Wie eine außer Kontrolle geratene Dampflokomotive, dachte Barbara und ließ sich auf der Suche nach einer bequemen Position in die Kissen zurückfallen, weil sie in nächster Zeit offensichtlich nirgendwohin gehen würde. Sie überlegte, ob sie sich vom Bett abstoßen sollte, und stellte sich den jungen Mann an ihren Leib geklammert vor wie einen Hund an einem Hosenbein. Ich könnte jede sein, erkannte sie und fühlte sich nicht mehr geschmeichelt, sondern verzweifelt.
Für Kevin existierte sie genauso wenig wie für Ron, Dr. Steeves oder ihrethalben auch Saddam Hussein. Sie war in der Unterwelt der Verstoßenen und Abgelegten verschwunden, einer nebligen Arena bevölkert von Frauen jenseits der vierzig, die wie Statisten in einem Film funktionieren, die Szene füllten und Raum einnahmen, ohne von den Hauptpersonen abzulenken. Ein verschwommener Hintergrund, möglicherweise sogar attraktiv, aber eben verschwommen.
Über ihr rammelte Kevin mit geschlossenen Augen weiter.
Er sieht mich gar nicht, dachte Barbara, schloss ebenfalls die Augen und ging im Kopf die Erledigungen und Besorgungen des kommenden Tages durch. Tracey würde nach dem Wochenende bei Ron gegen drei Uhr zurückkommen. Wahrscheinlich sollte sie ein paar Lebensmittel kaufen und ein bisschen aufräumen, Tracey vielleicht sogar zum Abendessen ihr Lieblingsgericht, Makkaroni mit Käse, kochen, bevor sie nach Indian Hill fahren würde, um sich Kirsten Latimers Auftritt bei der Schulaufführung von Oliver! anzusehen.
Nein, dachte Barbara, als sie ihre Beine um Kevins festen kleinen Hintern schlang, sie würde mit Tracey schön essen gehen und es ihrem guten alten Dad in Rechnung stellen. Der räudige Ron, dachte sie und stieß ihr Becken heftig nach oben. Nimm das, du Schwein. Und das. Und das.
In diesem Augenblick schrie Kevin, von der unerwarteten Wildheit ihrer Stöße möglicherweise kalt erwischt, laut auf, erstarrte, als wolle er abheben, und brach dann plötzlich über ihr zusammen wie eine Marionette, deren Fäden ohne jede Vorwarnung abgeschnitten worden waren. „Wow“, sagte er, und sein Körper glänzte von selbstzufriedenem Schweiß. „Das war unglaublich. Du bist echt eine Nummer für sich, weißt du das?“
Barbara lächelte. Eine durchaus passende Beschreibung, dachte sie, als das zunehmend vertraute Gefühl von Distanziertheit sie umhüllte wie feiner Dunst. Sie war ein Fremdkörper geworden, sogar für sich selbst.
Anders als die anderen.
Eine Nummer für sich.
Ich freu mich schon auf eure Kommentare :kiss
Liebe Grüße
Eure Nikita