Sind Bafög-Empfänger Schmarotzer???

  • Soo, in der Süddeutschen war diese Woche mal wieder ein Artikel über die bösen Bafög-Empfänger, die zu Unrecht die Unterstützung kassieren und 2001 nen Schaden von 160 Millionen Euro verursacht haben.
    Als ich dann mit dem Zug wieder nach Heidelberg gefahren bin, saßen mir so 2 ältere herren gegenüber, die anscheinend dachten, sie müssten sich über die bösen Studenten auslassen, die den Staat Unsummen kosten... Wir liegen als Studenten ja nur anderen auf der Tasche, kassieren das geld zum Studieren und und und... Wir wären Sozialschmarotzer...


    Es hatte nicht viel gefehlt und ich hätte den Herren mal erklärt, dass jeder, der Bafög empfängt, 5 Jahre nach Förderungsschluss das ganze Geld wieder zurückzahlen muss. Die werten Herren waren nicht richtig informiert, denn Bafög ist eigentlich ein Darlehen und muss Cent für Cent abbezahlt werden. Es sei denn, du kannst alles auf einmal bezahlen (nuja, wer kann dann schon etwa 10.000 € auf einmal bezahlen???), dann wird in Köln bei so nem Amt ausgrechnet, wieviel dir bei Sofortzahlung erlassen wird (kann fast die Hälfte sein!).


    Manche Leute scheinen nicht zu begreifen, dass für viele Schüler, Auszubildende und Studenten Bafög die einzige Möglichkeit ist, das zu tun, was sie wollen. Ich kenne sehr viele Studis, die ohne Bafög aufgeschmissen wären, weil ihre Eltern sie finanziell nicht unterstützen können oder wie auch in meinem Fall nicht unterstützen wollen. Gut, ich gebe zu, es gibt verdammt viele schwarze Schafe. Ich kenne Leute, deren Vater ist Arzt. Der gute Mann gibt sich als Freiberufler aus, dass er sein Einkommen in ne neue Praxis investiert hat. Das Amt prüft sowas nich nach (aber da der Arzt ein Freund und Kunde meines Vaters is, weiß der genau Bescheid, wies finanziell aussieht... Und die Kinder brauchen keinen Cent vom Staat....). Eben diese beiden Kinder kassieren 300 € pro Nase (der Höchstsatz liegt bei 585 €). Ich hab am Anfang 99 € bekommen, obwohl meine Mutter teilweise arbeitslos war. Seit meine Schwester keine Ausbildung mehr macht, bekomm ich 200 €. Es ist in Ordnung und ich hab keinen finanziellen Engpass, da ich im Wohnheim wohne. Meine Mitbewohnerin bekam ihr Bafög gestrichen, obwohl ihr Vater arbeitslos wurde und mittlerweile Rentner ist und die Mutter halbtags als Grundschullehrerin arbeitet. Ein guter Freund von mir bekommt 66 € Bafög, der Vater ist Rentner und die Mutter ist Hausfrau. Sein Zwillingsbruder bekommt gar kein Bafög!!!


    Wie denkt ihr darüber?
    Seht ihr Studenten und andere Bafögempfänger als Schmarotzer an?
    Oder lebt ihr selbst von Bafög oder werdet es beantragen?



    Ehmm, ja, ich dachte mir, zur Feier meines 800. Beitrages, eröffne ich nen neuen Thread! Mir war grad so danach *gg*

  • also ich finde ganz und gar nicht das studenten schmarotzer sind! wie sollen sie denn sonst das studieren und tun, was sie wollen? Und wie du schon sagtest: sie müssen das ja auch zurück bezahlen. also das mt dem arzt:
    ich finde, das ist wirklich ne unverschämtheit! die kinder von dem arzt bekommen total viel geld und welche, deren eltern arbeitslos oder rentner sind, bekommen fast gar nichts! das kann ich nun wirklich nicht verstehen :rolleyes

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    [CENTER][SIZE=1]I feel Guilty
    My words are empty
    No signs to give you
    I don't have a time for you
    You say I'm heartless
    And you say I don't care
    I used to be there for you
    And you've said I seem so dead, that I have changed
    But so have you


    Guilty, guilty, I feel so
    empty, empty
    you know how to make me feel
    [/SIZE][/CENTER]

  • Das Thema ist sehr interessant.
    Ich finde, dass BaföG generell eine gute Sache ist, da Bildung für jeden möglich sein sollte.
    Allerdings sollte das Gesetz mal dringend überarbeitet werden, da es teilweise mit der Verteilung sehr ungerecht zugeht.


    Wie du schon ein Beispiel geschrieben hast, kenne ich auch sehr viele "schwarze Schafe", die BaföG kassieren und dann das gesamte Geld sparen können, um es nach der Ausbildung sofort zurückzuzahlen. Solche Leute brauchen das Geld meiner Meinung nach nicht.

    [CENTER][SIZE=1]Life is uncertain. Eat dessert first.[/SIZE]



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  • Naja so ganz stimmt das aber nicht. Man muß nicht den kompletten Betrag zurüchzahlen. Bafög ist zur Hälte ein zinnsloses Darlehen und zur anderen Hälfte ein Zuschuß vom Staat, den man auch nicht zurückzahlen muß. Sofern natürlich alles mit rechten Dingen zu geht und man nicht unrechtmäßig Bafög bezieht, oder mehr bekommt als einem eigentlich zusteht.
    Ich bekomme auch Bafög und ich sehe mich eigentlich nicht als Sozialschmarotzer :roftl . Ich könnte ansonsten nicht studieren.
    Es ist ja auch nicht so, dass ich Geld vom Staat bekomme und mich damit zu Hause auf meinen Hintern setze. Ich finde dass Ausbildungsförderung eine gute Sache ist. Warum soll denn jemand, dessen Eltern viel leicht nicht ausreichend Geld haben, nicht die Möglichkeit bekommen zu studieren? Und nur mit Nebenjobs kann man halt sein Studium nicht finanzieren, bzw. man kann es natürlich schon, aber dann wird man nicht wirklich zum studieren kommen, was heißt, dass man ich weiß nicht wie viele Semester studiert ohne weiterzukommen...


    Wie auch immer, Grüße Cleo

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    [CENTER][FONT="Century Gothic"]Albert Einstein[/FONT][/CENTER]

  • mein bruderherz kriegt auch bafög :) er braucht das geld glaubsch auch, weil das wohnheim nid gerade billig ist, und er oft mit dem zug zum training fahren muss. er hat aber endlich auch einen job als trainer gekriegt und bezahlt so ziemlich alles was er zum leben braucht selbst. inklusive telefonrechnung :D endlich gibts wieder was warmes zu essen ;)


    sozialschmarotzer sind bafög-empfänger aber ganz bestimmt nicht. aber wenn man nen arzt als vater hat, sollte man schonmal drüber nachdenken wem dieses geld mehr helfen könte als einem selbst.
    nächstes jahr kriege ich vorraussichtlich dann auch bafög wenn ich ins wohnheim komme, und darüber bin ich sehr froh. da muss ich mir die ganzen sachen ja selbst besorgen und mit meinem taschengeld könnt ich da nid überleben. das reicht nid mal für die zugfahrten im monat :)


    ich finde der staat sollte das mal gründlicher kontrollieren..wozu haben die denn ihre ganze mitarbeiter wenn sie sowas nicht kontrollieren? das bringt doch dann nix mehr.


    awec

  • ich selbst bekomme bafög, meine schwester finanziert ihr studium ebenfalls mit bafög. da meine mutter alleinerziehend ist, und mit dem was sie verdient gerade so für sich selbst sorgen kann, ist das auch bitter nötig. zu beginn des studiums habe ich nebenbei gejobbt, um das bafög noch aufzubessern und besser über die runden zu kommen. damals hatte ich auch noch die vorstellung nebenher etwas ansparen zu können, für den notfall oder um es eben gleich nach dem studium zurückzahlen zu können. aber pustekuchen. das mit dem arbeiten nebenher konnt ich schon mit ende des 2. semesters knicken. jetzt hab ich dazu nur noch die vorlesungsfreie zeit, die ja eigentlich für unsere praktika gedacht sind, (ein paar glückliche können es übrigens semesterferien nennen o.O), da ich sonst fürs studium länger brauchen würde als ich vorhatte. und das kann ich mir nicht leisten (eben weil man als bafög-empfänger ja auch bestimmte pflichten erfüllen muss, um weiterhin gefördert zu werden).


    naja, bin ich deshalb ein schmarotzer? ich denke nicht. natürlich würde es mir persönlich auch besser gefallen, wenn ich mir um geld keine sorgen machen müsste weil meine eltern (in dem fall meine mutter) mich ausreichend mit allem versorgen kann. ich versteh nicht so recht, wie die leute auf den trichter kommen man könnte sich mit dem bafög ein tolles leben machen :misstrau selbst mit bafög muss ich jeden pfennig (sorry, cent :rolleyes) zweimal umdrehen, bevor ich ihn ausgebe. ich denke dreimal drüber nach ob ich dieses oder jenes lehrbuch wirklich brauche um mich auf prüfungen vorzubereiten, oder ob ich nicht doch mal die veraltete version aus der bibliothek nehme, die ich nach nichtmal 4 wochen wieder abgeben muss weil 80 andere studenten das buch auch noch lesen wollen ... ich schweife ab :rollauge


    es mag ja vielleicht sein, dass es bei einigen schief läuft, ich persönlich allerdings kenne kein "schwarzes schaf", sondern eher die leute, die eigentlich auf ein bissel unterstützung angewiesen wären, sie aber dennoch nicht bekommen. tja... deutschland, das bildungsland.

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    [SIZE="1"][COLOR="White"]19.08.2006[/COLOR][/SIZE]


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  • Jaaaa, der Bafög...


    Also es bringt nichts, wenn ich jetzt alle eure Aussagen nochmal wiederhole, also sag ich mal schlicht und ergreifen, JA! Ich stimme meinen Vorrednern da in alles Punkten zu (besonders, was die Kontrollen angeht).


    Was gibt es eigentlich für Auflagen, dass man Bafög beziehen kann???

    [COLOR="White"][SIZE="1"]Gelegentlich zurück - vllt erinnert ihr euch ja ^^ Dürft euch dann gerne mal melden! X)[/SIZE][/COLOR]

  • Also mein Bruder studiert und da kriege ich erstmal mit, wie uninteressiert die ganzen Studenten und auch Professoren sind. Letztens ist sogar ein Student gestorben (wahrscheinlich an Drogen oder so...)
    Mein Bruder bekommt Bafög und ich finde, die Studenten brauchen soetwas auch, aber nur wenn sie auch was vernünftiges damit anfangen würden und mit viel Interesse herangehen würden...

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    [COLOR="White"]Deine Kinder vermissen dich... und ich dich auch.[/COLOR][/center]

  • Also ich finde Bafög an sich auch gut, nur ist es schade, dass es, wie magenta666 beschrieben hat, vielleicht manchmal in die falschen Taschen fließt und andere dafür leerausgehen..
    Aber das ist ja fast überall so.


    Also ich würde bafög-Empfänger nicht als Sozialschmarozer bezeichnen.

    [COLOR="Navy"][SIZE="1"][FONT="Century Gothic"][CENTER]Niemand weiß, was in ihm drinsteckt,
    solange er nicht versucht hat, es herauszuholen.[/CENTER][/FONT][/SIZE][/COLOR]

  • Naja, du musst ziemlich viele Auflagen erfüllen, wenn du Anspruch auf Bafög erheben möchtest. Praktisch ist es immer, wenn du noch Geschwister hast. Ich hab ne jüngere Schwester und damit bekommen meine Eltern das auf das Gehalt nach Bafög angerechnet! Das ist ein sogenannter Freibetrag. Der wird normalerweise gleichmäßig auf beide Elternteile aufgespalten, bei mir ist es aber zB so, dass meine Mutter, da sie fast nichts verdient, den Freibetrag nich ausschöpft, und der restbetrag noch bei meinem Vater angerechnet wird.
    Du darfst auch kein Sparkonto besitzen, auf dem mehr als 5000 € drauf sind, du darfst keinen Job nebenbei zum Studium machen, in dem du über 7265 (war das der Betrag) € im Jahr verdienst. Deine Eltern sollten wenn möglich verdammt wenig verdienen (am besten beide weit unter 2000 €). Und und und... Da kommt noch ne Menge dazu. Nuja, des weiteren gibt es Probleme, wenn man vom Grundstudium ins hauptstudium muss. Zu Beginn des 4. Semesters muss ich gewisse Leistungsnachweise einreichen beim Bafögamt. Wenn dir nur ein einziger Schein fehlt, sperren sie dir das Bafög. Sobald du den Nachweis bringst, bekommst du es wieder. Eine aus meinem alten Wohnheim hatte dieses Problem, die musste sich von Freunden Geld leihen, weil sie ohne Bafög pleite war. Kindergeld floss in die Miete und Bafög war für Lebensmittel und Bücher gedacht. Ich finds schon schlimm, dass sowas passiert. Die war echt manchmal dagehockt in der Küche und hat geweint, weil sie nich wusste, wie es weitergehen soll. Ein Problem beim Bafög ist eben, dass man total abhängig davon ist. Ich werd, falls ich weiterstudieren kann, im Winter nur noch 99 € Bafög bekommen. Meine Schwester wird wieder ne Ausbildung machen und die 100 € Unterhalt fallen auch weg von meiner Mutter, da sie im August wahrscheinlich ihren Job verliert. Dh, mein Studium ist für mich wohl zu Ende. Ich bin zwar drauf vorbereitet und such ne Lehrstelle als Buchhändlerin, aber es ist trotzdem manchmal zum Losheulen.


    Bei meinem ersten Antrag kamen 141 € raus. Die haben mir dann damals das geld schon überwiesen geahbt. Dann erst kam der Bewilligungsbrief, in dem stand, dass ich auch schon wieder ne Rückzahlung von 126 € machen darf. Mein Bafög wurde dann wieder auf 99 € runtergekürzt und dank der Rückzahlung auf stolze 81 €. Ich war echt geschockt, und das nur, weil meine Mutter, die 2001 ohne Arbeit war irgendwas wegen der Umschulung aberkannt bekam.. Keine Ahnung, ich raffs bis heut nich.


    Jetzt versuch mal, ein Studium mit 81 € Bafög, 154 € Kindergeld und 100 € Unterhalt zu finanzieren. Meine Miete war bei 160 € im Wohnheim. Ne normale WG in Heidelberg hätte ich mir nich leisten können. Im Wintersemester 2003 hab ich dann das Wohnheim gewechselt und 185 € als Miete und da meine Schwester netterweise ihre Ausbildung geschmissen hat, kam der Freibetrag für sie wieder ins Spiel und mein Bafög ist nur wegen meiner Schwester von eigentlich 99 € auf 238 € gestiegen. Das war ne reisen Erleichterung!


    Im ersten Semester (bevor ich nach Heidelberg gewechselt bin und Bafög beantragt hatte), hab ich noch nebenher gearbeitet. Saß im Supermarkt anner Kasse. Es waren zwar glaub ich bloß 40 Stunden im Monat aber ich war total unter Stress, da ich nebenher noch 30 Semesterwochenstunden hatte. Das ließ sich überhaupt nich mit vereinbaren.