran gewöhnen konnte.
Doch seit ich es wusste, waren diese Depressionen verschwunden. So hatte ich richtig gute Laune, als ich sah, wie Danny Sa zur morgens vor der Schule zur Tür hereinschob.

"Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht...", meinte Danny und umarmte mich. Außerdem haben wir dir gleich ein passendes Outfit mitgebracht, wir drei gehen heute nämlich im Partnerlook" Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkeifen, als sie mir die Klamotten aushändigte.


"Du siehst perfekt aus... Und nachher erzählst du uns, was eigentlich los war!", redete Sa fröhlich drauf los, doch ich hörte ihr nicht zu.
Ich konnte nicht. Wie festgefroren blieb ich stehen, als wir an der Modelagentur vorbeikamen. Ja... Ich liebte Calvin noch immer, das spürte ich, doch nie, NIEMALS sollte er sein Kind zu Gesicht bekommen, das schwörte ich mir.

~geht noch weiter~

Als wir uns nachmittags im Café trafen, waren meine Gedanken an ihn jedoch verflogen. Stattdessen viel mir Danny auf... Sie hatte sich sehr verändert in der letzten Zeit und wie sie so auf uns zu kam, erkannte ich, dass das Modeln wohl mehr für sie war, als nur ein einfacher Nebenjob, in dem sie sich etwas Taschengeld dazuverdienen konnte. Ich überlegte, ob sie wohl einen neuen Job finden würde und spielte sogar einen kurzen Augenblick mit dem Gedanken, ihr nichts von Calvin zu erzählen...

"Und? Was war los?" Irgendwie schienen es die beiden plötzlich sehr locker mit der ganzen Angelegenheit zu nehmen... Warum auch nicht? Sie wussten nicht, was der Arzt zu mir gesagt hatte, sie dachten, alles wäre wieder wie zuvor.

Doch so war es leider ganz und gar nicht... Wie um Himmels Willen sollte ich es ihnen nur sagen? Ich wollte nicht, dass sie verletzt waren, weil ich nicht früher mit ihnen darüber gesprochen hatte, doch ich wollte auch auf jeden Fall vermeiden, dass sie mich geschockt anstarrten und laut "Was? SCHWANGER? Das ist doch nicht dein Ernst, oder?" riefen, so dass man es noch drei Straßen weiter hören konnte...

Doch dann fing ich einfach an, bevor ich überhaupt Worte gefunden hatte. Danny wollte mich unterbrechen, doch ich hielt sie zurück. Wenn, dann wollte ich ihnen jetzt gleich alles erzählen. Von Anfang an. Ich hatte es einfach satt, etwas vor ihnen verheimlichen zu müssen, hatte es satt, nicht mehr in die Schule zu können, genauso satt hatte ich es, mir zu wünschen, dass sie kommen würden um mich zu trösten und zu fragen was los sei, um dann mit einer Lüge scheinbar genervt abgewimmelt zu werden...

Am Ende zeigten sie sich zwar überrascht, doch keineswegs traurig oder in irgendeiner Weise gekränkt. Und auch ich fühlte mich eindeutig besser, nachdem ich mit ihnen darüber gesprochen hatte. "Das ist doch toll, Michelle! Sicher, es ist vielleicht nicht so ganz der richtige Zeitpunkt, aber schau doch! Ein Kind! Das ist..." Wortlos starrte Sa mich an. Ja, dieser grenzenlose Optimismus war schon immer typisch für sie gewesen...

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Es war Freitag Abend und ich übernachtete bei Sa. Da uns nichts besseres einfiel surften wir ein bisschen im Internet. Sa zeigte mir Fotos von ihrem Schwarm, den sie noch nie eprsönlich getroffen hatte und wir gaben uns im Chat als andere Leute aus, was eine unserer alten Lieblingsbeschäftigungen war. Selbst in meiner Situation war es schwer, einen Lachanfall zu unterdrücken, wenn Sa Dinge schrieb wie "Ich bin die kleine grüne Wildente und ich werde euch alle töten! Muharharhar!!!"



Vielleicht werdet ihr über so etwas nicht lachen können, wahrscheinlich klingt es sogar kindisch und einfallslos, doch wie das bei den meisten Dingen so ist, entstand der Witz in der Spontanität. Wenn man selbst dabei war, konnte man einfach nicht anders, als lauthals loszuprusten. Doch nach einer Weile gingen selbst uns die Ideen aus und wir durchforsteten das Internet nach allen möglichen Suchbegriffen.
Ja, ich war froh, so eine Freundin zu haben...



Nach einer Weile stieß Sa auf eine Seite, die mich die Luft anhalten ließ. Wir hatten nach den Begriffen "Teenie+schwanger" gesucht und waren auf eine interessante Homepage einer Organisation für junge Mütter gestoßen...
Sa bemerkte mein Verhalten und deutete es als Zeichen dafür, dass mir die Situation unangenehm war, also schaltete sie den PC aus. "Ach komm, mir ist langweilig... Lass uns was anderes machen!"
Ich hatte mir die Adresse allerdings ganz genau gemerkt und beschloss, mich zu Hause noch mal in aller Ruhe an den Computer zu setzen...



Später redeten wir noch lange über meine Zukunft. Ja, jetzt konnten wir darüber lachen. Nein, nicht, dass wir es nicht ernst genommen hätten, aber wir hatten einfach Spaß daran, uns Gedanken über das Baby zu machen, Einkäufe zu planen, uns zu überlegen, wie wir sein Zimmer einrichten wollten und Pläne zu schmieden, wie wir es schaffen konnte, dass ich trotz des Kindes noch zur Schule gehen konnte.



Doch irgendetwas in mir, ließ mich diese Ideen nicht ernst nehmen. Etwas in mir sagte mir, dass ich unmöglich hier bleiben und weiter zur Schule gehen konnte. Ich musste weg... weg von hier und ein neues Leben anfangen...



Mollige Wärme umhüllte mich und alles um mich herum verschwamm. Dann wurde es dunkel. Ich fühlte mich wohl, richtig wohl, ich konnte mich nicht erinnern, mich in meinem Leben schon mal so gut gefühlt zu haben.
Um mich herum: Ein leichtes, sanftes, gleichmäßiges Pochen. Plötzlich jedoch, wurde es lauter und lauter, ich wollte schreien, doch ich konnte nicht, es war keine Luft da, die meinen Schrei hätte weitertragen können, es gab nichts, wo er hätte entstehen können!



Mit höllischen Unterleibschmerzen wachte ich auf. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, wo ich war, dann erkannte ich im schwachen Licht der Straßenlaternen Sas Zimmer. Da sie noch schlief und ich sie nicht wecken wollte, machte ich es mir in der Ecke gemütlich. Schlafen konnte ich nicht mehr, zum einen hielten mich die Schmerzen davon ab, zum anderen war ich mit einem Mal hellwach!





Irgendwann wurde es mir dann zu viel. Ich zog mich an und ließ mir ein heißes Bad ein. Ja, Sa war schon gut dran, mit einem eigenen Badezimmer... Ob ich jemals in solch einer großen Wohnung wie dieser hier leben würde? Ich fragte mich öfters, was aus meiner Zukunft werden sollte. Mir war klar, dass ich mein Abitur nicht machen konnte - nicht unter den gegebenen Umständen...

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