Grand Avenue


  • „Ich muss jetzt los“, sagte sie.
    „Jetzt? Ich dachte, wir bestellen uns ein Frühstück aufs Zimmer.“
    „Keine Zeit.“ Vicki zupfte ihren Rock zurecht, sodass die Nähte korrekt über ihren Hüften lagen.
    „Es ist noch früh.“ Michael Rose blickte auf sein nacktes Handgelenk.



    Vicki strengte sich an, die Frage in seinem Blick zu übersehen, die aufkeimende Verletzung in seiner Stimme zu überhören. „Um acht Uhr kommt eine Mandantin.“ Sie fuhr sich eilig mit dem Kamm durch ihre nassen Haare.
    „Wie wär’s dann mit heute Abend? Essen im Dee-Felice-Café?“
    „Ich kann nicht.“
    „Ich dachte, dein Mann wäre bis Ende der Woche verreist.“ Zwischen die Silben der einzelnen Worte schob sich ein unschöner schmollender Unterton.



    „Das ist er auch. Aber ich habe auch noch zwei Kinder, wenn du dich erinnerst.“
    „Denen erzählst du halt, dass du noch arbeiten musst.“
    „Ich kann nicht.“
    „Vicki…“
    „Michael…“
    Er lachte, doch in diesem Lachen schwang schon ein Unterton der Niederlage mit. „Wie wär’s dann mit morgen?“



    „Michael…“
    „Vicki…“
    Nun war es an ihr zu lachen, und in ihrem Lachen klang bereits die Drohung schlechter Neuigkeiten durch. „Ich denke, wir sollten vielleicht eine Pause einlegen.“
    „Eine Pause einlegen?“ Verblüffung, Besorgnis und schließlich Unglaube zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. „Was? Wir beide?“



    „Es gibt kein Wir, Michael.“ Vicki hatte ihre Kleidung zu ihrer Befriedigung zurechtgezupft und sah ihn zum ersten Mal seit dem Aufwachen direkt an. „Ich habe einen Mann. Und du haste eine Frau.“
    „Und?“
    „Und…“ Vicki warf die Hände in die Luft, als wollte sie fragen, ob das nicht Erklärung genug sei.
    „Das hat uns bis jetzt doch auch nicht abgehalten.“ Sein Unglaube verwandelte sich rasch in Wut.



    Vicki hatte das Gefühl, als ob ihr die Luft abgeschnürt wurde, so als würde sie jemand zu heftig drücken. „Es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht wehtun.“
    „Wie ich mich fühle, kümmert dich doch einen Dreck.“
    „Michael, bitte. Ist das notwendig?“
    Michael sah sich hilflos in dem Zimmer um. „Ich dachte, das mit uns sei etwas Besonderes.“
    „Das war es auch.“ Schluss, aus, raus, dachte sie. „Es hat nichts mit dir zu tun, Michael.“



    „Du willst meine Intelligenz doch nicht mit der abgelutschten ‚Es hat nichts mit dir zu tun’-Rede beleidigen, oder?
    „Nein, natürlich nicht“, log Vicki. „Also, wie gesagt, es tut mir wirklich Leid.“
    „Ich verstehe bloß nicht, wie sich die Rollen verkehrt haben“, sagte er nach einer Pause und strich sich ungläubig durchs Haar, während Vicki zur Tür strebte. „Ich meine, eigentlich sollte ich derjenige sein, der zur Arbeit eilt. Und du müsstest nackt in Unterwäsche dastehen und mich anflehen, noch zu bleiben.“



    Darum ging es in dieser kleinen Szene also, stellte Vicki erstaunt fest. Nicht um Liebe oder auch nur Lust. Nicht um Enttäusch und Kummer, sondern nur um verletzte Eitelkeit, darum, als Erster gehen zu wollen. „Tut mir Leid, Michael“, sagte Vicki noch einmal, obwohl sie es immer weniger bedauerte. Und weil sie es einfach nicht lassen konnte, fügte sie noch hinzu: „Ich nehme an, wir sehen uns vor Gericht.“


    Ich hoffe, euch hat der Teil ein wenig gefallen :-)
    Ganz liebe Grüße
    Eure Nikita

  • Ich wollte eigentlich zur Einleitung was schreiben..Aber das is nich jugendfrei und reimt sich auf Vicky..^^ Für die,dies genau wissen wollen..*gg*

    Hmmm.... Ich finde es ein wenig bizarr, dass Vicky an ihre Familie denkt, ihr Macker ihr Gestöhne als "echt" annimmt (jaa, ich weiß,dass Männer nicht zwei Dinge gleichzeitig machen können,schon garnich,wenn sie damit beschäftigt sind,ihre Triebe zu befriedigen..^^) und sie das einfach über sich ergehen lässt.. Das erinnert so nen bisschen an die Szene von Barbara weiter am Anfang der Geschichte...

    Den letzten Satz find ich sehr geil.. Das passt so richtig gut! :D

    Irgendwie ist Vicky eine sehr traurige Figur.. Hauptsache,ihre Affären sind jünger,oder wie? Und dass sie alles mit sich machen lässt? Er will mit ihr schlafen (naja, irgendwie is der Begriff hier fehl am Platz, aber ich will ja jugendfrei bleiben..*g* Ihr versteht mich bestimmt) und sie will duschen, lässt aber alles mit sich machen. Also ich denke, wenn sie Spaß "daran" gehabt hätte,dann hätte sie nicht an ihre Familie gedacht.. Tjoah, liegt wohl an der Uhrzeit..*gg*

    Ich finde den Kerl ja irgendwie blöd, von dem wollte ich mich nich vertreten lassen.. Und seine Frau sein würde ich auch nich wollen..^^ Irgendwie sehr kindisch.. "Dann sag halt,du müsstest länger arbeiten.." Hmpfh.. Idiot!*grml*

    Ich bin ja gespannt,ob ihr Mann irgendwas von ihrer (ehemaligen) Affäre mitkriegt.... Ob er wohl "den anderen Mann an ihr schmeckt/riecht".. Den Satz hab ich aus nem anderen Buch.. Und es stimmt.. Man kann feststellen,ob der Andere in den letzten Minuten jemanden geküsst hat.. Man riecht es.. *musste das auch erfahren* :(

    Naja..Das nur so am Rande..

    Also deine Bilder waren wieder einmal super,Nikita und ich hab mich echt total über die FS gefreut, ich hoffe,es geht bald weiter! :)

    Liebe Knuddels,

    Sunnivah

  • ojeoje, die verletzte Eitelkeit eines Mannes... tsts...

    Die Bilder in der Dusche und auch die anderen sind wieder einmal hervorragend gelungen. Sie passen alle ganz hervorragend zum Text.

    nachdem ich Sunnivahs Kommentar gelesen hab, konnte ich es mir nicht verkneifen, Vicky mit Barbara zu vergleichen. Barbara versucht, ihre "verlorene" Jugend mit allerlei Schönheits-OPs, Diäten und Fitness zu erhalten, Vicky macht das ganze mit jüngeren Liebhabern.
    Ich glaube nicht, dass da der Unterschied allzugroß ist, außer vielleicht, dass Vicky mit ihrem Leben etwas zufriedener ist, weil sie ein "intaktere" Familie hat.
    Wenn man das intakt nennen kann, wenn man davon ausgeht, das der Partner einen auch betrügt.

    ich bin schon gespannt, was Susan will. Es geht doch sicher um die Sache mit ihrem Chef, oder?

    [center]Tanze als würde Dich keiner beobachten. Singe als würde es keiner hören. Liebe als wärest Du niemals verletzt worden!
    [/center]

  • Oha das wird ja immer besser hier. Aber da hat sie sich schon einen geangelt (und dann halt wieder ins Wasser geworfen). Ich wette ihr Mann kriegt das irgendwann noch raus... Freut mich dass du weitergemacht hast!

  • Huhu, heute gehts weiter :-)
    Sunnivah - Ui, ich liebe deine langen Kommentare *smile* Ich denke, der Grund warum sie das alles über sich ergehen lässt, ist der, dass sie sich bestätigt fühlen will. Worin auch immer...
    DawnAngel - Du hast in allen Punkten Recht ;-)
    Bayern Girl - *gg* Na so schlecht ist dieser Fang auch wieder nicht. Immerhin ein Assistent des Chefstaatsanwalts. Auch wenn der Charakter mies ist, Geld hat er bestimmt *lol*



    „Okay, wo liegt das Problem?“ Vicki setzte sich, einen Becher heißen Kaffee in der Hand, hinter ihren Schreibtisch und sah ihre Freundin, die frisch nachgezogenen Brauen fragend hochgezogen, direkt an. Sie hatte sich gerade noch schminken können, bevor Susan zehn Minuten zu früh in der Kanzlei eingetroffen war. Susan lächelte, wirkte jedoch äußerst verlegen, was für Susan, die sich in ihrer Haut stets wohl zu fühlen schien, ungewöhnlich war. Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, blickte vom Fenster in ihren Schoß und zurück zum Fenster, ohne den Kaffee zu beachten, der vor ihr auf dem Schreibtisch stand. Es fiel ihr offensichtlich schwer auszusprechen, weswegen sie hergekommen war.



    Ihr Haar fiel in sanften Wellen in ihr Gesicht. Das ist einer der Vorteile, wenn man übergewichtig ist, dachte Vicki. Das Gesicht wirkte voller, und um Augen und Mund sammelten sich weniger verräterische Fältchen. Vicki bemerkte, dass in Susans Augen ein untypisches Funkeln lag. Verblüfft stellte Vicki fest, dass ihre Freundin förmlich strahlte. „Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?“, platzte sie heraus.
    „Bist du verrückt?“, erwiderte Susan atemlos.



    Vicki lachte erleichtert. „Also, was ist los? Wo liegt das Problem?“
    „Im Grunde gibt es gar kein Problem.“
    „Deswegen musstest du mich auch gleich als Erstes am Morgen in meiner Kanzlei treffen.“
    „Ich dachte, so hätten wir ein wenig mehr Privatsphäre.“
    „Und die brauchen wir, weil…?“
    „Ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll.“



    Es sah Susan gar nicht ähnlich, so ausweichend zu sein. Normalerweise kam sie direkt auf den Punkt, was eine der Eigenschaften war, die Vicki am meisten an ihr mochte. Im Gegensatz zu Chris, die immer zu schüchtern gewesen war, ihre Meinung gegen die anderen durchzusetzen, oder Barbara, deren großer Charme darin bestand, dass sie sich nie ganz sicher war, was sie eigentlich meinte, war Susan einer der seltenen Menschen, die frei heraus sagten, was sie meinten, und meinten, was sie sagten. „Wie geht es den Mädchen?“, fragte Vicki, um Susan eine Gelegenheit zu geben, ihre Gedanken zu ordnen.



    „Gut.“
    Okay, also nicht die Mädchen. „Und Owen?“
    „Gut.“
    Noch mal gut, dachte Vicki. „Und deiner Mutter?“
    „Keine Veränderung.“
    „Das tut mir Leid.“ Ihre Mutter also auch nicht. „Macht dir dein Job noch Spaß?“
    „Ich liebe meinen Job.“
    Vicki zuckte die Achseln, als wollte sie sagen, langsam gehen mir die Möglichkeiten aus. „Hast du wieder Drohanrufe von Tony bekommen?“



    „In letzter Zeit nicht. Du?“
    „Nein. Seit ihm das Gericht das vorläufige Sorgerecht zugesprochen hat, scheint er sich wieder beruhigt zu haben.“
    Beide Frauen schüttelten ungläubig den Kopf.
    „Wie ist das passiert? Kannst du mir das erklären?“
    „Also, da bin ich komplett überfragt“, antwortete Vicki ehrlich und immer noch wütend über die Entscheidung des Richters. „Vermutlich hat die Tatsache, dass die Kinder erklärt haben, dass sie bei ihrem Vater bleiben wollten, die Sache mehr oder weniger besiegelt.“



    „Arsc*loch“, murmelte Susan.
    „Ein beschissenes, dreckiges Arsc*loch“, präzisierte Vicki. „Aber deswegen bist du nicht hier“, sagte sie freundlich zu Susan.
    „Nein.“
    „Willst du es mir erzählen oder muss ich weiter raten?“
    Susan atmete tief ein und blickte zum Fenster. „Da ist ein Mann.“
    Vicki folgte Susans Blick und fragte sich, wie Susan von dort irgendwas sehen konnte. „Ein Mann? Wo?“
    Susan senkte den Kopf und lachte leise. „Nein, ich meine…“



    „Oh“, sagte Vicki, von ihrer Freundin komplett überrumpelt. Konnte Susan wirklich meinen, was Vicki vermutete? „Du meinst ein Mann?
    Susans Wangen erblühten in natürlicher Röte.
    „Ein Mann, der nicht Owen ist?“, fragte Vicki, sorgsam darauf bedacht, keine falschen Schlüsse zu ziehen.
    „Ein Mann, der nicht Owen ist“, bestätigte Susan und schlug die Hand vor den Mund, als wollte sie ihre Worte wieder in den Mund zurückdrängen.
    „Du hast eine Affäre?“ Vicki versuchte vergeblich, sich ihr Erstaunen nicht anmerken zu lassen.


    Geht weiter...


  • „Nein. Natürlich nicht“, erwiderte Susan rasch.
    „Natürlich nicht“, wiederholte Vicki in dem Bemühen, sich durch die Schwindel erregenden Wendungen des Gespräches zu navigieren. Susan saß jetzt seit zehn Minuten in ihrem Büro, und sie hatte noch immer keine Ahnung, warum sie hier war und wovon sie redete. „Das verstehe ich nicht.“
    „Ich brauche einen Rat.“
    „Ich brauche ein paar Informationen.“
    „Tut mir Leid. Das alles ist sehr schwierig für mich.“



    „Lass dir Zeit“, sagte Vicki und warf erneut einen verstohlenen Blick auf ihre Uhr. Um Viertel vor neun erwartete sie einen Mandanten, aber das hier war einfach zu gut. Notfalls musste ihr Mandant eben warten.
    „Es gibt also diesen Mann…“
    „Bei der Arbeit?“
    „Nein!“
    „Gut“, sagte Vicki, nicht restlos überzeugt. Susans Dementi war ein wenig zu schnell und einen Hauch zu emphatisch gekommen. „Es ist nie gut, wenn man scheißt, wo man isst.“
    „Verzeihung?“



    „Jeremy sagt immer: ‚Man soll nie da scheißen, wo man isst’“, sagte Vicki und verdrängte Gedanken an den nackten Michael Rose. „Es bedeutet -“
    „Dienst und Vergnügen passen nicht zusammen.“
    „Genau. Also, wo hast du diesen Mann getroffen?“
    Susan zögerte. „Ist das wichtig?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Okay. Was ist dann wichtig?“
    „Ich weiß nicht, was du meinst.“



    Vicki warf verzweifelt die Hände in die Luft. „Susan, irgendwann musst du mir irgendwas erzählen.“
    „Es gibt einen Mann, zu dem ich mich sehr hingezogen fühle.“
    „Okay.“
    „Und ich weiß nicht, was ich deswegen machen soll.“
    „Was willst du denn machen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Ich glaube, das weißt du wohl.“



    Susan verschränkte ihre Hände auf ihrem Schoß. „Ich liebe meinen Mann.“
    „Das hat nichts mit deinem Mann zu tun.“
    „Nicht?“
    „Es sei denn, du bist in diesen anderen Mann verliebt. Bist du in ihn verliebt?“
    „Gütiger Gott, nein! Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ihn mag.“



    Vicki hätte beinahe gelacht. Manchmal konnte Susan wirklich naiv sein. „Okay, du hast also einen Typen getroffen, zu dem du dich hingezogen fühlst. Du willst mit ihm schlafen. Ist es das?“
    „Ich weiß nicht, ob ich mit ihm schlafen will. Ich weiß nicht, was ich will. Es ist bloß…“
    „Du bist schon sehr lange verheiratet“, sagte Vicki, Susans Satz für sie beendend.“
    „Ja.“
    „Und es ist nicht mehr so aufregend wie früher.“
    „Nicht, dass Owen sich keine Mühe geben würde.“



    „Aber dieser Typ gibt dir ein besonderes Gefühl. Er hängt an deinen Lippen, und wenn er dich ansieht, kriegst du weiche Knie.“
    „So hat mich noch nie jemand angesehen.“
    „Tu’s nicht“, sagte Vicki und überraschte sich damit selbst noch mehr als Susan. Eigentlich hatte sie ihrer Freundin raten wollen, es zu machen, einfach loszulassen und ein bisschen Spaß zu haben. Sich dem Club anzuschließen. Doch stattdessen hatte sie das genaue Gegenteil gesagt.
    „Was?“
    „Tu’s nicht.“ Mein Gott, sie hatte es noch einmal gesagt. Was war mit ihr los?
    „Warum? Ich habe gedacht, du würdest mir erklären…“
    „Dass es okay ist? Das ist es auch. Für manche Menschen.“
    „Aber nicht für mich?“
    „Nicht für dich.“



    Susan sah aus, als wüsste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Also tat sie beides.
    „Guck dich doch an. Du weinst schon, obwohl du noch gar nichts gemacht hast. Oder?“, fragte Vicki nur zur Sicherheit nach.
    „Wir haben uns geküsst.“
    „Das ist alles? Bist du ganz sicher?“
    Susan nickte.
    „Okay, du hast also einen Typen geküsst, der nicht Owen ist, und du hast so ein kribbeliges Gefühl am ganzen Körper bekommen und darüber nachgedacht, dass du vielleicht mehr machen möchtest, also bist du zu der führenden Expertin für ehebrecherische Beziehungen gekommen…“


    Noch ein Teil...


  • „Ich wollte dich nicht beleidigen.“
    „Mich beleidigen? Wer hat irgendwas von beleidigen gesagt? Ich fühle mich geschmeichelt, verdammt noch mal.“
    „Ich brauche bloß einen Rat.“
    „Ich glaube, du willst mehr.“
    „Was?“
    „Ich glaube, du willst eine Erlaubnis.“
    „Eine Erlaubnis?“
    „Und ich werde sie dir nicht geben“, erklärte Vicki mit fester Stimme. „Du kannst keine Affäre haben. Okay? Geh nach Hause zu Owen. Sei ein braves Mädchen.“


    „Verdammt!“, rief Susan und sprang auf. „Verdammt. Ich habe es satt, ein braves Mädchen zu sein. Ich bin mein ganzes Leben lang ein braves Mädchen gewesen.“
    „Deswegen ist es auch zu spät, jetzt noch etwas daran zu ändern. Glaub mir, du willst das lieber sein lassen.“
    „Will ich das?“



    „Ja. Du sehnst dich nach einer kleinen Romanze wie auf der High-School. Du möchtest Händchen halten, lange Spaziergänge machen und vielleicht in einem geparkten Auto ein bisschen rumfummeln, bevor du dich verabschiedest. Ich kenne dich, Susan. Du möchtest weiche Küsse, keine harten Schwänze. Es würde dir beschissen dabei gehen. Du würdest dich am nächsten Morgen hassen. Und du wärst dermaßen von Schuldgefühlen gepeinigt, dass du deinem Mann wahrscheinlich alles gestehen würdest, was das Ende deiner Ehe bedeuten könnte, dabei ist es einer der guten, weshalb ich nicht zulassen werde, dass du irgendwas machst, was sie ruiniert.“



    Susan schüttelte lächelnd den Kopf. Was gab es sonst noch zu sagen? Vicki hatte Recht. Sie wussten es beide. „Manchmal verblüffst du mich wirklich.“
    „Manchmal verblüffe ich mich selbst. Und jetzt raus hier, damit ich die Leute verblüffen kann, die mich dafür bezahlen. Und mach keine Dummheiten“, fügte sie noch hinzu, als Susan die Bürotür erreicht hatte. „Du bist meine Heldin. Vergiss das nicht.“
    Susan blieb stehen und drehte sich um. In ihren Augen standen Tränen der Dankbarkeit. „Und du meine.“


    Bin gespannt auf eure Kommentare, die hoffentlich zahlreich erscheinen werden :)
    Liebste Grüße
    Eure Nikita

  • Mir ist erstmals aufgefallen das deine geschichte ein wenig eintönig ist. Du hast so gesehen nur von dem kleinen '"Quickie" in der Dusche berichtet und das Gespräch mit der freundin.Und mir ist aufgefallen das deine Wohung und alles hauptsächlich mit runtergeladenen Sachen ausgestattet ist. Vielleicht solltest du noch sagen wo du das gemacht hast.
    DEin SChreibstil ist jedoch super, aber vielleicht solltest du nicht so lange Texte machen wenn sie kürzer sind liest man sie flüssiger und einem wird nicht schnell langeweilig.
    Und die Bilder sind genial, aber ich würde die Hintergründe ganz unterschiedlich einrichten weiß auch nicht warum fiel mir nur so ein!

    [SIZE="1"]"Der perfekte Moment ist der, nach dem man das langersehnte endlich bekommen hat, in seinen Händen hält und sich dieses Triumphes bewusst ist. Das davor und danach zielt lediglich auf diesen Moment ab."
    [/SIZE]

  • So, das kann ich unmöglich unkommentiert stehen lassen und muss dem vorigen Eintrag widersprechen:
    Ich finde die Story kein bisschen eintönig (und selbst wenn, könntest Du ja nix dafür, Nikita, sondern eher die Fielding *g*), sondern immer noch sehr spannend und gut geschrieben.


    Und was ist jetzt eigentlich daran schlimm, für die Bilder Downloads zu benutzen? Manchmal braucht man so spezielle Objekte oder Kleidungsstücke, die im Spiel einfach nicht vorhanden sind... Andere werden u.U. dafür kritisiert, dass sie KEINE Downloads auf den Bildern haben, mit der Begründung, dass sei ohne DLs so langweilig oder so. (Ich hatte jetzt bei FOM auch fast keine Downloads, bei der nächsten Story wirds einige geben - aber letztlich kommt es doch auf die Story an sich an und darauf, dass die Bilder halbwegs zum Text passen, oder?)


    Gerade die "langen" Texte (so lang find ich die diesmal auch gar nicht) zu den Bildern sind doch toll. Ich persönlich finde nichts langweiliger als wenn nur zwei Sätze pro Bild da stehen... Klar, wenn man längere Dialoge hat, ähneln sich auch mal die Bilder, weil die Personen halt nur mit wechselnden Gesichtsausdrücken da stehen / sitzen / liegen und nicht wirklich "Action" zu sehen ist, da muss man halt mit verschiedenen Perspektiven arbeiten etc. Und genau das kriegt Nikita doch ziemlich gut hin!


    Vielleicht sollte ich mal so langsam auf den Inhalt eingehen: Arme Susan, die erst eine Freundin fragen muss, ob sie denn nun eine Affäre mit ihrem Chef eingehen sollte - kennt sie sich selbst nicht gut genug, um zu wissen, dass das nur in einem Desaster enden kann? Respekt vor Vicki, die genau richtig reagiert hat!
    Und der kleine Hinweis auf Chris bzw. wie es da weiterging in der Zwischenzeit: wundert mich gar nicht, dass die Kinder bei Tony bleiben wollen, für die war er ja immer der liebe Dad, und sie haben von klein auf nichts anderes mitbekommen als dass ihre Mutter zu nix taugt außer vielleicht als "Putze"... Traurig, und sicher schlimm für Chris, aber irgendwie denke ich auf die Dauer ist es besser und sie wäre mit drei Kindern, die sie nicht respektieren, eh nicht klargekommen!

    [CENTER][SIZE="3"][COLOR="darkred"]:jeah[FONT="Comic Sans MS"]We are the Winners... of Eurovision[/FONT]:jeah [/COLOR][/SIZE][/CENTER]
    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]

  • menno jetzt ist mir ginnieW zuvor gekommen, egal.. :D


    @ °Armani Girl° : meiner meinung nach ist die story rein gar nicht eintönig. ich finde in der story werden einige ernste probleme angesprochen.
    eine frau wird von ihrem mann geprügelt und gedemütigt, die andere steht im konflikt zu sich selbst,..
    ich finde die story sehr interessant.
    außerdem kann man nicht jede fortsetzung aufregend gestalten. es gibt nunmal auch in einer story teile, die vllt. nicht so interessant sind. (wobei ich bisher keinen einzigen teil uninteressant fande)
    außerdem, wie GinnieW schon sagte, ist das ein roman von joy fielding und nicht von nikita selbst.


    sieh dich doch mal in anderen storys um. (so gut wie) jeder benutzt downloads. was ist daran denn bitte schlimm? :D


    möchte dich hiermit nicht angreifen, aber das wollte ich einfach mal sagen.



    ui, vickis reaktion hat mich jetzt doch schon etwas überrascht. aber anderseits war es auch klars dass sie susan abrät. sie hat ein schlechtes gewissen und möchte nicht, dass ihre freundin das gleiche erlebt.. gute reaktion :up xD


    was ich nicht ganz verstehe.. kapieren die kinder von chris und tony wirklich nicht, was sie für einen schrecklichen vater haben? die müssen das doch irgendwann mal mitbekommen haben. find ich der hammer, dass sie bei ihm bleiben wollen. aber ok.. er hat ihnen ein leben lang den lieben daddy vorgespielt..
    aber ob er ihnen vllt. noch etwas antun wird?? dem monster traue ich alles zu.


    wie geht es eigtl. chris und barbara? :D


    tolle fortsetzung ;)
    mach bald weiter!

  • Also ich finde Vicky's Ratschlag einfach ganz großartig - genau für sowas braucht man eine gute Freundin. Ich denke auch, dass Susan eine Affäre mit diesem ominösen Mann, der KEINESFALLS ihr Chef sein kann ;), bereut hätte, außerdem ist Owen so ein süßer Kerl, dem darf man das nicht antun. Und irgendwem muss die Ehe ja noch heilig sein *g*.


    Und gut, dass Vicky mit dem Kerl Schluss gemacht hat, bevor er es tun konnte - Männer....!


    LG, Smeagol

    [center]
    Kähähä!
    [/center]

  • So,nu melde ich mich auch zu Wort!

    Danke für das Kompliment,Nikita! Ich freu mich,wenn dir meine Kommis gefallen! :)

    Ich glaube,ich brauche den Kommentaren über mir kaum noch was hinzufügen,zumindest was den eher negativen Beitrag von Armani Girl angeht. Das Einzige,das ich dazu noch sagen möchte: Wenn das deine Meinung ist, okay. Aber das nächste Mal lies die Story mal genauer, dann merkst du vielleicht,dass es mehrere Personen sind,die die Hauptfiguren in diesem Buch darstellen und nicht bloß eine Einzige! Ansonsten habe ich nichts hinzuzufügen!

    Nun aber zum Inhalt:
    DAS ist Freundschaft! Durch und durch!! Sie verstehen einander, sie können sich nichts vormachen und sind ehrlich zueinander. Mehr kann man sich nicht wünschen. Ich glaube, insgeheim WOLLTE Susan,dass Vicky ihr die "Erlaubnis" nicht gibt, um bestätigt zu kriegen,dass es falsch ist und sie sich dadurch einfach ihr Leben zerstört! Es ist nicht einfach,immer brav zu sein und immer artig zu sein..*spricht aus Erfahrung* Aber es ist gut,dass Vicky ihr quasi sagt,wer "Susan" wirklich ist,was sie nicht ist und sie in die Schranken weist. Eine solche Freundin zu haben,ist seeeehr wertvoll. Ich finde es sehr süß,als Vicky Susan als ihre "Heldin" bezeichnet. Susan verkörpert das, was Vicky nie war und vielleicht wäre sie gern so diszipliniert und treu und (eigentlich) glücklich wie Susan es in ihren Augen ist und sie will dieses Bild,das sie von Susan hat,nicht zerstören. Okay,okay.. Ich interpretiere schon wieder zuviel..*gg*
    Susan wird keine Affäre eingehen, ich appelliere an ihr Vertrauen in ihre Freundinnen!!!!

    Zu Inas Frage:
    kapieren die kinder von chris und tony wirklich nicht, was sie für einen schrecklichen vater haben?
    Ich denke, die Kinder wollen nicht sehen,dass der Vater Chris so fertig macht. Sie tragen ja auch die "gewaltätigen" Gene des Vaters und besitzen sicherlich auch ein gewisses Maß an Gewaltpotenzial in sich. Bei dem Jungen kann sich das wohl eher durchsetzen als bei dem Mädchen. Er sieht seinem Vater einfach viel ähnlicher. Das Mädel ist wohl eher davon überzeugt,dass ihre Mutter eine Versagerin ist und sie will nichts von ihr wissen.
    Es sind einfach nicht "Chris" Kinder, sondern "Tonys" Kinder.. Sie sind eher nach Tony erzogen worden,weil sich Chris nicht durchsetzen kann... So würde ich mir das erklären.. Etwas lückenhaft,ich glaube aber,du verstehst mich.. :D

    Sooo.. Das wärs erstmal von mir. Deine Bilder, Nikita, sind wirklich schön geworden und ich freue mich schon sehr auf die nächste FS von dir! :kuss

    Liebe Grüße,

    Sunnivah

    PS: :rosen an alle die wollen... ;)

  • Achja, das hat Vicky echt gut gemacht :applaus Ein Hoch auf Vicky :gewonnen Nein wirklich, das war ein guter Ratschlag.
    Hoffentlich wird Susan ihn auch befolgen, denn das brave Mädchen passt
    besser zu ihr ;) Vicky hätte das auch nicht tun sollen, ihr Mann wird davon
    bestimmt was mitkriegen und dann ist auch diese Ehe gescheitert. Mal gucken
    was noch so kommt, bin echt gespannt!!!


    LG Simplayer_w


    [SIZE=1][SIZE=4][SIZE=2] :yeah :kitarre LinkinPark ever:kitarre:yeah !!!!!![/SIZE][/SIZE][/SIZE]


    [SIZE="3"][SIZE=4]Viele Grüße an das Forum[/SIZE] :wink[/SIZE]


    [SIZE=3]Meine 1. Fotostory(Beendet)[/SIZE]
    [SIZE=2]Das hässliche Entlein [/SIZE]
    [SIZE=3]Meine 2. Fotostory (Abgebrochen)[/SIZE]
    [SIZE=2]Höllische Nachbarn[/SIZE]

  • Hi Nikita!!


    *mich herschleich und wieder mal eine Kommi schreib*
    Eine ... nein, einige wahnsinnig tolle Fortsetzungen! Ich hab sie regelrecht verschlungen und wirklich gern gelesen!
    Ich weiß irgendwie micht, was ich von den zwei Freundinnen halten soll. Einerseits denk ich mir, die dumme Kuh soll die Klappe halten und Susan ihr Vergnügen lassen, immerhin vögelt sie auch wild durch die Gegend...
    Andererseits hat sie vermutlich recht... Owen ist lieb und der Chef ist vielleicht ganz reizend, wie er sich an die unscheinbare Susan heranmacht, aber irgendwie hab ich das Gefühl, da ist was im Busch... Und ich denk Susan würd sich nur selbst andauernd Vorwürfe machen... Und wirklich dann die Ehe ruinieren.


    Ich freu mich schon auf den nächsten Teil *knuffz*



    Katt

    [SIZE=3][CENTER] [/CENTER] [/SIZE]


    [CENTER][SIZE=2]Ganz wahnsinnig doll liebe Grüße :liebe an
    Donnibärchen, Smeagol, Nikita, Thiara, Sonja.due und ganz besonders an Santine19!!! [/SIZE][/CENTER]

  • erst mal ein kompliment zu der tollen fortsetzung
    aber ich hab mal ne frage hast du noch weitere bücher gelesen?nachdem ich das hier gelesen habe hab ich das als anregung empfunden und hab ein buch von ihr gekauft!Ich hab das Buch Schlaf nicht wenn es dunkel wird gelesen und fand es toll.ich weiß nicht ob du es auch gelesen hast aber wenn ja was hälst du von dem Buch??
    Heute Vormittag hab ich das Buch ,,Flieh,wenn du kannst'' bekommen werde es heute Abend anfangen.Bekommen werde ich auch noch ,,Lauf,Jane,Lauf''.
    Naja viele Grüße venusgirl und hoffe auf baldige Antwort!
    CU;) :rolleyes

  • Oh da hab ich ja noch gar nix geschrieben. Oje da hat Susan aber eine versaute Phase^^ Aber gut dass Vicki ihr abgeraten hat, man kann doch nicht einfach vom guten zum bösen Mädchen werden. Und sie würde es eh nur bereuen. Weiiiiter :D

  • Hallo meine Lieben :-)
    Sorry, sorry, sorry, dass ich sooo lange nicht weitergemacht habe. War mitten im Abschluss, den ich jetzt aber mit einem Schnitt von 2,0 in der Tasche hab.
    Ein ganz rieeeeeesengroßes Dankeschön geht an alle meine Leser und Kommentierer. Daselbe geht auch an alle, die mir PN's geschrieben und Karma gespendet haben. Danke! Hab mich wirklich sehr darüber gefreut.
    Und jetzt gehts auch endlich weiter und ich hab mir gedacht, diesen Teil widme ich Sunnivah, weil sie mich duch ihre PN wieder ermuntert hat, weiterzuschreiben.
    Es geht weiter mit Susan



    „Susan, ich hätte Sie gern in meinem Büro gesprochen, wenn Sie eine Minute Zeit haben“, sagte Peter Bassett, als er an ihrem Schreibtisch vorbeischlenderte.
    Susan nickte stumm, obwohl er bereits weg war. Er erwartet, dass du ihm folgst, dachte sie, unfähig, sich zu rühren. Sie hatte ihn die ganze Woche gemieden und darauf geachtet, dass sie nie allein waren, dass sie um neun ins Büro kam und um Punkt fünf wieder ging und in dieser Zeit immer unglaublich beschäftigt war. Keine Zeit für Mittagessen, Kaffeepausen oder heimliche Küsse in abgeschlossenen Konferenzzimmern. Oh Gott, was war bloß mit ihr los? Sie musste diese Gedanken verdrängen.



    Susan wand sich auf ihrem Stuhl hin und her und starrte auf die Arbeit, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelte. Wann hatte sie zuletzt seine zerkratzte Eichenholzplatte gesehen? Er sah schon fast aus wie der Fußboden in Ariels Zimmer. Es war einfach zu viel Kram und kein Platz, ihn zu verstauen, genau wie Ariel regelmäßig – und lautstark – behauptete. Vielleicht war sie ihrer älteren Tochter gegenüber zu unnachgiebig gewesen. Vielleicht sollte sie genauer darauf achten, was sie sagte. Brüllte, korrigierte Susan sich sofort und dachte, dass Peter die ganze Zeit auf sie wartete, sie möglicherweise sogar aus seinem Büro am Ende des Flures beobachtete.



    Vielleicht schreit Ariel dauernd, weil sie denkt, dass ich sie nicht höre, erkannte Susan.
    Vielleicht hat sie sogar Recht.
    Susan verdrehte die Augen, und ihr Blick fiel auf eine Spinne, die langsam über den oberen Rand des Raumteilers krabbelte, der ihren Arbeitsplatz von dem nächsten trennte. Es war eines jener täuschend zierlich aussehenden Exemplare, die Beine wie feine Silberfäden, die in abenteuerlichen Winkeln aus ihrem schwarzen, punktgroßen Körper ragten. Wie kommt es, dass sie nicht einfach einknicken?, fragte Susan sich, als sie den müßigen Weg des Insekts über die Trennwand verfolgte und sich vorstellte, wie eine Reihe winziger Muskeln die Spinne antrieben. Hatten Spinnen Gehirne, Gedanken und Gefühle?



    „Du entwickelst dich langsam auf den Bewusstseinsstand einer pubertierenden Schülerin zurück“, murmelte sie, während die Spinne auf der anderen Seite der Trennwand verschwand. Susan erkannte, dass sie versuchte, Zeit zu schinden. Was saß sie hier rum und sinnierte über das geheime Leben der Spinnen, während sie längst auf dem Weg in Peter Bassetts Büro sein sollte? „Kommen Sie in mein Büro, sagte die Spinne zu der Fliege“, murmelte sie.



    „Verzeihung“, ertönte eine Stimme vom Nachbarschreibtisch. „Hast du etwas gesagt?“
    Susan schüttelte den Kopf, bevor ihr klar wurde, dass Carrie sie nicht sehen konnte. „Nein. Tut mir Leid.“
    Carrie steckte ihren Kopf um die Ecke. Sie war fünfundzwanzig, bereits zweimal geschieden, und sah wegen eines Augenfehlers aus, als würde sie leicht schielen. „Alles in Ordnung?
    „Ja.“
    „Der große Mann auf dem Kriegspfad?“



    „Nichts, womit ich nicht umgehen könnte“, sagte Susan und fragte sich, ob das stimmte. „Achte auf die Spinne“, warnte sie, als Carrie sich an den Raumteiler lehnte.
    Ohne ihre Haltung zu ändern, hob Carrie den Arm und schlug mit der flachen Hand auf die Trennwand, sodass sie heftig hin und her schwankte. Dann öffnete sie stolz ihre Hand, deren Innenseiten von den Überresten der Spinne verziert war wie von einer Tätowierung. „Du auch“, sagte sie und war verschwunden.



    Susan atmete tief ein und versuchte, ein irrationales Gefühl der Empörung zu unterdrücken. Eben hatte das arme Vieh noch gelebt, und eine Sekunde später war es tot, bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht, dachte Susan melodramatisch und staunte über die Achtlosigkeit der Jugend. Haben sie denn keine Ahnung, wie kostbar das Leben ist? Hatte sie selbst in Carries Alter eine Ahnung davon gehabt?
    Außerdem brachte es Unglück, eine Spinne zu töten. Wenn man eine Spinne tötete, gab es Regen, hatte ihre Mutter immer gesagt.



    Susan blickte zu der Wand mit Fenstern, sah die schweren, dunklen Wolken, die sich auf einer Seite des Himmels zusammengeballt hatten, und spürte bereits, wie sie dräuend näher kamen. Die Natur als Spiegel des menschlichen Bewusstseins, fiel Susan eine Phrase aus einem ihrer Literaturseminare ein. Vermenschlichung der Natur, lautete der Fachbegriff, wenn sie sich recht erinnerte. Ihre Jahre an der Universität begannen bereits zu verschwimmen und ineinander zu fließen. Sie hatte schon so vieles vergessen. Und sie begann sich zu fragen: Welchen Sinn hatte es gehabt?


    Geht sofort weiter..


  • Nun hatte sie also einen Universitätsabschluss. Na toll. Konnte der etwa den unbarmherzig fortschreitenden Krebs ihrer Mutter aufhalten? Konnte er ihre ältere Tochter dazu bewegen, sie zu lieben? Konnte er sie davor bewahren, den größten Fehler ihres Lebens zu machen? Schade, dass an der Uni kein gesunder Menschenverstand gelehrt wurde, dachte sie, als das Telefon klingelte.



    „Hallo, Schatz“, hörte sie Owen sagen. „Erwische ich dich zu einem schlechten Zeitpunkt?“
    „Ist alles in Ordnung?“
    „Alles in Ordnung.“ Susan konnte sich sein gütiges Lächeln vorstellen. „Ed Frysinger hat gerade angerufen und gefragt, ob wir am Freitagabend Zeit haben, zum Essen zu kommen. Ich habe gesagt, ich würde dich fragen und mich wieder melden.“
    „Freitag klingt gut.“



    „Super. Dann sage ich ihm Bescheid.“
    „Okay, also bis später.“
    „Ich liebe dich.“
    „Ich liebe dich auch.“ Susan legte auf und vergrub den Kopf in den Händen.
    Das Telefon klingelte erneut.
    „Ich muss Sie sprechen“, knurrte Peter Bassett ihr ins Ohr. „Sofort“, fügte er hinzu, und dann war die Leitung tot.



    Susan stand zögernd auf und warf Carrie im Vorbeigehen ein dünnes Lächeln zu. Bevor sie das Ende des schmalen Korridors erreichte, zog sie den Stoff vom Ausschnitt etwas höher. Dann atmete sie erneut tief ein – das hatte sie mittlerweile so oft getan, dass ihr regelrecht schwindelig war -, straffte die Schultern und schritt auf Peter Bassetts Büro zu.



    Die Tür stand schon offen. Peter saß an seinem Schreibtisch und war scheinbar in irgendeine Lektüre vertieft. „Machen Sie die Tür zu“, wies er sie an, ohne aufzublicken, als hätte er keine Zeit für lange Vorreden.
    Susan räusperte sich, schloss die Tür und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sei nicht albern, ermahnte sie sich und zwang sich, ihren Vorgesetzten direkt anzusehen, obwohl der sie weiterhin ignorierte. Es gab keinen Grund zur Sorge. Nichts würde passieren. Nicht mitten am helllichten Nachmittag in einem von neugierigen Kollegen umringten Büro mit Glaswänden.



    „Sie machen mich verrückt, wissen Sie das?“, fragte er, sah sie jedoch weiterhin nicht an.
    Susans Atem stockte. Oh Gott, dachte sie und spürte das mittlerweile vertraute Kribbeln zwischen den Beinen.
    „Ich sitze hier schon den ganzen Tag und versuche zu arbeiten und kriege nichts erledigt, weil ich ständig an Sie denken muss.“ Er hob den Kopf und sah sie direkt an.
    Er ist nicht einmal besonders attraktiv, versuchte Susan sich einzureden. Er ist zu dünn und irgendwie vogelartig. Owen sieht eigentlich viel besser, freundlicher aus.



    Aber wann hatte Owen sie zum letzten Mal mit derart nackter Lust angesehen? Nackt, wiederholte Susan stumm und verfluchte ihren hyperaktiven Verstand.
    Peter Bassett sprang unvermittelt auf und drückte ihr einen Stapel Papiere in die Hand. „Folgen Sie mir“, befahl er und war aus der Tür, bevor sie fragen konnte, warum.



    Sie wusste, wohin sie gingen, noch bevor er ins Konferenzzimmer abbog. Bitte lass es besetzt sein, betete sie und wartete, während Peter anklopfte und die Tür öffnete. „Die Luft ist rein“, flüsterte er lachend und sagte dann so laut, dass alle in der Nähe es hören konnten: „Breiten Sie die Papiere einfach auf dem Tisch aus.“


    Sofort geht's weiter..


  • Susan legte die Papiere wie angewiesen auf dem Tisch aus, als sie hörte, wie hinter ihr die Tür zugezogen und abgeschlossen wurde.
    „Was machen Sie da?“
    „Ich dachte, Sie wollten…“



    „Du weißt, was ich will.“ Er stand plötzlich schwer atmend direkt hinter ihr. Susan spürte, wie sich sein Atem langsam um sie schlang und unsichtbare Samtbänder ihre Arme an den Körper fesselten. „Entspann dich“, flüsterte er, und seine Daumen fanden mit fachmännischem Griff die weichen Muskeln unter ihren Schulterblättern. „Versuch, dich zu entspannen.“ Seine Hände tasteten sich vor und legten sich auf ihre Brüste. Bevor sie protestieren konnte, waren sie bereits zu ihren Schenkeln weitergewandert und zerrten an ihrem Rock. Wollte er wirklich gleich hier mitten im Büro mit ihr schlafen? Und wollte sie das wirklich mitmachen?
    Tu’s nicht, hallte Vickis Stimme in ihrem Ohr.



    „Nicht“, hörte sie sich selbst flüstern, doch es klang selbst in ihren eigenen Ohren wenig überzeugend.
    „Ich möchte dich küssen“, sagte er, drehte sie um, während er mit den Händen weiter unter ihren Rock tastete und an ihrer Strumpfhose zerrte. Sein Mund fand ihren, und seine Zunge drängte sich zwischen ihre Lippen. „Ich möchte dich am ganzen Körper küssen.“
    Oh Scheiße, dachte Susan.
    Sei ein braves Mädchen, ermahnte Vicki sie.
    „Entspann dich“, sagte Peter heiser und nestelte am Reißverschluss seiner Hose.
    Geh nach Hause zu Owen.



    Owen, dachte Susan, und hörte seine Stimme am Telefon, die unschuldig Pläne für Freitagabend machten. Owen, den sie seit ihrer Schulzeit geliebt hatte. Ihre erste Liebe. Ihre einzige Liebe. Der gute, nette, aufmerksame Owen, der sie nie so betrügen würde wie sie in diesem Moment ihn. Hatte sie Männer, die ihre Frauen betrogen, nicht immer verachtet? Denk an Ron, erinnerte sie sich. Denk an die Hölle, die er Barbara zugemutet hat. Wollte sie das für ihre eigene Ehe? Vicki hatte Recht. Sie würde sich am nächsten Morgen hassen. Verdammt, sie hasste sich jetzt schon.



    „Nein“, hörte sie sich sagen. „Nein. Hören Sie auf.“ Susan wollte ihr Gesicht abwenden, doch Peter hing mit seinen Lippen störrisch an ihren. „Aufhören“, wiederholte sie und spuckte das Wort förmlich aus den Mundwinkel, weil es sonst keinen Raum hatte zu entweichen, doch er hörte noch immer nicht auf. Sie packte seine Hände und versuchte, sie wegzustoßen, doch er hielt sie fest. Wollte er sie zwingen zu schreien, bis er aufhörte?



    „Nein, hören Sie auf“, flehte Susan, schaffte es, sich loszureißen und ihn auf eine Armlänge Abstand zu halten.
    „Was ist los?“ Er sah sie verwirrt an und verzog den Mund.
    „Ich kann das nicht.“
    „Klar, kannst du.“ Wieder waren seine Hände überall, in ihren Haaren, auf ihren Brüsten und am Saum ihres Rockes. „Niemand wird reinkommen.“
    „Darum geht es nicht.“
    „Worum denn?“
    „Ich kann es einfach nicht.“ Susan stieß ihn mit solcher Wucht zurück, dass Peter das Gleichgewicht verlor und gegen die Tischkante knallte.



    Er starrte sie aus eiskalten Augen an. „Was für ein verdammtes Spiel spielen Sie, meine Dame?“
    „Es tut mir so Leid“, entschuldigte Susan sich und versuchte hektisch, ihre Kleidung zu ordnen. „Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Können wir nicht einfach vergessen, dass das Ganze passiert ist?“
    „Vergessen? Seit Monaten führen Sie mich an der Nase herum, und jetzt wollen Sie plötzlich alles vergessen?“
    „Es tut mir Leid.“


    Geht noch weiter..