Wow, Klaudia sieht wirklich total hübsch aus! Die langen Haare stehen ihr richtig gut :applaus
Da hat Magda sich echt viel Mühe gegeben und ich finde das Ergebnis wirklich gelungen
Bin mal gespannt wie es jetzt weiter geht, auch mit Kinga und ihren Eltern...
Hoffe bald kommt wieder eine Fortstetzung
*Fotostory* Klaudia - Farben der Sehnsucht
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Danke für deinen Kommentar, Julie!
Und es freut mich, dass dir Klaudias neues Styling gefällt. Das nächste Update gibt es dann am Wochenende. Dann werden wir erfahren, ob Klaudias neues Aussehen auch bei den Männern gut ankommt
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Kapitel 32: Frühlingsgefühle
Jamie bekam mich erst am nächsten Morgen zu Gesicht. Das Erstaunen war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Klaudia, du siehst einfach fantastisch aus. Also nicht, dass du vorher schlecht ausgesehen hättest, aber…wow!“ Sofort schoss mir die Schamesröte ins Gesicht bei diesem Kompliment. Aber ich freute mich wahnsinnig darüber. Offenbar wirkte ich nun wirklich anziehender auf Männer. Vielleicht würde ich es also nun wirklich schaffen, einen Mann zu finden, der mich wahrlich liebte. Dann konnte ich das Kapitel Gernot endgültig abschließen.
Und die Gelegenheit dazu bekam ich schon wenige Tage später. Inzwischen herrschten fast schon sommerliche Temperaturen in Rodaklippa und das Frühlingsfest war in der Stadt. Seit der Umstyling-Aktion waren Magda und ich wieder enge Freundinnen. Also gingen wir gemeinsam auf das Festgelände und genossen die Blumenpracht und das schöne Wetter bei einer Tasse Kaffee. Doch Magda hatte nicht vergessen, dass sie mich nicht nur umstylen, sondern dass sie mir auch zu einem Partner verhelfen wollte. Und eine Möglichkeit dazu bot sich just an diesem Tag. „Schau unauffällig nach links“, flüsterte sie mir zu. „Dort hinten steht ein Typ, der immer wieder zu dir herüberschaut.“
Ich blickte mich vorsichtig um und entdeckte tatsächlich einen gutaussehenden Mann. Hastig drehte ich meinen Kopf wieder weg, als er erneut in meine Richtung blickte. Doch Magda starrte ihn weiter unverhohlen an. „Der sieht wirklich gut aus“, entschied sie. „Ich dachte ja erst, er würde zu mir rüberschauen. Nicht, dass er das nicht auch getan hätte. Aber was soll‘s, ich nehme es als Kompliment, dass ich eine ansehnliche Frau aus dir gemacht habe, Claude.“
„Und was soll ich jetzt tun?“, fragte ich meine Cousine verunsichert. Mein Herz klopfte wie wild, aber ich hatte keine Idee, was ich tun konnte, um mit diesem Mann ins Gespräch zu kommen. Und vielleicht wollte ich das gar nicht. Irgendwie war es beängstigend, dass jemand Interesse an mir zeigte. „Du musst gar nichts tun, Claude. Das ist ja das tolle daran, wenn man gut aussieht. Die Initiative wird ganz von ihm allein kommen. Geh einfach in seine Nähe, dann ergibt sich der Rest schon. Vertrau mir.“
Ich hatte daran ja berechtigte Zweifel. Trotzdem stand ich vom Tisch auf und ging einfach in die Richtung des Mannes. Dabei versuchte ich fieberhaft zu überlegen, was ich denn sagen könnte, wenn von ihm keine Reaktion käme. Doch das stellte sich als vollkommen unbegründet heraus. Denn er machte tatsächlich den ersten Schritt, auch wenn dieser noch recht holprig war. „Hi, ich…ich hab dich schon eine Weile beobachtet…also nicht das ich ein Stalker wäre…ich meine du siehst einfach toll aus und da wollte ich dich gerne kennen lernen. Und jetzt wo du in meine Richtung gekommen bist...“
Als er meinen verschreckten Gesichtsausdruck bemerkte, holte er noch einmal tief Luft. „Also noch mal ganz von vorne. Hi, ich bin John.“ „Und ich bin Klaudia“, piepste ich. John, dieser Name klang wie Musik in meinen Ohren. Und er sah wirklich gut aus. Aus der Ferne hatte man das nur erahnen können. Doch er war gut gebaut und er hatte die schönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte. Und offensichtlich gefiel auch ich ihm aus der Nähe genau so gut wie aus der Ferne. Vor ein paar Wochen hätte das sicherlich noch ganz anders ausgesehen.
Als ich mich zu dem Tisch umdrehte, an dem Magda und ich gesessen hatten, stellte ich fest, dass meine Cousine verschwunden war. Ich war also auf mich allein gestellt. Aber das war kein Problem, denn John stellte sich als ein sehr sympathischer Zeitgenosse heraus. Außerdem waren wir hier in der Öffentlichkeit, ich brauchte mir also wirklich keine Sorgen zu machen. Nur das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es begann zu regnen. Doch zu meiner Überraschung wollte John dennoch noch nicht gehen und wir suchten Schutz unter einem Dach, unter dem sich auch einige Hufeisenwurffelder befanden.
Und so schnell wie der Regen gekommen war, verzog er sich auch wieder. Dafür stellte ich überrascht fest, dass es bereits begann zu dämmern. Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Auf dem Festgelände wurden die Lichter eingeschaltet und ein Streichquartett begann zu spielen. „Hättest du Lust zu tanzen?“, fragte John und ich nickte freudig lächelnd. Beim Tanzen traten wir uns zwar gegenseitig ständig auf die Füße, dennoch hatte ich mich selten so glücklich gefühlt. Magda hatte so recht gehabt, mit einem schönen Äußeren war es so viel einfacher, den richtigen Mann zu finden. Ich glaube ich war dabei, mich in John zu verlieben.
Und ihm ging es wohl ähnlich. Denn er blickte mir tief in die Augen und auf einmal berührten seine Lippen meine. Sie fühlten sich wundervoll an. Rau und angenehm weich zur gleichen Zeit. Der Kuss lag schon den ganzen Abend lang in der Luft und trotzdem wurde ich vollkommen von ihm überrascht.
Nicht nur überrascht, in mir stieg die Panik auf. Er hatte mich geküsst! Dieser wundervolle Mann. Wir hatten den ganzen Tag zusammen verbracht, hatten Spaß zusammen und wir hatten uns geküsst. Und jetzt…jetzt würde er sicherlich mehr wollen. Magda wäre sicherlich ohne zu zögern mit ihm mit gegangen. Aber konnte ich das? John merkte, dass ich seinen Kuss nicht so erwiderte, wie er es sich erhofft hatte. „Hab ich etwas Falsches getan?“, fragte er besorgt, als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah.
„Nein…ich meine…du hast…“, stammelte ich, unfähig mich klar zu artikulieren. „Ich muss jetzt ganz dringend nach Hause“, brachte ich schließlich hervor. Und dann drehte ich mich auch schon um und lief davon. „Klaudia, warte doch!“, hörte ich John noch rufen. Doch mein Kopf hatte längst die Kontrolle über meine Beine aufgegeben. Und so lief ich so schnell mich meine Füße trugen zur Cilia Gade, ohne mich auch nur ein einziges Mal umzusehen.
Zuhause angekommen stürmte ich sofort in Magdas Zimmer. Ich musste unbedingt mit ihr reden. Doch meine Cousine war nicht da, also wartete ich allein in dem dunklen Zimmer, bis Magda von ihrer Bandprobe zurückkam. Magda erschreckte sichtlich, als sie den Lichtschalter betätigte und mich in ihrem Zimmer vorfand. „Claude, ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen“, protestierte sie. Doch dann sah sie mein bekümmertes Gesicht und sofort war ihr Ärger verschwunden.
„Was ist passiert“, fragte sie allarmiert. „Hat der Typ dir etwa etwas angetan?“ Ich versicherte Magda, dass John nichts falsch gemacht hatte. Dafür hatte ich mich wie eine blöde Kuh verhalten. Ich schilderte ihr die Geschichte und blickte am Ende traurig zu Boden. „Und John war wirklich nett. Ich hab alles kaputt gemacht. Es war nur…ich hatte solche Angst davor, dass er mit mir schlafen wollen würde. Ich meine, er hat es noch nicht einmal gesagt, ich hab es nur gedacht. Und jetzt werde ich ihn vermutlich nie wieder sehen. Ich kenn weder seinen Nachnamen noch habe ich eine Nummer.“
Magda legte mir aufmunternd die Hände auf die Schulter. „Claude, du hattest einfach Angst. Das ist ok. Und vielleicht ist dieser John morgen ja noch mal auf dem Festgelände. Wenn ihm wirklich etwas an dir liegt, wird er morgen dort warten und wenn nicht, dann war er ohnehin nicht der Richtige. Und vielleicht…vielleicht solltest du dein Erstes Mal hinter dich bringen. Ich weiß, die Vorstellung ist schön es mit jemandem zu verbringen, den man wirklich liebt. Aber du hast solche Angst davor, dass du den Richtigen eher versrecken würdest. Ich sag ja nicht, dass du gleich mit dem Erstbesten schlafen sollst. Aber vielleicht wäre ein Mann, an dem dir nicht ganz so viel liegt, genau der Richtig dafür.“
Im ersten Moment hörten sich Magdas Worte falsch an. Ich sollte mit einem Mann schlafen, den ich nicht liebte? Aber vielleicht sollte ich doch über diese Idee nachdenken. Aber nicht heute. Jetzt wollte ich nur noch schlafen. „Darf ich heute bei dir bleiben?“, fragte ich Magda zaghaft. Als Antwort lächelte sie nur sanft. „Klar, Claude. Komm aber bloß nicht auf die Idee, mit mir zu kuscheln.“
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Da es von einigen Gewünscht wurde, stehen auch nun Kinga und Olek zum Download bereit.
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Kapitel 33: Starthilfe
Am nächsten Morgen fuhr ich immer wieder zum Festgelände, um nach John Ausschau zu halten. Doch leider traf ich ihn dort nicht an. Und auch an den kommenden Tagen ließ er sich nicht noch einmal dort blicken. Es machte mich wirklich traurig, dass ich ihn offenbar mit meinem kindischen Verhalten dauerhaft verschreckt hatte. Und ich allein trug die Schuld an dem Debakel. Hätte ich auf Johns Kuss souveräner reagiert, dann wären wir vielleicht zusammen gekommen.
Auch Magda merkte, wie deprimiert ich war, als schlug sie vor, dass wir am Wochenende gemeinsam in die Disco gehen sollten. „Die Musik wird dich aufheitern“, sagte sie. „Und wer weiß, vielleicht triffst du dort John oder einen anderen netten Mann. Das Meer ist voller Fische.“ Da ich wusste, dass John sicher nicht wieder auftauchen würde, wenn ich weiter zuhause Trübsal blies, stimmte ich nach längerem Zögern zu. Wir gingen ins „Emergency“, einer Disco in der Innenstadt, welche auch gut besucht war. Magda orderte gleich eine Runde Cocktails für uns. Die hatte ich auch bitter nötig, denn sofort als ich die Disco betrat, fühlte ich mich fehl am Platz. Hier war es so laut und bis auf Magda kannte ich niemanden. Das war irgendwie nicht meine Welt.
Dafür aber umso mehr Magdas. Wir waren keine zehn Minuten an der Theke, als auch schon ein Mann auf Magda zukam und begann mit ihr zu flirten. Magda ging sofort auf seine Annährungsversuche ein und schon sah ich, wie die beiden auf der Tanzfläche standen und ihre Körper gemeinsam zur Musik bewegten.
Jetzt war ich also ganz allein. Nervös schlürfte ich an meinen Cocktail. Immerhin war der lecker. Und ehe ich es mich versah war das erste Glas leer und ich bestellte mir einen zweiten Drink. Vorsichtig schaute ich mich auf der Tanzfläche um. Ein paar gutaussehende Männer waren wirklich da. Aber leider hatten die meisten auch schon eine Frau an ihrer Seite. Wie Magda mir vorher geraten hatte, stellte ich mich gut sichtbar an die Bar und hoffte, dass mich vielleicht einer der Männer ansprechen würde.
Doch die Minuten vergingen und ich stand immer noch ganz alleine da. Inzwischen hatte ich auch schon meinen zweiten Cocktail geleert. Die Hoffnung keimte kurz in mir auf, als ein Mann zielstrebig auf mich zuschritt. Aber als ich fast schon dachte, er würde mich ansprechen, realisierte ich, dass er lediglich an der Getränkekarte interessiert war, die hinter mir auf der Theke stand. Die Tränen schossen mir in die Augen. Das würde doch niemals klappen. Ich wollte nur noch nach Hause und mich in meinem Bett verkriechen.
Ich hielt nach Magda Ausschau um ihr Bescheid zu geben, dass ich gehen wollte, und entdeckte, wie sie schon mit dem nächsten Typen flirtete. Das konnte doch nicht wahr sein. Wie machte sie das bloß?
Da ich den Anblick nicht länger ertragen konnte, drehte ich mich weg und orderte den nächsten Drink. Währenddessen flüsterte meine Cousine ihrer neuen Eroberung etwas ins Ohr. „Hey, Israel, siehst du das heiße Mädel vorne an der Bar? Die mit dem roten Kleid?“ Der dunkelhäutige Mann nickte. „Das ist meine Cousine Klaudia. Sie hatte in letzter Zeit etwas Pech mit den Männern und könnte eine kleine Aufmunterung gebrauchen. Würdest du mir den Gefallen tun, und ein wenig mit ihr flirten?“
„Mit deiner Cousine?“, fragte er gespielt ungläubig. „Magda, Babe, du weißt doch, dass ich nur Augen für dich habe. Ich würde viel lieber mit dir flirten.“ Magda lächelte zwar verführerisch, doch sie winkte ab. „Israel, wie oft hast du schon versucht, bei mir zu landen? Wir hatten eine tolle Nacht, du bist nett, aber es knistert einfach nicht zwischen uns. Du kannst dir so viel Mühe geben, wie du willst, du würdest heute Nacht doch wieder allein nach Hause gehen. Aber wenn du es bei meiner Cousine versuchen würdest, nun dann…“ Israel blickte noch einmal zu mir rüber. „Schlecht sieht sie wirklich nicht aus. Tolle Figur, nettes Gesicht. Aber warum musst du sie mir dann so anpreisen? Da muss doch etwas faul sein?“ „Glaub mir, mit meiner Cousine ist alles in bester Ordnung. Sie ist nur sehr schüchtern…und sehr unerfahren. Sehr, sehr unerfahren, wenn du verstehst was ich meine. Und ich glaube, es würde ihrem Selbstbewusstsein helfen, wenn sie ein wenig Erfahrung sammeln könnte.“
Auf Israels Gesicht erschien ein spöttisches Lächeln. „Du willst echt, dass ich deine Cousine entjungfere? Ist das dein Ernst?“ Magda boxte ihn leicht gegen den Oberarm, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. „Sieh es einfach als eine gute Tat an“, erwiderte sie. „Außerdem muss ich dir zugestehen, dass du ganz genau weißt, wie man ein Mädchen glücklich macht. Es ist kein Zufall, dass ich ausgerechnet dich frage. Klaudia wäre bei dir in guten Händen.“ „Und was wäre meine Belohnung für diese Tat?“ Seine Blicke auf Magdas Körper sprachen Bände. Belustigt verdrehte sie die Augen. „Nun gut, Israel. Wenn du meine Cousine heute Nacht glücklich machst, dann verspreche ich dir, dass auch ich dich noch einmal glücklich mache.“
Mehr musste Israel nicht hören. Zielstrebig kam er auf mich zu und streifte wie zufällig meinen Oberarm, sodass ich mich zu ihm umdrehte. Reflexartig entschuldigte ich mich sofort bei ihm, weil ich annahm, mal wieder im Weg gestanden zu haben. „Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich hab dich ja gestreift. Und ich muss gestehen, das war gar kein Zufall. Mir fiel einfach kein besserer Weg ein, um mit dir ins Gespräch zu kommen. In Gegenwart von solch schönen Frauen, werde ich immer etwas schüchtern.“
Hatte ich etwas an den Ohren? Hatte mich dieser gutaussehende Mann gerade wirklich eine schöne Frau genannt? Die Schamesröte schoss mir in die Wangen. „Danke,…ich meine, dass macht doch nichts“, stammelte ich verlegen. Er stellte sich mir als Israel vor und ich nannte ihm meinen Namen. Als Entschuldigung bot er mir einen Drink an, doch ich lehnte dankend ab. Ich hatte schon drei Cocktails getrunken und merkte deutlich, wie mir der Alkohol zu Kopf stieg.
Stattdessen führte er mich auf die Tanzfläche. Da ich mit ihm nicht ganz so eng tanzte, wie mit John auf dem Frühlingsfest, kamen wir beide auch ohne größere Verletzungen davon. Ich schwebte so auf Glückswolken, dass ich gar nicht bemerkte, wie Israels Blicke immer wieder zu Magda abschweiften, die unweit von uns auf der Tanzfläche ihr Können unter Beweis stellte. Mit ihren Blicken forderte sie ihn deutlich dazu auf, aufs Ganze zu gehen.
Und das tat er dann auch. Die Musik wurde etwas ruhiger und plötzlich spürte ich, wie Israels Hände auf meinen Hüften zum Ruhen kamen. Er zog mich nah an sich heran und ich legte meine Arme um seinen Hals. Vermutlich hätte ich jetzt erneut einen Rückzieher gemacht, aber Israel hielt mich fest umschlungen und die Drinks hatten mich mutig gemacht. Unweigerlich kamen mir Magdas Worte in den Sinn, dass es gut für mich sein könnte, meine Unschuld endlich zu verlieren, damit nicht immer die Angst vor dem Ersten Mal wie eine dunkle Wolke über jeder meiner Verabredungen schwebte. Und plötzlich kam mir dieser Gedanke nicht mehr so abwegig vor. Ich war gespannt, wie sich dieser Abend noch entwickeln würde.
Und ich musste nicht lange warten, bis Israel seien dunklen Lippen auf meine presste. „Lauf weg, lauf weg!“, schrie es erneut in meinem Kopf. Doch anders als bei John schien der Ruf von sehr weit weg zu kommen und wurde von einem lauten „Halt ihn fest und lass ihn nie wieder gehen“ übertönt. In diesem Moment war ich froh, dass ich durch meine Beziehung mit Gernot, so unglücklich sie auf geendet sein mag, genau wusste, was zu tun war. Vorsichtig öffnete ich meinen Mund und gewährte Israels fordernder Zunge Einlass. Von meinem Mund wanderten seien Lippen zu meinem Hals und hinauf zu meinem Ohr. „Ich würde dich gerne mit nach Hause nehmen“, hörte ich ihn flüstern und ich war selbst überrascht, als ich mich „und ich würde gern mitkommen“ antworten hörte.
Während Israel meine Chipkarte nahm, um unsere Getränke zu bezahlen, lief ich eilig zu Magda hinüber. Mein Herz pochte wie wild. „Er will dass ich mit ihm nach Hause gehe“, flüsterte ich ihr aufgeregt ins Ohr „Ich glaube, er will mit mir schlafen.“ „Und willst du es auch? Bist du bereit dafür?“, fragte Magda, obwohl sie die Antwort bereits an meinem erwartungsvoll glühenden Gesicht abgelesen hatte. Sie lächelte zufrieden. Als ich mich zum Gehen umdrehte, ergriff sie mein Handgelenk. „Die Kondome hast du in deiner Tasche?“, fragte sie und ich bestätigte nickend. Ihr Griff entspannte sich wieder und sie zwinkerte mir zu. „Dann ist ja für alles gesorgt. Genieß diese Nacht in vollen Zügen.“
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Kapitel 34: Liebe im Spiel
Israel wartete am Fahrstuhl auf mich und unten angekommen, stiegen wir in ein Taxi, das uns zu seinem Haus brachte. Von der Fahrt bekam ich nicht viel mit, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, seine Küsse zu erwidern. Am Ziel angekommen, führte er mich sogleich in sein Schlafzimmer, wo er mich erneut mit Küssen überhäufte.
Dann drückte er mich sanft auf sein Bett hinunter und nahm mich fest in seinen Arm. Er ergriff meine Hand und begann sie zu küssen. Langsam wanderten seine Lippen meinen Arm entlang, bis hinauf zu meiner Schulter. Dort angekommen schob er den Träger meines Kleides beiseite. Gleichzeitig öffnete er geschickt den Reisverschluss an meinem Rücken, sodass mein Kleid an mir herunter glitt und ich nur noch im BH bekleidet vor ihm saß.
Nun wurde ich doch unsicher und bedeckte meine Brust schamvoll mit dem Arm. Israel erkannt, dass ich begann mich unwohl zu fühlte. Also richtete er sich auf und zog sich Jackett und Hemd aus. „Jetzt bin ich genau so verwundbar, wie du“, sprach er sanft. Und im nächsten Augenblick hat er sich auch der Hose entledigt und half mir dabei, mein Kleid abzustreifen. Ich lag fast nackt vor ihm und spürte seine heiße Haut auf meiner. So nah war ich noch nie jemanden gekommen. Nicht einmal Gernot hatte mich so gesehen. Und obwohl alles neu für mich war, fühlte es sich unglaublich schön an. Israels Hand streichelte meinen Körper und mit seinem Daumen fuhr er schließlich unter den Stoff meines Slips. Dabei blickte er mir tief in die Augen. „Wir müssen nicht weiter gehen“, sollte dieser Blick sagen und ich war versucht, auf dieses Angebot einzugehen. Doch dann berührte seine Hand die Innenseite meines Oberschenkels und ich wusste, dass ich es wollte.
Ich ließ mich nach hinten sinken und lächelte ihn so verführerisch an, wie ich es konnte. Israel bedurfte keiner weiteren Aufforderung. Geübt griff er in den Nachtisch an seiner Bettseite und holte ein Kondom heraus.
Und dann geschah es. Er öffnete meinen BH und zog mir den Slip aus. Ich spürte seine Küsse überall auf meinem Körper und meine Lippen bedeckten den seinen. Ich hatte immer Angst gehabt, mich bei meinem Ersten Mal dumm anzustellen. Und mit jedem Jahr, das verstrich, ohne dass es geschah, wuchs diese Angst. Doch Israel ließ mir gar keine Gelegenheit, etwas falsch zu machen. Er wusste ganz genau wie er mich berühren musst, um mich erbeben zu lassen und er zeigte mir ganz genau, was er gerne hatte. Die Wirkung der Cocktails war inzwischen weitestgehend abgeklungen, dennoch bewirkte der verbliebene Alkohol, dass meine Muskeln entspannt waren und ich den leichten Schmerz kaum bemerkte, als Israel sich mit mir vereinigte. Ich hatte mich noch nie einem Menschen so verbunden gefühlt wie in diesem Augenblick.
Doch das Schönste war, sich anschließend an Israels warmen Rücken zu schmiegen und mit ihm in einem Bett einzuschlafen. In diesem Augenblick konnte ich mir nicht mehr vorstellen, jemals wieder alleine einzuschlafen. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, ohne Israel einzuschlafen. Und das musste ich auch nicht mehr. Er liebte mich. Er musste mich lieben. Zwei Menschen könnten sich nicht körperlich so nahm kommen, ohne dass Liebe im Spiel war.
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Ich wurde wach, als ich spürte, wie jemand an der Bettdecke zog. Ich öffnete die Augen und das helle Tageslicht blendete mich. Israel stand an der Seite des Bettes und strich die Decke glatt. „Guten Morgen, Babe. Es tut mir leid, dass ich dich wecken muss, aber ich muss gleich zur Arbeit.“ „Nicht schlimm“, antworte ich verschlafen und gähnte genüsslich. „Was arbeitest du denn?“, fragte ich neugierig. In welchem Beruf musste man denn auch am Sonntagmorgen arbeiten? „Ach, bloß, langweiliges Zeug, Wirtschaft und so. Ich muss aber wirklich gleich los, ich hab es echt eilig.“
So eilig, dass nicht einmal Zeit für ein gemeinsames Frühstück blieb. Israel zeigte mir das Badezimmer, damit ich mich anziehen und meine Frisur wieder richten konnte. Als ich wieder hinauskam, hatte er bereits ein T-Shirt und Shorts angezogen. Na, dass musste aber ein sehr lockerer Wirtschaftsbetrieb sein, wenn er da so auflaufen konnte. Er begleitete mich zu Veranda. „Wann kommst du denn von der Arbeit zurück?“, fragte ich, bevor ich in den Regen hinausging. „Ich könnte heute Nachmittag zu dir kommen. Oder du kommst zu mir?“ „Ja, heute ist echt schlecht, Babe. Mein Chef will, dass ich voll die Überstunden schiebe. Aber ich hab ja deine Nummer. Ich melde mich dann bei dir.“
Dann drückte er mir einen Regenschirm in die Hand, einen Kuss auf die Stirn und schob mich sanft in Richtung der Treppe. „Die U-Bahn Station ist gleich die Straße runter“, erklärte er mir noch. Er winkte mir kurz zu und ging dann wieder ins Haus. Und ich machte mich im strömenden Regen auf zurück in die Cilia Gade.
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Da ich bei Israel nicht frühstücken konnte, holte ich dies nach, sobald ich zuhause angekommen war. Magda gesellte sich zu mir an den Tisch und wollte gleich wissen, wie mein Abend, und insbesondere meine Nacht, mit Israel verlaufen waren. „War es schön für dich?“, fragte sie besorgt, nachdem ich ihr bestätigte, dass ich tatsächlich meine Unschuld an ihn verloren hatte. „Hat er dich gut behandelt?“ Ich konnte beides zweifelsfrei bejahen. Ja, zu Beginn war es etwas unangenehm gewesen, aber Israel hatte mich das schnell vergessen lassen. Und er hatte sehr viel Rücksicht auf meine Unerfahrenheit genommen. Ich konnte gar nicht mehr verstehen, warum ich mich so davor gefürchtet hatte, mit einem Mann zu schlafen.
Und ich konnte gar nicht mehr aufhören, an ihn zu denken. Konnte es sein? Hatte ich mich tatsächlich in Israel verliebt? Ich hatte immer davon geträumt, meine Unschuld an den Mann zu verlieren, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen würde. Und vielleicht war Israel genau dieser Mann. Er war so lieb und rücksichtsvoll gewesen. Hätte ein Mann sich so verhalten, wenn ich ihm nicht auch etwas bedeuten würde? „Er hat versprochen, mich gleich nach der Arbeit anzurufen“, berichtete ich Magda daher aufgeregt und klatschte zufrieden in meine Hände. „Eben musste er sich ganz schnell von mir verabschieden, aber das holen wir bei unserem zweiten Treffen alles wieder nach.“
„Ihr wollt euch also noch mal treffen? Hat Israel das gesagt?“, fragte Magda. Ihr zweifelnder Tonfall entging mir in meiner Freude allerdings vollständig. „Wir haben noch nichts Festes ausgemacht“, antworte ich daher gut gelaunt. „Aber Israel hat gesagt, er würde mich anrufen. Und warum sollte er das tun, wenn er sich nicht erneut mit mir treffen wollte?“ Magda gab einen seltsamen Grunzlaut von sich, der mich kurz innehalten ließ. Fragend blickte ich sie an. Doch dann lächelte meine Cousine. „Wenn er gesagt hat, er ruft dich an, dann wird er es bestimmt tun, Claudes. Ich freue mich für dich.“
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Kapitel 35: Die fremde im Spiegel
Damit die Zeit schneller vorbeiging, bis Israel mich endlich anrief, stellte ich mich an die Staffelei und begann ein neues Gemälde. Es sollte etwas Fröhliches werden. Ich wollte das Glück, das ich in meinem Herzen empfand, auf die Leinwand bringen. Leider hörte der Regen an diesem Tag nicht auf, was dazu führte, dass die Lichtverhältnisse nicht optimal waren. Ich musste das Malen also nach kurzer Zeit wieder abbrechen. Stattdessen versuchte ich die Zeit mit Fernsehen und Lesen zu überbrücken. Die Zeit schien so langsam zu vergehen, wie nie zuvor. Doch als die Sonne unterging, schwieg mein Handy immer noch. Schließlich schlief ich mit dem Mobiltelefon in der Hand ein. Und auch als ich am nächsten Morgen aufwachte, war immer noch keine Nachricht von Israel auf dem Display zu sehen.
Vielleicht wurde er in der Arbeit einfach nur aufgehalten? Ja, so wird es gewesen sein. Er hatte ja etwas von Überstunden erzählt. Und dann war es bereits zu spät für einen Anruf. Er dachte sicherlich, ich schliefe schon und wollte deshalb nicht stören. Aber heute würde er anrufen. Da es immer noch wie aus Eimern schüttete, konnte ich mein Gemälde erneut nicht fortsetzen. Und da sonst keiner zuhause war, schlich ich in Magdas Zimmer und nahm mir ihre Gitarre. Jamie hatte mir ein paar Akkorde gezeigt. Noch hörte sich mein Spiel sehr unbeholfen an, aber mit etwas Übung würde das sicher werden.
Ich spielte eine ganze Weile. Doch so richtig konnte ich mich nicht konzentrieren, denn immer wieder schweifte mein Blick zu meinem Handy, das auf dem Couchtisch lag. Doch so sehr ich es mir wünschte, das Telefon klingelte einfach nicht. Wieder saß ich den ganzen Abend hoffend mit dem Handy in der Hand und wieder wurde ich enttäuscht. Als ich am dritten Tag immer noch nichts von Israel hörte, dämmerte es mir, dass er vielleicht nicht anrufen würde. Traurig saß ich im Wohnzimmersessel und ging noch mal unseren Abend und unsere gemeinsame Nacht durch. Hatte ich doch etwas falsch gemacht? Hatte ich ihn, wie schon John zuvor, mit irgendetwas verschreckt?
Magda kam ins Wohnzimmer und setzte sich neben mich auf das Sofa. „Er hat also immer noch nicht angerufen“, stellte sie fest. Ich nickte lediglich traurig. „Claude, du darfst dir das nicht so zu Herzen nehmen. Männer sind manchmal…einfach nur doof. Und wenn sie sagen, sie rufen an, dann heißt das nicht unbedingt, dass sie es wirklich tun. Vergiss diesen Kerl einfach, Claude. Er ist es nicht wert, dass du auch nur eine Träne wegen ihm vergießt.“
Das sagte sich so leicht. Magda konnte ja auch jeden Typen haben, den sie wollte. Aber ich mochte Israel wirklich. Und ich konnte an nichts anderes mehr denken außer an ihn. Warum erging es ihm bloß nicht genau so wie mir? Und dann dämmerte mir etwas. Vielleicht erging es ihm ja genauso wie mir. Ich hatte an dem Abend mehrere Cocktails getrunken. Vielleicht war ich deswegen so benebelt gewesen, dass ich Israel eine falsche Nummer aufgeschrieben hatte? Ja, das musste die Erklärung sein. Und er wusste natürlich nicht, wo ich wohnte. Ich musste also sofort zu ihm fahren.
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Ich schnappte mir einen Regenschirm und lief sofort hinüber zu U-Bahn-Station. Magda rief mir noch etwas hinterher, doch durch das Prasseln des Regens auf dem Schirm konnte ich sie nicht verstehen. In der U-Bahn wurde mir dann bewusst, dass ich nicht einmal wusste, ob Israel Zuhause war. Doch als ich an seinem Haus ankam, sah ich Licht brennen. Ich klingelte also und tatsächlich öffnete Israel die Tür. Ich strahlte bei seinem Anblick über das ganze Gesicht. „Ich musste dich einfach sehen“, begann ich, als ich seinen überraschten Gesichtsausdruck bemerkte. „Ich hab dir bestimmt eine falsche Nummer gegeben“, plapperte ich weiter drauf los. „Deshalb konntest du mich auch nicht anrufen. Also bin ich einfach zu dir gekommen. Ich hab dich ja so vermisst.“
Doch Israel reagierte nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Statt mich in den Arm zu nehmen und mich so leidenschaftlich wie in unserer gemeinsamen Nacht zu küssen, kratzte er sich verlegen den Hinterkopf. „Klaudia, du hast mir nicht die falsche Nummer gegeben. Ich…ich hab dich einfach nicht angerufen. Und ich hatte es auch nicht vor. Ich hab das nur so gesagt, weil ich dich nicht verletzen wollte. Die Nacht mit dir war schön, das will ich nicht abstreiten. Aber damit ist die Geschichte für mich abgeschlossen. Ich habe kein Interesse an einer Beziehung mit dir. Es tut mir leid.“
Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Magda hatte also Recht gehabt. Israel empfand nicht dasselbe für mich, wie ich für ihn. Meine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. Doch ich wollte jetzt nicht weinen. Nicht vor ihm. Ein trauriges „Oh“ war die einzige Erwiderung, die ich zustande brachte. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und trat meinen Heimweg an.
Etwa eine halbe Stunde nach meinem mitleiderregenden Abgang betrat Magda Israels Haus. „Warst du wenigstens nett zu ihr“, fragte sie ihn, nachdem er ihr von meinem Erscheinen berichtet hatte. „So nett, wie man in solch einer Situation eben sein kann“, versicherte er meiner Cousine. „Sie wird sicher darüber hinweg kommen.“ Das hoffte Magda inständig. Immerhin wollte sie mir helfen, indem sie das Date mit Israel in die Wege leitete. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verlieben könnte.
Doch für Israel war alles exakt nach Plan verlaufen. „Ich hab meinen Teil der Abmachung erfüllt, Magda. Ich würde nicht sagen, dass es ein großes Opfer war, mit deiner Cousine zu schlafen, aber meine Belohnung habe ich mir trotzdem verdient. Meinst du nicht auch?“ Mit diesen Worten zog er sie eng an sich heran und küsste sie. Und Magda leistet keinen Widerstand…auch nicht, als er begann, ihr langsam die Kleider auszuziehen.
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In der U-Bahn schaffte ich es gerade noch so, meine Tränen zu unterdrücken. Doch Zuhause angekommen brach es aus mir heraus. Ich stürmte ins Badezimmer und schloss mich darin ein, damit meine Mitbewohner mich nicht in dieser Verfassung sehen mussten. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein zu glauben, dass Israel mich wirklich gern haben könnte? Ich hätte wissen müssen, dass für ihn alles nur ein Spiel war.
Nach einigen Minuten versiegten die Tränen. Mit den Fingern wischte ich die verbliebene Flüssigkeit aus dem Gesicht und betrachtete mich im Spiegel. Immer noch war mir mein Spiegelbild fremd. Diese schöne, herausgeputzte Frau, das war einfach nicht ich. Und was hatte es mir gebracht, schön zu sein? Nichts. Die Männer mochten jetzt vielleicht meinen Körper, aber an mir hatten sie nach wie vor kein Interesse. Magda hatte es gut gemeint, aber mit diesem neuen Äußeren fühlte ich mich genauso unwohl, wie mit meinem alten Graue-Maus Look.
Ich wälzte mich die halbe Nacht in meinem Bett hin und her. Mir war klar, dass ich mich erneut verändern musste. Und so griff ich am Morgen nicht wieder zum Glatteisen, sondern erlaubt meinen Haaren so zu fallen, wie sie es wollten. Und statt des knappen Oberteils, welches Magda für mich ausgesucht hatte, entschied ich mich für ein einfaches, locker sitzendes T-Shirt. Mit dem Ergebnis war ich durchaus zufrieden. Ja, diese Frau im Spiegel war wirklich ich. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich, als ob ich keine Verkleidung trüge.
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Kapitel 36: Schlaf gut
Ich versuchte, nicht mehr an Israel zu denken. Am Anfang fiel es mir schwer, doch mit den Wochen wurde es einfacher. Und als der Sommer kam und der Herbst fast schon wieder in Simskelad Einzug hielt, hatte ich ihn fast vollständig aus meinem Herzen verbannt. Das Gemälde, welches ich nach unserer gemeinsamen Nacht begonnen hatte, musste ich unvollendet lassen. Die Erinnerung tat einfach zu weh. Aber ich widmete mich anderen Bildern und malte inzwischen bevorzugt in der Galerie.
Da das Malen für mich inzwischen mehr Beruf als Hobby war, beschloss ich, mir zum Ausgleich das Gitarrenspielen beizubringen. Jamie hatte mir die Grundgriffe gezeigt und bei Magda guckte ich mir ein paar fortgeschrittene Techniken ab. Und heutzutage konnte man ohnehin alles übers Internet lernen. Bei Simtube gab es unendlich viele Videos, die einem genau zeigten, was man zu tun hatte. Ich wurde besser und besser und irgendwann traute ich mich sogar, mich vor die Galerie zu stellen und mein Können unter Beweis zu stellen. Der Ansturm war zwar nicht riesig, aber mit einem kleinen Publikum fühle ich mich ohnehin wohler. Und den älteren Damen im Park schien meine Darbietung durchaus zu gefallen, denn sie gaben mir sogar etwas Trinkgeld.
Eines Tages malte ich wieder einmal in der Galerie uns stellte mich in der Mittagspause vor die Bibliothek und spielte zur Entspannung auf meiner Gitarre. Die Menschen schienen es alle eilig zu haben und liefen an mir vorbei, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch das machte mir nichts. Ich spielte ja eigentlich für mich und nicht für sie. Doch einem Menschen schien mein Spielen doch zu gefallen. Interessiert blieb er stehen und lauschte den Klängen, die ich der Gitarre entlockte.
Ich bemerkte ihn erst so richtig, als ich mein Spiel beendete und die Gitarre abstellte. In die Hände klatschend kam er auf mich zu. „Das hat sich gut angehört. Am Bahngleis entlang, wenn ich mich nicht irre. Ich habe lange gebraucht, bis ich das Stück halbwegs fehlerfrei spielen konnte.“ Die Schamesröte schoss mir bei seinen Worten augenblicklich in die Wangen. Ich war mir erst nicht sicher, ob er sich einen Scherz mit mir erlaubte, doch als ich in sein bärtiges von mittellangen, blonden Harren eingerahmtes Gesicht blickte, konnte ich darin keinen Spott erkennen.
„Danke“, antwortete ich dennoch verlegen. „Ich spiele noch nicht so lange, aber es macht mir trotzdem viel Spaß. Eigentlich liegt mir das Malen viel mehr. Ich arbeite dort drüben in der Galerie.“ Meine Güte, was war denn mit mir los? Ich redete ja wie ein Wasserfall. Doch scheinbar hatte ich das Interesse meines Gegenübers jetzt erst richtig geweckt. „Du malst also? Hättest du vielleicht Lust, mir deine Bilder zu zeigen?“ Ich war ernsthaft versucht, mir eine Ausrede einfallen zu lassen, warum ich keine Zeit hätte, ihn in die Galerie zu begleiten. Aber dann blickte ich noch einmal in seine schokoladenbraunen, freundlich lächelnden Augen und entschied mich dazu, es einfach zu wagen.
Also begleitete ich Roman, so stellte er sich mir auf dem Weg vor, in den Ausstellungsraum der Galerie. „Im Moment hängt leider nur ein einziges Bild von mir hier“, erklärte ich und ging zielstrebig auf ein Stillleben zu, welches einen Obstkorb darstellte. „Ich wollte einmal ausprobieren, ob ich auch gegenständlicher malen kann. Normalerweise fallen meine Bilder abstrakter aus.“ Meine Worte klangen fast wie eine Entschuldigung. Melinda meinte, es wäre eine gute Idee, wenn ich mich mal ausprobierte, doch ich war mir unsicher, ob ein Stillleben mit Obst nicht zu kitschig war. Doch Roman wirkte sehr angetan. „Kleckse und Striche kann doch jeder malen. Aber das hier ist wirklich eine Leistung. Ich bin beeindruckt.“
Seine Worte machten mich richtig stolz, also bot ich Roman an, ihm auch das Atelier im ersten Stock zu zeigen, wo ich gerade an zwei neuen Bildern malte. Die Leinwände waren zum größten Teil noch leer, von einigen groben Umrissen abgesehen. Ich schnappte mir einen Pinsel und die Farbpallette und füllte ein paar dieser Konturen großflächig aus. Roman blickte mir dabei interessiert über die Schulter. Auf einmal stand er so dicht hinter mir, dass ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren könnte und ein Schauer durchfuhr meinen Körper. Dieser Mann brachte mich ganz durcheinander.
Ich weiß nicht, wie lange er mir beim Malen zusah. Mir kam es wie Stunden vor, in denen ich mich nur auf seinen Atem in meinem Nacken konzentrieren konnte. Als ich am nächsten Tag auf die Leinwand blickte, war ich entsetzt, was ich in dieser Zeit mit meinem Bild angestellt hatte. Lauter Pinselstriche, die dort nichts zu suchen hatten. Es würde Stunden dauern, die Fehler wieder zu übermalen. Wer weiß, was ich noch alles mit dem Bild angerichtet hätte, hätte Roman nicht gefragt, ob ich einen Kaffee mit ihm trinken wolle. Und wie ich wollte. Ich genoss die Zeit mit ihm wirklich. Also schlenderten wir gemeinsam zu einem nah gelegenen Café.
Da ich an diesem Nachmittag noch nichts gegessen hatte, bestellten wir uns statt des Kaffees dann doch lieber etwas Süßes. Und Roman erzählt mir von seinem Job beim Militär. Langweiliger Papierkram im Büro laut seiner Aussage. Aber dafür hatte er mittwochs den Nachmittag frei und hat mich dadurch erst auf der Straße spielen sehen. Ich war ungewohnt entspannt in Romans Nähe und wenn ich ihn so betrachtete, dann schien er sich auch in meiner Nähe ganz entspannt zu fühlen. Er hatte zumindest keinerlei Scheu herzhaft in seinen Donut reinzubeißen und sich dabei den ganzen Mund mit Schokolade zu beschmieren. Wir mussten beide herzlich lachen, als er versuchte, sein Gesicht mit der Papierserviette wieder halbwegs sauber zu bekommen.
Ich gönnte mir eine sehr lange Mittagspause. Doch irgendwann musste ich zurück in die Galerie, denn Melinda wollte mit mir über eine weitere Ausstellung sprechen. Ich hatte Angst, mich von Roman zu verabschieden, denn dann würde er vermutlich aus meinem Leben verschwinden und ich würde ihn nie wieder sehen. Doch als ich ihm mitteilte, dass ich nun gehen müsste, fragte er mich sofort nach meiner Handynummer. Überglücklich sagte ich sie ihm und er klingelte auch gleich beim mir durch um sicherzugehen, dass er sie sich auch korrekt notiert hatte.
Ich wusste, dass ich mich mit meiner Freude zurückhalten sollte. Zu oft war ich in der Vergangenheit enttäuscht worden, weil ich zu viel in die Begegnungen mit Männern hinein interpretiert hatte. Ja, ich mochte Roman und es schien auch so, als ob er mich mögen würde. Aber diesmal würde ich es ruhiger angehen lassen. Auch Israel hatte meine Nummer gehabt und versprochen, sich zu melden. Getan hat er es trotzdem nicht. Doch es wurde schwer, sich keine Hoffnungen zu machen, als Roman zum Abschied meine Hand nahm und mir versicherte, dass er diesen Nachmittag sehr, sehr genossen hätte. Ach verdammt, ich glaube, ich war schon wieder dabei, mich Hals über Kopf zu verlieben.
Als ich abends gerade ins Bett gehen wollte, vibrierte plötzlich mein Handy. Und ich hätte nicht überraschter, und vor allem nicht glücklicher sein können, als ich Romans Namen im Display las. „Ich werde heute Nacht ganz sicher von dir träumen. Schlaf gut“, lautete seine Textnachricht. Ich drückte das Handy fest an meine Brust. Oh ja, ich würde heute Nacht gut schlafen und hoffentlich auch von ihm träumen.
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Hui, Roman ist ja das genaue Gegenteil von Israel - da scheint Klaudia nun endlich eine positive Erfahrung zu machen! Ich hoffe sehr, da ist nicht auch wieder ein Wurm drin, denn er scheint ja an ihr und dem was sie macht, ehrlich interessiert - und gut sieht er auch noch aus
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@FastForward Ja, Roman scheint ernstes und tiefgehendes Interesse an Klaudia zu zeigen. Er könnte der passende Mann für sie sein. Ob er es wirklich wird, werden dann die kommenden Updates zeigen Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar!
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Kapitel 37: Panik
In den nächsten beiden Tagen telefonierten wir viel miteinander. Es war unglaublich, dass ich Roman erst so kurz kannte, mich aber dennoch so gut mit ihm verstand. Die Gesprächsthemen schienen uns nie auszugehen und für das Wochenende machten wir ein endlich ein richtiges Date aus.
Wir einigten uns darauf diesen Abend im Flanagan‘s zu verbringen. Es handelte sich dabei um eine bodenständige Kneipe, also genau richtig, um sich näher kennenzulernen. Die Musik war nicht zu laut, so dass man sich gut unterhalten konnte, es war aber auch nicht so förmlich wie in einem schicken Restaurant. Aufgeregt war ich dennoch, aber vor allem, weil ich mich so sehr freute, Roman wiederzusehen. Ich hatte bislang noch niemandem von ihm erzählt, nicht einmal Magda. Um ehrlich zu sein hatte ich Angst, dass auch meine Bekanntschaft mit ihm in einem Desaster enden könnte und ich wieder einmal als die Dumme dastand. Also versuchte ich mir, so wenig Hoffnung wie möglich zu machen.
Aber das war gar nicht so einfach, weil das Treffen mit ihm wieder einmal perfekt verlief. Nachdem wir ein Bier getrunken gingen wir zur Dartscheibe hinüber und spielten ein paar Runden. Wir waren beide wirklich schlecht in diesem Spiel, aber in Romans Gegenwart fühlte ich mich deswegen nicht eingeschüchtert, sondern wir konnten herzhaft über die Ungeschicklichkeit des anderen lachen.
Der Wirt hatte aber offensichtlich nicht so viel Humor und riss uns böse dreinblickend die Pfeile aus der Hand, nachdem die Hälfte davon wieder einmal in der Holzverkleidung der Wand statt in der Dartscheibe stecken geblieben war. Roman grinste nur verlegen, nahm mich bei der Hand und führte mich auf die Tanzfläche im hinteren Beriech der Kneipe. Es lief leise Rockmusik im Hintergrund und auch beim Tanzen stellten wir beide erneut fest, dass mir nicht mit Bewegungstalent gesegnet waren. Aber es machte dennoch unglaublich Spaß.
So wie eben alles mit Roman Spaß machte. Die Musik wurde langsamer und unweigerlich kam er näher an mich heran. So nah, dass ich sein Aftershave riechen konnte. Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Ich zog die Luft ganz tief ein und wollte in diesem Augenblick nie wieder etwas anderes riechen. Ich wollte ja nicht zu viel hoffen, aber in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass er mich küssen würde.
Und offenbar hatte Roman meine Gedanken gelesen, denn er trat noch einen Schritt näher, sah mir tief in die Augen und drückte dann seine Lippen sanft auf meine. In meinem Kopf explodierte ein Feuerwerk der Glücksgefühle. Oh Gott, ich liebte diesen Mann, ich liebte ihn, ich liebte ihn, ich liebte ihn!
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Wir blieben so lange im Flanagan’s bis der Wirt uns schließlich auf die Straße setzte. Unserem ersten Kuss waren noch weitere gefolgt und jeder war noch intensiver als der vorherige. Obwohl es ein weiter Umweg für ihn war, begleitet Roman mich bis zu meiner Haustür und wir machten gleich das nächste Treffen aus. Und beim Frühstück konnte ich nicht länger an mich halten und erzählte meinen Mitbewohnern von meinem neuen Freund. Ja genau, von meinem FREUND. Denn auch wenn wir es nicht direkt gesagt hatten, nach den Küssen der letzen Nacht bestand kein Zweifel mehr daran, dass Roman und ich ein Paar waren. Die beiden freuten sich sehr für mich. Magda hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil die Geschichte mit Israel so aus dem Ruder gelaufen war. Und Jamie war einfach nur froh, dass ich wieder glücklich war.
Zwei Tage, fünf Telefonate und unzählige Textnachrichten später traf ich mich erneut mit Roman. Diesmal hatte er tatsächlich ein ganz klassisches Date geplant und wir trafen uns zum Essen im Goldenen Drachen, dem kleinen chinesischen Restaurant in der Innenstadt. Bevor wir uns mit den Stäbchen selbst oder auch gegenseitig umgebrachten, griffen wir direkt zur Gabel und ließen uns das Essen schmecken.
Ich erzählte Roman von den Planungen für meine nächste Ausstellung und davon, dass ich zwei neue Lieder auf der Gitarre spielen konnte und er plauderte ein wenig über seine Arbeit in der Kaserne. „Ich bin froh, dass ich nicht bei den Anwärtern in den Baracken schlafen muss“, erzählte er. „Dort hat man überhaupt keine Privatsphäre. Und die brauche ich heute ganz dringend. Ich hab mir nämlich überlegt, dass du heute Abend vielleicht mit zu mir nach Hause kommen könntest…und wir morgen zusammen frühstücken.“
Mit einem Mal verwandelte sich mein Gesicht in eine steinerne Maske. „Zusammen frühstücken.“ Ich wusste genau, was Roman mit diesen Worten meinte. Er wollte mit mir schlafen. Mein Schweigen war nicht die Reaktion, die er sich erhofft hatte. „Also, wenn du noch Sachen von Zuhause brauchst, können wir gerne bei dir vorbeifahren“, schlug mein verdateter Begleiter vor. „Oder wir könnten auch bei dir bleiben. Ich dachte nur, wegen deiner Mitbewohner wäre es dir lieber, wenn wir zu mir gehen.“ Endlich löste ich mich aus meiner Schockstarre, doch nur um abwehrend die Hände in die Luft zu reißen. „Ich…nein, das geht nicht“, stotterte ich. „Ich meine, ich kann nicht mit dir schlafen. Nicht jetzt. Nicht so.“
Jetzt war Roman sichtlich verwirrt. „Hab ich etwas Falsches gesagt? Oder hab ich etwas gemacht, dass dich verärgert hat? Es ist bereits unsere dritte Verabredung. Und ich hatte das Gefühl, wir würden uns gut verstehen. Ich finde, es ist daher nur angebracht, wenn wir einen Schritt weiter gehen. Schließlich sind wir zwei erwachsene Menschen.“ Er hatte mit seinen Worten recht. Aber ich konnte dennoch nicht mit ihm schlafen, zumindest noch nicht. Nach der Geschichte mit Israel wollte ich es doch ruhiger angehen lassen. Mit ihm hatte ich viel zu schnell geschlafen und mit Roman wollte ich mir Zeit lassen. Ich wollte ihn erst richtig kennenlernen und mir sicher sein, dass ich ihn liebte und vor allem, dass auch er mich liebte. Ich hätte es ihm einfach so erklären sollen, aber meine Zunge war wie gelähmt.
Das einzige was ich herausbrachte, war ein „Ich möchte nicht mit dir schlafen“. Und ohne weitere Erklärung führte diese nur dazu, dass Roman nicht nur verwirrt, sondern auch zunehmend verärgert wurde. „Soll ich dieser Reaktion entnehmen, dass dir auch sonst nicht viel an mir liegt? Hast du in den vergangenen Tagen einfach nur mit mir gespielt? Erklär es mir, Klaudia, denn ich verstehe es nicht.“
Ich wollte es ihm ja erklären, aber mit jedem seiner Worte schnürte sich meine Kehle weiter zu. Und ich war zunehmend nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich bekam keine Luft mehr. Luft, ich brauchte Luft! Hastig sprang ich von meinem Stuhl und warf dabei den Teller fast um, sodass die dreckige Gabel auf meinem weißen Oberteil landete und hässliche Flecken hinterließ. Ohne darauf zu achten lief ich ohne ein weiteres Wort aus dem Restaurant hinaus. Wie der Zufall es wollte, hielt gerade ein Taxi vor dem Lokal. Ich riss die Tür auf, setzte mich hinein und forderte den Fahrer kurzatmig auf, mich in die Cilia Gade zu fahren. Als das Taxi losfuhr konnte ich gerade noch erkennen, wie Roman aus dem Restaurant kam und mit hochgezogenen Schultern ungläubig dem Wagen hinterher starrte, in dem ich saß.
Zuhause angekommen wechselte ich zuerst wie mechanisch im Badezimmer meine dreckigen Kleider. Erst dann ging ich in mein Zimmer, schloss die Tür fest hinter mir zu und drückte mich weinend gegen diese. Ich hatte alles zerstört! Roman war so wunderbar zu mir und wieder war ich einfach weggelaufen ohne es ihm zu erklären. Er musste mich für eine blöde Pute halten. Denn so kam ich mir selbst vor. Warum musste es so kompliziert sein, einen Mann zu finden, den man liebt und vertraute und der dasselbe für einen empfand?
Aber vielleicht tat Roman das ja. Vielleicht war es noch nicht zu spät. In mir keimte die Hoffnung auf und ich holte mein Handy aus der Handtasche. Doch ein Blick auf das Display verschaffte mir Gewissheit. Kein entgangener Anruf wurde wir angezeigt und es war auch keine SMS eingegangen. Roman hatte also nicht einmal versucht, mich zu erreichen und mich um eine Erklärung zu bitten. Er hatte mich demnach tatsächlich abgeschrieben.
Plötzlich überkam mich eine furchtbare Wut auf mein Handy, weil es mich in dieser schweren Situation einfach im Stich gelassen hatte. Zornig riss ich die oberste Schublade meiner Kommode auf, warf mein Mobiltelefon in die hinterste Ecke und knallte die Schublade wieder zu.
Doch das half nicht, meine Wut und Enttäuschung zu mindern. Denn ich wusste ja, dass mein Handy keine Schuld traf. Ich war diejenige, die nicht in der Lage war, eine Beziehung einzugehen. Meine eigene Unsicherheit verschreckte jeden Mann. Entweder trieb sie ihn in die Arme einer anderen Frau oder einfach nur weit von mir weg. Ich drückte meinen geliebten Kuschelpanda fest an mich und hockte mich in die Nische zwischen meinem Bett, der Wand und dem Nachtisch. Nach wenigen Minuten war Kuschelpandas Fell tränengetränkt. Und ich wurde immer verzweifelter. Ich würde niemals den Mann fürs Leben finden. Ich würde niemals heiraten und niemals Kinder bekommen. Und unter dieser Erkenntnis brach ich fast zusammen. Ich wollte nicht einsam und verbittert sterben, ich wollte das einfach nicht.
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Ich bin die nächste Woche (aller Voraussicht nach) ohne Internet im Urlaub. Also ncícht wundern, wenn ich nicht antworte
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Oh Mann, Claudia ist ja echt ziemlich unreif, was Beziehungen angeht. Aber Roman geht da auch ein bisschen aggressiv an die Sache heran. 3 Dates sind ja nicht so viel. Er scheint ein eher bestimmender Mensch zu sein, dabei sollte Claudia erst einmal lernen, selbst gute Entscheidungen für sich zu treffen. Vielleicht ist er doch nicht Mr Right. Obwohl mich nicht wundern würde, wenn er bald mit Rosen vor ihrer Tür steht, weil er sich nicht so leicht abservieren lassen will.
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@FastForward
Ja, in Beziehungsdingen verhält sich Klaudia manchmal wie eine Dreizehnjährige. :rolleyes Was Romans Verhalten betrifft, so dürfen wir nicht vergessen, dass wir die Geschichte aus Klaudias Sicht miterleben. Wenn wir sie aus seiner Sicht gesehen hätten, dann hätte er ihr höfflich und voller Vorfreude angeboten, die Nacht gemeinsam zu verbringen. Das er dabei gerne mit ihr geschlafen hätte trifft aber sicher zu. Aber wie gesagt, er hätte gerne, er bestand gar nicht darauf. Hätte Klaudia ihm ganz ruhig gesagt, dass sie noch etwas mehr Zeit braucht, er hätte sie ihr ohne Widerspruch gegeben. Womit er nicht klar kommt, ist Klaudias panische und absolut ablehende Haltung ohne jede Erklärung. Sie sagt: "Ich will nicht mit dir schlafen". Sie sagt nicht "jetzt" oder "noch nicht". Für ihn muss es sich anhören, als ob sie es nie wollen würde und das verletzt ihn...den er hat sich wirklich in sie verliebt.
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Kapitel 38: Ein unmoralisches Angebot
Es gab nur eine Person die mich in dieser Situation trösten konnte und das war meine Mama. Ich musste jetzt zu ihr. Also eilte ich mit tränenverschmierten Gesicht zu meinem rostigen Fahrrad und fuhr hinaus in den ländlichen Randbezirk von Rodaklippa. Schon als ich das Haus meiner Eltern in weiter Ferne oben auf dem Hügel erblickte, wurde mir etwas leichter ums Herz.
Die Tür zu meinem Elternhaus war wie so oft einen Spalt weit geöffnet, sodass ich einfach hinein gehen konnte. Ich wollte gerade nach meiner Mutter rufen, als ich ihre Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte. „Nein, das kannst du nicht machen“, hörte ich Mama aufgebracht einwenden. „Ich verbiete es!“ Daraufhin antwortete eine weitere Frauenstimme: „Aber ich will ihr doch nicht schaden, Xana. Klaudia ist doch auch meine Nichte.“ Die Stimme gehörte eindeutig zu Tante Joanna. Ich wusste gar nicht, dass sie in der Stadt war. Aber viel neugieriger machte es mich, warum meine Mutter mit ihrer Zwillingsschwester über mich in Streit geraten war. Lautlos schlich ich mich zur Tür und spähte ins Wohnzimmer.
Die beiden waren so in ihren Disput vertieft, dass sie mich nicht bemerkten. „Es tut mir leid, wenn ich an deinen guten Absichten manchmal so meine Zweifel habe, Jojo“, antworte meine Mutter. „Ich habe dir zwar schon vor langer Zeit verziehen, aber ich habe dennoch nicht vergessen, in welche Gefahr du mich mit deinen Machenschaften damals in Samara gebracht hast. Also vergib mir, wenn ich dir nicht abkaufe, dass du diesmal keine Hintergedanken hast. Aber selbst wenn, Klaudia ist mein Tochter und ich werde nicht zulassen, dass du sie an irgendeinen deiner Geschäftspartner verschacherst.“
Tante Joanna erwiderte empört: „Du tust ja gerade so, als ob ich sie auf einem Basar an den Höchstbietenden verkaufen wollte. Aber glaub mir Schwester, dem ist gewiss nicht so. Der Mann den ich für Klaudia ausgesucht habe, gehört zu einer sehr angesehenen Familie. Ich habe ihn gründlich durchleuchten lassen und er hat sich nichts Verwerfliches zu schulde kommen lassen. Und wenn es dich beruhigt, er ist auch nicht in meine Geschäfte involviert. Ich gebe zu, die Verbindung seiner und unserer Familie würde durchaus zu meinem Vorteil sein, aber diese Verbindung wäre auch sehr Vorteilhaft für Klaudia. Und es ist nicht so, dass ich Klaudia zu etwas zwingen will. Ich wollte nur zuerst mit dir, ihrer Mutter, sprechen, bevor ich selbst auf sie zugehe.“
„Wenn dieser Mann eine so gute Partie ist, warum willst du dann nicht deine eigene Tochter mit ihm verheiraten, Jojo? Warum musst du da mein kleines Mädchen mit hineinziehen?“ Meine Mutter redete sich immer weiter in Rage, doch Tante Joanna hatte nur ein müdes Lächeln dafür übrig. „Ach, Xana, du kennst doch Magda. Wie lange glaubst du würde diese Ehe gut gehen? Ich will unsere beiden Familien zusammenbringen und ich fürchte Magda würde leider allzu schnell dafür sorgen, dass ein unüberwindbarer Graben zwischen uns entsteht. Und damit wäre niemandem geholfen. Nein, deine ruhige, zurückhaltende Tochter Klaudia ist die ideale Wahl.“
„Aber sie ist doch mein kleines Mädchen“, schluchzte meine Mutter. „Egal wie angesehen die Familie auch sein mag, Klaudia sollte nur aus Liebe heiraten. Ich selbst war jahrelang in einer Ehe ohne Liebe gefangen und habe darunter furchtbar gelitten. Und auch mein Mann hat darunter gelitten. Ich will nicht, dass es meinem Spatz ebenso ergeht.“ „Aber mit der Zeit ist Dominik zur Liebe deines Lebens geworden, willst du das etwa abstreiten, Xana?“, warf Tante Joanna ein. „Wer sagt denn, dass es Klaudia nicht ebenso ergehen wird?“
Doch meine Mutter wollte davon nichts hören. Aufgebracht sprang sie vom Sofa auf. „Nein, Jojo, nein! Es kommt einfach nicht in Frage. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter. Klaudia wird nicht verheiratet. Und das ist mein letztes Wort. Sie wird ganz von selbst einen Mann finden, den sie liebt. Und diesen Mann wird sie dann vielleicht auch heiraten. Aber ganz bestimmt nicht irgendeinen Typen, den du für sie ausgesucht hast. Basta!“
„Und was ist, wenn ich diesen Typen gerne kennenlernen würde?“ Überrascht drehten meine Mutter und Tante den Kopf zur Wohnzimmertür, durch die ich gerade geschritten war. Auf dem Gesicht meiner Mutter war blankes Entsetzen zu erkenne. „Klaudia, Spätzchen, wie lange hast du uns schon zugehört?“ Meine Tante hingegen lächelte lediglich, amüsiert über die plötzliche Wendung der Situation. „Lang genug, Mami, um zu verstehen, dass Tante Joanna mich mit einem ihrer Geschäftspartner verheiraten möchte. Und ich…ich bin damit einverstanden.“
Das Entsetzen im Gesicht meiner Mutter wurde noch größer und einen Moment glaubte ich, sie würde ihn Ohnmacht fallen. Doch sie wankte nur kurz und eilte dann schnell auf mich zu. „Spätzchen, das kannst du nicht ernst meinen. Allein der Gedanke ist schon absurd.“ Doch ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen. Natürlich hatte mich der Gedanke, verheiratet zu werden zunächst schockiert. Doch als ich darüber nachdachte, konnte das genau die Lösung all meiner Probleme bedeuten. „Mami, verstehst du denn nicht, dass das die einzige Chance für mich sein könnte zu heiraten? Ich würde endlich all das bekommen, was ich mir schon immer gewünscht habe. Einen Mann, Kinder, eine richtige Familie.“ „Aber das kannst du doch alles haben, ohne dass dir deine Tante einen Mann vorsetzen muss!“
Aber genau da irrte sich meine Mutter und ich musste es ihr begreiflich machen. „Bis zu meinem 24. Lebensjahr hat mich kein Mann angesehen, geschweige denn geküsst. Ich dachte, es läge nur daran, dass ich hässlich bin. Aber selbst als ich schlank und hübsch wurde, hatte ich kein Glück mit den Männern. Und inzwischen habe ich begriffen, dass das an meinem Wesen liegt. Ich bin einfach zu schüchtern und zu ängstlich, Mama. Ich habe es wirklich versucht, doch ich komme mit den Ungewissheiten, die eine neue Beziehung mit sich bringt einfach nicht zurecht. Ich bekomme Angst und möchte nur noch fliehen und damit mache ich immer alles kaputt. Und sag jetzt bitte nicht, dass ich noch jung bin und viele Männer treffen werde. Denn das stimmt einfach nicht. Selbst jetzt bin ich keine Sexbombe, nach der sich die Männer umdrehen. Und mit jedem weiteren Tag der vergeht, setze ich mich mehr und mehr unter Druck endlich den Mann fürs Leben zu finden. Und wenn ich ihn dann vermeidlich gefunden habe, lähmt meine innere Angst mich und macht alle Hoffnungen zunichte. Aber wenn diesmal Tante Joanna mir den Mann aussucht und für uns beide klar ist, worauf es hinauslaufen wird, dann könnte es klappen, Mama. Ich fühle es. Kannst du das nicht auch sehen?“
Diese Worte brachten meine Mutter zum verstummen. Doch in ihren Augen sah ich, dass sie meine Entscheidung nicht guthieß. Nun erhob sich auch Tante Joanna aus ihrem Sessel. „Es war zwar nicht geplant, dass du auf diese Weise davon erfährst, aber nun müssen wir die Dinge nehmen, wie sie kommen. Und ich bin froh, dass du meinen Vorschlag annehmen willst. Doch du musst dir sicher sein. Ein Rückzieher würde mich und unsere Familie in einem sehr schlechten Licht dastehen lassen.“ Ich nickte. „Das heißt aber keinesfalls, dass du den Mann ungesehen heiraten musst. Wir werden ein Treffen vereinbaren, wo du ihn kennenlernen kannst. Nach diesem Treffen kannst du immer noch die Reißleine ziehen. Tust du dies allerdings nicht, gibt es kein Zurück mehr. Das ist kein Spiel, Klaudia.“
Ich verstand. „Für mich ist es auch kein Spiel, Tante Joanna. Es ist die Möglichkeit, mir endlich meine Träume zu erfüllen.“ Meine Tante nickte zufrieden. „Schlaf noch mal in Ruhe darüber“, bat sie mich. „Morgen früh rufst du mich dann an, und wenn du es immer noch willst, werde ich alles in die Wege leiten und das Treffen arrangieren. Und ich werde auch nicht böse sein, wenn du morgen deine Meinung geändert haben solltest. Aber vertrau mir, ich habe dir einen guten Mann ausgesucht.“ Tante Joanna drückte meine Hand, verabschiedete sich von meiner zur Salzsäule erstarrten Mutter mit einem Wangenkuss und fuhr in ihr Hotel.
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Kaptitel 39: Date mit einem Unbekannten
In dieser Nacht blieb ich bei meinen Eltern. Inzwischen hatten sie das Gästezimmer ausgebaut, sodass ich einen festen Platz zum Schlafen hatte. Als ich alleine im Zimmer war, starrte ich zufrieden an die Decke. Ich würde heiraten! Ich würde tatsächlich heiraten! Heute Nachmittag hätte ich das noch nicht für möglich gehalten. Die Aussicht auf eine baldige Hochzeit hatte alle trüben Gedanken und den Schmerz bei der Erinnerung an Roman verdrängt. Als meine Mutter in das Zimmer kam fürchtete ich kurz, sie wolle mir die arrangieret Hochzeit doch noch ausreden. Doch sie hatte ein anderes Anliegen auf dem Herzen. „Wie sollen wir das bloß deinem Vater erklären?“, fragte sie nachdem sie den Stuhl ans Bett geschoben und sich gesetzt hatte.
Über Papa hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er mit einer arrangierten Hochzeit nicht einverstanden gewesen wäre. Und meine Mutter wusste das auch. „Ich will ihn nicht anlügen müssen“, gestand sie. Doch darüber wollte ich mir keine Gedanken machen. Zumindest noch nicht. Erst einmal wollte ich diesen Mann kennenlernen, den Tante Joanna für mich ausgesucht hat. Und wenn ich wirklich bereit war, ihn zu heiraten, dann würde ich auch einen Weg finden, es meinem Vater zu erklären. Und wer weiß, vielleicht würde ich mich im ersten Augenblick unsterblich in diesen Mann verlieben? In diesem Fall gäbe es überhaupt kein Problem und ich könnte Papa erklären, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden hatte.
*****
Ich schlief erstaunlich tief und gut in dieser Nacht. Und als ich am Morgen erwachte, hatte sich nichts an meiner Entscheidung geändert, das Angebot meiner Tante, eine Ehe für mich zu arrangieren, anzunehmen.
Bestärkt wurde ich in meiner Entscheidung zusätzlich dadurch, dass Mama nicht noch einmal versuchte, mir die Sache auszureden. Beim Frühstück mit meinem kleinen Bruder Sky wirkte sie zwar mürrischer als sonst, aber darüber hinaus kamen keine Einwände mehr von ihrer Seite. Offenbar hatte sie eingesehen, wie glücklich es mich machen würde, zu heiraten und eine Familie zu gründen, auch wenn es auf eine ehr unorthodoxe Art und Weise erfolgte.
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Daher rief ich kurz darauf bei Tante Joanna an und teilte ihr meine Entscheidung mit. Wenige Minuten später rief sie zurück und verkündete, dass ich meinen zukünftigen Ehemann noch am heutigen Abend kennenlernen würde. Anschließend kam sie zu meinen Eltern und half mir dabei, mich für den Abend vorzubereiten. „Ich habe dieses Kleid für dich rausgesucht“, erklärte sie und hielt ein teuer aussehendes Cocktailkleid aus einem goldglänzenden Stoff hoch. Nachdem ich mich umgezogen hatte, half sie mir noch dabei, meine Haare herzurichten und legte mir zum Abschluss ein Haarband an, welches meine Mähne im Zaun halten sollte.
Offenbar war Tante Joanna zufrieden mit dem was sie sah. Und ich…ich fühlte mich fast wie eine Prinzessin. „Das Taxi wird gleich hier sein, um dich zu den Restaurant zu fahren, wo dein möglicher Verlobter, Francesco, auf dich warten wird“, erklärte sie. „Es wird für alles gesorgt sein, du musst dich also um nichts weiter kümmern. Solltest du nach diesem Treffen feststellen, dass du Francesco nicht heiraten kannst oder willst, dann brauchst du es nur zu sagen. Ich werde dich zu nichts drängen. Aber heute ist deine letzet Chance, um noch einen Rückzieher zu machen.“ Ich hatte verstanden und nickte.
Mit klopfendem Herzen stieg ich in das Taxi, das vor dem Haus meiner Eltern wartete. Wie würde der Mann wohl sein, denn Tante Joanna für mich ausgesucht hat? Ob er mir gefallen würde? Und würde auch ich ihm gefallen? Ich war furchtbar aufgeregt. Mama war mir in dieser Situation leider keine große Hilfe, denn statt mich zum Abschied in den Arm zu nehmen und mir Mut zuzusprechen, beobachtete sie nur schweigen und mit finsterer Miene, wie ich in das Auto stieg. Die Fahrt ging zu dem gleichen Gebäude, in dem sich auch das chinesische Restaurant befand, in dem ich mich mit Roman getroffen hatte. Ob das ein schlechtes Zeichen war? Aber immerhin würden wir nicht genau dort, sondern in einem anderen Restaurant eine Etage höher essen. Als ich eintraf, war von meinem zukünftigen Verloben noch weit und breit nichts zu erkennen. Ich stellte mich also vor das Schaufenster des Antiquitätenhändlers und beobachtete jeden Mann genau, der vorbeikam. Doch keiner schien mich auch nur wahrzunehmen. Keiner, bis auf einen großen, dunkelhaarigen Mann im schwarzen Anzug, der zielstrebig auf mich zuschritt. „Guten Abend“, begrüßte er mich mit fester Stimme. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass es sich bei Ihnen um Fräulein Blech handelt?“
„Ja…ja genau“, begann ich zu stottern. „Ich bin Klaudia, Klaudia Blech.“ Der Mann kam noch einen Schritt auf mich zu, wobei er mir tief in die Augen blickte. Dann nahm er meine Hand und führte sie an seine Lippen. „Es freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Francesco“, stellte er sich vor, als er meine Hand wieder losließ. „Ich möchte betonen, dass sie bezaubernd aussehen“, fuhr er fort. Die Schamesröte schoss mir unausweichlich in die Wangen bei diesem Kompliment. Aber ich konnte nicht behaupten, dass ich es nicht gerne gehört hätte.
„Wir sollten am besten direkt hinauf ins Restaurant gehen“, schlug Francesco anschließend vor und ich nickte zaghaft. Galant hielt er mir die Tür auf und ließ mir den Vortritt beim Betreten des Gebäudes und auf dem Weg die Treppe hinauf. Obwohl ich schon oft im Antiquitätenladen eingekauft und im Chinarestaurant gegessen hatte, war mir das Restaurant in der oberen Etage völlig unbekannt. Und als wir es betraten, wurde mir auch klar weshalb. Es war sehr edel eingerichtet, mit hochwertigen Seidentapeten und dunkler Holzvertäfelung an den Wänden, schweren Vorhängen an den Fenstern und strahlendweißen Damastdecken auf den Tischen. Ich war mir sicher, dass ich mir ein Essen hier normalerweise nicht hätte leisten können. Francesco geleitete mich zu einem Tisch in der Mitte des Raumes und rückte mir den Stuhl zurecht, als ich mich setzte.
An der Rückwand des Raumes war ein großer Kamin installiert, in dem ein prasselndes Feuer loderte. Als ich mich umsah fiel mir auf, dass außer Francesco und mir niemand sonst im Restaurant anwesend war. Die übrigen Tische waren alle leer, was mir etwas ungewöhnlich erschien. Es war zwar noch früh am Abend, aber ein paar Leute würden bestimmt dennoch schon ausgehen. Hatte Tante Joanna das so arrangiert? Francesco riss mich aus meinen Gedanken, als er das Wort an mich richtete: „Ihre Tante erwähnte, dass Sie Malerin sind? Sie sollen auch recht erfolgreich sein.“ Ich war froh, dass wir ins Gespräch kamen und nickte eifrig. „Ja, erst vor einigen Wochen hatte ich eine Ausstellung mit Landschaftsbildern in der örtlichen Galerie. Demnächst sollen einige meiner Bilder sogar in einer Galerie in SimCity ausgestellt werden. Ich bin schon richtig aufgeregt deswegen.“
„Nun, ich bin sicher, dass die Ausstellung ein Erfolg wird“, erwiderte Francesco knapp und verstummte danach wieder. Und schon war unser Gespräch beendet. Das war zwar schade, aber in diesem Moment nicht allzu schlimm. Denn so konnte ich ganz in Ruhe den Mann begutachten, der vor mir saß. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Tante Joanna mir einen so ansehnlichen Mann präsentieren würde. Insbesondere Francescos eisblaue Augen in Kombination mit den dunklen Haaren hatten mich vom ersten Augenblick an in ihren Bann gezogen. Für einen Moment drängte sich mir die Frage auf, warum solch ein gutaussehender Mann auf eine arrangieret Ehe angewiesen war. Doch dieser Gedanke wurde von dem starken Gefühl verdrängt, dass ich ihn von irgendwoher kannte.
„Kann es sein, dass wir uns schön einmal begegnet sind?“, fragte ich ihn daher, weil mich das Gefühl nicht mehr loslassen wollte. „Sie kommen mir so vertraut vor.“ Francesco legte den Kopf leicht zur Seite und zog die Augenbrauen zusammen. Und dann meinte ich, dass sich seine Wundwinkel kurz zu einem spöttischen Lächeln verzogen hätten. Doch das hatte ich mir sicher nur eingebildet. „Wir sind uns sicher schon das ein oder andere Mal zuvor auf der Straße über den Weg gelaufen“, erwiderte er nach einer kurzen Pause. „Immerhin ist Rodaklippa nicht groß und wir leben beide hier. Ich bin mir aber sicher, dass wir uns nie vorgestellt worden sind. Aber nun haben wir genug geredet. Wir sollten jetzt bestellen.“
Nun, wirklich viel hatten wir ja noch nicht gerade geredet. Aber da er die Karte aufschlug, die auf dem Tisch vor ihm lag, tat ich es ihm gleich. Ein Blick auf die Preisliste reichte um mich schwindelig zu machen. Tante Joanna hatte mir zwar versichert, dass ich heute eingeladen würde, aber ich fühlte mich dadurch nur noch mehr dazu gedrängt, etwas besonders günstiges auszuwählen. Erschwerend kam hinzu, dass die gesamte Karte auf Französisch verfasst war. Das ein oder andere Wort kam mir vertraut vor, doch ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich mir unter Cuisse de poularde et sa sauce au champagne et riz aux légumes oder Duo de saumon et de sandre avec sa mousse au Pernod vorstellen sollte. Und ich wollte auch nicht fragen, um vor Francesco dumm da zustehen. Aber halt, das kannte ich: Coq au vin!Ich war noch damit beschäftigt, die Karte nach weiteren vertrauten Gerichten abzusuchen, als ein Mann an unseren Tisch trat. „Haben die Herrschaften bereits gewählt?“, fragte er höflich. Ich schaute von der Karte auf und war überrascht, statt eines Kellners einen Koch vor mir stehen zu sehen. Da er mich erwartungsvoll anblickte, wollte ich ihm gerade mittteilen, dass ich notgedrungen den Coq au vin bestellen wolle, als mir Francesco ins Wort fiel.
„Wir nehmen beide den Hummer mit Kürbis und Ragout aus Jakobsmuscheln, Jacques. Und als Vorspeise die klare Suppe mit Zanderklößchen.“ Hummer? Jakobsmuscheln? Aber ich wollte doch das Hähnchen! Mein Mund bewegte sich protestierende, doch wie so oft brachte ich keinen Ton hervor. Und da Francesco nicht einmal in meine Richtung blickte, bemerkte er meinen stummen Protest nicht. Und auch der Kellner-Koch schien ihn nicht zu bemerken oder ignorierte ihn einfach. Stattdessen notierte er Francescos Bestellung in seinem kleinen Block. Für ihn schien ich auf einmal Luft zu sein. „Soll ich dazu wie üblich den Le Bosc Chardonnay-Sauvignon reichen?“, fragte er Francesco weiter und dieser bestätigte mit einem Kopfnicken. Und als keine weiteren Wünsche geäußert wurden, verabschiedete sich der Kellner-Koch mit einer knappen Verbeugung und verließ den Raum.
Ich fühlte mich gekränkt dadurch, dass Francesco einfach für uns beide bestellt hatte, ohne auch nur einmal zu fragen, was ich essen wollte oder sich wenigstens zu versichern, dass ich mit seiner Wahl einverstanden war. Aber andererseits hatte es den Anschein, als ob er wohl öfters zu Gast in diesem Restaurant war. Immerhin kannte er sogar den Namen des Kellner-Kochs. Vielleicht wusste er daher ganz genau, welche Speisen besonders zu empfehlen waren? Ich versuchte, diesem Verhalten keine zu große Bedeutung beizumessen. Doch da wir uns die meiste Zeit anschwiegen, während wir auf das Essen warteten, war es nicht gerade einfach, nichts ins Grübeln zu verfallen. Ich war daher sehr froh, als die Tür aufschwang und der Kellner-Koch mit einer Serviertellerglocke in der Hand den Raum betrat.
Die Suppe mit den Zanderklößchen war köstlich, doch dann wurde der Hummer serviert, vor dem ich mich schon die ganze Zeit gefürchtet hatte. Ich mochte Hummerfleisch, so war es nicht, aber bislang hatte ich es noch nie selbst aus der Schale herausholen müssen. Ich erinnerte mich noch zu deutlich daran, wie ich vor einigen Jahren im Familienurlaub in Spanien eine Garnele aus ihrer Schale befreien wollte und dabei meine ganze Bluse mit dem roten Saft einsaute. Aus diesem Grund hätte ich von mir aus niemals einen Hummer geordert. Ich wollte doch einen guten Eindruck bei Francesco hinterlassen. Aber es half ja nichts, der Hummer stand vor mir und ich musste ihn essen. Also nahm ich meine Gabel und begann meinen Kampf mit dem Krustentier, in der Hoffnung, dass Francesco nicht ganz so aufmerksam hinsehen würde.
Um von meinem Ungeschick abzulenken, versuchte ich noch einmal ein Gespräch mit Francesco zu beginnen. „Sie haben noch gar nicht erzählt, was Sie beruflich tun.“ Da war es doch wieder, dieses spöttische Lächeln! Doch dann begann Francesco tatsächlich zu erzählen. „Ich beschäftige mich mit dem Im- und Export von Weinen. Meiner Familie gehört schon seit Jahrzehnten ein Weinberg hier in Rodaklippa, so bin ich auf dieses Geschäft gekommen. Um den Anbau und die Herstellung des Weines kümmern sich meine Mutter und meine jüngere Schwester. Ich habe es mir hingegen zum Ziel gesetzt unseren eigenen Wein, aber auch andere Weine der Region, in der ganzen Welt bekannt zu machen.“ Ich wusste nicht, ob es an dem Glas Wein zuzuschreiben war, welches Francesco zum Essen getrunken hatte, aber auf einmal wurde er richtig redselig. Er begann von seinen Geschäftsreisen in die ganze Welt zu erzählen, um neue Absatzmärkte für den Wein seiner Familie zu erschließen und im Gegenzug den ein oder anderen guten Tropfen in die SimNation einzuführen.
Und auf einmal unterhielten wir uns richtig gut. Francesco wusste jede Menge Anekdoten von allen fünf Kontinenten zu erzählen. Und ich erzählte ihm von den Reisen, die ich als junges Mädchen mit meinen Eltern unternommen hatte, und natürlich von meiner jüngsten Reise mit Magda nach China. Das war vielleicht nicht ganz so aufregend, wie das was er schon erlebt hatte, aber er lauschte meinen Erzählungen dennoch aufmerksam.
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Kapitel 40: Die Chance aufs Glück
Francesco und ich tauschten die Erlebnisse unserer Reisen noch dann aus, als der Kellner-Koch den Nachtisch servierte und Francesco schließlich die Rechnung forderte. Wie Tante Joanne es angekündigt hatte, musste ich mich um nichts kümmern. Inzwischen war es schon spät geworden und die Sonne war längst untergegangen. Und als wir ins Freie traten, bemerkte ich auch, dass der Sommer tatsächlich fast vorbei war, denn ich begann leicht zu frösteln. „Ich werde mir jetzt besser ein Taxi rufen“, sagte ich daher. Nur lag mein Handy immer noch in der Cilia Gade, daher wollte ich zur Telefonzelle auf der anderen Straßenseite rübergehen. Aber da hatte Francesco schon sein Mobiltelefon in der Hand und bestellte mir ein Taxi.
Es war selbstverständlich für ihn, so lange gemeinsam mit mir zu warten, bis das Taxi da war. Doch wie es schien, hatten wir die Geschichten über unsere Reiseabenteuer bereits erschöpft, und ich blickte verlegen auf meine Schuhe, um das Schweigen irgendwie zu überbrücken und mir Gedanken darüber zu machen, wie ich mich von Francesco verabschieden sollte. Doch dann war er es, der die Stille durchbrach. „Klaudia, wir wissen beide, weswegen wir heute Abend zusammen gekommen sind. Ihre Tante hat vorgeschlagen, dass ich Sie zur Frau nehmen solle, um ein Band zwischen unseren Familien zu schmieden, das über das Geschäftliche hinausgeht. Ich muss gestehen, ich habe den Abend in Ihrer Gesellschaft als sehr angenehm empfunden. Sie sind eine hübsche, ruhige Frau, die es versteht, sich nicht in den Vordergrund zu drängen. Alle dies sind Qualitäten, die ich an einer Frau sehr zu schätze weiß und die ich bei meiner Ehefrau dringend voraussetze. Daher bin ich gewillt, dass Angebot ihrer Tante anzunehmen. Und Sie, Klaudia, könnten auch Sie sich vorstellen, mich zum Mann zu nehmen?“
Ich riss meine Augen überrascht auf. War das…war das etwa ein Heiratsantrag gewesen? Unsicher blickte ich zur Seite. Ja, Francesco hatte Recht, wir beide wussten ganz genau, weswegen wir heuet Abend zusammen gekommen waren. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, mich jetzt sofort entscheiden zu müssen. Aber war es nicht das, was ich immer wollte? Einen Ehemann, Kinder, eine Familie? Er bot mir in diesem Moment all das an. Was sprach also dagegen, es anzunehmen? Er war kultiviert, sah gut aus und offenbar war er auch noch reich. Konnte ich es überhaupt besser treffen? Aber auf der anderen Seite hatten wir nicht wirklich viel gemeinsam. Er hatte kaum Interesse an meiner Arbeit gezeigt, auf die ich doch so stolz war. Und dass er beim Essen einfach für mich entschieden hatte, lastete immer noch auf mir. Und obwohl er gut aussah hatte ich keine Schmetterlinge im Bauch. Doch waren das wirkliche Argumente gegen diese Ehe oder übermannte mich wieder einmal die Panik und ich versuchte verzweifelt einen Grund zu finden, um wie so oft fliehen zu können?
Nein! Nicht diesmal. Ich würde nicht noch einmal davonlaufen und mir die Chance auf mein Glück verbauen. Ich würde Francesco noch besser kennenlernen…später…nach unserer Hochzeit. Und dann würden wir auch gemeinsam Interessen finden und schon bald wäre mein Bauch das reinste Schmetterlingshaus. „Ja, ich kann mir vorstellen, Ihre…deine Frau zu werden“, antwortete ich daher und blickte ihm vorsichtig in die Augen. Francesco kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Ich bin froh, das zu hören“, flüsterte er in mein Ohr. Ein Mann war froh, dass ich ihn heiraten wollte! Eigentlich hätte ich überglücklich sein müssen. Doch irgendwie…fühlte es sich nicht richtig an. Noch nicht. Ich musste einfach nur fest genug an mein Glück glauben.
*****Doch meine Zuversicht schwand als ich Zuhause eintraf, das ungewohnte Haarband entfernte und das teure Kleid auszog. Mir wurde klar, dass ich mich wieder einmal hatte verkleiden lassen. Die Frau, die Francesco heute gesehen hat und die ihm offenbar auch gefiel, das war nicht wirklich ich gewesen. Das war die Frau, die meine Tante an diesem Abend aus mir gemacht hatte. Und je mehr ich über die Begegnung mit Francesco nachdachte, desto deutlich wurde mir, dass ich für ihn nichts empfand, ja, dass sein Benehmen mich teilweise sogar abgeschreckt hat. Konnte ich so einen Mann wirklich heiraten? Ich grübelte und grübelte über diese Frage nach und mit jeder Stunde die verstrich war ich eher dazu geneigt, diese Frage mit nein zu beantworten.
Irgendwann fiel ich doch in einen unruhigen Schlaf. Als mich die durch mein Fenster hereinfallenden Sonnenstrahlen weckten, wusste ich immer noch nicht, wie ich jetzt vorgehen sollte. Daher entschloss ich mich erst einmal eine Runde zu joggen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich hatte das Training in den letzten Tagen ohnehin zu sehr schleifen lassen. Als ich die Schublade meiner Kommode aufzog, um meine Sportsachen rauszusuchen, fiel mein Blick auf mein Handy, welches ich nach meinem katastrophalen Date mit Roman aus Wut und Enttäuschung dort hineingeworfen hatte.
Im Display leuchteten mehre Icons auf, die mich auf verpasste Anrufe und eingegangene Textnachrichten aufmerksam machen sollten. Ich griff hastig nach dem Handy und erstarrte, als ich sah, dass Roman angerufen hatte. Nicht nur einmal, sondern unzählige Male. Und er hatte mir Textnachrichten hinterlassen. „Klaudia, bitte melde dich.“ „Was immer ich getan habe, es tut mir leid.“ „Das war alles nur ein Missverständnis, lass uns in Ruhe über alles reden.“ „Klaudia, bitte, ich liebe dich!“
„Klaudia, bitte, ich liebe dich!“ Ich las diese Nachricht immer und immer wieder und traute meinen Augen dennoch nicht. Roman liebte mich! Er liebte mich wirklich! Und er wollte mir verzeihen! Ich hatte doch nicht alles ruiniert. Und hätte ich mein Handy mit zu meinen Eltern genommen, dann hätten wir uns längst aussprechen können. Aber das änderte alles. Ich konnte Francesco nicht heiraten, denn ich liebte ihn nicht. Und ich würde es auch niemals können solange ich wusste, dass Roman mich liebte. Und ich liebte ihn auch.
Sofort wählte ich Romans Nummer und wartete sehnsüchtig darauf, seine Stimme zu hören. Doch während ich auf das Freizeichen wartete wurde plötzlich die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen und Magda kam mit einer Zeitung in der Hand hereinstolziert. „Claude, du hinterhältiges Luder du!“, sagte sie grinsend. „Wie konntest du mir so etwas verheimlichen! Mir, deiner eigenen Cousine. Verlobt! Und das mit dem Lord von Rodaklippa! Ich fasse es einfach nicht, Claude. Und ich hatte mir Sorgen gemacht, dass du nach dem Fiasko mit Gernot und Israel in eine Depression verfallen würdest. Aber stattdessen angelst du dir den ganz dicken Fisch und gaukelst uns auch noch vor, mit irgendeinem Roman anzubändeln. Das war bestimmt, um die Journalisten zu verwirren. Sehr schlau, Claude, sehr schlau. Aber du hast ja auch von der Meisterin gelernt.“
Was? Wie konnte Magda davon wissen, dass ich Francesco gestern gesagt hatte, dass ich ihn heiraten würde? Hatte es ihre Mutter ihr etwa gesagt? Aber warum redete sie dann vom Lord von Rodaklippa? Magda setzte sich auf meine Sessel und schlug das Titelplatt der Tageszeitung auf. Sofort erkannte ich ein großes Bild von mir und Francesco. Und die Schlagzeile lautete „Lord von Rodaklippa gibt Verlobung mit Großrundbesitzertochter bekannt“. Meine Augen weiteten sich vor Unglauben. Magda las indes den Artikel weiter laut vor. „Dem Hause Hartfels und der Lordschaft Rodaklippa steht eine feudale Hochzeit bevor. Wie der Sprecher der Familie mitteilte, haben sich Lord Wilhelm Francesco Hartfels von Rodaklippa (31) und Klaudia Virginia Blech (25) am gestrigen Abend verlobt. Die zukünftige Braut ist Tochter der Großgrundbesitzer Oxana und Dominik Blech, Eigentümern der Blech’schen Apfelplantagen, und darüber hinaus eine bekannte lokale Malerin. Das Paar kennt sich erst seit wenigen Wochen, doch beide seien sich sicher, diesen großen Schritt wagen zu wollen. Der genau Termin der Hochzeit steht noch nicht fest, aber es wird vermutet, dass sich das Paar im Frühjahr das Ja-Wort geben wird.“
Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich, darum kam mir Francesco so bekannt vor. Er war der Lord von Rodaklippa! Nur das ich ihn sonst nur unter seinem ersten Vornamen Wilhelm kannte. Als ich damals zum Studieren nach Nantesim zog, war noch sein Vater Lord gewesen. Und nach meiner Rückkehr nach Rodaklippa hatte ich mich für die Lokalpolitik nicht sonderlich interessiert. Hätte ich bloß öfter die Lokalnachrichten geschaut, dann hätte ich sofort erkannt, war da vor mir saß. Kein Wunder das Francesco so grinsen musste, also ich ihn fragte, was er beruflich tat. Und er hat mit keinem Wort etwas verraten und sich sogar über meine Unwissenheit amüsiert. Aber warum wusste die Zeitung von unserem Vorhaben zu heiraten? Ich hatte doch vor wenigen Minuten noch den Entschluss gefasst Tante Joanne mitzuteilen, dass ich Francesco nicht heiraten wollte. Aber wie sollte ich jetzt noch einen Rückzieher machen, wenn es doch schon in die ganze Welt hinausposaunt worden war?
Magda schien meine Bestürzung nicht zu bemerken. Stattdessen legte sie die Zeitung beiseite und nahm mich herzlich in den Arm. „Ich freue mich ja so für die, Claude. Lady Klaudia Hartfels von Rodaklippa. Hört sich das nicht wundervoll an? Du wirst eine echte Prinzessin, na ja…zumindest so etwas in der Art. Wer hätte das vor wenigen Monaten noch für möglich gehalten?“
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Kapitel 41: Gemeinsame Zukunft
Ich und Lady von Rodaklippa werden? Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Und um ehrlich zu sein, suchte ich verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser Situation. Doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken, denn kaum hatte ich mich angezogen, standen auch schon meine Eltern und mein Bruder vor der Haustür. „Wieso hast du uns denn nichts gesagt, Spätzchen“, fragte mein Vater nachdem er mir gratuliert und mich überschwänglich in den Arm genommen hatte. „Ich hätte mich heute Morgen fast an meinem Kaffee verschluckt, als ich die Zeitung aufschlug.“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, aber überraschenderweise kam mir meine Mutter zu Hilfe. „Ich bin mir sicher, dass Klaudia dem Hause Hartfels versprechen musste, nichts zu früh an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Und du weißt ja, wie pflichtbewusst unser Spätzchen ist, da hat sie nicht einmal ihren eigenen Eltern etwas erzähl.“ Ich nickte Mama dankbar zu.
„Dann zeig uns mal deinen Verlobungsring, Schwesterchen“, verlangte mein Bruder aufgeregt. Alle drei blickten sofort auf meine linke Hand, die ich schnell hinter meinem Rücken verbarg. „Hast du ihn gar nicht auf?“, fragte Sky verwundert. „Nein, der Ring ist...“, begann ich zu stottern und wieder war es Mama die mir beistand. „War der Ring etwa noch nicht fertig gewesen?“, fragte sie und ich begann heftig zu nicken, als ich verstand, worauf sie hinauswollte. „Ja, Francesco hat sich vielmals entschuldigt, dass der Ring, den er hat anfertigen lassen, nicht rechtzeitig beim Juwelier in Rodaklippa angekommen ist.“ Meine Mutter begann zu lachen. „Ach diese Männer. Erst lassen sie einen eine gefühlte Ewigkeit auf den Antrag warten und wenn es dann so weit ist, können sie sich nicht einen Tag länger gedulden, die Frage zu stellen.“ Ich warf ihr erneut einen dankbaren Blick zu.
Wenig später bat ich meine Mutter unter einem Vorwand, mir in mein Zimmer zu folgen. Sie hatte natürlich sofort durchschaut, dass ich über etwas ganz anderes mit ihr sprechen wollte. „Du bist nicht so glücklich, wie du einen Tag nach deiner Verlobung sein solltest“, stellte sie fest. Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen und ich berichtete ihr von meinem Dilemma, dass ich Francesco zwar zugesagt hatte, aber dann von Romans Nachrichten erfahren hatte. „Ich wollte Tante Joanna gleich heute Morgen mitteilen, dass ich es mir anders überlegt habe. Aber dann stand auch schon alles in der Zeitung. Was soll ich denn jetzt tun, Mami?“
„Wenn du Francesco nicht heiraten willst, dann wirst du es eben nicht tun!“, erklärte meine Mutter entschieden. „Es ist schließlich den Leben.“ „Aber es wird sicherlich einen riesigen Skandal geben, wenn ich die Verlobung jetzt wieder löse“, entgegnete ich. „Und Tante Joanna wir sicherlich auch furchtbar böse werde.“ Beim Klang des Namens ihrer Schwester stemmte meine Mutter wütend die Hände in die Hüften. „Joanna!“, spie sie den Namen ihrer Schwester aus. „Ich werde ihr solch eine Ohrfeige dafür verpassen, dass sie dich in diese Situation gebracht hat, dass ihr noch Tagelang die Ohren davon klingeln werden. Ich hatte doch gleich gesagt, dass es eine Schnapsidee ist, dich verheiraten zu wollen.“ Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder etwas. „Spätzchen, du rufst jetzt sofort diesen Roman an und erklärst ihm die ganze Geschichte. Dann können wir immer noch überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.“
Und das tat ich dann auch. Mama verließ mein Zimmer und ich nahm mein Handy und wählte Romans Nummer. Lange Zeit hörte ich nur das Freizeichen, doch dann ging Roman tatsächlich ran. „Ja?“, war die einzige Begrüßung, die ich erhielt. „Hallo Roman, ich bin’s, Klaudia“, stellte ich mich vor. Hatte er meinen Namen etwa noch nicht im Display gesehen? Als keine Reaktion von ihm folgte, fuhr ich fort. „Ich hab erst jetzt gesehen, dass du versucht hast mich zu erreichen. Ich hatte mein Handy verlegt. Das war eine ganz dumme Geschichte, du wirst lachen, wenn ich sie dir erzähle. Aber jetzt habe ich deine vielen Nachrichten gelesen. Und ich bin so glücklich darüber. Ich liebe dich nämlich auch!“ Spätestens jetzt hatte ich eine Reaktion erwartet. Doch Roman blieb stumm. „Willst du denn nichts dazu sagen?“, flehte ich schließlich.
„Was soll ich denn dazu sagen!“, antwortete er endlich. Doch er klang keineswegs glücklich über meine Liebeserklärung. Ganz im Gegenteil. „Soll ich dann dein Liebhaber werden und mich zu dir ins Herrenhaus schleichen, wenn dein Verlobter, der Lord, nicht anwesend ist? Was bist du bloß für eine Frau, Klaudia? Wir haben uns oft gesehen und du hieltst es nicht einmal für nötig mir mitzuteilen, dass du bereits einen Freund hast! Und jetzt muss ich aus der Zeitung erfahren, dass du verlobt bist. Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht, als ich dich nicht erreichen konnte. Aber du hast ja offenbar eine großartige Verlobungsparty im Schloss gefeiert. Und dann hast du die Dreistigkeit mir mitzuteilen, dass du mich liebst? Auf so eine Liebe kann ich verzichten, Klaudia! Ich gratuliere deinem Verlobten, da hat er sich ja eine feine Schlange ins Nest geholt. Ich jeden falls bin fertig mit dir. Ruf mich bitte nicht mehr und heb dir deine falschen Liebesschwüre für deinen zukünftigen Mann auf.“
Damit beendete er das Gespräch. Ich überlegte kurz, ob ich ihn noch einmal anrufen sollte. Aber ich fühlte, dass er nicht erneut rangehen würde. Ich an seiner Stelle hätte es auch nicht getan, denn die Sachlage war zu offensichtlich. Er würde mir niemals glauben, dass ich Francesco erst gestern Abend kennengelernt hatte und dass unsere Verlobung lediglich von meiner Tante arrangiert worden war. Es hörte sich ja auch zu verrückt an. Nein, ich hatte Roman endgültig vergrault.
Mir war nach Heulen zumute, aber ich wusste, dass das auch nichts geändert hätte. Aber hinaus zu meiner Familie konnte ich auch nicht gehen. Stattdessen hockte ich mich aufs Bett und starte meine Füße an. Nach einer Weile hörte ich ein leises Klopfen an der Tür und meine Tante meldete sich zu Wort. „Darf ich rein kommen?“, fragte sie. Ich erlaubte es ihr und stand vom Bett auf, als sie das Zimmer betrat. „Deine Mutter rief mich an und meinte, ich müsste dringend mit dir sprechen.“ Sie streckte mir die Hand entgegen und forderte mich auf diese Weise auf, näher an sie heran zu treten. „Ich vermute, es geht um die Verlobung mit Francesco? Lass mich eines vorweg sagen: Ich war selbst überrascht, bereits heute von eurer Verlobung in der Zeitung zu lesen. Ich hatte angenommen, mich vorher noch einmal mit dir besprechen zu können.“
„Können wir diese Verlobung wieder lösen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Doch der der verkniffene Gesichtsausdruck meiner Tante verriet, dass dies nicht einfach werden würde. „Klaudia, ich hatte dich sehr eindrücklich gewarnt, dass deine Entscheidung bindend sein würde. Deshalb antworte mir ganz ehrlich, hast du oder hast du nicht gestern Abend Francesco zugesagt, seine Frau zu werden?“ Mutlos ließ ich meine Schultern hängen. „Ich habe zugesagt“, antworte ich. „Aber doch nur, weil er mich mit der Frage so überfahren hat“, fügte ich immer leiser werdend hinzu.
Meine Tante ging auf den letzten Satz nicht ein. Ihre Stimme wurde aber deutlich milder, als sie weitersprach. „Hat Francesco dich gestern schlecht behandelt? War er dir aufs tiefste unsympathisch?“, fragte sie. Beide Fragen verneinte ich mit einem Kopfschütteln. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten hatte ich mich sogar sehr gut mit ihm verstanden. „Und hat sich an deinem Wunsch, zu heiraten und eine Familie zu gründen etwas geändert?“ Wieder schüttelte ich mit dem Kopf. „Warum willst du die Verlobung dann lösen?“, fragte sie. „Weil ich ihn nicht liebe, Tante Joanna“, war meine ehrliche Antwort. Meine Tante strich mir behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ ihre Hand auf meiner Wange verweilen. „Ach, mein liebes Kind. Liebe ist etwas sehr vergängliches, das wirst du früher oder später noch selbst erfahren. Worauf es bei einer Ehe ankommt, sind gegenseitiger Respekt und Vertrauen. Wenn dazu zusätzlich noch Liebe kommt, dann ist das wundervoll. Aber Liebe allein sollte niemals das Fundament einer Ehe bilden.“
„Gibt es da etwa jemand anderen in deinem Herzen?“, fragte Tante Joanna weiter. Ich wollte schon „Roman“ antworten. Doch dann wurde mir bewusst, dass das jetzt auch keine Rolle mehr spielte. Ich liebte ihn zwar, aber er liebte mich nicht mehr. Darum hatte es keinen Sinn, meine Zukunftsplanung von ihm abhängig zu machen. Folglich schüttelte ich mit dem Kopf. „Na, dann ist doch alles in bester Ordnung, Klaudia. Heirate Francesco, lern ihn besser kennen und vielleicht sogar lieben. Ich kenne diesen Mann, er wird sich an euer Ehegelübte gebunden fühlen. Er wird dir ein sorgender und treuer Ehemann sein, was auch immer kommen mag. Für ein anderes Verhalten ist er zu rechtschaffen. Du wirst es nicht bereuen, ihn zu heiraten.“ Ich bewunderte Tante Joannas Vertrauen in Francesco und meine Zukunft. Und auf wundersame Weise ging dieses Vertrauen auch auf mich über. „In Ordnung, Tante Joanna, dann verfahren wir so weiter, wie es geplant war. Ich werde Francesco heiraten.“
*****
Als ich mein Zimmer gemeinsam mit Tante Joanna verließ, stellte ich überrascht fest, dass noch eine weitere Person anwesend war. Francesco stand im Raum und unterhielt sich mit meinem Vater und Magda. Er war in Begleitung einer Frau, die er mir später als seine Schwester Alexis vorstellte. Heute trug er nicht mehr den vornehmen Anzug vom gestrigen Abend, sondern war eher leger in Hemd und Weste gekleidet. Als er mich sah, erschien ein kaum merkliches Lächeln auf seinem Gesicht, und das, obwohl ich nicht so herausgeputzt war wie am gestrigen Abend. Konnte es sein, dass ihm mein jetziges Aussehen gefiel oder machte er sich lediglich erneut über mich lustig? Sogleich kam er auf mich zu und ergriff meine Hand. „Klaudia, ich hoffe, die Zeitungsanzeige hat dich nicht zu sehr verschreckt. Meine Mutter ist in diesen Dingen sehr…fokussiert.“ Nun, eigentlich hatte mich diese Anzeige bis ins Mark erschüttert. Aber das sagte ich Francesco nicht. Stattdessen tat ich so, als ob es nicht weiter schlimm gewesen wäre. Doch Francesco war noch aus einem weiteren Grund hergekommen außer sich bei mir zu entschuldigen.
Denn auf einmal sank er vor mir auf die Knie. Ich hörte, wie ein aufgeregtes Raunen durch den Raum ging. „Klaudia, ich weiß, dass du dies schon gestern hättest bekommen müssen.“ Bei diesen Worten holte er eine kleine Schatulle aus seiner Hosentasche. „Aber vielleicht ist es dir und deiner Familie ja sogar ganz Recht, dass sie bei diesem Ereignis mit anwesend sein können.“
Francesco öffnete die Schatulle und holte einen goldenen Ring mit einem auffälligen Diamanten heraus. Magda schnappte hörbar nach Luft bei diesem Anblick und selbst meine Mutter musste sich an der Schulter meines Bruders abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Francesco hielt den Ring zwischen zwei Fingern in die Höhe und sah mir tief in die Augen. „Klaudia Blech, ich frage dich erneut und im Beisein deiner Familie, ob du meine Frau werden willst.“
Ich sah ihm in die eisblauen Augen, die mich schon bei unserer ersten Begegnung so fasziniert hatten. Was sah ich darin? War es Liebe? Vermutlich nicht. Aber dieser Blick gab mir das seltsame Vertrauen, dass ich mit ihm an der Seite alle Hindernisse im Leben würde meistern können. Also schob ich alle Bedenken beiseite und sagte „Ja“. Im Raum brach Applaus aus und ich konnte es gar nicht verhindern ehrlich zu lächeln, als Francesco mir den Ring an den Finger steckte. Ich würde seine Frau und damit Lady Hartfels von Rodaklippa werden. Es gab kein Zurück mehr, also beschloss ich nicht daran zu denken, was alles hätte sein können…mit Roman…, sondern mich stattdessen auf meine gemeinsame Zukunft mit Francesco zu freuen.
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Oh Mann, ich verspüre gerade das Bedürfnis, Klaudia ganz heftig eine zu scheuern. Wie kann man nur so naiv sein? Romans Reaktion war ja nur logisch und auch vorhersehbar. Aber die Schlussfolgerung, er sei nicht mehr in sie verliebt ist mal wieder typisch. Da hat die Gute noch sehr viel zu lernen und ich habe das Ungutegefühl, dass Francesco ihr eine harte Schule liefern wird. Wobei ich die irrwitzige Hoffnung habe, dass er hinter den kalten Augen doch ein warmes Herz hat und Sympathie für sie entwickelt, die ihn dazu verleiten, sie doch mit Fairness zu behandeln. Mein Bauchgefühl sagt aber etwas anderes.
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Hi Stev :applaus,
ich muss dir erstmal danken, dass du so kontinuierlich weiter schreibst! Ich liebe deine Stories und habe auch gerade dein Singleprojekt mit Arek zu Ende gelesen. Ich fand es auch wirklich spannend zu sehen wie sich die ganzen Generationen weiterentwickelt haben und vorallem wie Oxana und Joanna aufgewachsen sind!
Ich lese gar keine anderen Stories mehr weil ich deine so sehr liebe und sie mir so vertraut sind =) Bei deinem Schreibstil fühlt man sich einfach so mittendrin! Mit Oxana habe ich schon richtig mitgefühlt und jetzt mit Klaudia =) Auch wenn ich nicht immer mit dem einverstanden bin was sie tut^^ Ich bin so gespannt wie das jetzt weitergeht mit ihr und Francesco / Roman
Beeil dich hihi ich leide an Entzugserscheinungen wenn ich nichts mehr von dir zu lesen habe -
Kapitel 42: Mechanisch
In den Tagen nach unserer Verlobung bekam ich die Gelegenheit, Francesco besser kennenzulernen. Seine Pflichten als Lord von Rodaklippa ließen ihm nicht viel Freizeit, aber sobald er einmal nicht einer Ratssitzung im Rathaus beiwohnen musste oder zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung eingeladen war, verbrachten wir den Tag gemeinsam. Es war auf der Rollschuhbahn auf dem Sommerfest, dass er zum ersten Mal meine Hand nahm. Ich war so überrascht, dass ich fast hingefallen wäre und ich musste mich dazu zwingen, die Hand nicht sofort wegzuziehen. Ich merkte deutlich, dass ihm die Situation ebenso unbehaglich war wie mir. Dennoch ließ er meine Hand nicht los und nach einer Weile fühlte es sich nicht mehr so seltsam an. Wir mussten einfach nur langsam Schritt für Schritt aufeinander zugehen, dann würden wir es schon schaffen, eine glückliche Ehe zu führen.
Bald schon entdeckte ich, dass Francesco eine Vorliebe fürs Theater hatte. Die Theaterszene von Rodaklippa war zwar nur sehr klein, dennoch führte er mich zu den verschiedenen Stücken aus, die aktuell aufgeführt wurden. Und auch wenn Francesco allgemein sehr schweigsam war, so konnte er doch reden wie ein Wasserfall, wenn es um das Theater ging.
Etwa zwei Wochen nach Bekanntgabe unsere Verlobung wurde ich offiziell seiner Familie vorgestellt. Mir wurde sehr mulmig zumute, als unser Wagen hoch oben auf der Klippe vor Schloss Hardsten zum stehen kam. Ich fühlte mich auf einmal so klein und unbedeutend. Das Äußere des Schlosses kannte ich natürlich bereits aus meinen Jugendjahren, denn meine damals besten Freundin und ich waren früher oft hierhergekommen, um vor den Schlossmauern zu stehen und uns Vorzustellen, wir seien Prinzessinnen. Und für mich würde sich dieser Traum bald erfüllen, auch wenn ich nicht behaupten konnte, dass ich immer noch so sehr darauf brannte, wie als junges Mädchen.
Das Innere des Schlosses kannte ich natürlich nicht. Die schweren und teuren Möbel zeugten von der Tradition des Hauses Hartfels. Ich war froh, dass ich das Kleid von Tante Joanna immer noch hatte, denn sonst wäre ich mir noch mehr fehl am Platz in diesem Haus vorgekommen, als ich es ohnehin schon tat. Beim gemeinsamen Essen wurde ich mit Francescos Mutter, Lady Eleonore Hartfels, bekanntgemacht. Seine Schwester Alexis kannte ich ja bereits. Vor Nervosität war mein Hals so zugeschnürt, dass ich den servierten Fasan kaum runterschlucken konnte, auch wenn er wirklich köstlich schmeckte. Und ich stellte fest, dass Francescos Schweigsamkeit in der Familie zu liegen schien. Die meiste Zeit über herrschte Stille während des Essens, lediglich unterbrochen durch die gelegentlichen Fragen von Lady Eleonore an mich, die sich aber mit ein, zwei Worten leicht beantworten ließen. Doch mir war es Recht so. Ich war froh, dass Francesco und ich das Schloss nach gut zwei Stunden wieder verlassen konnten, ohne dass ich mich bis auf die Knochen vor meiner zukünftigen Schwiegermutter blamiert hatte.
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Erneut gut zwei Wochen später machten Francesco und ich einen ausgedehnten Spaziergang über die Hügelkuppen von Rodaklippa. Es war eine der letzten angenehm warmen Spätsommernächte und lediglich dünne Wolken bedeckten den ansonsten sternenklaren Himmel. Francesco hielt meine Hand, während wir durch das Gras streiften und den Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt zu unseren Füßen genossen. Inzwischen fühlte es sich nicht mehr ungewohnt an, wenn er mich berührte. Ganz im Gegenteil, ich fand es schön, seine Haut auf meiner zu spüren. Ich konnte mir dann einbilden, wir wären ein ganz normales, glückliches Paar. Selbst unser Schweigen empfand ich dann als weniger unangenehm. Wir machten an einem Baum halt, von dem man einen guten Ausblick auf die Cilia Gade und mein Haus hatte. Und unter diesem Baum küsste Francesco mich zum ersten Mal. Es war ein vorsichtiger Kuss. Unsere Lippen berührten sich, verweilten eine Weile aufeinander um sich dann wieder zu lösen. Es war nicht unangenehm. Francescos Lippen fühlten sich weich an, seine Wangen kratzten trotz seines Dreitagebartes kaum und er roch gut wie immer. Und dennoch fühlte ich kein Feuerwerk, welches diesen Kuss zu einem unvergesslichen Moment hätte machen sollen.
Nach dem Kuss nahm Francesco mich in den Arm. Ich versuchte zu ergründen, was er von unserem Kuss hielt. Doch sein Gesicht blieb eine steinerne Maske, durch die ich nicht in sein inneres Blicken konnte. Ich merkte lediglich, dass er etwas unruhig wurde, aber das lag nicht an dem Kuss, sondern an den Worten, die nun folgen sollten. „Klaudia, es ist nun schon spät und bis zur Cilia Gade ist es ein weiter Weg. Was würdest du daher von dem Vorschlag halten, wenn ich dich heute nicht nach Hause bringe, sondern du bei mir auf Schloss Hardsten übernachten würdest?“ Ich akzeptierte den Vorschlag.
Für einen kurzen Moment hatte ich die Hoffnung, dass er mich in einem der zahlreichen Gästezimmer auf Hardsten unterbringen wollte. Doch Francesco führte mich zielstrebig zu dem Flügel des Schlosses, in dem sich seine privaten Räume befanden. Und als wir dann in seinem Schlafzimmer standen, hatte ich keinen Zweifel mehr, wohin dieser Abend noch führen sollte. Ich war daher nicht mehr sehr überrascht, als Francesco auf mich zukam und begann, meine Haare und meine Wange zu streicheln. Seine Worte, „ich möchte heute mir dir schlafen“, waren daher auch nicht mehr nötig gewesen. Noch vor wenigen Wochen hatten diese Worte einen Fluchtinstinkt in mir ausgelöst. Doch Dank Magda und Israel wusste ich, was jetzt auf mich zukommen würde. Der größte Unterschied war aber, dass Francesco mein Verlobter war. Spätestens wenn ich ihn heiraten würde, wäre es ohnehin meine Pflicht, mit ihm zu schlafen, ganz egal, ob ich ihn dann liebte oder nicht. Warum es also weiter aufschieben, anstatt es jetzt hinter sich zu bringen? Und vielleicht konnte ich es ja tatsächlich genießen. Ich würde es nicht wissen, ehe es nicht passiert war.
Als ich mit Israel geschlafen hatte, hatte bereits das Ausziehen mit zum Vorspiel gehört. Doch diesmal war es ganz anders. Nachdem ich Francesco so glaubhaft wie möglich versichert hatte, dass auch ich mit ihm schlafen wolle, ging er hinüber zum Bett und begann sich auszuziehen. Erst die Weste, dann das Hemd und zum Schluss die Hose. Die Kleidungsstücke legte er ordentlich zusammengelegt auf einen Stuhl. Also zog auch ich mich aus und kurz darauf standen wir uns beide in Unterwäsche gegenüber, lediglich durch das Bett getrennt. Ich hatte natürlich schon vorher bemerkt, dass Francesco sehr gut gebaut war, aber jetzt, wo er fast nackt vor mir stand, wurde mir erst richtig bewusst, wie durchtrainiert er wirklich war. Im Vergleich dazu kam mir mein eigener Körper immer noch dick und schlaff vor und beschämt kauerte ich mich zusammen.
Dies schien auch Francesco nicht zu entgehen, denn er bot an, dass Licht zu löschen. Er tat das bestimmt nur, um meinen hässlichen Körper nicht länger sehen zu müssen. Doch den Gefallen wollte ich ihm nicht tun und bestand darauf, das Licht brennen zu lassen. Aber vielleicht hatte ich mich auch geirrt was Francescos Intention das Licht zu löschen betraf, denn als er seine Unterhose auszog konnte ich sehr genau erkennen, dass mein Anblick für ihn wohl nicht so schlimm sein konnte. Hastig blickte ich zur Seite, als mir bewusst wurde, dass ich seinen Lendenbereich länger als angebracht angestarrt hatte und die Schamesröte schoss mir in die Wangen. Ich entledigte mich eilig meiner Unterwäsche und setzte mich aufs Bett, wobei ich verschämt auf meine Füße starrte. Francesco setzte sich zu mir und als ich zu ihm blickte, sah ich, wie er meinen Körper musterte. Dabei erschien wieder dieses kaum merkliche Lächeln auf seinen Lippen. Konnte es sein, dass ich ihm doch gefiel?
Der Gedanke brachte mich ganz durcheinander. Sah er vielleicht doch mehr in mir, als bloß die Frau die für ihn ausgesucht wurde und die er nun heiraten musste? Wenn es so war, dann musste ich mich noch mehr anstrengen, ihn ebenfalls lieben zu können. Seine Hand berührte meinen Oberschenkel und er beugte sich über mich. „Was ist mit Verhütung?“, warf ich ein, bevor es zu spät war. „Ich nehme nicht die Pille.“ Francesco streichelte weiter die Innenseite meines Oberschenkels. „Darüber brauchen wir uns doch keine Gedanken zu machen“, antwortete er gelassen. „Es wird schon nichts passieren. Und wenn doch, dann ist es auch egal. In ein paar Monaten sind wir ohnehin verheiratet. Was spiel es dann für eine Rolle?“ Es spielte eine große Rolle. Ja, ich wollte Mutter werden, aber doch noch nicht jetzt. Ich hatte mich noch kaum an den Gedanken gewöhnt, Francescos Frau zu werden. Aber ein Kind von ihm zu bekommen war eine ganz andere Geschichte. Ich wusste, dass ich hätte protestieren sollen. Doch meine Schüchternheit und Unsicherheit bewirkte, dass ich meine Einwände wieder einmal für mich behielt.
Francesco streichelte mich noch eine Weile und meine Hand fuhr durch sein Brusthaar, doch dieses Vorspiel war nach wenigen Augenblicken schon beendet. Er war vorsichtig, als er in mich eindrang, ähnlich wie bei unseren Kuss auf der Klippe. Dann begann er seinen stetigen Rhythmus. Sanft, aber doch beharrlich. Beinah hätte ich als angenehm bezeichnen können, doch dann wurde mir bewusst, dass er mich nicht anblickte. Ich sah zu ihm hoch, doch Francescos Augen waren fest verschlossen. Er öffnete sie nicht einmal, als ich mit meinen Fingern durch sein Haar strich. Und es folgte auch keine Reaktion, als ich seinen Arm küsste, mit dem er sich neben meinem Kopf abstützte. An seinen schneller werdenden Bewegungen merkte ich, dass er sich seinem Höhepunkt nährte und ich hoffte inständig, dass er mich wenigsten jetzt anschauen würde. Nur für eine Sekunde. Doch das tat er nicht. Mit fest geschlossenen Augenlidern erreichte er den Höhepunkt und senkte seinen Oberkörper erschöpft für einen Augenblick auf meinen herab. Man hätte das schon fast als eine Art Umarmung bezeichnen können und es war traurig, dass dies der intimste Moment unserer Vereinigung war. Dann öffnete er tatsächlich seien Augen, gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und zog sich auf seine Seite des Bettes zurück. „Das war schön“, waren seine einzigen Worte, bevor er das Licht löschte und augenblicklich neben mir einschlief.
Für mich war an Schlaf nicht zu denken. Ich richtete mich im Bett auf, nachdem ich mir sicher war, dass Francesco tatsächlich schlief. Schön? Diese Worte hätte ich für das Geschehene nicht verwendet. Für mich hatte es sich kalt und mechanisch angefühlt. Wie froh war ich, dass dies nicht mein Erstes Mal gewesen war. Dank Israel wusste ich, wie anders Geschlechtsverkehr sein konnte. Aber vielleicht war das auch mein Fluch? Vielleicht hätte ich es gerade mit Francesco genießen können, wenn ich nicht gewusst hätte, wie anders…wie viel schöner…es sich anfühlen konnte? Ein Frösteln durchfuhr mich als ich daran dachte, dass ich nie wieder mit einem anderen Mann außer Francesco zusammen sein würde.
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@JulisSmith
ich muss dir erstmal danken, dass du so kontinuierlich weiter schreibst!Ich will meine Fans ja nicht enttäuschen Nein, ich sehe ja an den Aufrufen, dass sich der ein oder ander in diesen Thread verirrt und hier hoffentlich auch fleißig mitliest. Da ist es doch klar, dass ich weiter poste.
ZitatIch liebe deine Stories und habe auch gerade dein Singleprojekt mit Arek zu Ende gelesen.
Das ist schön. Arek ist ja meine erste Story und inzwischen schon 10 Jahre alt. Ich bin aber immer noch stolz darauf.
ZitatIch fand es auch wirklich spannend zu sehen wie sich die ganzen Generationen weiterentwickelt haben und vorallem wie Oxana und Joanna aufgewachsen sind!
Ich glaube, das hilft dabei, auch die neueren Geschichten besser zu verstehen. Hintergrundinfos sind immer nützlich.
ZitatIch lese gar keine anderen Stories mehr weil ich deine so sehr liebe und sie mir so vertraut sind =)
Na das ist aber mal ein riesen Kompliment *rotwerd* Vielen Dank dafür. Und ich hoffe, die anderen Autoren sind mir deswegen nicht böse *lol*
ZitatAuch wenn ich nicht immer mit dem einverstanden bin was sie tut^^
Das ist aber auch genau so von mir beabsichtigt. Es soll ja spannend und nicht zu vorhersehbar bleiben.
Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar!