Zeit der Finsternis

  • Hallo,


    nun traue ich mich auch mal und gehe unter die Fotostory-Schreiber.
    Dies ist meine erste FS, für alles, was dabei womöglich schief läuft, bitte ich um Nachsicht. ;)


    Mein Dank geht an dieser Stelle (wie so oft) an Nery, fürs Beta-Lesen des Prologes, die Ermutigung und dafür, dass sie mir William ausgeliehen hat.


    So, jetzt geht´s los - ich fange heute gleich mal mit Prolog und erstem Kapitel an.
    Ich wünsche viel Spass beim Lesen, und freue mich natürlich über Kommentare und Kritik!









    „Ach, bitte!"
    Ein gutes Dutzend kindlicher Augenpaare waren auf mich gerichtet.



    „Bitte, erzählt uns von der Zeit der Finsternis! Ist es wahr, dass Ihr sie alle gekannt und mit ihnen zusammen gekämpft habt? Artair und Brayan, Dian und Mártainn und alle anderen? Wart Ihr in vielen Schlachten?"





    Ich blickte in die voller Spannung und Hoffnung auf mich gerichteten Gesichter und seufzte. Was sollte ich Ihnen erzählen? Sie würden die Wahrheit nicht glauben, nicht glauben wollen; aber ich war nicht bereit, etwas anderes als die Wahrheit zu berichten.

    Wie oft hatte ich diese Bitte schon gehört, und wenn ich ihr entsprach, erntete ich meistens nur Spott oder, bestenfalls, schweigende Ungläubigkeit. Und ich war es müde, gegen Ungläubigkeit und Ignoranz anzukämpfen. Vielleicht war es so, dass von allen Geschichten irgendwann nur noch ein Kern übrig blieb; der Kern, der die Menschen am meisten inspirierte und tröstete und der größer als die Wahrheit war, und das mochte ja vielleicht auch nicht schlecht sein.





    „Nein", sagte ich deshalb und wandte den enttäuscht dreinblickenden Kindern den Rücken zu.


    Ich weilte nun seit fast zwei Zeitaltern in dieser Welt, und das Schicksal hatte sich offensichtlich einen Spaß daraus gemacht, mich an allen den Lauf der Welt bestimmenden Kämpfen und Entscheidungen teilhaben zu lassen; manchmal nur als Zuschauer, aber oft auch mit der Bürde des Handelns beladen.





    Die jungen Knaben, voller Leben und Sehnsucht nach heldenhaften Taten, hätten dies bestimmt als große Gnade bezeichnet. Ich war mir dessen überhaupt nicht sicher. Nein. Vielleicht war es eher großes Pech.



  • Es war wahr, dass ich sie alle gekannt hatte in jenem Zeitalter, das die heute Geborenen nur noch die Zeit der Finsternis nennen. Aber was ich über meine Gefährten zu berichten hatte, war nicht das, was die Knaben hören wollten. Sie dürsteten nach Geschichten über Tapferkeit; über Mut angesichts des Todes, über Stärke und Macht.





    Hätte ich ihnen von der Verzweiflung und Trostlosigkeit desjenigen berichtet, der für sie der Held schlechthin ist, von den Tränen gar, die er manchmal nach einer Schlacht vergoss angesichts all der verlorenen Leben, sie hätten es nicht verstanden.
    Sie wissen noch nicht, dass auch die Schurken tapfer sein können und mutig; stark und mächtig, schön und anziehend gar – und dass das, was den Helden vom Schurken unterscheidet, seine Menschlichkeit ist.





    Als ich laute Rufe hörte, die einen Trupp Reiter ankündigten, beugte ich mich über die Brustwehr und suchte den Horizont ab.





    Die Reiter, die sich langsam näherten, lösten Unruhe in mir aus.





    Und als sie nah genug waren, dass ich sie erkennen konnte, genügte ein Blick in das Gesicht des in vorderster Linie reitenden Mannes, um mich viele, viele Jahre zurück zu versetzen; zu dem Morgen, an dem uns die erste eisige Ahnung überfiel, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.[INDENT]




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    Die rasch aufgehende Sonne löste die Nebel über dem Schlachtfeld auf. So furchtlos ich im Kampf auch war, dies war der Moment, vor dem ich mich fürchtete, jedes Mal.
    Wenn im gnadenlosen Licht eines neuen Morgens die Gräuel sichtbar wurden, die sich Menschen gegenseitig antaten, wurde mir immer wieder aufs Neue klar, dass eine Schlacht nichts Erhabenes hat und am Ende meist nur die Frage nach dem Warum bleibt.




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    So suchte ich mit meinen Blicken in der Ferne nach der Stadt am Fuß des Berges, die ich meine Heimat nannte, obwohl sie nicht meine Heimat war, und atmete tief ein. Ihr Anblick genügte, um mir klar zu machen, warum wir hier waren und kämpften, und was wir versuchten zu bewahren. Und dass es Dinge gibt, die jedes Opfer wert sind.




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    Die langsam von mir abfallende Anspannung ließ mich meinen Körper spüren. Vorsichtig bewegte ich meine Arme. Zeit zur Bestandsaufnahme. Eine ziemliche Delle auf der rechten Seite meines Brustharnischs - das stammte vermutlich von dem riesigen, hässlichen Kerl, der Steine auf mich geschleudert hatte (Steine! Ehrloses Pack!) - und das Gefühl unter dem Harnisch ließ den Schluss zu, dass ein oder zwei Rippen gebrochen waren.





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    Mein Schildarm war völlig taub - das hatte ich wohl dem anderen riesigen, noch hässlicheren Kerl mit der Streitaxt zu verdanken. Eine klaffende, blutende Wunde am Schwertarm, die ich Stirn runzelnd musterte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo die herkam. Aber das war auch schon alles - nichts Ungewöhnliches also.





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    Als ich hinter mir meinen Namen rufen hörte, drehte ich mich rasch um und atmete erleichtert auf.
    Sie waren beide am Leben und anscheinend relativ unversehrt. Dankbar musterte ich die beiden Männer, die raschen Schrittes auf mich zu kamen.






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    Die beiden Männer, die ich liebte.








    So, und das war´s dann auch schon für heute.


    Ich hoffe, dass ich nicht all zu lang für die Fortsetzungen brauchen werde - mit dem Text bin ich schon relativ weit, aber die Bilder sind ... anstrengend. *gg*


    Ach, ein Outtake habe ich noch für Euch.


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    Das sind die Tücken der Posenboxen. *gg*

  • Hey!

    Schön eine neue Geschichte zu lesen die von sehr guter Qualität ist. Der Text liest sich sehr gut und macht das ganze spannend. Die Fotos sind einfach nur super! Was mir besonders gut gefällt sind die mit der Landschaft, mit den Bergen, dem Dorf. Einfach nur wunderschön!! :)
    Ich werde auf jeden Fall weiterlesen und bin gespannt was es genau mit der Zeit der Finsternis genau auf sich hat.
    Mach weiter so!

  • Heh, hallo, willkommen unter den Schreiberlingen.
    Als Bastler und Innenarchitekt bist du ja eh schon so gut wie unschlagbar.


    Klasse, dass du dich getraut hast. Es wäre echt schade, es den andern vorzuenthalten.
    Und die Bilder sind doch so toll. Durch die Bearbeitungen fällt es einem schon sehr schwer zu erkennen, was direkt aus dem Spiel stammt und was hinzugefügt worden ist. Alles wunderbar harmonisch.
    Aber deine Arrangements hab ich ja schon immer bewundert.
    Mein Lieblingsbild aus dem Prolog kennst du ja schon, das aus dem ersten Kapitel ist gleich das erste. Unglaublich stimmungsvoll, fast schon etwas beängstigend real.



    So, also wenn ich nicht ganz blind bin, dann ist der blonde Mann in Kapitel 1 doch einer der Besucher aus dem Prolog, oder?
    Das finstere Zeitalter scheint ja vorbei zu sein, also warum bekommt der Erzähler dann plötzlich ein so ungutes Gefühl durch diesen Besuch, wenn der doch, wie es scheint, einmal ein wirklich guter Freund für ihn gewesen ist.
    Dafür gäbe es zwei gute Gründe, einmal, die beiden haben sich verkracht, oder aber es ist wirklich Ärger im Anmarsch, eine Neuauflage der Finsternis?


    Die kleine Schadensbestandsaufnahme hat mir gefallen. Irgendwie war das eine Mischung aus Belustigung durch die Art wie es geschrieben war (klasse) und Unwohlsein, weil es doch hier immerhin um Verletzungen geht.


    Na nun musst du aber den Rest deines Urlaubs dafür verwenden, das zweite Kapitel fertigzustellen, denn nun will ich auch mehr wissen.
    Ich weiß, das wird etwas Zeit in Anspruch nehmen, denn damit die Bilder wirklich so schön sind, wie du sie hier präsentierst, muss man schon einen Haufen Arbeit investieren.
    William hab ich dir im übrigen gern überlassen. Der Arme wird hoffentlich in deiner Geschichte ein besseres Schicksal erleiden, als in meiner.


    Ganz liebe Grüße und alles Gute für die Geschichte.
    Nery

  • Bis jetzt ist deine FS einfach nur super. Dieses mitteralterliche Thema mag ich total gerne und dein Schreibstil auch. Hier und da erinnert mich dein Schreibstil an "HdR" :) Find ich klasse.


    Zu deinen Bildern brauch man echt nicht viel sagen. Die sind einfach nur wahnsinn. Schon als ich mir das erste Bild angesehen hab, war ich total begeistert. Die Kulissen sind hinreißend und die Bildbearbeitung tut ihr übriges.
    Es macht einfach Spaß hinzusehen.


    Ich werde ganz bestimmt noch weiterlesen! ;)

  • Die Geschichte ist echt hammer gut
    sehr sehr grosses lob
    deine Texte und die art wie du schriebst einfach toll
    und die bilder reissen einen echt in diese Zeitepoche in der du schriebst
    bist ne sehr gute konkurenz haha
    mach weiter so
    lg Paci

    Ich bins [SIZE="5"]Pacifica[/SIZE] hab nur meinen Namen geändert XD

    **Meine FS**
    Ich liebe und schreibe für meine Leser diesee Story XDD
    das ihrs alle mal wisst jaaa XDD ja tebja lublu XD

  • Wow ich liebe deine Bilder. Die Kulissen müssen echt viel Arbeit gewesen sein. Kaum zu glauben, dass das alles mit den Sims möglich ist. Auch der Nebel sieht total toll aus (vermute mal der ist nachbearbeitet?)
    Auch die Tatsache, dass es sich um ein anderes Zeitalter handelt, macht alles sehr spannend.
    Die Sprache finde ich auch sehr interessant, z.B. diesen Absatz

    Zitat


    Ich weilte nun seit fast zwei Zeitaltern in dieser Welt, und das Schicksal hatte sich offensichtlich einen Spaß daraus gemacht, mich an allen den Lauf der Welt bestimmenden Kämpfen und Entscheidungen teilhaben zu lassen; manchmal nur als Zuschauer, aber oft auch mit der Bürde des Handelns beladen.


    Der Stil passt gut zur Story und ist eine gelungene Abwechslung zu den übrigen Fotostorys.

  • Fantastisch,einfach nur unbeschreiblich toll,deine Bilder.Das hast du unwahrscheinlich schön gestaltet.DieThematik der Geschichte ist ebenfalls sehr interessant. Bin gespannt,wie sich der weitere Verlauf gestaltet.Ob die beiden Männer seine Brüder sind?

  • Ich habe deine Story jetzt nicht gelesen, weil ich lieber
    'moderne' Sachen lese, bitte nicht falsch verstehen ^^'


    Aber deine Bilder, die haben es mir echt angetan!
    Das Bild, auf dem die Frau an der MAuer steht und man
    die Landschaft sieht, da fehlen mir echt die Worte, das ist
    Wahnsinn!
    Überhaupt, für deine erste FS find ich das schon fast
    zu gut, da wird man richtig neidisch! :D
    Aber ganz großes Lob für die Bilder, das liegt dir beim FS-schreiben
    schonmal auf jeden Fall! (:

    [CENTER][SIZE=4]You're everything I am
    I tried to leave you, but i can't
    <'3
    [/SIZE]
    [/CENTER]

  • Einen schönen Restsonntag wünsche ich Euch allen!


    Ich habe es heute tatsächlich geschafft und die Bilder für das zweite Kapitel fertig gestellt.
    Aber zunächst mal möchte ich mich für die Kommis bedanken, über die ich mich wirklich sehr gefreut habe!
    Und die werde ich jetzt auch erst mal beantworten.



    PsychoticKitten: Vielen Dank! Ich freue mich sehr, dass Du von guter Qualität sprichst. Was es mit der Zeit der Finsternis auf sich hat... nun, man wird sehen. ;)



    @Nery: Na ja, wer weiss, ob ich mich ohne Deinen Zuspruch wirklich getraut hätte. :D
    Das Bild vom Schlachtfeld ist im ersten Kapitel auch mein liebstes. Ich habe lange überlegt, wie ich es mache; ich wollte keine wirklichen Gräuel zeigen - das mag ich überhaupt nicht - aber man sollte schon ein beklemmendes Gefühl haben. Ich hoffe, das ist gelungen.
    Über Deine Spekulationen hülle ich mich jetzt mal geheimnisvoll in Schweigen, auch wenn ich mich natürlich darüber freue.
    Die Art, wie Du die Schadensaufnahme aufgenommen hast, ist auch genau das, was ich mir versprochen habe - etwas Belustigung, aber doch auch etwas Erschrecken darüber, dass diese Art der Verletzungen tatsächlich alltäglich zu sein scheinen.
    Der Urlaub hat für das zweite Kapitel leider nicht mehr gereicht, aber heute ist es ja nun so weit.
    Und mit William werde ich ganz gnädig sein. Er heisst nur nicht mehr William, das hätte nicht ganz so gut gepasst.



    CoriSim: Oh, was für ein Lob! *RotWerd* HdR! Auch wenn ich niemals an den Meister heran reichen werde, ist diese Art der Sprache und des Stils natürlich bewusst gewählt, weil sie zu der Geschichte passt. Ich freue mich, dass ich es wohl ganz gut rübergebracht habe.
    Schön, dass Du weiter mitlesen willst!



    @Pacifica: Super, dass Du Geschichte magst! Ich wusste gar nicht, dass Du auch eine FS schreibst *schäm*, da muss ich gleich mal reinschauen!




    @CindySim: Na ja, leider sind diese Kulissen mit Sims nicht wirklich möglich. Ist alles getürkt und nachbearbeitet, nicht nur der Nebel. Man kann die Nachbarschaft ja nicht wirklich ansprechend gestalten, und um die Atmosphäre der Geschichte rüber zu bringen, musste ich halt Hand anlegen.
    Deshalb auch die Sprache - sie soll dazu passen.
    Ich freue mich sehr, dass Du die Geschichte magst.



    @Dirgis: Vielen Dank für Dein Lob! Ob die beiden Brüder sind... hm, wer weiss. ;)



    Avaritia: Bei Dir werde ich eine Ausnahme machen und Deinen Kommi nach dem zweiten Kapitel beantworten, aus einem ganz bestimmten Grund, der sich gleich klären wird. :D



    So, und jetzt geht´s mit dem zweiten Kapitel los. Ich könnte mir vorstellen, dass sich vielleicht einige nach dem Lesen dieses Kapitels die Bilder des Prologs nochmal anschauen. Ausser Avaritia, natürlich. ;)


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    „Neiyra!"
    Rasch musterte Artair meine Gestalt, um festzustellen, ob ich noch alle Arme und Beine hatte, und ich sah förmlich, wie die Anspannung aus ihm wich.



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    Die Sonne erwärmte den Tag zusehends, und ich nahm meinen Helm ab, dankbar, dass ich mir meinen klebrigen Zopf aus dem Nacken schütteln konnte.
    „Was verlierst Du sie auch, Artair!", grinste Brayan. „Sie ist Deine Seithand. Das heißt, Du musst sie beschützen."



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    Ich schnaubte empört. „Du hast recht - ich bin seine Seithand. Und das bedeutet, dass ich ihn beschütze. Und nicht umgekehrt."


    Brayan grinste und zog mich am Zopf. Dann musterte er den Schnitt, der beinahe seinen halben Unterarm bedeckte und der mit einem blutigen Lappen umwickelt war, und er sah dabei ziemlich zufrieden aus.
    „Das gibt eine sehr beeindruckende Narbe. Bald hab ich Dich eingeholt, kleiner Bruder. Wie viele Narben hast Du jetzt, Artair?"



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    „Er hat siebenundzwanzig", sagte ich und musterte die Wunde besorgt. Das sah übel aus. „Das müssen wir reinigen und versorgen."
    „Achtundzwanzig", entgegnete Artair geistesabwesend und betrachtete das Schlachtfeld. Erstaunt sah ich ihn an. Er drehte sich um und grinste mir zu. „Du kennst nicht all meine Narben, Neiyra."


    Er wandte sich ab und ließ seine Blicke wieder über das Schlachtfeld gleiten, und sah dabei zunehmend beunruhigt aus. „Diese Schlacht - sie hat mir nicht gefallen."
    „Nun ja", entgegnete ich sarkastisch, „wenn ich ehrlich bin, mir gefällt eigentlich keine Schlacht wirklich."



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    „Das meine ich nicht." Immer noch sah Artair besorgt aus. „Du weißt doch, wie die Cul´Dawr sind. Sie sind ein wilder, zügelloser Haufen. Aber diesmal - sie waren mehr als zwei Monde zu früh dran. Und sie waren disziplinierter und auch strategischer."


    Ich sah von Brayans Arm auf und dachte nach. Er hatte recht. Eigentlich war es jedes Jahr das gleiche. gegen Ende des Winters, nach den langen Monaten der erzwungenen Untätigkeit, fielen die Cul´Dawr über Caer Mornas her. Sie waren ein wirres Gemisch vieler, zum größten Teil verfeindeter Stämme, aber wenn der Frühling sich näherte, beanspruchte jedes Jahr einer der Stammesführer die Herrschaft über alle Stämme. Und um zu beweisen, was für ein großer Herrscher er war - und die Zeit bis zur Frühjahrsaussaat zu überbrücken - griffen sie uns an.

    Warum sie dieses Jahr schon zu Beginn des Winters losgezogen waren, war uns allen ein Rätsel. Um ein Haar hätten sie uns auf dem falschen Fuß erwischt.


    Jedes Jahr dachten sie, sie könnten uns überraschen, aber tatsächlich konnte man sie schon hören, wenn sie noch zwei Tagesmärsche entfernt waren, denn sie stritten sich meist schon unterwegs lautstark und machten dabei mehr Lärm als eine Horde Elefanten.



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    Sobald die ersten von ihnen Caer Mornas sahen, rannten sie los. Der ganze Angriff war jedes Mal völlig undiszipliniert und uneffektiv, und meistens fingen sie mitten in der Schlacht an, sich gegenseitig umzubringen.
    Wir hatten nie Mühe gehabt, sie abzuwehren und an einer Belagerung zu hindern.


    Aber dieses Jahr hatten wir Mühe gehabt.






  • „Sie hatten die Reihen geschlossen und haben koordiniert angegriffen", sagte ich nachdenklich.



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    „Und sie haben nicht mittendrin angefangen, ihren Nachbarn zu verprügeln", ergänzte Brayan, der jetzt zu Artair und mir aufschloss und ebenfalls das verwüstete Feld musterte.
    Artairs Miene verfinsterte sich immer mehr. „Sie waren entschlossen. Und es war fast so, als hätten sie vor etwas Angst, das sie antrieb."
    „Oder vor jemandem", warf ich ein.
    „Ein neuer Stammesführer?" Brayan wirkte skeptisch. „Einer mit einem Mindestmass an Intelligenz?"
    „Nein", entgegnete Artair. „Das war kein Cul´Dawr. Das trägt eine andere Handschrift. Ich weiß nur noch nicht, welche."



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    Plötzlich schoben sich dunkle Wolken vor die Sonne, und ein ahnungsvoller, eiskalter Schauer rann über meinen Rücken.





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    So, das war´s dann wieder für heute.


    Und jetzt noch zu
    Avaritia: Ich versteh Dich nicht falsch, keine Sorge. ;) Kein Problem, dass Du nicht lesen, sondern nur schauen willst. Und ich hab Dir natürlich erst nach diesem Kapitel geantwortet, weil Du vermutlich der lebende Beweis dafür bist, dass das Auge das sieht, was der Verstand glaubt - nach der Lektüre des Textes haben wohl die meisten geglaubt, es handele sich bei dem Ich-Erzähler um einen Mann. Da Du den Text aber nicht gelesen hattest, bist Du wohl gar nicht auf die Idee gekommen, die Frau an der Brüstung könne ein Mann sein. *Lach*


    Ein Outtake habe ich noch für Euch.
    Selbst auf Schlachtfeldern kommen die Nachbarn zu Besuch vorbei. Und obendrein scheinen sie aus der Zukunft zu stammen und bringen Hunde mit. Brayan war jedenfalls sehr besorgt. :D


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  • Sorry, dass ich erst jetzt kommentiere. Ich verbringe zur Zeit fast jede freie Minute im Krankenhaus bei einer Freundin und bin abends zu ko zum Denken. Nun nutz ich aber mal schnell meine Mittagspause für dich und deine neue atemberaubende Fortsetzung.


    Na also da hast du uns aber gewaltig an der Nase rumgeführt. Und sei mal ehrlich, das hast du doch mit Absicht gemacht, gell?
    Ich hab mir die Bilder wirklich noch mal angesehen und ich gestehe offen und ehrlich, dass ich nicht auf die Idee kam, es wäre eine Frau. Die Kleidung, das zusammengebundene Haar, das es ja auch als Frisur für den Mann gibt, samt Kriegserfahrungen, das ließ zunächst alles auf den Mann schließen. Und du hast es ja auch wohlweislich vermieden, uns den Erzähler von vorn zu zeigen. Ha, ich wunderte mich schon. Aber womöglich liegt die Ungläubigkeit ihrer Umgebung ja auch mit daran, dass man einer Frau solche Erlebnisse nicht zu traut? Fiel mir gerade so ein.
    Klasse, was für eine Scharade du da mit uns getrieben hast. Jaja, die Tricks der Schreiberlinge, gell?
    Mach ruhig in dem Stil weiter, das gefällt mir gut.


    Diese Unterhaltung nach der Schlacht, hat mir sehr gefallen. Vor allem das Narbenzählen und der eine Spruch: du kennst nicht alle meine Narben. Kann man sich fast schon bildlich vorstellen, wo der Ärmste da getroffen wurde und das Mitleid wächst. :)
    Und das Mädel ist ein richtig hübsches Ding. Dass sie ihren Kampfgefährten nicht reihenweise den Kopf verdreht, das wundert mich schon.


    Die Feinde, gegen die sie da kämpfen erscheinen mir recht interessant. Im Grunde nur ein lästiges Ärgernis, das jedes Jahr wiederkehrt, aber wenn sich aus der unorganisierten Horde auf einmal wirklich ein Heer bildet, das von jemand angetrieben wird, dann denkt man unweigerlich wieder an den Titel zurück. Die Zeiten werden finster. Wenn es wirklich Angst ist, was diese Horde antreibt, dann Gnade denen, die von ihr angegriffen werden.
    Aber wenn es keiner von ihnen ist, der sich da zum Stammesführer aufgeschwungen hat, wer ist es dann?


    Dass ich in deinen Bildern schwelge, muss ich das noch mal sagen? Ach doch, ich sags nochmal. Da hast du wieder soviel Arbeit reingelegt, in jedes einzelne von ihnen, dass einem wirklich einfach die Luft wegbleibt, was man alles machen kann.
    Das mit der Trage ist ja schon mal obercool, aber die Vervielfältigungen für das Bild der Angreifer ist ein Hammer. Ich muss wohl doch noch mal nen Kurs bei dir belegen in Fotobearbeitung. :)
    Lass dir ruhig Zeit mit den einzelnen Kapiteln, bei soviel Augenschmaus wartet man doch gern. *in die Ecke verkriech weil einfach Urlaub gemacht hat statt zu schreiben, schlechtes Mädchen ich bin*

  • Wieder herrliche Bilder! Auf eine Frau wäre ich auch nie gekommen und wo Artair seine Narbe hat,das kann man sich ja vorstellen,kein Wunder ,dass seine Schwester sie nicht zu sehen bekommt.

  • Einen schönen guten Morgen,


    jetzt gibt´s erst mal Kommibeantwortung, und dann gleich das dritte Kapitel.



    @Nery: Mach Dir bloß keinen Stress. Über Deine Freundin haben wir ja schon geredet, und was Du über "wahre Freunde" gesagt hast, ist leider nur zur wahr. Ich hoffe, es geht ihr mittlerweile besser.
    Ich hätte Euch mit Absicht an der Nase herumgeführt? "UnschuldigGuck* "VorSichHinpfeif* Sowas würde ich doch niiiiieeee machen. :D
    Nein, im Ernst, Du hast natürlich recht was die fehlenden Bilder von der Vorderansicht des "Helden" im Prolog angehen. Ich hatte überlegt, ob ich es Dir verrate, als Du den Prolog beta-gelesen hast (was´n das fürn Wort?!), hab mir dann aber gedacht, dass Du vermutlich mehr Spass hast, wenn ich es nicht verrate.
    Was Neiyra und das "Kopfverdrehen" ihrer Kampfgefährten anlangt - da schweige ich mich jetzt mal geheimnisvoll aus.
    Die Cul´Dawr und ihre "Verbindung" zu Caer Mornas hast Du sehr treffend charakterisiert. Irgendetwas ist tatsächlich anders als all die Jahre, und ob das noch weitere Folgen haben wird oder wer da nun dahinter steckt ... ich bin still. ;)
    Das Bild mit der Trage mag ich auch. Mit dem von den Angreifern bin ich jetzt schon wieder nicht mehr hundertpro zufrieden, wegen des eindeutig zu identifizierenden doppelten Kerls aus der Mite. Schimpf mich perfektionssüchtig. :roftl Aber wie sagte mein Lehrer im Ölmalkurs immer so schön, wenn er mir nach Wochen den Pinsel aus der Hand gerissen hat? "Irgendwann muss man ein Bild auch mal für fertig erklären". Wie recht er hat. Und deshalb bleibt es jetzt so, und der doppelte Kerl hat einen Zwillingsbruder. :D
    Und hab bloß kein schlechtes Gewissen, dass Du Urlaub gemacht hast. Wir lesen Catalina auch, wenn es länger dauert.



    @Dirgis: Vielen Dank für Deinen Kommi und Dein Lob! Ja, das mit dem Geschlecht der Heldin - da warst Du wirklich nicht die Einzige. Und über Artairs Narbe breite ich diskret den Mantel des Schweigens. :D



    An alle Kommischreiber und auch die stillen Leser nochmal ein herzliches Dankeschön!


    Und jetzt geht es mit dem dritten Kapitel weiter.
    Es ist leider seeeehr lang geworden, aber ich mochte es nicht aufteilen, weil es keine wirklich gut geeignete Stelle zum Trennen gegeben hat, ohne den Lesefluß zu stören. Und ich weiss auch nicht, ob ich nächste Woche Zeit für eine Fortsetzung habe.
    Wem es also zu lang ist, der kann ja eine Pause einlegen. ;)


    Viel Spaß!


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    Als wir hinter uns einen herannahenden Reiter hörten, wandten wir uns um und sahen einen Mann mit drei Handpferden auf uns zu kommen.
    „Neacall!", rief Artair. „Ich bin froh, Euch wohlauf zu sehen!"
    „Mein König." Neacall saß ab, legte die rechte Hand auf sein Herz und deutete eine Verbeugung an. „Mártainn schickt mich, nach Euch zu suchen. Er will dringend mit Euch sprechen."


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    „Was will denn der alte Knabe?", wollte Brayan wissen, aber Neacall machte eine Geste, die ihm bedeutete, dass er es nicht wisse.


    „Er wird sich die gleichen Gedanken machen wie wir. Und ich hoffe, dass er mehr weiß und etwas Licht ins Dunkel bringen kann", erwiderte Artair.
    „Mártainn weiß immer mehr als alle anderen", brummelte Brayan, „dazu ist er schließlich da."
    Er nahm Neacall eines der Pferde ab und saß auf.


    Ich lachte. „Ich bin mir nicht sicher, ob er Dir da zustimmen würde. Ich glaube, er ist der Meinung, dass der oberste Druide und Barde der Königreiche nicht dazu da ist, Dir zu erzählen, was Du noch nicht weißt."


    „Er erzählt mir vor allem Dinge, die ich gar nicht wissen will", grinste Brayan.


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    Artair wandte sich an Neacall. „Wie sieht es aus?"
    „Wir haben hohe Verluste, Herr." Neacall senkte den Kopf. Artair nickte. „Nehmt Euch alle Männer, die ihr braucht, und sorgt dafür, dass alle Verwundeten schnellstmöglich nach Caer Mornas zu den Heilern gebracht werden, und die Toten bringt zu ihren Familien."
    Er zögerte einen Moment. „Oder bestattet sie sofort. Das überlasse ich Eurer Weitsicht."


    „Was sollen wir mit den gefallenen und verwundeten Cul´Dawr machen, Herr?", wollte Neacall wissen.
    „Dasselbe wie mit unseren Männern", erwiderte Artair knapp, und ich erkannte seine Anspannung an der Art, wie er den Kiefer zusammen presste. „Die Verwundeten bringt zu den Heilern, und bestattet die Toten. Aber abseits von unseren Männern."


    Er saß auf, und wir wendeten die Pferde und galoppierten auf Caer Mornas zu.


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    Die hohe Mauer, die Caer Mornas wie einen Ring umgab, und das gewaltige Tor, mehr als sechs Männer hoch, kamen rasch näher. Als wir in seinen Schatten eintauchten, blickte ich nach oben, und ich kam mir beinahe wieder so klein vor wie damals, als ich es das erste Mal erblickte.


    Ich erinnerte mich daran, als sei es gestern gewesen.


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    Ich war noch ein Kind, und ich hatte Angst. Man hatte mich von meiner Mutter, meinem Vater und meinen Schwestern weg geholt, und nun wurde ich in diese Stadt gebracht, deren Größe mit nichts vergleichbar war, was ich jemals gesehen hatte.


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    Die Frau, die mich im Arm hielt, damit ich nicht aus dem Sattel stürzte, hatte wenig Worte mit mir gewechselt; und nachdem wir den ersten Hof erreicht hatten, saß sie ab und hob mich vom Pferd.


    Ein streng aussehender Mann kam auf uns zu, und plötzlich schlug die Panik wie eine Woge über mir zusammen.
    Ich riss mich los und rannte davon, und hinter mir hörte ich eine ruhige Stimme sagen: „Lasst sie laufen. Es kann ihr nichts geschehen, und sie muss sehr durcheinander sein. Wir werden…", aber den Rest konnte ich nicht mehr hören, denn ich hatte den Rand des Hofes erreicht und tauchte in die schützende Dunkelheit eines Gebäudes ein, das sich als Stall entpuppte.

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    Ich kletterte eine Leiter empor und verbarg mich im süß duftenden Heu, und eine Weile konnte ich nur mein eigenes, wild pochendes Herz hören. Aber dann drangen die Geräusche von spielenden Kindern an mein Ohr, und schließlich siegte meine Neugier.


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    Vorsichtig und misstrauisch lugte ich die Leiter hinab, und als ich niemanden sah, kletterte ich rasch wieder hinunter und verließ den Stall auf der Rückseite, denn von dort kamen die Stimmen.

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    Ich gelangte in einen kleinen Hof, in dem ein halbes Dutzend Kinder spielte. Als ich in das gleißende Sonnenlicht trat und sie mich sahen, verstummten sie verblüfft und musterten mich neugierig.
    Der größte und kräftigste von ihnen trat auf mich zu und schubste mich leicht.


    „Hey", sagte er, „wer bist Du denn? Und was willst Du hier?"


    Wenn ich das nur gewusst hätte. Ich schluckte hart und wollte antworten, aber meine Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an und ich bekam keinen Ton heraus.


    „Ha!", schrie der Junge plötzlich triumphierend, „Seht sie Euch doch mal an! Das muss sie sein!"

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    Er setzte ein gemeines Grinsen auf und schubste mich erneut.


    „So sieht eine aus, die so hässlich ist, dass ihre eigene Mutter sie nicht mehr haben will!"
    Er lachte laut gröhlend, und die anderen Kinder stimmten in sein Gelächter mit ein.


    Heiße Tränen schossen in meine Augen, und der Schmerz über all das Unerklärliche, das mir zugestoßen war, erfüllte meinen ganzen Körper; und plötzlich schien etwas in mir zu zerspringen. Was zu viel war, war zu viel.

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    Ich stieß einen Schrei aus und rammte dem Jungen meine Faust in den Magen.
    Er schnappte verblüfft nach Luft, doch dann sah ich etwas in seinen Augen aufblitzen, und er stürzte sich unter dem anfeuernden Gejohle der anderen Kinder auf mich.


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    Ich hatte keine Chance, er war doppelt so groß und schwer wie ich. Als ich das Gefühl hatte, jeden Moment ersticken zu müssen, hörte ich plötzlich eine Stimme.
    „Uisdean", sagte sie, „verprügelst Du wieder kleine Mädchen?"


    „IchbnknklnMdchn", presste ich hervor, aber mir war schon klar, dass niemand mich verstehen konnte.
    Uisdean schien der Bursche zu sein, der auf mir lag, denn plötzlich war der Druck auf meiner Brust weg und ich schnappte nach Luft.


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    Ich schielte nach oben und sah einen blonden Jungen, gefolgt von einem dunkelhaarigen, die langsam auf meinen Angreifer zu gingen.


    Der sah mit einmal recht kleinlaut aus.
    „Ich hab gar nix gemacht, Brayan, wirklich!", beteuerte er, „Sie hat angefangen!"
    Und er deutete anklagend auf mich. Der dunkelhaarige Junge hob zweifelnd eine Augenbraue, und der blonde, dessen Name Brayan zu sein schien, sagte mit trügerisch sanfter Stimme: „Warum kann ich das nur nicht glauben?"

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    Und dann, lauter: „Ich sage Dir heute zum letzten Mal, dass Du Dich mit gleich starken Leuten anlegen sollst, wenn Du Dich prügeln willst." Er grinste. „Oder mit mir", fügte er hinzu, und ehe Uisdean noch reagieren konnte, hatte er Brayans Faust auf dem Auge und ging zu Boden.


    Er rappelte sich auf und warf Brayan einen hasserfüllten Blick zu. „Kommt", sagte er zu den anderen Kindern, und in kürzester Zeit war der Hof leer.


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    Die beiden Jungen beugten sich über mich und streckten mir helfend die Hände entgegen, aber ich zog es vor, ohne Hilfe aufzustehen. Mein Stolz war schon angeschlagen genug.


    Dann standen wir drei uns zum ersten Mal gegenüber, und wir sahen uns genau an. Und ich konnte etwas spüren, das ich nicht benennen konnte. Etwas Intensives.


    Plötzlich ging ein Strahlen über das Gesicht des blonden Jungen.
    „Natürlich!" stieß er hervor. „Du musst Neiyra sein!"


    „Ja", sagte ich misstrauisch.
    Der Junge stieß ein glucksendes Geräusch aus, und ehe ich mich versah, war er mir um den Hals gefallen.
    Ich fing an zu zappeln, und er ließ mich wieder los.
    „Ich bin Brayan", sagte er, „und Du bist meine neue Ziehschwester!"

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    „Wirklich?", fragte ich verwirrt, aber Brayan strahlte noch immer.
    „Ja, natürlich! Mein Vater hat es mir genau erklärt. Du wirst bei uns leben!"
    „Oh", murmelte ich, denn ich hatte das Gefühl, dass er irgendetwas von mir hören wollte.


    „Du musst Dir keine Gedanken wegen Uisdean machen", fuhr Brayan fort.
    „Er ist ein gemeines, kleines Stinktier, aber wir haben ihn ganz gut im Griff. Das ist übrigens Artair, er ist mein Ziehbruder. Und natürlich jetzt auch Deiner."


    Der schweigsame, dunkelhaarige Junge reichte mir die Hand und blickte mir in die Augen. Die seinen waren unglaublich blau, während die Brayans ein warmes Braun hatten.


    Ich schniefte noch einmal kurz.
    „Warum tut dieser Uisdean sowas?", wollte ich wissen.
    „Er piesackt gerne Schwächere", erklärte Brayan. „Mit uns hat er das früher auch gemacht, weil wir auch anders sind. Aber dann waren wir irgendwann kräftig genug und haben ihn ordentlich verdroschen. Seitdem lässt er uns in Ruhe."


    „Warum seid ihr anders?", wollte ich wissen.
    Brayans Blick verdunkelte sich. „Meine Mutter. Sie ist irgendwann einfach … verschwunden. Und dann tauchte sie plötzlich wieder auf und hat nicht mehr geredet. Sie hat gar nichts mehr gesagt."
    Ich konnte die Trauer und Verzweiflung in seiner Stimme hören. „Und dann, nach ein paar Tagen, ist sie einfach gestorben."


    Er schwieg kurz. „Und Artair ... Artair hat gar keine Eltern mehr, deshalb ist er ja auch der König."


  • Ich musterte den mageren Jungen überrascht. „Du siehst nicht aus wie ein König."
    „Nein, ich weiß", entgegnete Artair ernst. „Ich fühl´ mich auch nicht wie einer. Und Mártainn sagt mir immer, ich handele auch nicht wie einer."

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    „Mártainn ist sein Lehrer, und Du solltest ihm aus dem Weg gehen. Er beherrscht Magie", flüsterte mir Brayan zu.
    „Jedenfalls", fuhr er dann lauter fort, „haben wir Uisdean bessere Manieren beigebracht. Und dann habe ich etwas zu ihm gesagt, das ihn dazu gebracht hat, die anderen Kinder in Ruhe zu lassen."


    „Einer deiner dämlichen Einfälle", grinste Artair.
    „Aber wirkungsvoll, oder?", erwiderte Brayan.


    „Was? Was denn?", ich zappelte ungeduldig. „Was hast Du ihm denn gesagt?"


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    „Ich hab´ ihm gesagt, dass Artair ihn in den Kerker werfen lassen würde, wenn er die anderen Kinder nicht in Ruhe lässt. Und ihn nie wieder raus lässt. Schließlich ist er der König. Seitdem hat er schreckliche Angst vor Artair."
    „Würdest Du das wirklich tun?", fragte ich Artair erschrocken.
    „Nein, natürlich nicht!", entgegnete er ruhig.
    „Artair tut niemals irgend etwas Unehrenhaftes", fügte Brayan ernst hinzu.


    Und plötzlich fühlte ich mich gut. Der Schmerz war nicht vorbei und auch nicht vergessen, aber ich fühlte mich auf einmal geborgen. Ich sah Artair und Brayan an, und die beiden erwiderten meinen Blick.
    Dann nahm Brayan meine linke Hand und ergriff auf der anderen Seite Artairs, und Artair tat es ihm gleich und nahm meine rechte Hand in die seine, und wir standen in der Sonne und bildeten einen perfekten Kreis.

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    „Wir drei", flüsterte Brayan, „wollen immer zusammen halten, nicht wahr?"
    „Ja", sagte Artair voller Inbrunst, und ich sah ihn zum ersten Mal wirklich lächeln; und dieses Lächeln drang direkt in mein Herz. Und ich nickte.




    „Träumst Du, Neiyra?" Artairs Worte holten mich in die Gegenwart zurück.
    Wir hatten den ersten Innenhof erreicht, und ich konnte in der Ferne Mártainn und Dian, Brayans Vater, ausmachen, die Artair schon zu erwarten schienen.


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    „Ich gehe zu den Heilern und sehe, ob ich helfen kann", sagte ich. „Und ich nehme Brayan gleich mit, ich will mir seinen Arm ansehen."
    „Oh, nein!", protestierte Brayan entsetzt. „Du wirst nichts dergleichen tun!"


    Artair lachte. „Du stürzt Dich brüllend auf drei Cul´Dawr, die Dich um Haupteslänge überragen, und hast Angst, mit Neiyra zu gehen und diese lächerliche Wunde versorgen zu lassen?"
    „Sie ist immer so streng zu mir", jammerte Brayan.
    Artair lachte nochmal. „Ich komme nach, sobald ich kann", sagte er dann zu mir.


    Er wandte sich ab und wollte sich schon entfernen, da zögerte er plötzlich und drehte sich nochmal um.


    „Schließt die Tore", rief er mit lauter Stimme.


    Die Torwächter sahen ihn verwundert an, und ich konnte ihr Erstaunen verstehen. Seit ich zurückdenken konnte, waren die Tore von Caer Mornas niemals am Tage geschlossen worden.
    Aber ich hatte das gleiche, bedrohliche Gefühl von nahendem Unheil, das auch Artair zu diesem Befehl veranlasst haben musste.


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    Und als die mächtigen Tore mit einem dumpfen, dunklen Ton zufielen, schien es mir, als sei irgendetwas unwiederbringlich verloren gegangen.



    So, das war´s dann für heute. Ich hoffe, ihr hattet Spass!

  • Liebe Julsfels,


    nun muss ich doch auch mal einen Kommi hier lassen. Ich bin gerade völlig im letzten Kapitel versunken. Du schreibst, es wäre ein bißchen lang, also von mir aus hätte es noch doppelt oder dreifach so lang sein dürfen. Diese Welt zieht einen richtig in seinen Bann und man vergisst alles außenherum.


    Das liegt nicht nur an diesen einzigartigen Bildern (der Hintergrund!!! Sagenhaft!) die einfach wahnsinnig authentisch sind (was für eine Arbeit und Bastelei das gewesen sein muss...) sondern auch daran, wie Du schreibst und beschreibst.


    DAs einzige, was mich zurzeit noch ein bißchen durcheinander bringt, sind die vielen (sehr schönen!) fremdartigen Namen, die ich noch nicht alle so ganz zuordnen kann, aber das wird natürlich mit der Zeit kommen, wenn man die Personen besser kennenlernt.


    Diese Fotostory ist bisher für mich mit noch keiner, die ich gelesen habe, vergleichbar vom Stil, von der Arbeit, die darin steckt, von allem und auch der Story, die wahnsinnig spannend, mystisch und geheimnisumwoben scheint.


    Ich freue mich sehr auf eine neue Fortsetzung! :applaus