"Wer Liebe verspricht..."

Tausend Dank für alle eure Commis. Freu mich immer so sehr wenn Ich sie lese, besonders wenn Ich nach einem anstrengenden Tag nach Hause komme! :knuddel

Wenig später saßen Olivia und die Maharani wieder in deren Garten und unterhielten sich, Noch immer lag ein Hauch von Förmlichkeit in der Luft. Während Sie sich mit der Maharani unterhielt, die ebenso wie Oliva viele Fragen zum jeweiligen Heimatland der anderen hatte, betrachetete Olivia sie aufmerksam. Eine besondere Note im Gesicht der Maharani waren ihre Augen. Hin und wieder schien etwas daran aufzublitzen, was nichts mit Intelligenz oder Interesse zu tun hatte - war es Wachsamkeit. Mit leichtem Unbehagen stellte Olivia fest, dass die Maharani sich ebenso ein Bild von ihr machte, wie Sie von ihr. Olivia fragte sich beunruhigt, weshalb ihre Gastgeberin sie mit solcher Konzentration betrachtete.

Im Laufe des Nachmittags wurden das Gespräch immer lockerer und doch wurde Olivia das merkwürdige Gefühl nicht los, das die Maharani Sie ausfragte. Zwar war die Wachsamkeit aus den Augen nach und nach gewichen, doch trotz allem hatte Olivia mehrmals den Eindruck, dass die Fragen der Maharani irgendwie berechnet wirkten.
Ein Thema ergab sich aus dem anderen und so kamen Sie auch auf das Thema Politik zu sprechen. Die Maharani vertrat dabei den Standpunkt, dass die Engländer irgendwann in Indien nicht mehr die Herrschaftsposition einnehmen würden sondern nach und nach an Macht verlieren würden.
Oliva bezweifelte dies und fragte:"Glauben eure Hoheit wirklich daran, dass die Engländer jemals die Macht hier verlieren? Sie sprachen von einer Phase die zu Ende gehen wird.Sind den viele Inder dieser Ansicht?"
"Zur Zeit vielleicht nicht, aber eines Tages werden es viele sein." Plötzlich lächelte Sie. "Das versichert uns jedenfalls immer wieder ein guter Freund, dem die Vorstellung der machtlosen Engländer mehr als heilig ist."

Die Maharani hatte den Namen des "guten Freundes" nicht genannt. Aber das war auch nicht nötig. Der flüchtige, verstohlene Blick in Olivias Richtung verriet deutlich genug, um wen es sich handelte. Olivia lief ein Schauer über den Rücken und nur unter Aufwendung aller Kraft gelang es ihr keine Reaktion zu zeigen. Bereits auf der Fahrt hierher hatte sie sich gefragt, wieviel von ihrem Gespräch der Maharadscha seiner Frau erzählt hatte. Nun erkannte Sie das es wohl wenig gab, das die Maharani nicht wusste - einschließlich ihrer übergroßen Neugier im Hinblick auf gewisse Personen. Olivia errötete und versuchte verzweifelt, das Thema zu wechseln. Das erste was ihr Einfiel, war der Maharani ein Kompliment über ihre Kleidung; sie trug wie alle indischen Frauen traditionelle Gewänder und viel goldenen Schmuck; zu machen. Die Maharani ging darauf ein und bot Olivia eine Besichtigung ihrer traditionellen Gadarobe an.

Als Sie aus dem riesigen Ankleidezimmer der Maharani zurück auf die Terasse kamen, merkte Olivia zum ersten Mal, das die Haltung ihrer Gastgeberin anders war. Es schien als wäre eine unsichtbare Barriere durchbrochen. Unvermittelt begann die Maharani zu sprechen.
"Wir gehören sehr unterschiedlichen Kulturen an, dennoch haben wir in vielen Dingen dieselbe Meinung.Ich glaube, wir sind wie dazu geschaffen, Freundinnen zu sein. Darf Ich Sie also Olivia nennen?"
Olivia verbarg ihr Erstaunen, freute sich jedoch außerordentlich. Sie hatte das seltsame Gefühl eine Prüfung bestanden zu haben, obwohl Sie nicht ahnte um welch eine Art Prüfung es sich handeln mochte.
"Oh ja, Ich bin es sowieso nicht gewohnt, anders genannt zu werden." erwiderte Sie lächelnd.
"Gut, dann müssen Sie mich Kinjal nennen. Kinjal ist eine andere Bezeichnung für Lotus." Oliva fand,der Name hätte nicht passender sein können.

Olivias Blick glitt über die Bäume und ihr Blick fiel auf einen Dreizack, der golden in der Sonne glühte. Sofort fiel ihr ein, wo Sie dieses Symbol schon einmal gesehen hatte.
"Dieser Dreizack...Hat er etwas zu bedeuten?" fragte Sie gebannt unfähig den Blick abzuwenden.
"Es ist der Trishul, die Waffe Schiwas. Man findet in überall wo Schiwa vererht wird. Der Dreizack ist Schiwas Waffe der Vernichtung, denn Schiwa ist der Gott der Zerstörung." Sie blickte Olivia wissend und unverwandt in die Augen, bevor Sie ruhig weitersprach:
"Ja, deshalb hat Jai Raventhorne in als sein Zeichen ausgewählt."

So, jetzt lass Ich euch ein wenig zappeln *böse grins*
Schönen Abend noch!
Lg,
Santine :wink

Danke, danke, danke für all die Commis.
Dies wird wahrscheinlich meine letzte FS vor Weihnachten sein, da Ich morgen nach Hause fahre, Sims aber bei meinem Freund auf dem Rechner ist. Ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse! :rosen
Versprech euch auch nach dem 24.12. (vielleicht schon am 25.12) eine längere Fs zu machen...(die übrigens auch wieder etwas Würze in die Sache bringen wird! *grins*)

Nun gehts aber erstmal weiter:

In Olivias Kopf explodierte etwas. Der Schock war so heftig, dass ihre Hände zu zittern begannen. Blitzartig erkannte Sie, dass ihre Gespräche sich den ganzen Tag nur auf das eine Thema hinbewegt hatten: auf Jai Raventhorne. Nachdem sein Name gefallen war hing er wie ein feiner, unsichtbarer aber kalter Nebel zwischen ihnen.
"Lassen Sie uns doch hineingehen, es beginnt bereits zu dämmern." bemerkte die Maharani und Olivia folgte ihr benommen in Kinjals Privatgemächer.

Diese kurze Unterbrechung hatte Olivia etwas Zeit gegeben, sich etwas zu fangen. Als Sie wieder sprach gelang es ihr, dass ihre Stimme nicht zitterte:
"Wen oder was will Jai Raventhorne den zerstören?"
"Alle. Alles." Kinjal klang traurig. "Am Ende vielleicht sich selbst."
"Weshalb?" fragte Olivia und starrte gebannt auf eines der kunstvollen Wandbilder die im Zimmer der Maharani hingen.
"Jai trägt einen Zorn in sich, den zu zügeln er nicht in der Lage ist.Dieser Zorn zwingt ihn sich gegen die ganze Welt zu stellen. Das ist so und wird vielleicht nie anders sein."
Olivia dachte an seine Worte: Der Fluch, anders zu sein als die Herde! Wie ich in Indien..? Obwohl es im Zimmer der Maharani angenehm kühl war, spürte Sie, wie der Schweiß ihr auf der Stirn stand.

"Und der Grund für diesen Zorn...Sind das die Ausländer, die Engländer in Indien?"
"Nein, nicht nur. Jai trägt den Zorn in seinem innern wie ein bösartiges Geschwür. Ich wünschte es wäre anders, denn dieses Geschwür raubt ihm den Verstand und vergiftetet sein Blut." Kinjal nahm einen Schluck aus der Karaffe mit Eistee, die zwischen Ihnen auf dem kleinen Tischen stand. Dann sah Sie Olivia an.
"Jai...interessiert Sie, Olivia?"
Dieselbe Frage hatte der Maharadscha gestellt.
"Ich kenne Mr. Raventhorne kaum. Ich habe ihn nur sehr kurz getroffen." antwortete Sie, vermied es aber, Kinjal anzusehen.

"Und wenn Sie ihn tausendmal getroffen hätten, würden Sie ihn nicht besser kennen." sagte Kinjal mit einem beinahe verzweifelten Schulterzucken. "Mein Mann sagt, Jai ist wie eine Zwiebel. Wenn man denkt, man hat sein innerstes erreicht,entdeckt man unerwartet eine neue Haut." Sie begann zu lachen und dem Augenblick war die Spannung genommen.
"Wenn das so ist, hat Mr. Raventhorne am Ende doch noch recht mit seiner Behauptung,dass kein Mensch den anderen kennt." meinte Olivia lächelnd.
"Ja, Jai beweist an sich selbst die Richtigkeit dieser Theorie. Sein innerstes ist selbst für uns ein Rätsel. Ich und mein Mann wir kennen ihn nun schon so lange,aber trotzdem macht er mir manchmal Angst. Besonders wenn er wie ein Bessener eine bestimmte Sache verfolgt." Kinjal war wieder ernst geworden.

Olivia hörte gebannt zu - aber auch seltsam gereizt. Weshab erzählte die Maharani das alles ihr ? Sie kannte Jai Raventhorne doch kaum. Oder war ihr Interesse an ihm dermaßen offenkundig? Olivia hatte das Gefühl, das Kinjal mit ihren Enthüllungen einen bestimmten Zweck verfolgte. Plötzlich kam ihr ein lächerlicher,so verrückter Gedanke, dass sie beinahe laut herausgelacht hatte. Waren Kinjals Worte als eine Art Warnung gedacht? Und wenn ja, weshalb...?

Im Augenblick sollten Olivias innere Fragen jedoch weder gestellt noch beantwortet werden, denn eine Dienerin trat ein und teilte der Maharani mit, dass alles für das rituelle Gebet vorbeirtet war. Kinjal stand auf und auch Olivia erhob sich.
"Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, Oliva. Ich muss in den Tempel, das Abendritual vollziehen. Wir werden uns aber bald wiedersehen. Mein Mann und Ich haben für heute Abend ein kleines Abendessen mit Überraschung geplant." sagte Sie lächelnd und verabschiedte sich. Langsam folgte Oliva ihrer Zofe zurück in ihre Zimmer. Das Thema Jai Raventhorne war wieder mal beendet.

FS folgt....

Wünsche euch allen schöne, schnell rumgehende letzte Tage vor dem Weihnachtsfest.
Santine :wink

So, Ich bin wieder da *grins*
Hoffe ihr hattet schöne Weihnachten und habt Euch schon beschenken lassen und die vielen leckeren Plätzchen verdaut.

Hier kommt nun meine, wie versprochene längere & "würzigere" FS :

Am Abend hatte der Maharadscha für Olivia ein Unterhaltungsprogramm angeordnet: ein Ballet mit einheimischen Tänzern die eine Geschichte aus dem Hinduepos erzählte. Für Olivia war das ein völlig neues aber sehr schönes Erlebnis. Danach gab es ein privates Essen in einem der Räume im Palast, wobei Sie nur zu Dritt waren. Beim Abendessen erfuhr Olivia dann auch von der Überraschung die der Maharadscha bereits erwähnt hatte.
"Ich habe für Morgen einen kleinen Ausritt geplant um ihnen meine Ländereien und vor allem den Dschungel ein wenig zu zeigen, Miss O´Rourke. Ich hoffe doch, Sie werden uns begleiten? Meine Frau wird uns ebenfalls begleiten." sagte Arvid Singh lächelnd nachdem der letzte Gang des Abendessens abgetragen worden war.

"Ich wüsste nichts, was Ich lieber tun würde." rief Olivia begeistert. Der Mahradscha lächelte zufrieden:
"Ausgangspunkt für unseren Austritt wird mein Pavillion im Dschungel sein. Wir müssen im Morgengrauen aufbrechen, um vor der Mittagshitze dort zu sein."
"Ich bin es gewohnt früh aufzustehen, da Ich selbst jeden Morgen ausreite." antwortete Olivia ebenfalls lächelnd.
Dann wandte sich ihr Gespräch wieder allgemeineren Themen zu. Zwei Themen jedoch blieben ausgeschlossen, die Geschäfte mit Sir Joshua sowie Jai Raventhorne. Olivia zweifelte nicht daran, dass es in beiden Fällen zufällig geschah.

Wenig später verabschiedete sich die Maharani und auch Olivia und der Maharadscha erhoben sich. Doch Olivia war war noch immer viel zu aufgewühlt von allem was Sie gesehen, gehört und erlebt hatte. Sie fühlte sich überhaupt nicht müde.
"Ich lese üblicherweise noch eine Weile bevor Ich schlafen gehe. Mein Onkel hat mir gesagt, das Hoheit eine umfangreiche Bibliothek mit einer Sammlung seltener Bücher besitzen. Darf Ich vielleicht eine halbe Stunde darin stöbern?"
Der Maharadscha freute sich sehr über Olivias Bitte. Sofort wies er einen Hofbeamten an, die Bibliothek, die sich in einem eigenen Gebäude befand, aufzuschließen.
Arvid Singh und Olivia schlenderten langsam durch den Park bis Sie sich schließlich vor den Toren der Bibliothek befanden.

"Bernierés Reisetagebücher über Indien könnten Sie interessieren und soweit Ich weiß, habe Ich davon eine englische Übersetzung da." überlegte der Mahardscha während Sie in die Biblothek eintraten. Sie unterhielten sich noch eine Weile, dann verabschiedete sich der Maharadscha.
"Wir sind entzückt Sie bei uns zu haben, Miss O´Rourke," sagte er und fügte nach einem kurzen Zögern leise etwas höchst ungewöhnliches hinzu, "aber ich hoffe aufrichtig, Sie haben niemals Grund, ihren Besuch zu bedauern." Bevor Olivia noch etwas erwiedern konnte drehte sich Arvid Singh um und ging hinaus in die Nacht. Verwundert sah Olivia ihm nach, kam aber schließlich zu dem Schluß dass Sie sich verhört hatte, denn es gab keine logische Erklärung für das was er ihrer Meinung nach gesagt hatte. Mit einem Schulterzucken wandte sich Olivia wieder dem Bücherregal zu.

In einem Raum voll alter Bücher herrscht wohl überall auf der Welt eine ähnliche Atmosphäre, so wie der würzige Geruch feuchter Erde stets Erinnerungen an andere Plätze, andere Zeiten herraufbeschwörte. Entzückt ging Olivia die langen Reihen mit Bücherregalen entlang und fuhr mit der Hand über die Buchrücken. Der Hofbeamte zündete ein Feuer in einem der Kamine an und entfernte sich mit einem diskreten Hüsteln. Olivia war allein.
Sie entschied sich für den Reisebericht, zog das wertvolle Buch heraus und setzte sich auf einen der vielen kleinen, bequemen Sessel.

Lächelnd schlug Sie dass Buch auf und noch bevor Sie den Titel gelesen hatte überkam Sie eine Woge der Sehnsucht, denn Sie musste plötzlich an die weit weniger wertvoller Büchersammlung ihres Vaters zu Hause denken. Zu Hause. Der leicht muffige Geruch war wie ein Gruß von zu Hause,aber die Umgebung in der sie sich nun befand hatte etwas Unwirkliches, eine traumähnliche Verklärtheit, die Sie in eine andere Welt versetzte in der sie sich nicht zurechtfand. Olivia schien seit ihrer Ankunft in Kirtinagar darauf gewartet zu haben, dass etwas geschah. Sie hatte den Eindruck, am Rande eines dunklen Abgrundes der Unsicherheit zu stehen. Die Bücher waren vergessen. Olivia legte die Hände unruhig zusammen,löste sie wieder und registrierte ein wachsendes Unbehagen,dass Sie umso mehr irritierte, als ein keinen Grund dafür gab.

Im Nebenzimmer schlug eine Uhr elf. Olivia schreckte auf.Dann klappte Sie seufzend das Buch zu. Sie hatte nicht mehr als den Titel gelesen. Olivia kam sich irgendwie dumm vor, denn die Bibliothek war eigens für Sie aufgeschlossen worden und Sie hatte die Gelegenheit nicht genutzt. Seufzend stand Sie auf, sah aus dem Fenster in den dunklen Garten und schob dann das Buch wieder zurück ins Regal.

Als Sie sich umdrehte um zurück zu dem Hofbeamten zu gehen, der im Nebenzimmer auf Sie wartete, erstarrte Sie mitten in der Bewegung.
In der hinteren Ecke des Raumes saß Jai Raventhorne.

So, das wars für heute.
Lg,
Santine :wink