Hallo Zusammen,
lange ist her, dass die letzte meiner Fotostories zu Ende gegangen ist. Aber es hat mich nicht losgelassen, wieder eine zu starten. Einmal süchtig danach, kann man halt nur eine gewisse Zeit ohne sein.
Vorweg möchte ich sagen, dass es zwischendrin immer wieder zu längeren Pausen kommen kann. Ich kenn mich ja und weiß, dass es nicht einfach und fast unmöglich ist eine Story konstant immer fortzusetzen. Darum halt die kleine Warnung.
Genug der Vorworte. Ich wünsch allen viel Spaß beim Lesen.
Love of two is one
Here but now they're gone
Came the last night of sadness
And it was clear she couldn't go on
(Blue Öyster Cult – Don't fear the Reaper)
Dumpf hallten meine Schritte durch den ansonsten totenstillen Wald. Meine Füße berührten nur leicht die am Boden liegenden Blätter und drückten das dazwischen wachsende Gestrüpp nur sacht runter. Trotz meiner brodelten Wut verursachte ich nur wenig Geräusche während ich auf mein Ziel zu marschierte. Die Nacht verschluckte das Meiste und mein Geschick darin mich leise zu bewegen tat das Übrige.
Auf meinem Weg kam ich an den Trümmern der Zivilisation vorbei. Schon fast verschwunden, begraben von dem immer wachsenden und sich ausdehnenden Wald. Für viele dieser leeren Hüllen menschlicher Ansiedlungen war ich verantwortlich, aber es bereitete mir kein Vergnügen zu sehen wie sie immer mehr zerfielen bis nichts mehr von ihnen übrig blieb als Staub. Es gehörte dazu, wenn man ich war. Es war Teil der Aufgabe, die ich zu erfüllen hatte.
Mit der Zeit lichtete sich der Wald ein wenig für mich und der verborgene Pfad, dem ich folgte wurde sichtbar. Jeder andere außer mir, hätte nur mehr Büsche und Sträucher gesehen. Die Illusion war perfekt. So vollkommen, dass jeder andere von dicken Dornenbüschen aufgehalten werden würde, wenn er versuchen sollte mir zu folgen. Nicht, dass mich jemand sehen würde, so sehr er sich es auch wünschen würde. Ich selbst war wie der Pfad vor den Blicken der Sterblichen verborgen. Es war auch ein Teil meiner Aufgabe.
Diese Aufgabe, die ich immer mit Stolz und Respekt erfüllt habe. Sie brachte mir viele Vorteile, wie ewiges Leben, die Möglichkeit die Zeit zu beeinflussen und noch vieles mehr. Doch sie hatte auch Nachteile und diese scheinbar kleinen und unbedeutenden Dinge führten jetzt dazu, dass ich meine ganze Existenz anzweifele und erfüllt bin von einer Wut, die keine Grenzen kennt. Denn trotz, dass ich Herrschaft über Zeit habe, gibt es bestimmte Regeln, die auch ich einhalten muss. Was passieren muss, muss passieren.
Ich hasste das, was hatte sein müssen, aber ich konnte es nicht ändern. Doch ich wollte es nicht auf sich beruhen lassen. Zu sehr verdunkelte die Wut meine Sinne. Wut auf die unveränderlichen Regeln, Wut auf die Macht, die das alles bestimmte und Wut auf mich, weil ich es hatte soweit kommen lassen. Wenn ich in dieser Nacht klar bei Verstand gewesen wäre, dann hätte ich erkannt, dass es nur meine Schuld gewesen ist, aber in Momenten des Schmerzes ist niemand davor gefeit falsche Urteile zu fällen. Ich wollte einfach nur Rache für das, was man mir genommen hatte. Was ich hatte gehen lassen müssen.
Ich war fast am Ziel angekommen. Der Pfad war zu Ende und ich kniete mich nieder. Überprüfte mit meiner Hand die Erde und fühlte die alte, dunkle Macht in ihr. Dieser Ort war eigentlich immer meine Zuflucht gewesen und es war der Platz, an dem meine mir eigene Macht noch stärker war als sonst. Hier konnte ich normalerweise Ruhe finden vor der Welt und ihren Problemen. Hier gab es nur mich und kein anderes lebendes Wesen hatte hier Zutritt. Dieser Ort war mein, schon immer mein gewesen. Doch jetzt war ich kurz davor, dass zu ändern.
Ein letztes Mal stand ich allein an dem See. Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über das fast schwarze Wasser gleiten. Starrte in die Bäume, in denen noch nie Vögel ihre Nester gebaut hatten oder gar auf ihnen gesessen hatten. Auf dem Boden unter ihnen waren noch nie Tiere gelaufen. An diesem Ort waren nur die Bäume lebendig und das auch auf eine Art, die sich grundsätzlich von denen anderer Lebewesen unterschied. Diese Bäume hatten kein schlagendes Herz, was hätte stehen bleiben können. Kein Herz, was ich ihnen hätte stehlen können.
Einen kurzen Moment lang kamen mir Zweifel, ob ich wirklich zulassen wollte, dass jetzt auch noch meine Zuflucht zerstört werden sollte, nach allem was ich in dieser Nacht schon verloren hatte. Ich strich mir kurz über den Nacken und dachte einen winzigen Augenblick daran, was es bedeuten würde keinen Rückzugsort mehr zu haben. Aber dann siegte die fast schon übermächtige Wut in mir. Suchte sich alle Bahnen, die sie finden und nutzen konnte. Brach aus mir heraus wie ein Orkan.
Ich hob die Arme zum dunklem Nachthimmel und brüllte meine Wut heraus. Forderte die alte Macht auf, sich zu zeigen und sich mir zu stellen. Ich wusste, dass ich nicht gegen sie bestehen konnte, aber es war mir gleich. So wie mir alles gleich war.
Dann erhellte ein greller Blitz den Nachthimmel und die Zeit stand endgültig still.
*Fortsetzung folgt*