Woowww....eine kräftige Stimme hatte das kleine Kerlchen ja, welches aufgeregt bellend mit seinen zarten Vorderläufen das Erdreich durcheinanderwirbelte.
Diese kleine Kerlchen war in Wirklichkeit eine junge Dackeldame mit einem sehr seltenen,dunklen Fell. Seit Jahren schon ging ich frümorgens,weit vor dem Sonnenaufgang, immer die Strandpromenade am See entlang,wenn es das Wetter irgendwie erlaubte; und seit einigen Wochen erregte dieses kleine Fellknäuel meine ganze Aufmerksamkeit, weil es, was meinen Anschein erweckte, immer den gleichen Baum an der gleichen Stelle aussuchte.
Und heute...war das arme Ding ja völlig aus der Fassung. Ich unterbrach meinen Spaziergang und stellte mich hinter eine mannshohe Hecke um von dort aus dem mir noch unerklärlichen Gebaren der Dackeldame weiter zuzusehen.
Oh weh, ich war auf einen brüchigen Ast gestiegen und das knackende Geräusch blieb dem kleinen Hündchen logischerweise nicht verborgen, schließlich verfügen ja alle Hunde über ein ausgezeichnetes Gehör. Die Dackeldame wendete ihren Kopf und sah in meine Richtung, aber ich blieb ihren Blicken gottlob verborgen,weil ich etwas weiter zurückgewichen war, um im Schutz der undurchsichtigen Hecke zu bleiben. Nun,sie machte wieder dort weiter,wo sie vorher aufgehört hatte,sie ging zu ihrer Lieblingsbeschäftigung und verbellte weiterhin diesen armen Baum.
Dieser Baum schien über einen äußerst anständigen Charakter zu verfügen,denn er rührte sich auch dann nicht, als dieses kleine Wesen dort am Boden sein kleines,linkes Hinterbeinchen, mit Anmut und Grazie versehen... hob..., um seine "ätzenden"...nassen "Gedanken" loszuwerden.
Plötzlich wurden alle Kronen der Bäume in ein silbernes Licht getaucht, und gleichsam mit dem Sonnenaufgang begann auch die übrige Natur zu erwachen.
Die Vögel zwitscherten um die Wette,und je höher die Sonne stieg,umso mehr gewann der Tau seine Faszination, er war ein guter Maler, genauso wie der Herbst,der ...wenn er da war, ganze Landschaften in pupurnes Licht tauchte.
Die Dackeldame war von diesem Farbenspiel so angetan, daß sie anfing, rund um den Baum auf ihren Hinterläufen zu tanzen.
Aber woher nahm sie den Takt, der für ihren Rythmus sorgte? Habe ich etwas überhört, oder steckte ein musikalisches Genie in diesem Tierchen?
Nach einer Weile schien sie müde zu werden, sie legte sich auf eine Wurzel des Baumes und verschloss beide Augen, die hin und wieder blinzelten.
Kurz danach schien sich nochmals alles zu wiederholen, sie hatte wieder ein dringendes Bedürfnis, wagte aber nicht mehr,dies an ihrem Freund "Baum" loszuwerden,sondern begab sich unter eine verwaiste,von Wind und Wetter zerzauste Holzbank und verabschiedete mit kullernden Augen ein Produkt, welches in ihrem Körper keine "Aufenthaltsbewilligung" mehr hatte.
Und ich...? ich hatte ganz vergessen, daß ich noch einen Rest des Snacks vom Frühstück in der Hand hielt, ich zerteilte ihn und zerstreute ihn auf dem Boden,damit meine gefiederten Freunde auch etwas hatten davon. Ich ging noch zur Stelle hin,wo die Dackeldame seit Wochen "Zuflucht" gesucht hatte. Erst jetzt sah ich, daß auf dem Boden mehrere Federn herumlagen, und ein winziges Etwas, das einmal gelebt hat. Traurigkeit überkam mich jetzt. Hat die Dackeldame hier etwa eine "gefiederte" Freundschaft verloren? So nach und nach setzte ich mir die Puzzles zusammen,was sich da ereignet haben könnte. Aber auf das Verhalten des Tieres zu schließen, liegt meine Vermutung sehr nahe, daß da eine kleine tierische Katastrophe stattgefunden haben muß. Wie grausam muß es doch im Seelenheil der Tiewelt zugehen...woher holen Tiere ihren Trost und ihre Kraft, wenn es um einen Verlust geht, auch wenn es keine Artgenossen sind ?