Kapitel 5
Seit Stunden stand Lex nun schon da und starrte aufs Meer hinaus. Es war ein ungewohnter Anblick für ihn, da sie erst vor einer Woche in dieses Haus eingezogen waren. Lex wollte eigentlich gar nicht aus dem alten Haus raus, aber er willigte Jims Plänen zu weil er wusste, wie sehr ihm dieses Haus an die Zeit vor vier Jahren erinnerte. Eine Zeit, in der Lex noch mitten in der Veränderung seines Körpers steckte. Wie oft hatte er nach Jim geschnappt und wie oft hatte er ihn in den Wahnsinn getrieben, weil er wieder mal das ganze Haus verwüstet hatte. Es gab Tage, da hätte Jim Lex am liebsten vor die Tür gesetzt und ihn sich selbst überlassen, aber die Gefühle die er nach und nach für Lex empfand, hielten ihn davon ab.
„Sag, willst du dich umbringen?“
Erschrocken fuhr Lex zusammen, war er so in Gedanken gewesen dass er ihn nicht gehört hatte?
„Lass mich raten, du stehst die ganze Nacht schon hier oder?“
Wie beiläufig drehte er sich um, sah kurz in die sorgenvollen Augen seines Mannes und schaute dann weg.
Der Gedanke an das was ihm heute bevorstand, ließ sein Herz zerspringen. Wie sollte er nur die nächsten zwei Wochen ohne Jim auskommen? Noch nie waren sie länger als ein paar Stunden getrennt voneinander. Und jetzt direkt zwei Wochen?
Auf einmal packten ihn seine Hände und zwangen Lex ihn anzusehen.
„Lass den Kopf doch nicht so hängen, zwei Wochen die gehen auch vorbei. Du kannst doch jetzt nicht her gehen und die ganze Zeit Trübsal blasen, nur weil ich nicht bei dir bin. Denk bitte dabei auch an mich. Oder denkst du dass ich mich auf irgendwas konzentrieren kann, wenn ich weiß das du hier vor dich hin vegetierst?“
Zaghaft lächelt er Jim an: „Ich werde das nicht überleben, das ist …“
„Nein Lex, du kannst das. In zwei Wochen bin ich wieder hier, ich verlasse dich doch nicht. Verstehst du? Ich komme wieder. Und jetzt komm rein, sonst muss das Taxi gleich warten weil ich dich erst wieder verarzten muss. Du weißt doch zu viel Sonnenlicht bekommt deiner Haut und deinen Augen nicht.“ Energisch griff er nach Lex Hand und zog ihn hinter sich her in die Wohnung.
Wo er Lex in seine Arme schloss und ihn mit dem von Lex so gehassten Dackelblick ansah.
„Ja, ich gebe dir alles was du willst, aber hör auf mich so anzusehen, da wird mir immer ganz flau im Magen.“
„Ich mache mir einfach Sorgen um dich, mir kommt es so vor als würdest du dich in letzter Zeit extrem hängen lassen. Ich mein, sieh dich doch mal an, wenn du so weiter machst bist du bald nur noch Haut und Knochen. Mittlerweile habe ich sogar schon Angst das ich dir was brechen könnte. Ja klar, ich weiß dass man dich nicht unterschätzen sollte, aber denk dran, du bist immer noch zur Hälfte ein Mensch und der braucht eben vernünftige Nahrung.“
„Warum kannst du kein Schmied oder sonst was sein?“ in Lex Stimme lag ein leicht genervter Unterton.
„Sei froh dass ich nur ein popeliger Pfleger bin, wäre ich das was sich meine Eltern erhofft hatten, würdest du oft nur noch schreiend weg ren ...“ er hielt inne und sah nach draußen, das Taxi war da, „Ich muss dann jetzt und weißt du was?“
Erwartungsvoll sah Lex Jim an.
Dieser beugte sich leicht zu ihm nach vorne und flüsterte ihm ins Ohr: „Wenn ich wieder komme gehört dein kleiner Hintern mir und ich gebe mich dann nicht mit einem Mal zufrieden.“
Lüstern sah er Lex an, gab ihn noch einen zärtlichen Abschiedskuss und verschwand dann in das wartende Taxi dessen Fahrer schon ungeduldig am hupte.
Traurig sah Lex dem wegfahrendem Taxi nach.
„Jetzt beginnt also die Probe.“ sprach er voller Trauer zu sich selbst.
Es dauerte eine gewisse Zeit bis Lex sich überhaupt mal von der Stelle bewegte und dann auch nur um sich was anzuziehen.
Gegen Mittag wurde er von der Haustürschelle aus seiner Trance geweckt, eigentlich wollte er das Schellen ignorieren, aber seine innere Stimme drang ihn dazu an die Tür zu gehen.
„Projekt 086 Codename Lex?“ mit diesen Worten wurde Lex angesprochen als er die Tür geöffnet hatte und nach draußen trat.
„Woher weißt du …“ fassungslos hielt er im Satz inne, das war doch nicht möglich, „Name.“ presste Lex zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
„Projekt 086 Beta Codename Sem.“
Fortsetzung folgt ….