Ich weiß, es geistern noch ein paar FS in der Gegend herum und verstauben vor sich hin.. doch die sind weder vergessen, noch abgebrochen.
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Alice im Wunderland
Lewis Carroll
Kapitel I - Hinunter in den Kaninchenbau
Alice fing an sich zu langweilen; sie saß schon lange bei ihrer Schwester am Ufer und hatte nichts zu tun. Das Buch, das ihre Schwester las, gefiel ihr nicht; denn es waren weder Bilder noch Gespräche darin. "Und was nützen Bücher" dachte Alice, "ohne Bilder und Gespräche?"
Sie überlegte sich eben, so gut es ging, denn sie war schläfrig und dumm von der Hitze, ob es der Mühe wert sei aufzustehen und Gänseblümchen zu pflücken, um eine Kette damit zu machen, als plötzlich ein weißes Kaninchen mit roten Augen dicht an ihr vorbeirannte.
Dies war grade nicht sehr merkwürdig; Alice fand es auch nicht sehr außerordentlich, dass sie das Kaninchen sagen hörte: "O weh, o weh! Ich werde zu spät kommen!" Aber als das Kaninchen seine Uhr aus der Westentasche zog, nach der Zeit sah und eilig fortlief, sprang Alice auf; denn es war ihr doch noch nie vorgekommen, ein Kaninchen mit einer Westentasche und einer Uhr darin zu sehen. Vor Neugierde brennend, rannte sie ihm nach über den Grasplatz, und kam noch zur rechten Zeit, um es in ein großes Loch unter der Hecke schlüpfen zu sehen.
Den nächsten Augenblick war sie ihm nach in das Loch hineingesprungen, ohne zu bedenken, wie in aller Welt sie wieder herauskommen könnte.
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Prolog - Das Mädchen, das nicht sprach
Der Sommer warf sein Licht durch das kleine Fenster und erhellte das spärlich eingerichtete Krankenzimmer. Die Vögel sangen ihre Lieder und leise rauschend wiegten sich die Blätter der Bäume im lauen Morgenwind. Die Tür wurde geöffnet und eine junge, blonde Schwester brachte ein Tablett mit Rührei, Toast und Orangensaft herein. "Guten Morgen, meine Kleine. Hast du gut geschlafen?"
Das Mädchen, das auf dem Stuhl am Fenster saß, antwortete nicht.. es blieb still im Raum. "Ich bringe dir dein Frühstück. Du solltest etwas essen, sonst wirst du noch ganz schwach und krank." Sagte die Schwester, während sie das Tablett auf das kleine Tischchen in der Ecke stellte. "Ich komme nachher wieder, um dich zu waschen. Kann ich dir etwas mitbringen? Ein Buch? Rätselhefte?"
Das Mädchen blieb stumm und starrte ziellos vor sich hin. "Nun gut, ich muss weiter, wir haben noch mehr Patienten. Lass dir dein Frühstück schmecken und wenn du doch noch etwas möchtest, kannst du es mir nachher ja immer noch sagen." Meinte die Schwester freundlich lächelnd und verließ den Raum. Leise fiel die Tür ins Schloss, bevor die Stille wiederkehrte.
Nachdenklich strich sich der Mann im weißen Kittel über seinen ergrauten Bart, während er die schmale Gestalt im Raum vor sich, durch das Spiegelglasfenster beobachtete. Er schätzte das blasse Mädchen mit den dunklen Haaren und den, immer traurigen, blauen Augen auf höchstens 15 Jahre.. älter konnte sie keinesfalls sein. Ihr genaues Alter wusste jedoch niemand.
Ebenso wenig, ihren Namen, woher sie kam oder ob sie Angehörige hatte. All die Zeitungsartikel, all die Nachrichten in TV und Radio hatten nicht helfen können. Niemand vermisste ein Kind, niemand schien sie zu kennen. Nirgends waren Informationen zu ihr zu finden. Sie war eines Tages, wie aus dem Nichts, einfach aufgetaucht und verschaffte Doktor Frank Kellerer seitdem Kopfzerbrechen.
Wie immer saß sie auf ihrem Stuhl, die dünnen Hände auf den Beinen liegend, und sah mit traurigem Blick ziellos ins Leere. "Was sollen wir mit dem Mädchen nur machen?" Es war eine Frage, die Doktor Kellerer in letzter Zeit nur zu oft gestellt wurde. Wie so oft kam sie von seinem Freund und Arbeitskollegen Thomas Bauhammer, der sich zu ihm gesellt hatte.
"Spricht sie immer noch nicht?" "Nein, leider nicht.. Sie spricht nicht, sie isst nicht und sie schläft nicht einmal. Sie tut nichts anderes, als den ganzen Tag lang dort herum zu sitzen und vor sich hin zu starren. Außerdem reagiert sie immer noch nicht. Auf gar nichts. Es scheint, als wäre sie überhaupt nicht hier." Antwortete Herr Bauhammer auf die Gegenfrage des Doktors.
Doktor Kellerer seufzte und rieb sich die schmerzende Stirn. "Hat man inzwischen irgendetwas über sie heraus gefunden?" wollte er wissen und sein Kollege schüttelte den Kopf. "Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, aber bisher ist noch gar nichts dabei heraus gekommen. Es ist, als würde dieses Mädchen gar nicht existieren."
"Das kann doch wohl alles nicht wahr sein!" entfuhr es dem entrüsteten Doktor. Die Arbeit mit diesem geheimnisvollen Mädchen, das weder aß noch sprach, zehrte seit Wochen an seinen Nerven. "Irgendwoher muss sie doch kommen! Irgendwer muss sie doch kennen! Das Mädchen kann doch nicht einfach so vom Himmel gefallen sein!"
"Nun, vom Himmel sicher nicht. Aber mehr können wir auch nicht tun, als Polizei und Medien einzuschalten.." seufzte Thomas und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Kaffeetasse, während sein Blick zu dem Mädchen im Raum wanderte. "Ich frage mich, was in Gottes Namen diesem armen Kind zugestoßen ist.. was hat sie nur derart traumatisiert?"
Prolog Ende