Der weite Himmel


  • „Okay.“ Bens Gedanken kreisten in der Tat um seine Arbeit. Der Oktober ging in den November über, und der Winter stand vor der Tür. Im Moment tauchte die Sonnt Three Rocks in ein strahlendgoldenes Licht, die Pferde grasten auf den umliegenden Weiden, und die Männer gingen in Hemdsärmeln ihren Pflichten nach. Doch es war an der Zeit, die Zäune zu überprüfen, das Getreide einzubringen und das für den Verkauf bestimmte Vieh auszusortieren und zu verschiffen.



    Sein Blick wanderte über die Koppeln und Weiden zu der Anhöhe, Richtung Mercy Ranch. Sicherlich ging Willa Mercy heute Morgen mehr im Kopf herum als nur das Tageswerk. „Nichts gegen deine Fähigkeiten als Anwalt, Nate, aber dieser ganze Unsinn lässt sich doch wohl nicht durchsetzen, oder?“
    „Die testamentarischen Verfügungen sind klar und deutlich abgefasst.“ „Nichts weiter als juristische Spitzfindigkeiten.“ Nate kannte seinen Freund zu gut, um sich beleidigt zu fühlen. „Sie könnte das Testament natürlich anfechten, aber das wäre eine wenig versprechende, knifflige Angelegenheit.“



    Ben blickte wieder in Richtung Südwesten. Vor seinem inneren Auge entstand das Bild Willa Mercys, und er schüttelte unwillig den Kopf. Ben fühlte sich in seinem Sattel ebenso wohl wie manch einer in seinem Lieblingssessel. Nach dreißig Jahren auf der Ranch bedeutete ihm das freie Land alles. Er war nicht ganz so groß wie Nate, drahtig und muskulös gebaut und trug sein goldbraunes, von der Sonne gebleichtes Haar so lang, dass es bis zum Kragen seines Flanellhemdes reichte. Seine Augen blickten so scharf, wie die eines Falken und oft genauso kalt, und sein wettergegerbtes Gesicht zeugte davon, dass er sich vornehmlich im Freien aufhielt. Quer über sein Kinn verlief eine schmale Narbe; ein Andenken an seine Kindheit, als er mit seinem Bruder Messerwerfen geübt hatte.



    Mit einer gedankenverlorenen Geste fuhr er sich jetzt mit einer Hand über diese Narbe. Als Nate ihm vor kurzem vom Testament berichtet hatte, fand Ben das noch amüsant, doch nun, da die Bestimmungen in Kraft traten, erschien ihm die ganze Angelegenheit auf einmal nicht mehr so komisch. „Wie verkraftet sie es denn?“
    „Schwer.“ „Mist, das tut mir leid. Sie hat den alten Bastard geliebt, weiß der Himmel, warum.“ Er fuhr sich mit seinen Fingern durchs Haar. „Vermutlich ist sie fuchsteufelswild, dass ausgerechnet ich mit in die Sache verwickelt bin.“ Nate grinste. „Zugegeben. Aber ich denke sie würde auf jeden anderen ebenso ablehnend reagieren.“



    Oh nein, dachte Ben grimmig, nicht ganz. Er fragte sich, ob Willa wusste, dass ihr Vater ihm einmal 10 000 Morgen bestes Tiefland angeboten hatte, wenn er seine Tochter heiratete – wie ein verdammter Feudalherrscher, der zwei Königreiche vereinen wollte.
    „Sie braucht keinen von uns beiden, um Mercy zu leiten“, sagte er zu Nate. „Aber ich werde tun, was von mir verlangt wird. Und außerdem …“ Ein lässiges, arrogantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Außerdem wird es mir einen Heidenspaß machen, wenn sie alle fünf Minuten mit mir Streit anfängt. Wie sind denn die anderen beiden so?“

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    [CENTER][SIZE=2]Ganz wahnsinnig doll liebe Grüße :liebe an
    Donnibärchen, Smeagol, Nikita, Thiara, Sonja.due und ganz besonders an Santine19!!! [/SIZE][/CENTER]


  • „Sehr verschieden.“ Nachdenklich lehnte sich Nate gegen den Kotflügel seines Range Rovers. „Die Mittlere – Lily – ist auffallend schreckhaft. Eine falsche Bewegung und sie zittert wie Espenlaub. Und sie hat überall im Gesicht blaue Flecken.“ „Ein Unfall?“ „Die Art von Unfall, bei der man die Fäuste eines anderen zu spüren bekommt. Die Dame hat einen Ex-Ehemann und den hat sie wegen Körperverletzung angezeigt. Der Typ ist mehrmals in den Bau gewandert, weil er seine Frau verprügelt hat.“
    „So ein Scheißkerl.“ Ein Mann, der seine Frau misshandelte, war in Bens Augen noch verachtenswerter als einer, der sein Pferd schlug.



    „Als sie hörte, dass sie hier bleiben muss, fiel ihr sichtlich ein Stein vom Herzen“, fuhr Nate fort. Und begann, in seiner ruhigen, bedächtigen Art eine Zigarette zu drehen. „Da liegt der Schluss nahe, dass sie die Ranch als ein ideales Versteck betrachtet. Die Ältere ist ein überkandideltes Großstadtgör aus L.A., trägt ein italienisches Kostüm und eine goldene Uhr.“ Er verstaute das Tabacktäschchen wieder in seiner Tasche und riss ein Streichholz an. „Sie schreibt Drehbücher und ist stocksauer, dass die ein Jahr mitten in der Wildnis festsitzt. Auf das Geld, das ihr der unfreiwillige Aufenthalt einbringt, will sie allerdings nicht verzichten. Jetzt ist sie auf dem Weg nach Kalifornien, um ihre Sachen zu packen.“



    „Sie und Willa werden sich wahrscheinlich zanken wie die Kesselflicker.“ „Sie sind schon aneinander geraten.“ Nate stieß genüsslich den Rauch aus. „Ich muss zugeben, es war ein interessantes Schauspiel. Adam hat schließlich die Wogen geglättet.“ „Er ist so ziemlich der Einzige, der Willa besänftigen kann.“ Ben verlagerte sein Gewicht im Sattel, so dass das Leder leise knirschte. Spook wurde langsam unruhig, und tänzelte unter ihm und gab ihm durch ruckartige Kopfbewegungen zu verstehen, dass er lange genug still gestanden hatte



    „Ich werde mit ihr reden. Jetzt muss ich mich um den Trupp kümmern, den ich in die Berge geschickt habe. Sieht so aus, als würde ein Sturm aufziehen. Mom hat im Haupthaus Kaffee gekocht.“
    „Danke, aber ich muss auch zurück, hab’ selbst noch zu tun. Wir sehen uns in den nächsten Tagen noch, Ben.“ „Sicher.“ Ben rief nach seinem Hund und sah zu, wie Nate in den Range Rover stieg. „Nate – wir lassen nicht zu, dass sie die Ranch verliert.“ Nate langte nach seinen Schlüsseln. „Nein, Ben. Das lassen wir nicht zu.“



    So, das wars für heute wieder... Ich hoffe ihr schreibt viel, damit ich mich ganz doll freue ;) ... Morgen gehts weiter...

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  • :anbet das war ja hammergeil. ich bin schon auf die kleinen auseinandersetzungen gespannt. und überhaupt auf alles :D vielleicht gibts ja ein paar liebschaften.

    And I'd choose you;

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    The Chaos of Stars

  • Einfach klasse deine Fs :applaus
    Also, ich weiß nicht, was Willa gegen Ben hat, ich finde ihn sehr sympathisch. Was ich noch so über ihn denke (und ich weiß,dass es stimmt *überzeugt ist* :augdrück ) weisst ja...*zwinker*
    Bin überzeugt, dass uns die Beiden noch eine Menge an amüsanten Gefechten liefern werden.
    Freu mich schon total auf deine Fs..die ja eh so super - oder noch besser :knuddel - wie die hier wird!
    Lg,
    Santine :wink

    [CENTER]"[SIZE=3]Do not go gentle into that good night - rage, rage against the dying of the light"[/SIZE] Dylan Thomas[/CENTER]

  • Hidiho oder Howdy oder wie man im Rancherchargon sonst so sagt :howdy


    Hm wir können uns wohl auf einige interessante Auseinandersetzungen zwischen allen Darstellern und auf (mindestens) drei Liebespaare gefasst machen :augdrück


    Ganz große Klasse!! Die FS hat mir wieder super gefallen und mach schnell weiter, damit ich mir das Buch ned kaufen muss :D :kuss


    LG

  • Oh ich liebe deine Geschichte!!!
    Also Ben ist mir auch sympatisch. Ich glaube Willa hat ein ganz falsches Bild von ihm. Ich bin jedenfalls schon mal gespannt wie es weiter geht.


    Thiara

    [CENTER][COLOR="DarkOrchid"]Du bist das Beste, was mir je passiert ist
    es tut so gut wie Du mich liebst
    vergess den Rest der Welt
    wenn Du bei mir bist
    Du bist das Beste, was mir je passiert ist
    es tut so gut wie Du mich liebst
    ich sag's Dir viel zu selten
    es schön das es Dich gibt[/COLOR][/CENTER]

  • FS, FS, Fs. Wie ich mich immer freue, wenn es was neues zu lesen gibt.
    Ich versteh auch nicht was an diesem Ben, so schrecklich ist. Der macht doch einen netten Eindruck. *verwirrtbin*
    Aber vielleicht hat er ja noch eine böse, dunkle und fiese Seite. *michinetwashineinsteiger* Was ich aber mal nicht hoff.

  • Ganz liebes Dankeschön an euch!!! :liebe ... Ich les eure Comis so gern ;) ... Heute gibt es leider nur eine kurze Fs... Hoffe sie gefällt euch aber trotzdem.


    May: Einen Bösen wird es hier noch geben, aber wer er / sie ist, verrate ich nicht :) ...


    Kapitel 3; 2. Teil:



    Ben ritt gemächlich durch das Tal und hinauf in das Vorgebirge, wobei er immer wieder prüfend über das Land schaute. Das Vieh sah prächtig aus; sie konnten einige Merinoschafe aussortieren und versteigern. Andere würden bis zum nächsten Jahr weiter von Weide zu Weide getrieben werden. Die Auswahl und der Verkauf der Schafe gehörte seit fast fünf Jahren zu seinen Aufgaben, da seine Eltern nach und nach den Betrieb von Three Rocks in die Hände ihrer Söhne legen wollen.



    Das Gras stand hoch und leuchtete immer noch grün gegen den herbstlich bunten Hintergrund der Laubbäume. Ben hörte ein Dröhnen über seinem Kopf und blickte grinsend hoch. Sein Bruder Zack war mit seinem Flugzeug unterwegs. Ben winkte, während ihn sein langhaariger Bordercollierüde Charlie kläffend umkreiste. Das kleine Flugzeug beschrieb eine Kehre, wie zum Gegengruß.



    Es viel Ben immer noch schwer, an seinen kleinen Bruder als an einen Ehemann und Familienvater zu denken, aber unverhofft kam eben oft. Zack hatte einen Blick auf Shelly Peterson geworfen und sich Hals über Kopf verliebt. Weniger als zwei Jahre später hatten die zwei ihn zum Onkel gemacht. Bei diesem Gedanken fühlte sich Ben uralt. Langsam kam es ihm so vor, als würden ihn und Zack dreißig statt lediglich drei Jahre trennen.

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  • Er lenkte sein Pferd bergan, durch einen Kieferhain hindurch. Hier war die Luft frischer und kühler als im Tal. Ben entdeckte Spuren von Hochwild. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er der Versuchung nachgegeben, den Fährten zu folgen, und seiner Mutter ein saftiges Stück Wildbret mitzubringen. Auch Charlie schnüffelte hoffnungsvoll am Boden herum und wartete auf die Genehmigung seines Herrn, die Beute aufzuscheuchen, doch Ben war nicht in richtiger Jagdstimmung.



    Schnee lag in der Luft, er konnte ihn bereits riechen, obwohl er sich noch unter der Schneefallgrenze befand. Als die Bäume dichter und der Boden unebener wurde, folgte er dem Lauf des Wassers. Der Wald war ihm so vertraut, wie sein eigener Scheunenhof. Dort lag die abgestorbene Lärche, unter der er und Zack damals nach verlorenen Schätzen gegraben hatten. Und hier, auf der kleinen Lichtung hatte er seinen ersten Hirsch erlegt, während sein Vater mit stolzgeschwellter Brust daneben stand. Hier hatten sie Forellen geangelt und Waldbeeren gepflückt, die es in Hülle und Fülle gab.



    In diesen Felsen hatte er den Namen seiner ersten großen Liebe eingeritzt. Im Laufe der Jahre waren die Worte verblasst und ausgewaschen worden, und die hübsche Susie Boline war mit einem Gitarristen nach Helena durchgebrannt und hatte Bens achtzehnjähriges Herz gebrochen. Die Erinnerung versetzte ihm immer noch einen Stich, obwohl er lieber alle Qualen der Hölle erduldet hatte, als zuzugeben, dass er ein sentimentaler Mann war.



    Der Knall einer Flinte ließ sein Pferd scheuen und riss ihn aus seinen träumerischen Gedanken. Obwohl in diesem Land ein Schuss gewöhnlich auf Jagd schließen ließ, wurde er wachsam. Beim zweiten Schuss lenkte er sein Pferd in die Richtung aus der der Schuss kam, und trieb es zu einem eiligen Trab an.



    So, das wars für heute wieder *fg* ;) ich hoffe es gefällt und ihr schreibt fleißig!!! :) bis morgen ... :wink

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  • ich wär auch mit einem gitarristen durchgebrannt - diese susie boline hatte jedenfalls recht - ich hätte auch so gehandelt :D.
    und jetzt zum schluß war noch eine flinte zu hören - ach wie spannend. hoffentlich ist dem hündchen nix passiert. *einstoßgebetgenhimmelschick* :D

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  • Also dem Hündchen ist sicher nichts passiert...viel eher glaub Ich an die Theorie das das Willa ist, die den lieben, netten Ben einfach mal schnell um die Ecke bringen will!! *lach* *malvölligwildundtotalüberzogenspekulier*
    Deine Landschaft sieht echt super aus, dein Schreibstil ist klasse und deine Figuren symphatisch...:applaus
    Freu mich schon, wie es weitergeht...also hopp,hopp...*scheuch*
    Lg,
    Santine :wink

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  • Wieder eine schöne Fortsetzung! Am liebsten wär ich jetzt ja dort. Das hört sich alles so schön friedlich an, mal abgesehen von dem Schuss *lach*.
    Aber ich denke auch das es Willa ist. Aber die will bestimmt nur das Wild jagen und nicht Ben umbringen *hoff*?!


    Freu mich schon auf die nächste Fortsetzung.


    So long
    Thiara

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  • Sooo, jetzt hatte ich endlich nochmal Zeit hier zu lesen. Sei bitte nicht böse, wenn ich nur selten Kommentare schreibe, aber während der Woche habe ich meistens keine Zeit so lange FSs zu lesen. Dann nehm ich mir da immer lieber am Wochenende Zeit für :)
    Die Fs ist echt super! Ich bin wirklich mal gespannt was in diesem Jahr auf dr Ranch alles passiert.
    Das wird bestimmt viel Streit und Chaos gebe *gg* Die 2 Schwestern sind sich ja nicht gerade ähnlich^^.
    Wer da wohl geschossen hat?!
    Naja ich freu mich super auf die FS!
    LG Jasmina :)

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  • Dankeschön für eure lieben Kommentare!!! :knuddel ...
    @ Jasmina: Ich bin dir sicher nicht böse!!! Ich freu mich immer wenn du schreibst und wenn du nicht kannst, kannst du nicht. Das ist nicht tragisch ;)
    Also nur um es gleich zu sagen, dem Hund ist nix passiert und mit Willa liegt ihr garnicht mal so schlecht ;) Aber seht selbst:


    Kapitel 3; 3. Teil:



    Zuerst bemerkte er die Appaloosastute. Willas Reittier zitterte immer noch am ganzen Leibe,die Zügel waren locker um einen Ast geschlungen. Der eigentümliche süße Geruch von Blut stieg Ben in die Nase und schnürte ihm die Kehle zu. Dann sah er Willa, die Flinte noch im Anschlag, keine zehn Meter von einem niedergestreckten Grizzly entfernt stand. Mit einem grollenden Knurren setzte sich der Hund in Bewegung, blieb jedoch auf Bens scharfes Kommando widerwillig stehen.



    Ben wartete, bis sie ihm über die Schulter einen Blick zugeworfen hatte, ehe er aus dem Sattel sprang. Ihr Gesicht war totenbleich und ihre Augen wirkten riesengroß. „Ist er wirklich tot?“ „Mausetot.“ Willa schluckte krampfhaft. Sie hasste Töten, hasste es, Blut vergießen zu müssen. Es drehte ihr schon den Magen um, wenn eines der Hühner zum Abendessen geschlachtet werden musste. „Ich hatte keine andere Wahl. Er wollte mich angreifen.“



    Ben nickte, zog sein Gewehr aus der Hülle und näherte sich dem Tier vorsichtig. „Ein ziemlicher Brocken“ Er verdrängte den Gedanken daran, was hätte passieren können, wenn sie ihr Ziel verfehlt hätte; wie ein Bär dieser Größe Pferd und Reiter hätte zurichten können. „Eine Bärin“, stellte er mit betont sanfter Stimme fest. „Hat vermutlich ihre Jungen hier in der Gegend.“



    Willa hängte ihre Flinte wieder an den Sattel. „Stell dir vor, auf die Idee bin ich auch schon gekommen.“
    „Soll ich ihr den Pelz über die Ohren ziehen?“
    „Danke, aber das kann ich alleine.“ Ben nickte und zog sein Messer. „Ich werde dir trotzdem ein bisschen zur Hand gehen. Immerhin ist das ein Riesenbiest. Übrigens, es tut mir leid, dass dein Vater gestorben ist, Willa.“ Willa griff nach ihrem eigenen scharf geschliffenem Bowiemesser, das dem von Ben nicht unähnlich war. „Wieso? Du konntest ihn doch nicht ausstehen.“
    „Aber du hast ihn geliebt, und deswegen bedaure ich seinen Tod.“ Ben machte sich am Bären zu schaffen. „Nate kam heute morgen vorbei.“
    „Darauf hätte ich wetten können.“

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  • Ben blickte vom Kadaver auf und Sah Willa in die Augen. „Und wenn du noch so sauer auf mich bist, es ändert nichts an den Tatsachen. Ich habe das verdammte Testament nicht aufgesetzt, doch ich werde tun, was ich tun muss. Als erstes will ich wissen, was du mutterseelenallein hier oben zu suchen hast.“ „Vermutlich das Selbe wie du. Ich habe Herden hier oben, die ins Tal getrieben werden müssen. Glaub mir, ich kann meine Ranch genauso gut leiten wie du deine, Ben.“ In der Hoffnung, dass sie weitersprechen möge, schwieg er einen Moment. Ihre stets leicht heiser klingende Stimme hatte ihn seit jeher fasziniert, und mehr als einmal hatte er sich gefragt, wie eine dermaßen widerborstige Frau zu einer Stimme kam, in der der pure Sex mitschwang.



    „Nun, wir haben ja ein Jahr Zeit, um das herauszufinden, nicht wahr?“ Als sie auf diese Spitze nicht reagierte, fuhr Ben sich mit seiner Zunge über die Lippen. „Hängst du dir seinen Kopf an die Wand?“ „Nein. Männer mögen ja mit ihren Trophäen angeben, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Ich hab das nicht nötig.“ Er musste grinsen. „Das liegt nun mal in unserer Natur. Du würdest selbst eine hübsche Trophäe abgeben. Weißt du eigentlich, dass du dich zu einem recht gutaussehendem Mädchen entwickelt hast, Willa? Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich einer Frau über die Eingeweide eines Bären hinweg Komplimente mache.“



    Sie hatte keineswegs die Absicht, seinem verschrobenem Charme zu erliegen. Seit einigen Jahren schon kämpfte sie gegen ihre Zuneigung gegen Ben McKinnon an. „Ich brauche deine Hilfe nicht, weder bei dem Bären noch beim leiten meiner Ranch.“ „Du bekommst sie trotzdem. In beiden Fällen. Hör zu, Willa, wir könnten die Angelegenheit friedlich angehen oder uns wegen jeder Angelegenheit in die Haare geraten.“ Er tätschelte Charlie, der sich neben ihm niederließ, geistesabwesend den Kopf. „Mir ist das egal.“



    Ihm fiel auf, dass dunkle Schatten unter ihren Augen lagen, und um ihren Mund, der auf ihn immer einen unwiderstehlichen Reiz ausgeübt hatte, war ein verkniffener Zug. Da war es ihm schon lieber, wenn sie ihn wütend anfauchte – und er hatte bereits eine Idee, wie er sie dazu bringen konnte.



    „Sind deine Schwestern genauso hübsch wie du?“ Als sie keine Antwort gab, zuckte es leicht um seine Mundwinkel. „Bestimmt sind sie liebenswürdiger. Ich muss doch mal vorbeikommen und mich persönlich überzeugen. Wie wärs, wenn du mich zum Abendessen einladen würdest, Will? Dann könnten wir uns danach gemütlich zusammensetzen und unsere Pläne für die Ranch durchsprechen.“ Jetzt funkelte sie ihn böse an und sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Ich wusste doch, dass das wirkt. Nichts steht dir besser als ein kleiner Wutanfall.“



    Sie legte keinen Wert auf seine Komplimente, auch wenn er es vielleicht drauf anlegte. Derartige Bemerkungen verunsicherten sie immer. „An deiner Stelle würd ich mir den Atem sparen, Ben. Lass lieber Meister Petz hier ausbluten.“ Ben wippte auf dem Absatz hin und her und musterte sie nachdenklich. „Wir könnten die Sache ganz schnell aus der Welt schaffen. Wir bräuchten nur zu heiraten, das ist alles.“

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  • Ihre Hand verstärkte unwillkürlich den Druck um den Messergriff, sie holte Atem und zählte innerlich bis zehn. Er wollte sie zur Weißglut treiben, und sie wusste, dass es ihm einen höllischen Spaß machte, wenn sie ihn anschrie und vor Wut mit den Füßen aufstampfte. Aber diesen Triumph wollte sie ihm nicht gönnen. Sie neigte den Kopf zur Seite, und ihre Stimme klang kühl, als sie antwortete. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich dich heirate ist ungefähr so groß, wie dass sich dieser Bär wieder auf die Beine stellt und dich in den Hintern beißt.“



    Als sie aufstand, tat er es ihr nach. Er griff nach ihrem Handgeleng, ohne auf ihren Protest zu achten. „Ich will dich ebenso wenig wie du mich, Willa. Ich dachte nur, wir könnten so allen einen Strich durch die Rechung machen. Das Leben ist lang“, sagte er in etwas milderem Tonfall, „ein Jahr geht schnell vorbei.“ „Manchmal ist schon ein einziger Tag zuviel. Lass mich los, Ben.“ Langsam hob sie den Blick. „Ein Mann, der nicht auf eine Frau mit einem Messer in der Hand hört, bekommt, was er verdient.“



    Er hätte ihr innerhalb kürzester Zeit das Messer abnehmen können, doch er beschloss, es nicht zu tun. „Du würdest mich am liebsten erdolchen, stimmts?“ Er wusste, dass er Recht hatte, und dieses Wissen erregte und verärgerte ihn zugleich. Allerdings brachte sie es häufig fertig, diese widersprüchlichen Gefühle in ihm auszulösen. „Wann geht es endlich in deinen dicken Schädel, dass ich nichts von dir will, was dir gehört? Und ich lege genauso wenig Wert drauf, für etwas mehr Land oder ein paar Schafe verschachert zu werden, wie du.“ Bei diesen Worten wich ihr die Farbe aus dem Gesicht und er nickte. „Wir beide wissen, woran wir sind. Vielleicht finde ich ja an einer deiner Schwestern Gefallen, aber im Augenblick halten wir die ganze Beziehung besser auf einer geschäftlichen Basis.“



    Die Demütigung war nicht zu überhören. „Du mieses Schwein!“ Vorsichtshalber verlagerte er seinen griff, so dass sie ihr Messer nicht benutzen konnte. „Ich liebe dich auch, Süße. Jetzt lasse ich dieses Vieh ausbluten, und du gehst dich waschen.“ „Ich habe ihn geschossen, also kann ich auch …“



    „Eine Frau, die nicht auf einen Mann mit einem Messer in der Hand hört, bekommt was sie verdient.“ Ein lässiges Lächeln trat auf sein Gesicht. „Warum können wir beide uns die Sache nicht ein wenig leichter machen, Willa?“ „Es geht nicht.“ Alle angestauten Gefühle und all ihre Frust schwangen in diesen drei Worten mit. „Du weißt, dass es nicht möglich ist. Wie würdest du dich denn verhalten, wenn du an meiner Stelle wärst?“ „Das bin ich aber nicht“, erwiderte er. „Geh und wasch dir das Blut ab! Wir haben heute noch ein gutes Stück zu reiten.“
    Er ließ sie los und bückte sich zum Kadaver nieder. Er wusste, dass sie über ihm stand und um Beherrschung rang. Seine Anspannung ließ erst nach, als sie, seinen Hund im Schlepptau, zum Bach ging.

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  • Oh ich habs doch gewusst....da ist mehr als ein bisschen knistern zwischen den Beiden. Und jeder ist scharf auf den anderen und kann es nicht zugeben *grins* Von wegen..."Ich will nichts von dir.." *pfff* :augdrück
    Ich denke mal, nicht nur zwischen den Schwestern sondern auch zwischen den Zweien wird es ein höchst spannendes Jahr!!
    Deine FS ist wie immer super...und dass du keinen Bären gefunden hast mach überhaupt nichts, fällt gar nicht auf, weil man so fasziniert vom Text ist *knuddel* :knuddel
    Freu mich schon, wenn es weitergeht...!!
    Lg,
    Santine :wink

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  • Na das ist ja was!!! Zum Glück hat Willa den Bären erschossen!
    Aber was geht denn da zwischen den beiden ab? Irgendwie wird er mir ja immer lieber!


    Ich freu mich schon auf deine nächste Fortsetzung!


    Thiara

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  • oh mein gott, ich dachte schon sie ersticht ihn :eek: (:D) naja, nun ist ja mal alles gut gegangen. aber ich weiß nicht so recht, ob das in zukunft auch immer so ausgehen wird. willa ist temperamentvoll und er ist auch nicht auf den mund gefallen und läßt sich natürlich auch nix gefallen ... hmm .. na hoffentlich schlagen die sich nicht die köpfe ein. was sich liebt, neckt sich bekanntlich ja.
    bin schon gespannt, wies weitergeht :)

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