„Hallo!... Was ist? Ihr zögert noch so? Wisst ihr nicht, ob ihr nun ins Kino gehen sollt oder nicht? Also im Hauptsaal läuft bei uns zurzeit „Love to Death“. Ich weiß nicht, ob ihr davon gehört habt…Nein? Der deutsche Titel wurde in „Verhängnisvolle Leidenschaft“ geändert. Also, ich kann ihn nur empfehlen. Also eine Karte für dich? Okay, dann nur den Gang runter. Es ist freie Platzwahl. Viel Spaß. Der Film beginnt auch sofort!“
Es war ein ganz normaler Frühlingsmorgen, als Susan Baker sich, wie immer leicht verspätet, auf den Weg zur Arbeit machte. Seid sechs Jahren war sie Museumsführerin und erklärte den Besuchern des „Various Arts“ alles Wissenswerte über historische Kunstwerke der ganzen Welt.
In der Eingangshalle des Museums war noch mäßiger Betrieb. Doch dies, so wusste Susan, würde sich schnell ändern. Doch Amanda, ihre engste Freundin und Kollegin, war schon da und wartete auf sie. Die pfundige Frau war hochrot im Gesicht und schien außer Atem zu sein.
Freudig umarmten sich die beiden Frauen. „Was ist mit Dir los?“ fragte Susan Amanda, die noch immer nach Atem rang. „Ich dachte es wäre Zeit für eine Diät, und deshalb bin ich mit dem Fahrrad gekommen“, antwortete sie keuchend. Susan konnte ihren Ohren kaum trauen. Amanda…mit dem Fahrrad?!?! Das war wirklich ein befremdlicher Gedanke für Susan.
„Treffen wir uns in der Mittagspause im Restaurant?“ fragte Amanda plötzlich. „Ich dachte du bist…“ „Auf Diät, ja. Du kannst mir ja einen Salat mitbringen, falls du früher da sein solltest.“ Susan konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen, doch sie wollte Amanda nicht entmutigen und nickte ernst.
Bald darauf begann die erste Führung für den heutigen Tag. Es hatte sich nur eine kleine Gruppe eingefunden, doch Susan war das nur recht. So konnte sie besser auf die Fragen der Besucher eingehen und sie detailliert beantworten. Beim Reden beobachtete Susan die Leute vor sich. Alle betrachteten begeistert die Ausstellungsstücke. Nur in der letzen Reihe stand jemand, der sich mehr für sie als für die Statue der Venus zu interessieren schien.
Auch andere Kunstwerke erregten seine Aufmerksamkeit nicht. Vielmehr hing er an Susans Lippen und beobachtete wie sich ihr Mund beim Reden in verschiedenster Weise verformte. „Wer war er? Nun, er sah aus wie ein Student“, dachte Susan. Sie schaute ihn kurz an. Der junge Mann, der diesmal in der ersten Reihe stand, hatte dunkelblondes zotteliges Haar und trug Kleidung aus den 70er Jahren. Er hatte ein offenes Gesicht und wache grüne Augen. Auf seine Weise sah er ganz gut aus.
Um 13.30 Uhr trafen sich Susan und Amanda wie versprochen im Restaurant des Museums. Es war leicht einen Tisch zu bekommen, da der erste Ansturm schon vorbei war.
Also suchten sie sich einen gemütlichen Eckplatz aus. Amanda war sogar so konsequent und hatte sich tatsächlich einen Salat ausgesucht. Sie verzichtete sogar auf das Stück Kuchen, dass sie normalerweise immer als Nachtisch aßen. Es war ihr anscheinend tatsächlich ernst mit der Diät. „Und wie war es bei dir bisher?“ fragte Susan. „Nicht viel los. Ganz angenehm“, erklärte Amanda. „Weißt du, bei mir war heute vielleicht ein merkwürdiger Besucher. Der hat sich gar nicht für die Ausstellung interessiert…“ Susan erzählte Amanda von dem jungen Mann. Als sie fertig war lachte diese nur und fragte:“ Und, sieht er gut aus?“ Susan schlug die Augen nieder:“ Er sieht zwar ganz gut aus, ist aber bestimmt mindestens acht Jahre jünger und außerdem“, sie räusperte sich kurz „bin ich verheiratet.“
„Gregory, Greg?! Wo steckst du?“ rief Susan als sie am Abend nach Hause kam. Sie ging ins Wohnzimmer und sah ihren Mann schlafend auf dem Sofa liegen. Er sah im Schlaf ganz anders aus als sonst. Viel sanfter und verletzlicher. Gregory war in einer Bank beschäftigt und hatte sich dort, trotz seiner erst 34 Jahre auf eine gute Stellung hocharbeitet. Dies war nur durch harte Arbeit und Ergeiz zu schaffen gewesen und Susan war sehr stolz auf ihren Mann, dass er dies alles erreicht hatte. Doch sie kannte auch die Kehrseite seines Erfolgs. Sie hatten kaum Zeit füreinander und in letzter Zeit wurde ihr dies immer wieder schmerzlich bewusst.
Susan ging in die Küche und machte sich einen Kaffee. Sie war müde und ausgelaugt von dem langen Tag im Museum. Trotzdem hätte sie den Abend gern mit Greg verbracht. Sich zusammen aufs Sofa setzen und fernsehen oder gemeinsam etwas Wein trinken. Wann hatten sie das das letzte Mal gemacht? Susan wusste es nicht. Doch sie wollte Gregory auch nicht wecken.
„Hallo Schatz!“ Susan hörte eine Stimme hinter sich und drehte sich um. Anscheinend war ihr Mann durch ihr Kommen geweckt worden. „Hallo, du bist wach? Hab ich dich geweckt?“ „Ja, aber gut so. Sonst hätte ich wohl die ganze Nacht auf dem Sofa verbracht und mir würde morgen der Rücken wehtun. Wie war dein Tag?“ antwortete er. „Wie immer… Bleibst du noch auf?“ „Nein, ich gehe schlafen. Der Tag war sehr anstrengend“, erklärte Gregory und drückte kurz ihren Arm bevor er den Raum verließ. Dann drehte er sich noch mal um:“ Wenn du möchtest können wir morgen Mittagessen gehen. Ich bestelle einen Tisch im „Port o fillio“, ok?“ Susan nickte:“ Um eins?“ „Um eins!“
Am nächsten Tag war Mittwoch und das bedeutete, dass Susan nur nachmittags arbeiten musste. Sie würde also genug Zeit haben mit Greg ins Restaurant zu gehen, nach Hause zu fahren um sich umzuziehen, um dann um 17Uhr im Museum zu sein. Draußen war herrliches Wetter und Susan zog sich ein sommerliches Outfit an. Dann betrachtete sie sich im Spiegel. Etwas fehlte noch. Die Kette! Die kleine silberne Kette mit dem Anhänger. Doch wo war sie?
Dann fiel es ihr ein. Sie hatte sie natürlich zu ihren ganz privaten Schätzen in ihre Korbtruhe gesteckt, in der sie auch Fotos und Briefe aufbewahrte. Sie hatte ewig nicht mehr reingeschaut, entschloss sich nun aber sie aus der Ecke zu ziehen und darin zu stöbern. Und tatsächlich! Sie musste nicht lang suchen, da hatte sie die Kette in der Hand.
Doch plötzlich fielen ihr auch ihre Hochzeitsfotos in die Hand. Sie betrachtete alle Bilder bis sie an einem hängen blieb. Gregory und sie standen vor dem Altar und küssten sich. Wie glücklich sie gewesen war. Susan konnte sich noch genau daran erinnern. Sie hatte vor fünf Jahren mit 27 geheiratet. Ihre Eltern hatten schon befürchtet, sie würde den Bund der Ehe nie eingehen, doch dann war es letztlich doch eingetreten. Mit Greg.
Um Punkt 13Uhr war Susan an der verabredeten Stelle vor dem Restaurant, doch Greg war noch nicht da.
Immer wieder schaute sie auf die Uhr. Inzwischen war es viertel nach eins und Susan wurde langsam ungeduldig. Dann um 13.20 Uhr erschien Gregory endlich.
Gregory wollte seiner Frau zur Begrüßung einen Kuss geben, doch Susan drehte zornig ihren Kopf zur Seite, so dass Gregs Mund den ihren verfehlte. „Warum bist du so spät?“ fragte sie verärgert. „Es tut mir leid, Schatz! Ehrlich. Es war im Büro so viel Arbeit. Da hätte ich unsere Verabredung fast drüber vergessen. Sei nicht böse, mmmhh?“ Aufmunternd schaute er Susan an.
Diese war zwar innerlich immer noch wütend, gab sich aber einen Ruck. Sie wollte alles aber nicht dieses gemeinsame Treffen ruinieren. Also nahmen sie im „Porto fillio“ platz und bestellten ihr essen.
Beim Essen erzählte Gregory Susan von einem neuen Projekt an dem er mitarbeiten durfte. Er schien völlig begeistert zu sein, doch Susan hörte nur mit halbem Ohr hin. „Ach ja, und bevor ich es vergesse, meine Eltern haben uns demnächst übers Wochenende zu sich eingeladen. Du solltest dir also den Termin freihalten, okay?“ Gregory schaute hoch. „Ist irgendwas?“
Sie hatten ihr Essen kaum auf, als sich Gregory von seinem Platz erhob. „Ich würde gern schon jetzt ins Büro, Liebling. Dieses Projekt, von dem ich dir erzählt habe…Ich muss daran weiterarbeiten. Wir können viel Geld damit verdienen! Und dann fahren wir weg, ja?!“ Susan senkte den Blick:“ Ich dachte wir hätten noch Zeit ein Eis zu essen oder durch die Stadt zu bummeln…!“ „Nächstes Mal sicher. Jetzt ist die Arbeit wichtiger. Bis heute Abend!“
Susan war enttäuscht und traurig. Sie hatte sich das Mittagessen anders vorgestellt. Sie hatte noch viel Zeit gehabt, war nach Hause gefahren, und war schließlich umgezogen im Museum. Die letzte Gruppe stand an, und Susan konnte ihren Augen nicht trauen, als sie unter den Leuten den jungen Mann vom Vortag entdeckte. Was veranlasste jemanden zwei Tage nacheinander ins selbige Museum zu gehen und sogar dieselbe Führung mitzumachen? Doch wieder stand er ruhig in der ersten Reihe mit einem karierten Sommerhemd, dass seine auffällig grünen Augen strahlen ließ. Wer war er? Und was wollte er von ihr?
Nach der Führung hatte Susan noch in einigen Dingen nach dem Rechten zu sehen, konnte aber schließlich das Museum verlassen und zu ihrem Auto gehen, dass sie auf dem zugehörigen Parkplatz abgestellt hatte.
Als sie näher trat, entdeckte sie etwas neben ihrem Wagen, ein Briefumschlag. Schnell hob sie ihn auf und suchte nach einem Absender oder einer Adresse. Vielleicht war er ja nicht für sie bestimmt, sondern es hatte ihn jemand verloren? Doch weil die einzige Möglichkeit dies rauszukriegen war den Brief zu öffnen, tat sie dieses auch.
ZitatHallo!
Freitag, 17Uhr in der Ausstellung von Jean Binasse. Ich werde da sein.
Josh
P.S.: Ich schätze Sie können sich denken, wer ich bin.
Josh…war das… Es würde alles so gut zusammenpassen, wenn dieser Josh wirklich der junge Mann war, der ihre Führungen mitgemacht hatte. Josh…Gedankenverloren stieg Susan ins Auto. Sie würde natürlich nicht zu dem Treffen hingehen. Warum sollte sie auch? Sie war verheiratet! Ja! Sie war verheiratet! Und sie war zu alt! Verdammt, warum hatte sie nur dieses Kribbeln im Bauch?
Hallo zusammen. Ich hoffe der 1. Teil meiner Story hat euch gefallen. Ich würde mir wünschen, dass ihr einfach mal eure Meinung bezüglich der Bilder und der Geschichte hier rein schreibt. FORTSETZUNG FOLGT...
Eure Rizi