Hallo!
Ja also, ich habe kürzlich beschlossen, einfach mal meine Story auf euch loszulassen. Vielleicht gefällt sie ja sogar dem Einen oder Anderen. :rolleyes
Wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
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Die Foto-Reporterin Christina Atwell ist es gewohnt in brisante, ja sogar lebensgefährliche Situationen zu geraten. Doch auf das, was an ihrem 26. Geburtstag über sie hereinbricht, hätte sie nichts und niemand vorbereiten können. Der Einzige, der ihr helfen kann ist Mio. Aber dieser scheint selbst ein wenig überfordert mit der ganzen Sitaution, hatte er doch mit allem gerechnet, nur nicht mit einer Frau. Schon gar nicht mit so einer, wie Christina. Würden sie die Aufgaben, die ihr bereits in die Wiege gelegt und ihm vor vielen vielen Jahren von einigen fanatischen Priestern auferlegt wurden, meistern?
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Let's party!
Christina drehte sich vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer ihrer kleinen Wohnung in London. Sie war zufrieden mit dem, was sie dort sah.
Dieses schwarze Kleid umschmeichelte ihre Figur. Der V-Ausschnitt ließ ihr Dekoltè üppiger wirken, als es war und ihre weiblichen Hüften etwas schmaler.
Sarah, mit der sie seit dem Kindergarten befreundet war, hatte ihren Beruf als Stylistin eindeutig richtig gewählt. Christina war froh, dass sie sich von ihr zu diesem Kleid hatte überreden lassen. Bevorzugte sie doch für gewöhnlich sportliche, funktionale und vor allem bequeme Kleidung.
Noch einmal drehte sie sich von einer Seite zur Anderen und beobachtete im Spiegel, wie der Saum des Kleides um ihre Knie strich. Hier und dort zupfte sich noch etwas Stoff zurecht, dann fiel ihr Blick auf ihr Gesicht.
Ihre Haut hatte in den letzten Wochen einen sommerlichen Braunton angenommen, der vermuten ließ, dass sie im Urlaub gewesen sein könnte. Doch die Ringe unter ihren Augen verrieten eindeutig, dass sie stattdessen hart gearbeitet hatte.
Erst gestern Abend war sie von einem Auftrag als Fotografin aus Bangalore, Indien, zurückgekehrt. Im Auftrag ihres Arbeitsgebers hatte sie sich dort an eine Terrororganisation gehängt und dies zwischenzeitlich nicht ganz ohne selbst in Gefahr zu geraten. Doch diese gewisse Gefahr hatte sich in den letzten Jahren immer mehr in ihren Job geschlichen, so dass es für Christina kein ungewöhnlicher Auftrag gewesen ist. Erschwerend kam jedoch hinzu, dass sie seit Monaten kaum schlief und wenn sie doch schlief, wurde sie von wirklich gruseligen Albträumen heimgesucht.
Christina runzelte die Stirn und dachte genauer über diese Träume nach. Begonnen hatte das Ganze in ihrer ersten Nacht in Ägypten. Sie wurde vor drei Monaten von ihrem Arbeitgeber dort hingeschickt, weil eine Urlaubergruppe, der auch eine für die britische Politik bedeutungsvolle Person angehörte, verschleppt worden war. Christina sollte die Aufklärungsabreiten vor Ort genauer betrachten und Bericht erstatten. Sie war mitten in der Nacht in Kairo aus dem Flugzeug gestiegen und direkt in ihr Hotel gefahren. Kaum hatte sie im Bett gelegen, wurde sie von sehr realen und äußert beunruhigenden Träumen belästigt. In diesen Träumen ging sie in der Regel ihrer Arbeit nach, wurde dabei jedoch von dunklen Gestalten, die sie nicht identifizieren konnte, verfolgt. Anfangs beschränkte es sich auf das Verfolgt- und Beobachtetwerden. Doch von Nacht zu Nacht und von Traum zu Traum schienen ihr diese Gestalten immer mehr auf den Leib zu rücken. Bis Christina schließlich fast jede Nacht auf unterschiedlichste Art und Weise angegriffen wurde. Zwei Dinge hatten diese Angriffe in ihren Träumen immer gemeinsam, sie waren äußert brutal und sie bekam ihre Angreifer nie zu sehen. Auch nachdem sie Ägypten verlassen hatte, hörten diese Träume nicht mehr auf.
Sie sollte sich dringend Urlaub nehmen, dachte sie. Nur war dies nicht ganz so einfach. Das Geschehen in der Welt wartete nicht auf sie, gönnte ihr keine Pause.
Das ungeduldige Klingeln an ihrer Wohnungstür kündigte Sarahs Erscheinen an und so straffte Christina die Schultern, ersetzte den müden Blick auf ihrem Gesicht durch ein fröhliches Lächeln, strich eine lange Strähne ihrer blonden Haare zurück an ihren Platz und öffnete ihrer Freundin die Tür.
„Ich habe genau gewusst, dass dieses Kleid wie für dich geschaffen ist!“ verkündete Sarah nicht ohne einen gewissen Stolz auf ihre Leistung und betrachtete Christina von Kopf bis Fuß. Schließlich lächelte die zierliche schwarzhaarige Christina an. „Es ist schön, dich gesund wieder zu Hause zu wissen.“
Christina verdrehte die Augen. Sarah hatte sich schon immer zu viele Gedanken um sie gemacht. Zugegeben, sie war ab und an etwas tollpatschig, aber wenn es darauf ankam, konnte sie sehr gut auf sich selbst aufpassen.
„Los, lass uns feiern gehen!“ Sie hakte sich bei ihrer kleineren Freundin ein und beide machten sich auf den Weg in das Londoner Nachtleben.
Eine halbe Stunde später betraten Christina und Sarah das Smoove. In diesem stilvollen R’n’B und HipHop Club hatten sie schon ganze Nächte durchgefeiert.
Sarah strebte zielsicher auf einen Tisch im hinteren Bereich des Clubs zu und als auch Christina sich durch die tanzenden Menschen geschlängelt hatte und alle ihre engsten Freunde an einem großen Tisch versammelt sah, wäre sie am liebsten direkt wieder abgehauen. Sie hatte wirklich gehofft, ihre Freunde hätten es vergessen. Oder würden wenigstens so tun, als ob.
Christina verfolgte Terrororganisationen, Menschenhändlergruppen und sogar Mafiabosse für ein paar aussagekräftige Fotos. Dabei geriet sie nicht selten in brenzlige Situationen, die häufig mit Verletzungen oder Traumata endeten und sie nahm dies, ohne mit der Wimper zu zucken, hin. Doch wenn es um Geburtstagsfeiern ging, speziell um ihre eigenen Geburtstagsfeiern, befiel sie das kalte Grauen.
Ihre Freunde hatten offenbar mit aufkommenden Fluchtgedanken ihrerseits gerechnet, denn als Christina sich umdrehte, um diese Gedanken umzusetzen, standen ihr Marc und Jay gegenüber. Sie funkelte die beiden wütend an und wollte gerade zu protestieren beginnen, als sie bereits an den Oberarmen gepackt und zum Tisch ihrer Freunde geschoben wurde.
„Und ihr wollt Freunde sein, ja?“ wollte sie von den beiden wissen.
Doch als Antwort bekam sie von beiden je einen Kuss auf die Wange und ihr wurde gratuliert. Und auch die anderen umarmten, herzten und küssten sie lachend und gratulierten ihr. Gratulierten ihr zu einem weiteren Geburtstag, der sie näher an die grauenvolle 30-Jahre-Marke gebracht hatte. Gut okay, bis zu dieser Marke waren es noch immer vier Jahre. Nur noch vier Jahre, wie Christina mit Schrecken feststellte.
Sie weigerte sich, sich für die Glückwünsche und Geschenke ihrer Freunde zu bedanken und dann fingen sie auch noch an, zu singen. Hecktisch blickte Christina sich um. Musste das denn so laut und so auffällig sein? Es mussten doch nicht alle Anwesenden mitbekommen.
Natürlich bekamen es auch einige der anderen Gäste mit. Stück für Stück stimmten immer mehr Gäste in „Happy Birthday“ ein, egal, ob sie Christina kannten oder nicht. Sie hätte am liebsten einigen von ihnen mit irgendetwas den Hals gestopft.
Mit hochrotem Kopf, ob vor Wut oder Scham wusste sie selbst nicht genau, stand Christina vor ihren Freunden und wartete, bis sie das Ständchen endlich zu ende brachten.
Als die letzte Strophe schließlich verklungen war, drückte Marc ihr ein Glas Champagner in die Hand. „Hör auf, die Furie zu spielen, Christina. Wir wissen alle, dass du uns tief in deinem Herzen für das hier liebst.“
Er sah sie mit einem so liebenswürdigen Lächeln an, dass Christinas Mundwinkel gegen ihren Willen nach oben wanderten und sie einfach zurücklächeln musste.
Alle am Tisch brachen in Beifall und Jubel aus und Christina wurde auf einem Hocker zwischen Sarah und Marc platziert und reichlich mit Getränken und dem neuesten Geschichten aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis versorgt.
Einige Stunden und viele Champagner- und Weingläser später machte Christina sich auf den Weg nach Hause. Mehr als beschwipst ließ sie sich von Marc seine für sie viel zu große Jacke überziehen und aus dem Club führen.
Vor der Tür des Smoove atmete sie tief die von Autoabgasen und anderen Ausdünstungen, über deren Herkunft sie lieber nicht nachdenken wollte, geschwängerte Luft ein und lächelte. So anders, als die stickige Luft in Indien, die häufig nach den verschiedensten Gewürzen roch oder einfach bestialisch stank.
Marc lachte über ihren zufriedenen Gesichtsausdruck. „Gib es zu. Du wärst enttäuscht gewesen, diesen Abend nicht erlebt zu haben.“
Sie lehnte sich grinsend an ihn, als sie die wartenden Taxis ignorierten und sich zu Fuß auf den Heimweg machten. Natürlich hatte ihr der Abend mit ihren Freunden gefallen. Es war viel zu lange her gewesen, seit sie alle zusammen etwas unternommen hatten. Doch sie würde sich hüten, ihm das unter die Nase zu reiben. Das könnte in einem Jahr zu leicht gegen sie verwendet werden.
„Und?“ Fragte Marc, kaum dass sie die erste Straßenlaterne passiert hatten „Bist du auf deinen Reisen durch Indien endlich auf deinen Prinzen gestoßen?“
Christina hatte sich insgeheim schon gewundert, dass er sie nicht schon viel früher am Abend mit dieser Frage überfallen hatte. Seit ihre bisher einzige scheinbar funktionierende Beziehung vor vier Jahren überraschend zerbrochen war, war sie allein. Mit Daniel hatte sich das erste Mal eine Beziehung gehabt, die länger als nur wenige Monate gehalten hatte. Sie hatten es ganze eineinhalb Jahre geschafft und sie waren glücklich gewesen, hatten Pläne gehabt. Und dann hat sie ihre ersten Aufträge als Fotoreporterin bekommen. Nach den ersten zwei Monaten, in denen sie in der Welt unterwegs gewesen war, hatte er sie verlassen. Eine Beziehung hatte für ihn nicht auf diese Weise bestehen können.
Christina schnaubte undamenhaft aufgrund der Frage und aufgrund der Erinnerung an Daniel.
Das war für Marc Antwort genug, um seine übliche Rede über ihre angeblich zu hohen Ansprüche, ihr angeblich verschlossenes Auftreten fremden Männern gegenüber und ihr tatsächlich undamenhaftes Verhalten auszupacken.
Marc selbst war für seine leidenschaftlichen, aber kurzen und vor allem schnell aufeinander folgenden Beziehungen bekannt. Bei Marc wirkte alles so einfach. Er sah, er liebte und er vergaß ohne Rücksicht auf Verluste. Wobei er Männer bevorzugte.
„Ich glaube, ich habe im Moment gar keine Zeit für eine Beziehung.“ Antwortete Christina. „Ich habe noch nicht einmal meine Ausrüstung ausgepackt, weil ich in den nächsten Tagen schon wieder abreise und noch nicht einmal weiß wohin und für wie lange.“
Marc lachte herzlich und Christina knuffte ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. „Also, wenn diese Ausrede nicht inzwischen einen Bart bis zum Boden hat. Du hattest bisher mehr als genug Gelegenheiten für einen aufregenden anonymen Quickie auf einer Flugzeugtoilette. Oder heiße Spielchen unter der Wüstensonne.“
Bevor Marc sich weitere unanständige Szenarien ausmalen konnte, unterbrach Christina ihn lachend. „Du bist betrunken Marc!“ In diesem Moment stolperte Christina. „Und ich offensichtlich auch.“
Sich gegenseitig aneinander abstützend wankten sie zusammen die dunklen Straßen entlang, plauderten und lachten, bis sie sich drei Straßen vor Christinas Wohnung trennten, da Marc von hier an in eine andere Richtung musste.
In der Sekunde, nachdem Marc sich verabschiedet hatte, um wankend und stolpernd seinen Weg zu seinem Loft fortzusetzen, schlang sich ein kräftiger Arm um Christinas Taille und eine breite Hand drückte ihr Mund und Nase ab. Obwohl sie für eine Frau nicht gerade ein Leichtgewicht war, wurde sie ohne deutlich erkennbare Anstrengung von ihren High Heels gehoben und in eine stockfinstere Seitengasse gezerrt. Für einen Moment schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Überdeutlich nahm sie den Atem des Angreifers in ihrem Nacken wahr, registrierte seinen abstoßenden Geruch. Fühlte den Druck des Armes auf ihrem Bauch, des fremden Körpers an ihrem Rücken und das beklemmende Gefühl der Hand in ihrem Gesicht. Sie versuchte angestrengt, Luft durch ihre Nase einzuatmen, was nicht gelang. Dabei beobachtete Sie unbewusst, wie ihre Beine, wie die einer Schlenkerpuppe durch die Luft segelten, als sie herumgeschleudert wurde. Sie war von der Angst wie gelähmt. Hörte ihr eigenes Herz wie Paukenschläge, fühlte es von innen gegen ihren Brustkorb donnern. Ihr Blut rauschte in ihren Ohren. Und dann schoss Adrenalin durch ihre Adern. Sie versuchte, ihren Angreifer mit ihren spitzen Absätzen an den Schienbeinen zu treffen, mit den Daumen seine Augäpfel zu erreichen, um sie ihm notfalls aus dem Schädel zu drücken, damit er sie losließ. Doch noch bevor ihre Versuche, sich zu wehren, Erfolg erzielen konnten, sah sie einen zweiten Mann aus dem Schatten treten und im nächsten Moment sauste eine massive Eisenstange auf sie zu, um mit einen metallischen Scheppern und unsagbaren Schmerzen auf ihre Stirn aufzutreffen. Christina sackte bewusstlos in sich zusammen.
Das wars erstmal.
Lg DieMarry