Hi Leute,
der Mai ist zur Hälfte vorbei und damit auch die Warterei.
Genug gedichtet, kurz und knapp, die neue Staffel ist da!
Wie erwähnt gibt es neue Folgen jeweils Montags und Freitags!
eine Neuerung: Jede Folge gibt es jetzt auch zusätzlich als PDF zum download, für die Leute, die lieber offline lesen möchten.
Also viel Spaß mit dem neuen Abenteuern aus Riverview!
4x01 – Freunde, Liebe und Gefahren
Zurückzukehren ist schwierig. Manchmal unmöglich und doch notwendig.
Jakob Winter hatte vor genau 5 Monaten gedacht, dass es für Manuela Berg unmöglich werden würde jemals zu ihm zurück zu kehren. Noch immer sah er vor seinem inneren Auge die grausame Tat. Manuela lag in seinen Armen, blutverschmiert und mit einem Messer in der Brust. Damals hatte er gedacht, dass er ihr Lächeln nie wieder sehen würde. Und auch als ihm die Ärzte versicherten, sie sei außer Lebensgefahr, so konnte er immer noch nicht sicher sein jemals wieder zu ihr zurückkehren zu können. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht. Doch selbst wenn sie ihm vergeben würde, das Schicksal war nicht auf seiner Seite.
Jakob stellte die Blumen, die er wie jeden Tag mitgebracht hatte in die Vase. Er rückte sie zurecht und öffnete die Vorhänge des kleinen Einzelzimmers, in dem die junge Frau lag. Es war komisch. Obwohl er diesen Anblick schon seit nun 5 Monaten jeden Tag aufs Neue ausgesetzt war, tat es ihm immer wieder weh. Manuela lag im Koma. Still und ruhig atmend und das die ganze Zeit über. Würde sie jemals wieder aufwachen?
„Ach, hallo Jakob.“ Jakob schrak auf und sah zur Tür. Dort stand Annette, ebenfalls mit Blumen in der Hand und lächelte.
„Annette. Was machst du so früh hier?“, fragte Jakob und strich sich seinen Anzug glatt.
„Ach, Leopold hat ja heute seinen ersten Arbeitstag und da ich jetzt alleine zuhause bin, dachte ich, ich besuche mal eine alte Freundin.“
Jakob konnte ebenfalls den Schmerz in Annettes Augen sehen. Manuela und sie waren die besten Freundinnen gewesen. Er erinnerte sich noch gut an die langen Abende, die sie zu dritt verbracht hatten. Es war eine schöne Zeit gewesen. Aber jetzt, da war es sicher besonders schlimm für sie. Ihre beste Freundin lag im Koma, ihr Ex-Verlobert und ihre Mutter waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es musste unglaublich schmerzhaft gewesen sein so viele geliebte Menschen auf einmal zu verlieren. Gut, dass sie Leopold zurück hatte. Er gab ihr wenigstens etwas Kraft in der schwierigen Zeit. Kraft, die er auch gerne in einem Menschen schöpfen würde. Aber in wem? In Susanne? Nein, mit ihr arbeitete er nur zusammen und das war schon mehr als genug.
„Ich habe gehört dein Haus wäre fertig.“ Annette sah den Architekten an, der daraufhin sofort lächelte.
„Ja, mein neues Haus steht und ist perfekt geworden. Susanne meinte zwar die Decke wäre nicht ganz in Ordnung, und es fehle noch der letzte Schliff, aber ich bin zufrieden.“
„Das ist schön zu hören. Sag mal, wie läuft es mit deinen Plänen wieder ein neues Architekturbüro zu eröffnen?“
„Ach …“ Jakob hielt kurz inne. Ja, es gab wohl nicht, was er sich sehnsüchtiger wünschte als wieder sein eigener Herr zu sein. Aber konnte er all das noch einmal auf sich nehmen? Wäre es klug?
„… ich … ich weiß nicht. Weißt du, seitdem Manuela nicht mehr bei mir ist, da… da bin ich mir bei gar nichts mehr so sicher. Außer bei einem. …“
„Du liebst sie. Hab ich recht?“
Jakob sah Annette traurig an. Nein, er liebte Manuela nicht. Er vergötterte sie. Er würde alles für sie tun. Am liebsten würde er sich für sie dort in dieses Bett legen. Sie hatte das nicht verdient. Nein …
Annette legte ihre Hand auf seine Schulter.
„Wie wäre es, wenn wir vor der Arbeit noch einen Kaffee trinken gehen und wir uns mal wieder so richtig unterhalten. Du hast dich lange genug von der Menschheit abgegrenzt. Es wird Zeit, dass du in die Welt zurückkehrst!“
Rüdiger hatte gerade den letzten Umzugskarton geleert, sich die Hände gewaschen und dann gestrahlt. Es war vollbracht. Zufrieden ließ er sich auf seine alte, modrige Couch fallen. Ja, das war sein Zuhause. Hier fühlte er sich richtig wohl. Er war zurück, zurück in seinem alten Trailerhouse am Rand der Stadt. Warum er jetzt hier wohnte? Nein, es lag nicht daran, dass er allergisch auf Sauberkeit und moderne Häuser war.
Nein, Rüdiger hatte beschlossen wieder alles richtig zu machen. Und dazu gehörte: Sein Geschäft aufgeben, seine Mutter in den Wind schießen und … Nelly um Vergebung bitten. Es hatte lange gedauert bis Rüdiger den Tod von Silke verkraftet hatte, aber nun, fünf Monate später fühlte er sich stark genug. Ja, Rüdiger Himbert war endlich stark genug. Klar, er würde immer noch nicht schwer heben können, das war aber wegen seinem Kreuz, das durfte nicht schwer belastet werden.
Rüdiger wusste was er als nächstes tun musste. Duschen. Es war zwar noch nicht Sonntag, aber es konnte nichts schaden gut duftend Nelly zu begegnen.
Gerade als er ins Bad gehen wollte, spürte er plötzlich etwas Weiches unter seinen Plattfüßen. Es quikte.
„Herr Adam!“, stieß er überglücklich aus und streichelte die kleine Ratte, die am Boden kroch. Wie sehr hatte er das alles nur vermisst. Es war alles so wunderschön hier. Tränen schossen ihm in die Augen. Bald würde wieder alles so sein, wie es sein soll.
Vorm Spiegel blieb er jedoch plötzlich stehen. Denn was dort hing, verschlug ihm die Sprache. Ein Bild von ihm und Nelly.
Das war unglaublich …
Nelly. Er liebte sie noch immer. Vor 5 Monaten war sie gegangen. Seit dem hatte er sie nicht mehr gesprochen, dabei wusste er ganz genau, wo sie jetzt lebte. Sie hatte Krebs, auch das wusste er. Aber er musste es einfach versuchen. Nelly gehörte zu ihm. Er brauchte sie.
Er würde sie wieder zurückholen! Das war sicher!
Aber jetzt musste erst einmal der Dreck von drei ganzen Wochen von sich gespült werden.
„Herr Bürgermeister?!“
„Ja, Sandy?“, fragte Leopold, der gerade an seinem Schreibtisch saß und einige Gesetzesentwürfe studierte.
„Ich habe hier ein Paket für Sie. Ein schön kleines… was könnte da wohl drinnen sein?“
„Eine Atombombe!? Jetzt geben Sie schon her, Sandy! Das habe ich bestellt.“
„Oh … geben Sie jetzt schon Gelder der Stadt für private Angelegenheiten aus, oder wie? Macht ja nichts, das habe ich bei Ihrem Vorgänger andauernd gemacht. Oder was glauben Sie, warum ich so viele Schuhe habe?“
Leopold von Werken beäugte seine Beraterin streng.
„Das habe ich privat gekauft, es bloß hier her liefern lassen, damit Annette es nicht findet. Sagen Sie, war das Ihr Ernst?“
Sandy wurde rot und schüttelte den Kopf.
„Ach, was … Sie wissen doch, ich scherze gerne. So viele Schuhe habe ich doch gar nicht… Wenn Sie mich jetzt entschuldigen!“
Sandy verließ den Raum. Im Weggehen konnte Leopold noch hören, wie sie den neuen Praktikanten anbrüllte: „John! Du musst sofort meine Bestellung von gestern stornieren!“
Kopfschüttelnd wandte sich der Bürgermeister dem Päckchen zu und öffnete es. Es war ein Verlobungsring, der sich darin verbarg.
Ja, damit würde er Annette zu seiner Frau machen. Und niemand würde sie trennen können. Niemand, niemals.
Ja, willkommen zurück allerseits. Doch wie das so ist, bedeutet jede Rückkehr neue Probleme. Die einen warten vergeblich darauf, dass ein anderer aufwacht. Wieder andere kehren in ihr geliebtes Zuhause zurück. Doch dann gibt es noch diejenigen, die nicht nach Hause zurückkehren können…
„Danke Jakob, das war ein nettes Frühstück! Das müssen wir wiederholen! Bis dann!“ Damit verabschiedete sich Annette von Jakob und begab sich auf den Heimweg. Gerne wäre sie heute arbeiten gegangen, aber ihre Praxis hatte geschlossen. Sie würde sich ein Bad einlaufen lassen, das…
Plötzlich packte sie ein Mann an ihren Armen. Brutal und erbarmungslos drückte er sie zu Boden und zog sie in einen Wagen. Sie konnte nicht einmal schreien, so geschockt war sie, als sie sich wenige Sekunden später im Innern eines Autos befand. Alles ging so rasend schnell. Ihre Arme waren gefesselt, ihr Mund geknebelt. Was geschah hier? Dann raste der Wagen davon …