• Hallo Zusammen,


    lange ist her, dass die letzte meiner Fotostories zu Ende gegangen ist. Aber es hat mich nicht losgelassen, wieder eine zu starten. Einmal süchtig danach, kann man halt nur eine gewisse Zeit ohne sein. :D


    Vorweg möchte ich sagen, dass es zwischendrin immer wieder zu längeren Pausen kommen kann. Ich kenn mich ja und weiß, dass es nicht einfach und fast unmöglich ist eine Story konstant immer fortzusetzen. Darum halt die kleine Warnung. :)


    Genug der Vorworte. Ich wünsch allen viel Spaß beim Lesen. :)





    Love of two is one
    Here but now they're gone
    Came the last night of sadness
    And it was clear she couldn't go on
    (Blue Öyster Cult – Don't fear the Reaper)





    Dumpf hallten meine Schritte durch den ansonsten totenstillen Wald. Meine Füße berührten nur leicht die am Boden liegenden Blätter und drückten das dazwischen wachsende Gestrüpp nur sacht runter. Trotz meiner brodelten Wut verursachte ich nur wenig Geräusche während ich auf mein Ziel zu marschierte. Die Nacht verschluckte das Meiste und mein Geschick darin mich leise zu bewegen tat das Übrige.





    Auf meinem Weg kam ich an den Trümmern der Zivilisation vorbei. Schon fast verschwunden, begraben von dem immer wachsenden und sich ausdehnenden Wald. Für viele dieser leeren Hüllen menschlicher Ansiedlungen war ich verantwortlich, aber es bereitete mir kein Vergnügen zu sehen wie sie immer mehr zerfielen bis nichts mehr von ihnen übrig blieb als Staub. Es gehörte dazu, wenn man ich war. Es war Teil der Aufgabe, die ich zu erfüllen hatte.





    Mit der Zeit lichtete sich der Wald ein wenig für mich und der verborgene Pfad, dem ich folgte wurde sichtbar. Jeder andere außer mir, hätte nur mehr Büsche und Sträucher gesehen. Die Illusion war perfekt. So vollkommen, dass jeder andere von dicken Dornenbüschen aufgehalten werden würde, wenn er versuchen sollte mir zu folgen. Nicht, dass mich jemand sehen würde, so sehr er sich es auch wünschen würde. Ich selbst war wie der Pfad vor den Blicken der Sterblichen verborgen. Es war auch ein Teil meiner Aufgabe.





    Diese Aufgabe, die ich immer mit Stolz und Respekt erfüllt habe. Sie brachte mir viele Vorteile, wie ewiges Leben, die Möglichkeit die Zeit zu beeinflussen und noch vieles mehr. Doch sie hatte auch Nachteile und diese scheinbar kleinen und unbedeutenden Dinge führten jetzt dazu, dass ich meine ganze Existenz anzweifele und erfüllt bin von einer Wut, die keine Grenzen kennt. Denn trotz, dass ich Herrschaft über Zeit habe, gibt es bestimmte Regeln, die auch ich einhalten muss. Was passieren muss, muss passieren.





    Ich hasste das, was hatte sein müssen, aber ich konnte es nicht ändern. Doch ich wollte es nicht auf sich beruhen lassen. Zu sehr verdunkelte die Wut meine Sinne. Wut auf die unveränderlichen Regeln, Wut auf die Macht, die das alles bestimmte und Wut auf mich, weil ich es hatte soweit kommen lassen. Wenn ich in dieser Nacht klar bei Verstand gewesen wäre, dann hätte ich erkannt, dass es nur meine Schuld gewesen ist, aber in Momenten des Schmerzes ist niemand davor gefeit falsche Urteile zu fällen. Ich wollte einfach nur Rache für das, was man mir genommen hatte. Was ich hatte gehen lassen müssen.





    Ich war fast am Ziel angekommen. Der Pfad war zu Ende und ich kniete mich nieder. Überprüfte mit meiner Hand die Erde und fühlte die alte, dunkle Macht in ihr. Dieser Ort war eigentlich immer meine Zuflucht gewesen und es war der Platz, an dem meine mir eigene Macht noch stärker war als sonst. Hier konnte ich normalerweise Ruhe finden vor der Welt und ihren Problemen. Hier gab es nur mich und kein anderes lebendes Wesen hatte hier Zutritt. Dieser Ort war mein, schon immer mein gewesen. Doch jetzt war ich kurz davor, dass zu ändern.





    Ein letztes Mal stand ich allein an dem See. Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über das fast schwarze Wasser gleiten. Starrte in die Bäume, in denen noch nie Vögel ihre Nester gebaut hatten oder gar auf ihnen gesessen hatten. Auf dem Boden unter ihnen waren noch nie Tiere gelaufen. An diesem Ort waren nur die Bäume lebendig und das auch auf eine Art, die sich grundsätzlich von denen anderer Lebewesen unterschied. Diese Bäume hatten kein schlagendes Herz, was hätte stehen bleiben können. Kein Herz, was ich ihnen hätte stehlen können.





    Einen kurzen Moment lang kamen mir Zweifel, ob ich wirklich zulassen wollte, dass jetzt auch noch meine Zuflucht zerstört werden sollte, nach allem was ich in dieser Nacht schon verloren hatte. Ich strich mir kurz über den Nacken und dachte einen winzigen Augenblick daran, was es bedeuten würde keinen Rückzugsort mehr zu haben. Aber dann siegte die fast schon übermächtige Wut in mir. Suchte sich alle Bahnen, die sie finden und nutzen konnte. Brach aus mir heraus wie ein Orkan.





    Ich hob die Arme zum dunklem Nachthimmel und brüllte meine Wut heraus. Forderte die alte Macht auf, sich zu zeigen und sich mir zu stellen. Ich wusste, dass ich nicht gegen sie bestehen konnte, aber es war mir gleich. So wie mir alles gleich war.
    Dann erhellte ein greller Blitz den Nachthimmel und die Zeit stand endgültig still.


    *Fortsetzung folgt*

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

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  • Find den Anfang super. Ist ja alles ziemlich mysteriös und kryptisch und bis jetzt kann man noch nicht allzu viel erahnen.
    Bin aber schon gespannt. ;)


    Die Bilder sind ziemlich klasse. Ich rätsel ja noch etwas über das Alter des Guten. Von hinten sieht er ziemlich jung aus, aber die Falten um die Augen irritieren mich etwas.

    [RIGHT]Life is tough, get a helmet.[/RIGHT]

  • Ihr macht mich fertig. :roftl:roftl


    Also, dass sind Krähenfüße (so vom Spiel her gesehen), aber er kneift da ja die Augen zusammen, darum dachte ich die könnten passen. :augzu
    Was sein Alter angeht: ewig trifft es wohl schon so ziemlich genau. :D

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    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Oh eine Fotostory von Llyn *freu*
    Na da bin ich ja mal gespannt wohin das führen wird ;)


    Ich bin wie immer dabei, aber hast du was anderes erwartet? ^^



    Achja und GZ zum Mod - ich bekomm hier gar nichts mehr mit oO

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Huhu ihr Alle,


    Danke, dass ihr wieder mit dabei seid. Ich freu mich und versuche es weiter so spannend zu halten. Nicht, dass ihr mir noch vor Langeweile abhaut. :D ^^


    Kurzer Zwischenstand: Bilder sind zur Hälfte fertig für die nächste Fortsetzung. Der Text fehlt allerdings noch komplett. Aber ich habe ja gerade Urlaub. Es sollte also nicht mehr allzu lange dauern. :augzu

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    FS: Sunrise Update: 04.06.19



  • Carry on my wayward son,
    For there'll be peace when you are done
    Lay your weary head to rest
    Don't you cry no more

    (Kansas – Carry on wayward son)






    Doch ich habe am Ende begonnen, wo ich doch eigentlich mit dem Anfang hätte beginnen sollen. Nur ist es schwierig, denn es gibt keinen. Genauso wenig, wie es ein Ende gibt. Auf jeden Fall nicht für mich. Ich war schon immer und werde auch immer sein. Vielleicht nicht in dieser Form oder in dieser Zeit, aber es wird mich immer geben. Daran gibt es keinen Zweifel. Es kann keine Welt ohne mich geben.




    Vielleicht sollte ich mich auch erst einmal vorstellen. Ich bin der Tod. Obwohl es korrekterweise heißen müsste: ein Tod. Von uns gibt es viele, sehr viele. Niemand weiß, wie viele. Noch nicht mal wir selbst. Auch kennen wir uns in den meisten Fällen nicht. Es passiert nur selten, dass uns ein weiterer Tod über den Weg läuft. Ich selbst habe in den Äonen, in denen ich schon hier bin, erst zweimal einen meiner Sorte getroffen und beide Begegnungen waren nicht angenehm. Wir sind Einzelgänger und legen keinen Wert auf die Gesellschaft unseresgleichen. Es gibt auch keinen Grund, warum wir uns öfter treffen sollten. Weder brauchen wir soziale Kontakte wie die Menschen, noch pflanzen wir uns fort. Es gibt auch nichts, was man miteinander bereden sollte, denn unsere, meine Aufgabe ist klar.






    Die Menschen wissen nichts von mir als Person. Sie sehen mich nicht, sie spüren mich höchstens, wenn sie besonders sensibel sind. Sie verrichten wie immer ihre Arbeit und merken nicht, wenn ich auftauche. Sie spüren kaum die leichte Kälte, die ich verbreite. Sie gehen vielleicht einen Schritt näher ans wärmende Feuer und denken, dass es von draußen herein zieht, aber sie würden nie auf die Idee kommen, dass ich es bin, der sie frösteln lässt.






    Und das, obwohl sie noch gar nicht dran sind. Manchmal spürt die Ehefrau am Feuer schon, dass mit ihrem Mann etwas nicht stimmt. Ihr Mann, der gerade noch dabei ist Holz für die kommende Kälte des Winters zu hacken. In einem Moment denkt sie noch daran, dass es schon spät ist und er nicht mehr im Dunkeln mit der scharfen Axt hantieren sollte. Und dann ahnt sie vielleicht, dass ihr Ehemann gleich einen Herzinfarkt haben wird und nicht mehr ins Haus kommen wird. Doch sie wird es als Hirngespinst abtun und sich einen ängstlichen Hasenfuß schimpfen.






    Und wenn sie schon davon überzeugt ist, dass alles mit ihm in Ordnung ist, dann ist es schon zu spät. Ihr Mann wird sich ans Herz fassen und ich werde da sein, um ihm seinen letzten Atem zu nehmen. Er wird nur den scharfen Schmerz fühlen und nicht die Berührung meiner Hand. Er wird sich zusammen krümmen und ich werde nichts tun, um ihn zu stützen. Denn meine Aufgabe ist es nicht, es ihm leichter zu machen. Ich bin nicht grausam. Ich mache es ihm auch nicht schwerer. Ich habe auch keinen Spaß daran, Menschen leiden zu sehen. Ich mache nur meine Arbeit.





    Und wenn die trauernde Ehefrau am Grab ihres Mannes steht und ihrer Trauer freien Lauf lässt, bin ich schon lange wieder weg. Ich bekomme nichts mit von den Vorwürfen, die sie sich macht. Oder von den Tränen und dem Hadern mit den Göttern. Und trotzdem weiß ich, was sie fühlt. Man lernt es, wenn man die Ewigkeit damit verbringt.
    Ich kann nicht sagen, dass sie mir Leid tut. Ich fühle nicht mit ihr. Die Zeit ihres Mannes war abgelaufen und es gibt keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Diese Dinge müssen geschehen, sonst bricht die Welt aus ihren Fugen. Und irgendwann wird auch die frisch gebackene Witwe das akzeptieren.





    In manchen Fällen ist es einfacher, weil die Menschen alt sind und schon lange mit ihrem Leben abgeschlossen haben. Sie warten schon auf mich und ich erscheine ihnen als gnädig und sanft. Sie wollen, dass ich sie hole, damit ihr Leid und ihre Schmerzen ein Ende haben. Ihre Seelen umarmen mich, wenn ich sie in die Ewigkeit begleite. Sie sind erleichtert, dass die Qual des Lebens vorüber ist und sie nun endlich ruhen können. Für sie bin ich ein Engel, auch wenn sie mich nicht sehen oder hören können. Wenn die Menschen bereit sind zu gehen, dann erscheint ihnen selbst der Tod als Freund.






    Doch nicht immer ist es leicht, Leben zu nehmen. Besonders, wenn das Leben gerade erst begonnen hat. Kleine Kinder spüren mich immer. Manchmal sehen sie mich sogar. Sie setzen sich auf, obwohl sie eigentlich liegen sollten. Sie sprechen mit mir und ihre Mütter oder auch ihre Gouvernanten bekommen es mit der Angst zu tun. Sie lassen alles fallen und ihre Schreie tönen mir schrill in den Ohren. Doch es nützt ihnen nichts. Es gibt nichts, was sie tun können. Es gibt nichts, was ich tun kann.





    Nicht immer ist meine Arbeit einfach. Manche Menschen machen es mir schwer und versuchen den Tod zu betrügen. Sie nehmen fragwürdige Tränke zu sich oder versuchen mit Talismanen oder Magie mir zu entkommen. Sie verlängern ihr Leben damit, aber es nützt ihnen nur für bestimmte Zeit etwas. Am Ende gewinne ich immer. Niemand kann mir auf Dauer entkommen. Wenn es nötig ist, kann ich eingreifen und selbst dafür sorgen, dass der Lauf der Welt nicht gestört wird.





    Und ich gebe zu, in solchen Fällen bereitet es mir eine gewisse Freude zu gewinnen. Wenn sie dann letztendlich aufgeben und einsehen, dass man mir nicht entrinnen kann, dann kann auch ich ein Lächeln der Befriedigung nicht unterdrücken. Wenn sie dann ihr Leben aushauchen und ich ihre Seele in meinen Hände halte, dann verspüre ich ein Siegesgefühl. Ihre Essenz in die Ewigkeit zu schicken, ist für mich immer wieder ein Vergnügen. Ihr unnatürliches Leben verstößt gegen die natürliche Ordnung für die ich stehe und es enden zu sehen, macht mich zufrieden. Ja, manchmal sogar glücklich.





    Aber es hält nie lange an, dieses kurze Gefühl des Glücks. Wenn ich wieder in meiner Zuflucht bin und die reale Zeit still steht, dann kehrt meine übliche Gleichgültigkeit zurück. Nein, ich bin nicht über längere Zeit glücklich. Ich weiß, dass der Großteil der Menschheit mich fürchtet. Und doch gibt es immer wieder Momente, in denen ich mir wünsche, dass es nicht so wäre. Es sind schwache und seltene Augenblicke, aber es gibt sie immer mal wieder. Es bleibt nicht aus, wenn man Jahrtausende auf der Erde wandelt und sich mit den Menschen beschäftigt. Man wünscht sich, man könnte ihnen verständlich machen, dass man nicht der Feind ist.




    Man wünscht sich, dass man die Menschen erreichen könnte und mit ihnen reden könnte. Ihnen erklären, was man ist und warum es so wichtig ist, dass man existiert. Man wünscht sich, dass sie verstehen und sich nicht mehr fürchten. Man wünscht sich, dass sie einen ansehen und einem nicht den Rücken zu drehen. Man wünscht sich, dass sie einen anlächeln und ihre Augen strahlen. Man wünscht sich das alles, obwohl man weiß, dass man es nicht haben kann.




    Nein, man kann es nicht haben. Auch wenn man es noch so sehr will.
    Auf jeden Fall war es so, bis sich alles verändert hat. Sonst säße ich nicht hier und könnte meine Geschichte erzählen. Auch wenn es nicht nur meine Geschichte ist. Denn bis zu dem Augenblick an dem ich mein Schicksal heraufbeschwörte und die höheren Mächte herausforderte, drehte sich meine Welt nur noch um eines:




    um Sie.

    *Fortsetzung folgt*

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    FS: Sunrise Update: 04.06.19

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  • Ah, es geht schon weiter, schön!
    Soso, da ist der Herr mit den Krähenfüßen also der Tod, sieh mal einer an. Und der Tod hat so seine Schwäche für ein weibliches Geschöpf. Na, das wird sicher noch lustig.


    Bei der Stelle übers Betrügen musste ich sofort an den Brandner Kasper denken! :D


    Tolle Kulissen! Für den Wald hast du meinen vollsten Respekt, es ist so viel Arbeit diese ganzen Grashalme hinzusetzen. Und mit den hübschen Bauerhäusern könntest du ja glatt beim Wettbewerb mitmachen! :D

  • Oh wie spannend... eine Geschichte aus der Sicht des Todes, mal was ganz anderes - find ich gut!
    Das kann ja noch spannend werden, denn wenn es erst heißt keine Gefühle, kein Begehren, kein gesehen werden und dann geht es um eine Frau... *grins* ... ja ja... *lach*


    Ich freu mich auf die Fortsetzung!


    Deine Kulissen und die Charaktere sind dir übrigens wieder vortrefflich gelungen!

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Huhu,

    @ Slayer
    Ja, der Tod in höchsteigener Person. Und ich fürchte, für ihn wird es nicht lustig werden. Seine kleine Schwäche wird ihm ganz schön zu schaffen machen. :D
    Die Geschichte vom Brandner Kasper kenn ich nur zum Teil. Ich weiß auch nur, dass es dabei ging den Tod zu betrügen. Aber versuchen wir das nicht alle? ^^
    Ach, ich liebe es Wälder zu bauen, viel mehr als Häuser. Darum habe ich diesmal auch verzichtet, die Häuser selber zu bauen. Was den Wettbewerb angeht, ich würde schon gerne noch mitmachen. Mal schauen, ob ich morgen noch Lust habe zu bauen und zu dekorieren. :schwitz


    @ Kiara
    Mich hat die Vorstellung fasziniert, was passiert wenn der Tod sich verliebt und wer könnte das besser erzählen als der Tod selbst. :cool:
    Noch hatte er das alles nicht, aber was nicht ist, kann sich ja ändern und es würde ihn sicher ziemlich umwerfen. :hehe


    ---
    Fortsetzung ist soweit fertig, aber ich bin heute schon zu müd, um mir das nochmal durchzulesen. :sleep

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    FS: Sunrise Update: 04.06.19



  • Pardon the way that I stare,
    There's nothing else to compare
    The sight of you leaves me weak
    There are no words left to speak
    (Frankie Valli – Can't take my eyes of off you)





    Es war ihr Gesicht, was mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Sie war nicht die schönste Frau, die ich in meiner langen Existenz gesehen habe, aber sie war eine Schönheit. Es wäre sinnlos etwas anderes zu behaupten. Genauso könnte ich sagen, dass der Himmel grün ist. Es wäre eine Lüge. Normalerweise vermeide ich es zu lügen, auch wenn mir immer wieder etwas anderes nachgesagt wird. Natürlich kommt es vor, dass ich mal nicht die Wahrheit sage, aber dann habe ich immer gute Gründe dafür und keiner hat damit zu tun, dass ich mir einen Vorteil verschaffen möchte. Dieses Gerede, dass der Tod immer lügt um die Seelen der Sterblichen zu bekommen, ist eine Erfindung der Menschheit.





    Aber ich schweife ab. Manchmal ist es nicht einfach, dem Faden zu folgen. Und manchmal schmerzt es einfach zu sehr.
    Ihr Name war Annabelle. Sie war die Tochter eines einfachen Landmannes und niemand Besonderes. Niemand, dem ich meine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Sie hatte keine speziellen Gaben und verfügte auch nicht über Macht. Sie war ein ganz einfacher, normaler Mensch wie jeder andere auch. Nun ja, vielleicht nicht ganz wie jeder andere. Sonst säße ich nicht hier. Sie hatte etwas an sich, was mich zu ihr zog.





    Wenn ich jetzt zurückdenke, dann schätze ich, dass es vielleicht mein Schicksal gewesen ist, dass ich ihr begegnet bin. Auch wenn ich immer gedacht habe, dass es für mich keines gibt. Schließlich bin ich eine Art Schicksal, etwas Endgültiges, was für jeden Sterblichen vorgesehen ist. Aber ich habe sie getroffen und es hat mich in einer Weise verändert, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich hatte immer angenommen, dass mich das Sterben der Menschen nicht berührt und mir ihre Trauer egal ist. Doch sie hat mich eines Besseren belehrt. Ihr Kummer über den Verlust eines geliebten Menschen, hat mich aus meiner Gleichgültigkeit gerissen und aus mir den Mann gemacht, der hier heute sitzt.





    Als meine Aufgabe mich an ihrem Heim ankommen ließ, war es schon dunkel und ihre Familie hatte sich in ihrem Speisezimmer versammelt. Ein Blick durch das Fenster genügte, um zu sehen, dass jeder in seiner vorherbestimmten Position war. Ihre Mutter saß an der Spindel, ihr Vater am Feuer und sie stand vor ihrem Webrahmen. Ihr Vater unterhielt sich leise mit ihrer Mutter, während Annabelle so tat, als würde sie nicht zuhören. Aber ein schneller Blick meinerseits zeigte mir, dass sie sehr wohl lauschte. Ihre ganze Haltung reagierte auf das Gespräch zwischen ihren Eltern. Ich interessierte mich nicht dafür, was sie sagten. Es war bedeutungslos für mich, auch wenn es das für alle anderen Beteiligten nicht war. Ich wollte nur meine Arbeit erledigen und sonst nichts.





    Ich begab mich ins Wohnzimmer, den richtigen Zeitpunkt abwartend. Niemand nahm Notiz von dem Licht, was meine Erscheinung umgab, oder von mir. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Es wäre mehr als außergewöhnlich gewesen, wenn es anders gewesen wäre. Es war schließlich noch nie vorgekommen, dass jemand meine Ankunft gesehen hätte. Vielleicht fröstelten sie ein wenig, trotz des wärmenden Feuers, aber mehr wäre nicht möglich gewesen. Meine Ankunft in ihrem trauten Heim störte ihren allabendlichen Ablauf nicht, noch nicht.





    Aber ich würde ihn jeden Augenblick unterbrechen. Ich musste eine Seele mitnehmen, dafür war ich hergekommen und für nichts anderes. Ich ahnte nicht, dass dieser Auftrag höchst erstaunlich werden würde. Für mich war alles wie immer. Ich stellte mich hinter mein Opfer und begann damit seine Essenz auf zu saugen. Er spürte den kalten Hauch des Todes und verzog das Gesicht. Geschickt und routiniert verhinderte ich durch meine Macht, dass seine Essenz ins Nichts verschwand. Ich murmelte einige uralte Worte und nahm ihm den Lebenshauch noch bevor seine Familie merkte, dass etwas nicht stimmte.





    Er ging zu Boden und ich folgte ihm. Seine Seele in meinen Händen haltend, um zu verhindern, dass sie zu früh in die Ewigkeit einging. Es war immer ein leicht kritischer Augenblick, wenn jemand sein Leben aushauchte. Es konnte immer etwas schief gehen und jemand könnte für immer verloren im Nichts sein. Aber es geschah selten, dass mir Fehler unterliefen. In diesem Fall lief alles nach Plan. Ich nahm seine Essenz in mir auf und sein Körper versagte den Dienst. Später würde ich ihn und die anderen in mir ruhenden Seelen ihrem letzten Ruheort übergeben.





    Doch ich konnte noch nicht gehen. Die beiden Frauen standen weinend vor dem Verstorbenen. Etwas in dem Klang ihres Schluchzens ließ mich bleiben. Ich weiß bis heute nicht, was es war, was mich verharren ließ. Ich fühlte mich fast schuldig, dass ich sein Leben genommen hatte, obwohl es nicht meine Entscheidung war, dass er sterben musste. Ich war nur der Bote, die ausführende Kraft. Es war diese höhere Macht, die bestimmte wer leben und wer sterben musste. Und doch tat es fast Leid, als ich die ungehemmte Trauer der beiden Frauen sah. So verharrte ich länger, als ich es normalerweise tat und dann veränderte sich etwas.





    Sie sah mich mit ihren nassen und roten Augen an.
    Ich wusste, dass es nicht so sein konnte, aber es war niemand sonst hinter mir. Ihre Mutter war weinend zusammengebrochen und es gab keinen anderen mehr im Raum. Und doch stand sie da und sah mich anklagend an. Ich war so verwirrt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich war wie gebannt von ihrem Blick. Es kam mir vor, als würde sie mir sagen „Das ist alles deine Schuld!“. Aber sie konnte nicht wissen, dass ich da stand. Sie konnte es nicht wissen. Es gab keinen Weg, dass sie mich wahrnehmen konnte. Es war unmöglich und doch sah sie mir direkt in die Augen.





    Ich tat das Einzige, was mir einfiel. Ich verschwand vom dem Ort, versuchte zu vergessen, was geschehen war. Aber es war nicht so einfach. Ihr Blick hatte sich mir ins Gedächtnis gebrannt. Wann immer ich die Augen schloss, sah ich ihre vor mir. Sie verfolgten mich und ließen mich nicht mehr los. Ich verzog mich in meine Zuflucht, aber auch das half nicht. Ich musste immer wieder daran denken, wie unmöglich es gewesen ist, dass sie mich sehen konnte. Ich musste Gewissheit haben. Also spürte ich sie auf, was nicht so einfach war. Wenn ich ihre Seelen nicht einfangen muss, fällt es mir schwer bestimmte Menschen zu finden. Es ist dann, als würden sie für mich nicht existieren.
    Aber ich fand sie am Flussufer. Sie hatte einen Korb Äpfel gepflückt und sich gerade die Hände im eiskalten Wasser gewaschen. Sie waren leicht gerötet und glänzten noch vor Feuchtigkeit.





    Sie hatte es nicht eilig und machte es sich am Ufer bequem. Ihr Gesicht hatte den melancholischen Ausdruck, den nur die Leute haben, die kürzlich einen geliebten Menschen verloren hatten. Wieder fühlte ich mich leicht schuldig, aber schnell schüttelte ich das ungewohnte Gefühl ab. Ich war hier aus einem bestimmten Grund und das war nicht Schuldigkeit. Ich musste wissen, ob sie mich spüren konnte. Ich musste wissen, ob sie mich sehen konnte. Aber wo ich sie da sitzen sah, verließ mich fast der Mut es herauszufinden. Plötzlich durchzuckte mich eine nie gekannte Angst. Was war, wenn sie mich wirklich sehen konnte? Was hätte das zu bedeuten? Was würde das verändern?





    Ich stand angelehnt an einen der vielen Bäume und beobachtete sie aus einiger Entfernung, während diese Fragen sich in mein Hirn hämmerten. Es machte mir Angst, aber ich musste es auch wissen. Es gab keinen Ausweg. Wenn sich etwas in meiner Macht verschoben hatte, musste ich es wissen. Aber dann beschlichen mich auch wieder Zweifel, dass sie mich wirklich gesehen hatte und ich mir das nur eingeredet hatte. Es gab nur einen Weg es herauszufinden und der war nicht herumzustehen und sich Fragen zu stellen. Mit den Konsequenzen meiner Handlung würde ich mich später beschäftigen. Zuerst musste ich die Wahrheit erfahren.





    Ich überlegte, wie ich am Besten vorgehen sollte, um mögliche Unklarheiten zu verhindern. Natürlich konnte ich mich vor sie stellen und abwarten ob sie mich sah, aber das erschien mir nicht passend. Ich war der Tod und das war dann doch ein wenig zu plump für mich. Ich konnte versuchen sie anzusprechen, um zu sehen ob sie antwortete. Aber was sollte ich ihr sagen. „Kannst du mich sehen?“ hörte sich in meinen Ohren falsch und dumm an. Es wäre sicher der einfachste Weg gewesen, aber ich wollte eigentlich nicht mit ihr reden. Was hätte ich ihr auch zu sagen gehabt.
    Je länger ich da stand und nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, dass ich viel zu viel Aufhebens um die Sache machte und mich einfach nur vor der ganzen Situation drückte.





    Und so gab ich mir einen Ruck und ging ich auf sie zu, mein ganzer Körper schien vor Anspannung zu vibrieren. Es lag eine Spannung in der Luft und alles erschien mir viel lauter als normal. Meine Schritte, die üblicherweise lautlos waren, dröhnten in meinen Ohren. Die Vögel kreischten lautstark in den Bäumen und der Wind, kaum mehr als ein laues Lüftchen, rauschte und heulte.
    Es kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor, bis ich endlich neben ihr stand, obwohl es in Wahrheit nur ein kurzer Augenblick gewesen war. Ich kniete mich nieder und berührte sie leicht an der Schulter, ganz so als würde ich versuchen ihre Seele einzufangen. Aber ihr Gesicht verzog sich nicht, doch ein leichter Schauer durchlief ihren Körper. Sie fröstelte und ich zog meine Hand zurück.





    Ich wich einen Schritt zurück als sie aufstand. Sie klopfte sich das Kleid ab und nahm ihren Korb. Keinerlei Anzeichen dafür, dass sie mich spürte. Ich hätte erleichtert sein müssen, aber seltsamerweise war ich es nicht. Ein Teil von mir wollte, dass sie mich sah und pfiff auf die möglichen Konsequenzen.
    Aber als letzten Beweis dafür, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte, ging sie direkt durch mich durch. In dem Moment war es an mir zu erschauern. Ihr Duft hüllte mich ein, traf mich wie ein Hammerschlag. Ich drehte den Kopf und sog den Geruch ihrer Haare ein. Sie rochen nach Lavendel.



    *Fortsetzung folgt*

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    FS: Sunrise Update: 04.06.19

    Einmal editiert, zuletzt von Llynya ()

  • Da benutzt wohl jemand Lavendel-Shampoo. :D


    Ich finde, die Bilder sind dir wieder sehr gut gelungen! Das erste gefällt mir sehr gut und das, als der alte Mann zu Boden geht auch sehr.
    Bearbeitest du den See eigentlich immer nach? So dunkel ist der im Spiel ja nicht...


    Ich muss auch zustimmen, dass der Wald richtig toll aussieht! :)


    Was mir auch sehr gefällt, ist dieser Liedtext am Anfang eines Kapitels.

    [RIGHT]Life is tough, get a helmet.[/RIGHT]

  • Bestimmt, war ja schon immer weit verbreitet. :D


    Danke! Den See bearbeite ich nicht. Das wäre mir viel zu viel Arbeit. Dank jon119s Downloads kann man das Wasser mit anderen Farben überlegen. Dann kann man zwar nicht mehr angeln, aber das Wasser wird dunkler, grüner oder brauner. :augzu


    Freut mich, dass dir der Liedtext gefällt. Ich dachte, ich probier einfach mal aus die Story mit Musik zu kombinieren. :D


    ----
    So, ich mach mich gleich mal dran den nächsten Teil hochzuladen. Im Moment geht es erstaunlicherweise noch zügig voran. :)

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19



  • Don't want to fall in love
    Don't want to fall in love again
    And you don't know where I've been
    Don't want to fall in love again


    (Extreme – Learn to Love)




    An den Geruch von Lavendel erinnere ich mich am Deutlichsten. Und daran, wie er sich bei mir festgesetzt hat. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Er hat mich verfolgt in allem was ich tat. Und heute quält er mich am Meisten. Der Schmerz, den die Erinnerung daran hervorruft, ist unbeschreiblich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich in der Lage wäre so zu fühlen, dass ich so menschlich sein kann. In meiner ganzen Existenz ist mir nichts Vergleichbares widerfahren.




    Und doch kommen mir die Gefühle leicht bekannt vor, wie ein vergessener Traum. Doch ich träume nicht, wie auch da ich nicht schlafen muss. Trotzdem vergeht diese Vertrautheit nicht, aber ich kann mich nicht erinnern woher sie kommt.Doch genug davon. Nachdem ihr Duft mich umgehauen hatte, stand ich noch eine Weile am Ufer und versuchte meine mehr als verwirrten Gedanken zu ordnen. Und wieder blieb mir nur noch eines übrig: mich in meine Zuflucht zu flüchten. Ich hoffte, ich würde dem Sirenengesang ihres Duftes dort entkommen.




    Doch auch da war er in der Luft. Ich spürte ihn um mich herum und es gab kein Entkommen für mich. Ich stand auf meinem Lieblingsplatz direkt am Wasser des Sees und sog den Hauch von Lavendel ein. Ich wusste, es gab in der näheren Umgebung keine dieser Pflanzen, aber ich roch ihn trotzdem. Er war einfach überall, weil ich ihn tief in mir drin wahrnehmen wollte. Ich war süchtig danach und wusste es nicht mal. Niemals wäre mir in den Sinn gekommen, dass ich nach nur einem Mal schon nicht mehr davon los käme. Es war für mich einfach unvorstellbar, dass etwas mich so fesseln konnte.




    Ich begann unruhig umher zu wandern, versuchte alles aus dem Kopf zu kriegen. Ich wollte nicht mehr daran denken, aber es war nicht möglich zu entkommen. Seinen eigenen Gedanken kann man nicht davon laufen. Sie verfolgen einen und beißen sich fest. Sie lassen einem keinen Raum für etwas anderes und zwingen einen sich damit zu beschäftigen, ob man will oder nicht. Und doch versuchte ich mir einzureden, dass es nichts zu bedeuten hat und ich bald wieder den Kopf und die Nase frei davon haben werde. Ich habe mich geirrt.




    Es hatte sehr wohl etwas zu bedeuten, nur wollte ich es nicht wahr haben. Ich war der Tod, verdammt noch mal und kein Muttersöhnchen, was sich von der erstbesten Frau betören ließ. Mit aller Willenskraft, die ich aufbringen konnte, zwang ich mich an etwas anderes zu denken und mich wieder meiner Arbeit zu widmen. Ich hoffte, dass sie mich genug ablenken würde, damit ich bald wieder Ruhe finden könnte. Ich verließ meine Zuflucht fast fluchtartig, so eilig hatte ich es plötzlich obwohl Zeit keine Bedeutung für mich spielte.




    Mein erstes Opfer fand ich im Wald am Feuer sitzend. Er und sein Räuberkumpan kamen gerade von einem Raubzug aus dem nahe gelegenen Dorf am Rande des Waldes. Sie ahnten nichts von meiner Ankunft und sprachen darüber, wie erfolgreich sie doch gewesen waren. Sie genossen das Gefühl des Triumphes und suhlten sich in ihrer Selbstherrlichkeit. Ich nahm ihre Stimmung in mir auf, alles war besser als das, was ich vorher gefühlt hatte. Es würde mir ein Leichtes sein, die Seele mit zu nehmen. Als Werkzeug der Ordnung machte es mir besondere Freude, Diebe und sonstige Verbrecher heim zu führen. Ja, das war ein Auftrag nach meinem Geschmack, lenkte er mich doch ab.




    Ich brachte mich in Position. Mein Opfer wusste noch nicht, dass es gleich sterben würde. Er ahnte noch nichts vom dem gleich folgenden Versagen seiner Organe. Er hatte das Gift, was ihm sein Mitstreiter unter sein Abendessen gemischt hatte, nicht bemerkt. Er wusste nichts, von dem Neid und der Missgunst seines Kollegen. Mir war es gleich, woran er sterben würde. Ich wollte nur seine Seele einfangen und der Ewigkeit übergeben. Ich hoffte, dass er dort Gerechtigkeit finden würde. Auch wenn es nicht an mir war, über ihn zu richten.




    Ich nahm seine Essenz in mir auf und in dem Moment nahm ich noch etwas anders wahr. Es war der starke Geruch nach Lavendel. Und schon war alles wieder da in meinem Kopf. Ich spürte kaum, wie der Körper des Mannes vor mir zusammensackte, mit den Haaren im Feuer landete. Ich hörte nicht den Siegesschrei des anderen Räubers. Alles was ich sah, war der große Busch voller Blüten, der selbst in der Dunkelheit der Nacht noch seinen intensiven Geruch verströmte. Einen Augenblick später stand ich vor der Blume und lächelte, während der Dieb seinen verstorbenen Gefährten aus dem Feuer zog.




    Auch beim nächsten Auftrag wurde ich vom Lavendel abgelenkt. Ich nahm gerade einer jungen Frau das Leben, als mir die getrockneten Zweige über dem Bett auffielen. Wie von selbst blieb mein Blick auf ihnen haften, während die Frau ihren letzten Atemzug tat. Noch tat ich es als Zufall ab, weil meine Gedanken fast nur darum kreisten. Ich war mir sicher, dass ich es nur bemerkte, weil ich ständig daran dachte. Ich hatte keine Ahnung, dass es nicht zufällig geschah. Ich hatte keine Ahnung, dass das Schicksal sich einen Streich mit mir erlaubte.




    Als ich im strömenden Regen die nächste Sterbliche zu mir holte, nahm ich wieder den Duft, ihren Duft wahr. Ich schloss die Augen und sog ihn regelrecht ein. Durch die Nässe kam er mir erdiger vor, weniger wie ein vergessener Traum als wie eine gerade erst zurückliegende Erinnerung, die es ja auch war. Einen langen Moment genoss ich den Duft, ließ ihn ganz nah an mich ran. Ich hatte anscheinend sowieso keine Wahl, was das betraf. Also konnte ich es genauso gut genießen. Während die Frau neben mir ihr Leben aushauchte, war ich versunken in der Erinnerung an ihr Gesicht.




    Als ich mein Werk beendet hatte, ging ich zu der Pflanze. Sie glänzte vor Nässe und der Regen bildeten kleine Tropfen an den Blüten. Ich wünschte mir, dass der Regen aufhörte und die Sonne scheinen möge, damit sie funkeln würden. Es war albern und ich wusste das. Es machte mich wahnsinnig, dass ich meine Gedanken nicht mehr steuern konnte. Dass sich immer wieder lächerliche Sehnsüchte darin festsetzten und mich zu einem regelrechten Trottel machten. Aber ich konnte mir nicht helfen. Es war stärker als ich und ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun sollte. Es schien ja nichts zu wirken, wenn ich selbst bei meiner Arbeit immer an sie erinnert wurde.




    Ich pflückte eine der Blüten, hielt sie in der Hand und starrte sie an. Wie konnte etwas so Kleines, Einfaches mich so aus der Fassung bringen? Die einzige Erklärung dafür gefiel mir nicht, also verwarf ich sie sofort wieder. Es musste einen Weg geben, dem Ganzen zu entkommen. Es musste einfach.Ich steckte die Blüte ein. Es wäre sinnlos gewesen sie weg zu werfen, sie hätte mich doch sowieso wieder gefunden. Und wenn nicht sie, dann eine andere. So nahm ich das winzige Ding an mich, versteckte sie unter meinem Gewand, damit ich sie nicht immer sehen musste. Es reichte mir schon zu wissen, dass sie da war.




    Vorerst zufrieden mit meiner Arbeit und voller seltsamer Gedanken, kehrte ich in meine Zuflucht zurück. Dort überlegte ich, was ich tun könnte, was ich tun wollte. All meine Überlegungen führten zu nichts. Ich hatte keine Lösung für mein Dilemma parat. Es herrschte ein Chaos in mir. Ein Teil von mir wollte vergessen, ein Teil von mir wollte sie wiedersehen, ein Teil amüsierte sich darüber wie lächerlich ich doch war und ein Teil fragte sich welcher Teil am Ende gewinnen würde. Ich glaube heute, dass ich bis zum Augenblick als ich aufstand, nicht wusste was ich tun würde.




    Aber heute weiß ich, dass ich keine Wahl hatte. Ich wollte sie wiedersehen und nichts in dieser Welt hätte mich davon abhalten können. Es war eine Sucht, sie einfach nur zu sehen. Ihr nahe zu sein, auch wenn sie nicht wusste, dass ich da war. Ich fand sie in ihrem Zuhause. Diesmal fiel es mir auch schon leichter, sie zu finden. Es schien als hätte sich mein Orientierungssinn bereits auf sie eingespielt. Sie saß auf einer Bank und war allein. Ich stand neben ihr und sah sie einfach nur an. Ich genoss das Gefühl ihr so nah zu sein. Sie machte wieder nicht den Eindruck, als könnte sie mich sehen. Einerseits fand ich es schade, aber andererseits war es auch eine Erleichterung, denn so brauchte ich mir keine Sorgen um die Folgen meiner Anwesenheit machen.




    Nach einer Weile fand ich den Mut mich neben sie zu setzen. Ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden, so schön, so zerbrechlich erschien sie mir. Und so traurig. Ich fragte mich, was sie dachte und warum sie so da saß, ohne sich zu regen. Sie hatte sich nicht ein Stück bewegt und starrte ins Nichts. Es beruhigte mich so dicht bei ihr zu sein. Ich konnte ihren ruhigen Atem und ihren regelmäßigen Herzschlag hören.
    „Woran denkst du?“ flüsterte ich leise und ohne eine Antwort zu erwarten.


    *Fortsetzung folgt*

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  • Da hab ich doch glatt die Fortsetzung verpasst :eek:


    Das Gefühlschaos ist ja echt super! Klar, wenn einem bisher noch nie soetwas wiederfahren ist, dass man alleine von einem Duft so aus der Bahn geworfen wird!
    ... und ich glaube sie wird ihm jetzt antworten *lach* ... hach ist das spannend...

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Huhu Kiara,


    macht doch nichts. Ich bin im Moment ja eh noch so schnell unterwegs. Da kann das schon passieren. :augzu
    Ja, Gefühlschaos pur für den Armen. *lach*
    Na, mal abwarten. Wäre ja doch schon sehr verwunderlich. ^^
    Vielen Dank für deinen Kommi. :)


    ----
    Und nein, heute gibt es noch keine neue Fortsetzung, allerdings habe ich ein paar Outtakes mitgebracht. Viel Spaß dabei. :)


    Outtakes









    Bei den ersten Aufnahmen, war der Tod nicht gerade sehr begeistert vom Regen und der Dunkelheit. Ständig glotzte er mich mit dem „Muss das denn?“-Blick an. O.o






    Tja, lieber Gartenverein, aber auch wenn das hier ein Waldgrundstück ist, gegärtnert wird hier nicht. Ätsch!







    Kaum betritt der Tod ein Grundstück mit einer Töpfervorrichtung und schon will er einen Orden darin. Du bist der Tod, benimm dich auch so verflucht noch mal. *Kopf auf Tisch*







    Und das wird hier ja immer Schlimmer. Jetzt wird auch noch getrunken am Set. Ich glaube, ich muss hier mal strengere Sitten aufziehen. Und woher hast du eigentlich die Dose, wir sind hier doch im Mittelalter. :misstrau






    Aber wenigstens weiß der Kerl, was er will. Auch wenn die Gute da noch etwas verheult ist. Scharf findet er sie trotzdem.







    Da hat noch jemand Spaß am Set. Aber hey, auch hier gilt: Wunderkerzen gab es doch noch gar nicht.







    „Und wenn sie mich so nicht wahrnimmt, dann greife ich halt auf härtere Mittel zurück. Auf irgendwas wird sie schon abfahren!“






    Als ich darauf wartete, dass der Schnee auf meinem Set endlich verschwand, tauchte diese Dame auf, putzte genüsslich ihre Kugel und machte ansonsten gar nichts.







    Die nicht gezeigten Nebendarsteller unterhielten sich, während der Schnee endlich weg taute. Und der Trend geht ja eh zum Zweitwolf. O.o







    Und hier hatte wohl jemand Angst, der Nächste zu sein. Vorsichtshalber schon mal anknurren, kann ja nie schaden. XD







    Annabelle hat sich Liebe am Brunnen gewünscht und sicher nicht damit gerechnet, dass dieser sehr seltsame Vogel dabei raus kommt. Tja, wenn sie den Traumtod schlechthin nicht sieht, muss man halt nehmen, was der Brunnen ausspuckt. :p








    Hey, Mr. Humble, wir sind hier im Mittelalter da gibt es keine PCs und keinen Strom und überhaupt, wie sind sie eigentlich gekleidet. *kopfschüttel*






    Mir egal, dass sie dich nicht wahr nimmt. Die Hand gehört da nicht hin. *entrüstet bin*









    „Was? Ich soll wirklich mit ihr Tanzen? Bist du verrückt, ich bin der Tod, verflucht noch mal und nicht Baryshnikov.“







    Sind sie nicht süß? :wolki

    ---


    Ein paar Bilder davon sind in der bald kommenden 5 entstanden. Die ist Bildermäßig schon fertig, es fehlt nur noch der Text. Dauert also nicht mehr allzu lange mit der nächsten Fortsetzung. :wink

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  • The world was on fire and no one could save me but you
    It's strange what desire will make foolish people do
    I'd never dreamed that I'd meet somebody like you
    I'd never dreamed that I'd love somebody like you
    (Chris Isaak – Wicked Game)





    Es war dumm von mir doch zu hoffen, dass sie antworten würde. Aber ich konnte nicht anders. Ich wollte wissen, woran sie in dem Moment dachte. Ich wollte es so sehr. Ich starrte sie an, versuchte sie zu beschwören, doch mit mir zu reden, aber sie reagierte nicht auf mich. Es war zum Verzweifeln. Ich wusste inzwischen, dass es keinen Sinn hatte zu versuchen, ihre Aufmerksamkeit zu erregen und doch konnte ich nicht anders. Ich versuchte es lauter und ich versuchte sie anzufassen, aber meine Hand ging durch ihre Schulter durch. Sie zitterte ein wenig und stand dann auf. In dem Moment gab ich auf es zu versuchen.





    Ja, ich gab auf zu versuchen, sie dazu zu bringen mich wahr zu nehmen. In diesem Augenblick hätte ich alles vergessen und einfach gehen sollen. Ich wollte es, mein Verstand sagte mir, dass ich es tun sollte, tun musste. Einfach weg gehen und nie mehr zurück kommen, außer die Umstände erforderten meine Anwesenheit wenn der Tod selbst gefragt war. Es wäre das Beste gewesen und ich spürte es mit jeder Faser meines Seins. Es gab keine andere Möglichkeit, um wieder Normalität in meine Existenz zu bringen. Wenn ich ging würde ich wieder frei von ihr sein. Und ich hätte gehen sollen, dann wäre ich heute vielleicht nicht hier in dieser Misere.





    Ich stand wirklich auf, aber ich ging nicht. Nun ja, ich ging schon aber nicht weg. Ich folgte ihr.
    Annabelle nahm mit einer Hand den schweren Wassereimer, der neben dem Brunnen stand und ging in Richtung Stall. Ich bewunderte ihren sicheren Gang. Trotz des Übergewichtes an einer Seite blieb sie gerade und aufrecht. Man sah, dass sie diese Tätigkeit häufiger machte. Anmutig legte sie das Stück zurück ohne auch nur einen Tropfen des Wassers zu verschütten. Ihre Haare wippten auf und ab, verströmten wieder diesen unwiderstehlichen Duft nach Lavendel. Ich fragte mich, was sie damit machte, dass es so stark roch.





    Bei den Tieren angekommen, schüttete sie das Wasser für die Pferde in die Tränken. Ein Blick genügte mir, um zu sehen, dass sie noch mindestens einmal laufen würde müssen, damit es für alle reichte. Doch bevor sie sich wieder zum Brunnen begab, blieb sie noch kurz bei einem der Pferde stehen. Sie hob die Hand und streichelte das schwarze Tier kurz sanft am Maul. Das Tier schnaubte leise und wandte den Kopf zu ihr. Sie lächelte und legte kurz den Kopf gegen den des Pferdes. So standen die Beiden eine Weile in totaler Eintracht, als würden nur sie existieren. Bis sich nebenan ein anderes Tier bemerkbar machte und die Beiden störte. Mit sichtlichen Bedauern ließ Annabelle von dem Rappen ab und verließ die Box mit ihrem Eimer.





    Wie ausgewechselt rackerte sie sich mit der rostigen Vorrichtung am Brunnen ab. Sie lächelte immer noch und ich lächelte mit. Ich glaube, in dem Moment habe ich beschlossen den ganzen Tag mir ihr zu verbringen. Ich wollte mehr über sie wissen. Was sie machte, was sie fühlte, was in ihrem Leben vor sich ging. Sie war mir ein Rätsel und ich musste einfach alles über sie wissen. Es ging mir nicht mehr nur darum, dass sie mich sah.
    Der schwere Wassereimer kam langsam aus dem dunklen Brunnenschacht hervor und sie schüttete das kühle Nass in den Holzeimer. Ein paar Tropfen gingen daneben und glitzerten im Sonnenlicht. Ein wenig Wasser landete auf ihrem Kleid und machte den Stoff an diesen Stellen dunkler. Sie störte das alles nicht, nahm es nicht mal wahr, während sich mir jedes kleine Detail ins Gedächtnis brannte.





    Ich war so fasziniert davon, dass ich fast verpasst hätte, dass sie wieder zurück in den Stall ging. Annabelle versorgte die letzten Tiere mit Wasser und machte sich dann daran, die Ställe auszumisten. Die Pferde waren so an sie gewöhnt, dass sie ihr brav Platz machten. Nicht eines stand ihr im Weg herum oder versuchte die Box zu verlassen. Ich fragte mich, wie sie das machte. Es erschien mir wie eine Art Magie, aber ich fand nichts dergleichen an ihr was magisch war. Außer ihre ungewöhnliche Anziehungskraft auf mich.
    Nachdem die Unterstände vom Mist gereinigt waren, lockerte sie die Strohballen und streute neues Stroh in die Boxen. Sichtlich zufrieden fingen die Pferde an auf dem Halmen herum zu kauen. Annabelle kontrollierte noch kurz, ob die Tiere alles hatten und verließ dann den Pferdestall.





    Ihr nächster Weg führte sie zum Wäsche aufhängen. Ihre Mutter hatte die Laken gewaschen und sie musste die sperrigen, nassen Teile auf die Leinen bringen. Sie flatterten im leichten Wind, kaum dass sie auf der Leine hingen. Annabelle überprüfte nochmal ob alle auch fest genug angebracht waren damit sie nicht weg wehten. Ein kleiner Windhauch erfasste ihre Haare und schon roch es wieder verstärkt nach Lavendel. Ich sog den Geruch ein. Er war gemischt mit dem von nasser, gewaschener Wäsche. Ich lächelte, prägte mir alles ganz genau ein, bevor sie sich wieder auf den Weg zur nächsten Arbeit machte. Ich wollte nichts verpassen und folgte ihr in kurzem Abstand.





    Ihr nächste Aufgabe war der Gemüsegarten. Sie schnappte sich eines der Gartengeräte, die an der Hauswand lehnten und jätete das Unkraut zwischen den Gemüsepflanzen. Sie arbeitete konzentriert und nicht eine der Pflanzen nahm Schaden unter ihrer Pflege. Die Karotten waren so gut wie reif und konnten mit Sicherheit bald geerntet werden. Ich konnte sehen, dass ihr warm wurde. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, während sie in der Nachmittagssonne den Garten pflegte. Ein paar mal wischte sie sie mit der Hand ab, aber trotz der schmutzigen Arbeit hinterließ sie dabei keine Spuren im Gesicht. Nach einer Weile ertönte ein Ruf aus dem Haus, dass es Zeit wäre das Abendessen vorzubereiten. Annabelle hob den Kopf. „Ich bin gleich da, Mutter,“ rief sie und hörte auf im Garten zu wühlen.





    Sie säuberte die Hacke mit dem Fuß von loser Erde und stellte sie wieder dorthin, wo sie sie weggenommen hatte. Sie warf noch einen kurzen zufriedenen Blick aufs Beet und ging dann ins Haus. Ich folgte ihr nicht direkt dieses Mal. Da ich wusste, wo das Badezimmer im Haus war, stellte ich mich dort vor das Fenster. Es wurde inzwischen schon fast dunkel, trotzdem konnte ich gut sehen. Meinen Augen machte die Dunkelheit nichts aus. Außerdem kam schon kurze Zeit später Annabelle mit einer Kerze ins Bad. Sie füllte ein wenig Wasser ins Waschbecken und wusch sich gründlich die Hände. Ich beobachtete sie von draußen, legte die Hände auf die Scheibe und genoss den Anblick. Sie trocknete sich die Hände ab, öffnete das Fenster vor dem ich stand und kippte das schmutzige Wasser raus. Wenn es noch einen Beweis brauchte, dass sie mich nicht sah, war es dieser. Das dreckige Wasser wäre direkt auf mir gelandet, wenn ich nicht schnell einen Schritt zur Seite gemacht hätte.





    Nachdem sie das Fenster wieder geschlossen hatte, nahm sie ihre Kerze und verließ das Bad. Ich beschloss ihr wieder zu folgen und nicht mehr von außen zu beobachten. Das war mir eindeutig zu gefährlich für meine Erscheinung. Und so gingen wir zusammen in die Küche, wo sie anfing das Essen vorzubereiten. Sie streute ein wenig Mehl auf die Arbeitsfläche direkt neben dem Ofen und fing an den schon vorbereiteten Brotteig zu kneten. Ich sah ihr eine Weile zu und dann wurde ich dreister in meiner Mission ihr nach zu stellen. Ich stellte mich direkt neben sie und nahm ihre Hand, vollführte die gleichen Bewegungen wie sie. Sie merkte kaum die Kälte, die ich ausstrahlte. Wahrscheinlich war es ihr sogar angenehm, da sie neben dem heißen Herd stand. Ich hatte so das Gefühl mit ihr zusammen etwas zu schaffen. Es war berauschend.





    Das frische Brot buk im Ofen und sie machte schnell aus dem restlichen Brot ein paar belegte Brote für sich und ihre Mutter. Dann brachte sie den Teller mit dem Essen ins Wohnzimmer nebenan, wo ihre Mutter schon auf sie wartete. Es war ein viel zu großer Tisch für die beiden Frauen allein. Man merkte dem ganzen Raum an, dass eine Person immer noch fehlte. Der Esstisch war nicht dekoriert, als würde es keinen Sinn mehr machen nur für zwei Personen zu decken. Lediglich zwei einfache Holzteller standen darauf, für jede Frau einer. Ein Stuhl war zu viel, er schien zu warten, dass wieder jemand auf ihm Platz nahm. Natürlich könnte ich das tun, nur würde mich ja doch keine der Damen sehen. Für sie wäre der Stuhl immer noch frei, der Raum immer noch leer.





    Sie saßen sich gegenüber. Jede von ihnen in ihre eigenen Gedanken versunken. Ich hatte mir den Stuhl geschnappt der vor der Spindel stand und sah ihnen lieber mit etwas Abstand beim Essen zu. Ich wusste nicht, ob es Absicht war, dass sich Annabelle neben den leeren Stuhl gesetzt hatte oder ob sie schon immer da gesessen hatte, auch als ihr Vater noch gelebt hatte. Ich stellte die Vermutung auf, dass sie erst nach dem Tod ihres Vaters dort Platz genommen hatte, weil ihre Mutter nicht mehr da sitzen wollte. Es erschien mir nur logisch und ich konnte ja nicht fragen, wie es vorher gewesen war.





    Nach einer Weile fing ihre Mutter an zu erzählen und ich ließ das Gespräch so an mir vorbei plätschern. Es erschien mir nicht von Belang, was die Beiden sich zu erzählen hatten. Es war einfach ein angenehmes Nebengeräusch für mich, während ich Annabelle beobachtete. Sie hörte ihrer Mutter zu, aber sagte selbst kaum ein Wort. Auch war sie nicht sehr hungrig wie es schien. Sie hatte kaum etwas von ihrem Brot gegessen und machte zwischen den Bissen immer wieder eine Pause. Etwas beschäftigte sie, dass konnte ich ihr ansehen. Ihre Mutter hingegen aß mit sichtlichem Appetit, auch wenn sie dabei fast die ganze Zeit redete.





    Nach einer Weile wurde es still in dem Raum, wahrscheinlich hatte ihre Mutter nichts mehr zu sagen. Man hörte nur noch das Knistern des Feuers und die Geräusche, die die beiden Frauen beim Essen machten. Ich spürte, dass gleich etwas Wichtiges passieren würde und konzentrierte mich auf Annabelle.
    „Und Mutter, hast du dir schon überlegt, wie es weitergehen soll?“ fragte sie mit leiser Stimme, fast so als wollte sie die Antwort gar nicht hören.
    Es herrschte einen kurzen Moment Ruhe und ich wusste, dass ich das Nächste nicht hören wollte.
    „Ich habe eine Entscheidung getroffen, aber ich glaube nicht, dass sie dir gefällt.“ Ihre Mutter hörte sich bedauernd an und Annabelle senkte den Kopf. Auch sie schien nichts weiter hören zu wollen.





    Doch wie auch ich musste sie da durch, denn ihre Mutter sprach unerbittlich weiter.
    „Ich werde das Angebot von Robert annehmen und ihm das auch morgen mitteilen. Wir können hier nicht alleine bleiben, auch wenn das heißt, dass wir Dinge tun müssen, die wir nicht wollen.“ Sie seufzte leise. „Es gefällt mir ja auch nicht, aber ich kann den Hof nicht halten. Wir haben keine Wahl, du musst Robert heiraten.“
    Ich hörte die Worte. Sie brannten sich ein und mein Herz zog sich zusammen, schmerzte wie noch nie zuvor. Und ich wusste, dass ich das um alles in der Welt verhindern musste, auch wenn ich keinen blassen Schimmer hatte wie.


    *Fortsetzung folgt*

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