3x18: Time keeps running away...
Es war genau 3:18 Uhr. Die grelle Anzeige der Digitalweckers leuchtete André Duneufe in die müden Augen. Er war erschöpft. Kein Wunder, schließlich hatte er die letzten drei Stunden nach einem Mann gesucht, der aller Voraussicht bereits tot war. Zumindest für André.
Er betrachtete seine Verlobte. Wie sie da so ruhig in seinen Armen lag und schlief. Ein Geschenk des Himmels. Zärtlich streichelte er ihre Wange, sodass sie ein wenig im Schlaf zusammenzuckte. Nein, er würde sie nicht aufgeben. Niemals. Obwohl er wusste, was sie innerlich fühlte. Er war noch immer ein Teil von ihr. An manchen Tagen wusste André selbst nicht, warum er das tat, warum er sich das antat. Er liebte eine Frau, die im tiefen Innern ihres Herzens bei ihrem Exfreund war. Einem Mann, der vor einem Jahr bei einem tragischen Unglück sein Leben verloren hatte. Und heute Abend, hatte man Annette angerufen, ihr erzählt Leopold von Werken würde noch leben. Wer auch immer das war, er würde diese Person zu gerne in die Mangel bekommen. Mit so einem Thema spaßte man nicht. Und schon gar nicht bei Annette Obermeier. Sie vermisste ihn. Sie vermisste ihn sogar so sehr, dass sie manchmal mit Tränen in den Augen einschlief. Sie dachte zwar André würde es nicht bemerken, aber das tat er. Dafür kannte er sie zu gut.
3:19 Uhr. Annettes Atmung war gleichmäßig. Ruhig, und sorglos. Sie hatten dieses gesamte Dorf durchsucht. Die Umgebung durchleuchtet. Doch niemanden gefunden. Er bewunderte ihre Stärke und ihren Willen Leopold zu finden. Und das obwohl er diesen Mann nicht einmal finden wollte. Er war tot. Annette hat mit ihm abgeschlossen. André hatte mit ihm abgeschlossen. Er durfte nicht wieder da sein. Nein ... André Chapard war nicht gewillt seine Frau aufzugeben. Nicht mehr!
Vorsichtig legte er Annette in das weiche Bett der Pension. Er küsste sie auf der weichen Stirn und deckte sie behutsam zu. Ob sie von André träumte?
Er atmete tief durch, zog seinen Mantel an und verließ das Zimmer.
Draußen zückte er sein Handy und schrieb um genau 3:22 Uhr eine SMS.
Der Empfänger dieser SMS hatte die ganze Zeit darauf gewartet. Gespannt saß die Person vor dem Kamin.
Bild5: Frau vor kamin von hinten
Die Wolldecke über den Beinen und dem Mobiltelefon in der Hand. Der Tee in der Tasse neben dem Sessel war bereits kalt geworden.
Dann vibrierte das Gerät und die Person las die Nachricht.
"Verona Street. An den Berghängen. In 30 Minuten."
Es waren zwar nur fünf Wörter, jedoch hatten diese fünf Wörter mehr Macht über die Person, als ihr lieb war. Es war klar, wenn herauskam, was passiert war, würde sich alles verändern. Und das musste sie einfach verhindern. Zu viel stand auf dem Spiel.
Sofort schlug die Person die Decke weg. Es war genau 3:24 Uhr, als eine Tasse grünen Tees in einem Haus in Riverview zu Boden fiel. Doch das bemerkte die Person nicht, denn die war bereits zu ihrem Wagen gegangen.
Kaum eine Minute später stand Annette Obermeier an einer Brücke. Sie suchte etwas. Doch wo war es? Panisch wandte sie sich um. Nichts. Wo war es? Was war es? Sie schrie auf einmal laut los. Dann spürte sie einen Griff. Es war Leopold von Werken.
"Leo! Leo!"
Doch er verstand sie nicht, versuchte sich dabei verzweifelt an ihr festzuhalten. Doch dann verlor er den Halt. Er stürzte ab. Tief.
3:25 Uhr Annette Obermeier wachte schweißgebatet im "Best Sleep" in Verona County Zimmer 15 auf. Sie brauchte einen Moment um zu begreifen wo sie war. Sie rieb sich die Augen und suchte dann den Raum nach André ab. Doch er war nicht da. Seltsam. Der Blick auf die Digitaluhr ließ sie staunen. So spät und er war weg?
Dann jedoch hörte sie das Geräusch. Und ja, dieses Geräusch kannte Annette Obermeier sehr gut. Zum ersten Mal hatte sie es gehört, als André sie damals zu ihrem ersten Date eingeladen hatte. Das zweite Mal, als er sie zu seinen Eltern gefahren hatte und das dritte Mal, als er sie heute Abend hier hergebracht hatte. Es war sein Wagen; sein Baby, sein ein und alles.
Aber wo wollte er hin?
Schnell rannte sie zum Fenster. Dort konnte sie gerade noch erkennen wie der Wagen die Straße Richtung Verona Berge verschwand.
Was zur Hölle tat er da?
Ja, es war 3:27 Uhr, als Annette Obermeier klar wurde, dass ihr Verlobter ihr etwas verheimlichte. Und irgendetwas sagte ihr, dass das, was er zu verbergen versuchte nicht gutes zu bedeuten hatte...