Appolonia:
Ja, Lisa ist ziemlich egoistisch. Allerdings ist sie gleichzeitig nicht wirklich hell genug dazu, das zu ihrem Vorteil auszunützen, was ihr im Verlauf der Story immer mehr zum Verhängnis werden könnte.
Naja, also meine Lehrer tun auch so alles Mögliche im Unterricht. Eine hat sogar einmal während einer Schularbeit Zeitung gelesen. Da dachte ich ein bisschen Cappucinotrinken wird ja wohl noch erlaubt sein x)
@Dirgis:
Stimmt, mir ist schon oft in meinem Freundeskreis (und leider auch bei mir selbst) aufgefallen, dass Frauen immer eher die Schuld bei sich suchen. Daher wollte ich das Thema mal anschneiden.
Als ich den Text geschrieben habe, wie Lena die Nummer gelöscht hab, hab ich mich ehrlich gesagt diebisch gefreut. Macht euch da mal keine Sorgen, als rachsüchtige Simsspielerin lasse ich ihn sicher nicht so einfach davonkommen x)
Soo genug herumgefaselt, jetzt gibt´s wieder eine Fortsetzung:
Die Liebe gewinnt mit der Nähe zum Tod an Dichte
(Gabriel Garcia Marquez)
David hatte keine Ahnung, wie lange er schon da hockte. Waren es Stunden, Tage, Wochen? Es schien ihm fast so, als wäre er schon immer dort gewesen. Alles andere schien ewig weit weg, als wäre es Jahre her, ja sogar in einem anderen Leben passiert. Als wäre alles andere nur ein Traum gewesen, an den er nur vage Erinnerungen hatte und das hier war die Wirklichkeit. Doch es schien ihm unmöglich, sich zu bewegen, unmöglich, auch nur aufzustehen. Er war absolut passiv, als wäre er gar nicht mehr lebendig. Er konnte kaum noch denken, fühlte nicht einmal viel. Nur diesen extremen Schock. Dieses Gefühl, dass hier irgendetwas unheimlich war, etwas, das ihn lähmte und nicht los ließ. Der Anblick war einfach nur zu grauenhaft.
Leichen! Überall! Der Raum war über und über voll mit ihnen! Ängstlich kauerte sich David zusammen. Alle mit kahl rasierten Köpfen. Das Gesicht und der Körper waren mit einem weißen Tuch bedeckt, nur der Hinterkopf und die Füße ragten heraus. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als hier wegzukommen, war er noch immer wie gefesselt. Er konnte nicht einmal seinen Blick abwenden, als würde eine unsichtbare Hand ihn festhalten und zwingen, hinzusehen.
Zum ersten Mal seit er hier war, wagte er es, seinen Blick durch den Raum schweifen lassen. Vorher war die Angst, etwas noch viel unheimlicheres zu entdecken größer. Moment mal…War da etwa ein Platz frei? Mühevoll zwang er sich, aufzustehen. „Kämpf gegen diese Angst an! Los, steh auf!“, sagte er sich immer wieder. Als er es endlich geschafft hatte, hatte er Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Seit Ewigkeiten hatte er nichts mehr gegessen und die ständige Sitzerei auf dem kalten Boden hatte ihr Übriges getan. Er wankte zu der Ablage. Tatsächlich. Dort war keine Leiche. David wurde noch kälter. Beinahe wäre er umgefallen, doch er konnte sich gerade noch an dem Eisengestell festhalten. Er benötigte all seine Energie, um nicht wieder in den lähmenden Schockzustand zu verfallen. Für wen war diese Ablage gedacht? – sein erster klarer Gedanke seit Ewigkeiten. Moment mal…PENELOPÉ! Davids Herz begann im Rekordtempo zu schlagen, als er sich erinnerte, warum er eigentlich hier war. Mit einem Mal war die Verzweiflung wieder da. Er musste sie finden!
Er entdeckte eine Tür auf der anderen Seite des Raumes und rannte auf sie zu, so schnell er konnte. Er hatte das törichte Gefühl, er könnte die verlorene Zeit, in der er in dem Raum gesessen hatte dadurch wieder aufholen. Als er die Türe öffnete, blieb er abrupt stehen. „Beruhige dich! Du solltest jetzt sehr bedacht vorgehen!“, sagte er zu sich selbst. Leise trat er ein und sah sich erst einmal um. Die Einrichtung erinnerte ihn an ein improvisiertes Krankenhaus oder Forschungsinstitut. Dann erkannte er einen Käfig. Oh Gott! Sein Herz schlug noch schneller, als es ohnehin schon tat. Er konnte nicht mehr nachdenken, er musste einfach hinlaufen.
Beinahe hätte er sie gar nicht erkannt. Ihr Gesicht war voller Narben und die Haare standen ihr strubbelig vom Kopf ab. Sie trug einen dieser merkwürdigen, kurzen Patientenkittel. Für einen kurzen Augenblick beäugte er ihre Figur. Oh Gott, sie war einfach hinreißend! „Du Idiot! Wie kannst du nur jetzt an so etwas denken?“, schalt er sich selbst. Er trat näher auf sie zu. Ängstlich sah sie ihn an und ihr Blick zerriss ihm fast das Herz. Er krallte sich an die Gitterstäbe. „Penelopé!“, flüsterte er, „was haben die bloß mit dir gemacht?“ Und Tränen füllten seine Augen.
Sarah schritt auf das Bücherregal zu. Sie war zwar normalerweise nicht unbedingt eine Leseratte, im Gegenteil, lesen langweilte sie. Doch genau diese Langeweile brauchte sie jetzt. Vielleicht würde sie das beruhigen. Als sie jedoch die Buchtitel las, wurde sie noch unruhiger. „Bettsport für Anfänger – 100 Tipps und Tricks“, war noch das Harmloseste. Alles andere hörte sich nur noch nach Hardcorepornos an. Sarah spürte einen Stich im Magen. Der Ekel stieg ihn ihr hoch. „Ja, ich weiß, das Bücherregal ist etwas kaputt“, hörte sie eine Stimme hinter sich. Sarah drehte sich um.
„Tara hat das gemacht. Sie hat manchmal ihre Phasen, weißt du? Aber sonst ist sie eigentlich ganz nett.“ Das Mädchen schien sich etwas beruhigt zu haben. Sie sprach jetzt etwas lauter und schluchzte auch nicht mehr. Nur ihre Augen waren noch gerötet. „Ich bin übrigens Doria“, sagte sie und streckte Sarah die Hand hin. Diese schüttelte sie. „Sarah. Nett, dich kennen zu lernen. Auch, wenn die Umstände etwas…komisch sind.“ Doria nickte. „Wie lange bist du schon hier?“, fragte Sarah. „Ich weiß nicht mehr…ein paar Wochen, denke ich. Vielleicht auch nur ein paar Tage…ich glaube, ich habe mein Zeitgefühl verloren. Die blaue Frau holt mich immer und sagt es ist Nacht, ich muss arbeiten. Aber ich glaube, es ist gar nicht immer Nacht. Ich glaube, sie stellen das Licht so ein, dass der Tag kürzer ist als die Nacht. Viel kürzer. Wie man es in Legebatterien macht, damit die Hühner öfter Eier legen.“
Sarah nickte, obwohl sie nicht wirklich verstand, was Doria meinte. Eigentlich wollte sie es auch gar nicht verstehen, denn allein eine leise Ahnung davon machte ihr Angst. Offensichtlich war Doria nicht ganz normal. „Die blaue Frau“- Wer war denn damit bitte gemeint? Wahrscheinlich hatte man diesem Mädchen irgendwelche Drogen gegeben, damit sie halluzinierte. Wie auch immer, Sarah interessierte eigentlich nur, wie sie so schnell wie möglich hier raus kam. Und Doria schien ihr dabei nicht gerade behilflich zu sein. Also brauchte sie jetzt erst mal ihre Ruhe, um nachdenken zu können. „Ich gehe jetzt besser schlafen. Ich bin müde.“ Doria´s Augen weiteten sich. „Ist…ist jetzt Nacht?“, flüsterte sie ängstlich. „Nein, ich…bin nur müde“, antwortete Sarah, eigentlich nur, um sie zu beruhigen.
(geht gleich weiter)