Lola Lieblich

Ohne lange Vorrede

Zu spät! Zu spät! Zu spät! Mistiger Mist aber auch! Hätten die mir nicht früher sagen können, dass die Verhandlungen heute schon um 10 beginnen?! Und wenn ich was verpasse? Um Gottes Willen! Wenn ich den Verbrecher am Ende gar nicht mehr sehe? Was dann? Dann gute Nacht, Lola Lieblich - Ruhe in Frieden!


Ruhig - DUR-CH-AT-MEN, alles wird gut. Ich werde ihn sehen. Er wird mich nicht über's Ohr hauen können! Das ist nämlich mein Plan: mich nicht reinlegen zu lassen. Von niemanden - und schon gar nicht von einem Verbrecher. Man weiß ja wie das ist: da wird so ein Dreckskerl angeklagt, windet sich da irgendwie raus, glatter Freispruch... und dann triffst du ihn auf der Straße, weißt natürlich nicht dass er ein Mörder, Dieb, Vergewaltiger, was weiß ich denn, ist, und er lädt dich auf was zu trinken ein.


Und du trinkst natürlich was mit ihm, und dann lädst du ihn auch noch in deine Wohnung ein. Und dann - schwupdiwup - aus die Maus. Aber nicht mit mir, ha!, das könnt ihr mir glauben. Ich schau' sie mir nämlich alle an, ich geh zu jeder einzelnen Verhandlung. Und wenn sie dann freigesprochen werden und mich anbraten - jaha - dann nicht mit mir, Freundchen!


Blöd nur, dass ich diesmal zu spät war. Richter Henry würde böse sein, wenn ich wieder in der Mitte reinplatzte, aber da konnte ich jetzt auch nichts mehr tun. Also schlich ich auf Zehenspitzen durch den Saal und ließ mich schließlich neben Momo fallen.
Momo war sowas wie ein Freund, er redete zwar nicht viel, aber er war genauso oft hier wir ich - wir teilten also eine Leidenschaft. 'Und wie läufts bis jetzt, Momo?' flüsterte ich. Momo zeigte auf den Mann im Zeugenstand. 'Böse.'


Mein Blick folgte Momo's ausgestreckter Hand. Und dann klappte mein Kiefer runter. Und mein Herz begann zu rasen. Oi-Oi-Oi.
'Ich bin nicht schuldig! Ich habe Ferdinand Raimund nicht ermordet! Ich habe doch nicht mal ein Motiv!' sagte er.
Ich glaubte ihm. Natürlich - er hatte kein Motiv, aber dafür hatte er eine tiefe, männliche Stimme. Wie es sich wohl anhören würde, würde er sagen 'Willst du mich heiraten, Lola, Geliebte?'? Haaaach....
'Die Silberlöffel! Er hat alle meine Silberlöffel gehabt!' kreischte eine hysterische Stimme, die zu einer älteren Dame gehörte, die ein Stückchen weiter hinten, neben ihrem Anwalt, saß.

*gleich kommt noch ein Stückchen*

'Er ist unschuldig! Momo, er ist ganz sicher unschuldig, das weiß ich!' Absolut und ohne Zweifel. Da war ich mir sicher. Konnten diese rehbraunen Augen, dieser so männliche Bartansatz... konnte dieser Mann, der meinem Idealbild von meinem Ehemann - Indiana Jones - am allernächsten kam, auch nur irgendwas Falsches tun? Nein! Nein! NEIN!
Momo zuckte nur mit den Schultern. 'Anwalt Kamper sagt.'


Ich konnte meinem Blick nicht von ihm abwenden - dabei kannte ich noch nicht einmal seinen Namen. Bevor mein Herz allerdings allzuschnell schlug und meine Hände am Ende noch zu allem Übel zu zittern anfangen, musste ich mich ablenken. Also ließ ich meinen Blick wiederwillig - äußerst wiederwillig - durch den Saal wandern. Die Zuschauerbänke waren fast ganz leer, nur eine Frau war sonst noch da.


Und die weinte sich die Augen aus.
'Wer ist das dort, Momo?'
Momo zuckte mit den Schultern: 'Weiß nicht.'
Und dann kam plötzlich Bewegung in die Verhandlung. Richter Henry stand auf.


'Werte Anwesende, bitte erheben Sie sich' Richter Henry schaute sehr ernst drein. 'Nach sehr langem Hin und Her und Für und Wieder bin ich nun doch endlich zu einem Ergebnis gekommen.'
'Ja, die Silberlöffel waren ja auch ein eindeutiger Beweiß!' wetterte die Alte. Ich mochte sie nicht, kein bisschen.
'Ruhe im Gerichtssaal, wenn ich bitten darf, auch Sie, Frau Raimund.' sprach Richter Henry weiter. 'Schlussendlich bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass der Angeklagte, Stefan Wurzel...'


'...schuldig ist. Herr Wurzel, Sie werden zu einer Gefängnisstrafe von 15 Jahren verurteilt. Natürlich können Sie Revision einlegen, ihr Anwalt, Dr. Bömer wird Sie beraten.'
SCHULDIG? SCHULDIG? NEIN! DAS KONNTE DOCH UNMÖGLICH SEIN!
'NEIN! ER IST NICHT SCHULDIG! ER IST UNSCHULDIG!'

*ein kurzer Teil noch*

Hui, Sango, das ging aber schnell (;. Schön, dass sie dir bisher gefällt, werd mich auf jeden Fall bemühen.


Ohoh! OHOH! War das etwa gerade meine Stimme, die da durch den ganzen Gerichtssaal hallte? Ohje... Natürlich drehten sich alle Anwesenden sofort nach mir um.
'Lasst die Verrückte aus dem Gerichtssaal werfen!' keifte die Alte.
'Nanana, Lola, die Urteile fälle immer noch ich...' schmunzelte Richter Henry.
Und Stefan, Stefan Wurzel... lächelte mich resigniert an. Haaaach!


'Ich werde die Wahrheit ans Tageslicht bringen, Momo! Ich werd' beweisen, dass Stefan unschuldig ist!'
Jah! Und dann wird er frei sein! Und wir können zusammen sein! Das klingt doch schön: Lola Wurzel.... hmmm.
'Warum?' Momo starrte mich an, als wäre ich wirklich verrückt.
'Warum, Momo? Weil ich ihn liebe, darum!'
Der Ausdruck in Momo's Gesicht veränderte sich kein bisschen. Pah! Was weiß der schon...


Freue mich auf eure Kommentare!

Ich freu mich ja so, dass euch schon meine Einleitung gefällt (;. Ein rießiges Dankeschön also an DestinyAngel, Santine (meine Lippen sind versiegelt (;), Sango (ich mag halt sprechende Namen (;), donnibärchen (wir werden sehen...*hihihi*), Chilly, Thiara (Lola ist eben etwas... eigen ), Nikita (ich weigere mich immer noch, irgendwas zu verraten ), rita, simplayer, Hotaru & rizi (schön wieder von dir zu lesen! Gesicht von mir, Outfit.. nie im Leben! )

Weiter geht's...


Richter Henry hatte mir gnädigerweise verraten, um was es im Fall 'Wurzel' eigentlich gegangen war. Die Sache war so: Ferdinand Raimund war ermordet worden. Man hatte die Mordwaffe, eine Gartenschaufel, die den armen Teufel über den Hinterkopf gezogen worden war, im Zimmer von Stefan Wurzel, dem Gärtner der Familie Raimund, gefunden.
Außerdem war da noch ein Haufen Silberlöffel.
Man ging also davon aus, dass Ferdinand Raimund Stefan Wurzel auf die Schliche gekommen war, und das der Alte deswegen sterben musste.


Und genau deswegen, war es ziemlilch einfach, meinen Plan, Stefan's Unschuld zu beweisen, in die Tat umzusetzten. Außerdem würde ich dabei ein bisschen Geld verdienen - und das konnte ich wirklich gut gebrauchen.
Blöderweise schien das Anwesen Raimund immer noch sehr gepflegt, aber egal.


'Junge Frau, was zum Teufel suchen Sie in meinem Garten?!' ich hatte gerade mal die Giesskanne gefunden und mich - ironischerweise genau am Grab des kürzlich Verstorbenen - an's Werk gemacht, da hielt mich die Alte schon auf.
'Na, nach was sieht es denn aus? Ich pflege Ihren Garten, natürlich...' ich ließ meinen Blick über den ordentlich gemähten Rasen und die sauber geschnittenen Hecken wandern. 'Das hat er ja bitter nötig!'


Einen Moment lang starrte sie mir ins Gesicht. 'He, Moment mal! Sie sind doch... Sie sind doch diese Verrückte von der Mordverhandlung!'
Ohoh... ertappt. Besser die Stimme verstellen!
'Noin. Das bün ich nücht. Ich woiß gar nücht, wovün Sie rüden! Vülloicht möine Zwillingsschwöster?'
Einen kurzen Moment wirkte die Alte ein kleines bisschen verdattert, aber sie gab nicht nach. 'Und was tun Sie hier? Wer hat Sie darum gebeten, meinen Garten zu pflegen?'


'Passen Sie auf, Frau Raimund, es ist so: ich komme von DER AGENTUR, von der auch Stefan Wurzel kam. Uns wurde mitgeteilt, dass die Dienste von Herrn Wurzel nicht mehr von Ihnen in Anspruch genommen werden - und deshalb haben sie mich hergeschickt.'
Die Alte hatte erstaunlich schnell resigniert: 'Jaja, dann machen Sie halt... aber wenn Sie es so auf die Schönheit meines Garten anlegen - trampeln Sie bitte nicht in den Blumen herum...'
Oh! Pardon.
'Und wo ist mein Zimmer?'
'IHR WAS?'
Ohoh, hatte ich am Ende vielleicht den Bogen überspannt? 'Na, meine Dienstwohnung. Die Agentur sagte, mir steht eine zu.'
'Ach...ja, das Mädchen wird Sie dann empfangen und Ihnen alles zeigen...'
Ausgezeichnet.

*geht gleich weiter*

Als ich mit der Gartenarbeit fertig war - eine Angelegenheit von einer halben Stunde, nur da und dort ein paar Grashalme zum wegzupfen - empfing mich tatsächlich ein Mädchen am Hauseingang. Sie stellte sich als Rosa, das Dienstmädchen vor, und führte mich sogleich in den ersten Stock.
'Und hier die Treppen rauf, Lola, logiert die Madame. Da solltest du nur in Notfällen rauf.'
'Ok, und hier bist du, und hier hinten, das ist mein Zimmer, ja?'
'Ganz genau.'
'Ist das immer das Zimmer der Gärtner?'
'Ja, das ist es...'
'Auch Stefan Wurzel's?'
'Ja, auch Stefan Wurzel's.'
'Wurde das Bett denn schon neu überzogen?'


Lola war rot geworden, und hatte gemeint, ich soll ihren Fehler nicht der Madame melden, sie würde umgehend für neue Bettwäsche sorgen. Ich hatte nur abgewunken und gemeint, sie solle sich keinen Stress machen, morgen wäre mehr als ausreichend.
Und jetzt lag ich da, in Stefan's Bett, das noch nach Stefan roch... hach... so nahe war ich ihm noch nie...
Außerdem sehr praktisch, so eine Dienstwohnung: mein Vermieter hatte mich doch gerade hinausgeschmissen - aber bitte, wie soll ich denn zu Geld kommen, ohne eine Verhandlung zu verpassen?! Egal...
Ich träumte also von Stefan, unserem kleinen Häuschen, und unseren kleinen Engeln Lili und Friedolin, als mich die Klingel aus meinen - nun, möchte sagen, Zukunftsvisionen, riss.


Als die Schritte an meinem Zimmer vorbei waren, schlüpfte ich hinaus, um zu überwachen, wer eigentlich was in diesem Haus trieb. Natürlich durfte ich meinen Auftrag nicht vergessen und mich hier auf die faule Haut legen! Keine Angst, Stefan, Liebling!
Rosa war inzwischen die Treppen in den 2. Stock hinaufgehuscht, und sprach mit der Alten. 'Madame, Herr Schöngeist ist soeben eingetroffen.'
'Ausgezeichnet. Geleiten Sie ihn nach oben, Rosa.'


Blöderweise hatte ich erst relativ spät bemerkt, dass mich mein Versteck unter den Treppen wohl vor Blicken von oben schützte, weniger aber, wenn man auf gleicher Ebene mit mir war. Aber Not macht erfinderisch. Der Gast, anscheinend Herr Schöngeist, hatte mich nicht bemerkt. Rosa schon.
'Die Madame wartet oben auf Sie, Herr Schöngeist. Bitte.'
'Jah, jah, dankeschön, meine Teuerste, dann werd ich einmal tun, was wir alle nicht lassen können, hehe, nicht wahr?'
Rosa verdrehte die Augen, als der Alte an ihr vorbeihüpfte.


Schließlich signalisierte mir Rosa, das die Luft rein war, und ich verließ mein Houdini-Versteck. Rosa schüttelte den Kopf 'Es ist unglaublich!'
'Tja... ich...äh... also, ich habe das Badezimmer gesucht... und da wollte ich nicht stören...'
'Nicht du, Lola! Ich meine nur...' Rosa sprach auf einmal viel leiser '...da ist der Ferdl grad 24 Stunden unter der Erde, und sie holt IHN schon hierher!'
AHA! EIN MOTIV!

Freue mich auf eure Kommentare!