Ich erinnere mich: Einmal, an einem Abend, sass ich in der S-Bahn. Wollte von Charlottenburg zur Friedrichstraße fahren. Am Bahnhof Zoo stieg ein Mädchen ein. Und setzte sich in meiner Nähe auf eine Bank. Sie zog die Knie hoch und stellte die Füße auf dem gegenüberliegenden Sitz ab. Der Kopf sank gegen die Fensterscheibe. Sie schlief ein. Sie hatte schulterlanges, lockiges, schwarzes Haar. Ihr Gesicht war so friedlich. Es war, als würde sie von etwas ganz Schönem träumen. Ich stieg nicht an der Friedrichstraße aus. Ich blieb sitzen. Bis die Bahn die Endhaltestelle erreicht hatte. Sie schlief immer noch. Ich fasste sie an der Schulter an.
"Wach auf!", sagte ich leise."Der Zug fährt nicht weiter."
Und dann öffnete sie die Augen und sah mich erschrocken an. Ein paar Sekunden vergingen.
"Wovon hast du geträumt?", fragte ich. Sie antwortete nicht. Sie sprang auf, nahm ihre Tasche und sprang hinaus. Ich sprang auch raus.
"Wovon hast du geträumt?", schrie ich ihr nach.
"Wovon hast du geträumt?"
Aus Der vogel ist ein Rabe von Benjamin Lebert.
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Wie auch immer, am Freitagmorgen fängt dieser Typ, den ich noch nie zuvor gesehen habe, an, die Abteilung “Britischer Pop S-Z” durchzublättern, stößt einverblüffendes Keuchen aus und hastet zur Ladentheke, das Cover an die Brust gepresst, als fürchte er, jemand könne es ihm entreißen. Und dann zückt er seine Brieftasche und bezahlt sie, sieben Eier, einfach so, kein Versuch zu feilschen, kein Bewußtsein von der Tragweite seiner Tat. Ich lasse ihn von Barry bedienen – es ist seine Stunde – und Dick und ich beobachten mit angehaltenem Atem jede Bewegung. Es ist, als wäre er hereingekommen, hätte sich mit Benzin übergossen und ein Streichholzbriefchen aus der Tasche gezogen. Wir wagen erst auszuatmen, als er das Streichholz angezündet und sich selbst in Brand gesetzt hat, und als er weg ist, lachen wir und lachen und lachen. Es gibt uns allen Zuversicht: Wenn jemand einfach reinkommen und die LP der Sid James Experience kaufen kann, dann kann auch alles andere Gute jederzeit geschehen.
Nick Hornby, High Fidelity
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Bill war hereingekommen und hatte seinen Vater neben Georges Bett knien sehen (seine Mutter bezog es immer noch frisch, nur dass sie es jetzt einmal in der Woche machte anstatt zweimal wie zu Georgies Lebzeiten), den Kopf in seinen muskulösen, behaarten Armen vergraben. Erschrocken hatte Bill festgestellt, dass sein Vater weinte.
„D-D-Dad..."
"Geh, Billy", hatte sein Vater gesagt. Seine Stimmte klang erstickt und schwankte. Sein Rücken hob und senkte sich, und Bill hätte ihm gern die Hand auf den Rücken gelegt, traute sich aber nicht. „Lass mich allein."
Er war durch den Flur geschlichen und hatte seine Mutter unten in der Küche weinen gehört. Es klang schrill und hilflos, und Bill hatte gedacht: Warum weinen sie so weit voneinander entfernt? Er hatte keine Antwort auf diese Frage gefunden. "
Die Anbetung von Dean Koontz
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"you'll find someone to love someday and you'll be very happy." She regarded him a quiet moment before speaking. "Maybe that's the difference between you and me, Jack. You think falling in love will make you whole. I think it could crack me wide open."
(Mounting Desire)