Tränen der Justitia

  • So, nach langer Zeit passiven Fotostory-Lesens wage ich mich nun auch auf die aktive Seite.
    Da das meine erste Fotostory ist, sind kleine Fehler am Anfang hoffentlich verzeihlich.


    Und jetzt, ohne weitere Umschweife, meine Story:

    Tränen der Justitia

    Kapitel 1.1


    "Mutter! Nicht schon wieder!" Ja, meine Mutter hat wieder einmal eine neue Flamme. Sein Name? Keine Ahnung. Ich bin hinausgestürmt und habe es nicht mehr gehört. Mir auch egal. "Philine! Komm sofort zurück!"



    Ich denk ja gar nicht dran. Ich renne die Treppe hinunter, trete auf den Saum meines Kleids und stolpere. Verdammter Fetzen! "Mariola, warte doch!" höre ich eine Männerstimme nach meiner Mutter rufen. Er. Der Namenlose.



    Meine Mutter hat mich eingeholt und hält mich an den Schultern fest. "Jetzt hör mir mal zu! Ich liebe ihn und du wirst das akzeptieren müssen!" Ich kann mir ein schämisches Lächeln nicht verkneifen. "Ach ja? Genauso, wie du... wie hieß er noch? Egal. Genauso, wie du den letzten geliebt hast? Dass ich nicht lache!" "Sei still! So redet man nicht mit seiner Mutter!"
    Ihre roten Haare fallen ihr ins Gesicht und überdecken ihre leuchtend grünen Augen. Die grünen Augen, die ich von ihr geerbt habe. Wir funkeln uns an, grün gegen grün. Bleiben nur noch meine Haare. Die stammen wohl von meinem Vater. Blond. Aber noch einen Tick heller. Aschblond, silberblond, weißblond... Wie auch immer man es nennen will.



    Vater. Dieses Wort hat keine Bedeutung für mich. Natürlich sind da die Liebhaber meiner Mutter, aber die sind sowieso nur ein oder zwei Wochen mit ihr zusammen, dann ist immer Schluss. Außerdem würde ich mir eher die Zunge abbeißen, als einen von denen als meinen Vater zu bezeichnen. Die meisten von ihnen nutzen meine Mutter sowieso nur aus, sie tut mir irgendwie leid deswegen, aber sie lernt nichts daraus und nimmt sich sofort den nächsten. Natürlich sind ihre Liebesabenteuer ein gefundenes Fressen für die Ratschweiber auf dem Markt.

    "Lass mich in Ruhe!" Ich reiße mich los und renne in Richtung Tür. "Philine! Warte! Du kennst ihn doch noch gar nicht!" "Ich will ihn auch nicht kennenlernen!" Wozu denn auch? "Du bist genauso stur wie dein Vater, der..." Ihre Stimme erstickt. Sie hat meinen Vater erwähnt. Hab ich mich verhört? Sie hat doch noch nie über ihn gesprochen. Es dauert einen Moment, bis ich die Sprache wiederfinde.



    "Genauso stur? Wie war mein Vater denn noch? Ich kenne ja noch nicht einmal seinen Namen!" Meine Stimme überschlägt sich beinahe. Meine Mutter verschränkt ihre Arme vor der Brust, als wolle sie sich schützen oder selbst trösten und dreht mir dann ihren Rücken zu. "Halt den Mund. Das ist ein abgeschlossenes Kapitel, das dich nicht zu interessieren hat."



    Nun bringe ich wirklich keinen Ton mehr heraus. Immer diese eine verdammte Antwort. Jedes mal, wirklich jedes verfluchte Mal, wenn ich sie nach ihm gefragt habe, hat sie mich mit dieser blöden Phrase abgespeist. Es hat mich ja nicht zu interessieren. Und ob es mich interessiert! Wenn sie mich schon mit meinem Vater vergleicht, sollte ich doch wenigstens etwas über ihn wissen!




    Jetzt halte ich es nicht mehr aus. Ich reiße die Tür auf und stürze hinaus. "Philine Amelie! Bleib sofort stehen!", höre ich meine Mutter schreien. Aber auch die Tatsache, dass sie mich bei meinem vollen Namen nennt, beeindruckt mich jetzt nicht wirklich. Ich will nur weg. Zum Brunnen. Nachdenken. Ruhe, ja, bitte. Ruhe. Meine Gedanken spielen verrückt. Vater. Vater. Dieses Wort. Oh, wie ich es hasse. Alle haben Väter, nur ich nicht. Was war er nur für ein Idiot... Ein mir unbekannter, namenloser Idiot. Ich marschiere im sturen Gleichschritt weiter, ohne auf alles andere zu achten. Die sind mir egal und ich bin ihnen egal, so funktioniert doch die Welt.



    Plötzlich ist er da, ein Widerstand an meiner rechten Schulter. Ich stemme mich dagegen, will mit dem Kopf durch die Wand. Einfach starr dran vorbei. Remple den Menschen an. "He, pass auf!" Ärgerlich schallt die Stimme hinter mir her. Eine männliche Stimme. "Warte mal!" Schnell ändere ich die Richtung, biege in die nächste Gasse ein. Ich hab jetzt wirklich keine Lust auf eine weitere Strafpredigt.
    ________________________________________________

    So, das war's fürs Erste.
    Freue mich über jeden Kommentar, egal, ob er Kritik oder Lob enthält.

  • Wow, für deine erste Fotostory ist das echt super!
    Die Kulissen sind schön gestaltet, man sieht, dass du dir Mühe gegeben hast. Der Text ist meistens noch etwas kurz, aber stört mich persönlich nicht wirklich, bin eh zu faul so viel zu lesen x)
    Deine Sims find ich auch ganz nett, allerdings gefallen mir besser Sims mit gedownloadeten Augen, Hautton, Schminke (also in diesem Fall eher natürliche Schminke, weil die Menschen zu dieser Zeit ja nicht wirklich geschminkt waren)...aber das ist Geschmacksache.
    Die Story selbst gefällt mir bisher recht gut, obwohl man die Handlung erstmal nur erahnen kann. Ich habe ja die Vermutung, dass ihre Mutter eine Hexe ist. Irgendwie muss ich bei Storys, die in der Vergangenheit spielen immer gleich an sowas denken. Und die roten Haare und grünen Augen tun ihr Übliches. Was etwas komisch auf mich wirkte, ist dass die Story in Gegenwart geschrieben ist, weil es eher unüblich ist. Aber man gewöhnt sich dran x)
    Alles in allem gefällt mir deine Story und ich denke ich werde sie weiterverfolgen.

  • Ja,die Story fängt sehr spannend an und nicht so viel Text ist mir sowieso lieber.Zu lange Texte ermüden schnell.Ob ihr Vater wohl noch irgendwo lebt und sie ihn kennen lernen wird irgendwann?Und wieso sind die Liebhaber der Mutter immer so schnell wieder weg? Viele Fragen ,die sich da auf tun,bin gespannt wie du die Geschichte weiterentwickelst.

  • Ich bin beeindruckt. Spannend bis zum letztem Wort. Du hast dir wohl sehr viel Mühe gegeben, die Personen und Gebäude "artgerecht" zu gestalten. *gg*
    Irgendwie wird mir der Gedanke nicht los, dass die männliche Stimme ihrem Vater gehört. Werde deine Story auf jedem Fall weiterverfolgen!


    Lg KakashiStar [depressiv]

    [SIZE=2]"Ein gutes Bild unter lauter schlechten Bildern, wird ein schlechtes Bild."[/SIZE] Pablo Picasso (1881 - 1973)

  • @all:
    Danke für eure Kommentare!
    Ich fand es super, so schnell welche zu bekommen.
    Cindy Sim:
    Danke für das Lob.
    Der Schreibstil in der Gegenwart hat einen Grund. Wirst bald sehen, welchen.
    @Dirgis:
    Gut, wenn ich die richtige Textmenge erwische. War um ehrlich zu sein eine meiner Hauptsorgen.
    Ich versuche, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Text zu schreiben.
    Auf deine Fragen wird es Antworten geben. Mehr oder weniger bald. ;)
    KakashiStar:
    Ich bemühe mich, danke.
    Wer der Eigentümer der Stimme ist, wirst du bald sehen.

    Die nächste Fortsetzung kommt noch heute Abend.

    ~Eure Appolonia~

  • So, wie versprochen geht's nun weiter.


    Kapitel 1.2

    Als ich endlich weit genug weg bin, drossle ich mein Tempo wieder. Den hab ich abgehängt. Wirklich nicht schlecht, wenn man sein eigenes "Revier" in- und auswendig kennt. Solche kleinen Gässchen sind manchmal echt von Vorteil. "He! Bleib doch stehen!" Mist! Da war ich wohl ein wenig zu voreilig. Offensichtlich kennt er sich hier besser aus, als ich dachte. Aber deshalb werde ich noch lange nicht klein beigeben.



    Seine Schritte hallen energisch an den Wänden entlang und kommen immer näher. Himmel, ich hab ihn nur angerempelt, will er mir jetzt nachstellen und sich für so eine Kleinigkeit gleich rächen? Was weiß ich. Viel hab ich mich mit dem anderen Geschlecht noch nicht beschäftigt. Vorsichtig schiele ich über meine Schulter, aber im Laufschritt kann ich kaum etwas erkennen.




    Schlagartig ist da noch ein Widerstand. Nicht an meiner Schulter. An meinem Fuß. Und dieser Widerstand gibt dummerweise nicht nach. Ich strauchle, der Boden kommt immer näher. Ich warte nur noch auf den harten Aufprall. "Obacht!" Eine Hand fasst meinen Kragen und zieht mich nach hinten, der Boden entfernt sich wieder. "Kein guter Tag, um sich die Kleider zu ruinieren." Er. Seine Stimme klingt eigentlich freundlich, heiter. So vertraut. Aber jetzt denkt er bestimmt, dass ich ihm doppelt schuldig bin. Wenn er das denkt, hat er sich aber gewaltig geirrt.
    Als ich wieder sicher stehe und seine Hand meinen Kragen freigibt, drehe ich mich zu meinem Verfolger um. Das ist er also. Ein muskulöser Mann mittleren Alters. Verblassende rotbraune Haare. Graue Augen. Bartstoppeln, die einen schelmisch und lebenslustig grinsenden Mund umrahmen. Ich habe ihn noch nie gesehen, und doch scheint er mir so seltsam vertraut. Direkt unheimlich.



    Viel mehr sehe ich von ihm aber nicht mehr, denn er hat schon angefangen, mich langsam zu umkreisen. "Du hast hübsche Haare." Ach, wollte er etwa das? Mich umgarnen? Igitt! Der ist doch viel zu alt! "Viele sagen, ich seh damit aus wie eine alte Frau", knurre ich barsch. Ihm bloß nicht das Gefühl geben, er sei erwünscht. Er lacht laut auf. "Finde ich nicht." Mittlerweile hat er seine Runde vollendet und steht erstmals direkt vor mir. "Weißt du, es ist wirklich komisch. Du erinnerst mich wirklich an..." Als er mir ins Gesicht sieht, verstummt er und seine fröhliche, unbekümmerte Miene macht einer unglaublich ernsten und nachdenklichen Platz.



    Er kommt näher und starrt mich förmlich an. "Von wem hast du diese Augen?" Ich zögere kurz. "Von meiner Mutter." Vorsichtig. Nicht zuviel preisgeben. Ich kenne ihn doch gar nicht. "Von deiner Mutter...", wiederholt er abwesend. "Moment... Wie alt bist du?" Heiland! Bin ich hier beim Kreuzverhör? Was will der von mir? "Fünfzehn... Wieso?" Er gibt keine Antwort, er runzelt nur seine Stirn. Verdammt, was will der von mir!? Stellt mir dutzende Fragen und ich bekomme keine Antwort auf eine einzige! Ich sollte einfach gehen, einfach verschwinden, das hier führt doch zu nichts!



    "Tut mir leid, ich habe... nur nachgedacht..." flüstert er schließlich. "Ach ja? Wer seid Ihr überhaupt?" Anscheinend hat er sich wieder gefasst, denn er lächelt wieder ganz gelassen. "Wie unhöflich von mir, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Leandro mein Name. Von Beruf... Reisender. Aber in der Heimat ist’s doch immer noch am schönsten." "Ich habe Euch nie hier gesehen", erwidere ich triumphierend. Ha, jetzt hab ich ihn. Mal sehen, wie er das erklären will. "Ist ja auch gar nicht möglich. Fünfzehn, hast du gesagt? In welchem Monat bist du geboren?" Was soll das denn nun wieder? Wo soll das nur hinführen? "Im Mai." Wieso vertraue ich dem Mann nur? "Ja, dann kann es erst recht nicht möglich sein. Ich bin im April vor 15 Jahren von hier weg." Ah ja. Sicherlich. Was für ein Zufall. Kann ja jeder behaupten.



    "Mein Herr, wieso erzählt Ihr mir das? Ich kenne Euch doch gar nicht." Er ignoriert meine Bemerkung und redet einfach weiter. "Eine letzte Frage noch. Bitte. Ich will mir sicher sein." Womit denn? "Na gut. Stellt mir Eure Frage." "Gut... Der Name deiner Mutter. Sag ihn mir. Bitte." Oh Gott, was geht ihn das an? Sicher sein, womit? Na gut, den Namen noch, dann ist’s aber mal wieder gut mit der Fragerei.




    "Mariola." Er nickt geistesabwesend. "Mariola. Ja, diese Augen sind von ihr." Komm zur Sache. Verdammt, ich hab dir Informationen gegeben, jetzt will ich auch welche. Ich mustere ihn mit verschränkten Armen. Na los, rede! Nach einigen Minuten hat er immer noch nichts von sich gegeben. Wütend wirbele ich herum. "Was für ein Spiel treibt Ihr mit mir?" Ich setze mich in Bewegung. "Warte. Bleib doch." "Warum sollte ich!?", schreie ich, ohne mich umzudrehen.

    "Ich kenne deinen Vater."

    Fortsetzung folgt...



    Das war's für heute.
    Freue mich nach wie vor über jeden Kommentar.

    ~Eure Appolonia~

  • Ich glaube fast er ist der Vater,wirkt doch sehr sympathisch,im Gegensatz zu ihrer Mutter.Besonders gut hat mir gefallen,wie man zunächst seinen Kopf nicht sieht und du in diesem Bild sehr viel Spannung aufbaust,weil man zunächst denkt,er willwas Böses von ihr.Wenn er wirklich der Vater ist,dann kann das ja noch was werden,wenn die Mutter erfährt,dass er wieder im Ort ist.Aber von wem hätte sie die Haarfarbe, er hat ja auch rote,hm?

  • Huhu!


    Bin grad durch Zufall über die FS gestolpert und muss sagen: Es fängt schon echt spannend an! :) Ich mag sowas. Und die Bilder gefallen mir auch richtig gut. :) Macht einen super Eindruck.


    Nur eins kommt mir ein wenig komisch vor: Die Geschichte scheint ja in einer... wie soll ich sagen? Eher "mittelalterlichen" Zeit zu spielen. Da finde ich es ein wenig ungewöhnlich, dass die Mutter ihre Partner wechselt wie ihre Unterwäsche. o_O Zu dieser Zeit war das doch bei weitem nicht normal und die Menschen fanden das doch auch bei weitem nicht in Ordnung, oder? Oder bring ich da grad was durcheinander? Irgendwie passt das aber gerade für mich nicht zusammen. o_O


    Ansonsten bin ich jedenfalls sehr gespannt, wie's weiter gehen wird. Ich hab ja so den Verdacht, dass Philine was mit diesem Leandro anfängt. ;) Naja, ich lass mich überraschen. :)


    Bin auf jeden Fall schon gespannt aufs nächste Kapitel. :)


    LG,
    Shii

    [center][SIZE=3][FONT=&amp]ずっと忘れないよ[/FONT]
    [/SIZE]Ich werde es niemals vergessen

    Den blauen Himmel und dich

    [SIZE=3][FONT=&amp]青い空と君のこと[/FONT][/SIZE]
    [/center]

  • Wieder ein Kapitel, der sich sehen lassen kann. *grins*
    Also vielleicht doch der Vater - oder ein Ex-Liebhaber der Mutter? oÖ
    Bin gespannt auf's nächste Kapitel.


    Lg [KakashiStar]

    [SIZE=2]"Ein gutes Bild unter lauter schlechten Bildern, wird ein schlechtes Bild."[/SIZE] Pablo Picasso (1881 - 1973)

  • @Dirgis:
    Leandro will Philine doch nix Böses... ^^
    Wie Mariola wohl auf ihn zu sprechen ist? ;)
    Shii:
    Du bringst nichts durcheinander, wirklich üblich war das damals nicht. Aber Mariola wird ja auch schief angesehen. Sehr schief. Man tratscht ja auch liebend gern über sie.
    Philine und Leandro... zusammen... hm... *Kopf schrägleg und über Brillengläser schiel*
    Ich schätze dadurch mal, du hast nicht den Verdacht, dass Leandro Philines alter Herr ist.
    KakashiStar:
    Zwei Theorien hast du ja schon mal.
    Mal sehen, ob sich eine bestätigt... ;)

    Der nächste Teil bringt auf jeden Fall etwas Aufklärung.

    Ich versuche, den letzten Teil von Kapitel 1 heute noch reinzustellen.
    Kommt darauf an, ob mein Bild-Hoster mitspielt.
    Hätte das heute gerne doch hier drin ^^

    ~Eure Appolonia~

  • So, setzen wir Kapitel 1 ein Ende!
    Weiter geht's!


    Kapitel 1.3


    Augenblicklich halte ich inne. Hab ich mich verhört? Ganz bestimmt. Ich meine, woher... Lange habe ich nicht die Kraft, auch nur einen Muskel zu bewegen, vom Reden ganz zu schweigen. Mir wird abwechselnd heiß und kalt. Meine Hände werden schwitzig. Das kann nicht sein. Er spielt Spielchen. Lügt mich doch nur an. Warum sollte ein Wildfremder etwas über meinen Vater wissen?



    Schön, er kommt mir vielleicht ein klein wenig bekannt vor. Schön, vielleicht mehr als nur ein klein wenig. Was ist denn schon dabei? Aber woher... "Aber woher...", beginne ich, meine Gedanken zu wiederholen. "Woher ich weiß, dass du bedauerlicherweise ohne Vater aufwachsen musstest?", vollendet er mein Gestammel und lacht leise. "Das wäre dann wohl eine Art Beweis, nicht wahr?"



    Ja... Das wäre es... Wieder bringe ich kein einziges Wort hervor, meine Finger zittern unaufhörlich. Mein Herz pocht unsagbar laut, rast, hämmert gegen meinen Brustkorb, schlägt mir bis zum Hals. Mensch, sag doch was! Irgendwas! Ich stehe hier nur da. Meine Gedanken preschen durch meinen Kopf. Vater. Verdammt, sag was. Frag ihn irgendwas! Völlig unruhig und fast lautlos stottere ich herum. "Leandro... Ihr... Könnt Ihr mir... Ich meine... Ob Ihr mir..." Bin ich denn jetzt blöd geworden? Jetzt hör aber mal auf mit dem Gestottere. Tief Luft holen und...



    "Du weißt gar nichts?" Tja, da hat er mir das Wort abgeschnitten. War das jetzt eine Frage oder eine Feststellung? Er beißt sich auf die Lippe und murmelt leise: "Sie hat also nie..." "Wen meint Ihr mit ‚sie‘? Meine Mutter? Sie kennt Ihr auch?" Jetzt werde ich schon wieder hektisch. Reiß dich zusammen. Leandro nickt. "Ja." "Und meinen Vater auch", stelle ich mit wackliger Stimme fest. Er bestätigt meine Aussage mit einem weiteren Nicken. "Ja." Ich schlucke. Name. Verdammt, frag ihn nach dem Namen! "Wie... Wie heißt mein Vater?", presse ich hervor.

    "Patrizio."



    Da. Der Name. Ein Anhaltspunkt. Ein kleiner weißer Fleck in der großen Dunkelheit. Ein winziger Splitter in einem riesigen Mosaik, das sich jetzt vielleicht endlich zusammensetzen lässt. Patrizio. Ein recht hübscher Name. Schön, klingt ein wenig hochgestochen, aber doch sehr edel. Aber was sagt ein Taufname schon über einen Menschen aus. Er hat meine Mutter verlassen. Eiskalt sitzen gelassen. Oder doch nicht? Himmel, sag doch was!



    "Wie heißt du überhaupt?" Mist, jetzt ist er mir zuvorgekommen. Schon wieder. "Philine", flüstere ich zögernd, "Philine Amelie." Er mustert mich mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. "So?" Jetzt oder nie. "Wo ist mein Vater jetzt? Hat er... hat er meine Mutter im Stich gelassen?" "Nein. Nein. So etwas hätte er nie getan. Er wäre nie vor Verantwortung weggelaufen." "Woher wollt Ihr das so genau wissen?" Ja, ich bin immer noch ein wenig misstrauisch. Das geht alles ein wenig schnell... Er hingegen grinst mich nur heiter an. "Nun ja, ich sollte es ja wissen. So als sein bester Freund..."



    "Wirklich? Wenn Ihr sein bester Freund seid, müsstet ihr ja auch wissen, wo er jetzt ist", erwidere ich fordernd. "Weißt du... Das muss nicht hier besprochen werden. Lass uns wohin gehen, wo es warm und ruhig ist." Er setzt sich in Bewegung, ich folge ihm auf dem Fuße. "Ihr seid also mit meinem Vater befreundet." Er lächelt. "Patrizio und ich... Wir beide waren schon ein komischer Verband. Tja... Wir hatten unsere Differenzen, aber irgendwie konnten wir nicht mit- und nicht ohne einander."

    ~ geht noch weiter ~

  • Aha. Toll. Jetzt bin ich aber froh. "Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber... erzählt mir alles über meinen Vater. Und mehr von meiner Mutter. Ich weiß über beide fast überhaupt nichts." "Ja. Sofort. Hier sind wir schon."



    Wir stehen vorm "Weißen Hirsch", dem besten Gasthaus der Stadt. Leandro führt mich hinein und nimmt an einem der lauschigen Ecktische beim Kamin Platz. Zögernd setze ich mich zu ihm. Und jetzt rede, Leandro. Wenn das überhaupt dein Name ist.



    "Also... Es begann alles vor 17 Jahren, dein Vater und ich waren gerade auf dem Weg zu unserem neuen Wohnort..." "Wieso?", unterbreche ich. "Dein Vater hatte dort ein Amt als Stadtrichter angeboten bekommen." "Mein Vater ist Jurist?" Woah. Die anderen Kerle, die meine Mutter hatte, waren Handwerksburschen oder höchstens mal ein Kaufmann. Keine Gelehrten. Schon gar kein Richter. "Und weiter?" dränge ich.



    Er lächelt andächtig. "Ich sehe alles noch genau vor mir, als wäre es gestern gewesen..."


    Fortsetzung folgt...
    ______________________________________________


    So, ich hoffe, die Fortsetzung hat für etwas Klarheit gesorgt.

    Aber jetzt, um die Tradition nicht zu brechen...
    OUTTAKE!



    Ich glaube, Philine hat hellseherische Fähigkeiten :D

    So. Ich mach Feierabend. ;)

    Liebe Grüße

    ~Eure Appolonia~

  • Schön ,wie du ihre Gefühle schilderst,ich bin ja gespannt,was Leandro so alles erzählen wird.Sein bester Freund also,ob ich das mal so glaube?Denk immer noch,er könnte auch der Vater selbst sein.

  • @Dirgis:
    Könnte er...?
    Beim Ich-Erzähler-Stil ist Gefühle beschreiben einfacher...
    Aber nur ein Erzählstil ist mir zu langweilig, wie du sehen wirst... ;)

    Mal sehen, ob ich noch dazu komme, Kapitel 2 heute reinzustellen.
    Ich tue mein Möglichstes.

    ~Eure Appolonia~

  • So... The Show must go on!
    Ist übrigens eins meiner Lieblingslieder. :)

    Heute gibts gleich das ganze zweite Kapitel auf einmal.
    Viel Vergnügen!


    Kapitel 2


    Die Kutsche ratterte über die holprige Landstraße. Patrizio ließ den schweren, roten Samtvorhang wieder über das Fenster fallen und lehnte sich zurück.



    Silberblonde Strähnen fielen ihm ins Gesicht, die er sich sofort wieder hinter die Ohren schob. Müde von der ohnehin schon langen Reise schloss er die Augen und legte seinen Kopf gegen die seidenweichen Polster. Schon wieder diese Kopfschmerzen.



    "Patrizio? Ist dir nicht gut?" Leandro. Patrizios bester Freund und Begleiter. "Hm? Doch, doch. Alles in Ordnung", erwiderte er. "Und? Freust du dich auf dein neues Amt?" "Was denkst du denn? Das ist ein unglaubliches Angebot." ‚Ja. Stadtrichter einer nicht allzu kleinen Stadt und ich bin erst 22 Jahre alt. Ich glaube, ich träume‘, dachte Patrizio und zog den roten Samt wieder zurück, um die zügig vorbeiziehende Gegend zu beobachten.




    "Weißt du, was ich schade finde?" fragte Leandro aufdringlich. Als Patrizio keine Antwort gab, sprach er einfach weiter: "Dass ich Viona abweisen musste." Patrizio zog die Augenbrauen hoch. "Viona? So hieß die Dunkelblonde also? Ich dachte, das wäre Katharina." "Nein, Katharina war die von vor einer Woche. Die Schwarzhaarige." "Und wer war dann... Ach, ist ja auch völlig gleichgültig. Wann lässt du das endlich?"



    Leandro konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Patrizio hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis für jeden theoretischen Stoff, aber mit Leandros Verehrerinnen war er heillos überfordert. "Tut mir leid, ich bin nun mal ich." "Lustmolch." "Langweiler."

    Für Patrizio war damit das Gespräch beendet. Leandro reizte ihn mit seinen ständigen Affären bis aufs Blut. Wieso nahm er ihn überhaupt noch mit? ‚Weil er mir sonst unendlich leid täte, weil er kein Heim, keinen Beruf und eine unglaublich große Familie hätte‘, beantwortete er sich seine Frage, ‚wer weiß, wie viele Kinder wegen Leandro ohne Vater aufwachsen. So etwas ist unverzeihlich.‘



    Ein heftiger Stoß riss ihn aus seinen Gedanken. "Das nächste Mal reiten wir selbst. Ist ja nicht auszuhalten!" knurrte Leandro vor ihm. "Und dann beschwerst du dich, warum ich wieder keine Kutsche organisiert habe", konterte Patrizio. "Schon gut", murmelte sein Freund und wandte sich ab. Nach ein paar Minuten war er, trotz der regelmäßigen Holpereien, auch schon eingeschlafen.

    Patrizio hingegen blickte ins Leere und hing seinen Gedanken nach. Es war gerade einmal ein halbes Jahr vergangen, seit er sein Studium beendet hatte. Als man ihm das Angebot übermittelte, hatte er sein Glück kaum fassen können. Er war bereit, hart zu arbeiten, um den Ratsherren der Stadt zu zeigen, dass sie mit ihrer Wahl keinen Fehler begangen hatten.

    ~ geht noch weiter ~

  • Plötzlich stoppte die Kutsche, Patrizio wurde nach vorne geworfen und knallte gegen Leandro. "Was ist da draußen los?" Er schreckte ruckartig auf und die beiden stießen mit ihren Köpfen aneinander. "Woher soll ich das wissen?" "Du hast nicht geschlafen!" Patrizio befreite sich von Leandro, stieß die Tür des Wagens auf und sprang hinaus. Er musterte die Gegend: Ein hügeliges Waldstück, an dem nichts ungewöhnlich schien. Die Straße zog sich wie eine Schneise hindurch und schien den Forst in zwei Hälften zu teilen. Leandro hatte sich ebenfalls gefangen und kletterte aus der Kutsche. "Warum haben wir angehalten?" rief Leandro dem Kutscher verärgert zu. "Da standen zwei auf dem Weg... die sind jetzt weg."



    "Ihr müsst Euch getäuscht haben, in dieser gottverlassenen Gegend ist sicher niemand. Wer sollte..." Patrizio stockte, als er sich umdrehte und eine große Gestalt hinter der Kutsche auftauchte. "Also gut, Schnösel, keine Bewegung." Ein Mann. Sehr muskulös, breite Schultern. Zweifelsohne kräftig. Mit einem ledernen Stirnband zurückgehaltene, schwarze Haare. Mund und Nase wurden von einem einst beigen Halstuch verdeckt, seine hellbraunen Augen aber waren zu sehen. "Patrizio? Was..." "Leandro. Bleib, wo du bist." Patrizio versuchte, sich nicht von Panik überkommen zu lassen. So ruhig wie möglich rief er dem Angreifer zu: "Na schön. Stell deine Forderungen und dann lass uns weiterfahren." "He! Die große Kiste ist abgeschlossen!" tönte eine Stimme auf der anderen Seite der Kutsche. Eine eindeutig weibliche Stimme. "Wo habt ihr den Schlüssel?" knurrte der Mann.



    Ein Mädchen mit roten Haaren, die mit einem dreckigen Stück Leinen zu einem Pferdeschwanz hochgebunden waren, kam rückwärts, Patrizios Kiste ziehend, hinter der Kutsche hervor. "Ich wüsste gern, was da alles drin ist." Als sie sich umdrehte, traf Patrizio fast der Schlag. Ihr halbes Gesicht war zwar von einem Tuch verdeckt, welches ihre Augen aber frei ließ.



    Der Blick aus ihren leuchtend grünen Augen traf ihn wie eine Gewehrkugel mitten ins Herz. Sein Puls begann zu rasen und sein Kopf schwirrte. Jeder einzelne Blick ein Messerstich mitten in sein Herz. Alte Narben rissen auf, neue prägten sich ein. Diese Stiche. Sein Blick trübte sich, er hatte Angst, das Gleichgewicht zu verlieren. Seine Hände wurden schwitzig, er bekam kaum Luft.



    "Ich hab keine Lust, alles zweimal zu sagen. Wo ist der Schlüssel?" Patrizio hörte nicht zu, er spürte nur, dass seine Seele in Millionen Stücke zersprang, als das Mädchen an ihn herantrat und ihre hypnotischen Augen verärgert zusammenkniff. "Wo ist der Schlüssel, hä? Sag es, oder du bist tot!" Sie zückte ein von getrocknetem Blut und Rost verschmutztes Jagdmesser und hielt es an seine Kehle. "Los. Sag schon!", schrie sie, doch es drang nicht zu Patrizio durch. Seine Finger zitterten, ihm wurde schwarz vor Augen und er musste sich zusammenreißen, um nicht ohnmächtig zu werden.



    "Hey, Kleine! Ich glaub, ich hab das Schloss geknackt." Als sie sich umdrehte, konnte Patrizio wieder klare Gedanken fassen. Er griff zielsicher nach dem Dolch, den er für solche Situationen in seinem Gewand versteckt hielt und stieß das Mädchen mit einer für ihn ungewohnten Kraft, die ihm wohl die Panik verlieh, zur Seite. Sie schrie erschrocken auf, ihr Gefährte drehte sich darauf ruckartig zu ihnen um und starrte sofort zornig auf die Waffe in Patrizios Hand. "Ich hab doch gesagt, keine Bewegung! Jetzt reicht’s!", brüllte er.



    Jetzt ging alles unglaublich schnell, trotzdem schien es, als verginge eine Ewigkeit. Der Dieb hob bedrohlich seine Fäuste und stürmte ungehalten auf Patrizio zu. Dieser schloss reflexartig die Augen und riss seine Hände schützend vor sein Gesicht. Ein plötzlicher Schmerzensschrei ließ Patrizio wieder aufschauen. Der Mann hatte von ihm abgelassen, er wankte, die Hand auf sein linkes Auge gepresst, einige Schritte zurück und fiel auf die Knie. Als er sich beidhändig auf dem Boden aufstützte, entblößte er einen groben Schnitt, der sich vom Rand des Stirnbandes bis zu dem des Tuches über sein Auge zog. Patrizios Blick fiel auf seinen Dolch – frisches Blut klebte an der Klinge.



    Er starrte die Waffe mit Entsetzen an. Sie hätte sein Gegenüber nur einschüchtern sollen. Nie hätte Blut das silberne, gravierte Metall der Klinge berühren sollen. Das stand nicht in ihrem Sinn. Das hatte nie in ihrem Sinn gestanden. Schockiert ließ er den Dolch fallen, so als wäre er etwas unheimlich Abscheuliches.



    Unvermittelt versetzte ihm jemand einen Tritt in den Rücken. Das Mädchen hatte sich gefangen, so viel, wie sie tragen konnte aus der gewaltsam geöffneten Kiste genommen und half nun ihrem Partner, auf die Beine zu kommen. Patrizio versuchte aufzustehen, rutschte aber auf dem schlammigen Waldboden aus. Er sah die beiden Diebe nur noch flink im Unterholz verschwinden.

    ~ geht noch weiter ~

  • Leandro eilte zu ihm und zog ihn hoch. "Warum hast du nichts getan?" keuchte Patrizio. "Tut mir leid," stammelte Leandro, "sie hatte plötzlich wieder ihr Messer..." "Ist schon gut. Was hat sie mitgehen lassen?" Patrizio rieb sich den Rücken. Der Tritt schmerzte ihn immer noch. "Du wirst es nicht gern hören... Sie hat über die Hälfte deines Geldes aus der Truhe geklaut." "Was? Lass mich nachzählen." Patrizio untersuchte sorgfältig seine Wertgegenstände.

    x

    "Du hast Recht. Es waren 20 Goldstücke darin. Und geblieben sind mir 8. Verdammt, das waren meine Ersparnisse. Und außerdem fehlt meine silberne Gürtelschnalle." "Die mit den Türkisen? Oh... die war teuer, oder?" "Sie war nicht nur teuer, sie hat meinem Großvater gehört." Patrizio atmete erschöpft aus. Was für ein Tag. "Das Schloss ist hinüber. Das Zeug aus der Truhe muss woanders rein", stellte Leandro fest und begann, die Kiste auszuräumen. Dann zog er einen leeren Leinensack zwischen den anderen Gepäckstücken hervor, packte die Sachen hinein und verstaute den Sack wieder beim anderen Gepäck.



    Patrizio näherte sich währenddessen seinem Dolch, der immer noch blutbefleckt und jetzt auch noch mit Lehm und Erde beschmutzt auf dem Boden lag. Zögerlich hob er ihn auf, zog die Hülse hervor und steckte die Klinge wieder hinein. Er umschloss das wertvolle Stück schützend mit seinen Händen und drückte es gegen seine Brust. Langsam fasste er sich und richtete sich wieder auf.
    "He da! Wir fahren weiter!" rief er dem Kutscher zu, der immer noch vor Angst zitternd auf den Kutschbock saß. "Komm schon, steig ein!" harschte Patrizio seinen Freund an, schob ihn in die Kutsche und sprang selbst hinein. "Bloß weg von hier", knurrte er, als sich das Gefährt in Bewegung setzte.



    "Was ist denn auf einmal?" "Was daran verstehst du nicht? Ich bin beraubt worden! Ich bin verletzt worden! Das eben hätte uns das Leben kosten können!" Wütend wandte er sich ab, zückte den Dolch und ein Stück Stoff und versuchte, das Metall von dem Schmutz zu befreien. "Also ich lebe noch, und alles andere ist mir erst mal egal." "Welche Überraschung", zischte Patrizio und rieb fast schon verzweifelt an dem hartnäckigen Gemisch aus Blut und Erde. "Bist du nur so aufgebracht, weil das Mädchen...", begann Leandro, bis ihn Patrizio mit einem herrischen "Sag es nicht!" unterbrach.



    "Warum haben die gerade uns erwischt?" "Leandro... Langsam müsstest du doch wissen, dass das Schicksal mich hasst." "Mich aber nicht." "Sei jetzt still. Das war genug Aufregung für heute." Patrizio legte den Dolch kurz neben sich ab und fasste sich an seine pochenden Schläfen. ‚Die ganze Sache gefällt mir nicht‘, dachte er, während er seine Versuche, die Klinge zu säubern, fortsetzte.

    To be continued...
    ___________________________________________

    An einer Stelle fehlt mir ein Bild, dessen Verbleib mir ein Rätsel ist. Ich werd's noch ergänzen, sobald ich es wiederfinde bzw. ein neues geschossen habe. Hoffe, das geht in Ordnung.

    So... Viel Text für heute. :rollauge
    Zu viel? Hoffe doch nicht.


    Freue mich (wie immer) über jeden Kommentar. Egal, ob er Lob, Kritik oder soziale Analysen beinhaltet. ;)

    Liebe Grüße
    ~Eure Appolonia~

  • Ein spannender Rückblick ! Das Rätsel ist also gelöst,Leandro ist der Freund,ein sehr oberflächlicher Mensch war er scheints früher und Patricio,den geheimnisvollen Vater gibt es tatsächlich.Wunderschön ist er übrigens,vorallem seine Frisur gefällt mir und jetzt weiss man ja auch woher seine Tochter die Haarfarbe hat.Die Räuberin erinnert ihn wohl an Philines Mutter,seine grosse Liebe? ,die aber wohl schlecht endete irgendwie.Aber wieso wehrt er sich nicht beherzter ,was ist so schlimm daran einen Angreifer mit demDolch abzuwehren.Da gab es bestimmt einen besonderen Vorfall mit dem Dolch,den du sicher noch verraten wirst im Laufe der Erzählung,schöne Bilder und wieder sehr fesselnd erzählt.

  • @Dirgis
    Es ist wirklich toll, jedes mal einen Kommi von dir vorzufinden.
    Vielen Dank für deine Treue und deinen Eifer! :heppy

    Sodala... Mach ich mal wieder weiter.

    Kapitel 3.1

    "He, aufwachen! Wir sind fast da!" Patrizio blinzelte. Er fühlte sich, als hätte er tagelang geschlafen und war trotzdem so müde, dass er kaum die Augen offen halten konnte. Leandro dagegen grinste munter vor sich hin.



    "Wie schaffst du es, nach solch einer Reise noch zu lächeln?" fragte Patrizio kraftlos und gähnte. "Och... Da gibt es viele Gründe. Die meisten sind sehr hübsch." "Oh nein, Leandro... Beherrsche dich." "Aber..." "Leandro, in Zukunft wirst du dich zurückhalten."



    "Patrizio, hör mal..." "Lass mich ausreden", unterbrach dieser energisch, "ich habe keine Lust, mich immer wieder vor dich zu stellen. Außerdem wirst du gut zu tun haben, wenn du mir zur Hand gehst." "Was!? Zur Hand gehen? Ich bin doch kein Hausdiener!" Wütend verschränkte Leandro die Arme. "Habe ich etwas davon erwähnt? Nein, ich meine, bei Gericht. Als mein Assistent." "Assistent, Hausdiener... Wo ist der Unterschied?" "Ein Hausdiener schrubbt die Böden und kocht. Bei uns erledigen das zwei Hausmädchen."



    Ein freches Lächeln huschte über Leandros Gesicht. "Oh nein, mein Lieber. Schlag dir das sofort wieder aus dem Kopf." "Bitte, Patrizio, ich will auch meinen Spaß." "Meinethalben. Tu, was du willst, aber ich helfe dir nicht, wenn irgendetwas schiefgeht. Aber du wirst mir helfen. Ansonsten suchst du dir eine andere Beschäftigung und beteiligst dich an unseren Ausgaben." "Schon gut, schon gut", raunte Leandro leise und lugte aus dem Fenster. "He, man sieht schon die Stadtmauer und den Kirchturm. Nicht gerade klein." "Große Stadt, große Kirche, nicht wahr?" "Für mich zählt eher: große Stadt, viele Mädchen."



    Patrizio lächelte hilflos und schüttelte den Kopf. Leandro und er waren beste Freunde und hatten in so vielen Dingen so unterschiedliche Meinungen. Leandro war ein Jahr älter als er, aber ob das gleich so viele Unterschiede mit sich brachte? Auch äußerlich waren die beiden nicht gerade Zwillinge. Während Leandro eher muskulös war und seine kurzen, rotbraunen Haare seine frechen Gesichtszüge untermalten, zog sich durch Patrizios Erscheinung immer eine gewisse Strenge. Seine Züge waren härter und sein Körper um einiges schmächtiger als Leandros. Das einzige, das nicht zu seinem restlichen Aussehen passte, waren seine tiefblauen Augen. ‚Irgend jemand hat doch einmal gesagt, in meinen Augen könne man ertrinken. Und dann...‘ Patrizio versuchte, den schmerzhaften Gedanken zu verdrängen.



    Ein dunkler Schatten, der in die Kutsche drang, kündigte das Stadttor an. "Herr, wir sind fast da!" rief der Kutscher seinen Fahrgästen zu. Ein Soldat trat an das Fenster des Wagens. "Wer seid Ihr? Gebt Euch zu erkennen!" "Lass mich nur machen", flüsterte Leandro, während er die Samtvorhänge auseinander schob. "Was tust du?" "Dir assistieren natürlich." Er lehnte sich aus dem Fenster und sagte zu dem Wachmann: "Der ehrenwerte Richter Patrizio bittet um Einlaß in diese Stadt, in der er zukünftig wirken wird." Patrizio zog Leandro wieder in die Kutsche und wandte sich selbst an den Soldaten. "Tut mir leid. Was mein etwas unerfahrener Assistent sagen wollte... Um ehrlich zu sein, hat er schon alles gesagt, was es zu sagen gab, aber er ist der edlen Sprache nicht mächtig." Der Wächter senkte den Kopf. "Sehr wohl, Euer Ehren. Fahrt weiter. Euch sei nichts verwehrt in dieser Stadt." Er nickte dem Kutscher zu, der sofort seine Pferde antrieb.



    "Musstest du mich so bloßstellen?" fragte Leandro mit einem trotzigen Unterton. "Beruhige dich. Du lernst es noch." "Lass mich lieber Sachen tun, die ich beherrsche. Malen zum Beispiel. Lass mich Künstler sein." Patrizio musterte ihn skeptisch. "Und du bist sicher, dass deine Kunst den Geschmack der Leute trifft?" "Das soll sie ja eben nicht. Ich möchte etwas ganz Neues schaffen, etwas, das gegen alle Sitten und Regeln verstößt", erklärte Leandro und gestikulierte dabei wild mit seinen Händen. "Das habe ich befürchtet. Und welches Motiv soll diese Sittenwidrigkeit ausdrücken?" "Das weiß ich selbst noch nicht so genau, aber ich arbeite daran."



    "Und bis dahin gehst du mir zur Hand. Also vertiefe dich in Bücher, lerne mehr über die vornehme Sprache und eine gewählte Ausdrucksweise, über Etikette und Manieren. Ich stelle dir dafür genug Zeit zur Verfügung." "Patrizio, muss das wirklich sein? Du weißt ganz genau, dass ich nicht gerne lese. Vor allem, weil ich es nicht sonderlich gut beherrsche." Patrizio nickte. "Ja, das weiß ich." "Und..?", fragte Leandro mit einem schiefen Lächeln. "Deshalb wirst du dich ausführlichst mit Büchern beschäftigen. Keine Widerrede."

    ~ geht noch weiter ~

  • Gerade als Leandro doch protestieren wollte, rief ihnen der Fuhrmann vom Kutschbock aus zu: "Wir sind am Marktplatz angelangt, meine Herren. Es ist kein langer Fußweg zu Eurem Haus, das Gepäck wird nachher geliefert." Schon bald hatte sich eine kleine Menschenmenge um den Wagen versammelt.



    "Vorsicht da draußen!" rief Leandro den Leuten zu, bevor er schwungvoll aus dem Wagen sprang. Patrizio folgte ihm, allerdings war sein Auftritt gefasster und weit weniger angeberisch. Er spürte die neugierigen Blicke der Bewohner am ganzen Körper. Am liebsten hätte er sie verscheucht. Er hasste solche Situationen.



    "Wen findest du besser, den Blonden oder den Rotfuchs?" hörte er ein Mädchen seiner Freundin zuflüstern. "Das nennst du blond? Das ist heller als blond. Aber ich mag Männer mit hellen Haaren." Sie lächelte Patrizio an, der ihren Blick ignorierte und sich einen Weg durch die Menge bahnte.



    Er hatte sich fast aus dem Gedränge befreit, als sich ihm eine dritte junge Frau in den Weg stellte. "Hallo, wie heißt Ihr?" Sie blickte ihn aus ihren großen, haselnussbraunen Augen an. "Patrizio", antwortete dieser knapp. "Oh... seid Ihr der neue Richter? Ich habe etwas in der Art gehört." Ein zauberhaftes Lächeln huschte über ihr blasses Gesicht. "Ja, das bin ich. Und jetzt lasst mich bitte vorbei, meine Dame." Patrizio schob das völlig verdatterte Mädchen sanft zur Seite und setzte zügig seinen Weg fort.



    Leandro dagegen hatte es nicht eilig, das Gewimmel zu verlassen. Er genoss die Aufmerksamkeit, vor allem die des weiblichen Teils. Zahlreiche Mädchen fragten ihm Löcher in den Bauch, und er erwiderte diese Geste. Nach wenigen Minuten hatte er schon Dutzende von Namen gesammelt und war bestens über alles Wichtige in der Stadt informiert. "Leandro! Komm schon, der Tag dauert nicht ewig!" Patrizios verärgerte Rufe rissen ihn aus einem Gespräch mit einer zuckersüßen Brünetten mit niedlichen Zöpfen. "Tut mir Leid, Elen." Er berührte kurz ihre Schulter, dann drehte er sich um und rannte zu seinem empörten Freund.


    š



    "Na, Brida, kein Glück bei ihm?" Das braunäugige Mädchen war mittlerweile bei ihren beiden Freundinnen angekommen. "Elegant, aber eiskalt. Der ist vergeben und glücklich damit. Beziehungsweise er hat sich damit abgefunden."



    "Ach ja? Und wo ist dann seine Frau?" Elen war zu den anderen gestoßen "Seid unbesorgt, er ist ledig." "Wirklich? Woher weißt du das?" "Von seinem besten Freund. Leandro. Ihr wisst schon, der Rotfuchs." "Und warum lässt er dann kein Mädchen an sich ran?" harkte Brida nach. "Ich glaube, er muss sich nur erst mal eingewöhnen."

    Fortsetzung folgt...
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    OK, in diesem Teil gab's nicht allzu viel Action.
    Aber die Geschichte schreitet voran.


    Jetzt hab ich aber noch was für euch...


    Outtake-Time!



    Nehme ich die Statisten-Sims vielleicht ein kleines Bisschen zu hart ran?
    Eure Meinung ist gefragt! ;)


    Kommentare jeglicher Art sind wie immer herzlich willkommen (und von mir sehnsüchtig erwartet :applaus)!


    Bis bald


    ~Eure Appolonia~