~Wie Feuer und Wasser~ [beendet]

Heute geht es wieder weiter. Ich danke Santine, Thiara, Laurent, keira, donnibärchen und Smeagol *knutscha*

„Jetzt, wo wir hier sind, bekomme ich plötzlich ganz weiche Knie“, meint Chrissy. „Ihr auch?“
Caroline und ihre Freunde haben am Abend zuvor eine Bittschrift verfasst und während des ganzen Vormittags in der Schule Unterschriften gesammelt. In der Mittagspause sind sie gemeinsam zum Rathaus gezogen.
„Ich hab auch ziemliche Angst“, gesteht Maria. „Und du, Cara?“
„Cara doch nicht. Die hat schon ihr Rambo-Gesicht“, flachst Randy. „Ihr wisst ja, wie sie ist, wenn sie für einen guten Zweck kämpft.“

Caroline wirft Chrissy einen Blick zu. Wenn ich doch nur so geradeheraus wäre wie sie, denkt sie. Warum kann ich nicht einfach zugeben, dass ich Angst habe? Caroline würde am liebsten umkehren, nur bringt sie es nicht fertig, alle anderen, die so fest an sie glauben, zu enttäuschen.
Sie holt tief Luft. „Kommt, sonst ist die Mittagspause zu Ende, und wir dürfen heute Nachmittag alle nachsitzen.“
„Cara hat recht“, meint Justine. „Wenn wir noch länger hier rumstehen, holen wir uns alle eine Lungenentzündung.“ Ein scharfer Wind fegt um das Gebäude.

„Na, dann los“, meint Alex. Er nimmt Carolines Hand und drückt sie.
Die Gruppe marschiert durch einen langen, kalten Flur und bleibt dann vor der Tür mit dem Schild „Planungsabteilung“ stehen. Caroline wirft Alex noch einen letzten nervösen Blick zu, bevor sie entschlossen die Klinke herunterdrückt.

Eine Sekretärin blickt von ihrem Laptop auf. „Frau Mündel erwartet euch schon“, sagt sie nicht besonders freundlich und drückt auf eine Taste der Gegensprechanlage. „Die Abordnung von Maxwell High ist da, Frau Mündel. Ja, ich schicke sie rein.“

Die Dame steht auf, als Caroline und ihre Freunde das Büro betreten, und strahlt, als bekäme sie gerade Besuch von ihren Lieblingsenkeln. „Wie nett, dass ihr gekommen seid. Wie ich höre, wollt ihr euch mit mir über einen Park unterhalten?“
Caroline spürt, wie jemand ihr von hinten einen kleinen Schubs gibt. Einen schrecklichen Moment lang hat sie das Gefühl, ihre Kehle wäre wie zugeschnürt, aber dann hört sie sich mit ruhiger, fester Stimme sagen: „Das stimmt. Es geht um den Nob-Hill-Park neben der Maxwell High. Sie wollen dort ein Parkhaus bauen.“

„Ja“, bestätigt Frau Mündel. „Die Greater-Bay-Baugesellschaft hat die Genehmigung dazu erhalten. Die Bewohner der neuen Appartementblocks brauchen Parkplätze für ihre Autos.“
„Aber wer hat der Baugesellschaft die Genehmigung erteilt?“ platzt Justine heraus. „Die Leute lieben doch ihren Park…“
„Die Baugenehmigung ist auf ganz korrektem Weg erteilt worden“, erklärt Frau Mündel kühl. „Der Planungsausschuss hat in öffentlicher Sitzung darüber beraten. Ihr hättet Gelegenheit gehabt, eure Einwände dort vorzubringen.“
„Wann hat die Sitzung denn stattgefunden?“ erkundigt sich Caroline höflich.

Frau Mündel blättert in ihren Akten. „Am 18. Juli“, sagt sie nach einer Weile, „abends um acht.“
„Aber da hatten wir Ferien“, ruft Maria aufgebracht. „Woher hätten wir das denn wissen sollen? Wir benutzen den Park nur, wenn wir Schule haben.“
„Wir nehmen nämlich unsere Brotzeit immer dorthin mit“, fügt Justine hinzu.
„Verstehe“, meint Frau Mündel. „Ich wusste bis jetzt gar nicht, dass ihr das Schulgelände mittags verlassen dürft.“
Caroline schluckt. „Es geht ja nicht nur um uns, Frau Mündel“, erklärt sie. „Der Park wird von vielen Leuten benutzt, und Sie nehmen der Öffentlichkeit eine Erholungsmöglichkeit weg, damit ein paar Privilegierte ihre Autos dort abstellen können. Ich finde das nicht fair.“

Frau Mündel lächelt nachsichtig. „So gesehen hast du natürlich Recht. Aber das ist nicht die ganze Geschichte. ‚Greater Bay’ hat einen Geländetausch mit uns vorgenommen. Sie hatten ein großes Grundstück in Strandnähe, das sie nicht brauchten, und haben es der Stadt zur Anlage eines neuen Parks zur Verfügung gestellt. Wir werden also einen viel größeren, schöneren Park bekommen als den, um den es euch geht.“
„Bloß werden wir ihn nicht benutzen können“, wendet Caroline ein. „Was nützt ein Park am Meer den Leuten, die bis jetzt immer im Nob-Hill-Park spazieren gegangen sind?“
„Der Planungsausschuss muss die Stadt als Ganzes betrachten“, belehrt Frau Mündel sie. „Der neue Park wird somit einer viel größeren Anzahl von Bürgern zur Verfügung stehen.“

Caroline öffnet ihre Tasche. „Ich habe hier eine Bittschrift mit 2 000 Unterschriften von Schülern und Anwohnern des Parks“, sagt sie. „Mindestens 2 000 Leute wollen, dass der Park erhalten bleibt.“
„Na, ihr wart aber fleißig“, meint Frau Mündel beeindruckt.
„Wir wollten Ihnen beweisen, dass es nicht nur um ein paar Schüler der Maxwell High geht“, fährt Caroline fort. „Das ganze Viertel will den Park behalten. Es muss doch einen Weg geben, den Planungsausschuss davon zu überzeugen, dass man die Wünsche von so vielen Leuten nicht einfach übergehen kann.“
„Tja“, meint Frau Mündel, „dann lasst eure Petition doch einfach hier, und ich lege sie nächste Woche dem Planungsausschuss zur Beratung vor. Wie klingt das?“

„Nicht schlecht“, stimmt Caroline zögernd zu. „Aber – werden Sie die Petition wirklich dem Ausschuss vorlegen?“
„Aber sicher“, erklärt Frau Mündel ein wenig pikiert.
Caroline holt tief Luft. „Gut. Aber wenn der Ausschuss unsere Bitte abschlägt, dann legen wir die Unterschriften dem Bürgermeister und der Presse vor. Letztes Jahr haben wir gekämpft, um ein paar alte Häuser vor dem Abriss zu bewahren, und wir haben gewonnen. Ich könnte mir vorstellen, dass es dieses Mal auch klappt.“
„Ich sehe, du bist eine sehr energische junge Dame“, meint Frau Mündel lächelnd zu Caroline. „Habt ein bisschen Geduld. Wir tun unser Bestes, okay?“
„Ja, vielen Dank, Frau Mündel“, stößt Caroline erleichtert hervor.

Draußen vor der Tür dreht sie sich triumphierend zu den anderen um. „Seht ihr, was ich gemeint habe? Wenn man solche Sachen mit den Leuten ganz ruhig und diszipliniert bespricht, dann hören sie einem wirklich zu.“
„Ich glaube, die vielen Unterschriften haben sie echt beeindruckt“, meint Justine.
„Habt ihr gemerkt, was sie für ein Gesicht gemacht hat, als ich mit der Presse gedroht habe?“ fragt Caroline lachend.
„Du warst ganz große Klasse, Cara“, sagt Chrissy bewundernd. „Ich schätze, der Park wird demnächst ‚Caroline-Kirby-Gedächtnispark’ heißen.“
„Hey, ich hab aber nicht vor, so bald zu sterben“, gibt Caroline fröhlich zurück.
„Vielleicht stellen sie ja sogar eine Statue von dir auf, Cara“, flachst Randy.
„Und dann setzen sich dauernd die Tauben auf deinen Kopf“, ergänzt Alex.

Auf dem Rückweg zur Schule denkt Caroline noch einmal über das Gespräch nach. „Du bist eine sehr energische junge Dame“, hat Frau Mündel gesagt.
Ich hab’s geschafft, denkt sie. Ich hab’s wirklich geschafft. Ich hab mit einer ganz wichtigen Person gesprochen und dabei nicht mal gestottert. Ich war ganz cool und hab sie überzeugt. Wenn es darauf ankommt, bin ich kein bisschen schüchtern.
Sie lächelt still vor sich hin. Die anderen haben ihr geholfen, aber sie, Caroline Kirby, ist ihre Sprecherin gewesen.

„Hey, Leute!“ ruft Tracy, als sie auf den Schulhof kommen. „Da wartet ein richtiges Empfangskomitee auf uns. Jetzt tragen sie uns bestimmt auf den Schultern herum, wie sie es immer machen, wenn das Football-Team gewonnen hat.“
„Hoffentlich nicht“, meint Justine entsetzt. „Ich hab doch heute einen Rock an. Und Cara auch!“
„Mensch, Leute! Die ganze Prominenz ist da“, wundert sich Randy. „Marvin Jones persönlich!“

Marvin und seine Football-Kameraden sitzen auf einer Bank, aber sie stehen alle gleichzeitig auf, als Caroline und ihre Freunde erscheinen. „Wetten, dass ihr es nicht geschafft habt, an unsere Stadthäuptlinge ranzukommen?“ meint Marvin grinsend.
„Oh doch!“ erklärt Caroline stolz, und dabei geht ihr auf, dass sie zum allerersten Mal mit Marvin Jones spricht. „Wir haben mit einer Dame vom Planungsausschuss gesprochen. Sie will unsere Petition bei der nächsten Sitzung vorlegen.“
Marvin grinst. „Bis dahin haben sie das Parkhaus doch längst hochgezogen. Die Tante hat euch glatt reingelegt.“
„Wie kommst du denn auf die Idee?“ meldet sich Chrissy zu Wort. „Sie hat uns fest versprochen…“

„Wir waren gerade in eurem Park“, fällt Marvin ihr ins Wort. „Der Bagger ist schon bei der Arbeit. Was sagt ihr jetzt?“
„Was?“ schreit Caroline fassungslos.
„Ja“, meint Todd grinsend. „Ich wette, dass sie da heute noch ein ziemlich großes Loch graben.“
„Diese scheinheilige, verlogene, gemeine…“ Chrissy ist sprachlos.
„Kommt, wir rennen mal schnell rüber“, schlägt Alex vor. „Vielleicht können wir die Arbeiten stoppen. Frau Mündel hat bestimmt nur noch keine Zeit gehabt, den Baggerführer zu unterrichten.“
„Wir kommen mit“, erklärt Marvin und dreht sich zu seinen Kameraden um. „Bin mal gespannt, wie die es schaffen wollen, einen Bagger zu stoppen.“

Und jetzt könnt ihr fleißig eure Meinungen zu der FS schreiben :thiva

Ein dickes, fettes Dankeschön geht an Santine, Smeagol, keira, Thiara, donnibärchen, Laurent und Vanillagirl! Ohne euch würde mir die Fotostory-Schreiberei sicher nicht so großen Spaß machen!

Ein paar Minuten später trifft die ganze Gruppe am Tor des Parkes ein. Vor dem Eingang steht ein großer gelber Bulldozer, Planierraupe und Bagger in einem.
Ein Mann klettert gerade hinauf, und Caroline läuft eilig zu ihm hin.
„Sie haben doch sicher den Auftrag erhalten, Ihre Arbeit zu unterbrechen, oder?“ fragt sie ein bisschen außer Puste.
„Was soll ich haben?“ fragt der Mann verständnislos.
„Die Anweisung, mit der Arbeit aufzuhören“, wiederholt Caroline. „Wir kommen gerade vom Rathaus, wo wir eine Bittschrift überreicht haben, weil wir wollen, dass dieser Park erhalten bleibt. Der Ausschuss will noch mal beraten.
„Das ist das erste, was ich höre“, meint der Baggerfahrer. „Ich hab den Auftrag, hier alles platt zu machen und die Baugrube für ein Parkhaus auszuheben.“

„Aber den Auftrag haben Sie bekommen, bevor wir mit der Dame vom Planungsausschuss gesprochen haben“, wendet Justine verzweifelt ein.
„Junge Dame, wenn die im Rathaus wollten, dass ich aufhöre, dann hätten sie es mir schon mitgeteilt. Der Bauleiter war vor zwei Minuten noch hier. Er hat keinen Ton davon gesagt, dass ich aufhören soll.“
„Können Sie nicht noch mal mit ihm reden, bevor Sie anfangen?“ bettelt Caroline. „Da muss es irgendein Missverständnis gegeben haben.“
„Ich brauche mit niemandem zu reden“, sagt der Mann ungeduldig. „Ich hab nen Auftrag, und den führe ich auch aus. Ich hab keine Lust, Ärger mit dem Boss zu kriegen. Und jetzt seid liebe Kinder! Geht wieder in die Schule und lasst mich meine Arbeit machen. Okay?“

Der Mann klettert auf den Fahrersitz, und der starke Motor springt mit einem gewaltigen Dröhnen an.
Caroline blickt sich verzweifelt um. Inzwischen sind ihnen weitere Mitschüler zum Park gefolgt. Plötzlich kommt ihr eine ganz verrückte Idee.
„Wir müssen eine Menschenmauer bilden!“ ruft sie. „Wir müssen ihn aufhalten!“

Alex dreht sich zu den anderen um. „Stellt euch in einer Reihe auf! Der Bursche fährt uns todsicher nicht um. Schnell, bevor er loslegt!“
Das Echo ist unterschiedlich. „Soll das ein Witz sein?“ brüllt jemand. „Ich hab doch keine Lust, mich plattwalzen zu lassen. Vielleicht kann er das Ding nicht mehr rechtzeitig anhalten.“ Die meisten weichen zurück, aber einige stellen sich mit Cara und ihren Freunden in eine Reihe.
„So, das reicht, um den Eingang zu blockieren“, meint Alex. „Bleibt ganz ruhig stehen.“

Caroline fasst nach Alex’ Hand, als der Bulldozer anfährt. „Geht mir aus dem Weg, Leute!“ brüllt der Fahrer. „Wenn ihr nicht sofort verschwindet, seid ihr in einer Minute platter als ein Pfannkuchen.“
Der Bulldozer kommt näher und näher, aber dann hält er zwei Schritte vor der Menschenkette an, und der Fahrer springt auf den Boden.

„Kinder, macht mir doch nicht das Leben schwer“, redet er beschwörend auf Caroline und ihre Freunde ein. „Ich hab hier nen Job zu erledigen, und wenn ich das nicht tue, bekomme ich Ärger. Vielleicht werfen sie mich sogar raus, und das wollt ihr doch nicht, oder? Ich hab selber Kinder. Wollt ihr, dass ich arbeitslos werde? Nein, oder? Also haut ab und lasst mich meine Arbeit machen.“

„Wir bitten Sie doch nur, mal eben im Rathaus anzurufen, bevor Sie anfangen“, versucht Caroline es noch einmal. „Das ist doch nicht zuviel verlangt, oder?“
„Verschwindet endlich, sonst hole ich die Bullen. Aber okay, ihr habt’s ja nicht anders gewollt. Sagt hinterher bloß nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Jetzt mache ich nämlich Ernst. Wenn mir einer von euch im Weg ist, dann ist das sein persönliches Pech.“

Er hat seinen letzten Satz noch nicht ganz beendet, als alle aufhorchen, weil das Geräusch des Motors plötzlich irgendwie verändert klingt.
„Was zum Teufel…“ brüllt der Fahrer, als der Bulldozer sich im Rückwärtsgang auf die Straße zubewegt.
Caroline sieht eine winzige Figur hinter dem Steuer und blondes Haar, das im Wind flattert. „Chrissy?“ schreit sie ungläubig. „Chrissy, was machst du da?“
Doch Chrissy scheint sie gar nicht zu hören. Mit finsterer Miene starrt sie auf die Armaturen, wendet die riesige Baumaschine und fährt dann mit zunehmender Geschwindigkeit den Hügel hinunter.
„Komm sofort zurück!“ brüllt der Fahrer.

„Chrissy!“ Caroline rennt los und die ganze Meute folgt ihr. Allen voran der Fahrer, der vor lauter Wut die Fäuste schüttelt und feuerrot im Gesicht ist.

Alex spurtet an Caroline vorbei. „Hey, Chrissy, bist du übergeschnappt?“ brüllt er, als er den Bulldozer eingeholt hat.
„Ich fahre doch nur das Ding weg, damit er keinen Schaden damit anrichten kann“, ruft Chrissy zurück.
„Chrissy, halt sofort an! Du bringst dich noch um!“
„Ich kann jetzt noch nicht anhalten! Wir sind noch zu nahe dran!“ ruft Chrissy, ohne den Blick von der Straße abzuwenden.
Caroline registriert die ganze Szene mit einer seltsamen Mischung aus Angst und Eifersucht. Sie will wirklich nicht, dass Chrissy etwas passiert, aber sie findet, dass Alex es mit seiner Besorgnis doch ein bisschen übertreibt. Und dann stockt ihr der Atem. Ein Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene kommt ihnen entgegen und hält dann mit quietschenden Reifen quer vor dem Bulldozer an. Zwei Polizisten mit gezogenen Pistolen springen heraus, und Chrissy bringt das Ungetüm, zwei Meter vor dem Hindernis zum Halten.

„Runter da, aber dalli!“ ruft einer der Polizisten ihr zu.
Während Caroline auf den Bulldozer zurennt, hält ein zweiter Polizeiwagen, dann ein dritter, und plötzlich ist die ganze Gruppe Schüler von Polizisten umringt.
„Alles stehen bleiben!“ tönt es aus einem Megaphon. „So, und jetzt kommt alle ganz langsam und ruhig hier rüber.“

Caroline, die sich immer noch nicht angesprochen fühlt, rennt weiter – zu Chrissy, die gerade von zwei Polizisten gepackt wird.
„Warten Sie! Bitte! Nur eine Minute! Ich kann Ihnen alles erklären!“ bettelt Caroline, dann wird sie von zwei Händen gepackt und in eine andere Richtung geschoben.

Das wars wieder einmal. Freu mich über jeden Kommentar von euch