Grand Avenue


  • „Hallo, alle miteinander, seht mal, wer hier ist“, verkündete sie der kleinen Versammlung auf der Terrasse. Alle drehten sich um und begrüßten sie herzlich.
    Meine Freunde, dachte Chris dankbar und wollte sie an sich ziehen und nie wieder loslassen. Meine wundervollen, lieben Freunde: Susan und Owen, sonnengebräunt und lächelnd, die Arme umeinander gelegt; Barbara und Ron, hoch gewachsen und schick, Barbaras Lippenstift perfekt auf Rons Hemd abgestimmt; und Jeremy Latimer, der mit lässiger Eleganz den Derwisch anlächelte, der seine Frau war.



    „Hallo, Fremde“, sagte Susan und streckte Chris beide Arme entgegen. „Kaum zu glauben, dass wir in derselben Straße wohnen und den weiten Weg bis hierher kommen mussten, um euch zu sehen.“
    „Es ist viel zu lange her“, sagte Owen und schüttelte Tony die Hand.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Susan.



    „Sie hat ihre Haare abgeschnitten!“, quiekte Barbara, balancierte auf Chris zu und nahm sie fest in den Arm. „Wann hast du das denn getan?“
    Chris verzog das Gesicht, als Barbaras Arm auf einen frischen Bluterguss an ihrem unteren Rücken drückte.



    „Wie ich sehe, kann man gratulieren.“ Tony wandte sich an Chris. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass Barbara in froher Erwartung ist?“
    Die ganze Runde hielt den Atem an.
    „Was?“, fragte Barbara.
    „Wovon redest du?“, fragte ihr Mann.
    „Ich bin nicht schwanger.“



    „Oh, tut mir Leid“, sagte Tony rasch. „Ich hatte bloß gedacht…“ Seine Hände beschrieben einen Halbkreis in Bauchhöhe.
    „Das ist die Bluse.“ In Barbaras großen braunen Augen schimmerten Tränen, während sie an der Vorderseite ihres Oberteils zerrte. „Ich hätte sie wohl doch besser in die Hose stecken sollen.“ Sie zupfte eine imaginäre Fluse vom Schenkel ihrer Hose und fixierte den Boden der Terrasse.



    „Es tut mir wirklich Leid“, wiederholte Tony, doch Chris sah das Blitzen in seinen Augen und war sich nicht so sicher.
    „Wie läuft’s?“, fragte Ron.
    „Es lief noch nie besser“, erwiderte Tony.
    „Ich nehme an, der kleine Bursche ist Rory.“
    „Rowdy“, verbesserte Tony ihn.
    „Rowdy. Ja, richtig. Montana, Wyatt und Rowdy. Wirklich interessante Namen.“



    „Die Namen waren Tonys Ideen. Er ist der Phantasievolle“, sagte Chris und versuchte zu lächeln. „Ich hätte sie Anne, William und Robert genannt.“
    „Hast du das gehört, Montana?“, fragte Tony. „Mami hätte es lieber, wenn du einen langweiligen Namen wie Anne hättest.“ Das verkniffene Gesicht des Kindes spiegelte die Miene ihres Vaters wider.



    „Nun, ich hoffe, die Kinder haben ihre Badesachen mitgebracht“, sagte Jeremy Latimer mit einem Blick auf den riesigen Swimmingpool, der einen großen Teil des Gartens einnahm. Die anderen Kinder – Kirsten, Josh, Ariel, Whitney und Tracey – plantschten bereits fröhlich im Wasser und hüpften unter den wachsamen Augen der Haushälterin und Kinderfrau der Latimers von einem Sprungbrett.


    Es geht immer noch weiter ;-)


  • „Oh nein, ich habe die Badesachen vergessen“, sagte Chris mit Panik in der Stimme.
    „Du hast was?“, wollte Montana wissen.
    „Du großer Dummi!“ Wyatt schubste seine Mutter.
    „Hör auf“, sagte Chris und blickte Hilfe suchend zu Tony.
    Wyatt stieß sein bellendes, hustendes Lachen aus. „Dummi-Mami“, sagte er und noch einmal: „Dummi-Mami!“
    „Okay, Wyatt, das reicht“, befahl Tony, und der Junge verstummte augenblicklich.



    „Ich denke, wir haben noch ein paar Sachen, die euch passen müssten“, bot Jeremy Latimer rasch an. „Maya“, rief er einer seiner Angestellten zu, die um einen langen Essenstisch standen, der auf einer Seite der Terrasse aufgebaut worden war. „Können Sie die Kinder mit hineinnehmen und Badesachen für sie heraussuchen?“



    Die junge Frau warf ihr Haar über die Schulter und kam auf die Kinder zu. Chris registrierte das verstohlene Lächeln, das das Mädchen mit Barbaras Mann tauschte, während sie Rowdy auf den Arm nahm und die Kinder zurück ins Haus führte. „Dummi-Mami!“, sang Rowdy fröhlich vor sich hin. „Dummi-Mami!“



    Chris stand mit einem künstlichen Lächeln im Gesicht da, als wären ihre Lippen aus Wachs. Das ist deine eigene Schuld, verdammt noch mal, sagte sie sich. Vicki hat dich extra gebeten, Badesachen mitzubringen. Wenn du nicht so dumm wärst, wäre das nicht passiert. Wyatt hat Recht. Du bist ein Dummerchen. Dummi-Mami. Dummi-Mami. Heul jetzt nicht, Dummi-Mami! Wag es bloß nicht zu heulen. „Und wie gefällt euch das Leben auf dem Land?“, fragte sie mit einer Stimme, die sie kaum als ihre eigene erkannte.



    „Es ist herrlich“, kam Jeremy Latimers prompte Antwort.
    „Und nur fünfundzwanzig Minuten bis ins Büro“, sagte Vicki.
    „Wie viele Hektar Land habt ihr denn hier?“, fragte Tony, nahm eine Flasche Bier aus einer Kühlbox in der Nähe und trank sie in einem großen Schluck fast halb leer.
    „Zwei Komma irgendwas“, sagte Jeremy. „Frag mich nicht nach Flächenmaßen. Die kann ich mir nie merken.“


    Nur noch ein Teil....


  • „Das Haus hat knapp tausend Quadratmeter“, fuhr Vicki für ihren Mann fort. „Vierzehn Zimmer, sechs Schlafzimmer, fünfeinhalb Bäder und eine separate Schlafzimmersuite im Erdgeschoss. Komm, Chris, ich führ dich herum.“ Sie packte Chris’ Hand und zerrte sie in Richtung Terrassentür.



    „Ich komme mit“, sagte Barbara.
    „Wartet auf mich“, sagte Susan.
    Tony leerte seine Bierflasche. „Ich glaube, ich komme auch mit.“
    „Tut mir Leid“, erwiderte Vicki rasch. „Die Führung ist nur für Mädchen. Jeremy kann dir das Haus später zeigen.“



    „Entspann dich“, sagte Owen, drückte Tony ein frisches Bier in die Hand und führte ihn zu einer Reihe Liegestühle. „Erzähl uns, was du in letzter Zeit so getrieben hast. Ich habe gehört, du willst aus der Werbung aussteigen.“



    Chris spürte, wie Tonys Augen ein großes Loch in den Rücken ihres T-Shirts brannten, während sie sich von Vicki und den anderen ins Haus ziehen ließ. „Küche“, sagte Vicki und deutete eine Handbewegung an, bevor sie zielstrebig von einem Zimmer zum nächsten marschierte. „Esszimmer. Wohnzimmer. Jagdzimmer, was immer das sein soll.“



    Sie schob Chris in die Schlafzimmersuite und zog die mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Doppeltür hinter sich zu. „Und, was ist los?“, fragte sie Chris, während Susan und Barbara sich schützend um sie scharten.


    Ich weiß, es ist wiedermal fies von mir, hier aufzuhören, aber jetzt könnt ihr alle rätseln wie es weiter geht ;)
    Freu mich wahnsinnig auf eure Kommentare!
    Liebe Grüße
    Eure Nikita :witch

  • waaaaaaaahhhh es geht weiter!! :hohü :hohü :seelove :einschenk
    und es is schon wieder aus -.-' genau an der stelle tztztztztztz... uns so warten zu lassen *gg* aber es ist ~~~natürlich~~~ wieder super spannend auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob chris ihnen wirklich sagt,was sache ist.. :misstrau
    lg

    [CENTER]~~~~[/Center]





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  • Schön wieder eine Fortsetzung von dir zu lesen!!!!
    Mensch, Tony hat die Kinder ja schön auf seine Seite gebracht, was? Also wenn ich ein Kind hätte, das würde ja nur einmal Dummi-Mami zu mir sagen!
    Und ich finde, dass Chirs richtig schlecht aussieht. Die kurzen Haare hat sie bestimmt nicht freiwillig. Kann es sein, dass sie wieder schwanger ist? Ich meine, weil sie doch sagt das sie müde ist und das der Fleck auf ihren Shirt vielleicht Erbrochenes sein kann ?!
    Ich muss mich wohl gedulden und auf die nächste Fortsetzung warten, was?


    Freu mich schon
    Thiara

    [CENTER][COLOR="DarkOrchid"]Du bist das Beste, was mir je passiert ist
    es tut so gut wie Du mich liebst
    vergess den Rest der Welt
    wenn Du bei mir bist
    Du bist das Beste, was mir je passiert ist
    es tut so gut wie Du mich liebst
    ich sag's Dir viel zu selten
    es schön das es Dich gibt[/COLOR][/CENTER]

  • Ja, wie gehts den weiter? *lol*
    Das is jetzt 2Jahre später, oder wie?
    Aber auf jeden Fall gefällts mir.

    [center][center]Dass die erste Liebe die größte war, merkt man erst bei der zweiten.[/center][/center]


    [center][/center]

  • ich glaube nicht das sie schwanger ist.. ich vermute, sie hat sich- dank tony- mal wieder verletzt. sie hat doch eine wunde am rücken wenn ich mich nicht täusch?.. der hat sie bestimmt geschlagen..
    und die haare?.. wenn ihr mich fragt, könnte ich mir vorstellen, das da auch mal wieder tony im spiel ist.. vor allem, weil sie beinahe geweint hätte, als sie von vicki begutachtet wurde.. also freiwillig hat sie ihre haare zu 100% nicht abgeschnitten..
    ui ja, mir ist auch aufgefallen, das sie abgenommen hat, die hatte doch sonst bisschen mehr auf den hüften oder..? ^^
    hmm.. sehr komisch ^^
    also tony kotzt mich in jeder fs mehr an ^^
    hoffentlich wird chris ihren freundinnen jetzt endlich das mal erzählen..
    mach schnell weiter!!! *aufgeregt ist*

  • Oh, dieser blöde Tony-Kerl, der sie nicht mal alleine weggehen lässt, obwohl sie eh viel zu verängstigt ist, irgendwas zu sagen. Aber man kann ja hoffen und beten, dass Chris diesmal über ihren Schatten springt und den Mädels berichtet, was sie für einen feinen Gatten hat (was ich aber leider nicht glaube...).
    Auf jeden Fall hoffe ich, dass es schnell weitergeht (weil ich gleich vor Spannung platze), und sage dir wie immer, das deine Bilder natürlich das Feinste vom Feinen sind ;).
    LG, Smeagol

    [center]
    Kähähä!
    [/center]

  • ES GEHT WEEEEEEEEEEEEEITER! -kreisch- xD
    Juhuu!
    Genial wie immer! -freu-
    Und auch gemein wie immer! ;)
    Da sind soo wahnsinnig viele Fragen, die wir gerne beantwortet haben hätten.
    Wann geht es weiter?! :D
    Ich kann es kaum abwarten- und schätze, dass ich für viele andere hier mitspreche! ^^

    [center][SIZE=1]Ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, Geduld zu haben, gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen
    und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben, [...] wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
    Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können ... es handelt sich darum, alles zu leben.
    Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein. [/SIZE]

    [SIZE=1]R. M. Rilke[/SIZE]
    [/center]

  • Oh, ich werd noch mal wahnsinnig!
    musst du das immer mit Absicht machen? ;)
    Bitte spann uns diesmal wenigstens nicht wieder so lange auf die Folter, ok?
    Ich kann mir denken, dass der Abschnitt ziemlich lange gedauert hat. Wahrscheinlich lag es am Haus, an dem du so lange rumgebaut hast, oder? bei 6 Schlafzimmern, 5 1/2 Bädern etc. ...
    Aber es ist dir echt mal wieder gelungen!


    Dieser Tony hat echt nen Schuss im Sender. Es ist ja wohl das allerletzte, wenn ich meine Frau auch noch vor ihren Kindern schlecht mache. Bzw. wenn man es schafft, dass die Kinder über die Mutter herziehen. Das ist echt schlimm.
    Und ich dachte schon, es wäre schlimm, wenn Kinder gar keine Erziehung hätten. Aber das? *kopfschüttel*

    [center]Tanze als würde Dich keiner beobachten. Singe als würde es keiner hören. Liebe als wärest Du niemals verletzt worden!
    [/center]


  • Darf ich sagen warum Chris kurze Haare hat???


    Sie hat sie weil - AAAAARGGG!!! Nein, ich sags doch nicht. *lol*
    Ich bin nicht so fies!


    Aber wenn ich Chris wäre, hätte es mich schon zusammen geklappt. Nicht nur wegen den Schlägen, sondern weil ihre Kinder so mies behandeln. Und das auch nur wegen den Tony. Dem :snif


    Liebe Grüße + Hab euch lieb!


    Moorvampana

    [CENTER]Viele die leben, verdienen den Tod.
    Und manche, die sterben verdienen das Leben.
    Kannst du es ihnen geben?
    Dann sei auch nicht so rasch
    mit einem Todesurteil bei der Hand.
    Denn selbst die ganz Weisen können nicht
    alle Absichten erkennen.

    by Gandalf [/CENTER]
    [RIGHT][/RIGHT]

  • Das war mal wieder einfach super :supi
    Trotzdem fies an so einer spannenden Stelle auf zu hören :)


    LG Simplayer_w


    [SIZE=1][SIZE=4][SIZE=2] :yeah :kitarre LinkinPark ever:kitarre:yeah !!!!!![/SIZE][/SIZE][/SIZE]


    [SIZE="3"][SIZE=4]Viele Grüße an das Forum[/SIZE] :wink[/SIZE]


    [SIZE=3]Meine 1. Fotostory(Beendet)[/SIZE]
    [SIZE=2]Das hässliche Entlein [/SIZE]
    [SIZE=3]Meine 2. Fotostory (Abgebrochen)[/SIZE]
    [SIZE=2]Höllische Nachbarn[/SIZE]

  • Hallo ihr Süßen,
    heute geht es wieder weiter. Vielen Dank für die lieben Kommentare!
    @Sunnysim - Ob Chris ihren Freundinnen etwas sagst, erfährst du in dieser Fortsetzung ;-)
    Thiara - Nö, schwanger ist sie nicht ;-) Obwohls Tony zuzutrauen wäre, dass er ihr noch ein viertes Kind andreht.
    Lionimaus - Ja, genau. Das ist zwei Jahre später
    ina - Deine Vermutung ist vollkommen richtig :-)
    @Smeagol - Ja, das wollen wir hoffen ;-)
    @Federwolke - Einige Fragen werden heute beantwortet :-)
    DawnAngel - Bitte nicht wahnsinnig werden .. Es geht ja schon weiter. Aber eins muss man Tony lassen - er liebt seine Kinder und kümmert sich um sie.
    Moorvampana - Mensch, du hast mir einen Schrecken eingejagt ;-) *dir schnell den Mund zuhalt*
    Simplayer_w - Hehe, die Lisa Plenzke hört auch immer an der spannendsten Stelle auf *lol*



    Chris blickte nervös durch die Fenster zur Terrasse und sah, dass Tony sich trotz Owens wiederholter Aufforderung nicht hingesetzt hatte, sondern nervös vor den Liegestühlen auf und ab lief. „Was soll das heißen? Nichts ist los.“
    „Du bist ein Nervenbündel“, sagte Susan. „Sieh dich doch an. Du zitterst ja.“



    „Ich bin bloß ein bisschen müde. Ihr wisst ja – drei Kinder und nur zwei Hände.“
    „Du siehst nicht besonders aus“, stellte Barbara fest.
    „Sie hat abgenommen“, sagte Vicki zu den anderen.
    „Das liegt an den Haaren“, beharrte Chris, während ihr Blick nervös zwischen den Frauen und dem Fenster hin und her zuckte. „Ich hätte es mir nie abschneiden sollen.“



    „Nun, der Schnitt ist wirklich nicht besonders vorteilhaft.“ Barbara begutachtete Chris’ unterschiedlich lange Haarsträhnen. „Zu wem bist du denn gegangen?“
    Chris hielt die Luft an und sagte nichts.
    „Chris?“
    Tränen schossen in Chris’ Augen. Sofort senkte sie den Blick auf den Teppich und weigerte sich aufzuschauen.



    „Chris, rede mit uns“, sagte Susan. „Du kannst doch nicht einfach immer weiter behaupten, es wäre nichts. Lass dir doch helfen.“
    Chris sagte nichts. Mir kann keiner helfen, dachte sie. „Ich sollte wirklich wieder zurück zu den anderen gehen.“
    „Rede mit uns“, wiederholte Susan.
    „Ich kann nicht.“



    „Hör mal“, versuchte Susan ihr auf die Sprünge zu helfen, „es ist uns allen schon sehr lange klar, dass ihr beide, Tony und du, ernste Probleme habt. Wenn du ihn vielleicht davon überzeugen könntest, zu einer Eheberatung zu gehen…“
    Chris spürte, wie ihr Körper unwillkürlich auf und ab zu wippen und ihre Hände zu zittern begannen. Ihre Knie wurden weich, sodass sie nur mit Mühe das Gleichgewicht halten konnte. Ihre Scham drohte überzufließen, aus ihr herauszubrechen wie Lava aus einem Vulkan und sie konnte nichts dagegen tun. „Oh Gott.“



    „Chris, was ist los?“
    „Ihr versteht das nicht.“
    „Was denn, Chris? Sag es uns. Was verstehen wir nicht?“
    „Er hat es getan.“ Gott im Himmel, sie hatte es gesagt.
    „Was? Wer hat was getan?“
    „Tony.“ Ihr Geheimnis war gelüftet. Es hatte einen Namen.
    „Was hat Tony getan?“, wollte Vicki wissen.
    „Meine Haare.“ Ein lang gezogenes Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Konnte sie es ihnen erzählen? Konnte sie ihnen alles erzählen?



    Einen Moment lang herrschte vollkommenes Schweigen.
    „Tony hat deine Haare abgeschnitten?“, fragte Barbara dann ungläubig.
    „Was soll das heißen, er hat deine Haare abgeschnitten?“, fragte Susan leise. Und dann noch einmal noch leiser: „Was soll das heißen, er hat deine Haare abgeschnitten?“



    „Letzten Samstag sind wir mit den Kindern zum Kenwood Towne Centre gefahren. Wir sind an einem Frisörsalon vorbeigegangen, und ich habe durchs Fenster dieses Mädchen gesehen, das sich die Haare ganz kurz hat schneiden lassen. Ich habe irgendetwas gesagt wie: ‚Ich wünschte, ich hätte auch den Mut, das zu tun.’“ Chris unterbrach ihre leblose Aufzählung von Fakten, schluckte und hatte Mühe fortzufahren. „Alles war in Ordnung. Wir sind weitergegangen, haben den Kindern ein Eis gekauft. Ich dachte, dass wir einen richtig netten Ausflug hatten.“ Wieder hielt sie inne. Was um Himmels willen war mit ihr los? Wie kam sie darauf, dass sie das Recht hatte, sich zu amüsieren?


    Sofort geht's weiter


  • „Was ist dann passiert, Chris?“, fragte Susan.
    „Wir sind nach Hause gefahren, ich habe Abendessen gekocht und die Kinder bettfertig gemacht. Danach bin ich selber ins Bett gegangen, um fernzusehen.“ Ein ängstliches Wimmern schlich sich in ihre Stimme, als sie nach Worten suchte, um den folgenden Albtraum zu beschreiben. „Tony kam rein, und ich habe gleich gesehen, dass er über irgendwas wütend war, aber ich wusste nicht, weswegen. Er fing an, vor dem Fernseher auf und ab zu laufen.“



    „Ich habe ihn gefragt, was los ist, und er meinte, ich wüsste ganz genau, was los ist. Ich sagte, nein, ich hätte keine Ahnung, und er meinte: ‚Glaubst du, es gefällt mir, wenn meine Frau mit anderen Typen flirtet, während ich daneben stehe.’ Ich sagte: ‚Ich weiß nicht, wovon du redest’, und er sagte: ‚Meinst du, ich hätte nicht mitgekriegt, wie du mit dem Frisör in dem Einkaufszentrum heimliche Blicke getauscht hast?’ Und ich sagte noch einmal: ‚Wovon redest du überhaupt? Ich habe bloß zugesehen, wie er dem Mädchen die Haare geschnitten hat. Doch er wollte mir nicht glauben.“



    „Er sagte immer wieder, ich hätte ihn zum Narren gemacht, jeder hätte mitbekommen, wie ich diesem Typ schöne Augen gemacht und wie er mich angesehen hätte. Ich sagte, nein, der Typ hat nicht mal mitgekriegt, dass ich da war, außerdem wäre er wahrscheinlich sowieso schwul, und ich hätte mich nur für die Frisur interessiert. Da hat Tony meinen Pferdeschwanz gepackt und mich an den Haaren aus dem Bett gezerrt.“



    „Ich habe ihn angefleht, er soll aufhören, und er hat mir gesagt, ich soll still sein, sonst würde ich die Kinder wecken. Also habe ich versucht, still zu sein und ihm keinen Widerstand zu leisten. Ich dachte, wenn der ganze verrückte Mist aus ihm raus ist, wird er sich wieder beruhigen und einsehen, dass er sich albern verhält. Ich habe den Typ nicht mal angeguckt.“



    „Natürlich nicht“, sagte Susan.
    „Du musst dich uns gegenüber nicht rechtfertigen“, erklärte Barbara Chris.
    „Du hättest dem Wichser in die Eier treten sollen“, meinte Vicki.
    „Und dann hat er es getan?“, fragte Susan. „Dann hat er dir die Haare abgeschnitten?“



    „Er hat mich ins Bad gezerrt und angefangen, die Schubladen aufzureißen, als würde er etwas suchen, und ist immer wütender geworden, weil er es zunächst nicht gefunden hat. Dabei hat er die ganze Zeit meinen Pferdeschwanz gepackt und meinen Kopf nach unten gedrückt, sodass ich vornübergebeugt stand und nicht sehen konnte, was er machte. Dann habe ich plötzlich das Geräusch gehört und zuerst nicht gewusst, was es war, bis ich erkannte, dass es eine Schere war, mit der er in die Luft schnippte. Ich habe ihn gefragt: ‚Was machst du?’ Und er hat gesagt: ‚Du magst kurze Haare? Du möchtest eine neue Frisur? Ich kann dir die Haare schneiden.’ Ich habe laut Nein geschrien, und er hat mich angebrüllt, ich soll den Mund halten, weil die Kinder sonst aufwachen. Plötzlich habe ich einen entsetzlichen Ruck an meinem Kopf gespürt, das schreckliche Schnippen der Schere gehört und Haare gesehen, die an meinen Augen vorbeigerieselt sind, bevor der Pferdeschwanz auf den Boden gefallen ist.“



    Barbara nahm Chris in die Arme. „Mein Gott, er ist wahnsinnig.“
    „Was hat er dir sonst noch getan?“, fragte Susan.
    Chris schüttelte den Kopf, und ihr Blick zuckte panisch zum Fenster. Wo war Tony? Sie konnte Tony nicht mehr auf der Terrasse sehen.
    „Wie lange geht das schon so?“, fragte Barbara.
    „Schlägt er dich?“, fragte Susan.



    „Es ist ebenso sehr meine Schuld wie seine“, beharrte Chris, sah Jeremy und Ron, konnte jedoch weder Owen noch Tony entdecken. Vielleicht waren sie außer Sichtweite in ein Gespräch vertieft. „Ich provoziere ihn. Ich meine, er ist jähzornig. Natürlich ist er jähzornig. Und ihr wisst ja, wie schnell er gekränkt ist. Er ist sehr sensibel.“
    „Er ist ein *********“, stellte Vicki fest. „Ich knall das Schwein ab! Wie kann er es wagen, die Hand gegen dich zu erheben?“


    Fortsetzung kommt sofort...


  • „So einfach ist das nicht“, widersprach Chris. „Zu einem Streit gehören schließlich immer zwei. Es ist nicht alles seine Schuld. Ich bin auch nicht makellos. Ich weiß genau, welche Knöpfchen ich drücken muss, um ihn zu provozieren.“
    Susan sah sie verwirrt an. „Willst du damit sagen, dass es deine Schuld ist, dass er dich schlägt?“
    „Ich habe nicht gesagt, dass er mich schlägt. Du legst mir Worte in den Mund, die ich nie gesagt habe.“



    „Er hat deine Haare abgeschnitten, Herrgott noch mal.“
    „Ich hätte ihm nicht widersprechen sollen. Ich hätte mich einfach entschuldigen sollen. Vielleicht habe ich den Typ ja wirklich irgendwie angesehen.“
    „Hör dir um Himmels willen doch mal selber zu“, sagte Susan, packte Chris’ Arme und zwang sie, sie anzusehen. „Du bist nicht verantwortlich für das schlechte Benehmen deines Mannes.“



    „Was geht denn hier vor, Chris?“, fragte Vicki. „Also für mich muss eine Frau, die bei einem Mann bleibt, der sie schlägt, Gefallen daran finden, geschlagen zu werden.“
    „Ich glaube nicht, dass das so einfach ist“, sagte Susan.
    „Er schlägt mich nicht“, beharrte Chris. „Wir streiten uns wie alle anderen auch.“



    „Nicht wie alle anderen auch“, sagte Barbara.
    „Lass mich mit den Kollegen in der Kanzlei reden. Ich bin sicher, wir finden einen guten Scheidungsanwalt für dich.“
    „Ich kann mich nicht scheiden lassen. Das ist absolut ausgeschlossen.“



    Und dann redeten sie zu dritt auf sie ein, bis sich ihre Stimmen in ihrem Kopf zu einer vermischten. Du brauchst keine Angst zu haben. Er hat nicht die geringste Chance, das Sorgerecht für die Kinder zu bekommen. Welche andere Wahl lässt er dir? In diesem Haus kannst du nicht bleiben. Er ist ein Monster. Du musst weg von dem Mann, bevor es zu spät ist.



    Plötzlich flog die Doppeltür auf, und Tony platzte herein. „Was geht hier vor?“, wollte er wissen.
    „Gluckenparty“, sagte Vicki und stellte sich direkt zwischen Tony und Chris. „Männer verboten.“
    „Sieht aus, als hätte meine Frau geweint. Was habt ihr zu ihr gesagt?“
    Vicki schüttelte ungläubig den Kopf, ballte ihre Fäuste und ließ ihre Hände wieder sinken. „Pass auf, in ein paar Minuten kommen wir wieder raus.“



    „Sofort. Ich bringe meine Frau jetzt nach Hause. Kinder!“, rief er den drei Kleinen zu, die gerade in ihren geliehenen Badeanzügen die Treppe herunterpolterten. „Zieht eure Sachen wieder an. Wir fahren nach Hause.“
    „Was!“, brüllte Wyatt in ungläubiger Wut.
    „Deine Mami fühlt sich nicht wohl. Sie möchte nach Hause.



    „Oh Mann!“, protestierte Wyatt und machte auf dem Absatz kehrt.
    „Sie fühlt sich nie wohl“, murmelte Montana.
    „Dummi-Mami! Dummi-Mami!“, brabbelte Rowdy und die anderen Kinder stimmten ein und skandierten den Ruf auf dem Weg die Treppe hinauf weiter.


    Geht sofort weiter...


  • Chris stand inmitten des Aufruhrs, zu benommen, um etwas zu sagen oder irgendwelchen Widerstand zu leisten. Sie bemerkte, wie die anderen sich um sie drängelten, Owen in der Tür, Jeremy und Ron direkt dahinter.
    Tony warf die Hände in die Luft. „Ich weiß nicht, was für Geschichten meine Frau euch erzählt hat.“
    „Wie konntest du?“, fragte Barbara.



    „Barbara“, sagte Ron, trat vor und berührte den Arm seiner Frau, als wollte er ihr zum Rückzug raten. „Wir sollten uns da nicht einmischen. Dies ist ganz offensichtlich eine Privatangelegenheit, eine Sache zwischen Eheleuten.“
    „Du hast ja keine Ahnung“, sagte Barbara, die sich bestimmt nicht den Mund verbieten lassen wollte, „du weißt ja nicht, wozu er fähig ist.“



    „Wozu ich fähig bin?“, fragte Tony. „Lass mich überlegen. Bin ich dazu fähig, meine Frau bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit jeder kleinen Studentin zu betrügen, die meinen Weg kreuzt?“
    „Das reicht“, warnte Ron.
    „Dein Mann fickt doch alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und du tust gar nichts dagegen“, erklärte Tony Barbara. „Ich glaube kaum, dass du in der Position bist, meiner Frau Ratschläge zu geben.“



    „Und ich denke, du hast jetzt wirklich genug gesagt“, ging Jeremy Latimer dazwischen, während Barbaras Gesicht unter ihrer dicken Make-up-Schicht aschfahl wurde. „Die Party ist zu Ende.“
    Tony lächelte. „Absolut meine Meinung. Chris…“ Er streckte die Hand aus und forderte sie mit einem Nicken zum Gehen auf.
    „Mit dir geht sie nirgendwohin“, erklärte Barbara ihm. „Wie kannst du es wagen, dich an ihr zu vergreifen. Du bist nichts als ein schwacher, verachtenswerter, kleiner Mann.“



    „Und du bist nichts als eine heruntergekommene, ehemalige Drittplatzierte in einer Schönheitskonkurrenz um den Titel der Miss Ohio. Nicht einmal Zweite. Du kannst auch gar nichts richtig machen, was? Kannst deinen Mann nicht befriedigen, kannst keine weiteren Kinder kriegen –„
    „Halt die Klappe, Tony“, sagte Owen.
    „Noch jemand, der was zu melden hat. Der gute Doktor höchstpersönlich. Erzähl doch mal, Doktor, wie ist es, mit Moby Dick verheiratet zu sein?“


    Noch eine Fortsetzung...


  • Susan schüttelte den Kopf. „Beachte ihn gar nicht“, ermahnte sie ihren Mann.
    Tony lachte. „Das kleine Frauchen bestimmt, wo’s lang geht, was? Das nicht ganz so kleine Frauchen, sollte ich wohl lieber sagen. Ich mache dir keine Vorwürfe, Doc. Sie ist ziemlich formidabel.“



    „Ein ziemlich großes Wort für dich, oder nicht, Tony?“, fragte Vicki bitter.
    „Da hast du wohl Recht“, sagte Tony, augenscheinlich in seinem Element. „Aber vielleicht sollen wir den Herrn Professor fragen, damit ich es auch richtig benutze. Der Ärmste, muss schwer sein, mit einer Lesbe verheiratet zu sein. Kein Wunder, dass er seinen Schniedel nicht in der Hose behalten kann.“
    „Du Schwein!“



    „Was ist eine Lesbe?“, fragte eine kleine Stimme, und alle drehten sich um.
    „Tracey, Schätzchen!“, rief Barbara und stürzte auf ihre zehnjährige Tochter zu, die im Badeanzug in der Tür des Raumes stand. Nasse Locken klebten an ihrem Engelsgesicht, und von ihrem Badeanzug tropfte Chlor auf den Teppich.
    „Ich habe Gebrüll gehört.“



    „Alles in Ordnung meine Süße.“ Ron nahm seine Tochter bei der Hand und führte sie eilig aus dem Zimmer.
    „Was ist eine Lesbe?“, fragte das Kind noch einmal, als es außer Sichtweite ging.
    „Du bist wirklich eine Glanznummer, Tony“, erklärte Vicki ihm.
    „Genau nach deinem Geschmack, stimmt’s?“, flüsterte Tony so leise, dass ihr Mann es nicht hören konnte.



    „Und wenn ihr uns jetzt entschuldigt, meine Frau und ich wollen gehen.“
    Tony drängte sich durch den schützenden Kokon der Frauen, packte Chris’ Hand und zerrte sie an seine Seite. Chris leistete keinen Widerstand. Wozu auch?



    „Mein Gott, will denn niemand was unternehmen?“, hörte Chris Barbara rufen, als Tony die Haustür öffnete und sie aus dem Haus stieß.
    „Was sollen wir denn tun? Sie geht freiwillig mit ihm.“
    „Aber er wird sie eines Tages wahrscheinlich umbringen.“
    Es ist okay, wollte Chris ihr sagen, während Tony sie die Auffahrt zu ihrem Auto hinunterschubste. Du musst dir keine Sorgen machen. Tony hatte versprochen, dass es nie wieder passieren würde.


    Ich bin gespannt auf eure Kommentare :kiss
    Das nächste Mal geht's übrigens mit Barbara weiter.
    Liebe Grüße
    Eure Nikita

  • *Mund langsam wieder zuklapp*
    Jetzt tickt er völlig aus, oder?


    Mag ja sein, dass der gute Tony seine Kinder wirklich liebt, aber irgendwann hat er das bestimmt auch mit seiner Frau getan. Ich möchte also nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass er nicht früher oder später die Hand gegen seine Kinder erhebt, nur weil sie nicht machen, was er sagt...
    Außerdem finde ich es einfach unmöglich, das er es zulässt, das seine Kinder Ihre Mutter so behandeln. Sie sollten vor ihr den gleichen Respekt haben wie vor ihrem Vater.


    Ansonsten, die Bilder sehen wieder einmal fantastisch aus. Sie passen einfach fabelhaft zum Text!

    [center]Tanze als würde Dich keiner beobachten. Singe als würde es keiner hören. Liebe als wärest Du niemals verletzt worden!
    [/center]

  • Also heute hat sich Tony echt die Symphatieweltmeistermedaille verdient... OH MEIN GOTT! Wie geht's dem eigentlich? Und Chris... ich meine, es ist wohl klar, dass sie heute nicht 'ungestraft' davonkommt. Ich hoffe nur, dass ihre Freundinnen es schaffen, sie da raus zu holen. So, und jetzt Sitzstreik bis zur nächsten Fortsetzung *hinsetzt* und *dableib* ;).
    LG, Smeagol

    [center]
    Kähähä!
    [/center]

  • :shokin Dreht der jetzt völlig durch???? :shokin
    Und Chris???Warum hört sie bloß nicht auf ihre Freundinnen???


    Die Fortsetzung ist dir mal wieder sehr gelungen:up
    Komm gar nicht mehr aus dem satunen raus :augdrück


    LG Simplayer_w


    [SIZE=1][SIZE=4][SIZE=2] :yeah :kitarre LinkinPark ever:kitarre:yeah !!!!!![/SIZE][/SIZE][/SIZE]


    [SIZE="3"][SIZE=4]Viele Grüße an das Forum[/SIZE] :wink[/SIZE]


    [SIZE=3]Meine 1. Fotostory(Beendet)[/SIZE]
    [SIZE=2]Das hässliche Entlein [/SIZE]
    [SIZE=3]Meine 2. Fotostory (Abgebrochen)[/SIZE]
    [SIZE=2]Höllische Nachbarn[/SIZE]